08.10.2008, 13:03
Erich schrieb:
Wegen des Wortes des Gleichwertigkeit: Es ist richtig, dass es jemandem, der irgendwo eingesperrt ist und der misshandelt wird, recht egal ist, ob er jetzt von rechten oder linken Militärs misshandelt wird. Nur: Bei uns und in unserem Alltag verschwimmen hier gerade die Grenzen, und dies führt zu teils abenteuerlichen Argumenten. Und diese Unwissenheit führt anderweitig oft zu Fehldeutungen, ja zu unbewussten Falschauslegungen. Genauso wie das Wissen um die DDR hier im Lande sehr gering ist, genauso wenig wissen hierzulande die Leute über Castros Kuba, Verbrechen hinter dem Eisernen Vorhang oder Verbrechen, die dem linken Spektrum der Politik entsprangen. Wenn ich mit Leuten diskutiere und streite, auch in meinem Studentenumfeld, so kommen linke Diktaturen meistens besser weg als rechte. Das Castro nachweislich mehr Menschen auf dem Gewissen hat als z. B. Pinochet, spielt dann keine Rolle. Der andere muss einfach schlimmer gewesen sein, einfach schon deshalb, weil er ein faschistoider Diktator war. Und das nervt mich dann doch.
Oft kommt in den Diskussionen auch Nordkorea vor. Ungefährt fünfmal häufiger regen sich Gesprächsteilnehmer darüber auf, dass die USA Druck auf dieses Land ausüben würden, als dass sie sich über die Zustände in diesem verbrecherisch-bizarren, stalinistischen Land erregen, wo Millionen Menschen hungern und Zehntausende in Lagern sitzen. Ähnlich verhält es sich mit dem Iran (wenngleich auch dieses Thema recht selten angesprochen wird): Es sind die bösen, mit Krieg drohenden Israelis und Amerikaner, die hier die Bösewichte sind. Das Mullah-Regime, mit seiner repressiven Ader, den vielen Hinrichtungen, dem irren Präsidenten, alles spielt meistens eine untergeordnete Rolle.
Insofern: Ich rede, um bei meinen Bsp. zu bleiben, die auch als Bsp. für einen Gesamtrahmen (USA und UdSSR gesehen werden könnten), Pinochet oder Castro nicht schön (hast du auch nicht unterstellt), aber ich versuche beide irgendwie zu betrachten, ohne dem einen etwas mehr Schlechteres anzudichten als dem anderen. Insofern bleiben nur Zahlen übrig; Zahlen, die zwar den Betroffenen nicht helfen, ja alles auf einen kalten Haufen von Berechnungen reduzieren, aber Zahlen die immerhin aussagen, wer wo wie schlimm gewütet hat. Und wenn dann ausnahmsweise der linksgerichtete Tyrann schlimmer war als der rechte, so möchte ich dies auch sagen können, ohne mir sogleich anhören zu müssen, welcher rechte Verbrecher ja gefälligst irgendwo auch was verbrochen hat und wo die USA ihre Finger im Spiel hatten.
Schneemann.
Zitat: Aber ich gebe Dir recht: die Ausrottungskriege der NS-Zeit (auch gegenüber eigenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Abstimmung oder Religion) stellen alles in den Schatten, was andere verübt haben.Die Vernichtungsideologie der NS-Zeit stellt alles dadurch in den Schatten, weil quasi die industrielle Vernichtung von menschlichem Leben geplant und umgesetzt wurde (wie kann man auch Gaskammern mit angeschlossenen Verbrennungsöfen und Aschemühlen sonst umschreiben?). Aber gemessen an der Zahl der Opfer stellt sie nicht alles in den Schatten. Stalin alleine ließ doppelt so viele Kulaken umbringen und verhungern wie die Deutschen Juden oder andere Minderheiten umbrachten. Und auch Mao brachte sicher mehr Menschen den Tod als Hitler, wenngleich allerdings zumeist nur Inländern, sprich Chinesen.
Als "gleichwertig" kann man dann - abgesetzt vom NS-Terror - vielleicht die Gräuel unter Stalin und Mao einorden.
Und bei dem Wort "gleichwertig" sträuben sich mir schon wieder die Finger. Terror ist für den einzelnen Betroffenen bzw. dessen Angehörige immer die maximale Belastung. Wer über dem Meer gefesselt aus dem Flugzeug der argentinischen Soldateska geworfen wird, wird sich gegenüber anderen Terroropfern nicht besonders "priveligiert" vorkommen.
Soll jetzt eine Differenzierung nach der Intensität, der Zahl der Opfer erfolgen? Oder nach der Frage, ob auch noch Kinder kaltblütig ermordet wurden?
Wegen des Wortes des Gleichwertigkeit: Es ist richtig, dass es jemandem, der irgendwo eingesperrt ist und der misshandelt wird, recht egal ist, ob er jetzt von rechten oder linken Militärs misshandelt wird. Nur: Bei uns und in unserem Alltag verschwimmen hier gerade die Grenzen, und dies führt zu teils abenteuerlichen Argumenten. Und diese Unwissenheit führt anderweitig oft zu Fehldeutungen, ja zu unbewussten Falschauslegungen. Genauso wie das Wissen um die DDR hier im Lande sehr gering ist, genauso wenig wissen hierzulande die Leute über Castros Kuba, Verbrechen hinter dem Eisernen Vorhang oder Verbrechen, die dem linken Spektrum der Politik entsprangen. Wenn ich mit Leuten diskutiere und streite, auch in meinem Studentenumfeld, so kommen linke Diktaturen meistens besser weg als rechte. Das Castro nachweislich mehr Menschen auf dem Gewissen hat als z. B. Pinochet, spielt dann keine Rolle. Der andere muss einfach schlimmer gewesen sein, einfach schon deshalb, weil er ein faschistoider Diktator war. Und das nervt mich dann doch.
Oft kommt in den Diskussionen auch Nordkorea vor. Ungefährt fünfmal häufiger regen sich Gesprächsteilnehmer darüber auf, dass die USA Druck auf dieses Land ausüben würden, als dass sie sich über die Zustände in diesem verbrecherisch-bizarren, stalinistischen Land erregen, wo Millionen Menschen hungern und Zehntausende in Lagern sitzen. Ähnlich verhält es sich mit dem Iran (wenngleich auch dieses Thema recht selten angesprochen wird): Es sind die bösen, mit Krieg drohenden Israelis und Amerikaner, die hier die Bösewichte sind. Das Mullah-Regime, mit seiner repressiven Ader, den vielen Hinrichtungen, dem irren Präsidenten, alles spielt meistens eine untergeordnete Rolle.
Insofern: Ich rede, um bei meinen Bsp. zu bleiben, die auch als Bsp. für einen Gesamtrahmen (USA und UdSSR gesehen werden könnten), Pinochet oder Castro nicht schön (hast du auch nicht unterstellt), aber ich versuche beide irgendwie zu betrachten, ohne dem einen etwas mehr Schlechteres anzudichten als dem anderen. Insofern bleiben nur Zahlen übrig; Zahlen, die zwar den Betroffenen nicht helfen, ja alles auf einen kalten Haufen von Berechnungen reduzieren, aber Zahlen die immerhin aussagen, wer wo wie schlimm gewütet hat. Und wenn dann ausnahmsweise der linksgerichtete Tyrann schlimmer war als der rechte, so möchte ich dies auch sagen können, ohne mir sogleich anhören zu müssen, welcher rechte Verbrecher ja gefälligst irgendwo auch was verbrochen hat und wo die USA ihre Finger im Spiel hatten.
Schneemann.
