Samun:
Zitat:viele Dinge einfach auf unserer Unwissenheit beruhen
Was uns ja hier gerade eben die Möglichkeit eröffnet, Thesen aufzustellen und zu diskutieren.
Zitat:Man muss sich vor Augen halten, dass die Inka ihr Gebiet in etwa 100 Jahren um mehr als 2000% vergrößerten.
Was an ganz bestimmten politischen Verhältnissen lag. Ich hatte es ja schon ausgeführt, dass die Politische Lage in den Anden dergestalt war, dass die Gegner der Inka in sehr viele untereinander Krieg führende Kleinstaaten zersplittert waren. Das Inka Reich wurde primär durch das Machtvakuum und die Politischen Zustände in den Anden so schnell so groß, und nicht primär durch seine militärischen Fähigkeiten.
Die politische Lage in der Zeit der Expansion der Inka ist sowohl durch Quellen als auch durch archäologische Funde durchaus belegbar. Die Inka kämpften oft nicht einmal alleine gegen einen Feind in der Form eines Kleinstaates sondern dann mit dessen Nachbarn zusammen, spielten alle gegeneinander aus.
Um ein solches Gebiet zu sichern, wäre es nötig viele kleine Armeen über große Gebiete zu verteilen. Zur offenen Feldschlacht hätte man viele diese kleineren Armeen zusammenziehen müssen oder sie waren befähigt selbstständig auch gegen zahlenmäßig überlegene Feide zu gewinnen
Was zur Frage der Natur der Streitkräfte der Inka führte. Die Inka hatten im Kern eine Milizarmee. Das heißt, wir haben es hier mit Milizen zu tun, also Bauern die zugleich zu ihrem Zivilberuf Soldaten sind, oft in den Grenzregionen auch mit richtigen Wehrbauern. Aufgrund der Milizstruktur der Inka Armeen waren die Soldaten der Inka über weite Gebiete verteilt.
Zur offenen Feldschlacht bzw zum Eroberungsfeldzug zog man dann Milizen aus vielen Gegenden zusammen. Selbständig waren diese aber eben nicht in der Lage, gegen zahlenmäßig überlegene Feinde zu gewinnen und gerade deshalb spielte der Festungsbau und die Defensive bei den Inka eine so große Rolle. Hatte man es mit einem temporär überlegenen Feind zu tun, zogen sich die örtlichen Milizen in Festungsanlagen zurück bzw verteidigten nur ihre Gegend so weit es ging bis eine größere Armee der Inka eintraf.
Zitat:In einer offenen Ebene bin ich mit Reittieren um längen schneller als im Gebirge ohne Tragtiere, selbst bei voll ausgebautem Straßennetz
Im Gebirge ist aber auch Kavallerie nicht schneller als Infanterie. Und da in den Anden präkolumbanisch niemand Kavallerie hatte, ist das ganze eigentlich eine müßige Frage.
Die Inka Armeen waren dank der Straßen auf jeden Fall sehr schnell, obwohl sie keine Reittiere hatten. Schneller als viele andere Armeen in der Geschichte.
Durch das Milizsystem und die vielen Festungsanlagen und Nachschubdepots konnten die Inka zudem ohne lange Anmarschwege in vielen Teilen ihres Reiches relativ große Armeen sehr rasch zusammen ziehen, ohne das diese Truppen dann überlange Anmarschwege hatten.
An dieser Stelle möchte ich zudem noch auf die Staffettenläufer verweisen, die Nachrichten auf den Straßen um die 400 bis 500 km pro Tag transportieren konnten. Allein die Geschwindigkeit dieses Postsystems ist extrem hoch gewesen, zum Vergleich: Mongolische Postreiter waren mit Pferden in den Ebenen Zentralasiens auch nicht schneller.
Durch diese extrem hohe Geschwindigkeit konnten die Inka viel schneller als jemals zuvor in den Anden auf Bedrohungen und Einfälle reagieren.
Zitat:Wobei sich natürlich die Frage stellt, warum diese Truppen ihn überhaupt unterstützt haben, anstatt sich unter einem eigenen Anführer selbsständig zu machen. Oder wurde Atahualpa vieleicht sogar als einer von den ihrigen angesehen. Immerhin hat er nicht wie für Inka-Tronfolger üblich in Cuzco gelebt oder wurde zumindest dort ausgebildet, sondern lebte fast nur im Norden.
Atahualpa war ein Ursurpator und nicht einmal ein reiner Inka, sondern über seine Mutter mit dem Adel von Quito verwandt. Anfangs wollte Atahualpa daher sogar nur König von Quito werden, sein Anspruch auf den Thron des Inka selbst ergab sich erst aus den Umständen.
Zitat:Was ich als Referenz zum Infantrie-Kompanie-Artikel nehmen will. Ohne gute Logistik geht nichts
Anbei: gerade weil ich der Auffassung bin, dass der Nachschub entscheidend für die Kriegsführung ist, komme ich zu der Schlußfolgerung, dass man die Abhängigkeit der Kampftruppen vom Nachschub so weit wie möglich reduzieren muß. Je weniger Nachschub sie brauchen, je weniger sie abhängig davon sind, desto länger reicht der Nachschub, desto besser kann man Probleme der Logistik lösen.
Mittelalterliche Armeen hatten zudem nicht so sehr ein Logistik Problem sondern viel mehr ein Disziplin Problem. Die Armeen der Inka waren demgegenüber extrem diszipliniert.
Die Marschleistung von Armeen ist in der ganzen Geschichte direkt mit der Disziplin der Armeen verknüpft, je disziplinierter die Truppen, desto höher die Marschleistung und umgekehrt. Die extrem hohe Geschwindigkeit mit der die Inka Truppen marschierten deutet daher auf eine extrem straffe Disziplin hin.
Was zur Frage führt, wie diese Disziplin hergestellt wurde: Es muß daher sehr strenge Strafen selbst für geringe Vergehen gegeben haben. Einige Überlieferungen zeigen das auch klar auf, dass man mit extremer Strenge die Truppen führte (und damit aber zugleich die Eigeninitiative der Kämpfer abwürgte).