Islamistischer Terrorismus
Zitat:Reportage
Der Soldat Gottes

„Ich weiß nicht, ob sie mich leben lassen.“ Shir Ahmed Shirani war bei der Terrorgruppe Jundollah, die im Iran grausame Verbrechen verübte – und einst von George W. Bush finanziert wurde. Jetzt wartet er auf sein Urteil - von seinen politischen Überzeugungen rückt er nicht ab.
...
Die Ermittler halten Shir, was auf persisch Löwe heißt, für ein Mitglied aus dem inneren Zirkel der Terrorgruppe Jundollah, den „Soldaten Gottes“. Er war enger Vertrauter des im Juni 2010 hingerichteten Anführers Abdulmalik Rigi und sollte offenbar die „Aktionen nach Teheran tragen“, wie es im internen Jargon der Rebellen hieß. Im Auftrag der Terrororganisation mietete Shir Ahmed Shirani eine konspirative Wohnung an und kaufte im Grenzgebiet zur Türkei Waffen.

Seit fünf Jahren machen die selbst ernannten „Soldaten Gottes“ durch immer brutalere Gewalttaten von sich reden. Die Gruppe, die sogar ein Attentat auf die Wagenkolonne von Präsident Mahmud Ahmadinedschad versuchte, will über rund 1000 Kämpfer verfügen. Für Teheran zählt der Al-Qaida-Ableger inzwischen zu den größten Gefahren für den schiitischen Vielvölkerstaat. Der besteht zu 60 Prozent aus Persern, die sich als Hauptachse der Nation fühlen; 40 Prozent gehören Minderheiten an. Dem Terror verschrieben haben sich vor allem sunnitische Untergrundgruppen. So gingen seit 2005 auf das Konto der PKK-Filiale PJAK, die in den Bergen des Dreiecks zwischen Iran, Irak und der Türkei operiert, über 550 Tote. Jundollah am entgegengesetzten Ende des Landes tötete im gleichen Zeitraum 230 Menschen. Knapp 700 wurden verletzt und 70 als Geiseln genommen, meist Grenzschützer, Polizisten oder Revolutionäre Garden.
...
Reisende in Sistan-Balutschistan wurden wahllos aus Autos gezerrt und auf der Stelle exekutiert. Von Terrorchef Abdulmalik Rigi existiert ein Video, auf dem er einem sich verzweifelt wehrenden Opfer eigenhändig den Kopf abschneidet. Schließlich richteten sich drei schwere Selbstmordattentate gegen schiitische Moscheen, als Erstes im Mai 2009 die Iman-Ali-Moschee in Zahedan mit ihren beiden komplett vergoldeten Minaretten. 20 schiitische Gläubige starben. Der bis an die Decke mit Blut bespritzte Gebetsraum ist inzwischen wieder weiß gestrichen, nur die Splitter in den Innensäulen sind noch zu sehen. Der jüngste Anschlag Mitte Dezember 2010 in der Hafenstadt Chahbahar am Persischen Golf kostete 39 Menschen das Leben.
...
Im Hintergrund aber ziehen nach Überzeugung der Teheraner Führung der amerikanische und israelische Geheimdienst die Fäden. Indizien dafür steuerte der US-Journalist Seymour Hersh 2008 im „New Yorker“ bei. Danach ließ der damalige Präsident George W. Bush mit einem 400-Millionen-Dollar Geheimprogramm auch Jundollah finanzieren, um die Islamische Republik zu destabilisieren und das Atomprogramm zu stören. Seit Barack Obamas Amtsantritt allerdings scheint sich der Wind gedreht zu haben. Im vergangenen November setzte Washington Jundollah auf die Terrorliste, ein Schritt, den Teheran mit verhaltenem Lob registrierte.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesspiegel.de/politik/der-soldat-gottes/4036598.html">http://www.tagesspiegel.de/politik/der- ... 36598.html</a><!-- m -->
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: