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- Azrail - 18.07.2005

Es ist doch klar zusehen der Westen hat Angst vor den ganzen Nationen im Nahen Osten sie wissen das freie Wahlen zu islamischen Regierungen verhelfen wird und das wiederum ähnlich wie in Iran sein könnte man betrachtet die islamsche Alternative als Gegenthese.
Lass doch die Leute das wählen was sie wollen und im Iran ist es genauso.


- ThomasWach - 18.07.2005

Im Großen und Ganzen hat Azrail die Problematik gut zusammengefaßt, auch wenn das Wort "Angst " in deinem Beitrag etwas übertrieben ist. Angst hat man nicht unbedingt, nur wären solche Regime kein Grund zur Freude im Westen.
Letztlich kann man mit dieser Sachlage auch die ewig kritiserte westliche Doppelmoral und Heuchelei erklären:

Überzeugt von der Universalität westlicher Menschen- und Freiheitsrechte setzt man sich im Westen allzu gern für liberale Modernisierungsbewegungen auf der ganzen Welt ein. Der nach dem Kalten Krieg verkündete Sieg von Demokratie, Kapitalismus und Menschenrechten ( für so manchen passen die drei Dinge aber selbst im Westen noch nicht zusammen *fg*) sollte nun auch weltweit seine Umsetzung finden.
Demokratische und liberale Regierungen wären also das Ziel des Westens. Nur dummerweise fehlt in den meisten moslemischen Ländern dafür einfach der gesellschaftliche Nährboden. Entweder sind die Mittelschichten numerisch zu schwach oder sie haben durch wirtschaftliche Probleme kein Interesse an der Politik.
Es gibt daher als gesamtgesellschaftliche Protestbewegung meistens nur islamistische Bewegungen, die im Rahmen einer Flucht in die Religion vor den Problemen der Neuzeit, als Gegner herrschender autoritärer regime auftreten.

Dies ist aber nunmal keine Alternative für den Westen und so unterstützt man weiterhin das kleinere Übel. Sicher versucht man diese Diktaturen auch etwas zu öffnen und zu Liberalisierungen zu bewegen. Diese Versuche dürfen aber nicht die Stabilität gefährden der Staaten.
In Staaten aber, die so der so ein Problem darstellen, wollen vorallem die Amerikaner nun scheinbatr experimentieren. Anstaat das kleinere Übel zu wählen und Saddam weiterhin eingedämmt und schwach zu halten, wagte man mit amateurhafter Vorbereitung das Feldexperiment und versuchte per Eingriff das feindliche diktorische Regime durch ein demokratisches zu ersetzen. Alerdings braucht Demokratie ein gewisse gesellschaftliche Reife und Entwicklung, die so in der religiös und ethnisch fragmentierten und zu lange unterdrückten irakischen Bevölkerung ohne weiteres nicht da ist.
Schon in Japan und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hat man gesehen, dass Demokratie erlernt werden muss bzw. leicht angepaßt werden muss. Und wie viel einfacher waren diese Fälle zu regeln.
Letztlich will man m Nahen Osten eben nicht nur die reien Methode der Demokratie verwirklicht sehen, sondern auch so viel wie möglich von westlich orientierten normativen Dimension von Demokratie.
Angesichts fast kaum vorhandener Träger dieser Ideen in der Region ( bis auf ein paar Intellektuelle) ein schweres Unterfangen, das vom scheitern bedroht ist und sein wird. Einzig im Libanon gibt es erste hoffnungsfrohe Zeichen.
Werden aber weiterhin nur radikale Oppsoitionsbewegungen das feld bestimmen im nahen Osten, so wird leider auch die heuchlerische Politik gerade der USA in der Region weitergehen.


- ThomasWach - 20.07.2005

Na, ups... Da hat soch wohl jemand verplappert *gg*:

Zitat:Iran empört über Schily

Die iranische Regierung hat Äußerungen von Otto Schily verurteilt. Der Bundesinnenminister hatte in einem SPIEGEL-Gespräch die Wahl des neuen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad kritisiert.
...
Schily hatte sich in einem SPIEGEL-Gespräch zu der Wahl geäußert. "Wenn wir jetzt hören, dass Iran und der Irak enger kooperieren wollen und in Teheran gleichzeitig ein Fundamentalist an die Macht kommt, bei dem nicht sicher ist, dass er absolute Distanz zum Terrorismus hält, sind das alles sehr Besorgnis erregende Perspektiven",
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,365931,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 31,00.html</a><!-- m -->

Tjatjataj..man sollte nicht immer das sagen, was man denkt.. oder wie geht der Spruch: "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold."
Hier wohl schon in dem Fall.


- Azrail - 20.07.2005

Naja sind eh bald wahlen er weiss wohl das er nich wieder kommt aber aus dem MUNDE des BUNDESINNENMINISTERS ist das wirklich nich gerade toll.
Insbesondere wenn man teilweise vom iranischen Öl abhängig ist,aber interessant was man so denkt.
:evil:


- ThomasWach - 20.07.2005

Na, ob wohl moegliche CDU Minister oder FDP Minister so viel anders argumnetieren wuerden oder gar viel Iranfreundlicher waeren, da hab ich aber auch so meine Zweifel....


- Tiger - 20.07.2005

Man sollte von iranischer Seite auch mal bedenken, daß man selbst oft genug andere Regierungen und Staaten verbal angegriffen und bedroht hat. Sicher war die Charakterisierung des Regimes von Saddam Hussein als "gottlos" mehr als passend, aber ob auch jede Äußerung seitens des Iran zu Israel oder den USA gerechtfertigt ist oder war...
Jetzt, wo man selber Ziel einer vielleicht unüberlegten Äußerung war, ist das Geschrei groß.
Zudem hat es schon schlimmere Äußerungen gegeben, man denke etwa an Reagan's Bombenscherz, und zudem hat man in Deutschland noch keine ICBMs mit Aufschriften wie "Teheran-Terminator" durch Berlin gefahren. Wink
Hier ein Beispiel für einen härteren Ausfall gegen den Iran:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=554176">http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=554176</a><!-- m -->


- Turin - 20.07.2005

Auf zur Runde 2:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,365999,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 99,00.html</a><!-- m -->

Zitat:DIPLOMATISCHE KRISE

Schily verbittet sich Belehrung aus Iran

Die Kritik von Innenminister Schily an der Wahl des neuen Präsidenten Ahmadinedschad in einem SPIEGEL-Gespräch schlägt hohe Wellen. Irans Außenministerium rügte das angeblich mangelnde Demokratieverständnis Schilys. Dessen Behörde wies den iranischen Protest als Unverschämtheit zurück. (...)



- Shahab3 - 20.07.2005

Die "Unverschämtheit" war eindeutig, die Beleidigung eines Staatsüberhaupts, dass man vermutlich nichteinmal kennt. Jedoch sindsolche Verstimmungen und Verfehlungen in der internationalen Bühne so unüblich jetzt auch nicht. Ich erinner mich da an die netten Worte zwischen den USA und D, oder jüngst Chirac, der für riesigen Wirbel in Großbrittanien gesorgt hatte, als er sinngemäss meinte : "Wer jeden Tag so grottenschlechtes Essen zu sich nehmen muss, der kann ja na nur seltsame Politik betreiben". Die Iraner lieben die Deutschen nicht und die Deutschen die Iraner auch nicht, aber zu ersnthaften Verstimmungen sollte das sicherlich nicht führen Wink


- Shahab3 - 25.07.2005

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iranmania.com/News/ArticleView/Default.asp?NewsCode=33618&NewsKind=Current%20Affairs">http://www.iranmania.com/News/ArticleVi ... %20Affairs</a><!-- m -->
Zitat:Iran used to torture prisoners, Judiciary admits

LONDON, July 25 (IranMania) - Iran's Islamic regime used to subject its prisoners to solitary confinement and torture, ...

The regime also resorted to prolonged detention without trial and the extraction of confessions under duress but these were now all things of the past, Iran's judiciary chief Abbas Ali Alizadeh said.

"We've taken steps and we can proudly state that all these failings have now disappeared," Alizadeh said.
...
naaaja...schön, dass die ISNA darüber schreibt und einen hohen offiziellen damit ein wenig in die Ecke drängt, ob man seinen Worten aber vollständig glauben schenken kann, darf bezweifelt werden. Werten wir das mal virsichtig so, dass die Dinge sich vermutlich ein wenig gebessert haben.


- ThomasWach - 26.07.2005

Nun so toll scheint aber die Situation wirklich nicht zu sein im Iran. Insbesondere wenn ich folgenden Artikel lese:

Zitat:Iran inszeniert Hinrichtung Jugendlicher als Spektakel

Von Jens Todt

Im iranischen Mashad sind zwei Jugendliche wegen Raubes, Alkoholkonsums und homosexueller Übergriffe vor einer großen Zuschauermenge gehängt worden. Amnesty International klagt die barbarische Praxis an.
...
Dem Bericht zufolge haben die Delinquenten vor der Exekution auf einer Straßenkreuzung in Mashad nahe der Grenze zu Turkmenistan vor einer johlenden Menge 228 Peitschenhiebe über sich ergehen lassen müssen. Die anschließende Hinrichtung fand ebenfalls unter den Augen vieler Zuschauer statt.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,366338,00.html">http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,366338,00.html</a><!-- m -->

Mhm. Da fallen mir bei aller angeblichen und tatsächlichen Fortschrittlichkeit des Irans trotzdem nur die Begriffe "brutal und barbarisch " ein.


- Shahab3 - 26.07.2005

Zitat:Mhm. Da fallen mir bei aller angeblichen und tatsächlichen Fortschrittlichkeit des Irans trotzdem nur die Begriffe "brutal und barbarisch " ein.
Jupp...sehr übel, wenn sich das so abgespielt hat Sad


- IarnGreiper - 26.07.2005

Brutal und barbarisch, findet allerdings leider auch in Saudi Arabien in dieser Art statt. Aber die sind ja unsere "Freunde".


- ThomasWach - 26.07.2005

Zitat:Brutal und barbarisch, findet allerdings leider auch in Saudi Arabien in dieser Art statt. Aber die sind ja unsere "Freunde".
Richtig. Aber letztlich ist das nicht so sehr der Punkt bzw. der Grund für die Kritik. Denn viele unserer "Freunde" und gerade Saudi-Arabien gehört zu dieser Gruppe, sind in vielen Punkten noch sehr "veraltet". Da ja direkt die Scharia in Saudi-Arabien gilt, sidn das Abschlagen von Händen udn Köpfen dort nichts besonderes.
Andererseits hat es im Iran tatsächlich eigenständige Modernisierungen gegeben. Wurde im Thread ja hier mehrfach diskutiert. Andererseits gibt es noch genügend Radikale und auch rückwärtsgewandtes. UM dies zu erkennen muss man leider nur diesen Artikel lesen.
Andererseits spricht dieser Artikel auch für die regionalen Unterschiede, die wohl zwangsläufig in einer solch schwierigen Modernisierung auftreten.
Denn der Vorfall ereignete sich an der Grenze zu Turkmenistan und ich nehm an, dass dort sicher keine große Stadt bzw. urbanes Zentrum zu finden ist und auch entsprechend eine solche modernisierte Denk- und Lebensweise.


- Patriot - 26.07.2005

Mashad ist eine der größten Städte Irans und Provinzhauptsstadt(knapp 2 mio. Einwohner)

Zum Vorfall.
Klar ist das schlimm aber man darf auch nicht so tun als wären das normale Jugendliche gewesen die man aus Willkür tötete sondern welche die einem anderen Menschen das Leben zerstört haben mit ihrer Tat. Die Strafe ist zu übertrieben gewesen aber unschuldige Engel waren sie auch nicht.


- Azrail - 26.07.2005

Also ich hab gelesen das sie einen 13 jährigen missbraucht und dann getötet hätten.
228 Peitschenhiebe voll der blödsinn wer soll sowas überleben die müssen ja vorher schon totgewsen sein.
Aber ansonsten wirklich nich die feine Art die sollten mal ihr Strafsystem moderniseren.