Forum-Sicherheitspolitik
United States of America - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Europa und der Westen (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=89)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=93)
+--- Thema: United States of America (/showthread.php?tid=1897)



RE: United States of America - lime - 04.02.2024

(04.02.2024, 10:10)alphall31 schrieb: Bezieht der da WTC mit ein in seinen tiefen Staat.
Trump ist ja immer noch zu jedem aufreger bereit , wie mit seinem Ufogesetz

Aus deutscher Sicht sind fast alle Wahlkampfreden egal welcher Kandidaten eher lachhaft. Die US-Amerikaner haben da eine ganz andere Mentalität, die kann man so gut mobilisieren.


RE: United States of America - Quintus Fabius - 04.02.2024

Zitat:Bezieht der da WTC mit ein in seinen tiefen Staat.

Das nicht, aber er reitet stark darauf herum, dass Terroristen über die Grenze zu Mexiko in die USA einsickern und "etwas" vorbereiten. Dass der "tiefe Staat" dies weiss und für sich nutzen will um davon abzulenken was er und die Kartelle gemeinsam ansonsten so treiben. Dass Kinderhandel und allgemein verschwundene Kinder ein rasend wachsendes Problem seien. Dass das Drogenproblem völlig außer Kontrolle ist und dass die Kartelle inzwischen als reguläre konventionelle Feinde zu betrachten sind. Dass man gegen die Kartelle daher mit militärischer Gewalt vorgehen müsse. Und dass der tiefe Staat aufgrund von seinen Verbindungen in den Kinderhandel und weil er von Kinderschändern kontrolliert wird dies nicht will, weil die Kartelle zugleich die Kinder entführen und diesen Kinderschändern zuführen usw usw usw

Die ganze Klaviatur primitiver Ängste rauf und runter.

Das wirkt aber nur so unelegant und primitiv, tatsächlich ist Trump dieses Mal hervorragend vorbereitet und nichts was er da sagt, sagt er einfach so, auch wenn es den Eindruck hat. Er hat einige der besten (manche sagen sogar die besten) Medienexperten und Wahlmanipulierer angeheuert die man für Geld kaufen kann. Die ganze Kampagne von ihm ist hochprofessionell und meiner Meinung nach exzellent organisiert.

Ein Running Gag ist übrigens bei jedem Beitrag von ihm irgendwo im Internet, dass er dann am Ende um Geld bettelt, weil die Leute ihm jetzt Geld spenden müssen um gegen den bösen tiefen Staat endlich vorgehen zu können. Und die spenden, immense Summen. Und es kommt ihnen nicht einmal seltsam vor, dass sie einem Milliardär Geld spenden Big Grin

Die wenig bekannte sinnistre Figur dahinter ist eine gewisse Susie Wiles. Die hat schon für Ronald Reagan gearbeitet bei dessen Wahlkampf. Wenn es da eine Karikatur eines sinistren Spindoctor in einem Comic gäbe, dass würde noch nicht an sie heranreichen.


RE: United States of America - Broensen - 04.02.2024

(04.02.2024, 15:32)Quintus Fabius schrieb: Dass das Drogenproblem völlig außer Kontrolle ist und dass die Kartelle inzwischen als reguläre konventionelle Feinde zu betrachten sind. Dass man gegen die Kartelle daher mit militärischer Gewalt vorgehen müsse.
Nun, zumindest das habe ich von dir auch schon so ähnlich gehört. Tongue


RE: United States of America - lime - 04.02.2024

(04.02.2024, 16:17)Broensen schrieb: Nun, zumindest das habe ich von dir auch schon so ähnlich gehört. Tongue

Naja in Ecuador ist es ja nun schon offiziell so weit. Mal schauen wer dort gewinnt.


RE: United States of America - Quintus Fabius - 04.02.2024

Mit einzelnen Punkten hat Trump durchaus recht, wie auch beispielsweise die so oft verlachte Mauer welche er so dringend will absolut sinnvoll wäre. Feine Ironie am Rande: nachdem Biden noch im Wahlkampf gesagt hat, mit ihm als Präsident werde Zitat: nicht ein einziger Fuß Mauer gebaut werden, hat er seit Amtsantritt die Mauer von Trump einfach heimlich weiter bauen lassen, wenn auch nicht ansatzweise in dem geplanten Umfang.

Und die Kartelle sind ein Problem, welches man tatsächlich mit extremer militärischer Gewalt lösen müsste, zuzüglich aller sonstigen Maßnahmen welche hier erforderlich wären, insbesondere einer massiven Zurückdrängig der Süchtigen durch eine ganzheitliche Bekämpfung der Süchtigen selbst. Das ist inzwischen ein Problem von einem Maßstab geworden, dass selbst durch die USA national so gar nicht mehr zu lösen ist und an welchem wir ebenfalls massiv mitwirken müssten. Die genannten Kartelle stehen ja schon in den Niederlanden und auch an anderer Stelle in Europa.


RE: United States of America - Kongo Erich - 06.02.2024

(25.01.2024, 19:10)Nightwatch schrieb: Naja, eine Bekanntheitsproblem sehe ich weniger. Wenn sie weiter macht wird sie dem Großteil der Republikanischen Partei (nicht nur dem Trump-Lager) ziemlich auf die Nerven gehen und jede Menge Wahlkampfmittel verschwenden.
Am Ende des Tages macht sie sich damit massiv unbeliebt und verschlechtert ihre Parteiinternes Standing in einer PostTrumop Ära bzw. im Hinblick auf 2028 nach einem Biden Sieg in 2024 deutlich.

Gewinnen kann sie dagegen fast nichts, selbst wenn Trump vor der Nominierung aufgeben müsste gibt es keinen Automatismus der sie dann zur Kandidatin macht. Die Convention könnte da sehr frei entscheiden und MAGA wird schon aus Prinzip nicht für die Establishment Kandidatin stimmen.
Ich rechne (hoffe) darauf, dass Trump aufgeben muss.

Gerade vorhin wurde von einem US-Berufungsgericht bestätigt, dass Ex-US-Präsident Trump für Handlungen während seiner Amtszeit strafrechtlich verfolgt werden kann. Und auch wenn noch eine weitere (kurze) Möglichkeit besteht, gegen das Urteil beim Obersten Gerichtshof vorzugehen (was Trump sicher tun wird): ich sehe nicht, wie man diese Entscheidung anders treffen könnte.
Dass Trump als "unschuldig" frei gesprochen wird - damit rechnet er wohl selbst nicht. Sonst hätte er die Taktik, möglichst bald zu entsprechenden Freisprüchen zu kommen und so mit "blanker Weste" als Kandidat aufzutreten. Das tut er aber nicht. Er versucht, Zeit zu schinden.
Trump kann es wohl nur darauf anlegen, die Wahl vor der rechtskräftigen Entscheidung über seine Verwicklung beim Kapitol-Sturm zu gewinnen, um dann als Präsident die Einstellung der Verfahren zu erwirken.

Wenn nun die Bestätigung des Berufungsgerichts dazu führt, dass die derzeit stillgelegten Verfahren weiter geführt werden, dann könnte diese Rechnung nicht aufgehen. Denn dann wird - möglicherweise auch noch kurz vor der Wahl - das eine oder andere Urteil gegen Trump vorliegen.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dadurch mehr Wähler als die fanatisierten Trump'isten für eine Wahlentscheidung zu seinen Gunsten mobilisiert werden. Im Gegenteil: je länger das Thema kocht, desto mehr Wähler werden wohl mobilisiert, sich gegen Trump zu stellen - auch bei den ehrenwerten Republikanern.

Und dann stellt sich wirklich die Frage, wen die Grand Old Party anstelle des Egomanen und Populisten antreten lässt.

(04.02.2024, 17:00)Quintus Fabius schrieb: Mit einzelnen Punkten hat Trump durchaus recht, wie auch beispielsweise die so oft verlachte Mauer welche er so dringend will absolut sinnvoll wäre. ....
das ist einer der Punkte, in denen ich Trump nicht zustimme. Diese dämliche Mauer treibt die Baupreise hoch und kostet Unsummen, die besser in den Wohnungsbau investiert werden müssten.
Sie ist ökonomisch unsinnig, in vielen Gebieten eine ökologische Katastrophe und in einigen Gebieten der First Nations schlicht unzulässig.
Viel wichtiger wäre es, die Ursachen für die Migration zu beseitigen.

Du bist doch historisch bewandert.
Hat je irgendeine Mauer, von China bis zum Römischen Imperium, eine mehr als symbolische "Auf-Haltefunktion" erfüllt?
Nein, wenn die Völker auf der einen Seite der Mauer ins Laufen oder Wandern gekommen sind, dann haben sie jeden Limes und jede gemauerte Grenze überrollt - wie eine unaufhaltsame Lawine.
Es wäre seinerzeit für die Römer wohl besser gewesen, den Goten im Gebiet der heutigen Ukraine gegen die Hunnen beizustehen, als hinter der Donau zu sitzen und zu warten, bis diese Hunnen die gotischen Stämme überrollt und den eigenen Truppen einverleibt hatten.


RE: United States of America - lime - 06.02.2024

(06.02.2024, 22:52)Kongo Erich schrieb: Viel wichtiger wäre es, die Ursachen für die Migration zu beseitigen.

Was schlicht utopisch ist, insofern ist die Mauer die einzig sinnvolle Option und man könnte sie durchaus so bauen dass sie unüberwindlich wäre. Alles eine Frage der Bauweise. Unter Biden kamen 12 Millionen Illegale ins Land. Das wird ihn bei der kommenden Wahl sehr wahrscheinlich die Präsidentschaft kosten.


RE: United States of America - Quintus Fabius - 06.02.2024

Ein recht interessanter Artikel über die kippende Stimmung in New York, leider hinter Bezahlschranke:

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/new-york-migranten-fluechtlinge-republikaner-ueberforderung-e722195/?reduced=true

Die durchaus perfide Strategie Flüchtlinge gezielt in möglichst großer Anzahl in pro-demokratische Regionen zu transportieren scheint sehr erfolgreich aufzugehen.

Bezüglich Trump vs Biden - die bittere Ironie ist, dass viele Wähler vor allem anderen gegen Biden sind. Die wählen Trump nicht weil sie für ihn sind, sondern nur weil sie gegen Biden sind. Natürlich ist es jetzt zu spät seitens der Demokraten einen anderen Kandidaten zu präsentieren, aber genau das war meiner Überzeugung nach der entscheidende Fehler, keinen Nachfolger von Biden während des Präsidentschaft aufzubauen.

Somit haben die Amerikaner keine Alternative, die sie durchaus wählen würden.

Was zu der Frage führt, was für Demokratische Politiker anstelle von Biden überhaupt eine Mehrheit hinter sich hätten vereinen können?

Gibt es bei den Demokraten überhaupt geeignete Kandidaten außer Biden?

Meiner Meinung nach ist ein Problem in diesem Kontext, dass viele der erfolgreichen jungen demokratischen Politiker dort, wie beispielsweise die Angehörigen des Squad, insbesondere beispielsweise Ocasio-Cortez viel zu weit links stehen. Der ganze Nachwuchs bei den Demokraten ist zu Links um bei Wahlen für das Amt des Präsidenten überhaupt Aussichten zu haben. Und die etablierten sind nicht besser: Marianne Williamson geht ganz genau so nicht, und ist eigentlich so oder so untragbar. Dean Phillips ist zu spät dazu gestoßen und vertritt primär nur die Interessen der Unternehmer / Wohlhabenden, dass zündet auch nicht.

Was für Politiker der Demokraten könnten also überhaupt einen nächsten demokratischen Präsidenten stellen?


RE: United States of America - Kongo Erich - 07.02.2024

(06.02.2024, 23:50)Quintus Fabius schrieb: .... ist es jetzt zu spät seitens der Demokraten einen anderen Kandidaten zu präsentieren, aber genau das war meiner Überzeugung nach der entscheidende Fehler, keinen Nachfolger von Biden während des Präsidentschaft aufzubauen.
...

Was zu der Frage führt, was für Demokratische Politiker anstelle von Biden überhaupt eine Mehrheit hinter sich hätten vereinen können?

Gibt es bei den Demokraten überhaupt geeignete Kandidaten außer Biden?

...
Was für Politiker der Demokraten könnten also überhaupt einen nächsten demokratischen Präsidenten stellen?
eine sehr berechtigte Frage. Ich hatte ehrlicherweise erwartet, dass Biden seine Vize aufbaut und ihr - möglicherweise sogar durch einen Rücktritt gestärkt - die Kandidatur überlasst.
Stattdessen wurde Harris mit einer Reihe von unlösbaren Aufgaben betraut und so verheizt.


RE: United States of America - Nightwatch - 07.02.2024

(06.02.2024, 23:50)Quintus Fabius schrieb: Was für Politiker der Demokraten könnten also überhaupt einen nächsten demokratischen Präsidenten stellen?
Da gibt es nun wirklich mehr als genug geeignete Kandidaten; eher zu viele als das irgendwer herausragen würde. Die Top Drei wären aktuell vielleicht Gavin Newsom, Josh Shapiro und Gretchen Whitmer.
Aber das lässt sich aktuell nicht seriös sagen. Die Demokratische Partei wird egal wie 2024 ausgeht in 2028 deutlich jünger und linker aufgestellt sein, da ist noch völlig undurchsichtig welche vermeintlichen Stars da nach oben geschwemmt werden. Eine zweite Figur Obama (der 2004 gerade mal in den Senat gewählt wurde) ist absolut nicht auszuschließen.

(06.02.2024, 22:52)Kongo Erich schrieb: Ich rechne (hoffe) darauf, dass Trump aufgeben muss.
Warum sollte er das tun?
Er hat nichts zu verlieren, gerade das Verfahren in DC ist politisch enorm aufgeladen, ein Schuldspruch dort ist sicher, egal was Fakten oder Rechtslage sagen (was nicht heißen soll er sei völlig unschuldig).

Inwieweit es ihm politisch schaden wird muss man sehen. Bislang haben alle Versuche ihm juristisch auf die Füße zu treten nicht geschadet bzw. seine Position noch gestärkt. Zuviele low information voter sehen darin schlicht eine politische Verfolgung.
Wenn da dann irgendwann im Herbst ein Schuldspruch aus DC in den Wahlkampf platzen sollte kann dies auch nach hinten losgehen.


Allgemein bleibt festzuhalten, das Trump in den Umfragen strukturell weiterhin deutlich vor Biden liegt. Seit der Wiederwahl von George W. Bush in 2004 gab es keinen Republikanischen Kandidaten, der sich so deutlich von seinem demokratischen Konkurrenten hat absetzen können.

https://www.realclearpolling.com/polls/president/general/2024/trump-vs-biden
https://www.realclearpolling.com/polls/president/general/2024/trump-vs-biden-vs-kennedy-vs-west-vs-stein


RE: United States of America - Quintus Fabius - 07.02.2024

Und wie ich es schrieb ist der Grund hierfür (Vorsprung von Trump) vor allem anderen, dass die Amerikaner Biden nicht mehr abkönnen. Es ist teilweise verblüffend wie unbeliebt er ist.

Zitat:Da gibt es nun wirklich mehr als genug geeignete Kandidaten; eher zu viele als das irgendwer herausragen würde. Die Top Drei wären aktuell vielleicht Gavin Newsom, Josh Shapiro und Gretchen Whitmer.

Mir ist schon klar, dass dies führende Nachwuchsköpfe der Demokraten sind. Aber ich schrieb ja nicht: Präsidentschaftskandidat, sondern nächster Präsident. Also wer es tatsächlich schaffen könnte dieses Amt zu erlangen, also wirklich gewählt zu werden.

Ich teile deine Auffassung, dass die Demokraten bis 2028 noch linker werden, aber genau das ist das Problem. Die werden damit weniger wählbar für eine Mehrheit.

Nehmen wir mal beispielsweise Gavin Newsom:
Newsom tritt für die gleichgeschlechtliche Ehe, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, eine allgemeine Krankenversicherung, die Legalisierung von Marihuana, strenge Waffengesetze sowie die Rechte von Einwanderern, auch derjenigen ohne legalen Aufenthaltsstatus, ein. Er hat letztes Jahr die großen Ölkonzerne und Energieversorger verklagt wegen der Klimaveränderung. Er lehnt die Todesstrafe ab und äußert sich stark Pro Black Lives Matter. usw.

Das ist meiner Meinung nach eine Position die in den USA nicht Mehrheitsfähig ist. Wie sollte er je Präsident werden können?

Ich stimme dir zu: die Demokraten rücken weiter nach links - aber die USA insgesamt rücken meine Wahrnehmung nach nicht nach Links, sondern im Gegenteil. Selbst Einwanderer, insbesondere die Hispanics sind ja querschnittlich eben nicht links. Viele wählen noch Demokraten, weil sie sich halt davon persönliche Vorteile erhoffen, aber nicht weil sie die ideologischen Ansichten der Demokraten teilen.

Wer wäre also mehrheitsfähig ?


RE: United States of America - Nightwatch - 07.02.2024

Zitat:Das ist meiner Meinung nach eine Position die in den USA nicht Mehrheitsfähig ist. Wie sollte er je Präsident werden können?
Wer war denn bitte der letzte US Präsident, der die Wahl aufgrund seiner politischen Positionen gewonnen hat?! Das muss vor meiner Zeit in den Siebzigern gewesen sein. Confused
US Präsidenten werden nach drei primären Faktoren bestimmt: Wirtschaftliche Lage, Charisma der Kandidaten, Meinung über den Amtsinhaber.

Politische Positionen interessieren vielleicht Parteiflügel aber nicht die 60 Millionen Amerikaner, die nicht mal zu den Midterms den Weg in die Wahlkabine finden und kaum den Namen des aktuellen Vizepräsidenten kennen. Entscheidend ist sowieso nicht die Positionierung aktuell ,sondern wie sich ein Kandidat im Wahljahr medial präsentiert.

Spezifisch Newsom spezifisch steht mit seiner politischen Ausrichtung effektiv soweit im links-progressiven Koordinatensystem wie Obama zu seiner Zeit 2004 auch positioniert gewesen ist.
Das ließe sich nach hypothetisch 4 Jahren Chaos mit Trump ohne Weiteres verkaufen.


RE: United States of America - Schneemann - 07.02.2024

@Kongo Erich
Zitat:Stattdessen wurde Harris mit einer Reihe von unlösbaren Aufgaben betraut und so verheizt.
Das ist das, was ich ehrlich gesagt auch nicht verstehe. Ich hatte vermutet, dass Biden vllt. noch die ganze Amtszeit macht, aber nach und nach Harris bereits aufbaut als seine Nachfolgerin. Aber stattdessen versenkt und verschleißt man sie und der alte Grandseigneur tritt nochmals an, obwohl er nicht mehr als der eloquenteste und fitteste gilt (und ausgerechnet er soll das Rumpelstilzchen Trump einfangen). Das könnte einer der großen Fehler der Demokraten sein...

@Quintus
Zitat:...die Demokraten rücken weiter nach links - aber die USA insgesamt rücken meine Wahrnehmung nach nicht nach Links, sondern im Gegenteil.
Wobei ich mich frage, ob das ein normaler wellenförmiger Vorgang ist, den wir in den USA immer schon gesehen haben, oder der Beginn einer weiterführenden Erosion und Spaltung der Gesellschaft?

Nach der konservativen Phase Reagan/Bush Senior in den 1980ern, kam in den 1990ern die liberale Ära Clinton (der gerade in Europa sehr gemocht war). Aber während Clinton hat das konservative, ja "bodenständig-ländliche" Amerika schon den Untergang der Zivilisation und Sodom und Gomorra gewittert, was die Europäer aber wenig zur Kenntnis nahmen.

Es war diese konservative, teils auch christlich-evangelikale Strömung, die mit zum Sieg von Bush Junior 2000 beitrug (das Florida-Theater mal außen vor gelassen), aber es waren eben stramm konservative und keine rassistischen oder rechtsextremen Strömungen. Auf die diffusen Bush-Jahre, die NeoCon-Ära und v. a. das Drama in Irak folgte dann Obama, das Pendel schwang also eindeutig in die andere, liberalere Richtung, denn die Menschen waren die Jahre von Bush und Co., die Überheblichkeit der Neokonservativen und die Kriege in Nahost leid.

Während Obama schwang das Pendel also wieder in die andere Richtung, was als normal angesehen werden kann, allerdings war es dieses Mal keine "nur" erzkonservative Strömung oder Opposition, sondern es mischten sich isolationistische, wirre pseudolibertäre und auch eindeutig rassistische und rechtsextreme Momente mit in diesen "Protest" gegen den ersten schwarzen Präsidenten. Und gerade an diese Kreise hat Trump populistisch sehr geschickt angedockt.

Dass Biden dann gewann, war dem selbstherrlichen, irrlichternden und vulgären Gehampel von Donald I. geschuldet - zusätzlich zu einer gewissen Mobilisierung der Gegenseite, die aber nur gelang, weil Trump unverfroren und tagesaktionistisch mit rechtsextremen Kreisen anbandelte -, den viele Amerikaner schlichtweg nur mehr als peinlich ansahen, obgleich sie zugleich manche Aspekte seiner Politik (Arbeitsplätze im Land halten, Gegenpol zu China, Eindämmung der Einwanderung) teils durchaus begrüßten.

Biden gewann also nicht, weil er so ein herausragender Charmeur oder guter Redner wäre oder ein tolles Konzept gehabt hätte, sondern weil sein Gegenüber sich im wirren Aktionismus, selbstgefälligen Hedonismus und Twitter-Gepöbel verirrt hatte. Hinzu kam, dass Trumps Äußerungen und seine Politik während der Corona-Pandemie vermutlich mehrere hunderttausend Amerikaner zusätzlich das Leben kosteten, was ihm auch auf die Füße fiel.

Fair gesagt: Rein gemessen anhand der wirtschaftlichen Zahlen, folgt man dem It's the economy, stupid!-Zitat aus der Clinton-Zeit, wäre Trump sehr wahrscheinlich nicht abgewählt worden - wenn er sich ein klein wenig zusammengerissen, gemäßigt und diplomatischer verkauft hätte. Die Demokraten hatten also einen recht glücklichen Sieg errungen, der stark von den charakterlichen Fehlern des politischen Gegners mitbeeinflusst wurde. Das ist aber keine Dauerlösung bzw. man kann nicht darauf bauen, dass dies zukünftig auch Siege ermöglichen wird. Hinzu kommt, dass sich das innenpolitische Klima in den USA - vor allem hinsichtlich Einwanderung, Drogenproblemen und der Kriminalität - aktuell weiter aufgeladen hat.

Fazit: Die Bevölkerung ist also i. d. T. durchaus in manchen Bereichen konservativer geworden, aber nicht, weil sie es wirklich im Kern wäre, sondern weil sie beinahe dorthin getrieben wird durch die Unfähigkeit (oder den Unwillen) Washingtons, heikle Themen wie etwa die Grenzsicherung anzugehen. D. h. auch wenn (was wenig bekannt ist) die Mehrheit der Amerikaner z. B. schärfere Waffengesetze begrüßen oder auch Abtreibungen erlauben würde (!), bestünde die Chance, dass Donald II. erneut ins Weiße Haus einzieht, eben weil die Demokraten die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben.

Schneemann


RE: United States of America - Kongo Erich - 07.02.2024

(07.02.2024, 12:57)Nightwatch schrieb: ....
US Präsidenten werden nach drei primären Faktoren bestimmt: Wirtschaftliche Lage, Charisma der Kandidaten, Meinung über den Amtsinhaber.
...
das ist ja gerade das Unverständliche; ich zitiere jetzt CAPITAL, eine sicher nicht linksfreundliche Publikation
= die Wirtschaftsdaten unter Biden sind positiv
== Wirtschaftswachstum, Vertrauen in die Wirtschaftslage, Arbeitslosigkeit und Inflation sinken,
= und trotzdem führt Trump in den Umfragen

Ähnlich der FOCUS und die FAZ zu den positiven Börsendaten unter Biden.

Schlicht und einfach - unlogisch oder nur mit Charisma der Kandidaten erklärbar


RE: United States of America - lime - 07.02.2024

(07.02.2024, 14:47)Kongo Erich schrieb: das ist ja gerade das Unverständliche; ich zitiere jetzt CAPITAL, eine sicher nicht linksfreundliche Publikation
= die Wirtschaftsdaten unter Biden sind positiv
== Wirtschaftswachstum, Vertrauen in die Wirtschaftslage, Arbeitslosigkeit und Inflation sinken,
= und trotzdem führt Trump in den Umfragen

Ähnlich der FOCUS und die FAZ zu den positiven Börsendaten unter Biden.

Schlicht und einfach - unlogisch oder nur mit Charisma der Kandidaten erklärbar

Vielleicht weil die Beurteilung der Wirtschaftslage nur einer von vielen Punkten ist nach dem die Wähler ihre Entscheidung treffen?