08.02.2009, 02:15
IMHO jein. Russland und die EU haben durchaus in einigen Punkten Konfliktstoff und wenn man die EU in ihre Bestandteile zerlegt, dann haben einige Staaten sogar sehr viel an potenziellem Konfliktststoff mit Russland.
Das kann man so einfach nicht wegdiskutieren. Sicherlich hat Sarkozys allzu direkte Aussage in München, dass Russland keine militärische Gefahr für Europa ist, einen durchaus wahren und zutreffenden Kern. Allerdings ist sie eben durchaus auch konditioniert in ihrer Gültigkeit. Zum einen wenden sich Sarkozys eigene Aussagen gegen seine eigene Feststellung - ein Land mit so vielen Problemen mag zwar keine subtanzielle militärische Gefährdung für ganz Europa sein, aber aus starken inneren Problemstellungen resultierten nach außen durchaus auch unberechenbare Abenteuer. Innere Labilität kann sich bei größeren Mächten auch in außenpolitischer Aggressivität manifestieren - auch dies zeigt die historische Erfahrung. Aus Paris mag diese unschöne Eventualität als unbedeutend bewertet werden, aber - und nun zum anderen Punkt - in Narwa, an der Grenze zu Russland, wird man solche eventuellen Aussetzer und Abenteuer sicherlich anders bewerten. Eigene Kleinheit und Schwäche, geographische Nähe und negativ prägende historische Erfahrung fundieren da eine anders gelagerte Gefahreneinschätzung, die auch ein rhetorisch brillianter und zupackend wirkender Sarkozy nicht wegdiskutieren kann und die durchaus auch in Sachen Plausibilität und Sachlage nicht aus der Luft gegriffen ist.
Und auch in Sachen Indien und gerade in Sachen China würde ich nicht konditionslos dir zustimmen wollen. Das ist dafür der falsche Thread, dafür etwas generalisierter: Die Eliten in vielen großen Schwellenländern und aufkommenden Großmächten wie eben examplarisch Russland und China haben mit einem Großteil des amerikanischen Establishment in einem Punkt eine große Gemeinsamkeit, die sie von Europa scheiden: In der Denkweise stimmen nämlich (leider) große Teile der russischen, aber auch chinesischen Eliten mit dem alten Denkstil des konservativen Teil des amerikanischen Establishments überein: Alle drei denken nämlich in (neo)realistischen Denkkategorien, also in nationalstaatlichen Machtkategorien, die auf Nullsummenspielen beruhen und internationale Zusammenarbeit bestenfalls als beschränktes Mittel zum Zweck ansehen. Da haben Russen, Chinesen und Amerikaner - letztere bis unter Bush - viel gemeinsam leider. Wenn man sieht, wie China weltweit versucht Einfluss zu gewinnen, und das nicht nur in Asien, sondern auch und gerade in Afrika, sieht man, dass die fortschrittlichen Denkkategorien des "neuen Amerikas" und Europas noch nicht überall geteilt werden. Immerhin waren den Chinesen die sudanesischen Rohstoffe die Deckung eines großangelegten Massenmordens wert.
Bei Indien wäre ich sicherlich mehr geneigt, deiner Einschätzung zuzustimmen.
Aber das sollten wir woanders diskutieren.
Im Rahmen dieses Threads bleibt mir nur zu sagen, dass der Grad zwischen Kooperation und Konflikt oft schmal ist und von vielen Punkten abhängig ist. Daher ist bezüglich der realen, erwartbaren Geschehnisse solch eine positive Sichtweise leider nicht immer gerechtfertigt. Idealerweise wäre natürlich eine Kooperation zwischen Russland und der EU für alle Seiten gewinnträchtig und gut. Aber, etwas pathetisch gesagt, könnten wohl auch heute schon alle 6,5 oder 6,7 Milliarden Menschen auf unserem Planeten ein gutes Leben führen. Dass dies nicht der Fall ist, ganz im Gegenteil die Mehrzahl jämmerlich dahinlebt, zeigt, dass es leider oft aus vielen Gründen leider nicht so geht und passiert, wie es sollte und für alle am besten wäre.
Daher wird aus den verschiedenen Gründen heraus auch weiterhin im EU-Russland Verhältnis mit vielen Verstimmungen zu rechnen sein, zu denen alle Beteiligten beitragen werden: Westeuropäer, Osteuropäer und Russland.
Das kann man so einfach nicht wegdiskutieren. Sicherlich hat Sarkozys allzu direkte Aussage in München, dass Russland keine militärische Gefahr für Europa ist, einen durchaus wahren und zutreffenden Kern. Allerdings ist sie eben durchaus auch konditioniert in ihrer Gültigkeit. Zum einen wenden sich Sarkozys eigene Aussagen gegen seine eigene Feststellung - ein Land mit so vielen Problemen mag zwar keine subtanzielle militärische Gefährdung für ganz Europa sein, aber aus starken inneren Problemstellungen resultierten nach außen durchaus auch unberechenbare Abenteuer. Innere Labilität kann sich bei größeren Mächten auch in außenpolitischer Aggressivität manifestieren - auch dies zeigt die historische Erfahrung. Aus Paris mag diese unschöne Eventualität als unbedeutend bewertet werden, aber - und nun zum anderen Punkt - in Narwa, an der Grenze zu Russland, wird man solche eventuellen Aussetzer und Abenteuer sicherlich anders bewerten. Eigene Kleinheit und Schwäche, geographische Nähe und negativ prägende historische Erfahrung fundieren da eine anders gelagerte Gefahreneinschätzung, die auch ein rhetorisch brillianter und zupackend wirkender Sarkozy nicht wegdiskutieren kann und die durchaus auch in Sachen Plausibilität und Sachlage nicht aus der Luft gegriffen ist.
Und auch in Sachen Indien und gerade in Sachen China würde ich nicht konditionslos dir zustimmen wollen. Das ist dafür der falsche Thread, dafür etwas generalisierter: Die Eliten in vielen großen Schwellenländern und aufkommenden Großmächten wie eben examplarisch Russland und China haben mit einem Großteil des amerikanischen Establishment in einem Punkt eine große Gemeinsamkeit, die sie von Europa scheiden: In der Denkweise stimmen nämlich (leider) große Teile der russischen, aber auch chinesischen Eliten mit dem alten Denkstil des konservativen Teil des amerikanischen Establishments überein: Alle drei denken nämlich in (neo)realistischen Denkkategorien, also in nationalstaatlichen Machtkategorien, die auf Nullsummenspielen beruhen und internationale Zusammenarbeit bestenfalls als beschränktes Mittel zum Zweck ansehen. Da haben Russen, Chinesen und Amerikaner - letztere bis unter Bush - viel gemeinsam leider. Wenn man sieht, wie China weltweit versucht Einfluss zu gewinnen, und das nicht nur in Asien, sondern auch und gerade in Afrika, sieht man, dass die fortschrittlichen Denkkategorien des "neuen Amerikas" und Europas noch nicht überall geteilt werden. Immerhin waren den Chinesen die sudanesischen Rohstoffe die Deckung eines großangelegten Massenmordens wert.
Bei Indien wäre ich sicherlich mehr geneigt, deiner Einschätzung zuzustimmen.
Aber das sollten wir woanders diskutieren.
Im Rahmen dieses Threads bleibt mir nur zu sagen, dass der Grad zwischen Kooperation und Konflikt oft schmal ist und von vielen Punkten abhängig ist. Daher ist bezüglich der realen, erwartbaren Geschehnisse solch eine positive Sichtweise leider nicht immer gerechtfertigt. Idealerweise wäre natürlich eine Kooperation zwischen Russland und der EU für alle Seiten gewinnträchtig und gut. Aber, etwas pathetisch gesagt, könnten wohl auch heute schon alle 6,5 oder 6,7 Milliarden Menschen auf unserem Planeten ein gutes Leben führen. Dass dies nicht der Fall ist, ganz im Gegenteil die Mehrzahl jämmerlich dahinlebt, zeigt, dass es leider oft aus vielen Gründen leider nicht so geht und passiert, wie es sollte und für alle am besten wäre.
Daher wird aus den verschiedenen Gründen heraus auch weiterhin im EU-Russland Verhältnis mit vielen Verstimmungen zu rechnen sein, zu denen alle Beteiligten beitragen werden: Westeuropäer, Osteuropäer und Russland.