USA: Zweck und Legitimation der Interventionspolitik
#91
@german-foreign-policy als Quelle:

Na ja, für mich ist das eine ganz klar Deutschland-feindliche Quelle von Leuten, die scheinbar am liebsten den Morgenthau-Plan nach '45 umgesetzt hätten. Daher sollte einen die Rhetorik dort nicht erstaunen. Trotzdem lese ich die Seite regelmäßig, zum einen, weil ich auch gern mal lache, zum zweiten, weil zwischen all der Propaganda immer mal wieder auch kleine Happen Information zu finden sind. Wie sagt man so schön: die Grundlage jeder guten Lüge ist ein Körnchen Wahrheit. Wink
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#92
Also man sollte diese Quelle nicht ganz so ernst nehmen, das stimmt schon. "Ahnung " haben die in gewisser Hinsicht schon, nur ist leider das alles politisch sehr tendenziert, d.h. die haben eine sehr deutliche politische Ausrichtung, so dass man da wirklich sehr genau abwägen muss, was in den Artikeln Propaganda und was echte Information ist, denn deren INterpretation ist schon echt krass.

Aber gerade deshalb ich jetzt auf den Artikel von Krasner in der Zeitschrift "Internationale Politik" gespannt. Falls in unserer Bibliothek morgen schon ein Examplar vorhadne ist, werde ich mir wie schon gesagt daher den Originalartikel vornehmen.
Und ich denke ich gelte ja als einigermaßen "objektiv" Big Grin...
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#93
Da es sich bei dem Artikel mehr oder weniger um einen Kommentar handelt, impliziert das ganz natürlicherweise eine Tendenz, die in diesem Fall tatsächlich ziemlich deutlich ausgefallen ist. Dennoch ein nice read, denn obiges hat ja auch durchaus seinen Reiz und polarisiert.

Da ich es grundsätzlich für interessant halte, was diverse Thinktanks, Berater und vermeintliche Experten für Richtungsweisungen geben, wäre ich eben aufgrund des reisserisch gehaltenen Kommentars dazu, tatsächlich gespannt auf den Orginalartikel und die Details, die den Autor von german-foreign-policy.com so auf die Palme gebracht haben.

:merci: @Thomas für die Initiative!
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#94
Das zeigt mal wieder wie heuchlerisch der Westen ist. Im Grunde hat sich seit der Zeit des Imperialismus nichts geändert. Demokratie gibt es nur für das eigene Volk alle anderen müssen zu deren Wohl leiden und sterben. Länder werden gegeneinander gehetzt, Regierungen geputscht bzw Marionetten installiert, Völker Isoliert, massiv bedroht zu Satelliten gemacht und beeinflusst und so weiter und alles im Namen der Sicherheit und Demokratie. Schöne Doppelmoral aber das kennt man ja nun schon seit Jahrhunderten vom Westen.
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#95
Hab den Aufsatz mir heute aus Internationale Politik rauskopiert, aber da ich da noch drei weitere Aufsätze aus Interesse mir vorgenommen hatte, folgt erst im weiteren Verlauf des heutigen Tags an dieser Stelle eine Review...

*to be edited* Big Grin
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#96
Zitat:Patriot postete
Das zeigt mal wieder wie heuchlerisch der Westen ist. Im Grunde hat sich seit der Zeit des Imperialismus nichts geändert. Demokratie gibt es nur für das eigene Volk alle anderen müssen zu deren Wohl leiden und sterben. Länder werden gegeneinander gehetzt, Regierungen geputscht bzw Marionetten installiert, Völker Isoliert, massiv bedroht zu Satelliten gemacht und beeinflusst und so weiter und alles im Namen der Sicherheit und Demokratie. Schöne Doppelmoral aber das kennt man ja nun schon seit Jahrhunderten vom Westen.
ja und? machen das nicht andere staaten auch? das betrifft nicht nur den westen. andere staaten machen es unter dem deckmantel des kommunismus, des sozialismus oder irgendeiner religion. in der politik gibt es keine moral ... :misstrauisch: Confusedtaun:
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#97
Ich weiß, ich bin etwa in Verzug, aber dafür kann ich nun mit dem ganzen Artikel im Original dienen. Unter

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.internationalepolitik.de/">http://www.internationalepolitik.de/</a><!-- m -->
ist gleich auf der Startseite ein Download des Kranser-Artikels als PDF-Datei möglich.
Der Artikel über den "Dschihad in Washington" ist aber auch sehr interessant und beschäftigt sich auch - thematisch passend - mit der Politikstrategie der Neocons der USA in Nahen und Mittleren Osten.
Beide also recht zu empfehlen!
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#98
Also, jetzt mal zu dem Artikel von Krasner:

Der in der Fachzeitschrift "Internationale Politik", Ausgabe September 2005 erschiene Artikel "Alternativen zur Souveränität- Neue Institutionen für kollabierte und scheiternde Staaten" versucht neue Policywege zu beleuchten, failed und failing states zu "reparieren".
Hierbei wird insbesondere auf die legitimatorisch völkerrechtliche Seite dieses Vorgehens eingegangen.
Krasner wendet sich zunächst dem Tatbestand der failed und failing states zu, er hebt deren schwere Problematik hervor.
Dann wendet er sich dem Souveränitsbegriff zu, den er in drei Kategorien unterscheidet:
- die internationale rechtliche Souveränität (d.h. das Recht international zu
agieren und Verträge abzuschließen)
- die Westfälische Souveränität (d.h. das Prinzip der Nichteinmischung in die
Angelegenheiten fremder Staaten)
- die innere Souveränität ( bezieht sich auf die innere Struktur der Gewalten)
Nun wendet er sich der Frage zu, inwiefern das Phänomen der failed states diese klassischen Souveränitätsvorstellungen untergräbt. Seiner Meinung tut sie das, denn failed states bilden ein Sicherheitsrisiko für die Internationale Gemeinschaft.
Außerdem meint Krasner: Mächtige Staaten könne das Phänomen prekärer Staaten nicht ignorieren, denn deren Sicherheits- und wirtschaftliche Interessen sind durch diese Staaten gefährdet (Krasner 2005, Seite 46)
Daher muss gegen dieses Phänomen vorgegangen werden, aber weder die bisher gängige Governance-Hilfe, noch die momentan üblichen Übergangsverwaltungen in Sonderfällen sind für ihn dazu angetan viel zu
bewirken.
Daher plädiert er für neue Wege und für neue Optionen. Dabei skizziert er zwei komplementäre Vorstellungen. Zum einen sieht er in der Wiederbelebung der Treuhandschaft, also der Völkerbundprotektorate ein legitimes Mittel um schwierige Fälle zu kurieren, andererseits geht es um eine geteilte Souveränität, in der die Westfälische Souveränität verletzt wird: Externe Akteure übernehmen auf Vertragsbasis Teile der inneren Machtstrukturen und teilen so die Macht mit den inländischen Akteuren.
Diese zweite Option scheint für Krasner besonders interessant zu sein, insbesondere wenn es um wirtschaftliche Ressourcen geht. Diese schildert er eher als Fluch für das betreffende Land denn als Segen. Er hebt auch da die korrumpierende Wirkung gerade des Öls auf die jeweiligen Eliten heraus, die sich der Verantwortlichkeit im Umgang mit diesen Ressourcen nicht bewußt sind, weder im Bezug auf ihre eigene Bevölkerung, noch international. Daher fordert er hier bei besonders korrupten Fällen zum Wohle aller die Internationalsierung der Ressourcen in der Verwaltung. Ein Trust soll gebildet werden und dort unter Überwachung der Weltbank die Gelder ankommen und nur zweckgebunden ausgegeben werden dürfen (für soziale Zwecke). Dafür nennt er den Tschad als Musterbeispiel (vgl. Seite 50).
Letztlich sieht Krasner als Antwort auf die neuen failed states nur die Ausweitung der formalen Instrumentarien als möglich an.
Geteilte Souveränität und damit dauerhafte externe Einmischung und Beeinflußung schwebt ihm genaus vor, wie die Errichtung von Protektoraten.

Dabei geht er aber auf viele Probleme, die das Ganze aufwerfen, nur sehr sporadisch ein.
Zwar sieht er selbst ein, dass diese neuen Entwicklungen am besten die Unterstützung aller großen Staaten haben sollte, also auch die von China, Indien, Nigeria usw.
Aber für sowas sieht er selbst keine Indizien (vgl. Seite 49 Mitte). Außerdem schwenkt er in der Formulierung auch mal zwischen dem pauschalen Terminus der "großen Staaten" und jenem der "demokratischen" oder der "großen demokratischen Staaten".
Allerdings hätte diese Aufweichung des Rechts schwere Folgen. Sollte man sich nicht auf generelle Kodizes oder ähnliches betreffs dieser neuen Vorgehensweisen einigen, was definitiv schwer fallen würde, so könnten bald die nichtdemokratischen Staaten selbst stark genug sein, um selbst zu den potenten starken zu gehören und selbst diese Politik nach eigenem Gusto durchzuführen. Der Westen hätte selbst zu einer weiteren und dynamischeren Auflösung und Aufhebung des Völkerechts beigetragen.
Auch ist problematisch, dass diese neue Einmischung unbefristet gleichsam dauerhafte Fremdherrschft bedeutet, selbst wenn es wirklich für einen guten Zweck wäre.
Die solchermaßen nun mal gegebene Notwendigkeit gerade bei der geteilten Souveränität Einverständnis und Einigkeit zwischen den inneren und den äußeren Akteuren herzustellen, ist meine Erachtens langfristig nicht erstellbar.
Selbst wenn internationale Hilfe in einem heimgesuchten Land begrüßt wird und sich Politiker finden, die diese Art der geteilten Macht einführen, so kann sich doch das Bild schnell ändern und aus Helfern Herrscher machen. Somalia ist ein gutes Beipsiel dafür, das Stimmungslagen sich schnell ändern können.
Diese Fehlentwicklungen sind viel zu schnell vorauszusehen.


Also, der Autor hat sicher Recht, wenn er konstatiert, dass es eine jetzige gute Strategy gegenüber failed states und failing states fehlt.
Aber ein sich gewissermaßen schlecht verhüllter Interventionismus und Neoimperialismus sind als allgemeine Patentlösungen untauglich!
Man muss sicher außerhalb der heutigen Souveränitätskonzeptionen im Rahmen einiger Problemfälle agieren, aber dies erfordert eher länderspezifische Vorgehensweise, unter Beachtung der jeweiligen politischen und sozialen Umstände.
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#99
Zitat:hawkeye87 postete
Zitat:Patriot postete
Das zeigt mal wieder wie heuchlerisch der Westen ist. Im Grunde hat sich seit der Zeit des Imperialismus nichts geändert. Demokratie gibt es nur für das eigene Volk alle anderen müssen zu deren Wohl leiden und sterben. Länder werden gegeneinander gehetzt, Regierungen geputscht bzw Marionetten installiert, Völker Isoliert, massiv bedroht zu Satelliten gemacht und beeinflusst und so weiter und alles im Namen der Sicherheit und Demokratie. Schöne Doppelmoral aber das kennt man ja nun schon seit Jahrhunderten vom Westen.
ja und? machen das nicht andere staaten auch? das betrifft nicht nur den westen. andere staaten machen es unter dem deckmantel des kommunismus, des sozialismus oder irgendeiner religion. in der politik gibt es keine moral ... :misstrauisch: Confusedtaun:
Und du heißt sowas gut ? In der Politik gibt es vllt keine Moral aber ich denke von Menschen mit Verstand kann man Moral erwarten, meinst du nicht ?
Ich für meinen Teil kritisiere Menschenverachtende Politik und heiße sowas nicht gut.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.menewsline.com/stories/2005/september/09_11_1.html">http://www.menewsline.com/stories/2005/ ... _11_1.html</a><!-- m -->
Zitat:U.S. SEES BREAKTHROUGH IN ME DEMOCRACY

WASHINGTON [MENL] -- The United States has claimed a breakthrough in efforts to introduce democracy in the Middle East.
...
"In the Middle East, too, the wave of democracy is now arriving," Assistant Secretary of State Daniel Fried told a Paris audience on Sept. 1.
...
:misstrauisch:
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@ shahab3: vermutlich werten die usa die wahlen in ägypten als erfolg für die demokratie - immerhin gab es zum ersten mal gegenkandidaten gegen mubarak :rofl: Big Grin
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@hawkeye87

Ja, aber bei all den ägyptischen Erfolgen, darf man auch andere Vorzeigestaaten nicht vergessen ! :rofl:

Zitat:Frauenförderung im Oman als Beispiel für die Golfregion

Das Sultanat Oman ist in der Golfregion zum Vorreiter in Sachen Frauenförderung avanciert, seitdem seine Einwohnerinnen für ein Beratergremium von Sultan Qabus Bin Said kandidieren dürfen. "Shura", ein unabhängiger Rat nach islamischem Vorbild, berät die Regierung bei der Gesetzgebung und den innenpolitischen Strategien. Der von Vertretern der 59 Distrikte des Landes ernannte Rat nimmt teilweise die Funktion eines Parlaments wahr. Oman hat ebenso wie alle anderen Golfstaaten - mit Ausnahme Kuwaits - keine Volksvertretung mit gesetzgebenden Kompetenzen.
...
.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.saar.at/kn198.html">http://www.saar.at/kn198.html</a><!-- m -->
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da diese Diskussion unter <!-- l --><a class="postlink-local" href="http://forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?p=111941#111941">viewtopic.php?p=111941#111941</a><!-- l --> wieder aufgeflammt ist möchte ich hier eine These zur Diskussion stellen:
Zitat:Seit der Unabhängigkeitserklärung ist die Politik der USA von drei sich ergänzenden und sich teilweise widersprechenden Tendenzen geprägt. Dem missionarischen Eifer der ersten weißen Amerikaner, der aus religiösen Gründen vertriebenen und verstoßenen stand ein unilaterialer Imperialismus im Bereich der eigenen, selbst definierten Hegemonialsphäre und ein Isolationismus gegenüber den Gebieten außerhalb dieser Sphäre gegenüber. Bereits George Washington - der erste US-Präsident - warnte 1796 in seiner Abschiedsrede die US-Amerikaner davor, sich in die Händel anderer - Dritter - verwickeln zu lassen, ein Appell, den Thomas Jefferson erneut an seine Landsleute richtete. Dies hinderte die USA aber nicht, sind innerhalb der selbst gesteckten Grenzen der eigenen Interessenssphäre offensiv zu betätigen.

1. Phase: Go West
1803 wurde das Louisiana-Territorium von Frankreich erworben und damit das eigene Hoheitsgebiet verdoppelt, 1819 Florida von Spanien gekauft. Mit dem Monroe-Doktrin (1823) wurde Neutralität und Nichteinmischung gegenüber den europäischen Weltmächten erklärt, zugleich aber der eigene Hegemonialanspruch auf Nord- und (!) Südamerika angedeutet. Die europäischen Mächte sollten ihre Finger aus dem amerikanischen Kontinent lassen. In Umsetzung dieser Doktrien wurde zunächst das eigene Territorium arrondiert - mit dem Vorstoß zum Pazifik und der Besetzung des mexikanischen Texas (1845). Der nachfolgenden Krieg gegen Mexiko (1846) führte zum Gewinn der heutigen Staaten Arizona, Colorado, Kalifornien, Nevada, New Mexiko Utah und Wyoming. Ihren Höhepunkt - und zugleich ein erstes Ende - fand diese frühe Expansionsphase in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts, als amerikanische Kriegsschiffe die Beendigung der Selbstisolation Japans erzwangen, als in den sechziger Jahren die unbewohnten Midway-Inseln besetzt und - kurz nach dem US-Bürgerkrieg - das heutige Alaska käuflich von Russland erworbene wurde.

2. Phase: Hegemonialmacht im Süden:
Mit diesen Vorstößen war zugleich die Grundlage für eine weitere Expansion verbunden - die vom Marineoffizier Alfred Thayer Mahan theoretisch aufbereitet wurde: Amerika begann, seine Interessenssphäre durch eine starke Seemacht zu schützen und damit zugleich das Potential für eine weitere Expansion aufzubauen. Diese zweite Expansionswelle richtete sich nun auch gegen europäische Mächte: 1898 (Kuba-Zwischenfall) kam es zum Krieg mit Spanien, der dazu führte, dass die USA die spanischen Philippinen erhielten. Gleichzeitig wurden Guam, die Hawaii-Inseln und Wake erworben und als Marine-Stützpunkte ausgebaut.
1903 wurde auf Betreiben der USA das Gebiet Panama um den gleichnamigen Kanal von Kolumbien abgetrennt und von den USA verwaltet. Präsident Roosevelt erweiterte die Monroe-Doktrin auch ausdrücklich um den Anspruch, in lateinamerikanischen Ländern polizeiliche Interventionen durchführen zu dürfen. Sein Nachfolger - Präsident Wilson - mischte sich dementsprechend intensiv in Mexico, Nicaragua, in Haiti und der Dominikanischen Republik ein - und übernahm endgültig die Macht in Panama.

Seither sieht sich Nordamerika als "großer Bruder" der Südamerikanischen Staaten, der sich das Recht heraus nimmt, lenkend und kontrollierend auf die politische Entwicklung in Südamerika Einfluss zu nehmen. Dabei wurden auch demokratisch gewählte Regierungen mit dem aktiven Eingreifen der USA konfrontiert. Guatemala (1953-1990), Britisch Guiana / Guyana, (1953-64), Brasilien (1961-64), Dominikanische Republik (1963-66), Chile (1964-73) und Bolivien (1964-1982), Peru (1975), Argentinien (1976), Nicaragua (1978-89) und letztendlich Venezuela (11. April 2002) markieren entsprechende Schritte in den meisten südamerikanischen Staaten - die letztendlich dazu beigetragen haben, dass die Akzeptanz der USA in diesen Staaten stark gelitten hat und die Bevölkerung dort inzwischen eher zu linken Regierungen neigt.
Die Phasen der Expansion, in denen die selbst gesteckten Interessensgebiete immer weiter ausgedehnt wurden, wurden unterbrochen von Zeiten der Konsolidierung. Der Erste Weltkrieg, der die Kräfte der USA fast überstrapaziert hatte, führte zu einer solchen Cäsur, die erst mit dem Engagement im Zweiten Weltkrieg beendet wurde. Dieser Krieg führte zu einer Umkehrung im Machtgefüge.

3. Phase: Weltweites Engagement
Waren vor dem Zweiten Weltkrieg die europischen Staaten immer noch die maßgeblichen weltweit agierenden Kolonialmächte, so waren die USA mit dem Kriegsende 1945 militärisch, politisch und wirtschaftlich an der Weltspitze. Die USA waren die einzige Atommacht, und die Wirtschaft der europäischen Staaten von England und Spanien bis weit nach Russland, bis zur Wolga und vor die Tore Moskaus war kriegszerstört. Der Marshall-PLAN (1947) und der Nordatlantik-Pakt (1949) sowie eine imperialistische Sowjetunion gaben den USA die Möglichkeit, ihr internationales Engagement bis in das Herz Europas auszudehnen. Die USA haben Westeuropa vor der Expansion eines kommunistischen Sowjetreiches bis zu den Küsten des Atlantiks bewahrt - was nicht nur zu einer nachhaltigen Dankbarkeit der Europäer - der einstigen Verbündeten und erst recht der ehemaligen Feinde aus dem Krieg - gegenüber der transatlantischen Supermacht geführt hat, sondern letztendlich die Konsolidierung der kriegszerstörten Wirtschaft Europas ermöglichte - und damit den Grundstock für die Stärke der Europäischen Union gelegt hat.

In der Abwehr gegen echte oder scheinbare kommunistische Bedrohungen engagierten sich die USA auch in Asien (Korea 1945-53, Vietnam 1950-73 mit Kambodscha 1955-73 und Laos) sowie - erneut - die Philippinen (1945-53) markieren diese Eppoche amerikanischer Aussenpolitik, und der zunehmende Durst der amerikanischen Industrien nach Energie führte zur starken Präsenz der USA in den ölreichen Staaten am Golf (Iran, Saudi-Arabien). Auch hier scheuten die USA vor aktiven Eingriffen nicht zurück. Griechendland (1947-49) und der Iran (1953) markieren zwei Beispiele, die zeigen, dass sich der amerikanische Herrschaftsanspruch nach dem zweiten Weltkrieg auch auf Europa und den Mittleren und Nahen Osten ausdehnte - und zwar im Zweifel auch gegen die Intentionen der örtlichen Bevölkerung.

Die USA traten dabei aber überwiegend nicht als Hegemonialmacht auf, sondern als Verbündete - die den von Kommunisten oder einer feindlichen Umwelt (Israel) bedrohten Staaten kooperativ und multilateral beistanden. Mit dem IWF und der Weltbank wurden politisch-wirtschaftliche Instrumentarioen geschaffen, die das Engagement der USA flankierend unterstützten sollten. Mit dem Ende der Sowjetunion waren die USA weltweit als Supermacht präsent. Das Ende der sowjetischen Bedrohung führte aber zugleich zu einer zunehmenden Konzentration der US-Verbündeten auf die eigenen Interessen - die bisweilen auch den Interessen der Supermacht USA widersprachen. Auch bei scheinabr sicheren Verbündeten und einer über Jahrzehnte hin treuen Gefolgschaft wie in Deutschland wird plötzlich die Führungsqualität der USA hinterfragt. Diese befinden sich politisch scheinbar in der Defensive - der unumschränkte Führungsanspruch ist verloren, der Einfluss der USA auf die Politik der Gefolgsstaaten wird zunehmend hinterfragt und zurück gedrängt. Die US-Präsidenten Reagan, Clinton und zuletzt auch Bush jr. versuchten, dem entgegen zu wirken. So wurde schrittweise begonnen, die NATO zu "Entpolitisieren" und ihr einen "neuen Sinn" zu geben - nicht als Verteidigungsbündnis gegen die (nicht mehr vorhandene) sowjetische Bedrohung sondern als Instrument der amerikanischen Außenpolitik.

Die Spitze dieses Hegemonialstrebens wurde im September 2002 durch die Erklärung der "nationalen Sicherheitsstrategie der USA" der Regierung Bush jr. deutlich. Darin wurde der Anspruch der USA formuliert, unter Übergehung des Gewaltverbotes der UN-Charta weltweit präventive Kriege zu führen - und gleichzeitig der Anspruch erhoben, für alle Zukunft an der militärischen Vorherrschaft der USA fest zu halten. Die Voraussetzungen für einen solchen Präventivkrieg sind dabei sehr unklar gehalten. Die dem Irak mittels gefälschter "Beweise" zugeschriebenen "Massenvernichtungswaffen" haben - wider besserem Wissen - ausgereicht, um Washington (und in Nibelungentreue auch London) in das irakische Kriegsabenteuer zu verwickeln. Im Endeffekt erweist sich damit das von den USA in Anspruch genommene Recht zum Präventivkrieg als Rechtfertigung, die eigene Vormachtstellung zu stabilisieren und - wenn Öl oder andere Schätze locken - auszuweiten. Die Kosten des Irak-Abenteuers führen aber zugleich zu einer massiven Schwächung der amerikanischen Wirtschaft, die seit Jahrzehnten "auf Pump" lebt.
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Ich mache mir mal die Mühe, es zu zerpflücken...
Zitat: 1803 wurde das Louisiana-Territorium von Frankreich erworben und damit das eigene Hoheitsgebiet verdoppelt, 1819 Florida von Spanien gekauft. Mit dem Monroe-Doktrin (1823) wurde Neutralität und Nichteinmischung gegenüber den europäischen Weltmächten erklärt, zugleich aber der eigene Hegemonialanspruch auf Nord- und (!) Südamerika angedeutet. [...] Der nachfolgenden Krieg gegen Mexiko (1846) führte zum Gewinn der heutigen Staaten Arizona, Colorado, Kalifornien, Nevada, New Mexiko Utah und Wyoming. Ihren Höhepunkt - und zugleich ein erstes Ende - fand diese frühe Expansionsphase in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts, als amerikanische Kriegsschiffe die Beendigung der Selbstisolation Japans erzwangen, als in den sechziger Jahren die unbewohnten Midway-Inseln besetzt und - kurz nach dem US-Bürgerkrieg - das heutige Alaska käuflich von Russland erworbene wurde.
Man achte zunächst auf die markierten Worte: Es wurde insofern viel Territorium gekauft von anderen Ländern (und das waren keine Pachtverträge mit einem eindeutigen Kolonialhintergrund, wie in China etwa, z. B. Hongkong oder Kiautschou), die jene Gebiete nicht mehr wollten oder als überflüssig ansahen und sie deshalb verkauften. Zur Öffnung Japans kann man sagen, dass die Öffnung zwar durch Druck geschah, korrekt, aber dass das Land danach nicht besetzt oder kolonialisiert wurde. Im Gegenteil, die Öffnung war ein Segen für das weiterhin unabhängige Land, es entwickelte sich innerhalb von zwei, drei Jahrzehnten zum modernsten Land in Asien, wurde zur ersten Industrienation Asiens. Vielleicht haben die USA Japan davor bewahrt, ein ähnliches Schicksal wie China zu finden, das von den Europäern teils aufgeteilt wurde. Insofern ist dies als positiv zu bewerten. Und wegen Mexiko: Zwar wurde der Krieg von US-Präsident Polk unterstützt, aber erst nachdem Texas seine Unabhängigkeit proklamiert und einen grausamen Krieg gegen den damaligen mexikanischen Diktator Don Antonio López de Santa Anna (1794 – 1876) geführt hatte. Erst dann griffen die USA ein und zwangen die Mexikaner zur Aufgabe ihrer Pläne. Zwar beanspruchten die USA danach viele Staaten, wie oben geschrieben, aber Mexiko erhielt im Gegenzug, obwohl es als Kriegsverursacher angesehen werden kann, eine Entschädigung von 15 Millionen Dollar (das wäre so, als wenn Russland heute Georgien eine Entschädigung für Süd-Ossetien und Abchasien zahlen würde), eine Summe, die nach damaligem Wert enorm war und welche die Verluste Mexikos mehr als wett machte. Keine europäische Macht hätte (zu dieser Zeit) sich so milde, ja großmütig verhalten.
Zitat: Mit diesen Vorstößen war zugleich die Grundlage für eine weitere Expansion verbunden - die vom Marineoffizier Alfred Thayer Mahan theoretisch aufbereitet wurde: Amerika begann, seine Interessenssphäre durch eine starke Seemacht zu schützen und damit zugleich das Potential für eine weitere Expansion aufzubauen. Diese zweite Expansionswelle richtete sich nun auch gegen europäische Mächte: 1898 (Kuba-Zwischenfall) kam es zum Krieg mit Spanien, der dazu führte, dass die USA die spanischen Philippinen erhielten. Gleichzeitig wurden Guam, die Hawaii-Inseln und Wake erworben und als Marine-Stützpunkte ausgebaut.
Man weiß, dass der Zwischenfall im Hafen von Havanna (Explosion des US-Linienschiffes Maine) keine spanische Sabotage war; vermutlich war es nicht lagerbeständiges Pulver, das die Explosion und den Untergang verursacht hat. Nur: Damals war die Technik nicht so weit, um dies detailliert herausfinden zu können, und ferner waren die politischen Verhältnisse zwischen den USA und Spanien als äußerst angespannt anzusehen, und dies besonders wegen der brutalen spanischen Kuba-Politik. Sicherlich war die Kriegserklärung der USA, die eine Sabotage des Schiffes durch die Spanier annahmen, eine überzogene Reaktion aus heutiger Sicht, aber aus damaliger Sicht war es so gut wie nachvollziehbar, ja es war eine normale Reaktion. Deutschland annektierte in China Gebiete nach dem Tode von nur ein paar Missionaren. UND: Man kann natürlich darüber streiten, inwieweit eine Inanspruchnahme der Philippinen im Rahmen des Waffenstillstandes vom 12. August 1898 gerechtfertigt ist, aber immerhin wurde Kuba danach unabhängig. Außerdem: Es ist falsch, was über die Inseln drinsteht. Die USA erhielten die Philippinen und Puerto Rico. Wake und Guam kamen erst nach langen Verhandlungen zu den USA (auch wenn im Falle Guams schon ab 1899 die Würfel gefallen waren) und wurden auch erst im 20. Jahrhundert zu Stützpunkten ausgebaut. Hawaii hatte teils schon vor dem Krieg um eine Aufnahme in die USA ersucht, wurde nach dem Krieg nur noch pro forma annektiert.
Zitat:1903 wurde auf Betreiben der USA das Gebiet Panama um den gleichnamigen Kanal von Kolumbien abgetrennt und von den USA verwaltet. Präsident Roosevelt erweiterte die Monroe-Doktrin auch ausdrücklich um den Anspruch, in lateinamerikanischen Ländern polizeiliche Interventionen durchführen zu dürfen. Sein Nachfolger - Präsident Wilson - mischte sich dementsprechend intensiv in Mexico, Nicaragua, in Haiti und der Dominikanischen Republik ein - und übernahm endgültig die Macht in Panama.
Seither sieht sich Nordamerika als "großer Bruder" der Südamerikanischen Staaten, der sich das Recht heraus nimmt, lenkend und kontrollierend auf die politische Entwicklung in Südamerika Einfluss zu nehmen. Dabei wurden auch demokratisch gewählte Regierungen mit dem aktiven Eingreifen der USA konfrontiert. Guatemala (1953-1990), Britisch Guiana / Guyana, (1953-64), Brasilien (1961-64), Dominikanische Republik (1963-66), Chile (1964-73) und Bolivien (1964-1982), Peru (1975), Argentinien (1976), Nicaragua (1978-89) und letztendlich Venezuela (11. April 2002) markieren entsprechende Schritte in den meisten südamerikanischen Staaten - die letztendlich dazu beigetragen haben, dass die Akzeptanz der USA in diesen Staaten stark gelitten hat und die Bevölkerung dort inzwischen eher zu linken Regierungen neigt.
Jetzt vermischt der Autor aber die Sachverhalte etwas. Zunächst: Im Falle des Panama-Kanals denke ich auch, dass es eine strategisch-koloniale Vorgehensweise ist und war. Und ja, hier stimme ich zu, wenn man den USA koloniale Ambitionen unterstellt. Nur: Zu jener Zeit war dies normal. Jede europäische Großmacht (Deutschland, Frankreich, Russland, Großbritannien) oder auch Japan hätten genauso reagiert, wenn sie eine derartige strategische Option wie den Panama-Kanal vor der Nase gehabt hätten. Das macht die Sache nicht besser, gewiss, aber es ist nur ein recht kleiner Baustein im Anklagegebäude gegenüber den USA.

Aber danach wird es etwas widersprüchlich. Nicht, dass ich abstreiten würde, dass es US-Einmischungen in den genannten Ländern gegeben hat. Nein, man muss die Zeit berücksichtigen. Wir haben zwischen der Panama-Entscheidung 1903 und der Guatemala-Geschichte 1954 mehr als 50 Jahre! Und in dieser Zeit geschah recht wenig (was die amerikanische Hegemonie in dieser Region angeht), wohl aber weltpolitisch umso mehr, nebenbei auch zwei Weltkriege. Erst mit dem Beginn des Kalten Krieges und der Bedrohung durch kommunistische Umstürze (vielleicht auch teilweise Paranoia) wurden die USA in größerem Maße wieder in Süd- und Mittelamerika aktiv. Insofern kann man nicht alles nur auf irgendwelche imperialistischen Ambitionen der USA abwälzen, sondern man muss hier die Systemgegensätze der damaligen Zeit miteinbeziehen.
Zitat:Die Phasen der Expansion, in denen die selbst gesteckten Interessensgebiete immer weiter ausgedehnt wurden, wurden unterbrochen von Zeiten der Konsolidierung. Der Erste Weltkrieg, der die Kräfte der USA fast überstrapaziert hatte, führte zu einer solchen Cäsur, die erst mit dem Engagement im Zweiten Weltkrieg beendet wurde. Dieser Krieg führte zu einer Umkehrung im Machtgefüge.
Mag richtig sein. Ich erkenne aber auch nicht wirklich etwas negatives daran. Übrigens: Ein Land, das so riesig ist wie die USA und so viele Rohstoffe besitzt, muss schon sehr, sehr unvorbereitet sein, wenn es durch 1,5 Jahre effektives Mitkämpfen im Ersten Weltkrieg (1917/1918) schon fast erschöpft ist. D. h.: Dieses Land, das teils Flugzeuge und Kanonen von Verbündeten im Ersten Weltkrieg kaufen musste, war nicht hochgerüstet oder militaristisch. Es war eher unzureichend bewaffnet und ausgerüstet. Eine aggressive und auf koloniale Ambitionen ausgerichtete Großmacht, wie manche hier gerne unterstellen, sieht meiner Meinung nach anders aus. Insofern ist dies eigentlich ein Pluspunkt für die USA, die hier eher friedlich erscheinen.
Zitat:Waren vor dem Zweiten Weltkrieg die europäischen Staaten immer noch die maßgeblichen weltweit agierenden Kolonialmächte, so waren die USA mit dem Kriegsende 1945 militärisch, politisch und wirtschaftlich an der Weltspitze. Die USA waren die einzige Atommacht, und die Wirtschaft der europäischen Staaten von England und Spanien bis weit nach Russland, bis zur Wolga und vor die Tore Moskaus war kriegszerstört. Der Marshall-PLAN (1947) und der Nordatlantik-Pakt (1949) sowie eine imperialistische Sowjetunion gaben den USA die Möglichkeit, ihr internationales Engagement bis in das Herz Europas auszudehnen. Die USA haben Westeuropa vor der Expansion eines kommunistischen Sowjetreiches bis zu den Küsten des Atlantiks bewahrt - was nicht nur zu einer nachhaltigen Dankbarkeit der Europäer - der einstigen Verbündeten und erst recht der ehemaligen Feinde aus dem Krieg - gegenüber der transatlantischen Supermacht geführt hat, sondern letztendlich die Konsolidierung der kriegszerstörten Wirtschaft Europas ermöglichte - und damit den Grundstock für die Stärke der Europäischen Union gelegt hat.
Eindeutig richtig. Und meiner Ansicht nach kein Negativbild der USA. Wann hat sich ein Kriegsgewinner schon mal so großmütig gezeigt (auch wenn natürlich die Angst vor der Sowjetunion eine gewichtige Rolle gespielt hat)?

Den letzten Teil kommentiere ich später. Ich habe leider nicht mehr Pause...

Schneemann.
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Zitat:Man achte zunächst auf die markierten Worte: Es wurde insofern viel Territorium gekauft von anderen Ländern (und das waren keine Pachtverträge mit einem eindeutigen Kolonialhintergrund, wie in China etwa, z. B. Hongkong oder Kiautschou), die jene Gebiete nicht mehr wollten oder als überflüssig ansahen und sie deshalb verkauften. Zur Öffnung Japans kann man sagen, dass die Öffnung zwar durch Druck geschah, korrekt, aber dass das Land danach nicht besetzt oder kolonialisiert wurde. Im Gegenteil, die Öffnung war ein Segen für das weiterhin unabhängige Land, es entwickelte sich innerhalb von zwei, drei Jahrzehnten zum modernsten Land in Asien, wurde zur ersten Industrienation Asiens. Vielleicht haben die USA Japan davor bewahrt, ein ähnliches Schicksal wie China zu finden, das von den Europäern teils aufgeteilt wurde. Insofern ist dies als positiv zu bewerten. Und wegen Mexiko: Zwar wurde der Krieg von US-Präsident Polk unterstützt, aber erst nachdem Texas seine Unabhängigkeit proklamiert und einen grausamen Krieg gegen den damaligen mexikanischen Diktator Don Antonio López de Santa Anna (1794 – 1876) geführt hatte. Erst dann griffen die USA ein und zwangen die Mexikaner zur Aufgabe ihrer Pläne. Zwar beanspruchten die USA danach viele Staaten, wie oben geschrieben, aber Mexiko erhielt im Gegenzug, obwohl es als Kriegsverursacher angesehen werden kann, eine Entschädigung von 15 Millionen Dollar (das wäre so, als wenn Russland heute Georgien eine Entschädigung für Süd-Ossetien und Abchasien zahlen würde), eine Summe, die nach damaligem Wert enorm war und welche die Verluste Mexikos mehr als wett machte. Keine europäische Macht hätte (zu dieser Zeit) sich so milde, ja großmütig verhalten.
das zeugt nur davon das USA progmatisch aggierten und stehts bemüht waren gewise Legitimation zu erreichen.
Nur wie du dazu kommst Mexiko als Kriegsverursacher hinzustellen ist mir ein Rätsel. Und wo ist hier der Krieg um "Demokratie", USA wollten diese Gebiete und sie haben sie durch Krieg bekommen, das ist das was unter Strich übrig bleibt wenn man Propaganda beiseite läßt.
Zitat:Man weiß, dass der Zwischenfall im Hafen von Havanna (Explosion des US-Linienschiffes Maine) keine spanische Sabotage war; vermutlich war es nicht lagerbeständiges Pulver, das die Explosion und den Untergang verursacht hat. Nur: Damals war die Technik nicht so weit, um dies detailliert herausfinden zu können, und ferner waren die politischen Verhältnisse zwischen den USA und Spanien als äußerst angespannt anzusehen, und dies besonders wegen der brutalen spanischen Kuba-Politik. Sicherlich war die Kriegserklärung der USA, die eine Sabotage des Schiffes durch die Spanier annahmen, eine überzogene Reaktion aus heutiger Sicht, aber aus damaliger Sicht war es so gut wie nachvollziehbar, ja es war eine normale Reaktion.
Kuba erhielt Unabhängigkeit, allerdings recht eigenartige Unabhängigkeit.
Kein Staat fängt einen Krieg an weil es "wütend" wird, sondern nur wenn es das will. Die USA sind nicht wegen "brutalen spanischen Kubapolitik" interviniert sondern wegen wirtschaftlichen Interessen, Zugang zu Asien wollten sie, sie wollten spanische Kolonien deswegen waren amerikanische Schiffe überhaupt erst in Havanna, nun wenn das Kaufen und Einschüchtern allein nicht funktioniert dann gibt es Krieg.
Muss man HEUTE wirklich amerikanische Propaganda aus längst vergangegen Zeiten über Demokratie und Rettung von spanischen Unterdrückung nacherzählen? Was USA dann in Philippinen angestellt haben stellte noch die Spanier in die Schatten...........
Zitat:Wir haben zwischen der Panama-Entscheidung 1903 und der Guatemala-Geschichte 1954 mehr als 50 Jahre! Und in dieser Zeit geschah recht wenig (was die amerikanische Hegemonie in dieser Region angeht), wohl aber weltpolitisch umso mehr, nebenbei auch zwei Weltkriege. Erst mit dem Beginn des Kalten Krieges und der Bedrohung durch kommunistische Umstürze (vielleicht auch teilweise Paranoia) wurden die USA in größerem Maße wieder in Süd- und Mittelamerika aktiv. Insofern kann man nicht alles nur auf irgendwelche imperialistischen Ambitionen der USA abwälzen, sondern man muss hier die Systemgegensätze der damaligen Zeit miteinbeziehen.
vielleicht war die Region bis zum Kalten Krieg so durch USA dominiert worden das keine weitere Eingriffe nötig waren?
Vielleicht könnte man auch den Kommunisten in SU zugestehen das bei so manchen Konflikt wo SU involviert war es ebenfalls um "Systemgegensätze" ging?
Zitat:Mag richtig sein. Ich erkenne aber auch nicht wirklich etwas negatives daran. Übrigens: Ein Land, das so riesig ist wie die USA und so viele Rohstoffe besitzt, muss schon sehr, sehr unvorbereitet sein, wenn es durch 1,5 Jahre effektives Mitkämpfen im Ersten Weltkrieg (1917/1918) schon fast erschöpft ist. D. h.: Dieses Land, das teils Flugzeuge und Kanonen von Verbündeten im Ersten Weltkrieg kaufen musste, war nicht hochgerüstet oder militaristisch. Es war eher unzureichend bewaffnet und ausgerüstet. Eine aggressive und auf koloniale Ambitionen ausgerichtete Großmacht, wie manche hier gerne unterstellen, sieht meiner Meinung nach anders aus. Insofern ist dies eigentlich ein Pluspunkt für die USA, die hier eher friedlich erscheinen.
natürlich waren USA hochgerüstet aber eben in dem Bereich wo diese Hochrüstung notwendig war, Seerüstung.
Zitat:Eindeutig richtig. Und meiner Ansicht nach kein Negativbild der USA. Wann hat sich ein Kriegsgewinner schon mal so großmütig gezeigt (auch wenn natürlich die Angst vor der Sowjetunion eine gewichtige Rolle gespielt hat)?
ich würde das so sagen, USA sind sachlich, es geht um wirtschaftliche Interessen, Wohlstand der Nation und auch gewisses Sendungsbewußtsein aber USA ist auch ein demokratisches auch in vielen Aspekten ein liberales Land.
Vorallem ist es ein Einwanderungsland und deswegen das Glück hat weitgehend immun zu sein gegen Einfluß von "Stammtischnationalismus" in der Politik (eine Krankheit in in den meisten übrigen Ländern weit verbreitet ist), ich denke vorallem deswegen sind Amerikaner oft in der Tat so großzügig als Sieger.
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