Syrien
Das beantwortet meine Frage eher nicht. Der Punkt ist, dass Assad in erster Linie durch die Rebellen herausgefordert wird, der IS wird international von allen bekämpft (auch von den Rebellen). Assad muss sich zurzeit nur peripher um den IS kümmern und kann sich fast vollständig auf die Rebellen konzentrieren, die zurzeit weder Einigkeit noch Initiative haben. Dennoch liest man, Assad könne das Land kaum zurückerobern. Was führt also zu dieser Einschätzung durch die Analysten?
Es geht mir wirklich um die Stärkeverhältnisse der SAA zu den Rebellen. Vielleicht weiss da jemand etwas konkretes dazu. Und damit meine ich nicht einfach die Anzahl der Kämpfer, sondern auch Ressourcen, Rekrutierungsmöglichkeiten, Zugang zu Waffen (bei den Rebellen), Rückhalt in der Bevölkerung, etc.

Die Hypothese lautet nämlich nach wie vor: Die Rebellen sind zu stark, als dass sich Assad einen Endsieg vorstellen kann. Und ich frage mich eben, warum man objektiv zu dieser Einschätzung kommt. Bevor der Intervention Russlands war es durchaus so, dass Assad mit dem Rücken zur Wand stand. Seither hat sich aber alles verändert. Trotzdem blieb es bei der Einschätzung: Assad kann nicht gewinnen. Warum?

Die Kurden kann man, denke ich, aus der Gleichung nehmen. Deren Ziele sind ganz anders als die Ziele der Rebellen. Sie wollen Assad nicht stürzen und hatten vor dem Krieg schon eine gewisse Autonomie.
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(15.05.2017, 12:10)hunter1 schrieb: Das beantwortet meine Frage eher nicht. Der Punkt ist, dass Assad in erster Linie durch die Rebellen herausgefordert wird, der IS wird international von allen bekämpft (auch von den Rebellen). Assad muss sich zurzeit nur peripher um den IS kümmern und kann sich fast vollständig auf die Rebellen konzentrieren, die zurzeit weder Einigkeit noch Initiative haben. Dennoch liest man, Assad könne das Land kaum zurückerobern. Was führt also zu dieser Einschätzung durch die Analysten?
Es geht mir wirklich um die Stärkeverhältnisse der SAA zu den Rebellen. Vielleicht weiss da jemand etwas konkretes dazu. Und damit meine ich nicht einfach die Anzahl der Kämpfer, sondern auch Ressourcen, Rekrutierungsmöglichkeiten, Zugang zu Waffen (bei den Rebellen), Rückhalt in der Bevölkerung, etc.

Die Hypothese lautet nämlich nach wie vor: Die Rebellen sind zu stark, als dass sich Assad einen Endsieg vorstellen kann. Und ich frage mich eben, warum man objektiv zu dieser Einschätzung kommt. Bevor der Intervention Russlands war es durchaus so, dass Assad mit dem Rücken zur Wand stand. Seither hat sich aber alles verändert. Trotzdem blieb es bei der Einschätzung: Assad kann nicht gewinnen. Warum?

Die Kurden kann man, denke ich, aus der Gleichung nehmen. Deren Ziele sind ganz anders als die Ziele der Rebellen. Sie wollen Assad nicht stürzen und hatten vor dem Krieg schon eine gewisse Autonomie.

Ich habe vor einigen Wochen mal gelesen, dass etwa ein Drittel der Regierungstruppen und verbündeter Milizen im Kampf gegen den IS gebunden sind, darunter etwa die Hälfte der offensiv einsetzbaren Kräfte. Der Kampf gegen den IS scheint also durchaus eine Menge Potential zu binden. Von der Rückeroberung Aleppos (Stadt) mal abgesehen, gibt es nur im Großraum Damaskus immer wieder lokal begrenzte Offensiven, die dann irgendwann zur Auflösung kleiner Kessel sorgen. Im Süden herrscht quasi Stillstand und im nördlichen Idlib und Latakia wird die Front (zur Not mit kleineren Gegenoffensiven) gehalten. Nach Idlib wurden und werden fast alle Rebellen transferiert, die im Rahmen von Waffenstillstandsabkommen ihre Positionen aufgeben und in von Rebellen gehaltene Gebiete wollen. In Idlib wird es deshalb also so schnelle keine größeren Angriffe geben. Außerdem bekämpfen sich die unterschiedlichen Rebellengruppen dort und auch in der Region östlich von Damaskus oft gegeneinander und dezimieren sich so weiter. Die Strategie Assads deutet darauf hin möglichst wenig Manpower verlieren zu wollen. Die Rebellen sollen lieber durch Bombenangriffe und Nadelstiche mürbe gemacht werden und dann irgendwann aufgeben oder bei freiem Abzug ihre Stellungen räumen. Der Bevölkerung in den Rebellengebieten soll klar werden, dass es ihr unter Assad besser ging. Ich sehe nicht was die Rebellen dieser Taktik langfristig entgegen setzen wollen. Ihre letztes Viertel in der Stadt Homs haben sie heute auch nach Jahren geräumt. Die Hardliner sind nach Idlib und Jarablus und die anderen nehmen am Amnestie und Versöhnungsprogramm teil.
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Die Luftangriffe in Syrien gehen offenkundig, trotz Verhandlungen und Ideen zu Schutzzonen, mit aller Heftigkeit weiter, und wieder scheint es viele zivile Opfer gegeben zu haben...
Zitat:Opposition - Über 100 Tote bei Luftangriffen in Syrien

In Syrien sind nach Angaben der Opposition bei Luftangriffen seit Donnerstagabend über 100 Menschen getötet worden, darunter Kinder und andere Familienangehörige von Islamisten. Die Angriffe habe die von den USA geführte Anti-IS-Koalition geflogen, berichtete die in England ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag. [...]

Die zunehmende Zahl getöteter und verletzter Zivilisten "deutet darauf hin, dass die Angriffe unzureichend vorbereitet gewesen sein könnten", sagte der Hochkommissar für Menschenrechte, Seid al-Hussein. Er verwies auf die jüngsten Angriffe gegen Ziele der Extremistenmiliz Islamischer Staat in Deir al-Sor und Rakka. Dabei waren insgesamt mindestens 80 Zivilisten ums Leben gekommen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle galten die Luftangriffe vom Donnerstag der vom IS gehaltenen Stadt Al-Majadin. Demnach wurden dabei über 40 Kinder getötet. Es seien viele aus der IS-Hochburg Rakka geflüchtete Menschen in Al-Majadin gewesen.
http://de.reuters.com/article/syrien-idDEKBN18M1YQ

Schneemann.
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Die syrische Armee hat den IS innerhalb von 24 Stunden aus einem 1000 km² großen Gebiet vertrieben. Laut Twitterquellen sollen binnen 48 Stunden etwa 2% des Landes vom IS befreit worden sein.

https://www.welt.de/newsticker/news2/art...lmyra.html
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Laut Twittermeldung hat die syrische Armee die Stadt Maskanah und etwa 50 Dörfer vom IS erobert. Damit ist der IS aus der Provinz Aleppo so gut wie vertrieben.
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Propagandainszenierung von Assad-Gegner aufgeflogen

http://faktenfinder.tagesschau.de/auslan...o-725.html
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(16.06.2017, 04:48)manfredj schrieb: Propagandainszenierung von Assad-Gegner aufgeflogen

http://faktenfinder.tagesschau.de/auslan...o-725.html

Du solltest dir auch durchlesen, was du hier verlinkst. Ich weiß, heute ist es in Mode, nur die Schlagzeilen wahrzunehmen und den Rest zu glauben, selbst wenn (oder gerade weil?) eine Quelle angegeben wird. Damit macht man sich hier im Forum aber nur unglaubwürdig. Also bitte, lese dir deinen Bericht durch, dann wirst du feststellen, dass deine Aussage falsch ist.

Da ich dich aber nicht für dumm halte, und dir damit unterstelle, dass du genau weißt was du tust, sei dir gesagt: meine Geduld ist am Ende, und du hier im Forum nicht länger willkommen. Such dir bitte eine andere Plattform für deine Propaganda.
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Zitat:Bei Kämpfen um den IS-Stützpunkt in al-Rakka in Syrien ist nach offizieller Darstellung aus Damaskus ein Kampfjet der syrischen Streitkräfte durch die US-geführte Koalition abgeschossen worden. Der Pilot der Maschine werde seit dieser «schamlosen Aggression» vermisst.
Der Jet habe einen Kampfeinsatz gegen Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" geflogen. Die US-Streitkräfte bestätigten den Abschuss. Der Kampfjet vom Typ Suchoi Su-22 der syrischen Streitkräfte habe aber vielmehr Stellungen der von der Koalition unterstützten Rebellen angegriffen, daraufhin sei er umgehend von einer F/A-18E abgeschossen worden.

Quelle: https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/u...-131440568

Reden die eigentlich nicht miteinander da unten? Also ich meine, das syrische und Koalitions-Oberkommando im Zusammenhang mit Angriffen auf den IS. Den Syrern müsste aber auch so klar sein, dass der derzeitige Angriff der Koalition auf Rakka durch Luftstreitkräfte gedeckt ist und sie sich dort gescheiter raushalten, um eben solche Situationen zu vermeiden. Ich verstehe das nicht, die hätten die Maschine doch sinnvoller gegen andere Rebellen sonst wo eingesetzt.
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Apropos miteinander reden: Die iranischen Revolutionsgarden haben IS-Positionen bei Deir-ez-Zor mit Mittelstreckenraketen aus dem Westiran angegriffen:
Zitat:TEHRAN (Tasnim) – The Islamic Revolution Guards Corps (IRGC) announced that it has conducted missile attacks against Takfiri (extremist) terrorists’ key sites in Syria’s eastern region of Deir Ez-zor in retaliation for deadly terrorist attacks in Tehran.
In a statement late on Sunday, the IRGC public relations office reminded earlier pledge that the IRGC would retaliate for innocent bloodshed in June 7 terrorist attacks in Tehran, and said, “To that end the Islamic Revolution Guards Corps… a while ago has conducted missile attacks on Takfiri terrorists’ command centers, gatherings, logistic sites and factories of suicide car bombs in Deir ez-Zor region, east of Syria.”
The statement said “a number of mid-range ground-to-ground missiles were fired from the IRGC aerospace force’s bases in Iran’s western provinces of Kermanshah and Kurdistan.

Quelle: https://www.tasnimnews.com/en/news/2017/...h-missiles

Das erinnert an die russische Kalibr(?)-Attacke aus dem kaspischen Meer gegen Ziele in Syrien.
Die Fragen, die sich stellen:
1. Hat der Iran die Iraker zuvor informiert?
2. Wurde die Anti-IS-Koalition informiert?
3. Wie wirksam waren die Raketen, welcher Typ wurde eingesetzt und wie viele davon?
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(18.06.2017, 23:36)hunter1 schrieb: Reden die eigentlich nicht miteinander da unten?

Glaubt man den Berichten der Koalition, dann reden die schon miteinander. Also nicht direkt halt, per Telefon, über die Russen... Undecided

Zitat:Following the Pro-Syrian forces attack, the Coalition contacted its Russian counterparts by telephone via an established ‘de-confliction line’ to de-escalate the situation and stop the firing.

At 6:43 p.m., a Syrian regime SU-22 dropped bombs near SDF fighters south of Tabqah and, in accordance with rules of engagement and in collective self-defense of Coalition partnered forces, was immediately shot down by a U.S. F/A-18E Super Hornet.

Quelle: http://www.inherentresolve.mil/News/Arti...et-attack/
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(19.06.2017, 08:11)Helios schrieb: Glaubt man den Berichten der Koalition, dann reden die schon miteinander. Also nicht direkt halt, per Telefon, über die Russen... Undecided

Oder auch nicht:
Zitat:Russland droht USA mit Angriffen im syrischen Luftraum

...
Außerdem setze das Ministerium seine Kontakte mit den USA zur Verhinderung von Zwischenfällen im syrischen Luftraum aus. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass die USA diese Kommunikationskanäle vor dem Abschuss des syrischen Flugzeuges nicht genutzt hätten.
...

Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/arti...traum.html
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Russia Today will wissen, dass die Maschine 40 Kilometer südlich von Raqqa in IS-Gebiet abgeschossen worden ist, und besteht (verständlicher weise) darauf, dass auch nur der IS das Ziel gewesen sei.

https://www.rt.com/news/393028-syria-russia-us-plane/


Wenn die Russen schlau sind, schießen sie nicht sofort auf alles, was westlich des Euphrats fliegt. Ansonsten dürften lediglich die Operationen gegen Raqqa leiden. Davon hätte nur der IS etwas.

Zitat: Reden die eigentlich nicht miteinander da unten? Also ich meine, das syrische und Koalitions-Oberkommando im Zusammenhang mit Angriffen auf den IS. Den Syrern müsste aber auch so klar sein, dass der derzeitige Angriff der Koalition auf Rakka durch Luftstreitkräfte gedeckt ist und sie sich dort gescheiter raushalten, um eben solche Situationen zu vermeiden. Ich verstehe das nicht, die hätten die Maschine doch sinnvoller gegen andere Rebellen sonst wo eingesetzt.

Damaskus wollte vielleicht nur demonstrieren, dass man die Einsätze der Koalition zwar duldet, sich von dieser aber keine Vorschriften in Bezug auf die Operationsführung machen lässt. Das die Amis gleich schießen hat man wohl nicht erwartet.

Falls man hingegen bewusst einen Zwischenfall provozieren wollte, so ist jedenfalls die russische Proklamation der "Euphrat-Linie" ein Erfolg für Damaskus. Man hat um den Preis eines veralteten Jabos die Sicherheitsgarantie einer Atommacht bekommen und könnte in Zukunft völlig freie Hand haben, westlich des Euphrats nach Herzenslust zu bombardieren.
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@Nelson
Die USA könnten aber im Gegenzug Flugverbotszonen für russische (und syrische) Flugzeuge über Gebieten, die von ihren Verbündeten gehalten werden, einrichten. Und da kann man kreativ sein, wie sich diese Gebiete gestalten, da die Rebellen in ziemlich viele Gruppen fragmentiert sind. Man könnte etwas scheinheilig den Luftraum einer ganzen Provinz sperren, in welcher z.B. vor allem die Nusra-Front kämpft, einfach weil sich dort noch eine kleine Splittergruppe der SDF befindet.

Allerdings macht die Definition von "roten Linien", sei es nun der Einsatz von Giftgas oder der Euphrat, die Situation für die involvierten Grossmächte nicht einfacher. Die Russen müssen nun reagieren, wenn etwas über den Euphrat fliegt, oder diese neue Flugverbotszone westlich des Euphrats relativieren. Letzteres ist zu wünschen, sonst gibt's die direkte Konfrontation, die wohl keiner will.

Zitat:Damaskus wollte vielleicht nur demonstrieren, dass man die Einsätze der Koalition zwar duldet, sich von dieser aber keine Vorschriften in Bezug auf die Operationsführung machen lässt. Das die Amis gleich schießen hat man wohl nicht erwartet.
Kann auch sein. Damaskus hat insbesondere das Problem, dass Rakka voraussichtlich an die mit der Koalition verbündete SDF bzw. die Kurden fällt. Das ergäbe einen feinen Stützpunkt in Ostsyrien, von wo aus man später, wenn der IS in der Region zerstört ist, alles mögliche machen kann. Insofern ist das Markieren von Präsenz syrischer Truppen vor Ort nachvollziehbar. Und da zu wenige Bodentruppen zur Verfügung stehen, zeigt man sich - mit entsprechenden Konsequenzen - eben aus der Luft.
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Zitat: Die USA könnten aber im Gegenzug Flugverbotszonen für russische (und syrische) Flugzeuge über Gebieten, die von ihren Verbündeten gehalten werden, einrichten. Und da kann man kreativ sein, wie sich diese Gebiete gestalten, da die Rebellen in ziemlich viele Gruppen fragmentiert sind. Man könnte etwas scheinheilig den Luftraum einer ganzen Provinz sperren, in welcher z.B. vor allem die Nusra-Front kämpft, einfach weil sich dort noch eine kleine Splittergruppe der SDF befindet.


Selbstredend können die Amerikaner jetzt kontern. Ich rechne z.B. damit, dass sie jetz eben östlich des Euphrat eine derartige Zone einrichten. Solange beide Seiten dann auf ihrer Flusseite bleiben und kleinere Grenzverletzungen geflissentlich übersehen, könnte sich die Lage dadurch sogar verbessern.

Zitat: Kann auch sein. Damaskus hat insbesondere das Problem, dass Rakka voraussichtlich an die mit der Koalition verbündete SDF bzw. die Kurden fällt. Das ergäbe einen feinen Stützpunkt in Ostsyrien, von wo aus man später, wenn der IS in der Region zerstört ist, alles mögliche machen kann. Insofern ist das Markieren von Präsenz syrischer Truppen vor Ort nachvollziehbar. Und da zu wenige Bodentruppen zur Verfügung stehen, zeigt man sich - mit entsprechenden Konsequenzen - eben aus der Luft.

Rein spekulativ würde ich darauf tippen, dass Raqqa offiziell an die SDF geht, um die Türken nicht weiter zu beunruhigen. Mit den Kurden könnte sich Damaskus vielleicht sogar noch eher arrangieren. Denen währe Raqqa vielleicht als prestigereiches Faustpfand in Verhandlungen um die Unabhängigkeit/weitgehende Autonomie wichtig, während sie vermutlich kein Interesse daran haben werden, eine (zumindestens in der Masse) nicht-kurdische, dafür aber sehr zerbombte Großstadt dauerhaft ihrem Gebiet hinzuzufügen.
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ISIS scheint in Syrien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, wenn man sieht wie schnell die syrischen Truppen zum Euphrat vorstoßen konnten. Was denkt ihr wie es danach in Syrien weitergehen wird. Wenn die Kurden weiter gegen Assad still halten, dann dürften nach dem Sieg gegen ISIS die syrischen Rebellen auch mit den Rücken zur Wand stehen.
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