14.06.2011, 20:47
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/artikel/C30798/reaktorkatastrophe-von-fukushima-es-bleibt-die-radioaktive-bruehe-30439652.html">http://www.faz.net/artikel/C30798/reakt ... 39652.html</a><!-- m -->
Zitat:Reaktorkatastrophe von Fukushimana toll, müssen wir jetzt den Speicherplatz für Japan erweitern?
Es bleibt die radioaktive Brühe
Neueste Angaben erlauben es, den Hergang der Katastrophe zu rekonstruieren. Dabei wird immer deutlicher, dass wesentlich mehr Strahlung ausgetreten ist, als man anfangs vermutete - und dass die meiste Radioaktivität nach wie vor im Keller der Anlage lauert.
Von Robert Gast
14. Juni 2011 20:18:00 Drei Monate sind seit dem Beginn der Reaktorkatastrophe in Fukushima vergangen, die Arbeiten auf der havarierten Anlage gehen mit Hochdruck weiter. Mittlerweile geben ein fast 400 Seiten langer Bericht der japanischen Atomaufsichtsbehörde und Auskünfte der Betreiberfirma Antworten auf viele bisher offene Fragen.
...
Noch Wochen nach dem Unglück wurde darüber diskutiert, ob in den drei betroffenen Reaktoren eine Kernschmelze stattgefunden hat. Mittlerweile hat sich nicht nur herausgestellt, dass die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 vermutlich zu großen Teilen geschmolzen sind. Sondern auch, dass es zumindest in Block 1 schon wenige Stunden nach dem Erdbeben dazu kam – während Medien weltweit noch vornehmlich über den Tsunami berichteten.
...
Die Blöcke 2 und 3 waren im Gegensatz zu dem älteren Reaktor 1 mit einem fortschrittlicheren Notfallkühlsystem ausgestattet, dessen Pumpen und Ventile durch dampfgetriebene Turbinen mit Strom versorgt werden. Das System fiel im Gegensatz zu allen anderen nicht sofort aus und so konnte der Kühlwasserpegel einige Zeit konstant gehalten werden. In Block 3 eskalierte die Lage daher erst eineinhalb, in Block 2 drei Tage nach dem Erdbeben. Dann aber sank auch dort der Wasserpegel, zumal die Reaktorkerne unter zu hohem Druck standen, um von außen mit den bis dahin herangeschafften Feuerwehrpumpen Wasser hinein pumpen zu können. Sechs Stunden blieben sowohl Block 2 als auch Block 3 ohne Kühlung – genug Zeit, dass auch hier die Brennstäbe schmelzen und auf den Boden des Reaktorgefäßes tropfen konnten.
....
Beim Reaktorunglück im amerikanischen Kernkraftwerk Three-Mile-Island im Jahre 1979 ... schmolzen große Teile des Brennmaterials und tropften auf den Boden des Reaktordruckbehälters. Allerdings konnte damals schnell genug ausreichend Kühlwasser in den Reaktor gepumpt werden, so dass die Schmelze erstarrte, ehe sie sich ins Freie fressen konnte. In Fukushima hingegen hält es die Nisa für wahrscheinlich, dass Teile der Kernschmelze aus dem Reaktordruckbehälter entwichen sind und jetzt auf dem Boden des Sicherheitsbehälters liegen. Womöglich hat hier eine Konstruktionsbesonderheit des in Fukushima verwendeten Reaktortyps das Versagen der Reaktordruckbehälter begünstigt: In Siedewasserreaktoren werden die Brennstäbe sowie Messleitungen von unten in den Reaktordruckbehälter eingeführt, so dass sich dort viele Schweißnähte befinden.
...
Den Technikern vor Ort ist es nach wie vor nicht gelungen, die fest installierten Pumpen im Inneren der Reaktorgebäude wieder in Betrieb zu nehmen. Stattdessen kommen weiterhin externe Pumpen zum Einsatz, mit denen Süßwasser in die Reaktoren befördert wird. Damit scheint es aber zu gelingen, die Reaktorkerne konstant auf einer Temperatur von 100 bis 130 Grad Celsius zu halten.
Auch in die Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente, die genauso wie die Brennstäbe in den Reaktorkernen durchbrennen können, wird weiterhin von außen Wasser gepumpt. Immerhin: Beim Lagerbecken des Block 2 hat Tepco vergangene Woche erstmals wieder einen permanenten Kühlkreislauf installiert.
Außerdem ist die Anlage seit Ende März wieder ans Stromnetz angeschlossen. Allerdings machen den Einsatzkräften gelegentlich auftretende Kurzschlüsse zu schaffen.
....
Nach Einschätzung der Bundesanstalt für Anlagen- und Reaktorsicherheit wird es noch mindestens bis Ende des Jahres dauern, bis permanente Kühlkreisläufe installiert sind und die Anlage damit unter Kontrolle ist. Bis dahin sei die Lage stabil, könne aber nach wie vor kippen, etwa wenn ein weiteres schweres Erdbeben die Arbeiten an den Reaktoren beeinträchtigt.
...