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- Quintus Fabius - 27.07.2010

Man muß dazu bedenken, daß der Westen alle möglichen Gruppen in Afghanistan als Taliban zusammen fasst, die genau genommen keine Taliban sind.

Es gibt in Afghanistan viele Widerstandsgruppen. Einige dieser Widerstandsgruppen werden definitiv vom Iran gefördert.

Wie die Sowjets vor uns verstehen wir nicht, wie Heterogen der Afghanische Widerstand ist und wir scheitern auch deshalb, in Ermangelung der Erkenntnis wie der Gegner sich aufbaut.

Immer heißt es nur DIE Taliban. Dabei stehen wir dutzenden sehr unterschiedlichen Gruppen gegenüber. Die US Offiziere sagen dann, die Führung der Taliban sei wie die Köpfe einer Hydra. Tatsächlich aber handelt es sich eben nicht um EINE Hydra, sondern um getrennte Entinitäten.


- hunter1 - 27.07.2010

Zitat:Man muß dazu bedenken, daß der Westen alle möglichen Gruppen in Afghanistan als Taliban zusammen fasst, die genau genommen keine Taliban sind.
Das spielt doch gar keine Rolle. Die Aussage ist im Grunde die: die Iraner töten amerikanische Soldaten (indem sie die Taliban militärisch unterstützen). Die USA können dies als Kriegsgrund gegen den Iran verwenden. Es fragt sich nur, in welcher Form der dann ausgetragen würde. Iranische Unterstützung des Widerstands gab es auch im Irak, insbesondere die EFPs, die gegen US-Truppen zum Einsatz kamen, sollen von da stammen. Dennoch gab es damals keine militärischen US-Interventionen im Iran (jedenfalls habe ich nichts darüber gehört/gelesen). Im Falle von Afghanistan ist das vielleicht anders. Die USA führen seit Jahren einen Schattenkrieg gegen Ziele in Pakistan, also könnte ich mir schon vorstellen, dass sie ähnliches im Osten des Iran durchziehen würden. Die Aktivitäten in Pakistan werden zwar teilweise von der pakistanischen Regierung gebilligt (je nach dem, was dabei herauskommt). Das wäre im Iran natürlich nicht der Fall. Aber vielleicht wäre das für die USA auch eine willkommene Eskalation, da man dann noch einfacher in den Krieg gegen Iran ziehen könnte, um das Atomprogramm plattzumachen.
Andererseits fragt es sich, warum man seitens der USA diese Möglichkeit nicht schon länger in Betracht gezogen hat. Die Dokumente, welche iranische Unterstützung für die Taliban herzuleiten versuchen, sind schliesslich schon ein paar Jahre alt.


- Shahab3 - 27.07.2010

Quintus Fabius schrieb:Man muß dazu bedenken, daß der Westen alle möglichen Gruppen in Afghanistan als Taliban zusammen fasst, die genau genommen keine Taliban sind.

Korrekt. Und entweder ist man zu dieser Unterscheidung wirklich nicht in der Lage, oder man verzichtet darauf intentional, oder es dient schlicht der Vereinfachung um die Öffentlichkeit nicht zu überfordern. Wahrscheinlich ist an allen Erklärungsversuchen etwas dran und hängt vom Kontext der Verwendung des Begriffs "Taliban" ab.

Zitat:Es gibt in Afghanistan viele Widerstandsgruppen. Einige dieser Widerstandsgruppen werden definitiv vom Iran gefördert.

Es gibt Volksgruppen, die vom Iran traditionell unterstützt werden. Ebenso übrigens, wie die staatliche afghanischen Sicherheitskräfte/Polizei, Verwaltungsangestellte, Arbeiter, Lehrer, etc...
Letztlich haben die Iraner genau das von Anfang im Irak und Afghanistan gemacht, was Herrn Pätreus so legendär als seine Idee angezettelt wird. Man unterstützt regionale Stämme, die mit der irak. bzw. afgh. Regierung kooperieren und gleichsam gegen die sunnitischen Extremisten vorgehen, die u.a. auch im Iran wildern und dessen Grenzen unsicher machen. Damit hat man mehr als nur ein Eisen im Feuer. Mit diesen sunnitischen Extremisten kooperieren die USA und Briten übrigens nicht erst seit gestern. Was ihr Spiel ist, erscheint mir weit unlogischer, fahrlässiger und dämlicher.

Zitat:Wie die Sowjets vor uns verstehen wir nicht, wie Heterogen der Afghanische Widerstand ist und wir scheitern auch deshalb, in Ermangelung der Erkenntnis wie der Gegner sich aufbaut.

Es scheitert bereits daran, dass man garnicht weiß wer der Gegner ist, bzw. diesen nicht definieren kann.

Zitat:Immer heißt es nur DIE Taliban. Dabei stehen wir dutzenden sehr unterschiedlichen Gruppen gegenüber. Die US Offiziere sagen dann, die Führung der Taliban sei wie die Köpfe einer Hydra. Tatsächlich aber handelt es sich eben nicht um EINE Hydra, sondern um getrennte Entinitäten.

Mit der Zeit hat die Zahl dieser Entitäten zugenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Präsenz westlicher Truppen tausende von Islamisten aus dem Ausland (insb. aus dem Sudan, Marokko, Ägypten, Saudi Arabien, Nordafrika, der ehem. Sowjetunion und nicht zuletzt auch aus den USA und Europa) als Terror-Touristen ins Land gereist und andererseits gilt unter den ansässigen afghanischen Stämmen dort das Prinzip der Blutrache. DER Feind lässt sich für die dortigen westlichen Truppen als solcher damit heute erst recht nicht mehr als DIE Taliban definieren.

@hunter1
Es ist schon sehr vereinfachend, den Iran als den Buhmann für die eigene Inkompetenz, Fahrlässigkeit und Verantwortlungslosigkeit auszumachen. Letztlich haben sich die Iraner in Afghanistan und dem Irak stets nur dann unkooperativ gezeigt, wenn gezielt seine Interessen in diesen Ländern geschädigt wurden. Wäre das anders gewesen wären die Beziehungen zwischen den Regierungen Irak-Iran und Afghanistan-Iran heute nicht so gut, wie sie sind. Diese Staaten zu destabilisieren, liegt nicht im Interesse der Iraner.

Den kriegs- und religiösen Terrorwahnsinn haben andere in diese Länder getragen. Seltsamerweise gerade jene, die besonders eng mit dem Westen und neuerdings auch mit Israel kooperieren. Es sind einzig und allein wirtschaftliche Interessen und überaus kurfzfristige Planungen, die diese Staaten deckeln und dabei helfen sich hinter der "schiitischen Bedrohung" zu verstecken. Auch dieses Kartenhaus wird früher oder später zusammenbrechen, wie die gesamte Luftblase, die sich der Westen dort unten errichtet hat. Und ja, ein bischen Schadenfreude spielt bei dieser Erkenntnis mit. Ganz sicher sogar.


- Erich - 30.07.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,709432,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 32,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.07.2010

Vereinte Nationen
Uno streicht afghanische Taliban von Terrorliste


Die Vereinten Nationen haben die Namen von fünf ehemaligen Taliban-Kommandeuren von ihrer Terrorliste gelöscht. Die afghanische Regierung hatte ursprünglich gefordert, deutlich mehr Personen aus dem Dokument zu entfernen - als Teil ihrer Versöhnungspolitik
...

Anfang Juli hatte eine afghanische "Friedensdschirga" - eine traditionelle Versammlung, die Präsident Hamid Karsai einberufen hatte - verlangt, insgesamt 70 Namen zu streichen. Die Uno teilte später mit, sie prüfe die Streichung von zehn Taliban von der Terrorliste.
...



- Erich - 01.08.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/niederlande184.html">http://www.tagesschau.de/ausland/niederlande184.html</a><!-- m -->
Zitat:Niederlande beginnen mit Truppenabzug
Erste westliche Armee verlässt Afghanistan

Abmarsch aus dem Hindukusch: Mit der niederländischen Armee verlassen die ersten westlichen Truppen Afghanistan. Nach vierjährigem Einsatz in der südafghanischen Provinz Urusgan sollen bis zum Jahresende alle 1950 niederländischen Soldaten aus dem Gebiet abgezogen sein.
...

Stand: 01.08.2010 11:24 Uhr



- Nightwatch - 01.08.2010

Das haben sich die Niederlande auch verdient. Die halten seit Jahren mit fast 2000 Mann den Kopf im Süden hin, hochgerechnet über die Truppenstärke müssten wir mit über 10.000 Mann am Hindukusch stehen um einen ähnlichen Beitrag zu leisten. Wir stellen nicht einmal die Hälfte davon.


- hunter1 - 01.08.2010

So, Thread aufgeräumt.

@Erich
Spar Dir diese unnötigen Sticheleien.


- Erich - 07.08.2010

da haben mal Deutsche den Kopf hingehalten:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2078.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2078.html</a><!-- m -->
Zitat:Mitarbeiter einer Hilfsorganisation
Offenbar deutsche Frau in Afghanistan getötet

Die von Kugeln durchsiebten Leichen von zehn Menschen sind in Afghanistan nahe der pakistanischen Grenze von der Polizei gefunden worden. Unter den Getöteten befindet sich nach Angaben der Hilfsorganisation, für die sie tätig waren, ein Opfer aus Deutschland.

Es handele sich um eine Frau, sagte der Leiter der christlichen Organisation International Assistance Mission (IAM), Dirk Frans, in Kabul. Sechs der insgesamt acht Opfer seien US-Bürger und ein weiteres stamme aus Großbritannien. Die Polizei der Provinz Badachschan hatte zuvor von sechs getöteten Deutschen, zwei US-Bürgern und zwei Afghanen gesprochen....

Mobiles Augenarzt-Team

Die Erschossenen sollen für das Noor-Augenkrankenhaus in Kabul gearbeitet, das von der christlichen Hilfsorganisation betrieben wird. IAM teilte auf der Homepage mit, vermutlich seien die Opfer einheimische und ausländische Angehörige eines mobilen Augenarzt-Teams.
...

Stand: 07.08.2010 12:08 Uhr
edit:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2078.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2078.html</a><!-- m -->
Zitat:...
Taliban für Anschlag verantwortlich?

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zwar zu dem tödlichen Angriff. Sie erklärten, die Ärzte erschossen zu haben, da diese "christliche Missionare" gewesen seien. Geheimdienstkreise zeigten sich jedoch skeptisch über die Täterschaft der Taliban.

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Aufständische solche Geschehnisse für sich reklamierten, "um weitere Erfolge in der Öffentlichkeit zu präsentieren". Nach Einschätzung von Geheimdienstlern könnten die Frauen und Männer auch von Kriminellen überfallen worden sein.

Stand: 07.08.2010 18:03 Uhr



- Erich - 08.08.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_5877068,00.html">http://www.dw-world.de/dw/function/0,,1 ... 68,00.html</a><!-- m -->
Zitat: | 08.08.2010 | 09:00 UTC
Fünf ISAF-Soldaten in Afghanistan getötet

KABUL: Im Süden Afghanistans sind bei mehreren Anschlägen der Taliban insgesamt fünf Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet worden.
...
Damit sind in diesem Jahr in Afghanistan bereits 422 ausländische Soldaten getötet worden.
...



- Schneemann - 08.08.2010

Zitat:Titelbild des "Time Magazine"

Verstümmelte Afghanin erschüttert USA

Der Mord an Mitarbeitern einer Hilfsorgansiation in Afghanistan hat auch in den USA heftige Reaktionen ausgelöst. Zumal die US-Amerikaner noch über das Titelbild des "Time Magazine" diskutieren: eine junge afghanische Frau. Die Taliban hatten der 18-Jährigen die Nase und Ohren abgschnitten.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistanusa100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistanusa100.html</a><!-- m -->

Ein Ausblick auf das, was kommen dürfte, wenn die westliche Allianz sich wegduckt und abzieht...

Schneemann.


- Quintus Fabius - 08.08.2010

In Pakistan, unserem wertvollen Verbündeten im Kampf für Demokratie und Freiheit gibt es übrigens die öffentliche Massenvergewaltigung junger Frauen als Strafe für Unkeusches Verhalten, wobei erwartet wird, daß sich die Frau danach selbst umbringt. (man sollte sich die Logik dieser Strafe mal auf der Zunge zergehen lassen!) Zum Glück für die Afghanischen Frauen sind sehr viele Taliban stockschwul, weshalb sich dieser Brauch nicht nach Afghanistan ausgebreitet hat.

Frauen wurden in Afghanistan schon vor den Taliban verstümmelt, sie wurden es während wir dort einmarschierten, und werden es auch in Zukunft. In manchen Ecken von Afghanistan wird übrigens auch das Abhäuten bei lebendigem Leib als Strafe praktiziert. Da ist Nase-Ab im Vergleich ja noch harmlos...


- Tiger - 08.08.2010

Sogar in den Niederlanden soll ähnliches nicht so unerhört sein:
Dort sollen islamistische Männer mehrere muslimischen Mädchen, die kein Kopftuch, Schleier oder ähnliches trugen "smiling faces" verpasst haben, indem sie diesen eine Wange mit einem Messer aufschnitten.


- 7ig4 - 09.08.2010

Habt ihr dazu auch Quellen?



Zitat:Jürgen Trittin möchte die Taliban an der Macht in Afghanistan beteiligen. Ein Kandidat: Taliban-Führer Mullah Omar.
...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/deutschland/article8897936/Juergen-Trittin-fordert-mehr-Macht-fuer-die-Taliban.html">http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... liban.html</a><!-- m -->



- tienfung - 09.08.2010

Wenn wir jetzt noch freie Einreise + Integrationsgeld und co dennen geben, den Islam als 2te Hauptreligion in Deutschland einführen und fleissig überall Koranschulen hochziehen , dann is das Arbeitslosenproblem Geschichte.


Soviele freiwillige Bomber wird den Markt sicher gut tun..

Edit:

Und 2 Jahre später wird Deutschland wieder Urlaubsort für die Demokratenverfechter der restlichen Welt

Made my Day, selten so gelacht :lol:


- Erich - 09.08.2010

mir ist nicht mehr zum Lachen
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/entwicklungshilfe-in-afghanistan-naehe-ist-entscheidend-1.985953">http://www.sueddeutsche.de/politik/entw ... d-1.985953</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan: Entwicklungshilfe
"Jeder weiß - der Gouverneur von Kundus ist korrupt"

09.08.2010, 14:54

Interview: Barbara Vorsamer

Im Nordosten Afghanistans sind zehn Entwicklungshelfer umgebracht worden. Expertin Citha Maaß erklärt, warum Missionieren tödlich ist und welchen Schaden internationale Hilfe anrichtet.
...
der Auftag der Bundeswehr im Rahmen von ISAF ist vor diesem Hintergrund kaum zu erfüllen - man wählt nur zwischen Pest und Cholera ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:drakonische-strafe-taliban-richten-schwangere-frau-hin/50154763.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 54763.html</a><!-- m -->
Zitat:09.08.2010, 16:17
Drakonische Strafe
Taliban richten schwangere Frau hin

Die islamistischen Gotteskrieger wecken Erinnerungen an die Zeit ihrer Terrorherrschaft in Afghanistan. Sie sollen eine Frau öffentlich erschossen haben. Eine in den Augen der Taliban unerlaubte Affäre wurde ihr zum Verhängnis.
...

Sanawbar sei zunächst drei Tage eingesperrt worden, sagte Saleh. Danach sei sie mit 200 Hieben ausgepeitscht worden. Anschließend wurde sie mit drei Schüssen in den Kopf getötet. Ein Taliban- Kommandeur in dem entlegenen Distrikt Kadis namens Mullah Mohammad Jusif habe das Todesurteil gefällt und die Frau am Sonntag persönlich hingerichtet.
Die Tat erschwert die Friedensbemühungen in dem kriegszerstörten Land. Präsident Hamid Karsai sucht einen Gesprächsfaden mit gemäßigten Taliban, um sie an der Macht zu beteiligen und das Land zu befrieden. Der Westen stellt dabei als Bedingung, dass die Frauenrechte geachtet werden.
...

Ein Taliban-Sprecher distanzierte sich jedoch von der Hinrichtung. "Wer auch immer das getan hat, gehört nicht zu den Taliban", sagte der Sprecher der Extremisten Kari Mohammed Jusuf.
...