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RE: Afghanistan - voyageur - 04.12.2021

Zitat:Wenigstens werden hier die ehemaligen Helfer vor Ort nach Möglichkeiten noch herausgeholt. Ich habe nun die französische Medienlandschaft nicht verfolgt, aber ich frage mich hier durchaus, ob das typisch deutsche Gejammere, dass "die ja Asyl kriegen könnten" auch gleich an der Seine aufpoppt (so wie bei uns geschehen) oder ob hier ruhiger mit der Evakuierung und der Materie verfahren wird?

Es gab ein bischen Medienrummel in der "heissen" Phase, jetzt sind die Medien mit anderen Themen beschäftigt; Und die Zusammenarbeit mit dem Emirat Katar erlaubt auch solche Operationen (administrativ) strukturierter durch zu führen. Die Papiere werden geprüft und ausgestellt bevor es zum Flughafen geht. Und die Afghanen werden Asyl bekommen. Die Kataris haben einen "gewissen Einfluss" auf die Talibans, das bringt Ruhe in die Ablaûfe..


RE: Afghanistan - Schneemann - 09.12.2021

Es war je bereits Thema und ist bekannt...
Zitat:Afghanistan vor Hungerwinter

"Kinder zahlen einen unglaublichen Preis"

Afghanistans Wirtschaft liegt am Boden. Viele Menschen wissen nicht, woher sie Essen bekommen sollen, das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Die Folge: Immer mehr Kinder sind unterernährt. [...] 100 Tage sind die ausländischen Truppen nun weg, Afghanistan steht vor einem schlimmen Hungerwinter. Das Land ist wirtschaftlich ruiniert. Die Taliban-Regierung hat keinen Zugang zu den Dollar-Milliarden ihrer Vorgänger.

Die Banken haben kein Geld, auch wer arbeitet, bekommt keinen Lohn. Alexander Matheou vom Internationalen Roten Kreuz weist darauf hin, dass die Ursachen der Krise weit zurückreichen und zählt auf: jahrzehntelange Konflikte, dann Naturkatastrophen, die Dürren, die immer wiederkommen, gerade in diesem Jahr mit einer der "schlimmsten Dürren seit Menschengedenken". [...] Und seit August gebe es neben der Bankenkrise auch kein Geld mehr für das Gesundheitswesen, weshalb viele der Gesundheitsdienste ihre Arbeit eingestellt haben. Das Zusammentreffen all dieser Faktoren, sagt Matheou, "führt nun zu einer großen humanitären Krise, die sich immer weiter verschärft". [...]

Bis zu 23 Millionen Menschen könnten in diesem Winter Hunger leiden, davon gehen die Vereinten Nationen aus. Es sei nun an der Zeit, politische Erwägungen hintanzustellen, meint McGroarty vom Welternährungsprogramm.
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/afghanistan-taliban-hunger-101.html

Schneemann


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 10.12.2021

Zumindest gewisse geringe Teile der afghanischen Luftwaffe scheinen die Taliban in Gang zu kriegen:

https://www.oryxspioenkop.com/2021/12/taliban-air-force-commences-jet.html

Taliban Air Force Commences Jet Operations


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 27.12.2021

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_91371568/-afghanistan-es-geht-nur-noch-um-das-nackte-ueberleben-.html

Zitat:"Emergency Watchlist", in der sie die schlimmsten humanitären Krisen weltweit auflistet. Afghanistan schafft es in dem Report auf den traurigen ersten Platz

Über 24 Millionen Menschen brauchen in diesem Winter humanitäre Hilfe, um überleben zu können.

Die Arbeitslosenquote im Land steigt Richtung 85 Prozent. Gleichzeitig sind auch die Lebensmittelpreise um 50 Prozent gestiegen. Bis Juni 2022 könnten 97 Prozent der mehr als 40 Millionen Menschen im Land in Armut leben. 98 Prozent der Bevölkerung bekommen nicht mehr genug zu essen. Die Zahl der Menschen, die Hunger leiden, hat sich von 11 Millionen im Mai dieses Jahres auf 22,8 Millionen im November mehr als verdoppelt – und sie steigt weiter.

Ärzte versuchten zwar alles, um möglichst viele Leben zu retten, hätten aber seit Monaten kein Gehalt mehr erhalten.

Viele Menschen haben bei den eisigen Temperaturen kaum Schutz vor der Kälte. Er habe zwar keine endgültigen Informationen, schätze die Zahl der Menschen ohne adäquate Behausung jedoch auf ungefähr drei Millionen, sagt ten Boer. "Sehr wahrscheinlich mehr", fügt er an. Geld für Brennmaterialien hätten viele Familien nicht.

Allein 14 Millionen Mädchen und Jungen bekämen nicht ausreichend zu essen. Mehr als eine Million dieser Kinder sei so stark mangelernährt, dass ihr Leben am seidenen Faden hinge.

Selbst wenn sie überleben, werden die Kinder ein Leben lang mit den Folgen des Hungers zu kämpfen haben. "Die Auswirkungen von Mangelernährung sind irreversibel und die gesundheitlichen Schäden werden sich ein Leben lang auswirken", sagt ten Boer.

Nun ist der Moment da, wo jeder einzelne Euro den man dorthin verwendet nur noch mehr Tote produzieren wird. Die ökologische Grenze ist gefallen, sie war vorher schon weit überschritten, und wenn wir sie künstlich von außen trotzdem noch weiter hochdrücken werden es in wenigen Jahren noch ein paar Millionen mehr sein und wenn wir dieses System immer weiter fortführen werden es schlußendlich alle sein, und ganz schlußendlich auch wir selbst.

https://www.spiegel.de/politik/die-moerderische-konsequenz-des-mitleids-a-ecbe994a-0002-0001-0000-000013508565


RE: Afghanistan - lime - 27.12.2021

(27.12.2021, 00:28)Quintus Fabius schrieb: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_91371568/-afghanistan-es-geht-nur-noch-um-das-nackte-ueberleben-.html


Nun ist der Moment da, wo jeder einzelne Euro den man dorthin verwendet nur noch mehr Tote produzieren wird. Die ökologische Grenze ist gefallen, sie war vorher schon weit überschritten, und wenn wir sie künstlich von außen trotzdem noch weiter hochdrücken werden es in wenigen Jahren noch ein paar Millionen mehr sein und wenn wir dieses System immer weiter fortführen werden es schlußendlich alle sein, und ganz schlußendlich auch wir selbst.

https://www.spiegel.de/politik/die-moerderische-konsequenz-des-mitleids-a-ecbe994a-0002-0001-0000-000013508565

So einen extremst übertriebenen Artikel habe ich ehrlich gesagt noch nie gelesen. Zumindest die meisten afghanischen Bauern dürften die Schränke randvoll haben und die stellen immer noch die Mehrheit der Bevölkerung. In den Städten sieht es natürlich ganz anders aus.


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 27.12.2021

Es ist vollkommen gleich ob der Artikel übertrieben ist oder nicht, dass ändert an dem grundsätzlichen Mechanismus auf welchen ich hier hinaus will rein gar nichts.

Afghanistan hat ein massives Überbevölkerungsproblem. Dem folgend ein immenses Problem mit Entwaldung und Desertifikation - die Wälder bzw. der Baumbestand bzw. allgemeiner Flächen mit Vegetation schrumpfen in Afghanistan mit geradezu verblüffender Geschwindigkeit und die Schneefälle im Winter werden querschnittlich geringer was das Risiko von Dürren noch weiter erhöht.

Und keineswegs sind die Schränke der afghanischen Bauern voll. Tatsächlich waren die letzten Jahre von fortwährenden Missernten geprägt und die Unfähigkeit, Untätigkeit und extremste Korruption der afghanischen Regierung gerade in diesem Kontext war nicht zuletzt auch einer der Gründe warum sich die Menschen dort derart den Taliban zugewandt haben.

Wie man es dreht und wendet, es hat keine Zukunft in der derzeitigen Verfasstheit, völlig gleich ob in diesem Winter oder ein paar Winter später.


RE: Afghanistan - lime - 29.12.2021

(27.12.2021, 12:39)Quintus Fabius schrieb: Es ist vollkommen gleich ob der Artikel übertrieben ist oder nicht, dass ändert an dem grundsätzlichen Mechanismus auf welchen ich hier hinaus will rein gar nichts.

Afghanistan hat ein massives Überbevölkerungsproblem. Dem folgend ein immenses Problem mit Entwaldung und Desertifikation - die Wälder bzw. der Baumbestand bzw. allgemeiner Flächen mit Vegetation schrumpfen in Afghanistan mit geradezu verblüffender Geschwindigkeit und die Schneefälle im Winter werden querschnittlich geringer was das Risiko von Dürren noch weiter erhöht.

Und keineswegs sind die Schränke der afghanischen Bauern voll. Tatsächlich waren die letzten Jahre von fortwährenden Missernten geprägt und die Unfähigkeit, Untätigkeit und extremste Korruption der afghanischen Regierung gerade in diesem Kontext war nicht zuletzt auch einer der Gründe warum sich die Menschen dort derart den Taliban zugewandt haben.

Wie man es dreht und wendet, es hat keine Zukunft in der derzeitigen Verfasstheit, völlig gleich ob in diesem Winter oder ein paar Winter später.

Ich gebe Dir ja grundsätzlich Recht, allerdings wird die Lage dort trotzdem absichtlich wesentlich schlechter dargestellt als sie ist. Vermutlich um Hilfslieferungen usw. zu erpressen.

Unabhängig davon bin ich gespannt inwiefern sich die militärische Lage über den Winter ändern wird. Die winterliche Wetterlage wäre eigentlich ideal für die NRF Kämpfer mal Boden gut zu machen. Die ersten Quellen melden eine NRF Offensive in der Provinz Takhar, der bisher ca. 200 Taliban zum Opfer gefallen sein sollen. Wohl die erste größere Operation seit mehreren Wochen, in denen nur die üblichen kleineren Guerillaaktionen stattfanden.


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 29.12.2021

Ich stimme dir zu, dass die Lage übertrieben geschildert wird. Grundsätzlich wird in Afghanistan mehr gelogen als in jedem anderen Land dass ich kenne. Ein möglicher Grund für das aktuelle Narrativ ist meiner Ansicht nach, dass man sich mit dem Drogenanbau nicht einschränken will. Den ansonsten müsste man die Drogenproduktion etwas runter fahren um die Lebensmittelproduktion hochzufahren.

Also jammert man so laut wie möglich um möglichst viele internationale Hilfslieferungen zu erhalten, damit man weiter munter Drogen produzieren kann. Was auch dafür spricht sind Artikel die ich gelesen habe in denen dargelegt wurde, dass die rasant steigende Produktion von synthetischen Drogen in Afghanistan durch die Taliban und andere unter anderem auch diesen Grund hat, dass man mehr Lebensmittel aus eigener Produktion will, aber trotzdem im Drogenhandel noch weiter aufsteigen möchte. Beides geht nicht mit dem normalen Mohnanbau wie er dort betrieben wird. Auch pervers: man importiert Dünger für die Mohnfelder, und zugleich hungern die meisten einfachen Menschen neben den blühenden Mohnmonokulturen.

Es gibt nur eine Lösung: wir müssen sie alle aufnehmen (so erst vor kurzem mal wieder ein paar weltfremde Krakeeler hierzulande vor meinen eigenen Ohren).


RE: Afghanistan - lime - 14.01.2022

Noch gibt es keine Bestätigung aus bekannten seriösen Medien. Aber erste Quellen melden dass eine Dostum nahestehende regionale Miliz die Kontrolle über Maimana, die Hauptstadt der Provinz Faryab, übernommen hat.


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 16.01.2022

Angeblich ist der Grund, dass einer der Milizführer von den Taliban gefangen genommen worden ist. Das sind halt die üblichen lokalen Macht- und Verteilungskämpfe (insbesondere um die Drogeneinnahmen).


RE: Afghanistan - lime - 22.01.2022

Es wird ein erste Operation der NRF in Kunduz gemeldet. Der Angriff galt einem Gefängnis. Dutzende von den Taliban inhaftierten Insassen gelang wohl die Flucht.


RE: Afghanistan - Ottone - 22.01.2022

Gemeint ist die National Resistance Front of Afghanistan (NRF), nicht die NATO Response Force (NRF).


RE: Afghanistan - lime - 22.01.2022

(22.01.2022, 15:29)Ottone schrieb: Gemeint ist die National Resistance Front of Afghanistan (NRF), nicht die NATO Response Force (NRF).

Bin eigentlich davon ausgegangen dass dies auf der Hand liegt.


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 23.01.2022

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bisher-mehr-als-9-300-afghanen-nach-deutschland-ausgeflogen-17745607.html

Zitat:Mehr als 28.000 Menschen aus Afghanistan haben eine deutsche Aufnahmezusage erhalten. Etwa ein Drittel davon wurde eingeflogen.

https://www.dw.com/de/tausende-ortskr%C3%A4fte-sitzen-weiter-in-afghanistan-fest/a-60522331

Zitat:Dem Bericht zufolge stellte die Bundesregierung bis Mitte Januar rund 20.400 Aufnahmezusagen für afghanische Ortskräfte aus.

Zitat:Hinzu kommen rund 8000 Zusagen für die Aufnahme von besonders gefährdeten Menschen wie Journalisten oder Frauenrechtlerinnen sowie ihre Kernfamilien.

Junge Afghanische Männer lebten und leben hier in Deutschland auf unsere Kosten statt für ihre Heimat zu kämpfen, lassen sich von uns aushalten und feiern und genießen ihr Leben während junge deutsche Männer in ihrer Heimat Leben und Gesundheit einbüßten. Dem folgend warf sich die afghanische Gesellschaft den Taliban an den Hals, und die afghanischen Soldaten liefen einfach direkt zum Feind über, nachdem sie vorher schon entweder mit genau diesem Feind sympathisierten oder aufgrund ihrer grenzenlosen Korruption und Verkommenheit Waffen und Munition verhökerten oder ausliehen, um sich davon mehr Drogen und hübschere Tanzknaben zum vergewaltigen leisten zu können, während ihre Offiziere und die Politiker ihren Sold stahlen um ihn ins Ausland zu transferieren usw usw usf

Und nun sollen wir irgendwie dafür verantwortlich sein die alle aufzunehmen.

Wir hatten also dort auf dem Höhepunkt ca. 5000 Soldaten, aber jetzt müssen wird über 20.000 Ortskräfte "retten", weil wir ja dafür verantwortlich sind dass dieses ganze Land und alle seine Einwohner durchgehend durch völlige Inkompetenz, Dummheit, Gier und Korruption alles zugrunde gerichtet haben um sich dann erneut freudig den Taliban anzuschließen. Wurde eigentlich überhaupt jemals wirklich geprüft wieviele der ach so edlen Ortskräfte nichts anderes waren als Agenten des Feindes ?

Irgendwie verstehe ich die Logik hinter all diesem nicht......könnte es sein dass es da gar keine gibt ?!


RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 01.02.2022

Taliban vs Taliban:

https://www.iswresearch.org/2022/01/taliban-government-responds-to-uzbek.html

Wie immer hübsch entlang der Ethnischen Linien.

Zitat:This revolt is the most serious incident so far in an escalating pattern of intra-Taliban conflict. Although the situation in Faryab appears stable for now, tensions likely continue beneath the surface. If the Taliban excludes local elites from minority ethnic groups from power, inter-ethnic tensions within Afghanistan will escalate. Nizamuddin Qaisari, a former Uzbek Afghan warlord, threatened the Taliban on January 15 saying if Makhdoom Alem was not released then there would be a national uprising in northern Afghanistan.[21] The Taliban may find they do not have enough forces to deal with every crisis or revolt if these inter-ethnic tensions spread across northern Afghanistan.