18.03.2008, 18:05
Bastian: Moralisch muss man sowas natürlich verurteilen, allerdings müsste man da kaum mit dem Verurteilen aufhören können.
Zudem: Die Kritik in Sachen Israel kommt nicht aus einer moralischen Sichtweise heraus (zumindest bei mir), sondern aus der Einsicht in die Erkenntnis, dass diese israelische Politik für Israel selbst kontraproduktiv und negative Folgen hat, weil der "Widerstand" der Palästinenser einfach innenpolitisch und überhaupt für Israel schwere Kosten bringt, die auch und gerade bei den israelischen Politikprämissen (schutz der eigenen heimat) so nicht sein müssten. Der Konflikt liegt einfach anders als in Tibet, so dass man im Fall Israel-Palästina nicht mal moralisch argumentieren muss, um die israelische Politik zu kritisieren. Sie sit auch machtpolitisch/funktional dysfunktional langfristig.
Weiterhin hat China im Gegensatz zu Israel und zur NATO im Kosovo nicht den Anspruch moderne Demokratien zu sein.
Was soll man denn von einer autoritären Regierung schon erwarten, die ängstlich versucht, ihr Milliardenreich zusammenzuhalten? Schließlich bröckelt doch ihre bisheringe einheitsstiftende Ideologie, der Kommunismus immer weiter ab.
Verwerflich ist das, was in Tibet vorgeht alle Mal. Aber so gesehen muss man halt auch sagen, dass die Welt und der Mensch schlecht sind.
Und natürlich hat dieser Konflikt auch soziale Ursachen, weil die einheimischen Tibeter wohl nicht diejenigen sind, die wirtschaftlich gut dastehen, sondern die neuen Einwanderer. Daher verbinden sich hier politische mit sozialen und wirtschaftlichen Motiven.
Und was nun Hojs Insistieren auf seiner Gleichung Ethnie=Identität angeht, bestreite ich weiterhin diese pauschale Richtigkeit. Hast du meine Gegenbeispiele nicht gelesen und verstanden? Wie wärs mit weiteren? In Frankreich verstanden im 18. Jahrhundert nur wenige Prozent der Menschen "französisch", ein Franzose aus der Bretagne oder auch dem Langedouc konnte einen Pariser nicht verstehen, weil deren Dialekte zu unterschiedlich sind. Und doch wurde daraus zumindest für ein ein paar Jahrhunderte Frankreich geschmiedet.
Oder nehmen wir die andere Richtung. Es gibt nicht umsonst eine serbo-kroatische Sprachfamilie. An sich ist zwischen slowenisch, kroatisch und serbisch kaum ein Unterschied in der Sprache, kaum mehr als zwischen "fränzösisch" und bretagnisch. Und doch wurden aus ersterem drei verschiedene "Nationen",obwohl es eigentlich mehr oder minder eine Ethnie ist. Was ich die ganze zeit damit sagen will: Identitäten und auch Ethnien sind variabel und die gefühlten/empfundenen Identitäten können sich ändern.
Theoretisch müsste ich jetzt auf die Entwicklung Chinas eingehen und das Problem, wie im die chin. KP trotz Zusammenbruchs der kommunist. Systems weiterhin an der Macht bleiben will und das Land zusammenhalten will. Denn die Modernisierung schafft neue Identitäten, neue Gewissheiten und da versucht man mit einem aggressiven Nationalismus China als Einheit darzustellen, insbesondere für den boomenden Osten. Aber es bleibt dabei: Es gibt keinen Automatismus,dass Ethnie gleich Identität ist. Ein Katalane kann Katalane, Spanier und auch Europäer sein. Je nach Umständen dominieren verschiedebe Verständnisse...
Zudem: Die Kritik in Sachen Israel kommt nicht aus einer moralischen Sichtweise heraus (zumindest bei mir), sondern aus der Einsicht in die Erkenntnis, dass diese israelische Politik für Israel selbst kontraproduktiv und negative Folgen hat, weil der "Widerstand" der Palästinenser einfach innenpolitisch und überhaupt für Israel schwere Kosten bringt, die auch und gerade bei den israelischen Politikprämissen (schutz der eigenen heimat) so nicht sein müssten. Der Konflikt liegt einfach anders als in Tibet, so dass man im Fall Israel-Palästina nicht mal moralisch argumentieren muss, um die israelische Politik zu kritisieren. Sie sit auch machtpolitisch/funktional dysfunktional langfristig.
Weiterhin hat China im Gegensatz zu Israel und zur NATO im Kosovo nicht den Anspruch moderne Demokratien zu sein.
Was soll man denn von einer autoritären Regierung schon erwarten, die ängstlich versucht, ihr Milliardenreich zusammenzuhalten? Schließlich bröckelt doch ihre bisheringe einheitsstiftende Ideologie, der Kommunismus immer weiter ab.
Verwerflich ist das, was in Tibet vorgeht alle Mal. Aber so gesehen muss man halt auch sagen, dass die Welt und der Mensch schlecht sind.
Und natürlich hat dieser Konflikt auch soziale Ursachen, weil die einheimischen Tibeter wohl nicht diejenigen sind, die wirtschaftlich gut dastehen, sondern die neuen Einwanderer. Daher verbinden sich hier politische mit sozialen und wirtschaftlichen Motiven.
Und was nun Hojs Insistieren auf seiner Gleichung Ethnie=Identität angeht, bestreite ich weiterhin diese pauschale Richtigkeit. Hast du meine Gegenbeispiele nicht gelesen und verstanden? Wie wärs mit weiteren? In Frankreich verstanden im 18. Jahrhundert nur wenige Prozent der Menschen "französisch", ein Franzose aus der Bretagne oder auch dem Langedouc konnte einen Pariser nicht verstehen, weil deren Dialekte zu unterschiedlich sind. Und doch wurde daraus zumindest für ein ein paar Jahrhunderte Frankreich geschmiedet.
Oder nehmen wir die andere Richtung. Es gibt nicht umsonst eine serbo-kroatische Sprachfamilie. An sich ist zwischen slowenisch, kroatisch und serbisch kaum ein Unterschied in der Sprache, kaum mehr als zwischen "fränzösisch" und bretagnisch. Und doch wurden aus ersterem drei verschiedene "Nationen",obwohl es eigentlich mehr oder minder eine Ethnie ist. Was ich die ganze zeit damit sagen will: Identitäten und auch Ethnien sind variabel und die gefühlten/empfundenen Identitäten können sich ändern.
Theoretisch müsste ich jetzt auf die Entwicklung Chinas eingehen und das Problem, wie im die chin. KP trotz Zusammenbruchs der kommunist. Systems weiterhin an der Macht bleiben will und das Land zusammenhalten will. Denn die Modernisierung schafft neue Identitäten, neue Gewissheiten und da versucht man mit einem aggressiven Nationalismus China als Einheit darzustellen, insbesondere für den boomenden Osten. Aber es bleibt dabei: Es gibt keinen Automatismus,dass Ethnie gleich Identität ist. Ein Katalane kann Katalane, Spanier und auch Europäer sein. Je nach Umständen dominieren verschiedebe Verständnisse...