18.02.2011, 16:32
Diese Freude über den Sturz vom Westen oder Osten hofierter Despoten sollte nicht zu einseitig bewertet werden. Die derzeitige Bewegung trägt beileibe nicht nur den Wesenszug einer Revolte gegen vom Ausland protegierte oder eingesetzte Potentaten. Weder Gaddafi, noch Assad oder Ahmadinedschad wurden vom Westen gestützt. Die Ummünzung dieser Revolte auf eine ausschließlich gegen solche (westliche) Despoten gerichtete ist also evtl. unvollständig. Und ich schrieb schon mal, dass die Vorfreude bei denen, die sich über den Sturz der vom Ausland hofierten Gewaltherrscher freuen, schnell umschlagen könnte, wenn ihr Volk daheim auf die Barrikaden geht. Gerade du, Shahab, solltest dich insofern nicht so schnell auf ein "Verrutschen der westlichen Maske" stürzen. Immerhin hat der Westen, nach einem - zugegebenermaßen - holprigen Eiertanz, sich wenigstens weitestgehend für die Demokratiebewegungen ausgesprochen (egal nun in welcher Färbung). Von den nicht-westlich hofierten Despoten des Nahen Ostens kamen hingegen wenige Sympathieerklärungen, ja eher Warnungen. Im Gegenteil: Gaddafi droht und setzt Gewalt ein und in Teheran redet man offen über die Ausschaltung von Mussawi und Co. und haut Demonstranten ebenso zusammen, bzw. redet sie auch klein (wie du es getan hast).
Insofern: Die Annahme, es handelt sich hier um eine rein gegen westlich oder östlich gestützte Tyrannen gerichtete Revolte, ist eine ziemliche Selbsttäuschung. Das Aufbegehren in Richtung freiheitlicherer Systeme (nennen wir es mal vorsichtshalber noch nicht eine Demokratie) scheint sich wie ein grundsätzlicher Wunsch nach Wandel zu verhalten, egal ob es nun einen kleptokratischen Alt-Pharao, einen skrupellosen Militärherrscher, einen "Familiengroßunternehmer", einen tyrannisch-eitlen Dauerrevolutionsführer oder einen hetzenden Revolutionsgardisten an der Staatsspitze gibt.
Und wer hier versucht eine Hineindeutung vorzunehmen, in welche Richtung die Revolte verläuft, könnte sich sehr schnell überrascht sehen. Zugegeben, die westliche Politik hat allen Anlaß gegeben, dass man heute annehmen könnte, es handele sich ausschließlich nun um eine gegen vom Westen hofierte Regime gerichtete Revolte, aber die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen geben Hinweise darauf, dass sich die Menschen in der muslimischen Welt des Nahen Ostens offenbar nicht mehr instrumentalisieren lassen wollen (egal ob vom Westen oder vom Osten oder von sonstwem), sondern allgemein nach mehr Freiheit und Mitbestimmung streben. Und die Reaktionen der letzten Tage zeigen, dass man dies zähneknirschend und fluchend auch in Tripolis, Damaskus und Teheran bemerkt hat...
Fazit: Der von dir angeführte Gesamtkontext schließt nicht nur Ost und West ein, sondern genauso alle anderen (nichtausländisch-gestützten) Regime, deren Maske nun auch verrutschen könnte. Aber: Diejenigen, die sich ansonsten recht einseitig über die Gewalttaten der westlich oder östlich hofierten Tyrannen erregt haben und die diesbezüglich Menschenrechte eingefordert haben, können ja nun mal zeigen, wie sie es selbst und wirklich mit der Freiheit und der Demokratie halten, wenn es plötzlich an ihrer Türe klopft. Und dann wird auch noch so manche Maske verrutschen - was mich, zugegeben, freut... :mrgreen:
Schneemann.
Insofern: Die Annahme, es handelt sich hier um eine rein gegen westlich oder östlich gestützte Tyrannen gerichtete Revolte, ist eine ziemliche Selbsttäuschung. Das Aufbegehren in Richtung freiheitlicherer Systeme (nennen wir es mal vorsichtshalber noch nicht eine Demokratie) scheint sich wie ein grundsätzlicher Wunsch nach Wandel zu verhalten, egal ob es nun einen kleptokratischen Alt-Pharao, einen skrupellosen Militärherrscher, einen "Familiengroßunternehmer", einen tyrannisch-eitlen Dauerrevolutionsführer oder einen hetzenden Revolutionsgardisten an der Staatsspitze gibt.
Und wer hier versucht eine Hineindeutung vorzunehmen, in welche Richtung die Revolte verläuft, könnte sich sehr schnell überrascht sehen. Zugegeben, die westliche Politik hat allen Anlaß gegeben, dass man heute annehmen könnte, es handele sich ausschließlich nun um eine gegen vom Westen hofierte Regime gerichtete Revolte, aber die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen geben Hinweise darauf, dass sich die Menschen in der muslimischen Welt des Nahen Ostens offenbar nicht mehr instrumentalisieren lassen wollen (egal ob vom Westen oder vom Osten oder von sonstwem), sondern allgemein nach mehr Freiheit und Mitbestimmung streben. Und die Reaktionen der letzten Tage zeigen, dass man dies zähneknirschend und fluchend auch in Tripolis, Damaskus und Teheran bemerkt hat...
Fazit: Der von dir angeführte Gesamtkontext schließt nicht nur Ost und West ein, sondern genauso alle anderen (nichtausländisch-gestützten) Regime, deren Maske nun auch verrutschen könnte. Aber: Diejenigen, die sich ansonsten recht einseitig über die Gewalttaten der westlich oder östlich hofierten Tyrannen erregt haben und die diesbezüglich Menschenrechte eingefordert haben, können ja nun mal zeigen, wie sie es selbst und wirklich mit der Freiheit und der Demokratie halten, wenn es plötzlich an ihrer Türe klopft. Und dann wird auch noch so manche Maske verrutschen - was mich, zugegeben, freut... :mrgreen:
Schneemann.