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Moin,
ich bin sonst eher stiller Mitleser, wollte aber bei dieser Gelegenheit auch mal was dazu beisteuern, da ich vor rund 10 Jahren eine Weile als erster Offizier auf der damals noch "Highland Endurance" getauften Dame bei Gulf Offshore gearbeitet habe.
Ich muss mich ehrlich gesagt schon etwas über die Entscheidung der Bundeswehr für dieses Schiff wundern, denn es ist ja als Ankerzieher und Bohrinselversorger ausgelegt. Natürlich lässt sich damit auch alles schleppen, aber man fährt ja schon ziemlich viel nutzlosen Stahl (Grosse Tanks für Bohrschlämme, Zement, etc.) durch die Gegend und das Schiff verbraucht mit 4 Hauptmaschinen auch ein Stück mehr als rein für den Zweck optimierte Hochseeschlepper.
Davon ab: Es ist ein hervorragendes Arbeitsschiff - gebaut in Norwegen. Da wurde sich bei jedem Haken und jeder Equipmentplatzierung ordentlich Gedanken gemacht. Alles ist an seinem Platz und von guter Qualität.
Trotz des Baujahres 2003 ist alles vernünftig automatisiert: D.h. jede Pumpe, Ventil, etc. kann von der Brücke gefahren werden. Zudem ist das Schiff auch DP 2 qualifiziert.
Trotz der für die Motorisierung etwas über dem Schnitt liegende Tonnage ist das Schiff sehr gut zu handhaben.
Bezüglich der Kammern: Das Schiff wurde damals mit 14 Mann Besatzung gefahren und das auch nur durch die Anforderungen des Anchorhandlings bzw. der DP 2 Richtlinien. Kann als reiner Schlepper auch locker mit 12 Mann Besatzung betrieben werden.
Auf den Schiffstypen ist bloß grundsätzlich mehr Kammerplatz vorhanden, da man oft Drittfirmen an Bord hat (ROV Besatzung, Vermessungsingenieure, etc.).
Alles in allem denke ich kein perfekter Kauf für den Bedarf der Marine, aber wirklich falsch gemacht hat man es damit nicht und wahrscheinlich ist es auch schwer ein besser passendes Muster am Gebrauchtmarkt zu finden.
Viele Grüße
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Expertise durch Anfassen, ich bin entzückt! Danke dafür
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Auch von meiner Seite vielen Dank für die Informationen, und natürlich willkommen im Forum!
An der Stelle sei auch noch mal angemerkt, dass die Marine keine reinen (Hochsee)Schlepper sucht, sondern die Einheiten verschiedenste Aufgaben übernehmen werden.
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@Klopfkopf:
Danke für den Beitrag. Das sind mal praktische Informationen aus erster Hand.
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(01.06.2023, 23:37)Klopfkopf schrieb: Alles in allem denke ich kein perfekter Kauf für den Bedarf der Marine, aber wirklich falsch gemacht hat man es damit nicht und wahrscheinlich ist es auch schwer ein besser passendes Muster am Gebrauchtmarkt zu finden. Es gab 6 Bewerber, die Entscheidung fiel für das wirtschaftlichste Angebot. Die Rota Endurance ging inkl. Ausbildung für Besatzung für 6,5 Millionen plus Mehrwertsteuer übern Tisch, d.h. 30% billiger als der in der Ausschreibung angesetzte Maximalpreis.
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Also wird der zweite Schlepper dann die Nummer 2 aus der Ausschreibung werden?
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Zitat: Heute wurde die ROTA ENDURANCE in #Kiel übernommen. Sie ist die erste von zwei Hochseeschleppern, die für die @deutschemarine beschafft werden. Die #Indienststellung ist für den 23. August 2023 geplant.
https://twitter.com/BaainBw/status/1684913586395643906
Mit Bild.
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Der Vollständigkeit halber:
Zitat:Neuer Hochseeschlepper „Rügen“ kommt in Rekordzeit zur Truppe
(...)
Die Seeschlepper „Wangerooge“, „Spiekeroog“ und „Fehmarn“ standen über 50 Jahre im Dienst der Marine, bevor sie Ende letzten Jahres altersbedingt ausgemustert werden mussten. Das stellte die Marine vor eine Herausforderung: Hochseetüchtige Schlepper werden bei der Flotte dringend gebraucht. Ein neues Schiff in Auftrag zu geben, zu bauen und in Dienst zu stellen dauert jedoch für gewöhnlich viele Jahre. Trotzdem schaffte es die Bundeswehr, bereits sechs Monate später einen neuen Hochseeschlepper im Hafen von Kiel zu begrüßen. Jetzt wurde er offiziell in Dienst gestellt. (...)
https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/m...pe-5669272
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Sehr beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit, die "Rügen" den Weg in die Flotte gefunden hat.
Nun bleibt zu hoffen, dass man wirklich ein möglichst identisches Schwesterschiff findet, wie es die Marine möchte.
Das Alter der Schiffe sehe ich nicht als Problem. Da kann man sich in 10 Jahren Gedanken um zwei Neubauten machen. JETZT hat die Marine erstmal eine Lösung.
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Im Jahresbericht 2023 des Marinekommandos findet sich auf Seite 96-97 ein aktueller Sachstand zu SAMSe und den Schleppern:
SAMSe wurde inzwischen aufgeteilt:
Zu beschaffen sind jetzt vier 65m-Einheiten für WTD und als Nachfolge der beiden als Taucherschulboote verwendeten Schlepper sowie zwei 50m-Einheiten als Nachfolge der beiden für andere Schulungsaufgaben verwendeten Schlepper. Die 65m-Einheiten werden auf einheitlicher Platform je nach Nutzungsweise in ihrer Ausstattung variiert, angedacht ist als Platform ein COTS-Design (genannt werden Entwürfe von Fassmer und Damen) mit leichten Anpassungen. Die 50m-Einheiten sollen faktisch ein zweites Los SVK mit passenden Modifikationen werden.
Hintergrund der Aufteilung scheint zu sein, dass die beiden 50m-Schulungs-Einheiten an der Marineschule Mürwik und der Marineoperationsschule Bremerhaven eingesetzt werden sollen und (Vermutung) dementsprechend man dann dort auch keine Umbauten (Kailänge, Wassertiefe...) gegenüber den derzeit verwendeten Schleppern vornehmen müsste. Dazu sind - ausdrücklick genannt - weitere 50m-Schiffe auch billiger.
Der zweite Seeschlepper neben der Rügen wird als weiter "in der Beschaffung" genannt. Allerdings klingt der Gesamtartikel vom Marinekommando Abt. EinsUstg auch stark danach, als ob er schon Mitte diesen Jahres geschrieben wurde.
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@Kato:
Ich halte das für eine gute Sache. Einmal, weil ich der Meinung bin, dass es sehr wichtig ist, Einheiten für die Ausbildung zu haben und zweitens weil sich solche "zivilen" Mehrzweckeinheiten auch für Unterwasserarbeiten bzw. neudeutsch "seabed warfare" eignen. Verglichen mit Kampfeinheiten kosten die auch fast nicht und bringen einen echten Mehrwert.
Man kann auch gerade einen Trend sehen, dass Marinen gebrachte Schiffe der Ölindustrie kaufen, so z.B. auch in der Royal Navy.
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Frage: Was wird denn mit dem Schlepper an der MOpS geübt und seit wann?
Als es noch die MOS war, sind m.W. weder die EloKas, noch die Navs auf See gewesen. Bordbesuch auf dem Minenbock ist mir noch in Erinnerung, aber keine Seefahrt mit dem schuleigenen Schlepper.
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(26.11.2023, 08:49)Grolanner schrieb: Frage: Was wird denn mit dem Schlepper an der MOpS geübt und seit wann?
Als es noch die MOS war, sind m.W. weder die EloKas, noch die Navs auf See gewesen. Bordbesuch auf dem Minenbock ist mir noch in Erinnerung, aber keine Seefahrt mit dem schuleigenen Schlepper.
Ich kenne das als Navigationsbelehrungsfahrt, oder so ähnlich, d.h. hier wurde Navigation in der Praxis geübt. In meinem Fall was das auf dem Schlepper "Eisvogel". Der muss auch nicht der Schule gehören, sondern nur turnusmäßig zur Verfügung stehen.
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(26.11.2023, 08:49)Grolanner schrieb: Frage: Was wird denn mit dem Schlepper an der MOpS geübt und seit wann? Geht primär um die "Überleben auf See"-Ausbildung, die hauptsächlich für Nicht-Marine-Angehörige durch die MOpS angeboten wird (Luftwaffe, Zivilisten, ausländische Partner). Beschreibung siehe https://www.bundeswehr.de/de/organisatio...ning-91322
Eingesetzt wurde hierfür anscheinend vor allem seit langem der in Wilhelmshaven beheimatete (und zu ersetzende) Schlepper Wangerooge, quasi bedarfsweise zur Ausbildungsunterstützung. Zu sowas wie Stadt- und Hafenfesten war die auch in Bremerhaven. Dass man dabei die Geeste zum Kai der MOpS selbst hochfährt dürfte auch mit den neuen Schiffen eher nicht der Fall sein. Aber vermutlich hält man durchaus einen Liegeplatz im Hafen vor.
Die Inspektion Überleben auf See selbst ist 2015 von Nordholz nach Bremerhaven umgezogen.
Aus dem Artikel:
"Durch die wesentlich geringere Größe und dem damit auch verbundenen geringeren Tiefgang sind die Einheiten letztlich auch besser für die Ausbildungsgänge Überleben auf See in Bremerhaven und das Kadettentraining der Marineschule Mürwik geeignet."
Ich denke mal dass hier die Absicht besteht, der Marineoperationsschule halt schlicht "ebenfalls" wieder ein Ausbildungsschiff zur Verfügung zu stellen, das für diverse Ausbildungsgänge bedarfsweise genutzt werden kann. Kann man ja dann damit ausbauen.
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(01.06.2023, 23:37)Klopfkopf schrieb: Ich muss mich ehrlich gesagt schon etwas über die Entscheidung der Bundeswehr für dieses Schiff wundern, denn es ist ja als Ankerzieher und Bohrinselversorger ausgelegt. Natürlich lässt sich damit auch alles schleppen, aber man fährt ja schon ziemlich viel nutzlosen Stahl (Grosse Tanks für Bohrschlämme, Zement, etc.) durch die Gegend und das Schiff verbraucht mit 4 Hauptmaschinen auch ein Stück mehr als rein für den Zweck optimierte Hochseeschlepper.
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Bezüglich der Kammern: Das Schiff wurde damals mit 14 Mann Besatzung gefahren und das auch nur durch die Anforderungen des Anchorhandlings bzw. der DP 2 Richtlinien. Kann als reiner Schlepper auch locker mit 12 Mann Besatzung betrieben werden.
Auf den Schiffstypen ist bloß grundsätzlich mehr Kammerplatz vorhanden, da man oft Drittfirmen an Bord hat (ROV Besatzung, Vermessungsingenieure, etc.). Hallo Klopfkopf, nochmal Danke für Deine Expertise.
Hältst Du es denn für plausibel, daß die "Rügen" auch noch weitere Rollen übernehmen soll? Die - hier- gefundenen technischen Daten zeigen ja die von Dir monierten großen Tankkapazitäten. Würde das auch einen sinnvollen Einsatz als Ölbekämpfungsschiff ermöglichen?
Und hast Du noch auf dem Schirm, wieviele Schwesterschiffe es gibt? Nach meinen oberflächlichen Recherchen war und das Design UT722L in der Nordsee-Ölförderung sehr beliebt, kenne aber die unterschiedlichen Ausstattungen und ggf. Qualitätsunterschiede nicht. Anders gefragt: wäre nur ein direktes Schwesterschiff sinnvoll für die Bundeswehr, oder hätte man Alternativen?
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