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- BigLinus - 09.06.2006

@ hawkeye87

Da ISAF und 'Operation Enduring Freedom' künftig eng zusammenarbeiten, aber weiterhin getrennt sein sollen, ist die Frage nach den zusätzlichen 16.000 Soldaten sehr berechtigt. Insbesondere da die zunehmenden Anschläge der letzten Wochen die Neigung der 'Willigen' nicht steigern wird, weitere Soldaten nach Afghanistan zu entsenden.

Es sei denn, mann will bei OEF verstärkt auf private Sicherheitsfirmen - ähnlich wie im Irak - zurückgreifen und die freiwerdenden US-Truppen dann ISAF zuschlagen. Eine solche Entwicklung dürfte, nach der Informationslage aus dem Irak, die ISAF-Teilnehmer aber bestimmt sehr freuen. :evil:


- Schneemann - 13.06.2006

Laut Reuters (bzw. n-tv) wurden heute im Norden Afghanistans zwei deutsche Soldaten eines PRT, bzw. Mitglieder einer Patrouille, bei Bombenanschlägen im Raum Kunduz verwundet, einer davon schwer (es wird von einer Oberschenkelfraktur gesprochen; Lebensgefahr besteht keine). Eine weitere Patrouille wurden ebenfalls Opfer eines Bombenattentats, aber es entstanden gottlob nur Materialschäden. Es hat sich um am Straßenrand deponierte Sprengsätze gehandelt.

Schneemann.


- Snakeshit - 14.06.2006

Zitat:Koalitionstruppen bereiten sich auf Großoffensive gegen Taliban vor
Mittwoch 14. Juni 2006, 11:38 Uhr


Musa Kala/Afghanistan (AP) Mehr als 11.000 Soldaten der Koalitionstruppen in Afghanistan haben sich am Mittwoch auf eine Großoffensive gegen die Taliban vorbereitet.(...)
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.news.yahoo.com/14062006/12/koalitionstruppen-bereiten-grossoffensive-taliban-zweite-zusammenfassung.html">http://de.news.yahoo.com/14062006/12/ko ... ssung.html</a><!-- m -->


- BigLinus - 14.06.2006

Zitat:US-Soldat in Südafghanistan getötet
Mittwoch 14. Juni 2006, 08:08 Uhr

Musakala/Afghanistan (AP) Im Süden Afghanistans ist bei einem Überfall ein amerikanischer Soldat getötet worden. Sie US-Streitkräfte erklärten am Mittwoch, eine Patrouille sei am Dienstagnachmittag in der Provinz Helmand angegriffen worden. Sie seien mit Granaten beschossen worden und gezwungen worden, die Nacht im Bezirk Musakala zu verbringen. Die britischen Truppen entsandten Fallschirmjäger zur Verstärkung.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.news.yahoo.com/14062006/12/us-soldat-suedafghanistan-getoetet.html">http://de.news.yahoo.com/14062006/12/us ... oetet.html</a><!-- m -->


- CommanderR. - 14.06.2006

Für einen stetig wachsenden und mittlerweile großen Teil der Bevölkerung in Afghanistan sind die fremden Truppen nichts weiter als Besatzer Ihres Landes, die zum Schutz der von ihnen installierten Marionette vor Ort sind und um nicht die Interessen des afgahnischen Volkes, sondern ihre eigenen geostrategischen Interessen in der Region zu sichern.

Dies führt dazu das die beim Einmarsch fast vollständig vernichteten Taliban wieder auf dem Vormarsch sind, immer mehr und neuen Zulauf und Freiwillige erhalten und der Rückhalt im Volk wieder für die Taliban wächst, nicht zuletzt wegen des sehr schleppenden Wiederaufbaus und geringen Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung, trotz miliardenschwerer Hilfsgelder, die offensichtlich zum großen Teil in dunklen Kanälen, Korruption und Vetternwirtschaft versickern.

Auch in Afghanistan ist ein Zusammenhang mit dem Irakkrieg erkennbar und eine Lösung ist solange nicht in Sicht, bis die Irakbesetzung und anschließend die besetzung Afghanistans nicht endet.

Deutschland hat sich in die Besatzung von den USA mit hineinziehen lassen, sowie einige wietere Länder auch, um die US Truppen zu entlasten und nicht zu überdehnen bzw. nicht die irakischen Kontigente zu gefährden.
Der Sturz der Taliban in Afghanistan war genauso ein Vorwand für die Besatzung wie es im Irak der Sturz von Saddam und zuvor die Vernichtung der angeblichen Massenvernichtungswaffen war.

Man weis heute das die Taliban nicht mit Al Quaida kooperierten oder gar diese unterstützten und wer an das Märchen glaubt, man wollte nur das Afghanische Volk befreien, dazu kann man nur sagen:wall::laugh:
Wenn es darum ginge solche Regime zu stürzen zum Wohle des Volkes, dann müsste man gleich ein Dutzend Länder ins Fadenkreuz nehmen, dummer weise auch einige darunter die als Aliierte der USA gelten obwohl es dort weder Demokratie, Freiheit noch Menschenrechte gibt.

Ein wundersasmer Zufall ist es somit, das ausgerechnet die zwei wichtigsten Länder (Irak, Afghanistan) gemäß der neokonservativen Ideologien der Kontrolle der Golfregion, gerade zur richtigen Zeit, als ein geeigneter Präsident der USA zur Stelle war um diese Pläne umzusetzen ( G.W. Busch) "befreit" werden mussten und natürlich zum Schutz ganze Divisionen als Beastz...ähm ich meinte natürlich Befreier im Lande sind, dass wohl für immer.

Die Besatzung des Iraks und Afghanistan wurde mühsam erlogen, erkämpft und erschlichen, mit hunderten Milliarden USD erkauft und mit viel Blut bezahlt, vor allem mit dem Blut der dort lebenden Bevölkerung, daher wird man so bald und so leicht diese "Errungenschaften", die natürlich nur rein zufällig prima in das geostrategische Konzept der Neocons und der Öl- und Waffenlobby passt, nicht mehr hergeben wollen, was auch immer passiert.


- hawkeye87 - 14.06.2006

Zitat:CommanderR. postete
Auch in Afghanistan ist ein Zusammenhang mit dem Irakkrieg erkennbar und eine Lösung ist solange nicht in Sicht, bis die Irakbesetzung und anschließend die besetzung Afghanistans nicht endet.
aja ... toller zusammenhang Rolleyes
Zitat:Der Sturz der Taliban in Afghanistan war genauso ein Vorwand für die Besatzung wie es im Irak der Sturz von Saddam und zuvor die Vernichtung der angeblichen Massenvernichtungswaffen war.
inwiefern denn das? was bringt die besatzung denn den vereinigten staaten und ihren allierten, die besetzung afghanistans? die militärische sicherung der pipeline durch afghanistan Rolleyes ? dafür hätte es auch ausgereicht, die nordallianz bei ihrem angriff zu unterstützen. große kontigente an bodentruppen wären dafür nicht nötig gewesen, lediglich spezialeinheiten und luftunterstützung. eine neue regierung wäre an die macht gekommen und die pipeline wäre sicher gewesen ...
Zitat:Man weis heute das die Taliban nicht mit Al Quaida kooperierten oder gar diese unterstützten und wer an das Märchen glaubt, man wollte nur das Afghanische Volk befreien, dazu kann man nur sagen :wall: :laugh:
haben sich die amerikaner etwa die trainingscamps von al quaida in afghanistan etwa ausgedacht? terrorgruppen benötigen eine operationsbasis und die taliban haben sie ihnen geboten. und dieses verhalten bezeichnet man - glaube ich Rolleyes - als zusammenarbeit, unterstützung oder kooperation.
Zitat:die zwei wichtigsten Länder (Irak, Afghanistan)
seit wann ist denn afghanistan eines der zwei wichtigsten länder der golfregion? abgesehen davon liegt afghanistan nicht in der golfregion sondern bereits in zentralasien Rolleyes

mal eine ernsthafte frage: kannst du eigentlich nur meckern oder hast du auch mal lösungsvoschläge? zum glück bist du ja in diesem forum aktiv, dass ich nie die zusammenhänge und hintergründe aus den augen verliere :rofl: ich würde gerne mal dein konkretes, durchdachtes und gegen alle eventualitäten abgesichertes konzept sehen Big Grin falls es das gibt ...


- Schneemann - 14.06.2006

CommanderR. schrieb:
Zitat:Für einen [...] großen Teil der Bevölkerung in Afghanistan sind die fremden Truppen nichts weiter als Besatzer, die [...] vor Ort sind [...], um [...] ihre eigenen geostrategischen Interessen in der Region zu sichern.
Ich denke eigentlich eher nicht, dass sich die normale und arme Landbevölkerung vor Ort über die geostrategische "Großwetterlage" in Mittel- und Zentralasien Gedanken macht. Für die ist es wichtig, dass sie Strom haben, irgendwie ihre Familien in einem zerbombten Land ernähren und durchkriegen, irgendwo an sauberes Trinkwasser kommen und die freuen sich, wenn mal ein fremder Soldat mit seinem Trupp im Dorf die Schule wieder aufbaut (so wie das unsere Jungs häufig machen) oder ein weißgekleideter Militärarzt aus dem fernen Deutschland, das der Opa noch kennt, dem kleinen Ahmed Medikamente gegen seine Darminfektion und seinen kurz bevor stehenden Tod wegen Austrocknung gibt.

Okay, ich male jetzt ein wenig das Bild des noblen Ritters in der Gestalt des westlichen Soldaten. Sicher ein wenig einseitig. Und ja, wenn irgendein GI zu doof ist zu bremsen oder auch nur die Bremsen an seinem Wagen versagen und er einen Kleinwagen mit vier Insassen zermatscht, so ist der Protest dagegen berechtigt. Und ja, viele der Stammesführer, die Karzais Wahl unterstützten, wurden von der CIA und anderen Geheimdiensten bestochen. Das weiß man. Und ja, man kennt die Pipeline-Pläne durch Zentralasien und das Geschachere von BRIDAS und UNOCAL...

Aber: Jetzt Afghanistan aufzugeben, wäre verheerend. Nicht nur, dass die Taliban wieder erstarken würden und Qaida-Terroristen wieder eine Basis hätten, nein, man muss auch sagen, dass Afghanistan derzeit, bei allen Unruhen, Attentaten und Scharmützeln, seine friedlichste Phase seit mehr als zwei Jahrzehnten durchläuft, das BSP/BIP wächst und es den Menschen in den Regionen, die von der NATO kontrolliert werden, besser geht als je zuvor. Die Kindersterblichkeit nimmt bspw. auch langsam ab...

Insofern: Alles macht der "böse Westen" da wohl auch nicht falsch, auch wenn natürlich u. a. auch geostrategische Interessen vorherrschen.

Schneemann.


- BigLinus - 14.06.2006

@ CommanderR.
Zitat:Für einen [...] großen Teil der Bevölkerung in Afghanistan sind die fremden Truppen nichts weiter als Besatzer, die [...] vor Ort sind [...], um [...] ihre eigenen geostrategischen Interessen in der Region zu sichern.
Bei dieser Einschätzung stimme ich dir, ähnlich wie Schneemann, nicht zu. Ich habe mich über die Lage in Afghanistan (dort wo sich deutsche Truppen befinden) mit Heimkehrern unterhalten. Bisher habe ich von nahezu allen die Aussage erhalten, daß die afghanische Bevölkerungsmehrheit (hier ist die aus sozialistischen Zeiten bekannte 98,xx% Mehrheit gemeint) zumindest die Deutschen sehr gerne sehen und diese auch nicht als Besatzer oder gar als Bedrohung auffassen. Lediglich der in echt-mafiösen Strukturen behaftete Teil und Anhänger der Taliban sind gegen die europäischen Truppen. Lediglich die Briten werden hier anders angesehen. Die US-Truppen sollen dagegen sehr viel Kredit verloren haben.

Hinsichtlich der Dauer des Einsatzes geht die überwiegende Mehrzahl der Heimkehrer davon aus, daß eine friedlichere Zukunft erst mit den heutigen Kindern erfolgen kann. Dies dauert natürlich, denn das Alter einer Person hat in Afghanistan einen erheblich höheren Stellenwert als bei uns, d.h. ohne einen entsprechend ausgeprägten und ergrauten Bart zähltst du dort wenig.


@ Schneemann
Zitat:seit wann ist denn afghanistan eines der zwei wichtigsten länder der golfregion? abgesehen davon liegt afghanistan nicht in der golfregion sondern bereits in zentralasien.
Ich gehe davon aus, daß CommanderR. die auch veröffentlichten Überlegungen der USA meint, wonach Afghanistan/Pakistan eine gute und auch die kürzeste Route für eine Öl- und Gas-Pipeline aus dem GUS-Staaten-Raum an den Indischen Ozean ist. Damit ließe sich der Krisenraum Naher Osten/Golfstaaten weiträumig umgehen ohne das Rußland oder China eine direkte Zugriffsmöglichkeit auf diese Route hat.


- BigLinus - 24.06.2006

Zitat:Mindestens 65 Taliban bei Gefechten getötet

Extremisten verstärken Angriffe - Derzeit größte Offensive der Koalitionstruppen - Enthauptete Leichen entdeckt


Kabul - Bei Zusammenstößen mit US-geführten Koalitionstruppen sind im Süden Afghanistans nach US-Angaben mindestens 65 Taliban-Kämpfer getötet worden. Ein US-Militärsprecher teilte am Samstag in Kabul mit, afghanische und Koalitionseinheiten seien in dem Dorf Mirabad in der Provinz Uruzgan (rund 400 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kabul) von "Extremisten" attackiert worden.

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Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/?url=/?id=2492531">http://derstandard.at/?url=/?id=2492531</a><!-- m -->

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Zitat:Beauftragter Cetin: NATO-Einsatz dauert noch 15 Jahre

"Afghanische Regierung konnte keine substanziellen Erfolge außerhalb Kabuls erringen"


Wien/Ankara - Der zivile Afghanistan-Beauftragte der NATO, der Türke Hikmet Cetin, rechnet damit dass der "schwierige Einsatz" des westlichen Bündnisses am Hindukusch noch 15 Jahre dauern wird. In einem Interview mit der englischsprachigen Internet-Ausgabe der türkischen Zeitung "Zaman" meinte Cetin, angesichts der instabilen Verhältnisse in Afghanistan würde ein NATO-Rückzug das Ende der Integrität des Nordatlantikpaktes bedeuten.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/?url=/?id=2492350">http://derstandard.at/?url=/?id=2492350</a><!-- m -->


- Ingenieur - 24.06.2006

Dass die Taliban immer noch da sind, vertehe ich nicht. Die Region, die ihnen nach dem Afghanistan-Krieg geblieben ist, erscheint mir als viel zu klein, um sich daraus zu versorgen. Und vor allem, wie werden sie denn versorgt? Ich dachte Pakistan macht die Grenze zu Afghanistan zu.

Punkto Lösung: Könnte die Pakistanische Armee ein paar 10 00 Soldaten mit schwerer Unterstützung (Sondereinheiten, Luftbombardements) in die Region für ein paar Monate reinschicken und Musharaf im Gegenzug ein paar Mrd rüberschieben? Weder die USA noch EU können/wollen aktuell die nötige Soldatenmenge entsenden und die Verluste bei dieser Operation wäre bei zumindest bei europäischen Regierungen gegenüber der Bevölkerung zu rechtfertigen


- BigLinus - 24.06.2006

@ Ingenieur
Musharraf schafft es doch noch nicht einmal der Pashtunen im eigenen Land Herr zu werden. Wie sollte es dann den Pakistani in einem fremden Land gelingen?


- Schneemann - 24.06.2006

Naja,

Musharaf führt zwar Krieg gegen den Terror - nachdem er 2001 mehr oder minder mit Druck dazu bewegt worden ist - , aber hat wahrlich im eigenen Land alle Hände voll zu tun, um die pakistanischen Radikalen unter Kontrolle halten zu können. Auf ihn [Musharaf] selbst wurden ja bereits mehrere Anschläge verübt. In manchen Stadtteilen Islamabads würde ich auch als westlich aussehender Mensch nicht herumlaufen. Diverse Entführungen auch in Pakistan sprechen da ihre eigene Sprache.

Und die Bilder, die wir hier sehen, d. h. also Sicherheitskräfte, die mit langen Holzlatten Demonstrationen von Islamisten zerschlagen und die Verhaftung von Terroristen unter starker Polizeipräsenz, sind nicht richtig aussagekräftig. Pakistan ist ein Hort des radikalen Islamismus. Die zahllosen Koranschulen, wo bereits zu Sowjetzeiten Mudschahids und Taliban ("Talib" heißt ja eigentlich "Koranschüler") im Namen des Propheten zur Radikalität und Gewalt gegen die "Ungläubigen" (damals waren dies die Russen, heute sind es die Amerikaner, bzw. die Koalitionstruppen) erzogen worden sind, gibt es heute auch noch. Übrigens mehr denn je. Und aus diesen Schulen rekrutieren sich heute verstärkt die Terroristen und Dschihadisten für die Kämpfe im Irak und besonders in Afghanistan.

Abgesehen davon werden die "Grenzen" zu Afghanistan (mal ehrlich: Sowas wie eine durchgehend existierende Grenze, d. h. also mit Grenzanlagen und Zollstationen im westlichen Sinne, gibt es doch zwischen Afghanistan und Pakistan an vielen Orten gar nicht) kaum deckend überwacht. Viele pakistanische Grenzprovinzen sind 'No-Go-Areas' selbst für pakistanisches Militär. Wie viele Al-Qaida-Leute sich alleine in diesen Grenzregionen verstecken, kann nur geschätzt werden. Mancher westliche Geheimdienst nimmt sogar an, dass Bin Laden höchstselbst dort sitzt.

Insofern: Der "menschliche Nachschub" der Taliban stammt meistens immer noch aus Pakistan und wandert über die löcherige Grenze ohne Probleme nach Afghanistan ein. Und: Eine Schließung dieser Grenze in unserem deutsch-europäischen Verständnis ist mit den derzeitigen Maßnahmen der pakistanischen Führung, bei allen Anstrengungen, nicht zu erreichen.

Schneemann.


- Tiger - 24.06.2006

@Ingenieur
Zitat:Dass die Taliban immer noch da sind, vertehe ich nicht. Die Region, die ihnen nach dem Afghanistan-Krieg geblieben ist, erscheint mir als viel zu klein, um sich daraus zu versorgen. Und vor allem, wie werden sie denn versorgt?
Sie können sich in den befreiten Gebieten in Afghanistan und in Pakistan Nachschub beschaffen. Schicke einfach ein paar mit Bargeld oder anderen Handelsgütern ausgestattete Personen nach dort, und achte darauf, das sie nicht zu auffällig erscheinen, und schon kann's klappen.

@Schneemann
Zitat:Und: Eine Schließung dieser Grenze in unserem deutsch-europäischen Verständnis ist mit den derzeitigen Maßnahmen der pakistanischen Führung, bei allen Anstrengungen, nicht zu erreichen.
Damit wäre so ziemlich jede Macht überfordert. Das Grenzgebiet von Afghanistan zu Pakistan ist sehr unübersichtlich und zerklüftet. Man ergänze dazu noch einige korrupte oder unfähige Grenzbeamte...
Zudem sind ja auch noch Elemente der pakistanischen Armee durch den Konflikt mit den Belutschen gebunden.


- Erich - 30.06.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20060604">http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... D=20060604</a><!-- m -->
Zitat:Da braut sich was zusammen

Verstöße gegen Sitten und Wertvorstellungen der Afghanen durch westliche Organisationen sind vor allem in Kabul an der Tagesordnung. Sie spielen den Taliban in die Hände und bringen neuen und unerwarteten Zulauf für die islamistischen Kämpfer. Das Land könnte für den Westen bereits verloren sein, befürchtet Dr. Conrad Schetter vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Mit ihm sprach das EURASISCHE MAGAZIN über die Lage in Afghanistan im fünften Jahr der westlichen Intervention.
....
und
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20060605">http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... D=20060605</a><!-- m -->
Zitat:Die Taliban kehren zurück – das Land steht auf der Kippe

Es ist bald fünf Jahre her, dass US-Truppen und NATO zusammen mit der so genannten Nordallianz gegen die islamistischen Taliban in Afghanistan vorrückten. Die bärtigen Fanatiker Allahs wurden vertrieben. Frieden hat das Land seither nicht gefunden. US-Truppen, Milizen, die Aufbautruppe ISAF und in Kürze auch die NATO versuchen, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Doch die Taliban kehren zurück. Ihre Schläge gegen die westlichen Besatzungstruppen werden immer präziser. Das Schicksal des Landes ist ungewiss.
....
Beide Statements bringen die Geschichte auf den Punkt:
die Taliban gewinnen zunehmend Rückhalt in der Bevölkerung, weil sich die Westtruppen z.T. aufführen wie der "Elefant im Porzellanladen".
Wer die Herzen der Bevölkerung gewinnen will, muss die landesüblichen Bräuche und Sitten kennen und respektieren. Er muss als Partner auftreten - und nicht als Eroberer. Alles andere schadet langfristig den Zielen der eigenen Truppen.
Das ist einer der Gründe, warum ich langfristig eine Entwicklung dahin gehend sehe, dass Regionen, die sprachlich miteinander kommunizieren können, und auch kulturell gemeinsame Wurzeln haben, sich ganz natürlich zueinander hin entwickeln werden.
Wenn zwischen Iranern und Afghanen keine religiösen Spannungen bestehen, und der Iran eine gewisse kulturelle und politische Eigenständigkeit zulässt, wird der Iran langfristig gesehen die Region bis nach Tadjikistan domieren können.


- BigLinus - 30.06.2006

@ Erich
Sowohl der Aufsatz von Hans Wagner, wie auch sein Interview mit Dr. Schetter, sind in der Tat sehr interessant.

Ob deine Einschätzung bezüglich einer zukünftigen regionalen Vormachtstellung des Iran zutreffen sein werden, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, daß dies nicht eintreten wird.

* Zum einen möchte ich an die Spannungen hinsichtlich der alten Taliban-Regierung und dem Mullah-Regime des Iran erinnern.
* Zum anderen zeigen die - zum Teil gewaltätigen - Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten in Pakistan, daß hier ein sehr großes Konfliktpotential zwischen den beiden islamischen Konfessionen vorhanden ist. Selbst nach dem Sturz des Taliban-Regime in Afghanistan durch die USA und ihre Verbündeten war die Klammerfunktion durch den gemeinsamen Feind (gemeint sind die westlichen Staaten) nicht ausreichend genug um die gewaltätigen Auseinandersetzungen gänzlich zu verhindern.