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- ThomasWach - 06.01.2009

@ Schneemann

(1) Verhandlungen mit der Hamas:
Hier finde ich deine Position etwas "unhistorisch". Der Fokus auf das Programm der Hamas ist wohl kaum eine erschöpfende Perspektive, wenn man die Evolution der Hamas und die zukünftigen politischen Handlungsmöglichkeiten dieser Organisation beurteilen will. Die Hamas ist nicht irgendeine antisemtische Organisation, die in Europa oder irgendwo im Mittleren Osten aus durch und durch ideologischen Gründen und politischen Oppurtunitäten gegründet wurde, sie hatte ganz "reale" Geburtsumstände, die eine antiisraelische Ausrichtung letztlich zwingend begründen. Sie formierte sich letztlich (mal Vorgängergruppierungen weggelassen) 1987 in der ersten Intifada in Gaza, bei der steineschmeißende Jugendliche sich der israelischen Okkupation erwehrten und dafür brutal niedergekämpft wurden von den Israelis. Sich also einfach das sicherlich - hier gehe ich mit - radikale Programm der Hamas zu nehmen und dies als einzigen Bezugpunkt zu nehmen, halte ich für zu simpel und vergißt die politischen und historischen Rahmenbedingungen, die aus der Hamas eine derart starke politische Kraft gemacht haben. Die entscheidende Frage bei der Hamas ist daher nicht das derzeitige Programm, sondern ihre innere Struktur und wie sie mit einer sich ändernden Großwetterlage im Israel-Palästina-Konflikt umgehen würde. Kurz gefragt: Wie viel palästinensischer Nationalismus und wieviel religiöser Radikalismus stecken in dieser Organisation? Bisher konnte sich die Hamas eben deshalb profilieren, weil ganz real die konzessionsbreite Politik der Fatah und der PLO mit ihrer Fokussierung auf politische Lösungen (seit den 1990er Jahren) letztlich doch nur zu mehr Siedlungen und zu mehr israelischen Kontrollen geführt hat. Daher wurde durch den Fortgang der Ereignisse die politische Direktive der Hamas auch nie real getestet und daher nutze die Hamas ihre radikale Marschroute nur um so mehr um sich während der Zweiten Intifada zu profilieren. Wie das ganze nun aber weitergehen könnte, ist stark abhängig von folgenden Aspekten in meinen Augen
(1) der inneren Struktur der Hamas und wie radikale Ziele mit einer gewissen Pragmatik abgelöst werden
(2) der Verbesserung der paläst. Lebensbedingungen in potenziellen politischen Lösungen
(3) der Haltung der paläst. Massen während solcher Entwicklungen
Der Verweis auf das Hamassprogramm verfängt in meinen Augen daher nicht, weil es letztlich nur der Ausdruck und Mitprodukt eines gescheiterten Friedensprogrammes ist. Die Hamas ist aber eine komlexe Synthese aus Nationalismus, radikalem Islamismus und Widerstandsgruppe. Bisher haben aber größere islamistische Organisationen ihrer Art immer gewisse Moderations- und innere Spaltungsprozesse offenbart. Ob es nun die Islamisten in Somalia sind, die sich derzeit gegenseitig bekämpfen oder aber (schönes beispiel) die ägyptischen Moslembrüder. Letztere trennten sich nach dem erfolglosen militärischen Kampf der 1990er Jahre von ihrem militanten Flügel und wurden mehr und mehr zu einer, wenn auch radikaleren, ägyptischen politischen Partei. Meines Erachtens ist daher der Charakter der Hamas eben noch lange nicht festgeschrieben und wird auch zukünftig noch Wandlungen unterworfen sein. Aber dafür bedarf es mehr als Phosphorgranaten und Laserraketen...

(2) Die wirtschaftliche Lage Gazas:
Die Beschreibung Gazas teile ich so nicht. Gerade im Gazastreifen gab es Industrie, eine sich entwickelnde Mittelschicht. Aufgrund der jahrzehntelangen Dominierung durch die PLO waren die paläst. Gebiete relativ säkular geprägt, der Bildungsgrad relativ hoch. Doch die Mittelschicht, die moderateren Kreise wurden durch die Wirtschaftsblockade am stärksten getroffen. Reguläre Händler, Geschäfte gingen ein, Fabriken schloßen, der Mittelstand gibg ein. Deren Apathie ist ein großer Hemmschuh für die Entwicklung in Gaza und für die Entwicklung der Palästinenser. Und daran Israel mit seiner verfehlten Politik und deren Folgen eben erheblichen Anteil.
Du vergißt bei denen Ausführungen zu oft, dass ein erheblicher Teil des paläst. Gebietes immer noch unter israelischer Kontrolle ist und Gaza seit Jahren ein Freilichtgefängnis ist. Zudem bewertest du folgendem Umstand auch zu gering: Dass der Israel-Palästina-Konflikt auf der internationalen Agenda steht, liegt nicht an der Menschenfreundlichkeit Israels oder des Westens, sondern daran, dass seit fast 20 jahren die Palästinenser nicht müde geworden sind, zu kämpfen. Ich weiß, es klingt nicht gerade israelfreundlich, aber let´s face the truth: Ohne die erste Intifada hätte es in dieser Form Madrid und Oslo nicht gegeben, erst die ungeheuren Kosten und Probleme der zweiten Intifada für Israel bewegte Scharon zur Räumung des Gazstreifens. Israel hat es sich in seinen Positionen durchaus bequem gemacht. Für die Hamas ist der Kampf gegen Israel und seine dominante Position immer noch legitim. Shahab3 hat das durchaus richtig geschildert in meinen Augen (auch wenn ich nicht von brutaler Gewalt sprechen würde).



(3) Die Lage der Hamas:
Ja, sie wird genauso wie die Hizbullah 2006 Schaden nehmen, wahrscheinlich noch mehr als Hizbullah. Aber all diese Schäden sind irreparabel, werden in monatsfrist, vielleicht nach einem halben Jahr wieder vergessen und getilgt sein. Sofern sich an der grundlegenden politischen Struktur nichts ändert, hat Hamas durch Zulauf neuer Radikaler mittelfristig seine Verluste wieder ausgegelichen und das ganze geht wieder von neuem los. Quintus hat das schon geschildert und auch ich habe diesem Umstand und den Resultaten einen längeren Post schon gewidmet, lese da einfach nochmal nach.

(4) Israelische Vorgehensweise:
Wer sich immer wieder vor den kameras der Weltöffentlichkeit damit brüstet, die einzige Demokratie dort unten zu sein und daher der natürliche Verbündete des Westens zu sein, der muss sich eben mit anderen Maßstäben messen lassen als eine militante, sich stetig wandelnde radikale Widerstandsorganisation. Und wer nunmal alle überlegenen Mittel in die Waagschale wirft, um einen schwächeren Gegner schwach und besetzt zu halten, der muss damit leben, dass der andere auch alle ihm zer Verfügung stehende Mittel nutzt und aus seiner Schwäche eben auch "andersartige Stärke" macht bzw. die Schwächen des Starken kaltblütig ausnützt. Das ist nunmal das Wesen des asymmetrischen Krieges: Jeder versucht, auf seine Weise zu punkten.
Sicherlich gehen die Israelis, wenn sie nicht gerade UN-Schulen bombardieren, relativ sorgfältig vor, da muss ich auch dir zustimmen Schneemann, aber solche Konflikte sind nunmal nicht militärisch zu gewinnen und zu führen.


- Luetzow - 06.01.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Ich-bin-einem-israelischen-PRKonzert-ausgesetzt/story/17261231">http://www.bazonline.ch/ausland/naher-o ... y/17261231</a><!-- m -->

Zitat:«Ich bin einem israelischen PR-Konzert ausgesetzt»
Interview: David Vonplon;
Aktualisiert um 11:23 Uhr

Was Propaganda angeht, hat der Krieg im Gazastreifen neue Dimensionen erreicht, sagt André Marty, Fernseh-Korrespondent im Nahen Osten. Derartige Beeinflussungsversuche habe er noch nie erlebt



- BigLinus - 06.01.2009

ThomasWach schrieb:(...)
Sicherlich gehen die Israelis, wenn sie nicht gerade UN-Schulen bombardieren, relativ sorgfältig vor, da muss ich auch dir zustimmen Schneemann, aber solche Konflikte sind nunmal nicht militärisch zu gewinnen und zu führen.
Wenn ich mich aber recht erinnere, stand vor einiger Zeit in der Neuen Zürcher Zeitung, daß gerade aus einer dieser VN-Schulen Raketen auf Israel abgefeuert wurden.


- Erich - 06.01.2009

heute haben sie in den Nachrichten gebracht, dass aus einem benachbarten Haus bzw. Hof angeblich Raketen abgefeuert wurden


- ThomasWach - 06.01.2009

@ BigLinus

Das kann durchaus sein. Ich würde aber diesem Umstand genauso bewerten wollen wie deine wirklich sehr interessanten Ausführungem zum Völkerrecht:
Das Völkerrecht in der heutigen Form ist ein Konstrukt, was letztlich in der nationalstaatlich verfassten Welt des Westfälischen Friedens und des Wiener Kongresses in seinen Grundfesten konstituiert wurde. Schon im Rahmen der Dekolonisationskriege in Afrika und Asien verkam das Völkerrecht aber zu einem blassen Schatten und ist und bleibt in der heutigen Form ein matter Widerschein eben dieser (vergangenen) europäischen Staatenordnung, die im Zuge des westlichen Imperialismus exportiert und generalisiert wurde. Aber die politischen Probleme kann man schlicht und ergreifend damit nicht sinnvoll erfassen, verbleibt doch der Fokus und das Raster immer auf der Idealisierung und dem Idealbild des rationalisierten, geordneten Staates. Aber so schaut eben die Welt nicht aus und so einfach läßt sie sich nicht ordnen.

Wie schon ganz unten ausgeführt, fragt die asymmetrische Kriegsführung nicht nach solchen rechtlichen Festlegungen. Um es auf den Punkt zu bringen: Das etatistische, staatszentrierte Völkerrecht basiert auf einer (gewissen) Symmetrie der beteiligten staatlichen Akteure und schließt eine absolute, qualitative Asymmetrie aus. Aber eben jene ist in dieser zerrissenen Weltgesellschaft eben Realität. Die Palästinenser haben und hatten dem staatlich organisierten Gewaltapparat der Israelis nie etwas entgegenzusetzen auf demselben Level und bezüglich der konventionellen Kampfmittel und Methoden, denn sie sind und haben doch keinen Staat. Daher folgt zwangsläufig der Rekurs auf andere Strategien und Methoden. Diese Asymmetrisierung der Asymmetrie, diese versuchte Umkehrung und Ausgleich der Asymmertie zwischen Staat und "Widerstandsbewegung" durch die vermeintlich schwächere Bewegung zeichnet aber nunmal die weltpolitische Realität seit den Dekolonisationskriegen aus. Die Palästinenser versuchen so ihre Schwäche zu übermalen. Völkerrechtliche Bewertungen helfen da nicht so viel weiter, gehen sie doch an der politischen Realität vorbei.
Durchaus können aus der Schule Raketen abgeschossen worden sein. Aber genauso gut werden dort sich trotzdem weiterhin unbewaffnete Menschen, Zivilisten, versteckt haben, werden Menschen sich dort vor den Kämpfen hingeflüchtet haben, weil sie durch die UN symbolisch sicher fühlten. Wohin sollten die Menschen denn gehen, wohin sollen denn 1,5 Millionen auf der abgeschlossenen Fläche von gerademal 7x40km. Gaza ist schließlich eine der am dichtesten bevölkerte Fläche der Erde.
Dort sind trotzdem Zivilisten gestorben und trotzdem wird der Hass der Familienangehörigen vor allem Israel dafür treffen und später mal ihr neue Rekruten zutreiben. Rein völkerrechtlich ist dies natürlich damit die Schuld der Hamas, weil sie ein ziviles Ziel in ein formal militärisches Ziel verwandelt hat. Aber das sagt eben nur das etatistische Völkerrecht. Realiter war und blieb dies eine soziale, eine zivile Einrichtung, nur eben hatte sie für eine bestimmte Zeit lang einen "dualen" Charakter. Die Hamas hat eben keine Apache, keine F-16. Die Hamas muss mit dieser Symmterie aber trotzdem leben und sie "überleben" und agiert eben gegen diese Asymmetrie auch asymmetrisch, schafft Ungleichheiten und Dilemmata für die staatlich organiserte israelische Armee.
Das passiert real. Und es wird letztlich keinen in Gaza interessieren, ob die toten Zivilisten als völkerrechtlich vertretbarer Kollateralschaden starben, denn sie sehen nur die Überlegenheit, die Asymmertie in der israelisch-paläst. Beziehung.

Und übrigens: Auch wenn Sanktionen gerne genutzt werden, ich hatte mal ne Studien in der Hand, die deutlich machte, dass eben solche Sanktionen in den seltensten Fällen etwas bringen. Also formal in Ordnung, aber politisch unsinnig....


- Luetzow - 06.01.2009

Erich schrieb:heute haben sie in den Nachrichten gebracht, dass aus einem benachbarten Haus bzw. Hof angeblich Raketen abgefeuert wurden

Ja das behauptet :

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1231167272256&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull">http://www.jpost.com/servlet/Satellite? ... 2FShowFull</a><!-- m -->

Zitat:The IDF released a video taken by a UAV in the end of 2007 showing terrorists firing mortar shells from right outside the school.

"Hamas has in the past fired at Israel and at troops from inside schools, cynically using civilians, as is proven by UAV footage," the army said.

und belegt dies mit einem Video von 2007.

Confusedhock:

Genauso wie auch dieses Video von 2006 gerne wieder aus der Schublade gezogen wird.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?v=9ONKb9J2YeU&feature=PlayList&p=0931D0303FBC97EE&playnext=1&index=13">http://www.youtube.com/watch?v=9ONKb9J2 ... 1&index=13</a><!-- m -->


- Erich - 07.01.2009

Danke, das wusste ich noch nicht - nur dass inzwischen immer deutlicher wird:
Zitat:"Die humanitäre Lage ist entsetzlich"
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/inland/steinmeier306.html">http://www.tagesschau.de/inland/steinmeier306.html</a><!-- m -->

tagesschau.de hat Analysen und Hintergründe zum Thema zusammengestellt.:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/nahost230.html">http://www.tagesschau.de/ausland/nahost230.html</a><!-- m -->
Zitat:Dossier
Krieg in Gaza

Seit Monaten wird Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen - nun schlug die Armee zurück. Seit dem 27. Dezember fliegt sie Luftangriffe auf die dicht besiedelte Region.



- Quintus Fabius - 07.01.2009

Zitat:Dies setzt aber unabdingbar voraus, daß alle Palästinenser auch das Existenzrecht Israels anerkennen.

In Wahrheit ist das völlig unnötig. Und die Israelis bestehen auch nur deshalb auf diesem Witz, weil das einen Frieden noch weiter erschwert.

Frieden ist nämlich gar nicht im Interesse Israels.

Zitat:als auch das Existenzrecht eines palästinensischen Staates in den von der UNO vorgegebenen Grenzen (von 1967) und wirtschaftlich überlebensfähig haben

Selbst in den Grenzen von 1967 wäre ein solcher Staat nicht überlebensfähig. Noch darüber hinaus ist es tatsächlich und real unmöglich, in Israel soviel Gebiet für die Palis herzugeben.

Es ist unmöglich das Israel diese Gebiete wieder hergibt, das ist reine Theorie.

Das wahre Ziel Israels in Wahrheit sieht man sehr klar im Westjordanland, wo selbst dieses Gebiet bis zum geht nicht mehr unterteilt, zerschnitten und von jüdischen Siedlungen durchsetzt ist.

Israel selbst hat keinerlei Interesse an einem Frieden und an einem Pali Staat.
Und das wird sich auch nicht ändern in den nächsten Jahren.

Zitat:die Tatsache, dass bisher durch die israelische Eskalation die Zahl der Raketenangriffe auf Israel nicht gesunken sonden - im Gegenteil - gestiegen ist.

Wie schon andere geschrieben haben ist das nur völlig logisch. Ferner hat Israel sicher nichts anderes erwartet. Und darüber hinaus ist die Zahl nur gestiegen in Bezug auf den Beschuss in den letzten Wochen direkt vor der Eskalation. Noch einige Monate früher im "Frieden" waren es mehr Racketen. Wie also festgestellt spielt es keine Rolle was Israel macht, es werden so oder so Racketen abgeschossen.

Noch vor einigen Monaten waren es mehr Racketen als jetzt. Da waren es nicht 40 im Vergleichszeitraum sondern durchaus auch mal 70. Das in den letzten Wochen weniger geschossen wurde hat viele Gründe, sagt aber über die Qualität der Angriffe jetzt nichts aus.

Zitat:An Verhandlungen führt kein Weg vorbei - und die Verhandlungen müssen im Ergebnis sowohl das Existenzrecht Israels als auch das Existenzrecht eines palästinensischen Staates

Das ist doch reine Träumerei. Das ist Phantasterei mit der beide Seiten rhetorisch im Westen Punkte machen wollen, aber es hat überhaupt keine reale Grundlage. Mit Verhandlungen ist jetzt und noch viele weitere Jahre lang dort nichts erreichbar.

Und weder ein Existenzrecht Israels auf dem Papier oder mit Worten ändert etwas an der realen Lage.

Was sollen den Worte auf Papier bewirken? Ein solches Papier (ein Vertrag) wäre nicht mal das Papier wert auf dem er geschrieben steht.

Zitat:Im internationalen Recht

Es gibt nur ein Recht, daß des Stärkeren, des Siegers. Papier ist nichts wert, nur Macht und Waffen sind etwas Wert. So ist die Kultur dort und gerade deshalb scheitert unsere lächerliche Kultur des Papiers und der Verhandlungen bei der Lösung dieses Konfliktes.

Zitat:Die Charta der Vereinten Nationen

Die meisten Mitgliedsstaaten der UN sind verbrecherische Diktaturen. Die ganze UN ein Witz an sich. Gerade dieses Gelaber westlicher Art verhindert jedwede Lösung statt eine zu finden.

Israel ist kulturell kein westlicher Staat mehr, es ist ein Staat dieser Region. Das ist der entscheidende Punkt, die entscheidende Erkenntnis die im Westen noch nicht angekommen ist.

Zitat:Es ist allgemein anerkannt, daß jedes Land Retorsion anwenden darf, so lange das zugrunde liegende Handeln selbst legal ist

Legal, Illegal, Scheißegal....

Das international Recht ist ein Witz an sich. Und wer versucht in den Kulturen dieser Region mit westlichen albernen Rechtsvorstellungen etwas zu lösen, der wird immer scheitern. Das ist der Grund für das Scheitern des Westens an sich in der Welt, die Überbetonung der Formen vor den Inhalten. Die Überbetonung der Legalität vor der Legitimität. Wir betreiben international einen Legalismus der weitgehend die Legitimität verloren hat.

Zitat:nimmt zwar der bewaffnete Teil der Hamas selbst kaum schaden

Der nimmt schon auch Schaden. Es sind viele Hamas Angehörige getötet worden, auch unter den Zivilisten sind viele Hamas Angehörige.

Israel hat auch gezielt Kinder und Frauen von Hamas Angehörigen umgebracht, daß sind keine Kollateralschäden. Man zerstört gezielt Wohnhäuser in denen Hamas Familien wohnen, und behauptet hinterher dort wären militärische Stellungen gewesen was nicht der Fall ist. Man will nur den Besitz und die Frauen und Kinder der Hamas Leute treffen.

Und das geschieht sehr erfolgreich.

Werter Thomas:

Zitat:Bisher konnte sich die Hamas eben deshalb profilieren, weil ganz real die konzessionsbreite Politik der Fatah und der PLO mit ihrer Fokussierung auf politische Lösungen (seit den 1990er Jahren) letztlich doch nur zu mehr Siedlungen und zu mehr israelischen Kontrollen geführt hat.

Auch die Hamas würde, wenn Israel dies erlauben würde, eine reale, konzessionsbereite Politik betreiben mit der Zeit.

Und jetzt kommt der Clou: du schreibst ja, wenn Israel der Hamas dies gestatten würde, wäre das der mögliche Ausbruch aus der Spirale.

Was aber würde wirklich geschehen? Israel würde mehr Siedlungen bauen und mehr Kontrollen einführen. Was die Hamas eben auch erkannt hat.

Zitat:Meines Erachtens ist daher der Charakter der Hamas eben noch lange nicht festgeschrieben und wird auch zukünftig noch Wandlungen unterworfen sein. Aber dafür bedarf es mehr als Phosphorgranaten und Laserraketen...

Der Charakter der Hamas wird nicht zuletzt durch Israel festgeschrieben. Und wenn es eben keine Phosphorgranaten und Laserracketen sind, dann werden es eben mehr Siedlungen und mehr Kontrollen sein.

Jedes Entgegenkommen und jedes Stillhalten von Pali Seite würde Israel sofort ausnützen um seine Ziele weiter zu verfolgen. Und diese Ziele sind unvereinbar mit Koexistenz.

Zitat:auch wenn ich nicht von brutaler Gewalt sprechen würde).

Das ist absolut reine brutale Gewalt. Was sollte es sonst sein?

Für den Tot von weniger als einem halben Dutzend Juden viele Hunderte Palis umzubringen und Tausende ! zu verletzten und inzwischen über Tausend davon schwer zu verletzen ist brutale Gewalt. Nichts anderes.

Mein schreibt Westen immer nur gerne über die Toten. Aber die Zahlen der Verletzten sind noch extremer. Kinder zu verstümmeln, junge Frauen zu zerfetzen, das ist brutale Gewalt.
Von der psychologischen Gewalt noch ganz zu schweigen, der ständigen Todesangst und absoluten Ungewissheit der die Menschen in Gaza permanent ausgesetzt werden.

Ich finde es witzig, mit wievielen Euphemismen im Westen immer versucht wird, das Vorgehen Israels schön zu schreiben.

Zitat:"Die humanitäre Lage ist entsetzlich"

Das ist ja der Sinn des ganzen.

Aber um einen Juden zu zitieren: Leider darf Israel nicht, was eigentlich notwendig wäre. Sonst würden wir die Unterstützung des Westens verlieren. Leider töten wir die zur Zeit nur im Rahmen der kompensatorischen Sterblichkeit (ha ha ha)

Mein Schlußwort für die nächsten Wochen (bin mal wieder länger weg):

Israel ist kein westlicher Staat.


- Raider101 - 07.01.2009

Sobald die HAMAS mit Israel frieden schließt ist die HAMAS überflüssig. Der Konflikt und das Leid der eigenen Leute sind doch die einzige Einnahmequelle der HAMAS. Die HAMAS bekommt Spenden aus der ganzen arabischen Welt, davon geht das meiste in schicke Häuser und Autos. Einen HAMAS-Funktionär fehlt es doch an nichts.

Der Anführer der HAMAS sitzt in Syrien und gibt aus seiner Villa Interviews.
Anstatt was für sein Volk zutun, wird das Geld für andere Zwecke ausgeben. Milliarden sind von PLO und HAMAS veruntreut worden, draunter auch ein großer Teil von unserem Steuergeld, und selbst heute zahlt der Deutschland Geld an die PLO und vieles verschwindet. Solange man ein "Böses Israel" da ist, und man alle Schuld dahin schiebt, stellen sich die Palstinenser doch keine Fragen nach Geld. Wieso war Arafat Milliardär? Die Witte ist abgehauen mit Milliarden auf Schweizer Bankkonten.

Die sollen den Koran mal richtig auslegen, und den Führern der PLO und HAMAS wegen Diebstahls die Hände abhacken.

Sobald Frieden wäre ist das Spiel aus. Es verdienen an dem Konflikt eine kleine Schicht von Palstinensern, der Rest geht vor die Hunde.

Natürlich ist der Wahlkampf in Israel Schuld an der Eskaltion. Aber Raketen auf ein anderes Land zu feuern ist völkerrechtlich so gut wie eine formale Kriegserklärung. Die Palestinenser hatten doch in Gaza das erreicht was sie wollten Israel war weg. HAMAS ist doch Schuld an der den Toten Zivilisten. Im Krieg ist es halt so, das die Partei die ein urbanes
Gelände hält, für die Zivilisten dort verantwortlich ist. Die angreifenden Streitkräfte bestimmen doch nicht die Stellungen des Gegners. Wenn ich aus einer Stadt beschossen werden, schieße ich zurück, auch mit schweren Waffen. Tut mir Leid für die Zivlisten, aber so ist das im Krieg.

Der HAMAS sind die eigenen Leute doch total egal.
Die HAMAS hat sogar auf friedliche Demonstranten geschossen, als diese für ein Ende der Kämpfe zwischen PLO und HAMAS demonstriert haben.

Wie Feige ist das, Zivilisten als Schutzschilde zu nutzen. Oder Jugendliche halbe Kindern Bomben umzuhängen, und diese als Waffensystem zu missbrauchen. Während die Führung in Syrien sitzt und es sich gutgehen läßt.


- ThomasWach - 07.01.2009

@ Raider

Ich will Quintus nicht in allem Recht geben und ich teile kaum alle seine Feststellungen und Formulierungen, aber Israel redet seit dem Ende des Kalten Krieges von Frieden mit den Palästinensern, und das anfänglich auch nur unter größtem amerik. Druck, was Bush senior lustigerweise bei einigen sogar den Ruf des Antisemiten einbrachte.

Aber was hat Israel realiter getan außer symbolisch hier und da die Autorität einer machtlosen "Palästinensischen Autonomiebehörde" zu übergeben. Außer dieser netten Kosmetik sind nur mehr israelische "Sicherheitsstraßen", Kontrollen und Siedlungen entstanden.
Ich muss zugeben: Als Palästinenser, der in den letzten 20 Jahren immer wieder vollmundige Versprechungen israelischer Politiker gehört hätte und dann aber miterleben müssen, wie mein Land beispielsweise für neue Siedlungen enteignet wird, würde mir auch das Vertrauen fehlen.
Vice versa wird das ein Israeli sicher auch sagen, wenn er von fortgesetzten Selbstmordattentaten und Raketenbeschuss erzählt. Man kann es sicher daher nicht einer Seite allein anlasten.
Man muss aber sehen, das Israel heute an dem Scheitern des Friedensprozesses seit Oslo erhebliche Mitschuld trägt. Es ist natürlich nicht Israel allein, aber es stehen befinden sich ja auch keine paläst. Posten und Siedlungen seit fast 40 Jahren auf israelischem Gebiet.

Die Hamas konnte sich wirklich nur profilieren, weil kein israelischer Politiker ernsthaft sich innenpolitisch mit dem Siedlungswesen auseinandersetzen konnte, außer hohlen Versprechungen.


EDIT: Es geht weiter:

Zitat:Israeli leaders to debate "final" Gaza push

By Dan Williams

JERUSALEM (Reuters) - Israeli leaders will debate on Wednesday whether to order their armed forces to storm into the Gaza Strip's urban centers, the planned culmination of a nearly two-week-old offensive, political sources said.
...
"The plan is to enter the urban centers," said one source, declining to be named.
...
Military analysts believe Israeli forces would be severely challenged by combat in Gaza's congested casbahs and alleyways, where much of their air support would be irrelevant and where Palestinian gunmen would be able to mount hit-and-run ambushes.
...
Seven Israeli soldiers have died in an offensive that has killed more than 640 Palestinians, at least a quarter of them civilians, medics said. Palestinian rockets, the stated reason for Israel's assault, have killed four Israeli civilians.

Israel said its troops had killed 130 guerrillas since Saturday, a figure that suggested the total Palestinian death toll since December 27 might be close to 770 and that bodies could still be on the battlefield.
...

Quelle:
http://www.reuters.com/article/worldNews/idUSTRE50619720090107

Im Artikel wird auch betont, dass - wie es scheint - die Israelis die paläst. Gruppierungen wohl nicht genügend aus den Städten herauslocken konnten. Andererseits war es auch kaum zu erwarten, dass die Hamas und Co ihre Positionen aus den städtischen Zentren aufs freie Feld verlagert, wo sie mit der kombinierten Stärke der israelischen Streitkräfte leicht ausgeschaltet werden können.


Sehr interessant ist auch der folgende Artikel aus der Feder eines paläst. Journalisten, der zu Beginn des Konflikts vor ein paar Tagen in der Washington Post veröffentlicht wurde:

Zitat:Has Israel Revived Hamas?


JERUSALEM -- In its efforts to stop amateur rockets from nagging the residents of some of its southern cities, Israel appears to have given new life to the fledging Islamic movement in Palestine.
...
Unable to secure an open border and an end to the Israeli siege, while refusing to share or give up power to Abbas, Hamas could have had no route to renewed public favor.

For different reasons, Hamas and Israel both gave up on the cease-fire, preferring instead to climb over corpses to reach their political goals. One side wants to resuscitate its public support by appearing to be a heroic resister, while the other, on the eve of elections, wants to show toughness to a public unhappy with the nuisance of the Qassam rockets.

The disproportionate and heavy-handed Israeli attacks on Gaza have been a bonanza for Hamas
...

Quelle:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/12/29/AR2008122901901.html

Und hier ist auch noch ein weiterer, kritischer Kommentar:

Zitat:MIDEAST
If Obama Is Serious
He should get tough with Israel

Don't get me wrong. Barack Obama—as every other U.S. president before him—will protect the special relationship with Israel. But the days of America's exclusive ties to Israel may be coming to an end. Despite efforts to sound reassuring during the campaign, the new administration will have to be tough, much tougher than either Bill Clinton or George W. Bush were, if it's serious about Arab-Israeli peacemaking.
...
Then there's the settlements issue. In 25 years of working on this issue for six secretaries of state, I can't recall one meeting where we had a serious discussion with an Israeli prime minister about the damage that settlement activity—including land confiscation, bypass roads and housing demolitions—does to the peacemaking process. There is a need to impose some accountability.
...

Quelle:
http://www.newsweek.com/id/177716


- Shahab3 - 07.01.2009

Raider101 schrieb:Sobald die HAMAS mit Israel frieden schließt ist die HAMAS überflüssig.

Dieses Urteil halte ich für recht verfrüht. Übrigens hat man das der Hizballah nach dem Ende der israelischen Besatzung des Libanon ja auch nachgesagt.

Man darf nicht vergessen, dass diese Organisationen durchaus wichtige soziale und politische Aufgaben wahrnehmen. Die PLO hat in dieser Hinsicht ein korruptes Trümmerfeld hinterlassen, in dessen Vakuum sich die Hamas ausbreiten konnte. Sie kann den Leuten deutlich mehr bieten als bewaffneten Widerstand.
Allerdings haben die Europäer ihr und als Strafaktion auch den Bewohnern des Gaza-Streifens nach dem durchaus demokratischen Wahlsieg den Hahn finanziell und politisch abgedreht. Das war so mit dieser Pauschalität eigentlich sehr ungeschickt.

Zitat:Der Konflikt und das Leid der eigenen Leute sind doch die einzige Einnahmequelle der HAMAS. Die HAMAS bekommt Spenden aus der ganzen arabischen Welt, davon geht das meiste in schicke Häuser und Autos. Einen HAMAS-Funktionär fehlt es doch an nichts.

Bei all der berechtigten Kritik am militärischen Agieren der Hamas, betrachte ich diese Nebenschauplätze Deiner Argumentation als schwer haltbar.

Die Hamas bezieht spenden aus dem Ausland und schmuggelt diese i.d.R. als Bargeld in den Gazastreifen. Davon ist sie abhängig. Davon ist die Bevölkerung des Gazastreifens abhängig. Die Hamas kann es sich bei ihrer vertretenen Rolle jedoch nicht erlauben, große Teile davon zu unterschlagen, wie es etwa die PLO-Funktionäre jahrelang in beachtlichem Umfang getan haben. Im Gegenteil: Die führenden Hamas-Köpfe führen ein nach außen hin auffällig bescheidenes Leben. Darauf basiert ihre Ideologie und auch nur so gewinnen sie wirklich ihre Unterstützung.

Begünstigt sind die Funktioäre aber sicherlich in jeder Hinsicht gegenüber einem tatsächlich durchschnittlichen Bürger des Gaza-Steifens. Das ist übrigens nicht so schwierig. Ich schätze übrigens den Unterschied zwischen dem Leben einer Frau Merkel und meinem Dasein als relativ groß ein. Ich nehme ihr das aber nicht sonderlich übel.

Ein treffenderer Kritikpunkt wäre also im Kern die Korruption, welche ich bei der Hamas -für arabische Verhältnisse- als äußerst geringfügig einschätzen würde.

Wenn Du sagen würdest, dass Du das Konzept einer islamischen Gesellschaft und einer alle Lebensbereiche durchdringenden Partei als bedenklich einstufen würdest, so könnte man dem weit weniger dagegen halten.

Zitat:Der Anführer der HAMAS sitzt in Syrien und gibt aus seiner Villa Interviews.

Über ihren "Außenposten" in Syrien hält die Hamas Kontakt zur Außenwelt. Ich kenne das Gebäude nicht, in dem Hamas-Funktionäre in Syrien beherbergt werden, aber das muss wohl so etwas wie die derzeitige Botschaft des Gaza-Streifens sein. Wenn Du mit der im Gaza-Steifen demokratisch gewählten Hamas sprechen willst, musst Du nach Syrien reisen und Dich in diese Villa begeben. Da führt kein Weg dran vorbei. Bitter eigentlich. Zumal die Hamas nie eine andere Chance bekommen hat.

Nach dem Scheitern im Irak und in Afghanistan ist man dort dazu übergegangen mit dem Feind zu verhandeln. Bei den eigentlich denkbar schwachen Palis sieht man diesen Bedarf nicht. Ganz knallhart gesagt, befindet sich die Hamas in ihrer schwachen Lage nicht in einer Verhandlungsposition. Das ist das Urteil des Westens und Israels und nicht die Meinung der Hamas!

Zitat:Milliarden sind von PLO und HAMAS veruntreut worden, draunter auch ein großer Teil von unserem Steuergeld, und selbst heute zahlt der Deutschland Geld an die PLO und vieles verschwindet.

Die Hamas kann überhaupt kein deutsches Steuergeld veruntreuen, weil sie keine EU-Hilfen bekommt. Mit ihrem Wahlsieg wurden diese gestrichen.

Zitat:Solange man ein "Böses Israel" da ist, und man alle Schuld dahin schiebt, stellen sich die Palstinenser doch keine Fragen nach Geld.

Jeder Mensch stellt sich die Frage nach Geld und Nahrung. Ausnahmslos jeder Mensch.

Zitat:Wieso war Arafat Milliardär? Die Witte ist abgehauen mit Milliarden auf Schweizer Bankkonten.

Weil die ganze Welt ihn für seine Unfähigkeit geliebt hat. Er war der größte Terrorist, den die Palästinenser je hatten. Je schwächer er und die gesamte Fatah wurde, desto beliebter wurde Arafat. Zum Schluss bekam er sogar die Friedensnobelpreis. Den verleiht man in Westen, nicht in Palästina.

Zitat:Die sollen den Koran mal richtig auslegen, und den Führern der PLO und HAMAS wegen Diebstahls die Hände abhacken.

Was verstehst Du schon vom Koran?

Zitat:Natürlich ist der Wahlkampf in Israel Schuld an der Eskaltion. Aber Raketen auf ein anderes Land zu feuern ist völkerrechtlich so gut wie eine formale Kriegserklärung.

Es herrscht Krieg! Darüber hinaus völlig abnormale und nicht hinnehmbare Zustände für die Palästinenser. Auf welche Weise sollten die Palis den Krieg denn sonst führen? Wirtschaftlich? Diplomatisch? Mit Panzern und Flugzeugen? Sie schmeißen eben damit, was sie haben. Steine und primitive, selbstgebaute Raketen... Die Israelis setzen da ganz andere Hebel an. Und zwar mehrere davon auf einmal. :wink:

Zitat:Die Palestinenser hatten doch in Gaza das erreicht was sie wollten Israel war weg.

Ich glaube bei all der vorhandenen Desillusion der Gaza-Bürger über erreichbare Ziele, so sind diese schon größer als ein Abzug der Israelis aus ihren Flüchtlingslagern.

Den Rest der Polemik belasse ich mal unkommentiert...


- Erich - 07.01.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E206BEB79235A47119F69839004619309~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Angriff auf UN-Schulen
Ein Massaker oder ein Akt der Selbstverteidigung?

Von Jörg Bremer, Jerusalem

07. Januar 2009 Immer mehr Zivilisten werden in den Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas hineingezogen. Dreimal schon schoss offenbar die israelische Armee auf Schulen der UN-Flüchtlingsorganisation UNWRA.

...

Beschuss aus der Schule?

In Kriegszeiten, wo Strom und Wasser nicht mehr fließen, können die Flüchtlinge hier - vielleicht - den Schutz der Vereinten Nationen, Decken, etwas Nahrung und womöglich eine Heizung finden. 400 Personen suchten Zuflucht in jener Schule in Dschabailja, als diese von den israelischen Geschossen getroffen wurde.

Nur gut zwei Stunden nach den Schüssen auf die Schule verschickte die israelische Armee eine Meldung an die Presse. Sie enthielt einen Internet-Link, der zu einem Kurzfilm vom Oktober 2007 führte. Die Kamera in einer Drohne hatte da aus der Luft drei Männer gefilmt, die direkt an der Wand im Schutz eines höheren Gebäudes, das wie eine Schule aussieht, drei Mörsergranaten abschossen. Dann klappten sie den Dreifuß für die Granaten wieder zusammen und verließen das ummauerte Arial in Richtung Straße.

Auch wenn die Armee selbst daraufhin wies, dass dieser Film schon mehr anderthalb Jahre alt ist, suggerierte sie doch, dass der jüngste Vorfall ähnlich abgelaufen war. Die Armee hatte auf Granaten „aus einer Schule“ oder von der „Nähe einer Schule aus“ in „Selbstverteidigung geantwortet“, hieß es.

UN fordern Klärung des Vorfalls

...
Ein Sprecher des UN-Hilfswerks sagt, im Gegensatz zu den israelischen Angaben „sind wir zu 99,9 Prozent sicher“, dass keine palästinensischen Kämpfer in dem Gebäude verschanzt waren.

Die Vereinten Nationen sehen zudem die Integrität ihrer UN-Einrichtungen beschädigt. Die Schule sei eindeutig gekennzeichnet. Es seien mittlerweile schon drei Schulen im Gazastreifen beschossen worden.
....
aber inzwischen reden beide Seiten (über Dritte) miteinander, und das zeigt Ergebnisse und weckt Hoffnungen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/926/453615/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/926/453615/text/</a><!-- m -->
Zitat:07.01.2009 17:13 Uhr
Krieg im Gaza-Streifen
"Die Hölle auf Erden"

Israel und die Hamas haben tägliche Feuerpausen vereinbart, um die Bevölkerung zu versorgen - das gibt Vielen Hoffnung. Doch leiden Zivilisten weiter schwer.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/gaza524.html">http://www.tagesschau.de/ausland/gaza524.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach der Feuerpause im Gazastreifen
Drei Stunden Frieden - und die Hoffnung auf Waffenstillstand

Für drei Stunden blieb der Gazastreifen von Angriffen und Gefechten verschont. Auch die Hamas feuerte keine Rakete auf Israel ab. Ein ägyptischer Vorschlag für eine langfristige Waffenruhe nährt derzeit die Hoffnung auf eine dauerhafte Feuerpause.
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Stand: 07.01.2009 19:00 Uhr



- Luetzow - 08.01.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gtai.de/fdb-SE,MKT200810108003,Google.html">http://www.gtai.de/fdb-SE,MKT200810108003,Google.html</a><!-- m -->

Zitat:Israel sucht neue Energiequellen
Israel sucht neue Energiequellen
Grundlegende Entscheidungen sind zu treffen / Hoher Investitionsbedarf

Jerusalem (bfai) - Bis zum Jahre 2020 will Israel keinen Strom mehr aus Erdöl erzeugen. Das erklärte Infrastrukturminister Benjamin Ben-Eliezer Ende September 2008. Gleichzeitig stellte er baldige Entscheidungen über neue Lieferquellen für Erdgas in Aussicht. Notfalls will sich Israel mit bis zu drei Kernkraftwerken behelfen. In jedem Fall sind massive Investitionen in die Energieinfrastruktur erforderlich.

......Wie Ben-Eliezer verlautete, hat sein Land auch die bereits für gescheitert erklärten Verhandlungen mit dem britischen Energiekonzern British Gas über die Lieferungen von palästinensischem Erdgas wieder aufgenommen. Im Realisierungsfall würden die israelischen Kunden Erdgas von einem vor der Küste des Gaza-Streifens gelegenen Feld beziehen.

Sehr interessant wie ich finde.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,600161,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Uno wirft Israel Beschuss von Hilfstransport vor

Heftiger Protest gegen Israels Kriegsführung im Gaza-Streifen: Die Armee hat nach Uno-Angaben einen Lastwagen beschossen, der Hilfsgüter transportierte. Auch das Rote Kreuz schlägt Alarm - in einem dramatischen Fall hätten Kinder tagelang neben ihren toten Müttern ausharren müssen.

Folgen:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,600202,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 02,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Uno stoppt Gaza-Hilfe nach Angriffen durch Israel

Sie wollen ihre Mitarbeiter nicht weiter gefährden: Die Vereinten Nationen haben ihre Hilfsarbeit im Gaza-Streifen vorübergehend gestoppt. Einrichtungen der Uno seien "immer mehr Angriffen ausgesetzt", sagte ein Sprecher.

Man könnte sich wenigstens etwas mehr Mühe geben und die eigene Propaganda , was das schonen von Zivilisten angeht, mit Taten untermauern.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sonntagszeitung.ch/home/artikel-detailseite-sda/?newsid=59937">http://www.sonntagszeitung.ch/home/arti ... wsid=59937</a><!-- m -->


Zitat:UNO: Israel revidiert Darstellung des Angriffs auf Gaza-Schule

Israelische Militärs revidieren nach Angaben eines UNO-Sprechers ihre bisherige Darstellung des Angriffs auf eine Schule im Gazastreifen, bei dem am Dienstag über 40 Menschen getötet wurden.

Mit Popcorn und Pepsi:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.mcclatchydc.com/world/story/59013.html">http://www.mcclatchydc.com/world/story/59013.html</a><!-- m -->

Zitat:Avi Pilchick (seated, foreground in white shirt) observes military operations in the Gaza Strip along with other Israeli civilians from a hilltop in Sderot, Israel.

SDEROT, Israel — A tower of white smoke rose from the northern Gaza town of Beit Hanoun after another Israeli bombardment Monday morning, and a half-dozen Israelis, perched on a dusty hilltop, gazed at the scene like armchair military strategists.

Avi Pilchick took a long swig of Pepsi and propped a foot on the plastic patio chair he'd carried up the hillside to watch the fighting. "They are doing good," Pilchick, 20, said of Israeli forces battling Palestinian militants in Gaza, "but they can do more."



- ThomasWach - 08.01.2009

Man liest noch ganz andere Dinge. Bisher räumte ich der israelischen Seite gegenüber durchaus ein, dass sie zumindest eine gewisse Vorsicht und Sorge der Zivilbevölkerung gegenüber walten ließ.
Aber wenn man sowas liest, dann zweifle ich doch wieder mehr (also sowieso schon):

Zitat:Gaza Children Found With Mothers’ Corpses

PARIS — The International Committee of the Red Cross said Thursday it had discovered “shocking” scenes — including small children next to their mothers’ corpses — when its representatives gained access for the first time to parts of Gaza battered by Israeli shelling. It accused Israel of failing to meet obligations to care for the wounded in areas of combat.
(...)
In another house, the statement said, the rescue team “found 15 other survivors of this attack including several wounded. In yet another house, they found an additional three corpses. Israeli soldiers posted at a military position some 80 meters away from this house ordered the rescue team to leave the area which they refused to do.
(...)
The statement quoted Pierre Wettach, an International Red Cross representative for Israel and the Palestinian areas, as calling the incident “shocking.”

“The Israeli military must have been aware of the situation but did not assist the wounded. Neither did they make it possible for us or the Palestine Red Crescent to assist the wounded,” he was quoted as saying.
(...)

Quelle:
http://www.nytimes.com/2009/01/09/world/middleeast/09redcross.html

Und hier ein Artikel über den Angriff auf die UN-Schule und die unübersichtliche Lage und fatalen Konsequenzen, die in einem überbevölkerten urbanen Raum im Rahmen asymmetrischer Kriegsführung entstehen.

Zitat:Grief and Rage at Stricken Gaza School

JABALIYA, Gaza — The bodies of the children who died outside the United Nations school here were laid out in a long row on the ground. Some were wrapped in the vivid green flag of Hamas, some were in white shrouds, and some were in the yellow flag of Fatah, which is rarely seen these days in Hamas-run Gaza.
(...)
Most [families] came from farther north in Gaza, near Beit Lahiya, where the fighting has been intense, an hour’s walk away. Israeli forces ordered them to evacuate their homes for their own safety.
But Al Fakhura, set in the northern part of the densely packed Jabaliya refugee camp north of Gaza City, is in a crowded neighborhood full of Hamas fighters. Israel said that a preliminary investigation showed that mortar fire from the school compound prompted Israeli forces to return fire. The Israeli mortar rounds killed as many as 40 people outside the school; Palestinian hospital officials said Tuesday that 10 of the dead were children and 5 were women.

Residents of the neighborhood said two brothers who were Hamas fighters were in the area at the time of the attack. The military identified them as Imad Abu Asker and Hassan Abu Asker, and said they had been killed. But the residents also said the mortar fire had not come from the school compound, but from elsewhere in the neighborhood.
(...)

Quelle:
http://www.nytimes.com/2009/01/08/world/middleeast/08scene.html

Und hier noch ein sehr interessanter Kommentar:

Zitat:Op-Ed Contributor
What You Don’t Know About Gaza


NEARLY everything you’ve been led to believe about Gaza is wrong. Below are a few essential points that seem to be missing from the conversation, much of which has taken place in the press, about Israel’s attack on the Gaza Strip.
(...)
Israel is still widely considered to be an occupying power, even though it removed its troops and settlers from the strip in 2005. Israel still controls access to the area, imports and exports, and the movement of people in and out. Israel has control over Gaza’s air space and sea coast, and its forces enter the area at will.
(...)
The blockade has subjected many to unemployment, penury and malnutrition.
(...)
Far more revealing are the words of Moshe Yaalon, then the Israeli Defense Forces chief of staff, in 2002: “The Palestinians must be made to understand in the deepest recesses of their consciousness that they are a defeated people.”

Quelle:
http://www.nytimes.com/2009/01/08/opinion/08khalidi.html?em

Und noch ein kritischer Artikel, und dies alles aus amerikanischer Feder:

Zitat:Nicholas D. Kristof: The Gaza boomerang

At a time when Israel is bombing Gaza to try to smash Hamas, it's worth remembering that Israel itself helped nurture Hamas.

When Hamas was founded in 1987, Israel was mostly concerned with Yasser Arafat's Fatah movement and figured that a religious Palestinian organization would help undermine Fatah.

Israel calculated that all those Muslim fundamentalists would spend their time praying in the mosques, so it cracked down on Fatah and allowed Hamas to rise as a counterforce.

What we're seeing in the Middle East is the Boomerang Syndrome.

Arab terrorism built support for right-wing Israeli politicians, who took harsh actions against Palestinians, who responded with more terrorism, and so on. Extremists on each side sustain the other, and the excessive Israeli ground assault in Gaza is likely to create more terrorists in the long run.
(...)
But Israel's right to do something doesn't mean it has the right to do anything. Since the shelling from Gaza started in 2001, 20 Israeli civilians have been killed by rockets or mortars, according to a tabulation by Israeli human rights groups. That doesn't justify an all-out ground invasion that has killed more than 660 people (it's difficult to know how many are militants and how many are civilians).
(...)
Israel's strategy has been to make ordinary Palestinians suffer in hopes of creating ill will toward Hamas.
(...)

Quelle:
http://www.iht.com/articles/2009/01/08/opinion/edkristof.php


- Erich - 08.01.2009

das mit dem Stop der UN-Lieferungen aufgrund des Beschusses eines UNRWA Transports mit Todesfolge
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/gaza560.html">http://www.tagesschau.de/ausland/gaza560.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Beschuss von Hilfskonvoi
UN stoppen Hilfslieferungen nach Gaza

Das UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) hat seine Aktivitäten im Gazastreifen mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Das Hilfswerk reagierte damit auf den Beschuss eines seiner Konvois durch die israelische Armee. UNRWA-Sprecher Adnan Abu Hasna bestätigte, das bei dem Beschuss vor der dreistündigen Feuerpause zwei Mitarbeiter getötet worden seien: Der Fahrer eines Lastwagens sei sofort tot gewesen, ein weitere Mitarbeiter erlag später seinen Verletzungen. Es habe sich um vom UNRWA angeheuerte Vertragspartner gehandelt. Offenbar wurde der UN-Konvoi in der Nähe des Grenzübergangs Erez mit Panzergranaten beschossen.
...

Stand: 08.01.2009 18:10 Uhr
da werden dann die Tunnel noch wichtiger für Gaza:
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Zitat:Schlüssel zur Waffenruhe
Einträgliche Tunnelwirtschaft

Von Jörg Bremer, Jerusalem

08. Januar 2009 Tausende Flugblätter gingen am Donnerstag über Rafah nieder. Die israelische Luftwaffe forderte die Bevölkerung an der Grenze zu Ägypten auf, ihre Wohnungen wegen bevorstehender Militäraktionen zu verlassen. „Die Hamas nutzt Eure Häuser, um Waffen zu schmuggeln und zu lagern“, stand auf den Flugblättern - als wäre das etwas Neues für die Menschen in Rafah: Seit der Gazastreifen von den Israelis hermetisch abgeriegelt worden ist, sind die Tunnel vom palästinensischen zum ägyptischen Rafah unter der Grenze und einer Betonmauer hindurch die wichtigste Einnahmequelle für das Städtchen.

Tunnel haben im Gazastreifen eine lange Geschichte. Schon Reiseberichte aus dem 19. Jahrhundert schwärmen über die Schönheit Gazas, das als eine wohlhabende Stadt am Ende der Gewürzstraße liegt. Sie erwähnten auch, dass unter der Stadt eine zweite aus einem System an Tunneln liege.
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