20.03.2008, 02:57
Ja, sicher, nur das ist eben relativ typisch für solche
"Modernisierungsprozesse". Das hat nicht überall so stattgefunden, aber schaut man in viele andere Länder und Reiche, gerade auch die kommunistischen, so kann man in der Entwicklung Russlands und der Sowjetunion und sogar zum Teil auch in Jugoslawien ziemliche Parallelen finden.
Dabei darfst du aber nie den imperialen Charakter Chinas vergessen. Typisch war dabei immer eine Differenzierung zwischen Zentrum und Peripherie und im Zentrum war dabei für das chinesische Reich neben allerlei anderen Einflüssen auch stark der Han-chinesische Einfluß prägend.
Wenn man jetzt bedenkt, dass im Rahmen der Alphabetisierung und weiteren Entwicklung Sprache, Kultur und Denken der Menschen einen großen Schub erhalten, werden solche Fragen natürlich auch wichtiger. Die Zentralregierung will dabei natürlich versuchen, den Zusammenhalt des Reiches zu fundieren und will verhindern, dass all die ganzen Völkerschaften, Stämme und Dialekte zu einem Riss oder gar Zusammenbruch Chinas führen. Und dabei musst du bedenken, dass auch ohne verstärkte Sinologisierung diese Völkerschaften durch die Alphabetisierung und weitere Entwicklung der Gesellschaft sich selbst stärker artikulieren würden. Das Problem dabei ist, dass China aber ein autoritäres Regime ist und wohl kaum plötzlich föderal werden will. Und selbst dann würde es viel politisches Geschick erfordern, all die sich bildenden ethno-politischen Identitäten in das "heutige chinesische Reich" zu integrieren. Ergo wählt man eben den Versuch, so viel wie möglich an Auflackern lokaler Eigenidentitäten abzuwürgen durch die Förderung einer einzelnen Identität. Und dass das nun die han-chinesische ist, sollte auch nicht so verwundern, schließlich ist das zum einen das historische Zentrum des Reiches und zum anderen ist das nunmal der boomende Landesteil. Schließlich vergisst du auch eine Sache bei deinen ganzen Schilderungen: Es geht nämlich nicht nur darum, den ganzen Völkerschaften ihr nationales Erwachen so weit wie möglich zu vermiesen, es geht auch darum, den ostchinesischen Han-Chinesen eine neue Identität, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben. Denn, wie du ja auch schreibst, hat die kommunistische Ideologie massiv an Boden verloren. De-facto ist sie nur noch ein reiner Propagandawitz. Und selbst wenn auch Recht hast und die kommunistische chin. Identität schon sehr han-chinesisch geprägt war, so bleibt aber dennoch mit dem Wegbrechen der kommunistischen Realität das Problem, einen Ersatz auch für diese kommunist. Ideologie und die daraus abgeleitete Identität zu schaffen. Und da nutzt eben die Zentralregierung gerade auch bei den boomenden ostchinesischen Gebieten einen exklusiven han-Nationalismus, um eben auch diese boomenden Gebiete an sich zu binden und sie von möglichen Freiheits- und Demokratieforderungen abzulenken. Wie gesagt, das ist die andere Seite der Medaille, die du vergisst. Es geht nicht nur darum, kleine und größere Völkerschaften und Stämme (in meinen Augen auch Dialekte und tribale Abspaltungen) zu assimilieren, sondern eben auch die erfolgreichen kapitalistischen Ostchinesenen mit einer sie erfüllenden Ideologie und Identität zu versorgen und so die Herrschaft Pekings weiter zu zementieren. Und in diesem Punkt ist die Politik der KP-Führung durchaus erfolgreich, weil gerade die boomenden, gebildeten und neureichen Ostchinesen diesen neuen chin. Nationalismus gut annehmen und verinnerlichen.
Aus dieser Perspektive und angesichts immer bestehender zentrifugaler Kräfte aus der Peripherie in einem so großen Reich sind die Bestrebungen der KP in meinen Augen zwar sicher moralisch fragwürdig, aber politisch verständlich und nicht mal unerfolgreich bisher.
"Modernisierungsprozesse". Das hat nicht überall so stattgefunden, aber schaut man in viele andere Länder und Reiche, gerade auch die kommunistischen, so kann man in der Entwicklung Russlands und der Sowjetunion und sogar zum Teil auch in Jugoslawien ziemliche Parallelen finden.
Dabei darfst du aber nie den imperialen Charakter Chinas vergessen. Typisch war dabei immer eine Differenzierung zwischen Zentrum und Peripherie und im Zentrum war dabei für das chinesische Reich neben allerlei anderen Einflüssen auch stark der Han-chinesische Einfluß prägend.
Wenn man jetzt bedenkt, dass im Rahmen der Alphabetisierung und weiteren Entwicklung Sprache, Kultur und Denken der Menschen einen großen Schub erhalten, werden solche Fragen natürlich auch wichtiger. Die Zentralregierung will dabei natürlich versuchen, den Zusammenhalt des Reiches zu fundieren und will verhindern, dass all die ganzen Völkerschaften, Stämme und Dialekte zu einem Riss oder gar Zusammenbruch Chinas führen. Und dabei musst du bedenken, dass auch ohne verstärkte Sinologisierung diese Völkerschaften durch die Alphabetisierung und weitere Entwicklung der Gesellschaft sich selbst stärker artikulieren würden. Das Problem dabei ist, dass China aber ein autoritäres Regime ist und wohl kaum plötzlich föderal werden will. Und selbst dann würde es viel politisches Geschick erfordern, all die sich bildenden ethno-politischen Identitäten in das "heutige chinesische Reich" zu integrieren. Ergo wählt man eben den Versuch, so viel wie möglich an Auflackern lokaler Eigenidentitäten abzuwürgen durch die Förderung einer einzelnen Identität. Und dass das nun die han-chinesische ist, sollte auch nicht so verwundern, schließlich ist das zum einen das historische Zentrum des Reiches und zum anderen ist das nunmal der boomende Landesteil. Schließlich vergisst du auch eine Sache bei deinen ganzen Schilderungen: Es geht nämlich nicht nur darum, den ganzen Völkerschaften ihr nationales Erwachen so weit wie möglich zu vermiesen, es geht auch darum, den ostchinesischen Han-Chinesen eine neue Identität, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben. Denn, wie du ja auch schreibst, hat die kommunistische Ideologie massiv an Boden verloren. De-facto ist sie nur noch ein reiner Propagandawitz. Und selbst wenn auch Recht hast und die kommunistische chin. Identität schon sehr han-chinesisch geprägt war, so bleibt aber dennoch mit dem Wegbrechen der kommunistischen Realität das Problem, einen Ersatz auch für diese kommunist. Ideologie und die daraus abgeleitete Identität zu schaffen. Und da nutzt eben die Zentralregierung gerade auch bei den boomenden ostchinesischen Gebieten einen exklusiven han-Nationalismus, um eben auch diese boomenden Gebiete an sich zu binden und sie von möglichen Freiheits- und Demokratieforderungen abzulenken. Wie gesagt, das ist die andere Seite der Medaille, die du vergisst. Es geht nicht nur darum, kleine und größere Völkerschaften und Stämme (in meinen Augen auch Dialekte und tribale Abspaltungen) zu assimilieren, sondern eben auch die erfolgreichen kapitalistischen Ostchinesenen mit einer sie erfüllenden Ideologie und Identität zu versorgen und so die Herrschaft Pekings weiter zu zementieren. Und in diesem Punkt ist die Politik der KP-Führung durchaus erfolgreich, weil gerade die boomenden, gebildeten und neureichen Ostchinesen diesen neuen chin. Nationalismus gut annehmen und verinnerlichen.
Aus dieser Perspektive und angesichts immer bestehender zentrifugaler Kräfte aus der Peripherie in einem so großen Reich sind die Bestrebungen der KP in meinen Augen zwar sicher moralisch fragwürdig, aber politisch verständlich und nicht mal unerfolgreich bisher.