Nachdem jetzt die große Deutsch-Britische Freundschaft ausgebrochen zu sein scheint, könnte man diese auch genau so gut ausnutzen.
Die Briten haben sowohl finanzielle als auch Motivationsprobleme, um eine ausreichende Anzahl von F-35B anzuschaffen. Von den ursprünglich geplanten 138+ Flugzeugen wurden nur 48 fest bestellt, und selbst diese sind noch nicht vollständig ausgeliefert worden. Eine Maschine ging bei einem peinlichen Unfall verloren, drei Flugzeuge sind instrumentierte Testmuster in den USA. Bleiben 44 Einsatzmuster übrig, von denen die Auslieferung von 7-10 Exemplaren noch aussteht.
https://euro-sd.com/2025/07/major-news/4...programme/
Bei einer durchschnittlichen Einsatzbereitschaft von 54-57% reicht das kaum für die Minimalausstattung der beiden Flugzeugträger (je 12 Maschinen + USMC). Dabei erhalten die Briten bereits einen Vorzugspreis für ihre Flugzeuge, da sie von Anfang an als Entwicklungspartner dabei waren.
Wenn die deutsche Regierung solche Flugzeuge direkt kaufen wollte, dann müßte sie über FMS bestellen, was irgendwo zwischen 230...240...250 Millionen pro Stück kosten würde. (Vgl. Singapur Deal, 12 x F-35B für 2.75 Mrd). Das wäre natürlich vollkommen inakzeptabel.
Die Briten würden andererseits nur ungefähr die Hälfte pro Flugzeug bezahlen. Und hier käme Verhandlungsgeschick ins Spiel. Wir haben zu wenige Kampfflugzeuge in Europa, welche auch außerhalb von gut ausgebauten und blitzsauberen Flugplätzen operieren könnten. Gripen und F-35B. Ungefähr 60-75 zusätzliche F-35B würden den europäischen Verteidigungsbemühungen jedenfalls nicht schaden.
Der Gripen ist leider keine echte Alternative, weil (1) ein amerikanisches Triebwerk verbaut ist, und (2) keine Stealth-Eigenschaften vorhanden sind. In der Summe ist die Überlebensfähigkeit des Gripen wahrscheinlich nicht viel höher als diejenige der ukrainischen F-16.
Eine F-35B könnte von kleineren Flugplätzen und selbst ausgewählten Straßenabschnitten aus operieren. Ein Rendez-vous mit Tankfahrzeugen sowie Waffen- und Wartungscrews wird vom USMC und der Royal Navy häufig geübt, sollte also auch für uns machbar sein. Die Flugzeuge könnten viel näher "am Feind" operieren als konventionell ausgelegte Maschinen (F-35A, Eurofighter), könnten knapp außerhalb der gegnerischen Artillerie- und Drohnenreichweite betankt und aufmunitioniert werden, Close-Air-Support sowie SEAD Missionen ausführen.
https://www.twz.com/air/we-went-to-mock-...fic-island
Wenn wir einen Weg finden würden, eine größere Anzahl von F-35B zu britischen Kaufkonditionen zu erwerben, sagen wir 72...90 Maschinen, von denen die Briten 12-15 Exemplare sozusagen kostenlos behalten dürften, dann würden wir immer noch wesentlich weniger bezahlen als über FMS. Wir könnten z.B. vorschlagen, ähnlich wie beim Multinationalen MRTT Programm oder der NATO Heavy Airlift Wing, eine Schnelle Eingreiftruppe der NATO Luftwaffen zu bilden, für deren Ausstattung die F-35B aus den genannten Gründen am meisten Sinn machen würde.
Die Briten würden gut dastehen, sie könnten ihre Kaufoptionen voll ausnutzen und sich lieb Kind bei den Amerikanern machen, außerdem bekämen sie ein Dutzend Maschinen praktisch geschenkt. Wir würden eine erhebliche Steigerung unserer Kampfkraft und konventionellen Abschreckung erzielen. Ich schätze die Überlebensfähigkeit der F-35B wesentlich höher ein als diejenige eines Kampfhubschraubers; schneller und weiter fliegen kann sie auch.
Allerdings wird das nichts mehr werden mit 2029, eher in Richtung 2035...