08.03.2008, 23:54
Berlin/Bogotá - Die Bilder, die auf den drei Computern des von kolumbianischen Truppen getöteten Farc-Chefs Raúl Reyes zu sehen sind, zeigen ein recht lustiges Lagerleben. Da gab es hübsche Mädchen, einen romantisch dreinblickenden Gitarrenspieler, und auch der Whisky war vom Feinsten. Reyes prostet einigen gut angezogenen Gästen zu - gepflegtes Sozialleben im Guerilla-Camp. Das Lager bestand auch nicht aus schnell improvisierten Hütten, sondern war eine feste, gut ausgebaute Anlage mit großem Arsenal an leichten und schweren Waffen. Es lag, wie man seit seiner Eroberung Ende letzter Woche weiß, nicht auf kolumbianischem Territorium, sondern 1,8 Kilometer jenseits der Grenze auf ecuadorianischem Gebiet.Die Zeitung "El Tiempo" aus Bogotá veröffentlichte außerdem weitere detaillierte Unterlagen. So etwa über die Treffen zwischen einem ecuadorianischen Minister und Reyes, über eine Finanzierung der Farc durch Venezuela in Höhe von 300 Millionen Dollar, eine Quittung an Reyes über den Verkauf von 700 Kilo Kokain in Höhe von 1,5 Millionen Dollar, detaillierte Angaben über Drogenverkäufe nach Mexiko, den Erwerb und Verkauf von 50 Kilo Uran und zwei Briefe des Farc-Führers Manuel Marulanda an Hugo Chávez. Die Enthüllungen von "El Tiempo" kann jeder im Internet anklicken und lesen. Damit beeinflusst dieser Computerfund schon jetzt die lateinamerikanische Wirklichkeit. So wurde etwa die Sondersitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mitnichten zu der von Ecuadors Präsident Rafael Correa geforderten Totalverurteilung von Kolumbien führte. Das einstimmig verabschiedete Kommuniqué ist eine weiche Kompromissformel. In der weist die OAS zwar auf die grundsätzliche Unverletzbarkeit der Grenzen hin, verzichtet aber gleichzeitig auf eine ausdrückliche Verurteilung Kolumbiens. Die akute Kriegsgefahr scheint fürs Erste gebannt.
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