Forum-Sicherheitspolitik
Afghanistan - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Afghanistan (/showthread.php?tid=62)



- Erich - 31.12.2009

ThomasWach schrieb:....

Ich würde allerdings auch noch bemerken wollen, dass Taliban nicht unbedingt gleich Taliban sind. ...
dazu hat die taz einen interessanten Artikel veröffentlich:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.taz.de/nc/1/debatte/kommentar/artikel/1/taliban-sind-viele">http://www.taz.de/nc/1/debatte/kommenta ... sind-viele</a><!-- m -->
Zitat:30.10.2009

Der Westen sollte anerkennen, dass nicht alle Taliban Terroristen sind
Taliban sind viele

KOMMENTAR VON THOMAS RUTTIG
....
Es fällt schwer, die Taliban nicht zu verabscheuen. Und doch ist es notwendig, möglichst nüchtern zu analysieren, wer die Aufständischen in Afghanistan genau sind und was sie wollen. Denn erst eine differenzierte Antwort auf diese Fragen hilft zu entscheiden, was im Einzelnen zu tun ist, um wieder Frieden in Afghanistan herzustellen.

Die Bewegung der Aufständischen in Afghanistan ist heterogen. Sie besteht aus mindestens sieben unterschiedlichen Organisationen, die aus verschiedenen Beweggründen kämpfen und ganz unterschiedlich in der Bevölkerung verankert sind.
...

Afghanistans Taliban sind ein Netzwerk von Netzwerken. Ihre Feldkommandeure werden manchmal straff geführt, manchmal lässt man ihnen große Spielräume. Nach außen treten sie zunehmend geschlossen auf.
...
In Teilen des Landes unterhält diese Guerilla eigene Parallelstrukturen. Ihre Gerichte funktionieren oft effizienter als die der Regierung und fallen nicht nur durch Halsabschneiden auf. Das Prädikat "mafiös" (Britta Petersen in der taz vom 22. 10.) hebt sie nicht wirklich von den Strukturen ab, die im Umfeld Karsais entstanden sind. Deshalb schließen sich ja so viele Afghanen den Taliban an. Gut 80 Prozent der Taliban-Kämpfer agieren in den Gebieten, aus denen sie stammen. Sie hüten sich, auf fremdem Gebiet Gräueltaten zu begehen, weil das Blutrache heraufbeschwören könnte. Dieses Vorgehen sichert ihnen einen gewissen Rückhalt in der lokalen Bevölkerung.
...

Eine Sonderrolle spielt der frühere Mudschaheddin-Kommandeur Dschallaluddin Hakkani. Sein Netzwerk kooperiert mit der Islamischen Dschihad-Union, ...

Anders als das Hakkani-Netzwerk, haben sich die Mainstream-Taliban um Mullah Omar ideologisch und operativ bisher nicht von al-Qaida einfangen lassen. Sie hängen keiner "globalen Ideologie" an und sind auch nicht "weltweit" aktiv. Sie beteiligen sich nicht an Terroranschlägen außerhalb ihres Landes ...
. Kurz: die afghanischen Taliban machen ihr eigenes Ding und verfolgen, wie manch andere islamistische Gruppe - siehe Hisbollah im Libanon oder Hamas - eine nationale Agenda: in diesem Fall, die ausländischen Truppen aus Afghanistan zu vertreiben und, wenn möglich, ihr Emirat wieder zu errichten.

....
Moderate" - besser: "pragmatische" oder "politisch denkende" - Taliban gibt es auch unter den Aufständischen im Feld oder in Quetta.
...

Die unterschiedlichen Strömungen unter den afghanischen Aufständischen auseinander zu halten, darin liegt der Schlüssel für eine politische Lösung. Denn die meisten Afghanen haben das Blutvergießen in ihrem Land satt. Der Westen aber muss anerkennen, dass nicht alle Taliban Terroristen sind, und die "Pragmatiker" in ihren Reihen ernst nehmen und stärken. Verhandlungen mit den Taliban werden langwierig und hart, das ist sicher, eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Aber auch keine echte Alternative.



- Erich - 31.12.2009

inzwischen ist es wohl offiziell:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1506.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1506.html</a><!-- m -->
Zitat:Attentate in Afghanistan
CIA bestätigt Tod von sieben Agenten

Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag in Afghanistan sieben CIA-Agenten mit in den Tod gerissen. Das bestätigte der Chef des Auslandsgeheimdienstes, Leon Panetta. Sechs weitere CIA-Mitarbeiter seien bei dem Anschlag in der Provinz Chost verletzt worden.
...

Stand: 31.12.2009 18:58 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~E723138E4784644DB9183CA35D7E3B544~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan
CIA bestätigt Tod von sieben Agenten bei Anschlag

31. Dezember 2009 Der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA hat den Tod von sieben seiner Agenten bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan bestätigt. Sechs weitere Mitarbeiter des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes seien bei dem Attentat in der Provinz Khost am Mittwoch verletzt worden, teilte CIA-Direktor Leon Panetta am Donnerstag mit.
...



- Erich - 01.01.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E294BCE940B48492B9BEAEB7D3235366A~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Anschlag auf CIA in Afghanistan
Wie der Verlust eines ganzen Bataillons

Von Matthias Rüb, Washington

... einer der schwersten Verluste der CIA in ihrer Geschichte: Sieben Mitarbeiter wurden am Mittwoch getötet, als sich ein Selbstmordattentäter auf dem Stützpunkt „Chapman“ in der ostafghanischen Provinz Khost in die Luft sprengte. Wie amerikanische Medien am Neujahrstag berichteten, war der Afghane, der eine Uniform der afghanischen Streitkräfte getragen haben soll, von der Stationschefin der CIA in dem Stützpunkt selbst eingeladen worden.
...

Abschussbasis für unbemannte Drohnen

Wie amerikanische Medien berichteten, dient die ursprünglich vom amerikanischen Heer eingerichtete FOB Chapman - benannt nach Nathan Chapman, der Anfang 2002 als erster amerikanischer Soldat nach dem Einmarsch in Afghanistan fiel - seit Jahren vor allem als Einsatz- und Überwachungszentrum für Operationen der CIA im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Von dort steigen zum Beispiel unbemannte Drohnen der CIA auf, von welchen bei Einsätzen im nahen Pakistan Raketen auf vermutete Verstecke des Terrornetzes Al Qaida und der Taliban abgefeuert werden.

Geheimdienstfachleute berichteten unter Berufung auf Quellen in der CIA-Zentrale Langley nahe Washington, wo über den Jahreswechsel die Flaggen auf halbmast wehten, dass bei dem Angriff auch die Stationschefin der CIA in der FOB Chapman - eine Mutter dreier Kinder - getötet wurde. Der Tod von gleich sieben Agenten, die über einen reichen Erfahrungs- und Wissensschatz und zudem über unersetzliche persönliche Verbindungen zu Informanten verfügt hatten, komme dem „Verlust eines ganzen Bataillons“ bei den Streitkräften gleich, sagen Fachleute.
....



- Erich - 05.01.2010

Ein Artikel, der belegt, wie wichtig die Kommunikation ist, um die Bevölkerung für sich zu gewinnen
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EEB094BC087434B489C68C15330D3E960~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Kommunikation in Afghanistan
Die Klingeltöne der Taliban

Von Severin Peters

05. Januar 2010 Getötete Zivilisten sind keine gute Werbung für den Einsatz der westlichen Streitkräfte in Afghanistan. Der umstrittene Tanklaster-Angriff von Kundus hat die Unterstützung der Deutschen für den Afghanistan-Einsatz weiter unterhöhlt.
...

„Raus aus Afghanistan“ ist mit einem Mal die Losung, ...
...

Die Professionalität der Taliban

Der Kampf um die Herzen und Köpfe der Afghanen ist einer mit klaren Fronten. Die Nato ist bemüht, ihren Einsatz als Unterstützung des afghanischen Volkes darzustellen. Die Taliban wiederum haben einen Kommunikationsapparat aufgebaut, dessen Professionalität selbst Nato-Militärs hinter vorgehaltener Hand Respekt zollen. Zu jedem Vorfall melden sich Taliban-Sprecher umgehend zu Wort und finden Gehör in den internationalen Medien. So dementierte ein Taliban-Vertreter im Gespräch mit Agence France Presse, dass die Aufständischen etwas mit der Entführung zweier französischer Journalisten zu tun hätten.
...

Die Taliban produzieren Zeitschriften und Broschüren, sie pressen Filme über Heldenmythen des Widerstands auf DVD und verteilen Audiokassetten mit aktuellen Predigten. Und sie verbreiten ihre Mitteilungen über das Mobiltelefon: „Handys sind in Afghanistan weit verbreitet. Die Taliban bieten patriotische Gesänge als Klingeltöne und mp3-Download an“, berichtet Nick Grono, der Vizepräsident der International Crisis Group, die internationale Konflikte erforscht. Im Zentrum der Kommunikationsstrategie der Taliban steht die Instrumentalisierung von Luftangriffen der Nato. Die wichtigste Aufgabe der Taliban-Sprecher ist die rasche Veröffentlichung überhöhter Opferzahlen nach Nato-Operationen. Diese werden von afghanischen und auch westlichen Medienvertretern häufig übernommen, wenngleich die Skepsis gegenüber den frisierten Angaben wächst. Doch das jüngste Beispiel zeigt: Bis der Westen belastbare Fakten veröffentlicht, vergehen Tage, wenn nicht Wochen. „Die Reaktion der Nato auf Presseanfragen ist viel zu schwerfällig“, meint Nick Grono.

Beeinflussung des religiösen Diskurses

Wie die Taliban aus Luftangriffen die Entfremdung der westlichen Besatzer von der afghanischen Bevölkerung herleiten, so stürzt sich die Nato auf islamistische Selbstmordattentate, um die Taliban zu diskreditieren. ...

Schwächen der Nato-Kommunikation

Die Nato sucht auch den direkten Draht zur afghanischen Bevölkerung. Doch ist das nicht ganz einfach, da es an Übertragungswegen fehlt. Nur wenige Afghanen etwa besitzen ein Radio. Daher ließ die Nato manuell betriebene Kurbelradios verteilen, damit jemand einen Sender wie „Radio der Freiheit“ hört. Doch auch die Taliban sind auf Sendung, wenn die Frequenzen nicht gerade vom Militär gestört werden. Die von der Nato herausgegebene Zeitung „ISAF-News“ erreicht die breite Bevölkerung kaum.

Für den direkten Weg zu den Afghanen ist die Nato nicht gut gerüstet. Sie verfügt über wenige sprachkundige und geschulte Soldaten, welche die Dorfältesten in den Schuras, den lokalen Ratsversammlungen, überzeugen könnten. Der ehemalige Nato-Sprecher Jamie Shea, während des Kosovo-Krieges als „Popstar der Nato“ gefeiert, meint: „Der Mangel an Dari und Paschtu sprechendem Personal ist eine der größten Schwächen der Nato-Kommunikation.“
...
- damit bekommt meine These, dass der Iran in Zentral- und Südafghanistan die bessere Möglichkeit zur Konsolidierung hätte (und Usbeken, Turkmenen und Türken im Norden) wieder etwas mehr "Nahrung".

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~EB46CEAB4B922427989222E556D503EEE~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan
Der Bumerang – Thesen zu einem sinnlosen Krieg

Von Jürgen Todenhöfer

05. Januar 2010 Krieg ist immer eine zivilisatorische Katastrophe. Weil er stets auch Unschuldige tötet. Wer diesen Zivilisationsbruch trotzdem für unvermeidbar hält, muss überragende Gründe haben. Sie müssen selbst das Töten und Verstümmeln unschuldiger Männer, Frauen und Kinder rechtfertigen. Liegen beim Afghanistan-Krieg wirklich derart überragende Gründe vor?
...
(Todenhöfer war 18 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecher der CDU/CSU für Entwicklungspolitik und Rüstungskontrolle - also kein "linker Friedensapostel")

edit:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/29/499308/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/29/499308/text/</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan: Kritik an US-Geheimdiensten
Wahrsagerei statt Spionage

05.01.2010, 16:022010-01-05T16:02:00 CEST+0100

Die Kritik an den US-Geheimdiensten reißt nicht ab: Ein ranghoher Militär lässt kein gutes Haar an der Aufklärung in Afghanistan - und bezeichnet die Agenten als ahnungslos und desinteressiert.
...
Die US-Agenten in Afghanistan seien "noch immer unfähig, fundamentale Fragen zu beantworten über das Umfeld, in dem wir im Einsatz sind, sowie über die Menschen, die wir versuchen zu schützen und zu überzeugen", schreibt der Generalleutnant in einem Bericht, der am Montag auf der Internetseite des Instituts "Center for a New American Security" veröffentlicht wurde. Die Probleme der US-Aufklärung seien "einstellungsbedingt, kulturell und menschlich".
...

Die US-Agenten wüssten wenig über die Wirtschaft, seien ahnungslos über die Machtcliquen sowie nicht interessiert an der Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern beim Aufbau des Landes.
...
und damit wird meine These ein weiteres mal bekräftigt - es kommt nicht nur auf die Sprache sondern auch auf die Fähigkeit zu (inter)kulturellen Kommunikation an.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~EFDCD62942C6B4E0EA6D8BA0D9C6BDF1D~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan-Einsatz
Bis zu 2500 amerikanische Soldaten nach Kundus

05. Januar 2010 Die Vereinigten Staaten werden erstmals ein größeres Truppenkontingent im Norden Afghanistans stationieren, wo bisher die Bundeswehr die Verantwortung trägt. Nach Informationen der F.A.Z. sollen unter anderem in Kundus amerikanische Soldaten eingesetzt werden, um vor allem die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte voranzubringen.
...



- Erich - 07.01.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/85/499363/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/85/499363/text/</a><!-- m -->
Zitat:Nato in Afghanistan
iWar

06.01.2010, 22:04

Von Moritz Koch, New York

Mit dem Handy in die Schlacht: Ein Programm für das iPhone hilft Scharfschützen dabei, die Flugbahn ihrer Projektile zu berechnen. Nato-Soldaten jagen damit bereits Taliban.
....



- Schneemann - 10.01.2010

Zitat:Regierungsbildung in Afghanistan

Kritik an Karzais zweitem Versuch

Im zweiten Anlauf versucht Afghanistans Präsident Karzai vor dem Parlament seine Wünsche für ein Kabinett durchzuboxen. Ersten Reaktionen zufolge zeigten sich die Abgeordneten erneut nicht begeistert von dessen Vorschlägen.

Kabul - Auch dieses Mal dürfte Präsident Hamid Karzai Schwierigkeiten haben, die Zustimmung der Abgeordneten zu gewinnen. Das zeigen zumindest erste Reaktionen. Bereits vor gut einer Woche hatte das Parlament 17 von insgesamt 24 Kandidaten für ein Ministeramt abgelehnt.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,671082,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 82,00.html</a><!-- m -->

...und...
Zitat:Karsai streicht Kriegsfürsten aus Kabinettsliste

Kabul (Reuters) - Im Streit über die künftige Regierungsmannschaft in Afghanistan hat Präsident Hamid Karsai dem Parlament eine überarbeitete Kabinettsliste überreicht.

Unter den 16 neuen Kandidaten befindet sich im Gegensatz zum ersten Vorschlag kein Guerillakommandeur mehr, was auch im Westen als positives Signal aufgenommen werden dürfte. Als Außenminister schlug Karsai seinen Sicherheitsberater Salmai Rasul vor. Nach Verlesung der Liste ermahnte Vize-Präsident Karim Chalili die Abgeordneten am Samstag, sie sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und gut überlegen, bevor sie erneut gegen einen oder mehrere der Kandidaten stimmten. Die Parlamentarier signalisierten allerdings nur teilweise Zustimmung.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE60904620100110">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 4620100110</a><!-- m -->

Schneemann.


- Schneemann - 10.01.2010

Zitat:14 terror suspects mistakenly kill themselves

Kabul, Afghanistan - Fourteen suspected terrorists died Tuesday night when the bus they rigged with explosives blew up prematurely, police said. The explosion occurred as the suspects were riding the bus in the province of Kunduz, said police chief Abdul Raziq Yaqobi.

Yaqobi said the suspects wanted to attack Afghan police or foreign soldiers.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://afghanistan.blogs.cnn.com/2010/01/06/14-terror-suspects-mistakenly-kill-themselves/">http://afghanistan.blogs.cnn.com/2010/0 ... hemselves/</a><!-- m -->

Ich neige nicht gerade zur Schadenfreude, aber in dem Fall kann ich nur sagen: Recht so! :lol:

Schneemann.


- Erich - 13.01.2010

es scheint jedenfalls nicht so zu sein, dass Afghanistan "befriedet wird" - im Gegenteil:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1536.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1536.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan-Bericht der UNO
Das schlimmste Jahr für Zivilisten


In Afghanistan sind im vergangenen Jahr bei Kämpfen und Anschlägen mehr als 2400 Zivilisten getötet worden. Dies sei die höchste Zahl an zivilen Opfern seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001, teilte die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) mit. In dem Bericht heißt es, das Jahr 2009 "war das schlimmste Jahr für die Zivilisten". Exakt wurden 2412 Zivilisten getötet, das waren 14 Prozent mehr als 2008.

Nach UNAMA-Angaben starben rund zwei Drittel der Zivilisten bei Angriffen und Anschlägen der Aufständischen. Etwa ein Viertel der Opfer wurde bei Einsätzen afghanischer Sicherheitskräfte oder ausländischer Truppen getötet. Damit stieg die Zahl der Opfer von Taliban-Angriffen um 45 Prozent gegenüber 2008. Die Zahl der Opfer, für die ausländische und einheimische Sicherheitskräfte verantwortlich waren, hat dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent abgenommen. UNAMA teilte mit, dass Aufständische wie die Taliban weiterhin für einen Großteil der Opfer verantwortlich seien und dreimal so viele Unbeteiligte töteten wie die Regierungstruppen.
....

Stand: 13.01.2010 09:41 Uhr



- Schneemann - 14.01.2010

Wenigstens aber scheint sich die internationale Schutztruppe immer mehr dafür einzusetzen, dass Zivilisten nicht von ihren Aktionen betroffen sind. Zwar ist die Zahl der getöteten Zivilisten bedauerlicherweise auf den höchsten Stand seit Beginn der Mission gestiegen, richtig, aber zugleich sank der Anteil derjenigen Zivilpersonen, die durch die ISAF oder bei OEF-Missionen getötet wurden. Insofern: Zwischen 2005 und 2008 waren die internationalen Streitkräfte für rund 30 - 35% der zivilen Toten verantwortlich. Jetzt, nach den neuen Statistiken, wenn denn diese stimmen, sind die NATO-Truppen „nur“ für rund ein Viertel (also etwa 25%) der zivilen Opfer verantwortlich. Das sind natürlich immer noch ein Viertel zu viele Opfer. Aber: D. h. während die internationalen Einheiten versuchen, die Zivilisten mehr zu schonen und sorgsamer bei der Vorgehensweise zu agieren, was sich in niedrigeren Verlusten bei Nichtbeteiligten ausdrückt, morden die Taliban, die Qaida und die regionalen Drogenbarone und Warlords scheinbar umso enthemmter, weil die Gesamtopferzahlen ja ansteigen. Vielleicht ist dies der Beginn einer Entwicklung wie im Irak, wo die regionalen Führer das wahllose Morden der Islamisten nach einer Phase der Wirren irgendwann nicht mehr ertrugen und sich sogar mit den eigentlich ungeliebten Amerikanern zusammen taten, um eine Stabilisierung zu erreichen (was dann auch geschah, auch wenn noch nicht beileibe eine Befriedung zur Gänze eingesetzt hat). Letztlich könnte es also sein, dass sich die Taliban- und Qaida-Fraktionen so ihr eigenes Grab schaufeln. Wünschenswert wäre es.

Und solche Meldungen/Taten lassen sich nun mal nicht der internationalen Schutztruppen ankreiden. Eher zeigt sich, dass die Taliban zu einer Sarkawi-typischen Blutsäuferei bereit sind sich hinzuwenden...
Zitat:Kinder sterben bei Anschlag auf Marktplatz

Der Attentäter sprengte sich inmitten von Basarständen in die Luft: Bei der Explosion auf einem belebten Markt in Zentralafghanistan starben fast zwei Dutzend Menschen. In der Nachbarprovinz wurden ein Polizist und mehrere Beamte getötet.

Kabul - Mehrere Anschläge haben Afghanistan am Donnerstag erschüttert. In Zentralafghanistan wurden mindestens 20 Menschen getötet - drei der Opfer sind nach Polizeiangaben Kinder. Der Gouverneur der Provinz Urusgan sagte, ein Selbstmordattentäter habe sich inmitten der Basarstände des Wochenmarkts in Dihrawud in die Luft gesprengt. Mindestens 13 Menschen seien verletzt worden.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,671931,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 31,00.html</a><!-- m -->

Ferner:
Zitat:Bombardement-Opfer

Bundeswehr plant Winterhilfe in Kunduz

Warme Kleidung, Brennholz, Medikamente: Als humanitäre Geste will die Bundeswehr die von dem Bombenangriff bei Kunduz betroffenen Dörfer mit einer Winterhilfe unterstützen. Über eine Wiedergutmachung durch zusätzliche Projekte soll weiter verhandelt werden.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,671602,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 02,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 17.01.2010

Schneemann schrieb:....
D. h. während die internationalen Einheiten versuchen, die Zivilisten mehr zu schonen und sorgsamer bei der Vorgehensweise zu agieren, was sich in niedrigeren Verlusten bei Nichtbeteiligten ausdrückt, morden die Taliban, die Qaida und die regionalen Drogenbarone und Warlords scheinbar umso enthemmter, weil die Gesamtopferzahlen ja ansteigen. Vielleicht ist dies der Beginn einer Entwicklung wie im Irak, wo die regionalen Führer das wahllose Morden der Islamisten nach einer Phase der Wirren irgendwann nicht mehr ertrugen und sich sogar mit den eigentlich ungeliebten Amerikanern zusammen taten, um eine Stabilisierung zu erreichen (was dann auch geschah, auch wenn noch nicht beileibe eine Befriedung zur Gänze eingesetzt hat). Letztlich könnte es also sein, dass sich die Taliban- und Qaida-Fraktionen so ihr eigenes Grab schaufeln. Wünschenswert wäre es.
....
Schneemann.
das halte ich mittel- und langfristig für die einzige realistische Perspektive.
Trotz aller Härte (oder vielleicht sogar gerade deswegen), die von Seite der Alliierten im Süden Afghanistans ausgeübt wurde und wird, sind dort die Taliban nicht geschwächt sondern gestärkt worden, sie sind sogar inzwischen so stark, dass die Taliban-Umtriebe bis in den bislang eher ruhigeren Norden ausstrahlen.

Allerdings gibt es eine interessante Entwicklung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/mudschaheddin100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/mudschaheddin100.html</a><!-- m -->
Zitat:Weltspiegelbericht aus Afghanistan
Die Mudschaheddin-Milizen kehren zurück

In Afghanistan sind die Mudschaheddin-Milizen wieder auf dem Vormarsch. Vielerorts springen sie in die Lücke, die staatliche Stellen hinterlassen. Die Mudschaheddin bieten dort das, was Polizei und Armee nicht gewährleisten: Schutz - wenn auch mit alten Waffen.
(Video - Die Sendung kommt heute Abend um 19:20 Uhr im Ersten)
und dazu passt das Interview der FAZ:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EAA704D5536794494B69BE6696C06E3FC~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:17. Januar 2010 Herr Koenigs, Sie ... waren viel für die Vereinten Nationen tätig, zuletzt in Afghanistan. Teilen Sie die Kritik, die Bischöfin Margot Käßman am Militäreinsatz dort geäußert hat?

Nein. Frau Käßmann sagt, man könne Krieg nicht rechtfertigen. Gerade wir Deutschen, die von einem kriegerischen Terrorregime mit Waffengewalt und unter unsäglichen Verlusten befreit worden sind, sollten nicht die Fehler der amerikanischen Pazifisten der Vorkriegszeit wiederholen. Das hat Obama in seiner Friedensnobelpreisrede in Oslo richtig erklärt. Die Taliban werden nicht mit guten Worten und schon gar nicht mit christlichen Predigten am Morden gehindert werden.
...

Da die Verluste der afghanischen Polizei gegenwärtig sehr viel höher sind als die der Armee, müsste diese besser ausgerüstet und besser ausgebildet werden. Nach einem bewaffneten Konflikt braucht man vor Ort Polizei, und zwar Polizei, die sich wehren kann - also nicht der freundliche Kontaktbereichsbeamte, sondern robuste Gendarmerie oder Carabinieri. Wenn ihr denn Truppen aufstocken müsst, stockt die Feldjäger auf, nicht die Kampftruppen. ...



- Schneemann - 17.01.2010

Zitat:Zwischenfall in Afghanistan

Bundeswehr erschießt Autofahrer an Straßensperre

Deutsche Soldaten haben in Kunduz einen Mann erschossen und einen weiteren verletzt. Nach Angaben der Armee waren die beiden in einem Auto auf eine Straßensperre der Bundeswehr zugerast und hatten nicht auf Stopp-Signale und Warnschüsse reagiert.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,672387,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 87,00.html</a><!-- m -->

...und...
Zitat:Neue Schlappe für Karsai - Kabinett weiter unvollständig

Kabul (Reuters) - Im Tauziehen um die künftige afghanische Regierung hat das Parlament Präsident Hamid Karsai erneut eine schwere Niederlage bereitet.

Die Abgeordneten lehnten am Wochenende auch eine überarbeitete Kabinettsliste überwiegend ab und verabschiedeten sich anschließend bis zum 20. Februar in die Winterpause. Zwar wurden mehrere Schlüsselposten wie etwa die Ressortchefs für Äußeres, Justiz und den Kampf gegen Drogen bestätigt. 11 der 25 Ministerämter sind jedoch weiterhin vakant. Damit ist es Karsai nicht gelungen, noch vor der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende des Monats eine Regierungsmannschaft zusammenzustellen. Die Bestätigung des Kabinetts war der erste große Test für den Präsidenten seit seiner von Betrugsvorwürfen überschatteten Wiederwahl im August.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE60G0A320100117">http://de.reuters.com/article/worldNews ... A320100117</a><!-- m -->

Schneemann.


- Quintus Fabius - 19.01.2010

Zitat:Nach einem bewaffneten Konflikt braucht man vor Ort Polizei, und zwar Polizei, die sich wehren kann - also nicht der freundliche Kontaktbereichsbeamte, sondern robuste Gendarmerie oder Carabinieri. Wenn ihr denn Truppen aufstocken müsst, stockt die Feldjäger auf, nicht die Kampftruppen. ...

Erich, hast du dich schon mal damit beschäftigt wie schlecht die Ausbildung der afghanischen Polizei durch uns in Wahrheit ist?

Wie traurig und lächerlich das ganze ist? Da kommen beispielsweise mal aus Bayern 6 Polizisten. Und die machen schön abgeschirmt von der Umwelt eine Ausbildung mit den Afghanen die an den Erfordernissen völlig vorbei geht.

Die Feldjäger aufzustocken ist hier ebenfalls sinnlos, die Afghanische Polizei braucht mehr Ausbildung durch Kampftruppen. Die braucht eine militärische Ausbildung.

In Afghanistan ist eine Paramilitärische Polizei notwendig, und die USA und Private Unternehmen im Auftrag der USA bilden auch so aus. Die von den deutschen ausgebildeten Polizisten sind demgegenüber viel schlechter ausgebildet und viel weniger nützlich.

Schon die ganze Schießausbildung und die Ausrüstung ist ein Witz.

Noch darüber hinaus ist die Afghanische Polizei vom Feind unterwandert.


- ThomasWach - 19.01.2010

Soweit ich weiß, liegt die Ausbildung aber im großen und ganzen inzwischen bei den Amerikanern. Die Hauptverantwortung der Deutschen für die Polizeiausbildung ist, so weit ich mich erinnern kann, schon seit zwei oder drei Jahren Geschichte. Bis dahin waren die Ergebnisse tatsächlich besorgniserregend gering. Kaum mehr als 100 Ausbilder seitens der Deutschen konnte tatsächlich quantitativ nichts bewegen. Zudem war wie angesprochen die Ausbildung durchaus realitätsfern, wurde nach deutschen Standards durchgeführt. Aber schon damals bildeten die USA parallel dazu Polizisten aus und inzwischen dürften auch jetzt mit dem Zwischenschritt einer EU-Polizeiausbildungsmission quantitativ die USA die meisten Polizisten ausbilden.

Zu der Sache in Kabul noch ein paar Worte: Schlimme Sache. Durch diesen Einsatz konnten die Taliban demonstrieren, dass sie immer noch überall zuschlagen können. Dabei spielt gar keine Rolle, dass das ganze im wahrsten Sinne des Wortes ein Selbstmordkommando war, der Präsidentenpalast selbst geschützt werden konnte oder die Angreifen nach ein paar Stunden und trotz ihrem Verschanzen vertrieben und neidergekämpft werden konnten. Die bloße (mediale) Außenwirkung eines durchgeführten Angriffs im Herz von Kabul unterminiert die sowieso schon kaum vorhandene Autorität von Karzai und fügt dem Ansehen der auch in Kabul für Sicherheit mitsorgenden internationalen Truppen einen größeren Schaden zu.


- Quintus Fabius - 19.01.2010

Das mit den 6 Bayerischen Polizisten ist aktuell. Die wurden sogar noch von deutscher Seite als großer Beitrag für die Sicherheit in Afghanistan gefeiert.

Die Ausbildung von Seiten der USA ist im Prinzip die richtige Richtung.

Die Afghanische Polizei hat in Wahrheit ganz andere Probleme:

1 die Polizisten werden viel zu schlecht bezahlt

2 die Ausrüstung ist lächerlich.


- Schneemann - 19.01.2010

Vor allem dürfte es schwer werden, die einfachen Menschen auf der Straße davon zu überzeugen, dass der Polizist, egal wie gut er nun ausgebildet oder ausgerüstet ist, ihr "Freund und Helfer" ist und nicht, wie bisher, eher gefürchtet bis belacht wird.

Hierzu passt gut:
Zitat:Neue Uno-Studie

Afghanen geben ein Viertel ihres Einkommens für Schmiergeld aus

180 Dollar für einen Führerschein, 60.000 Dollar für die Freilassung aus dem Knast: Eine neue Uno-Studie zeichnet ein dramatisches Bild vom Ausmaß der Korruption in Afghanistan. 2,5 Milliarden Dollar zahlten die Einwohner im vergangenen Jahr an Schmiergeldern.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,672736,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 36,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.