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Re: Israel - Erich - 30.01.2011

ich kann hierzu auch auf unseren Aussenminister hinweisen (auch wenn ich manches von ihm sehr kritisch sehe)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,742483,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 83,00.html</a><!-- m -->
Zitat:+++ Westerwelle warnt vor Stärkung islamistischer Kräfte+++

[18.47 Uhr] Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat angesichts der Gewalt gegen Demonstranten in Ägypten vor einem wachsenden Einfluss von extremistischen und islamistischen Kräften in dem Land gewarnt. Mit Gewalt auf die "Sehnsucht nach Freiheit" der Menschen zu reagieren, sei gefährlich, sagte Westerwelle in der ARD. "Und das könnte dann auch vor allen Dingen den Extremisten und den Islamisten in die Hände spielen."
Da hat Westi mal recht: und ein bisher schon nicht durch Zurückhaltung aufgefallener Geheimdienst kann mit seinem Chef damit kein guter Verbündeter für Israel sein.


Re: Israel - Shahab3 - 30.01.2011

Es geht darum, was die Ägypter wollen und nicht was die Zionisten oder Frau Westerwelle möchte. Dass die islamische Revolution, die seit einigen Jahren in der Region fortschreitet, eine direkte Folge, eine Gegenraktion, zu den pro-westlichen Gewaltregimen darstellt, ist übirgens keine so neue Erkenntnis. Mubarak ist einer dieser Diktatoren, die man im Westen jahrelang hofiert hat.


Re: Israel - Erich - 31.01.2011

"islamische Revolution" würde ich bezweifeln wolle, auch wenn Teheran das so gerne sehen würde ....


Re: Israel - Shahab3 - 31.01.2011

Dieser Wortlaut stammt exakt so von Peter Scholl Latour. Auch wenn Dir das nicht gefällt.

Achja..die Quelle, Erich: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?v=JRLdatp6QnQ&feature=related">http://www.youtube.com/watch?v=JRLdatp6 ... re=related</a><!-- m -->
(ab 8 min ungefähr)


Re: Israel - Erich - 31.01.2011

:wink:
Danke
:wink:
Aber auch Scholl-Latour ist nicht unfehlbar - das sind, nach meinem katholischen Verständnis, nur ich und der Papst, solange wir dasselbe sagen. Wenn wir anderer Meinung sind muss sich einer von uns irren :wink:


Re: Israel - Shahab3 - 31.01.2011

Du darfst glauben an wen und was du magst :mrgreen:


Re: Israel - Samun - 01.02.2011

Auch im Iran gabs keinen "Islamische Revolution". Aber die religiösen Kreise haben sich erfolgreich an die Spitze gesetzt und die Regierung übernommen. Es wird sich zeigen, wer in der Opposition sich durchsetzt.

Und die Wahlen sind kein Barometer für die tatsächliche Unterstützung verschiedener Gruppen, da sie oft genug manipuliert sind. Und das nicht nur von den Regierenden. Auch Oppositionsgruppen treten oft bewusst in bestimmten Gebieten nicht an um der Regierung ihre eigene Stärke nicht zu zeigen und so den Unmut der Regierung auf sich zu ziehen. Sie treten nur in einigen Gebieten an, um ihre Unterstützung im Volk abschätzen zu können.


Re: Israel - Nightwatch - 01.02.2011

Diskussionen über den Fall Ägyptens sind wohl besser im Ägypten Strang aufgehoben.


Re: Israel - Schneemann - 03.02.2011

Für alle lesenswert, die gerne Israel als den Schmuser mit der Diktatur darstellen wollen...
Zitat:Kurswechsel in Israel

"Ein demokratisches Ägypten ist keine Gefahr"

Israel hat bislang mit großer Sorge auf die Proteste in Ägypten geschaut, da man einen islamistischen Umsturz befürchtet. Nun rückt Jerusalem von Präsident Mubarak ab. Ministerpräsident Netanjahu betonte, ein demokratisches Ägypten sei keine Gefahr für den Frieden.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/israelmuslimbruderschaft102.html">http://www.tagesschau.de/ausland/israel ... ft102.html</a><!-- m -->

Zugleich ist das auch der Beweis, dass Israel keine Probleme mit einer Demokratie in Ägypten hat. Einzig und alleine die Angst vor einem extremistischen Umsturz prägte - was man mit etwas Verständnis der Lage dort vor Ort auch hätte annehmen können - bisher die israelischen Reaktionen...

Schneemann.


Re: Israel - Nightwatch - 03.02.2011

Was für ein Kurswechsel bitte?

Netanjahu sprach über die Zeit nach Mubarak,die jetzt -aus Israelischer Sicht leider - angebrochen ist.

Jetzt gibt es zwei Hautpentwicklungsmöglichkeiten.
Entweder in Ägypten entsteht tatsächlich was Besseres -> gut für Israel
Oder Ägypten wechselt ins islamistische Camp -> schlecht für Israel

Mehr hat Netanjahu in seiner Knesset Rede nicht gesagt. Es wird allerhöchtens wieder sehr tendenziös darüber berichtet.
Nach dem Motto "selbst die Israelis können sich damit arrangieren, also passt das scho".
Tut es aber dummerweise nicht. Das wird schlimm werden.


Re: Israel - Schneemann - 03.02.2011

Zitat:Was für ein Kurswechsel bitte?
Genau genommen ist die Überschrift etwas irreführend, richtig. Mir erschien der Beitrag dennoch wert zum Reinstellen.
Zitat:Netanjahu sprach über die Zeit nach Mubarak,die jetzt -aus Israelischer Sicht leider - angebrochen ist.
Von "leider" kann man auch nicht sprechen. Man konnte wissen, dass Mubarak nicht bis zum St. Nimmerleinstag regiert. Man hat m. Mn. nach eher bisher nicht so recht gewusst, was man nach dem "danach" machen soll, weil man schlicht nicht wusste, was kommt. Und hat man sich vielleicht auch zu wenig Gedanken hierzu gemacht.

Schneemann.


Re: Israel - Nightwatch - 03.02.2011

Unter normalen Umständen wäre danach der nächste Despot hingekommen.

Und von "leider" muss man eben doch sprechen. Nicht weil Mubarak so sonderlich toll war sondern weil jetzt die Islamisten sehr gute Chancen haben die Macht zu übernehmen.
Und selbst wenn das nicht sofort geschieht - die sich jetzt ausbreitende Instabilität und das Machtvakuum wird unseren Interessen massivst schaden.
Man kann jetzt nur hoffen das es nicht noch schlimmer kommt und ähnliche Proteste Saudi Arabien umstürzen. Dann haben wir nicht nur eine geostrategische Katastrophe, dann gehen buchstäblich die Lichter aus.


Re: Israel - Schneemann - 03.02.2011

Zitat:Und von "leider" muss man eben doch sprechen. Nicht weil Mubarak so sonderlich toll war sondern weil jetzt die Islamisten sehr gute Chancen haben die Macht zu übernehmen.
Das kommt darauf an, zwar sind die Muslimbrüder eine Gefahr, aber ich bin mir nicht sicher, dass sie sehr gute Chance auf die Machtübernahme haben. Zumeist dann, wenn sie sich frei bewegen und mitbestimmen konnten, stolperten sie über sich selbst, entweder wegen innerer Streitigkeiten oder aber weil sie meinten, das regierenden Staatsoberhaupt umbringen zu müssen (was ihnen besonders Nasser ab 1954 übel nahm), was sie beinahe Kopf und Kragen kostete.
Zitat:Und selbst wenn das nicht sofort geschieht - die sich jetzt ausbreitende Instabilität und das Machtvakuum wird unseren Interessen massivst schaden.
Der Transformationsprozess ist noch in vollem Gange. Eine Einschätzung, ob dies letztlich unseren Interessen schadet, ist zu früh. Vielleicht entwickelt sich ja auch ein Staat, der die israelischen Interessen auch unterstützt und den Friedensprozess vorantreibt (?). Zudem: Die Art der Personen und die Art des Aufstandes ist/sind nicht homogen. Wäre dies so, so wie bspw. weitgehend im Iran (um das Bsp. mal zu nutzen) vor 1979, dann wäre die Gefahr groß. Derzeit sehe ich in Ägypten aber keine großartig religiös-extremistisch ausgerichtete Revolte, eher ein Protest der Enttäuschten und Frustrierten. Häufig war zu hören, dass es den Protestierern recht egal ist, dass Mubarak regiert, es war eher so, dass sie keinerlei Perspektive, keine Zukunftschance hatten und deswegen auf die Straße gingen. Einen großen radikal-religiösen und charismatischen "Führer", der aus dem Ausland einfliegt wie Chomeini und ein Kalifat errichtet, ist nicht in Sicht (zum Glück). Genau genommen sehe ich nur eine Gefahr, wenn z. B. jemand wie El Baradei zu sanft versucht eine Reformregierung aufzubauen und dann scheitert...
Zitat:Man kann jetzt nur hoffen das es nicht noch schlimmer kommt und ähnliche Proteste Saudi Arabien umstürzen. Dann haben wir nicht nur eine geostrategische Katastrophe, dann gehen buchstäblich die Lichter aus.
Durchaus. Ich persönlich sehe das "extremistische Potenzial" in Saudi-Arabien auch als wesentlich größer ein als in Ägypten. Derzeit sehe ich aber keine Gefahr eines Umsturzes dort.

Schneemann.


Re: Israel - Nightwatch - 03.02.2011

Schneemann schrieb:Das kommt darauf an, zwar sind die Muslimbrüder eine Gefahr, aber ich bin mir nicht sicher, dass sie sehr gute Chance auf die Machtübernahme haben. Zumeist dann, wenn sie sich frei bewegen und mitbestimmen konnten, stolperten sie über sich selbst, entweder wegen innerer Streitigkeiten oder aber weil sie meinten, das regierenden Staatsoberhaupt umbringen zu müssen (was ihnen besonders Nasser ab 1954 übel nahm), was sie beinahe Kopf und Kragen kostete.
Selbst wenn sie nicht regieren hätten sie in einem freieren System viel größeren Einfluss auf die Politik.
Davon ab, man sollte nicht darauf wetten das sie sich selbst zerlegen. Das haben die Kollegen in Gaza, Libanon und Iran auch noch nicht hinbekommen.

Schneemann schrieb:Der Transformationsprozess ist noch in vollem Gange. Eine Einschätzung, ob dies letztlich unseren Interessen schadet, ist zu früh.
Jede Veränderung des Status Quo ist für uns extrem schadhaft. Die Hoffnung, in einem Land mit 30% Analphabeten und einem Volk das mit übergroßer Mehrheit die Sharia einführen möchte würde plötzlich eitel Sonnenschein ausbrechen nur weil es freie Wahlen gibt ist nur naiv.
-> <!-- m --><a class="postlink" href="http://pewglobal.org/2010/12/02/muslims-around-the-world-divided-on-hamas-and-hezbollah/">http://pewglobal.org/2010/12/02/muslims ... hezbollah/</a><!-- m -->

Ägypten wird führungslos dahintaumeln ohne das sich die Situation verbessert.
Egal ob die Islamisten direkt rankommen oder nicht - die Fronten werden aufweichen. Die Hamas wird ihre Beziehungen zu Ägypten verbessern können, wir werden auf das neue Regime wesentlich weniger Einfluss haben. Als Mitglied einer arabischen Achse gegen den Iran kann man Ägypten dann auch abschreiben.
Und das war jetzt eher der Best Case.

Schneemann schrieb:Zudem: Die Art der Personen und die Art des Aufstandes ist/sind nicht homogen. Wäre dies so, so wie bspw. weitgehend im Iran (um das Bsp. mal zu nutzen) vor 1979, dann wäre die Gefahr groß. Derzeit sehe ich in Ägypten aber keine großartig religiös-extremistisch ausgerichtete Revolte, eher ein Protest der Enttäuschten und Frustrierten. Häufig war zu hören, dass es den Protestierern recht egal ist, dass Mubarak regiert, es war eher so, dass sie keinerlei Perspektive, keine Zukunftschance hatten und deswegen auf die Straße gingen. Einen großen radikal-religiösen und charismatischen "Führer", der aus dem Ausland einfliegt wie Chomeini und ein Kalifat errichtet, ist nicht in Sicht (zum Glück). Genau genommen sehe ich nur eine Gefahr, wenn z. B. jemand wie El Baradei zu sanft versucht eine Reformregierung aufzubauen und dann scheitert...
Die Proteste sind sicher nicht islamistisch. Aber dummerweise sind die Islamisten die einzigen die eine politische Infrastruktur haben. Eine geordnete sekulare Opposition existiert schlicht nicht.
Ägyptens Fall ist vorgezeichnet.
Mit der Durchführung freier Wahlen ist Ägyptens Fall vorgezeichnet.
-> <!-- m --><a class="postlink" href="http://sultanknish.blogspot.com/2011/02/democracy-of-cannibals.html">http://sultanknish.blogspot.com/2011/02 ... ibals.html</a><!-- m -->

Schneemann schrieb:Durchaus. Ich persönlich sehe das "extremistische Potenzial" in Saudi-Arabien auch als wesentlich größer ein als in Ägypten. Derzeit sehe ich aber keine Gefahr eines Umsturzes dort.
Leider hat man das vor zwei Wochen auch über Ägypten gesagt.


Re: Israel - ThomasWach - 04.02.2011

Blödsinn. Die Lage ist im Fluß. Keiner weiß, was jetzt kommt. Deine plumpen Stereotypen und Vorurteile sind mies bis gar nicht begründet, Nightwatch. Was sagt denn eine Analphabetenquote von 30% aus? Dass diese 30% genauso ideologisch verblendet sind, wie du? Nur: Die bloße Fähigkeit zum Lesen bedeutet nicht automatisch bessere Entscheidungen...

Nein, erstmal ist dieser Fakt ohne jede weitere Bedeutung. Höchstens, man will wie du den Eindruck erwecken, dass Ägypten ein Staat voller Idioten, Kleinkinder und Barbaren wäre, die einen starken Diktator brauchen, damit sie ja nichts Doofes anstellen. Kannst du mal auch mit was anderem kommen als deinem Scheuklappendenken??

Zum Thema selbst:
Die Moslembrüderschaft ist vor allem eine ägyptische Partei, die sich für Ägypten interessiert. Der Mainstream ist schon lange weg vom Weg der Gewalt und es ist eine absolute Illusion, dass die nichts Besseres zu tun hätten, als sofort gegen Israel zu hetzen oder Politik zu machen.
Ja, Ägypten wird nun Israel kritischer gegenüberstehen. Es wird kritischere Stimmen geben. Aber so ist es nunmal in einem Gemeinwesen, das pluralistisch sein wird. Überdies ist auch einiges an innerisraelischen Stimmen und Politikpositionierungen nur ganz knapp weg von religiösem Fanatismus, Nationalismus usw.

Ergo: Die Geschehnisse in Ägypten sind von Bedeutung für die Region, werden aber mittelfristig an der grundlegenden politischen Architektur im Nahen Osten nichts ändern bzw. keinen absoluten Paradigmenwechsel in den ägyptisch-israelischen Beziehungen auslösen.