(Allgemein) Atomare Bewaffnung Deutschlands?
Der ganze Sinn und Zweck des 2+4-Vertrags wird schon durch seinen Titel deutlich: "Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland". Es fehlen dementsprechend auch irgendwelche Ausstiegsklauseln, aus dem Grund kann der Vertrag auch nicht gekündigt werden und enthält auch keinerlei Sanktionierungsmechanismen gegenüber "Verstößen" (ob es solche überhaupt geben kann ist eine Interpretationsfrage, bei denen sich die Völkerrechtler uneins sind, auch wenn es eine starke Tendenz dahin gibt, dass dem nicht so ist). Um das zu unterstützen wurden auch wesentliche Merkmale als einseitige Erklärungen ausgelegt, die von den vier Mächten lediglich zur Kenntnis genommen wurden. Die wesentliche Aussage ist Artikel 7 Absatz 2: "Das vereinte Deutschland hat demgemäß volle Souveränität über seine inneren und äußeren Angelegenheiten.". Das ist per Definition nur möglich, wenn der Schritt nicht rückgängig gemacht werden kann, gleichzeitig aber das Handeln Deutschlands nicht durch sich selbst beschränkt.

Aus den genannten Gründen braucht es bei einem vermeintlichen Verstoß auch keinen neuen Vertrag, ebenso werden durch einen solchen vermeintlichen Verstoß auch keine anderen Inhalte in Frage gestellt. Insbesondere weil hier Polen erwähnt wurde, der 2+4-Vertrag enthält explizit die Feststellung, dass die Grenze in einem eigenen Vertrag festgelegt wird (Artikel 1 Absatz 2):
"Das vereinte Deutschland und die Republik Polen bestätigen die zwischen ihnen bestehende Grenze in einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag."
Genau das wurde dann mit dem Deutsch-polnischen Grenzvertrag und dem Deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag auch gemacht, wobei diese erst nach dem 2+4-Vertrag in Kraft traten, was ein Zeichen für die Bedingungslosigkeit der entsprechenden Klauseln ist. Ähnliches gilt auch für die Regelungen zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland.

Explizit zum Verbot von Kernwaffen sei angemerkt, dass den gängigen völkerrechtlichen Interpretationen nach der 2+4-Vertrag diesbezüglich keinerlei eigene Verpflichtungen enthält, sondern lediglich die vorhandenen internationalen Verträge der damaligen BRD sowie der DDR für das gemeinsame Deutschland fortschreibt, explizit den Atomwaffensperrvertrag. Und der ist im Zweifel kündbar.

Die Diskussion zum Grundgesetz und der Ewigkeitsklausel (die über §146 und vom Bundesverfassungsgericht bestätigt zumindest theoretisch aufgekündigt werden könnte, wenn auch vermutlich nicht innerhalb der bestehenden Rechtsordnung) bitte ich hier nicht weiter zu führen, sie ist für das Thema auch nicht relevant.
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Die Hauptprobleme einer Bewaffnung dieser Bundesrepublik mit Nuklearwaffen sind meiner Ansicht nach vor allem anderen rein praktischer Art. Das reicht von den sehr hohen Kosten, dem Personalmangel, den Trägersystemen, der technischen Komplexität, den notwendigen Zusatzsystemen, der Sicherstellung einer Zweitschlagkapazität die nicht ausgeschaltet werden kann bis hin zur Unfähigkeit die dafür notwendigen Dinge allesamt ausreichend schnell einsatzfähig zu kriegen. Denn es nützt ja rein gar nichts, wenn wir dann, irgendwann in 20 Jahren ein paar wenige Atomsprengköpfe auf einem U-Boot haben.

Allein aus praktischen Gründen halte ich daher eine atomare Bewaffnung dieser Bundesrepublik für fast ausgeschlossen.

Darüber hinaus würde sie meiner Wahrnehmung nach auch von einer Mehrheit der Politiker wie auch insbesondere der Bevölkerung abgelehnt werden und sie hätte spezifisch für uns meiner Meinung nach keinen politisch-strategischen Nutzen, da ein beschränktes Nuklearpotential der Bundeswehr keine glaubhafte Abschreckung darstellen würde. Wer glaubt den wirklich, wir würden Nuklearwaffen einsetzen können ?!

Aber die praktischen Probleme überwiegen das alles meiner Ansicht nach noch bei weitem.
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Wenn man sich in dieser Richtung entwickeln möchte wäre es am einfachsten, günstigsten und glaubwürdigsten, die bestehenden Strukturen zu nutzen und auszubauen.

Naheliegend wäre es dabei, das Frankreich die Force de frappe offiziell auf die ganze Europäische Union ausdehnt. Die letztliche Entscheidung über den Einsatz verbleibt beim Französischen Präsidenten, der nukleare Schutzschirm für die Union wird aber über einen Europäischen Vertrag kodifiziert.
Frankreich würden dann Mittel aus dem EU-Haushalt für Aufrechterhaltung und Ausbau der Nuklearstreitkräfte zu Verfügung gestellt werden. Primär ginge es dann dabei um den Aufwuchs der SSBN Flotte auf 9 Einheiten.
Eine militärische Beteiligung anderer EU-Nationen oder auch Großbritanniens würde den Prozess nur unnötig verkomplizieren.

Für speziell Deutschland bietet sich eine Umstrukturierung der Nuklearen Teilhabe auf (auch) europäische Atomwaffen an. Sprich kurzfristig ASMP-A am Eurofighter bzw langfristig ASN4G FCAS.
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Wenn die US "Freunde" bei 5% BIP Anteil für Verteidigung beharren, wären das ca. 150Mrd€ Vgg Haushalt pro Jahr.
Und da soll der Aufbau einer nuklearen Macht nicht möglich sein ?
Selbst "nur" 10 % davon entsprächen real mehr als 50% des heutigen Waffen-Haushalts !

Folgende Reihenfolge im Zeitplan:
- Wiederanfahren der Nutzung und Aufbereitung von Uran und Plutonium in D (Selbstverständlich auch für zivile AKW, zuletzt war die Rede von 4-5 davon, die raktivierbar wären binnen 5 Jahren bis 2031)
- Zeitgleich : Planung, welche Waffenträger geeignet wären (1-2 Jahre, bis 2028)
(Für mich: LKW gebundene nukleare Mitteltrecken Raketen mit lenkbaren Hyperschall Eintrittskörpern
... U Boote sind viel zu teuer im Berieb, taktische Atomwaffen (LBCM/LfZ) zur Abschreckung sinnlos, da Sie nicht Moskau und St. Petersburg schnell plattmachen können)
- Prio Entwicklungsauftrag an EU-Konsortium (oder, wen nicht EU fähig, dann notgedrungen national (Diehl/Airbus/Hensoldt)... oder auch zusammen mit Frankreich als Weiterentwicklung von deren geplanten Systemen) zur Entwicklung einer geeigneten, möglichst EU-finanzierten kompakten Nuklear-Trägerrakete bis 3500Km Reichweite...Beteiligung von Polen/NL/SWE/FIN/NOR/Baltikum etc. explizit erbeten.
- Bilaterales oder EU weites Abkommen:
Deutschland / F setzt(en) die Waffen auch bei konventioneller "Besiegungsgefahr" der Allierten als "final Measure" ein (PL/Baltikum), wenn 50% der Vertragsteilnehmer dem zustimmen (Ersatz der US Nuklear Teilhabe))... Verträge bis 2033
- Inbetriebnahme der Systeme ca. 2035, wenn die Entwicklung in 2027/28 starten würde.

Träumen darf erlaubt sein...
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(17.02.2025, 12:08)Milspec_1967 schrieb: Wenn die US "Freunde" bei 5% BIP Anteil für Verteidigung beharren, wären das ca. 150Mrd€ Vgg Haushalt pro Jahr.

Sogar ca. 215 Milliarden Euro.
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(17.02.2025, 12:08)Milspec_1967 schrieb: Wenn die US "Freunde" bei 5% BIP Anteil für Verteidigung beharren, wären das ca. 150Mrd€ Vgg Haushalt pro Jahr.
Und da soll der Aufbau einer nuklearen Macht nicht möglich sein ?
Du beschreibst ein widersprüchliches Szenario. Sollten die USA uns die nT entziehen und ihren nuklearen Schutzschirm über Europa abbauen, was die Voraussetzung für die Notwendigkeit einer eigenen Abschreckung wäre, dann hätten auch die %-Forderungen Trumps keine Bedeutung mehr.
Zitat:taktische Atomwaffen (LBCM/LfZ) zur Abschreckung sinnlos, da Sie nicht Moskau und St. Petersburg schnell plattmachen können)
Wenn wir über eigene Atomwaffen neben den französischen nachdenken, dann sollten sich diese gegenseitig ergänzen. Und das würde gerade für taktische Waffen sprechen, die den Franzosen fehlen. Denn in der strategischen Dimension hinterlässt ein denkbarer französischer Schutzschirm eben eine Abschreckungslücke hinsichtlich niederschwelliger Angriffe in Osteuropa, die Frankreichs Existenz nicht ausreichend gefährden, um einen strategischen Gegenschlag zu rechtfertigen. Diese Lücke müssten wir schließen, damit unsere eigenen Waffen ihre Kosten und die mit ihnen erkauften Nachteile auch rechtfertigen.

Daher wären skalierbare Sprengköpfe für Mittelstreckenraketen bzw. bodengestartete MFK das mMn sinnvollste Mittel.
Zitat:Bilaterales ... Abkommen:
Deutschland / F
Das muss es dann auf jeden Fall geben, aber es wäre extrem gefährlich, Polen nicht mit einzubinden.
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Natürlich träumt man wieder von der europäischen Lösung.

Exkurs:
1985 wäre die BRD in der Lage gewesen innerhalb weniger Monate Nuklearwaffen zu entwickeln und gegen die SU auf taktischer Ebene einzusetzen.
Man hatte die Trägerssytem Tornado IDS und ballistsiche Raketen MGM-29 Sergeant, später MGM-52 Lance. Die Systeme standen unter nationalem Kommado. Atomwaffenfähiges Plutionium hätten man in den Wiederaufarbeitungsanlagen Karlsruhe und Jülich hergestellt.
Durch unsere Teilnahme am Ariane Program hätten wir relativ schnell ICBM herstellen können.
Adenauer und später Strauß machten sich auch öffentlich für eine nukleare Bewaffnung der BRD stark.
Einer von vielen Artikeln:
https://taz.de/Franz-Josef-Strauss-und-d.../!1876587/
Bis zum dem Ende des kalten Krieges fielen wir darunter:
https://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_latency
Danach haben wir unsere nuklearen Ambitionen aufgegeben.

Heute zählen als "de facto" Atommächte (die Bezeichung wird manchmal anders verwendet):
Japan
Taiwan
Südkorea (das wäre wohl eine Frage von Wochen)
Türkei
evtl. Iran
evtl. Saudi Arabien

Die BW brauch also erstmal Trägersysteme:
https://www.hartpunkt.de/israelisches-u-...s-getauft/
Das wäre ein Anfang. Wir müssten nur noch die Flugkörper bauen oder aus israel kaufen.

https://defence-network.com/pistorius-wi...eschaffen/
Sollte landgestützt möglich sein und kann von der F35 eingesetzt werden.

Fehlt noch das Plutionium. Afaik braucht man dazu noch nicht mal ein Reaktor. Eine Wiederaufarbeitungsanlage sollte reichen. Wie lange der Bau dauert kann ich nicht abschätzen. Nach deutschen Bauvorschriften zwischen 2 und 20 Jahren. Die Brennstäbe könnten wir aus dem Nachbarnländern kaufen. Vielleicht würde man sie uns sogar schenken. Man kann das als Umweltschutzprojekt verkaufen.
Dann noch ein paar Bunker und Sicherungstruppen und fertig ist der Lachs.
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(17.02.2025, 10:45)Quintus Fabius schrieb: Die Hauptprobleme einer Bewaffnung dieser Bundesrepublik mit Nuklearwaffen sind meiner Ansicht nach vor allem anderen rein praktischer Art.
Aber die praktischen Probleme überwiegen das alles meiner Ansicht nach noch bei weitem.
Irgendwann im Entwicklungsprozess von A Waffen müssen diese auch ausprobiert werden. Stellt sich die Frage wo ???

Zitat:@Broensen
Wenn wir über eigene Atomwaffen neben den französischen nachdenken, dann sollten sich diese gegenseitig ergänzen. Und das würde gerade für taktische Waffen sprechen, die den Franzosen fehlen. Denn in der strategischen Dimension hinterlässt ein denkbarer französischer Schutzschirm eben eine Abschreckungslücke hinsichtlich niederschwelliger Angriffe in Osteuropa, die Frankreichs Existenz nicht ausreichend gefährden, um einen strategischen Gegenschlag zu rechtfertigen. Diese Lücke müssten wir schließen, damit unsere eigenen Waffen ihre Kosten und die mit ihnen erkauften Nachteile auch rechtfertigen
Taktische A Waffen fehlen nicht, sie bringen keine Vorteile.Die französische Strategie ist "un dernier Avertissement eine letzte Warnung" und wenn das nicht reicht werden alle H (Wasserstoff) Waffen eingesetzt.
Niederschwellige Angriffe müssen mit konventionellen Waffen beantwortet werden, einschließlich ballistische Raketen, Marsch FK und Langstreckendrohen. Selbst Putin hat nur mit dem Einsatz gedroht.

Und was eine Erweiterung des französischen Schutzschirmes angeht das ist vor allem eine gegenseitige Vertrauensfrage.
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Noch ergänzend:

Taktische Waffen welche mit Mittelstrecken-Trägern verbracht werden, haben ein wesentliches Problem: der Feind weiß nicht, ob es sich um eine Taktische Waffe handelt bzw. ob die Nuklearwaffe taktisch eingesetzt wird, denn von der reinen Leistung her kann man die Waffe nicht als taktisch einordnen, es kommt auch ganz wesentlich darauf an gegen was man sie einsetzt. Nun könnte man meinen, dass dies doch egal sein könnte, aber dem ist nicht so. Ganz im Gegenteil: der Umstand dass da eine nuklear bestückte Mittelstreckenwaffe anfliegt löst praktisch gesehen immer automatisch den strategischen globalen Nuklearkrieg aus, da der Gegner mit der Auslösung desselben nicht bis zum Eintreten der Wirkung der Mittelstreckenwaffe warten kann. Da diese auf kurze Distanz und sehr schnell herein kommt, hat man überhaupt kein Zeitfenster bzw. ist die Sache viel zu zeitkritisch.

Gerade eben deshalb führen landgestützte nuklear bestückte Mittelstreckenwaffen in Mittel / Osteuropa meiner Ansicht nach fast automatisch zur Eskalation. Ein solcher Krieg lässt sich nur extrem schwer begrenzen. Das gilt umgekehrt übrigens auch für entsprechende russische Angriffe. Auch hier wäre schlussendlich eine sofortige strategische Antwort die übliche Reaktion, weil man schlicht und einfach nicht zuwarten kann. Auch die Idee, dass man in einer gleichrangigen Reaktion solche Waffen einsetzt ist extrem fragwürdig und mit extrem hohen Risiken verbunden.

"Taktische" Atomwaffen auf landgestützten Mittelstreckenträgern sind daher meiner Meinung nach in fast allen Fällen der direkte und unmittelbare Auslöser eines strategischen und allgemeinen Einsatzes von Nuklearwaffen. Sie sind daher für uns meiner Überzeugung nach praktisch gesehen wertlos. Die taktische Wirkung (gegen Truppenkonzentrationen, feindliche Truppenverbände etc.) wird zudem weit überschätzt und lässt sich heute auch konventionell erzielen.

Es gab dazu früher viele Versuche, wie gut gerade mechanisierte Verbände den Einsatz einer taktischen Nuklearwaffe überstehen. Die Ergebnisse beweisen klar, dass der militärische Wert taktischer Waffen dramatisch überschätzt wird. Kurz und einfach: wir brauchen keine taktischen Nuklearwaffen um die praktisch gleiche Wirkung zu erzielen.

Wenn wir im weiteren als Träger geeignete Mittelstrecken-Systeme haben, aber zugleich auch Nuklearwaffen, erhöht dies das Risiko ebenfalls immens das die Sache auf der Stelle außer Kontrolle gerät. Es wäre daher sogar besser, offenkundig und dezidiert Mittelstrecken-Systeme (diese sind für den konventionellen Krieg notwendig) ohne Nuklearbewaffnung zu haben und es könnte sogar besser sein, auf einen Einsatz einer taktischen Nuklearwaffe durch die Russen mit massiven konventionellen Schlägen zu antworten als mit dem Einsatz einer eigenen Nuklearwaffe, auch wenn dies kontraintuitiv ist.

Die Bundesrepublik bräuchte daher vor allem anderen strategische Waffen, im Idealfall Wasserstoffbomben und diese müssten vor allem anderen in einer gesicherten Zweitschlagskapazität vorgehalten werden. Das sind aber alles vollkommen theoretische, völlig abstrakte Überlegungen. Genau so wenig wie diese Gesellschaft jemals wieder 5% des BIP für die Rüstung ausgeben wird, genau so wenig wird es eine zweitschlagsfähige Bewaffnung mit Wasserstoffbomben geben. Das ist vollkommen illusorisch und fernab jeder denkbaren Realität.
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Ich würde auch sagen, dass eine landgestützte Vorhaltung von Nuklearwaffen in Deutschland keinen Sinn macht. Diese werden nur das erste Ziel eines präventiven Gegenschlags sein. Wenn schon Abschreckung, dann nur mit nuklearwaffenfähigen U-Booten mit Nuklearantrieb, idealerweise in Kombination mit einem oder zwei Flugzeugträgern inkl. der schützenden Eskorte.

Es wäre daher sinnvoll, die "nukleare Teilhabe" an in Deutschland bodenlagernden Nuklearwaffen im Rahmen des Rückzugs der USA aus Europa ebenso zeitgleich einzustellen.
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https://de.wikipedia.org/wiki/W80_(Kernwaffe)

Zwischen 15 und 150 TNT, das zehnfache der Hiroshima Bombe.
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(17.02.2025, 12:51)Broensen schrieb: Wenn wir über eigene Atomwaffen neben den französischen nachdenken, dann sollten sich diese gegenseitig ergänzen. Und das würde gerade für taktische Waffen sprechen, die den Franzosen fehlen. Denn in der strategischen Dimension hinterlässt ein denkbarer französischer Schutzschirm eben eine Abschreckungslücke hinsichtlich niederschwelliger Angriffe in Osteuropa, die Frankreichs Existenz nicht ausreichend gefährden, um einen strategischen Gegenschlag zu rechtfertigen.
...
Daher wären skalierbare Sprengköpfe für Mittelstreckenraketen bzw. bodengestartete MFK das mMn sinnvollste Mittel.
"Taktisch" ist in diesem Zusammenhang von mir natürlich nicht im Wortlaut gemeint, sondern eben als "skalierbar", "substrategisch" oder "begrenzt" zu betrachten. Und das explizit als Ergänzung zur strategischen Option, die bereits durch Frankreich besteht.

Ich weiß, dass es gute Argumente gegen diese skalierbare Antwortoption gibt, komme jedoch persönlich zu einem anderen Urteil in meiner Einschätzung der potentiellen Handlungsweisen sowohl der Franzosen, als auch der Russen.

Ich halte es explizit für anzunehmen, dass das Fehlen der abgestuften Gegenschlagsfähigkeit die Gefahr eines begrenzten Einsatzes von Atomwaffen mit sich bringt.
Ich sehe zwar auch den massiven konventionellen Gegenschlag als die bessere Option dafür an, habe jedoch trotzdem Anlass zu der Annahme, dass eine entsprechende nukleare Option eine zusätzliche Abschreckung generieren würde, ohne die wir mit einer schleichenden Eskalation im Rahmen der hybriden Kriegsführung rechnen müssten, bspw. durch schmutzige Bomben oder auch tatsächlich durch den Einsatz einzelner taktischer Nuklearwaffen.
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(17.02.2025, 12:08)Milspec_1967 schrieb: Folgende Reihenfolge im Zeitplan:
- Wiederanfahren der Nutzung und Aufbereitung von Uran und Plutonium in D (Selbstverständlich auch für zivile AKW, zuletzt war die Rede von 4-5 davon, die raktivierbar wären binnen 5 Jahren bis 2031)

Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es in D. keinen vollständigen Ausstieg gibt, denn die Forschungsreaktoren laufen weiter.
https://www.base.bund.de/de/nukleare-sic...toren.html

Spaltbares Material haben wir auch genug, es muss nur angereichert werden. Durch den Atommüll brauchen wir eigentlich immer bis zum Ende mindestens der ersten Halbwertzeit von Plutonium Atomingenieure und Atomtechniker!

Der Witz ist ja, dass selbst die Unternehmen, die Kernkraftwerke besitzen, dies nicht wollen.
Daher ist die bspw. von Radiant mehrmals vorgebrachte Studie Augenwischerei.
https://www.radiantenergygroup.com/blog

Bewertung durch den wiss. Dienst des BT
https://dserver.bundestag.de/btd/20/080/2008008.pdf
.
Ich bin klar für Kernwaffen und kerntechnisch angetriebene U-Schiffe und ggf. Flugzeugträger und ggf. auch für den Weiterbetrieb alter abgeschriebener KKW, doch Neubauten rechnen sich betriebswirtschaftlich nicht, denn den Strom den diese Anlagen produzieren ist sehr teuer, teuerer als Windstrom plus Backup-Kraftwerksstrom.
Die Investitionskosten übersteigen selbst bei den günstigten Szenarien die von Windkraftanlagen plus Bachupkraftwerken (i. d. R. Gaskraftwerke) ohne die Endlagerkosten des Atommülls miteinzubeziehen.

In den USA gibt es trotz enormer Subventionen, Bürgschaften, Kreditabsicherungen keine wirklichen Neubauten, sondern lediglich einige Nachzügler. Dies sollte nachdenklich stimmen.
https://world-nuclear.org/information-li...lear-power

Dann kommt ja fast immer das Argument, ja es kommen die Modularkleinstreaktoren. Nö, die kommen nicht, denn es gibt alleine 26 Varianten von nuklearen Schiffreaktoren in den USA, daraus ließe sich sehr leicht ein solcher Reaktor ableiten. Auch Subventionen für die Entwicklung gab es. Die US Atomscientist sprechen sogar von 80 Modellen von Kleinstreaktoren, doch es gibt keinen Investor und kaum Projekte die auch tatsächlich umgesetzt werden.

Ich vermute es liegt an zwei wesentlichen Problemen. Kleinstreaktoren sind unwirtschaftlich und bieten Möglichkeiten der Prolieferation von Spaltmaterial, was nun keiner möchte.
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(17.02.2025, 14:52)Diogenes schrieb: Exkurs:
1985 wäre die BRD in der Lage gewesen innerhalb weniger Monate Nuklearwaffen zu entwickeln und gegen die SU auf taktischer Ebene einzusetzen.
Man hatte die Trägerssytem Tornado IDS und ballistsiche Raketen MGM-29 Sergeant, später MGM-52 Lance. Die Systeme standen unter nationalem Kommado. Atomwaffenfähiges Plutionium hätten man in den Wiederaufarbeitungsanlagen Karlsruhe und Jülich hergestellt.

Nicht zu vergessen die Pershing 1A, die in 2 Flugkörpergeschwadern in der Luftwaffe vorhanden waren.

https://www.tradgem-fkg1.de/

https://www.youtube.com/watch?v=Ni1FSsY_xwo

Und es gab schon damals die Planungen für ATACMS, den Nachfolger für die Lance.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/p...12170.html
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Danke für die Info. Die Pershing hatte ich vergessen.
Die M110 zähle ich aber nicht mehr dazu
Das Forschungsreaktoren ausreichen um waffenfähiges Plutionium herzustellen wusste ich nicht und bezweifel ich auch:
Dazu:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...87197.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/vers...-1.4483788
Internationale Kooperation im Bereich Nukelarwaffen ist ausgeschlossen und verstößt gegen den Atomwaffensperrvertag, so weit ich weiß.
Das führte schon in der Vergagenheit zu extremem Spannungen mit unseren "Verbündeten".
https://www.spiegel.de/geschichte/kalter...51020.html
https://archive.is/1I8Y9

Wir brauchen keine Flugzeugträger und Atom U-Boote. Und bitte keine "europäischen Fanatsielösungen". Wir könnten uns an den Streifkräften Südkoreas und Israels orientieren.
Und das werden ich die nächsten Jahren ständig wiederholen (nicht hier, keine Sorge): jetzt in diesem Moment liegt ein Deutschland entwickeltes und gebautes U-Boot im Kieler Hafen das als Zweitschlagwaffe konzipiert wurde.

Politischer Wille vorrausgesetzt hätten wir in den 2-4 Jahren eine nationale, nukleare Option und damit mehr Verhandlungmasse.
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