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- Nightwatch - 26.08.2009

Nix da Dänemark lässt grüßen.
Es geht nicht um ein paar harmlose Karikaturen sondern um offene, antisemitische Hetze auf einem absolut niedrigeren Niveau. Oder gar irgendwelche Pornographie.
Wer die Brisanz dieser "Vorwürfe" nicht kapiert hat vom historischen Hintergrund derartiger Hetzschriften gegen Juden offensichtlich keine Ahnung.

Die schwedische Regierung täte gut daran diesen Artikel zu verurteilen.
Denn auch das ist Meinungsfreiheit. Die schwedische Regierung darf sagen das dieser Artikel antisemitisch ist ohne das dadurch in irgendeine Art und Weise die Meinungsfreiheit beschränkt werden würde.
Es mag in Schweden hingenommen zu werden das antisemitische Propaganda veröffentlicht werden darf.
Aber das Argument Meinungsfreiheit zieht hier eben nicht.

Ansonsten:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1249418678310&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull">http://www.jpost.com/servlet/Satellite? ... 2FShowFull</a><!-- m -->


- Luetzow - 26.08.2009

@Nightwatch

Ich finde es erheblich schlimmer wenn ein Regierungsmitglied 90 Völker der Kipoverbreitung wider besseren Wissens beschuldigt als wenn ein Blogger oder Journalist dummes Zeug schwätzt.
Die schwedische Regierung ist nun mal nicht für Entschuldigungen für unliebsame Artikel in Zeitungen zuständig da sie diese nicht geschrieben oder in Auftrag gegeben hat.

Müßte sich die Bundesregierung für jeden falschen Bildzeitungsartikel entschuldigen dann bräuchten die ein eigenes Entschuldigungministerium dafür was täglich die Artikel richtig stellt.

Wenn Israel eine Erklärung des Journalisten über die Vorwürfe verlängen würde könnte ich das Verstehen. Wenn an dem Artikel nix drann ist, dann bleibt Israel auch der Weg einer Verleumdungsklage und Richtigstellung oder Unterlassungklage. Soweit mir bekannt ist Schweden noch immer ein Rechtsstaat.


- Kosmos - 26.08.2009

Zitat:Es geht nicht um ein paar harmlose Karikaturen sondern um offene, antisemitische Hetze auf einem absolut niedrigeren Niveau. Oder gar irgendwelche Pornographie.
Wer die Brisanz dieser "Vorwürfe" nicht kapiert hat vom historischen Hintergrund derartiger Hetzschriften gegen Juden offensichtlich keine Ahnung.
dieser historischer Hintergrund ist vorallem und fast nur den Israelis und israelischen Freunden in Ausland geläufig und es ist oft eingewendete Taktik überall einen "hsitorischen Hintergrund" zu suchen um Kritik mundtot zu machen.
Hier gehts um konkrete Vorwürfe, diese klingen schrecklich und Beweislage ist dünn, es mag sein dass es alles nicht stimmt aber nur weil Israel involviert ist gleich den Artikel als absolute Lüge abzulehnen und die Verbreitung verhindern zu wollen ist für eine Gesellschaft der Meinungafreiheit der falsche Weg.

Reaktion in Israel bewegt sich, fast, auf ähnlicher Ebene wie in die islamischen Welt bei Karrikaturen.


- Tiger - 26.08.2009

Mir scheint, wir haben hier eine Parallel-Diskussion.
Auf die Hintergründe der Meldung gehe ich hier
<!-- l --><a class="postlink-local" href="http://forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?t=1963&start=1890">viewtopic.php?t=1963&start=1890</a><!-- l -->
ein.


- Nightwatch - 26.08.2009

Luetzow schrieb:@Nightwatch

Ich finde es erheblich schlimmer wenn ein Regierungsmitglied 90 Völker der Kipoverbreitung wider besseren Wissens beschuldigt als wenn ein Blogger oder Journalist dummes Zeug schwätzt.
Angesichts der Tatsache das genau eben solche Hetzschriften der Grundstein für Progrome und letztlich Völkermord war sehe ich das absolut nicht so.
Auch wenn das Gebahren dieser Frau nicht positiv zu werten ist.

Luetzow schrieb:Die schwedische Regierung ist nun mal nicht für Entschuldigungen für unliebsame Artikel in Zeitungen zuständig da sie diese nicht geschrieben oder in Auftrag gegeben hat.
Doch, die Schwedische Regierung ist zuständig. Eine schwedische Zeitung hat den Staat Israel und das jüdische Volk mit diesem Artikel auf übelste beleidigt. Es ist nun an der gewählten Schwedischen Volksvertretung klarzustellen das dies die verirrte Meinung eines Einzelnen ist und so nicht von Schweden mitgetragen wird.
Aber genau dies scheint ja der Fall zu sein.

Luetzow schrieb:Müßte sich die Bundesregierung für jeden falschen Bildzeitungsartikel entschuldigen dann bräuchten die ein eigenes Entschuldigungministerium dafür was täglich die Artikel richtig stellt.
Und das pasisert nicht? Wann musste die Bundesregierung noch gleich mal wieder die Polen ruhig stellen?

Luetzow schrieb:Wenn Israel eine Erklärung des Journalisten über die Vorwürfe verlängen würde könnte ich das Verstehen. Wenn an dem Artikel nix drann ist, dann bleibt Israel auch der Weg einer Verleumdungsklage und Richtigstellung oder Unterlassungklage. Soweit mir bekannt ist Schweden noch immer ein Rechtsstaat.
Es geht nicht darum irgendeinen Antisemiten festzunageln sondern einen antisemitischen Angriff auf einen Staat und ein Volk zu verurteilen. Die Regierung Schwedens ist dazu nicht willends. Sie hat kein Problem damit, das Israel mit antisemitischer Hetze überzogen wird. Das lässt tief blicken.

Kosmos schrieb:dieser historischer Hintergrund ist vorallem und fast nur den Israelis und israelischen Freunden in Ausland geläufig und es ist oft eingewendete Taktik überall einen "hsitorischen Hintergrund" zu suchen um Kritik mundtot zu machen.
Ob dir dieser historische Hintergrund geläufig ist oder nicht und passt oder nicht ändert nichts an der Tatsache das er existiert und herangezogen werden muss. Ganz besonders dann wenn es darum geht übelste Antisemitische Hetze als das zu Entlarven was es ist.

Kosmos schrieb:Hier gehts um konkrete Vorwürfe, diese klingen schrecklich und Beweislage ist dünn, es mag sein dass es alles nicht stimmt aber nur weil Israel involviert ist gleich den Artikel als absolute Lüge abzulehnen und die Verbreitung verhindern zu wollen ist für eine Gesellschaft der Meinungafreiheit der falsche Weg.
Hier geht es um Judenhass und nichts sonst. Der Artikel ist nur eine Handbreit von den alten, klassischen antijüdischen Hetztiraden entfernt die uns Progrome und den Holocaust eingebracht haben.
Der ganze Artikel ist ein wild zusammengereimtes Propagandastück ohne jede Grundlage. Es ist eine Hetzschrift die nicht weiter von verantwortungsvollen Journalismus entfernt sein könnte.
Solches Zeug erwarte ich in Propgandafilmen der Hamas und Hisbollah, aber sicher nicht in einer westlichen Zeitung.

Kosmos schrieb:Reaktion in Israel bewegt sich, fast, auf ähnlicher Ebene wie in die islamischen Welt bei Karrikaturen.
Nein.


- ThomasWach - 26.08.2009

Zitat:Nix da Dänemark lässt grüßen.
Es geht nicht um ein paar harmlose Karikaturen sondern um offene, antisemitische Hetze auf einem absolut niedrigeren Niveau. Oder gar irgendwelche Pornographie.
Wer die Brisanz dieser "Vorwürfe" nicht kapiert hat vom historischen Hintergrund derartiger Hetzschriften gegen Juden offensichtlich keine Ahnung.

Wieso glaubst du, kannst du einfordern oder gar erwarten, dass sich jeder an bestimmte, durchaus partikulare historische Hintergründe hält, währenddessen du zwei Sätze vorher deutlich machst, dass du dich einen Dreck für die historischen und kulturellen Hintergründe anderer interessierst??! Aus Arroganz??! Anmaßung??!
Ich würde nicht unbedingt Kosmos per se zustimmen, aber sein Post zeigt nunmal, dass für dich Nightwatch ungemein deutliche und wichtige Hintergründe (historische Verleumdungen und Hetze gegen Juden) nunmal nicht automatisch von jedem so geteilt werden, schlicht, weil nicht jeder die in dem gleichen Maße hat. Und so bedeutet eben für manche religiöse Menschen eine bloße Karrikatur einen unheimlichen Affront, während du dir denkst "Na und??!". Und die gleiche Indifferenz gibt es eben auch bei deinen Hintergünden Nightwatch.


Zum Thema:
Ich würde mir wünschen, dass all die in meinen Augen... (naja, lassen wir das lieber...); dass diese Diskussionen runtergeregelt werden. Unbedeckte Vermutungen sind genauso wenig hilfreich wie diese ewigen Ideologiedebatten.
Warten wir einfach ab, ob und wann es einigermaßen bedeckte Kommentare, Indizien oder Widerrufe gibt.


- Nightwatch - 26.08.2009

ThomasWach schrieb:Wieso glaubst du, kannst du einfordern oder gar erwarten, dass sich jeder an bestimmte, durchaus partikulare historische Hintergründe hält, währenddessen du zwei Sätze vorher deutlich machst, dass du dich einen Dreck für die historischen und kulturellen Hintergründe anderer interessierst??! Aus Arroganz??! Anmaßung??!
Wenn du den qualitativen Unterschied zwischen vollkommen wertneutralen Karikaturen (die absichtlich gefälschten sind dabei außenvorzulassen) und diesem Hetzartikel nicht erkennen kannst bist du ein Hoffnungsloser Fall.

ThomasWach schrieb:Ich würde nicht unbedingt Kosmos per se zustimmen, aber sein Post zeigt nunmal, dass für dich Nightwatch ungemein deutliche und wichtige Hintergründe (historische Verleumdungen und Hetze gegen Juden) nunmal nicht automatisch von jedem so geteilt werden, schlicht, weil nicht jeder die in dem gleichen Maße hat.
Bedauerlich. Denn diese Maße sollten zum Staatsbürgerlichen Selbstverständis eines jeden Deutschen, eines jeden Westlichen Bürgers gehören.
Wir haben eine historische Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk.
Mit Progromen und Völkermord muss schluss sein, und das schließt auch insbesondere Propaganda mit ein die praktisch mit den Hetzschriften von einst zu vergleichen ist.

ThomasWach schrieb:Und so bedeutet eben für manche religiöse Menschen eine bloße Karrikatur einen unheimlichen Affront, während du dir denkst "Na und??!". Und die gleiche Indifferenz gibt es eben auch bei deinen Hintergünden Nightwatch.
Nein, die sollte es vor dem Hintergrund nicht geben. Wer als westlicher Staatsbürger die schiere Brisanz solcher Hetze nicht erkennt hat Gewaltiges Nachzuholen. Es geht hier nicht um irgendwelche difusen religiösen Gefühle - die ich bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehen kann - sondern um handfeste Geschichte. Es berührt die größte Tragödie Europas und sollte dementsprechend behandelt werden.


ThomasWach schrieb:Zum Thema:
Ich würde mir wünschen, dass all die in meinen Augen... (naja, lassen wir das lieber...); dass diese Diskussionen runtergeregelt werden. Unbedeckte Vermutungen sind genauso wenig hilfreich wie diese ewigen Ideologiedebatten.
Warten wir einfach ab, ob und wann es einigermaßen bedeckte Kommentare, Indizien oder Widerrufe gibt.
Ich sehe absolut nicht warum man antisemitische Propaganda nicht anprangen sondern totschweigen sollte.


- Ingenieur - 26.08.2009

Entschuldige bitte Thomas, aber soweit finde ich sollte man die Diskussion nicht stehen lassen.

ThomasWach schrieb:Ich würde nicht unbedingt Kosmos per se zustimmen, aber sein Post zeigt nunmal, dass für dich Nightwatch ungemein deutliche und wichtige Hintergründe (historische Verleumdungen und Hetze gegen Juden) nunmal nicht automatisch von jedem so geteilt werden, schlicht, weil nicht jeder die in dem gleichen Maße hat.
Ich glaube vielmehr, dass eine ehrliche Bewertung der Sache von einem gewissen "Anti-Nightwatch"-Reflex überlagert wird.
Der Kommentar von Erich ("In einem christlichen Land wird man doch wohl noch die Wahrheit sagen dürfen.") schlägt dem Faß den Boden aus und auch die sonstigen Kommentare waren (als wäre der Artikel ernstzunehmende Kritik, Kosmos!) eher dünn. Ich glaube die meisten Staaten würden auf derartige Verleumdungen in ähnlicher Weise reagieren.

Ich stimme Nightwatch ebenfalls insoweit zu, als das in diesem Fall man auf die Belege bis zum St Nimmerleinstag warten kann und es sich offentsichtlich um eine antisemitische Ente handelt. Die Zeitung hatte jetzt mehrere Tage Zeit, und ich habe jetzt nicht den Hauch eines Beweises vernommen.
Und ich kann tatsächlich keinen Unterschied zwischen NS-Propaganda ("...saugen Geld aus!" bzw. arabischer Propaganda ("... saugen Blut aus!" und diesem Artikel ("...holen Organe raus!") erkennen. Und alles nach dem Schema "Beweis durch Behauptung". Zumindest denen hier im Forum, die in (West-)Deutschland zur Schule gegangen sind, sollte doch was auffallen.

Den Vergleich mit den Hintergründen der Mohammed-Karrikaturen ist ebenfalls völlig daneben, nachdem die selbsternannten Exponenten der moslemischen Welt eine Entschuldigung der dänischen Regierung gefordert haben, nicht selten eine Bestrafung oder schlimmeres für die Urheber.

Das Argument der Pressefreiheit der schwedischen Regierung ist fadenscheinig, nachdem die Regierung nicht aufgefordert wurde, den Artikel zu verhindern, behindern oder dafür die Verantwortung zu übernehmen, sondern legendlich ihre Position darzulegen, was völlig legitim ist.

Ich glaube, dass Schweden innerhalb der EU sowieso eine Israel gegenüber eher reservierte Haltung hat und der schwedischen Regierung es schlicht und einfach zuwider ist, Israel Recht zu geben.


- ThomasWach - 26.08.2009

Zitat:...zwischen vollkommen wertneutralen Karikaturen (die absichtlich gefälschten sind dabei außenvorzulassen) und diesem Hetzartikel nicht erkennen kannst bist du ein Hoffnungsloser Fall.

Vielleicht bist du kein Experte in Diskursanalysen und vielleicht auch kein Fan höherwertiger und tiefer gehender Reflektionen, allerdings auch ohne größere theoretische und historische Kenntnisse und mit viel Scheuklappen sollte man erkennen lernen, dass qualitative Unterschiede sehr, sehr relativ sein können und absolut vom jeweiligen Bewertungsmaßstab abhängen. Der Begriff der wertneutralen Karrikaturen ist in sich ja schon totaler Blödsinn und jedem halbwegs Gebildeten im negativen Sinne ein eyecatcher, bestenfalls bei deinem und deinesgleichen Wertemaßstab möglich. Für dich und allein für dich wie für ein paar Zeloten und ewige Antisemitismussucher und Vorwerfer ist die ganze Geschichte mal wieder ein Teil der ewigen antisemitischen Weltverschwörung, Schweden ja auch ein Hort des Antisemitismus und überhaupt und sowieso jeder ein Antisemit, der nicht sofort und bedingungslos deine simple Bifurkation in gut und böse teilt. Aber das ist deine, allein deine und die von ein paar weiteren Zeloten. Die teilt in der Schärfe nunmal nicht jeder.
Und daher ist ein Vergleich zwischen zwei Gruppen radikalisierter Fanatiker durchaus zulässig, denn sowohl bei den Karikaturen wie auch bei diesem Artikel wurden kulturell und historisch bedingte Hypersensibilitäten verletzt, die weder universell, noch von jedem geteilt werden müssen.
Und daher mein lieber Nightwatch ist auch der für dich und allein für dich und ein paar andere bestehende "qualitative Unterschied" eben ein rein subjektiver Unterschied, einer, der sich durch die Betroffenheit begründet. Denn hier geht es um deine Hypersensibilitäten und eben nicht um die moslemischer Gruppen.
Für die habe ich wie auch schon geschrieben ein gewisses Maß an Verständnis, ebenso wie ich ein gewisses Maß an Verständnis für die Reaktionen der Moslems hatte. Aber das ich in gewissen Maße partikulare, durchaus auch radikalere Sensibilitäten registriere, heißt nicht, dass ich ihnen inhaltlich zustimme.
Und daher bist du eher der hoffnungslose Fall denn ich, denn du wirst nie auch nur im Ansatz dich und deine Überzeugungen selbstreflektiert erkennen und hinterfragen können, sondern nur behaupten und propagieren können!


Zitat:Bedauerlich. Denn diese Maße sollten zum Staatsbürgerlichen Selbstverständis eines jeden Deutschen, eines jeden Westlichen Bürgers gehören.
Wir haben eine historische Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk.
Mit Progromen und Völkermord muss schluss sein, und das schließt auch insbesondere Propaganda mit ein die praktisch mit den Hetzschriften von einst zu vergleichen ist.

Wie fragte doch der amerikanische Senator so schön seine leicht paranoide Fragestellerin in einem Town Hall Meeting zum Thema der Health insurance, als sie Obama mit Hitler verglich: "Auf welchem Planet leben Sie eigentlich?" Und genau diese Frage würde ich auch dir gerne manchmal stellen Nightwatch! Es muss dir entgangen sein, aber eine Verantwortung gegenüber jemandem ist nie bedingungslos oder uneingeschränkt. Zudem kann ich auch beim besten Willen nicht erkennen, was diese Sonntagsrhetorik aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges über Pogrome und Völkermord mit diesem miesen, aber letztlich unbedeutenden Artikel zu tun hat? Außer einer mächtigen Portion Paranoia, die alles und jeden Aspekt des Nahen Ostens und der dortigen Konflikte und alle Probleme stets und ständig mit dem Holocaust in Verbindung bringt und so auch israelisches Vorgehen legitimiert, sehe ich keinen Grund. Du machst den mir extrem bitter aufstoßenden Fehler, den Holocaust als Schutz und Vorwand für alles und jeden Aspekt Israels und seiner heutigen Politik und Existenz zu instrumentalisieren. Das empfinde ich als bitterlichen Missbrauch von 6 Millionen Toten, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass du diesen Vorwurf kaum verstehen wirst können.

Aber: die Verantwortung gegenüber den Juden ist das eine. Wie der Staat Israel nun verfährt, was er tut und wie er dafür gesehen wird, ist für mich dann doch eine andere Frage.

Ganz böse formuliert: Der historische konkrete Hintergrund, die bösen Mythen von Christenblut für ihre religiösen Zwecke brauchenden Juden aus dem Mittelalter ist heute kaum mehr jemandem bekannt. Wenn aber Leute wie du jedes Mal die ewig gleichen Vorurteile und schlimmen Legenden herausholen aus der Mottenkiste, sorgen sie implizit dafür, dass solche antisemitischen Legenden weiter im Gespräch bleiben. Ungewollt, aber es passiert, denn keiner nutzt mehr solche Geschichten im mainstream, außer denjenigen, die jeden Vorwurf gegen Israel (egal ob gerechtfertigt oder wie hier eher ungerechtfertigt) gleich mit den Verweisen auf die schlimmen Geschichten und Legenden aus der Geschichte delegitimieren will.
Aber sowas kannst du und willst nicht sehen.

Zitat:Nein, die sollte es vor dem Hintergrund nicht geben. Wer als westlicher Staatsbürger die schiere Brisanz solcher Hetze nicht erkennt hat Gewaltiges Nachzuholen. Es geht hier nicht um irgendwelche difusen religiösen Gefühle - die ich bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehen kann - sondern um handfeste Geschichte. Es berührt die größte Tragödie Europas und sollte dementsprechend behandelt werden.

Nö. Du instrumentalisierst Legenden und Vorurteile für deine Zwecke, du hälst sie sogar kommunikationstheoretisch und diskursanalytisch im mainstream wach und lebendig mit deinen ewigen Verweisen. Und so bleiben Vorurteile eben in der Diskussion, weil sie von Leuten wie dir eben immer wieder wiederholt und mit Verweis auf den Nahen Osten und Israel immer wieder "aktualisiert" werden.
Ich kann eben nur verweisen, dass der wahrscheinlich haltlose Vorwurf des Organhandels eben nicht handfest plötzlich bei allen die bösen Vorurteile von Christenblut vergießenden Juden aus dem Mittelalter wachruft und so den "alten Antisemitismus" wieder wachruft. Das ist deine - mit Verlaub- Einbildung, weil du und wenige andere noch so fixiert und sich so bewusst diesen alten schlimmen Geschichten sind. Nur wer Juden sowieso schon haßt oder eben wer Juden überall und immer bedroht sieht, diese beiden Extrempole werden solche Assoziationen haben.
Der große Rest wird diesen schweren Vorwurf hören und ihn auf den Kontext des Nahen Ostens beziehen. Daher ist diese "Hetze" nichts anderes als sehr, sehr nagtive PR für Israel.
Klar, Israel tut solch ein Vorwurf PR-mäßig "weh", aber ehrlich gesagt steht Israel auch dank eigener Sturrheit und Wagenburgmentalität da recht schlecht da in der Weltöffentlichkeit, auch inzwischen in der amerikanischen.
Informierte, sachliche Beobachter des Weltgeschehens werden zudem bei solchen Vorwürfen eher an die Vorwürfe des Organhandels durch die UCK im Kosovokrieg denken als an die ewig gestrigen Geschichten von randständigen Antisemiten und Antisemitensehern, die in ihrer eigenen ideologischen Welt ihre Spiegelfechtereien veranstalten.

Zitat:Ich sehe absolut nicht warum man antisemitische Propaganda nicht anprangen sondern totschweigen sollte.
Du darfst das ja auch machen, aber ideologische Diskurse werden eben nicht so gern hier gesehen. Und daher: Was du für Antisemitismus hälst, muss eben noch lange kein Antisemitosmus sein. Deine Standards und Werte sind eben nicht universell.


@ Ingenieur

Zitat:Ich glaube vielmehr, dass eine ehrliche Bewertung der Sache von einem gewissen "Anti-Nightwatch"-Reflex überlagert wird.
Der Kommentar von Erich ("In einem christlichen Land wird man doch wohl noch die Wahrheit sagen dürfen.") schlägt dem Faß den Boden aus und auch die sonstigen Kommentare waren (als wäre der Artikel ernstzunehmende Kritik, Kosmos!) eher dünn. Ich glaube die meisten Staaten würden auf derartige Verleumdungen in ähnlicher Weise reagieren.

Es passiert auf dieser Welt viel Schlimmes, von daher kann man wohl per se wenig bis gar nichts ausschließen. Es stimmt sicherlich, dass angesichts der schon schlechten PR für Israel diese Meldung auch wegen ihres sehr dünnen Inhalts auch von anderen Staaten in ähnlicher Situation angegangen worden wäre. Das ist auch an sich kein Problem, das ist eben Diplomatie. Problematisch wird es nur, wenn vermeintliche Verteidiger Israels und der Juden, also Anti-Antisemiten, sich stets und ständig antisemitischer Vorurteile und schlimmer Legenden bedienen, sie stets und ständig bei Kritik an Israel herauskramen, sie mit dieser in Verbindung setzen und sehen und so dann jede Kritik, sei sie haltlos wie hier oder gerechtfertigt wie anderswo, mit Verweisen auf den Holocaust, auf die Geschichte und anderes diskreditieren wollen. Das halte ich für anzweifelnswert, weil für überzogen.

Zitat:Ich stimme Nightwatch ebenfalls insoweit zu, als das in diesem Fall man auf die Belege bis zum St Nimmerleinstag warten kann und es sich offentsichtlich um eine antisemitische Ente handelt. Die Zeitung hatte jetzt mehrere Tage Zeit, und ich habe jetzt nicht den Hauch eines Beweises vernommen.
Und ich kann tatsächlich keinen Unterschied zwischen NS-Propaganda ("...saugen Geld aus!" bzw. arabischer Propaganda ("... saugen Blut aus!" und diesem Artikel ("...holen Organe raus!") erkennen. Und alles nach dem Schema "Beweis durch Behauptung". Zumindest denen hier im Forum, die in (West-)Deutschland zur Schule gegangen sind, sollte doch was auffallen.

Diese "Gleichheit" ist aber selektiv, sieht von allen Randbedingungen und Rahmenbedingungen ab und ist heute instrumentalisiert, um sich heute mit der schlimmen Geschichte von damals immun gegen Anschuldigungen zu machen. Und sowas darf und kann man auch in der westlichen pluralistischen Gesellschaft kritisch sehen. Sicherlich kann man als normatives Dogma so denken wie du und Nightwatch, aber ich halte es doch für ein sehr selektives, partikulares Dogma.
Der Vorwurf des Organhandels hat nicht nur Israel getroffen, ist also kein Alleinstellungsmerkmal, sondern existiert eben öfters (siehe Kosovokrieg) und international existiert eine florierende Mafia und ein Schwarzhandel mit Organen. Dies alles immer nur auf einen Punkt in der Geschichte zu beziehen, halte ich zumidest für anzweifelnswert.

Zitat:Den Vergleich mit den Hintergründen der Mohammed-Karrikaturen ist ebenfalls völlig daneben, nachdem die selbsternannten Exponenten der moslemischen Welt eine Entschuldigung der dänischen Regierung gefordert haben, nicht selten eine Bestrafung oder schlimmeres für die Urheber.

Israels Angriffe richten sich auch und vor allem gegen den schwedischen Staat, nicht nur gegen das Blatt.

Zitat:Das Argument der Pressefreiheit der schwedischen Regierung ist fadenscheinig, nachdem die Regierung nicht aufgefordert wurde, den Artikel zu verhindern, behindern oder dafür die Verantwortung zu übernehmen, sondern legendlich ihre Position darzulegen, was völlig legitim ist.

Doch, die schwedische Regierung wurde sehr wohl dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen.

Zitat:Ich glaube, dass Schweden innerhalb der EU sowieso eine Israel gegenüber eher reservierte Haltung hat und der schwedischen Regierung es schlicht und einfach zuwider ist, Israel Recht zu geben.

Man kann es auch anders fassen: Schweden sieht sich nicht bedingungslos an Israel gebunden, sieht Israels Politik durchaus kritisch, Holocaust vor 60 Jahren hin oder her, stellt also Israel keinen Persilschein aus und läßt sich auch nicht von historisch unterfütterter Paranoia leiten.


Hier noch ein Artikel zum Thema:

Zitat:Israelische Politiker attackieren Schwedens wunden Punkt

Beleidigungen, Morddrohungen, Boykott: Die heftigen Reaktionen auf einen fragwürdigen schwedischen Zeitungsartikel erinnern an den Karikaturen-Streit. Israels Außenminister beschimpft Schweden gar als antisemitisch. Doch Stockholm weist die Kritik zurück - und beruft sich auf die Pressefreiheit.

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,644921,00.html


- Shahab3 - 26.08.2009

Für den Vorwurf der Leichenschändung werden zu Recht Beweise gefordert. Auch wenn es inzwischen offenbar einen zweiten Bericht eines anderen Journalisten gibt, diesen Sachverhalt zu bestätigen scheint, reicht die Indizienlage vermutlich noch nicht aus. Rational gesehen, wäre es daher gut und richtig, wenn es eine unabhägige Untersuchung geben würde. Die UN haben ausgewiesene Experten für sowas.

Gleichzeitig schießt man aus Israel aber völlig undifferenziert zurück. Man unterstellt nicht nur dem schwedischen Journalisten und der Zeitung Antisemitismus, enttarnt angebliche Links zu islamistischen und antisemitischen Quellen (nicht wahr Tiger?), sondern gebraucht die selben widerlichen Anschuldigungen gegen die schwedische Regierung. Schweden wird an sein Kollektivschweigen während des 2. WK erinnern und zum Boykott der antisemtischen schwedischen Produkte aufgerufen. Insbesondere IKEA soll nun wohl zum Opfer dieser Kampagne werden.

Wer jegliche Vorwürfe an Israel und seinem Vorgehen mit der Antisemtismuskeule totzuschlagen versucht (Hallo Nightwatch!), der macht sich unglaubwürdig und beschwört einen neuen Antisemitismus geradezu herauf. Denn es wird der Eindruck erzeut, dass der Jude sich niemals rechtfertigt, sondern schon fast pathologisch nur auf historische Kollektivschuld verweist, in der die gesamte Welt zu stehen hat und damit jegliche Kritik mundtot gemacht werden soll. "Wer mich kritisiert, ist ein Nazi", ist eine sehr ungemütliche und ausgesprochen unsachliche Form der Auseinandersetzung und wird ganz leicht zum Boomerang. Auch wird das nicht im Ansatz den selbst gestellten Anforderungen des Nachweises gerecht, die noch halbwegs rational denkende Menschen auf Seiten der Israelis nun einfordern würden. Eine Regierung, die offen solche Vorstellungen vertritt, hat üblicherweise ein massives Menschenrechtsdefizit. Das alleine reicht schon als Nachweis, dass hier einiges im Argen liegt.


- Ingenieur - 26.08.2009

@Thomas
ThomasWach schrieb:Das ist auch an sich kein Problem, das ist eben Diplomatie. Problematisch wird es nur, wenn vermeintliche Verteidiger Israels und der Juden, also Anti-Antisemiten, sich stets und ständig antisemitischer Vorurteile und schlimmer Legenden bedienen, sie stets und ständig bei Kritik an Israel herauskramen, sie mit dieser in Verbindung setzen und sehen und so dann jede Kritik, sei sie haltlos wie hier oder gerechtfertigt wie anderswo, mit Verweisen auf den Holocaust, auf die Geschichte und anderes diskreditieren wollen. Das halte ich für anzweifelnswert, weil für überzogen.
Nachdem ich seit mehreren Jahren in diesem Forum mitlese und -diskutiere scheint, kenne ich das beschriebene Schema. So wie sich die Situation darstellt, scheint hier Nightwatch tatsächlich recht zu haben und der Artikel ist nichts als eine antisemitische Ente. Ich meine, wie soll ich es denn sonst nennen, wenn hier schwerwiegende Beschuldigungen erhoben werden, die mit nichts unterfüttert sind? Mir fällt kein anderes Attribut als "antisemitisch" ein. Vielleicht kannst du aushelfen, aber der Begriff den Nagel auf den Kopf.

ThomasWach schrieb:Diese "Gleichheit" ist aber selektiv, sieht von allen Randbedingungen und Rahmenbedingungen ab und ist heute instrumentalisiert, um sich heute mit der schlimmen Geschichte von damals immun gegen Anschuldigungen zu machen. Und sowas darf und kann man auch in der westlichen pluralistischen Gesellschaft kritisch sehen.
Natürlich sind die Artikel von damals und heute nicht die selben und auch nicht die gleichen, nicht mal ähnlich. Sie verdienen allerdings dasselbe prädikat - antisemitisch. Das schlimme ist doch, dass diese schlimmen Vorwürfe ohne Beleg im schwedischen Bild-Äquivalent dem Großteil der schwedischen Zeitungsleser als Artikel serviert werden. Nicht der Adressat macht gegen diese Vorwürfe immun, sondern die Art und Weise.

ThomasWach schrieb:Sicherlich kann man als normatives Dogma so denken wie du und Nightwatch, aber ich halte es doch für ein sehr selektives, partikulares Dogma.
Also ich sehe jetzt nicht, dass ich in dieser Sache ein Dogma vertrete. Mag sein, dass der Begriff durch den häufigen Begriff in der Diskussion um den Nahostkonflikt etwas vorbelastet ist, trotzdem scheint hier seine eigentlich Bedeutung zutreffend zu sein.

ThomasWach schrieb:
Zitat:Den Vergleich mit den Hintergründen der Mohammed-Karrikaturen ist ebenfalls völlig daneben, nachdem die selbsternannten Exponenten der moslemischen Welt eine Entschuldigung der dänischen Regierung gefordert haben, nicht selten eine Bestrafung oder schlimmeres für die Urheber.

Israels Angriffe richten sich auch und vor allem gegen den schwedischen Staat, nicht nur gegen das Blatt.
Ja, die Heftigkeit der Forderungen scheint uns vielleicht nicht maßstabsgemäß, trotzdem bewegen sich diese auf einer anderen Ebene als während der Proteste der Mohammedkarrikaturen.

ThomasWach schrieb:
Zitat:Das Argument der Pressefreiheit der schwedischen Regierung ist fadenscheinig, nachdem die Regierung nicht aufgefordert wurde, den Artikel zu verhindern, behindern oder dafür die Verantwortung zu übernehmen, sondern legendlich ihre Position darzulegen, was völlig legitim ist.

Doch, die schwedische Regierung wurde sehr wohl dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen.
Ein Urteil über den Artikel abzugeben heißt doch nicht Verantwortung zu übernehmen, oder wie meinst du das?

ThomasWach schrieb:
Zitat:Ich glaube, dass Schweden innerhalb der EU sowieso eine Israel gegenüber eher reservierte Haltung hat und der schwedischen Regierung es schlicht und einfach zuwider ist, Israel Recht zu geben.

Man kann es auch anders fassen: Schweden sieht sich nicht bedingungslos an Israel gebunden, sieht Israels Politik durchaus kritisch, Holocaust vor 60 Jahren hin oder her, stellt also Israel keinen Persilschein aus und läßt sich auch nicht von historisch unterfütterter Paranoia leiten.
Mit deiner Fassung bin ich jetzt so nicht einverstanden. Es liegt nichts belastbares gegen Israel vor und daher ist weder ein Persilschein noch historisch unterfütterte Paranoia nötig. Das ist doch keine Diskussion über Siedlungen im Westjordanland oder Teilung von Jerusalem.


- Nightwatch - 26.08.2009

Zitat:Vielleicht bist du kein Experte in Diskursanalysen und vielleicht auch kein Fan höherwertiger und tiefer gehender Reflektionen, allerdings auch ohne größere theoretische und historische Kenntnisse und mit viel Scheuklappen sollte man erkennen lernen, dass qualitative Unterschiede sehr, sehr relativ sein können und absolut vom jeweiligen Bewertungsmaßstab abhängen. Der Begriff der wertneutralen Karrikaturen ist in sich ja schon totaler Blödsinn und jedem halbwegs Gebildeten im negativen Sinne ein eyecatcher, bestenfalls bei deinem und deinesgleichen Wertemaßstab möglich. Für dich und allein für dich wie für ein paar Zeloten und ewige Antisemitismussucher und Vorwerfer ist die ganze Geschichte mal wieder ein Teil der ewigen antisemitischen Weltverschwörung, Schweden ja auch ein Hort des Antisemitismus und überhaupt und sowieso jeder ein Antisemit, der nicht sofort und bedingungslos deine simple Bifurkation in gut und böse teilt. Aber das ist deine, allein deine und die von ein paar weiteren Zeloten. Die teilt in der Schärfe nunmal nicht jeder.
Und daher ist ein Vergleich zwischen zwei Gruppen radikalisierter Fanatiker durchaus zulässig, denn sowohl bei den Karikaturen wie auch bei diesem Artikel wurden kulturell und historisch bedingte Hypersensibilitäten verletzt, die weder universell, noch von jedem geteilt werden müssen.
Und daher mein lieber Nightwatch ist auch der für dich und allein für dich und ein paar andere bestehende "qualitative Unterschied" eben ein rein subjektiver Unterschied, einer, der sich durch die Betroffenheit begründet. Denn hier geht es um deine Hypersensibilitäten und eben nicht um die moslemischer Gruppen.
Für die habe ich wie auch schon geschrieben ein gewisses Maß an Verständnis, ebenso wie ich ein gewisses Maß an Verständnis für die Reaktionen der Moslems hatte. Aber das ich in gewissen Maße partikulare, durchaus auch radikalere Sensibilitäten registriere, heißt nicht, dass ich ihnen inhaltlich zustimme.
Und daher bist du eher der hoffnungslose Fall denn ich, denn du wirst nie auch nur im Ansatz dich und deine Überzeugungen selbstreflektiert erkennen und hinterfragen können, sondern nur behaupten und propagieren können!
Vielleicht ist dir die Erkenntnis ja zu beschränkt, aber wenn ein Vergleich zwischen Karikaturen und dieser Hetzschrift gezogen wird geschieht dies aufgrund objektiver Gesichtspunkte. Und da spielt es dann keine Rolle wie ein fanatischer Moslems die Karikaturen sieht oder welche Meinung ein orthodoxer Jude (oder was weiß ich) zu diesem Zeitungsartikel hat.
Die Bewertung eines solches Vergleiches muss dementsprechend ausfallen. Die Karikaturen waren harmlos. Und dieser Zeitungsartikel ist es nicht. Jeder der auch nur ein bisschen Hirn im Schädel hat und nicht auf einem kompletten Verständnistrip ist muss das erkennen.
Und wer nicht realisiert das dieser Artikel eine einzige antisemitische Hetzschrift ist und obendrein noch versucht das Geschriebene zu verteidigen ist entweder selbst ein übler Antisemit oder hat aus der Geschichte der Judenverfolgung nichts, aber auch rein gar nichts gelernt.
Mit „radikalen Fanatismus zweier Gruppen“ hat dies rein gar nichts zu tun.
Die objektiv harmlose Karikatur eines Propheten ist nicht mit einer derartigen Hetzschrift vergleichbar. Hier besteht ein objektiver Unterschied aufgrund historischer Fakten.
Derjenige der dies herausstellt und anprangert ist mitnichten hypersensibel oder gar radikal fanatisch. Im Gegenteil, diejenigen die meinen mal eben wild Vergleiche ziehen zu können haben ganz wesentliche Elemente des Vorfalles nicht verstanden. Oder ignorieren sie geflissentlich.

Zitat:Wie fragte doch der amerikanische Senator so schön seine leicht paranoide Fragestellerin in einem Town Hall Meeting zum Thema der Health insurance, als sie Obama mit Hitler verglich: "Auf welchem Planet leben Sie eigentlich?" Und genau diese Frage würde ich auch dir gerne manchmal stellen Nightwatch! Es muss dir entgangen sein, aber eine Verantwortung gegenüber jemandem ist nie bedingungslos oder uneingeschränkt. Zudem kann ich auch beim besten Willen nicht erkennen, was diese Sonntagsrhetorik aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges über Pogrome und Völkermord mit diesem miesen, aber letztlich unbedeutenden Artikel zu tun hat? Außer einer mächtigen Portion Paranoia, die alles und jeden Aspekt des Nahen Ostens und der dortigen Konflikte und alle Probleme stets und ständig mit dem Holocaust in Verbindung bringt und so auch israelisches Vorgehen legitimiert, sehe ich keinen Grund. Du machst den mir extrem bitter aufstoßenden Fehler, den Holocaust als Schutz und Vorwand für alles und jeden Aspekt Israels und seiner heutigen Politik und Existenz zu instrumentalisieren. Das empfinde ich als bitterlichen Missbrauch von 6 Millionen Toten, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass du diesen Vorwurf kaum verstehen wirst können.

Aber: die Verantwortung gegenüber den Juden ist das eine. Wie der Staat Israel nun verfährt, was er tut und wie er dafür gesehen wird, ist für mich dann doch eine andere Frage.

Ganz böse formuliert: Der historische konkrete Hintergrund, die bösen Mythen von Christenblut für ihre religiösen Zwecke brauchenden Juden aus dem Mittelalter ist heute kaum mehr jemandem bekannt. Wenn aber Leute wie du jedes Mal die ewig gleichen Vorurteile und schlimmen Legenden herausholen aus der Mottenkiste, sorgen sie implizit dafür, dass solche antisemitischen Legenden weiter im Gespräch bleiben. Ungewollt, aber es passiert, denn keiner nutzt mehr solche Geschichten im mainstream, außer denjenigen, die jeden Vorwurf gegen Israel (egal ob gerechtfertigt oder wie hier eher ungerechtfertigt) gleich mit den Verweisen auf die schlimmen Geschichten und Legenden aus der Geschichte delegitimieren will.
Die Frage ist nicht auf welchen Planeten ich lebe. Vielmehr verdient die Frage Beachtung inwieweit du noch nicht so ganz verstanden hast auf welchen Planeten wir beide leben.
Nirgends behauptete ich unsere Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk sei bedingungslos und uneingeschränkt. Das muss wohl deiner Fantasie entsprungen sein und lässt tief blicken.
Die bestehende Verantwortung hört mit Sicherheit nicht irgendwo vor antisemitischer Propaganda auf. Es ist nicht hinzunehmen, das man hier in Europa wieder übelste antisemitische Hassparolen verbreiten kann. Wir hatten von dieser ganzen Scheiße mehr als genug und haben gesehen in welche fassungslosen Abgründe derartiges Zeug führt.
Nach jahrhundertelanger Verfolgung und 6 Millionen Holocaustopfern sollten wir endlich mal kapiert haben das die antisemitische Saat gar nirgends mehr gesät oder gar aufgehen darf. Wenn wir da solche „letztlich unbedeutenden Artikel“ stehen lassen wird dem offenen Antisemitismus über kurz oder lang Tür und Tor geöffnet. Derartiges ist nicht hinzunehmen, vollkommen egal wie abstrus die Hetze sein mag oder wo sie veröffentlicht wird. Sie fällt immer auf fruchtbaren Boden und gedeiht.
Dies hat rein gar nichts mit Paranoia zu tun. Judenhass ist real. Die Geschichte lässt sich nicht wegdiskutieren. Wenn wir uns dem nicht entgegenstellen wird es wieder ganz genauso kommen.
Im Übrigen ist es nicht im Ansatz ein Fehler Israel auf Basis des Holocausts zu verteidigen und zu entschuldigen. Wer damit ein Problem hat hat nicht verstanden wie tief der Holocaust das jüdische Volk getroffen und verändert hat. Dieses Volk stand im 2. Weltkrieg vor der totalen Vernichtung und kämpft seit dem für seine bloße Existenz.
Wer meint das dies an dem Volk mal eben so vorrübergeht und man an das Israelische Selbstverständnis die gleichen Maßstäbe anlegen müsste wie an das Deutsche, Franzöische, Englische oder Amerikanische spinnt.
Und deshalb ist es schlicht vollkommen verfehlt an Israel Maßstäbe anzulegen an die sich noch kein Staat der Welt jemals in einer auch nur annähernd vergleichbaren Situation gehalten hat oder halten könnte. Kritik an Israel ist viel zu oft bar jeden historischen Verständnisses und zeugt von absoluter Ignoranz gegenüber den Wunden die man diesem Volk zugefügt hat.
Wir hatten vor 70 Jahren nichts besseres zu tun als zu versuchen dieses Volk bis zum letzten Glied auszulöschen und finden es heute vollkommen normal, ja angebracht über ein Israel zu richten das seit unserem Völkermord keinen Frieden gesehen hat.
Das ist historisch verantwortungslos und beschämend. Ich möchte dabei nicht wissen wie sich Deutsche, Franzosen, Engländer oder Amerikaner verhalten würden wenn man mal eben die Hälfte von ihnen abmurkst, Jahrzehntelang mit unmittelbarer Auslöschung droht und dann noch meint als besserwisserischer Friedensstifter auftreten zu müssen.
Es mag dabei ja sein das du und deinesgleichen diese uralten Storys endlich begraben sehen müssen.
Frei nach dem Motto, Europa wird den Juden den Holocaust niemals verzeihen.
Propagiere ruhig das es mit der Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk nach all den Jahren und all den israelischen Taten endlich schluss sein müsse. Nur zu. Ich sage dir das die Verantwortung niemals erlischen darf sonst haben wir im Handumdrehen wieder genau die selben Zustände in Europa wie einst.
Judenhass ist präsent und hochaktuell. Und mitnichten ein Produkt des leider bitter notwendigen Vorwurfs des Antisemitismus.

Zitat:Nö. Du instrumentalisierst Legenden und Vorurteile für deine Zwecke, du hälst sie sogar kommunikationstheoretisch und diskursanalytisch im mainstream wach und lebendig mit deinen ewigen Verweisen. Und so bleiben Vorurteile eben in der Diskussion, weil sie von Leuten wie dir eben immer wieder wiederholt und mit Verweis auf den Nahen Osten und Israel immer wieder "aktualisiert" werden.
Ich kann eben nur verweisen, dass der wahrscheinlich haltlose Vorwurf des Organhandels eben nicht handfest plötzlich bei allen die bösen Vorurteile von Christenblut vergießenden Juden aus dem Mittelalter wachruft und so den "alten Antisemitismus" wieder wachruft. Das ist deine - mit Verlaub- Einbildung, weil du und wenige andere noch so fixiert und sich so bewusst diesen alten schlimmen Geschichten sind. Nur wer Juden sowieso schon haßt oder eben wer Juden überall und immer bedroht sieht, diese beiden Extrempole werden solche Assoziationen haben.
Der große Rest wird diesen schweren Vorwurf hören und ihn auf den Kontext des Nahen Ostens beziehen. Daher ist diese "Hetze" nichts anderes als sehr, sehr nagtive PR für Israel.
Klar, Israel tut solch ein Vorwurf PR-mäßig "weh", aber ehrlich gesagt steht Israel auch dank eigener Sturrheit und Wagenburgmentalität da recht schlecht da in der Weltöffentlichkeit, auch inzwischen in der amerikanischen.
Informierte, sachliche Beobachter des Weltgeschehens werden zudem bei solchen Vorwürfen eher an die Vorwürfe des Organhandels durch die UCK im Kosovokrieg denken als an die ewig gestrigen Geschichten von randständigen Antisemiten und Antisemitensehern, die in ihrer eigenen ideologischen Welt ihre Spiegelfechtereien veranstalten.
Judenhass stirbt nicht aus nur weil du das Vorhandensein von Judenhass totschweigst. Allein die Idee das die ständige Anprangerung von vorhandenen Judenhass eben Judenhass heraufbeschwören würde ist so strunzdumm das man darüber nur den Kopf schütteln kann.
Indem du zudem jede historische Verbindung von dir weisen möchtest demonstriest du bloß wie ignorant du dich gegenüber der jüdischen Geschichte verhältst. Wie gesagt, wer nicht erkennen kann aus welcher Ecke dieser Zeitungsartikel kommt hat ganz gewaltigen Nachholbedarf in Sachen Judenverfolgung. Ja, der hinter diesem Artikel stehende Antisemitismus ist gut verkleidet. Das ist Judenhass von heute für gewöhnlich immer. Aber um so wichtiger ist es dies als das zu brandmarken was es ist und eben nicht nru als „sehr negative PR“. Wer dies nicht tut lässt zu das die Saat gesäht wird. Und sie wird aufgehen und wachsen.


- ThomasWach - 26.08.2009

Nein, das ist eben nicht per se antisemitisch, sondern eben unsachlich, miese Recherche, paläst. Propaganda oder eben antiisraelisch.
Antisemitisch als Vorwurf beinhaltet sehr viel mehr als diese Prädikate, die ich sachlich und nüchtern diesem Artikel geben würde.
Antisemitisch bedeutet bewusst und gezielt in der Massenwirkung alle Juden zu diskreditieren und gegen sie zu hetzen. Hier wird aber miese PR gegen Israel geschoben und ich kann weder analytisch noch persönlich/wertmäßig stets und ständig diese beiden Punkte in einem direkten Konnex sehen.

Aber wenn du weder die Kernaussage meiner langausholenden Ausführungen, noch Shahabs pointierte Ausführung in diese Richtung verstehen magst, geb ich jetzt an dieser Stelle erst mal auf, das schon wieder aufzubröseln.

EDIT:
@ Nightwatch
Dein Problem ist und bleibt, dass es für dich nur die Juden, nur den Holocaust, nur den Antisemitismus gibt. Du glaubst, dass deine Maßstäbe die Maßstäbe aller wären, so viel Selbstüberschätzung kennt man zur Genüge von Ideologen jeglicher Couleur!
Es kann nichts mehr geben, weil ja nicht mehr in meinen Kopf hinenpaßt, nach dem Motto gilt nur dein Wort, deine Sicht als "wahr".
Du hast aus der Geschichte schlicht nichts gelernt, weil es für dich nur eine einzige historische Wahrheit, ein einziges historisches Vorkommnis gab: Nämlich den Antisemitismus und den Holocaust. Sorry, wenn Leute ihrem geistigen Horizont mehr zumuten als das einspurige Beharren und Fixiertheit auf Juden und Antisemitismus.

Inhaltlich habe ich meinen Ausführungen nichts hinzufügen, sie wurden in keinerlei Weise ernsthaft von Nightwatch kommentiert.


- Nightwatch - 26.08.2009

ThomasWach schrieb:Nein, das ist eben nicht per se antisemitisch, sondern eben unsachlich, miese Recherche, paläst. Propaganda oder eben antiisraelisch.
Und neben all diesen Dingen antisemitisch.
Wer Juden derart mit haltlosen Behauptungen und wirren Thesen angreift ist ein Antisemit.
Wenn ich ohne Beweise behaupte das Juden kleine Kinder töten um das Blut zum Brotbacken zu verwenden ist das antisemitisch.
Wenn ich ohne Beweise behaupte das Israel Palästinenser tötet um deren Organe über jüdische Netzwerke zu verhökern ist dies antisemitisch.

Es ist hierbei vollkommen egal ob sich der Vorwurf auf Eigenschaften aller Juden bezieht oder dadurch nur eine gewisse Praxis der Juden angebrangert werden soll.
Das Ergebnis ist das selbe. Wer bösartig ohne jeden Anhaltspunkt behauptet Juden würden Greultaten begehen steht auf einer Stufe mit den Antisemiten von einst.


- ThomasWach - 26.08.2009

Ach so, jetzt bin ich also auch ein Antisemit??!! Noch dazu einer der alten Schule. Ich, der ständig differenziert und wohl der letzte ist, der auf kollektive Identitätskonstrukte und pauschale Rassen- und Religionsdeskreditierung hereinfallen würde, soll also nach deiner Meinung nach ein pauschalisierender und eine ganze Nation und Religion verdammender Antisemit sein??

Wer mein lieber Nightwatch bedient sich denn hier der "einfachen Erklärung", der Hetze gegen jemanden? Wer pauschalisiert denn hier, verallgemeinert denn hier??

Wenn es geistig und argumentativ nicht reicht, wird pauschalisiert, generalisiert und mit der Antisemitimuskeule stigmatisiert!!
Bravo!! Auf Kosten des Andenkens 6 Millionen Ermorderter wird plume und aggressive Politik im Nahen Osten gerechtfertigt, wird Meinungs-, Denk-, und Kritikfreiheit unterdrückt!
Das ist billigste Ideologie und wenn du das nicht geistig erkennst, so ist das nicht mein Problem. Ich kanns!!

Richtig ecklig!!

Nummerweise fällt keiner mehr auf solche Tabuisierungsversuche mehr rein und damit wird sich Israel auch nicht sakrosankt und einen Persilschein ausstellen können.