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- Nightwatch - 08.08.2007

Thomas Wach schrieb:Natürlich haben diese Hausbesetzer mit dem Siedlerproblem zu tun!
Ja und nein.
Natürlich waren es Siedler die diese Aktion durchgezogen haben.
Diese ist aber nicht mit der gängigen Siedlungspolitik zu vergleichen. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Schon offizielle Siedlungspolitik und illegale Siedlungsgründung sind nicht miteinander gleichzusetzen.
Hier gilt es zu differenzieren.
Und unterm strich ist klar zu sagen: Wenn schon so eine Mini-Räumung einen solchen Aufruhr in der Religiösen Rechten und der Armee erzeugt kann man eine größflächige Räumung gleich vergessen.
Das ist nicht der Sinai. Das ist nicht Gaza. Judäa und Samaria ist jüdisches Kernland.

Thomas Wach schrieb:Das ist durch und durch typisches Verhalten einer radikalen Minderheit,
Die Mehrheit hder Israelis dürfte gegen eine Aufgabe des Westjordanlandes sein.

Thomas Wach schrieb:Wer würde denn bitte schon mitten in Hebron unter gewaltbereiten Arabern freiwillig leben wollen als "normaler Israeli, der seinen Frieden will"? Und dann noch als kleine Gruppe von Okkupanten unter einer horrenden Mehrzahl frustrierter Araber?
Wer das will?
Vielleicht ein paar furchtbaren religiöse Juden, die das Grab der Patriarchen, die die Stadt in der jüdische Könige regiert haben und begraben liegen nicht mal so an die Araber abgeben nur weil die dort eine gewaltbereite Mehrheit stellen??

Thomas Wach schrieb:Das ist durch und durch ein Akt der politischen Provokation und der Selbststilisierung der Siedler und ihrer Bewegung, auch und gerade in diesem Fall.
Natürlich war es das. Aber von beiden Seiten. So hat die Regierung absichtlich ein IDF-Battailon mit der Räumung beauftragt, das sich mehrheitlich aus religösen Juden zusammensetzt. Die haben sich dann auch prompt geweigert. Das ist alles Teil eines Kampfes zwischen der linkslastigen Regierung und den Rabbinern.

Thomas Wach schrieb:Es zeigt aber auch, dass eben nicht nur die Araber, sondern auch Teile Israels nicht bereit ist für den Frieden. Das Zögern, gegen diese Siedler vorzugehen, zeigt auch, dass in Israel die Friedensbereitschaft noch nicht wirklich da ist.
"Noch" ist gut. Es gibt Umfragen die belegen, das die Bereitschaft zum Frieden beständig sinkt, in den Neunzigern noch wesentlich größer war.


- ThomasWach - 08.08.2007

.. Mir fehlt zwar etwas die Zeit, aber...

Zitat:Ja und nein.
Natürlich waren es Siedler die diese Aktion durchgezogen haben.
Diese ist aber nicht mit der gängigen Siedlungspolitik zu vergleichen. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Schon offizielle Siedlungspolitik und illegale Siedlungsgründung sind nicht miteinander gleichzusetzen.
Hier gilt es zu differenzieren.
Und unterm strich ist klar zu sagen: Wenn schon so eine Mini-Räumung einen solchen Aufruhr in der Religiösen Rechten und der Armee erzeugt kann man eine größflächige Räumung gleich vergessen.
Das ist nicht der Sinai. Das ist nicht Gaza. Judäa und Samaria ist jüdisches Kernland.

Nein. Und wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Es geht hier um die Siedlerproblematik, nicht die Siedlerpolitik. Da sollte man differenzieren.
Es geht um die Zusammenhänge und Hintergründe hinter der israelischen Kolonialsiedlung im Westjordanland. Differenzieren kann man immer ohne Ende, aber man muss auch integrieren, sprich Zusammenhänge feststellen.
Und ohne Siedler, ohne das Vorhandensein einer fundamentalen und nationalistischen aktivistischen Minderheit in der israelischen Gesellschaft würde es das Siedlerproblem und die Siedlungspolitik so nicht geben, gleichsam als Bedingung der Möglichkeit. Man muss konstatieren, dass mit solchen Aktionen die radikalen Siedler Momentum erzeugen wollen und die israelische Politik unter Druck setzen wollen, auch um die offizielle Siedlungspolitik gleichsam aufrechtzuerhalten. Mich wundert da deine Blindheit, da du ja selbst die symbolisch-kommunikative Wirkung solcher Aktionen herausstellst. Du musst nur einen Schritt weiter denken und historisieren. Diese mal größere, mal kleinere Gruppe (die eben von einem historischen Erez Israel träumen) haben mit ihrer Entschlossenheit und Militanz die israelische Siedlungspolitik geprägt und vor sich her getrieben. Wie oft wurden aus illegalen Siedlungen wegen Druck aus diesen Kreisen legale Siedlungen? Und: Mit solchen Aktionen garantieren diese ewiggestrigen Siedler auch für das Bestehenbleiben der offiziellen Siedlerpolitik, eben durch die dadurch trasportierte Botschaft: "Wir sind hier, wir kämpfen für euch und wir bleiben hier, egal was ihr macht."
Das hat innenpolitische Implikationen und sorgt für die weitere israelische Besatzung und Kolonisation des Westjordanlandes.
Man muss da die Zusammenhänge sehen, formalistische oder juristische Unterscheidungen bringen da nichts. Solche Aktionen und die offizielle Siedlerpolitik sind Ausformungen ein- und derselben Problematik.

Und bitte, wieso sind Samaria und Judäa jüdisches Kernland?? Bzw. wann waren sie es denn mal? Wenn man so eine Argumentationsqualität akzeptiert oder damit anfängt, dann müssten wir Köln auch den Italienern übergeben.. ist ja ne römische Stadt. Völlig abwegig so zu argumentieren und das macht eben diese Kreise auch so ewiggestrig, wenig besser als ihre fundamentalistischen Widerparts auf der arabischen Seite.

Meines Erachtens aber ist die "vernünftige" Mehrheit der Israelis durchaus bereit, schrittweise auf das Westjordanland zu verzichten. Wer bei Verstand denn bitte schön, will eine frustierte und nicht kontrollierbare Masse an Arabern ewig kolonialiseren. Sowas führt das automatisch zu Gewalt, Raketenanschlägen und Selbstmordattentaten. Soviel sollte man ja verstehen und inzwischen gibt es auch genügend Leute in Israel, die das verstehen.



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- Nightwatch - 08.08.2007

Wenn du wenig Zeit hast gehe ich nicht auf alles ein:
Zitat:Und bitte, wieso sind Samaria und Judäa jüdisches Kernland?? Bzw. wann waren sie es denn mal?
Vor 2.000 Jahren + ein paar Zerquetschte.
Ich wollte gar nicht weiter implizieren, das man da einen völkerrechtlich belastbaren Anspruch daraus erheben könnte. Nur darstellen, wie weite Teile der Siedlerbewegung denken. Für sie ist das nun mal ihr Land, das ihnen von Gott versprochen wurde, das sie dann auch besessen haben, dann vertrieben wurden und jetzt halt wieder da sind. Dieser religiös-geschichtlicher Hintergrund ist nun mal das Hauptproblem warum es keinen Frieden gibt. Gäbe es diesen Anspruch in den Köpfen der Menschen nicht hätte man sich schon längst zurückziehen können. Israel lebt ohne das Westjordanland besser. Erst recht wenn man die eigenen Araber für ein paar große Siedlungsblöcke eintauscht. Aber so leicht ist das nicht. Für jeden religiösen israelischen Juden ist Judäa und Samaria halt ein wenig mehr als ein paar Quadratkilometer Erde.
Das kann kein weltlicher Politiker Israels negieren oder ignorieren. Auch wenn es für den Staat Israel besser wäre. Da steckt halt zuviel religiöse Emotion drin.

Zitat:Meines Erachtens aber ist die "vernünftige" Mehrheit der Israelis durchaus bereit, schrittweise auf das Westjordanland zu verzichten.
Ich denke, das die Mehrheit der jüdischen Israelis bereit ist die illegalen Siedlungen aufzugeben und das Westjordanland bis zu einem gewissen Prozentsatz an die Palis abzutreten. Die aber nur wenn man die großen Siedlungsblöcke rund um Jerusalem und zB Ariel behalten kann. Einen Gebietstausch wird eine Regierung wohl auch noch verkaufen können. Erst recht wenn das Dörfer arabischer Israelis mit einschließt.
Was aber das Problem nicht wirklich löst. Eine riesige Minderheit der Israelis wird gegen eine Abtretung von Gebieten an die Palis sein. Das wäre eine Bewegung die über die Religiöse Rechte und die radikalen Siedler hinausgeht. Das Land stünde vor einer Zerreißprobe ohne Gleichen. Ich bin mehr als skeptisch, das irgendeine Regierung das dann so durchziehen kann. Teile der Armee würden den Dienst verweigern oder sich gar auf die Seite der Siedler schlagen. Mit bewaffneten Widerstand der Siedler im Westjordanland wäre zu rechnen. Genauso mit Großdemonstrationen und Arbeitsniederlegungen. Das wäre extrem schwierig. Beziehungsweise beinahe unmöglich.
Wir reden hier nicht von Gaza. Von der historischen und auch religiösen Seite aus betrachtet hatten die Juden mit dem Landstrich nie was am Hut. Das sähe im Westjordanland ganz anders aus.


- Lara - 08.08.2007

Nightwatch schrieb:Ich denke, das die Mehrheit der jüdischen Israelis bereit ist die illegalen Siedlungen aufzugeben und das Westjordanland bis zu einem gewissen Prozentsatz an die Palis abzutreten. Die aber nur wenn man die großen Siedlungsblöcke rund um Jerusalem und zB Ariel behalten kann. Einen Gebietstausch wird eine Regierung wohl auch noch verkaufen können. Erst recht wenn das Dörfer arabischer Israelis mit einschließt.

Ich denke nicht, dass man in absehbarer Zeit schon Gebiete austauscht, bzw. je austauschen wird/werden muß.
Meine Meinung ist das die zwei Staaten sowieso nicht alleine lebensfähig sind. Aber da werden sie schon selber drauf kommen müssen.

Wenn Israel zumindest mal die, nach israelischem Recht, illegalen Siedlungen räumt hat es schon einen "moralischen" Vorsprung, da werden die Palis "nachziehen" müssen.

Wichtig finde ich das der Prozess jetzt nicht wieder ins stocken gerät.


- Nightwatch - 09.08.2007

Lara schrieb:Ich denke nicht, dass man in absehbarer Zeit schon Gebiete austauscht, bzw. je austauschen wird/werden muß.
Das habe ich auch nicht geschrieben :wink:

Lara schrieb:Meine Meinung ist das die zwei Staaten sowieso nicht alleine lebensfähig sind. Aber da werden sie schon selber drauf kommen müssen.
Warum sollte Israel, selbst in den Grenzen von 67, nicht lebensfähig sein :?:

Lara schrieb:Wenn Israel zumindest mal die, nach israelischem Recht, illegalen Siedlungen räumt hat es schon einen "moralischen" Vorsprung, da werden die Palis "nachziehen" müssen.
Zählt man all das zusammen was die Israels schon Vorschuss geleistet haben - die Nachholbedarf der Palis ist rießengroß.
Aber wie auch immer, diese Forderung stellt sich leicht, ist aber eine höllisch gefährliche Mammutaufgabe in der Ausführung.

Lara schrieb:Wichtig finde ich das der Prozess jetzt nicht wieder ins stocken gerät.
Wieso sollte er weitergehen? Das war ein isolierter Fall, die Räumung kam nicht aus freien Stücken sondern wurde von höchsten Gericht Israels angeordnet.


Neuerliche Eskalation im Gazastreifen? - BigLinus - 12.08.2007

Im Gazastreifen scheint die Situation neuerlich zu eskalieren, nachdem Hamas-Milizionäre über 30 Fatah-Anhänger festgenommen haben. Bei dieser Aktion sollen nach Angaben der Fatah 10 Personen verletzt worden sei.

Auslöser für diese Aktion der Hamas-Milizionäre sollen Lobgesänge von Fatah-Aktivisten auf Abbas und Jassir Arafat auf einer Hochzeitfeier gewesen sein.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/international/hamas_nimmt_mehr_als_30_fatah-anhaenger_im_gazastreifen_fest__1.539593.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 39593.html</a><!-- m -->


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Zitat:Die im Gazastreifen dominierende Hamas hat die Gründung einer palästinensischen Marine verkündet.

Zunächst gibt es weder Schiffe noch Boote, und es fehlt auch an jeglicher maritimer Ausrüstung. Zur Marine melden kann sich jeder „gute, körperlich belastbare Soldat“ – Grundvoraussetzung ist allerdings, dass er schwimmen können muss.

Nach einer ersten Ausbildung soll sich die als Dahran bezeichnete neue Truppe in einigen Wochen erst einmal an Land um den Strand von Gaza kümmern, dort für Ruhe und Ordnung sorgen und Drogenhandel und Prostitution bekämpfen. Parallel dazu will sich die Hamas-Führung dann auch um den Erwerb von Booten bemühen und schließlich auch in See aktiv werden. Hauptsächliche Aufgabe sei dann, so ein Sprecher, das Abfangen von mit Israel kollaborierenden palästinensischen Fischern. Hamas vermutet, dass nach weitgehender Schließung der Landgrenzen zu Israel die israelischen Streitkräfte ihre Informationen vor allem über See erhalten. Diese Lücke will man nun schließen, zunächst am Strand, dann auch auf dem Wasser.

Mittelfristig soll die neue Marine natürlich auch den Kampf mit der israelischen Marine aufnehmen – zunächst mit Artillerie von der Küste aus (Vorbild ist hier die libanesische Hisbollah, der es im Libanonkrieg des vergangenen Jahres gelungen war, die israelische Korvette HANIT mit einem von der Küste gestarteten Seeziel-FK zu treffen), später dann unmittelbar in See. Überhaupt orientiert sich Hamas zunehmend an Hisbollah. Analog zur libanesischen Organisation, will auch die palästinensische Hamas ihre paramilitärischen Untergrundkräfte militärisch straffer in regulären Streitkräften strukturieren.
[ Quelle: MarineForum ]

PS: Hier der komplette Text, da Link zum Artikel nur temporär (max. 2 Wochen) aktiv.


- ThomasWach - 12.08.2007

@ Nightwatch

Will ich alles gar nicht abstreiten, ich gehe da fast völlig d´accord.
Man kann da in der Analyse auch noch weitergehen, denn ich sehe diese religiös-historischen Punkte in ihrer Gewichtung nicht ganz so wichtig wie du.

Ich habe da nicht mehr ganz so viel dazu gelesen in letzter Zeit, doch erinnere ich mich an einige kolportierte Meinungsumfragen in Israel, dass eine Mehrheit der Israelis durchaus bereit wäre, das Gros der Siedlungen im Westjordanland aufzugeben. Inzwischen gibt es eine durchaus pragmatische Mehrheit der Israelis in der Mitte, die eben bereit wären, Positionen aufzugeben. Die wurde auch deutlich im Rahmen der Bildung der Kadimapartei von Scharon. Es gab nun plötzlich eine politische Mitte, die eben sich weder mit einer naiven Friedenspolitik der Linken noch mit einer expansiven Großisraelpolitik der Rechten identifizieren konnte. Natürlich hätte es sofort keine Mehrheit gegeben für eine vollständige Räumung der Westbank, auch in der neuen politischen Mitte. Aber der Friedensprozess wird so oder so lang brauchen und auch im Meinungsspektrum der israelischen Gesellschaft hat man Veränderungen sehen können - je nachdem wie es läuft. Die pragmatische Mitte ist da eben pragmatisch - je nachdem wie die politische Sitaution und die Sicherheitslage sich ändert. Wenn der Prozess gut gelaufen wäre, hätte es durchaus zu größeren Räumungen kommen können. Natürlich wäre es da zu den von dir angesprochenen intensiven Konflikten gekommen. Aber ich glaube nicht, dass bei der Mehrheit der skeptischen Israelis vordergründig die religiös-historische Komponente so wichtig wäre.

Dieses Fokussieren auf Erez Israel ist eher eine Frage der radikalen 10-20% am rechten Rand - primär eben die radikalen orthodoxen Juden (wobei da auch nicht alle orthodoxen Juden in diese kategorie zu zählen sind!!).
Das skeptische konservative Lager, was teilweise auch zur Kadima gewechselt war in den Wahlen, kommt eher aus modernerer Zeit: Nämlich aus einem tiefen Misstrauen gegenüber den Arabern und dem Unwillen über deren Terror. Hier kommen sicherlich auch historische Komponenten mit hinein: Der Glaube, dass dieses Land eben ihres war und die Araber nur Gäste seien. Das spielt auch mit hinein für diese Leute. Primär aber geht es darum, dass diese Gruppen die Zugeständnisse an die Araber sehr hoch einschätzen und deren "Undankbarkeit und ständige Gewaltbereitschaft" als Indiz sehen, dass man sich eben nicht zurückziehen sollte. Sie wollen endlich auch Entgegenkommen der Palästinenser sehen. Deren Gewaltbereitschaft aber eliminiert wohl jede auch nur annäherende Bereitschaft sich aus dem Westjordanland zurückzuziehen bei diesen mitte-rechts-Zirkeln.
Wie gesagt, ich konzediere dir natürlich, dass deren Sichtweise da auch von sehr alten historischen und religiösen Motiven geprägt sind. Aber da spielt auch der kollektive Alptraum der Shoa, die daraus resultierende Militanz der israelischen gesellschaft, ihre Aggressivität und das fehlende Verständnis für das Leiden anderer.
Man kann die ganzen Probleme leider nicht nur genuin auf die religiöse und althistorische Schiene reduzieren. Dazu ist Israel letztlich auch etwas zu säkular. Da geht es auch ganz spezifisch um Perspektivenunterschiede, die sich im letzten Jahrhundert gebildet haben (für Israelis: Shoa, Suchen nach einer heimstätte, für Araber: Befreiung vom türkischen Joch durch das koloniale Joch der Briten, daneben "israelisch-jüdsche Fremdkolonialisierung" etc...). Da geht es auch einfach darum, dass man viele Dinge der letzten 100 Jahre eben unterschiedlich erlebt hat und unterschiedlich wahrgenommen hat. Aber darüber wurde in diesem Thread schon mehrfach diskutiert.

Wie gesagt, es gibt da auf beiden Seiten vielfache Hindernisse für den Frieden - bei den Israelis wie bei den Palästinenser. Da spielen "mythische" althistorische Motive und "Legenden" eine große Rolle, aber auch die unterschiedlichen kollektiven Erlebnisse und Geschehnisse der letzten 100 Jahre.
Hier geht es eben auch um die Sicht und die Perspektiven des heutigen Konfliktes.


- Erich - 30.08.2007

das ist jedenfalls nicht "friedensfördernd"
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7378584,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... 84,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Israel geht gegen Extremisten im Gaza-Streifen vor
Drei Kinder bei Artillerie-Angriff getötet

Bei einem Artillerie-Angriff der israelischen Armee auf palästinensische Extremisten im Norden des Gaza-Streifens sind drei Kinder ums Leben gekommen.
...

Die Streitkräfte äußerten Bedauern über den Tod der Kinder. Sie warfen den Extremisten vor, nicht zum ersten Mal Kinder als Deckung missbraucht zu haben. Palästinensische Mediziner erklärten, die Kinder hätten auf einem Feld in der Nähe ihres Elternhauses im Osten der Stadt Dschabalja gespielt.

Vom Norden des Gaza-Streifens feuern palästinensische Aktivisten regelmäßig Raketen auf den Süden Israels ab, was israelische Gegenangriffe auslöst.

Stand: 29.08.2007 22:21 Uhr



- ThomasWach - 11.09.2007

Die Gewalt geht weiter...

Zitat:Palästinenser feuern Rakete auf israelische Armee - Dutzende Verletzte
Militante Palästinenser haben eine Kassam-Rakete auf einen israelischen Militärstützpunkt in der Nähe des Gaza-Streifens gefeuert. Bei dem Angriff wurden Armeeangaben zufolge mindestens 57 Soldaten verletzt
...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,504963,00.html

Ehrlich gesagt war ich ziemlich verwundert, wie die bislang fast nur Zivilisten-tötenden, wahllos abgefeuerten Selbstbauraketen der Palästinenser solch eine "militärische" Wirkung haben konnten.
Allerdings erklärt sich dieser Vorfall wohl so:

Zitat:Der Stützpunkt, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Kassam-Rakete getroffen wurde, liegt rund einen Kilometer von dem Palästinensergebiet entfernt im Westen der Wüste Negev.

Inwiefern das taktisch klug war, darüber kann man sicher streiten. Aber es gibt in Israel immer wieder Stimmen, die der IDF/Zahal vorwerfen, sie sei zu einer besseren Polizei- und Besatzungstruppe verkommen.

Und hier etwa zur Lage im Gazastreifen:

Zitat:Endstation Elend
Aus Gaza-Stadt berichtet Ulrike Putz

Die Wirtschaft im Gaza-Streifen ist ruiniert. Seit die Hamas die Macht übernommen und Israel daraufhin die Grenzen geschlossen hat, haben 80 Prozent der Unternehmen dicht machen müssen. Die Menschen hungern - und die radikal-islamischen Herrscher tun nichts gegen das Elend.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,502230,00.html


- Nightwatch - 11.09.2007

Diese Quassam-Attacke ist wirklich etwas strange gewesen :?
Das war wohl wirklich mal ein Volltreffer.
Wie man so nahe an die "Front" ein Ausbildungslager (!) hinstellen kann ist mir ehrlich gesagt auch schleierhaft.
Das war ja kein Stützpunkt für Kampftruppen oder so -> <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3448560,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 60,00.html</a><!-- m -->

Wahrscheinlich lag es am fehlenden Geld.

Auf jeden Fall wird der Druck auf Olmert & Co jetzt endlich einen groß angelegten Angriff zu starten noch ein ganzes Stück stärker werden.
Aber der will ja nicht.


Schneemann - Schneemann - 12.09.2007

Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad hat sich zu dem Angriff bekannt. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber offenbar wurde die doch sehr hohe Zahl an Verletzten dadurch verursacht, dass die Rakekte mit Schrapnell-Gefechtskopf versehen war, sagt zumindest CNN. Finde ich ziemlich komisch, weil ich dachte, diese Raketen sind recht einfache Konstruktionen mit einem einfachen Sprengkopf. Naja, auf jeden Fall hört es sich, wenn es denn wirklich so war, nach einem doch zielgerichteten Angriff an.

Auch hört sich das irgendwie nicht nach einer normalen Quassam-Rakete an, sondern nach einem etwas "hochwertigeren" Raketentyp; und in dem Fall könnte es dann nicht nur ein zufälliger Volltreffer gewesen sein; gleichwohl allerdings ist das Spekulation von mir, genaueres habe ich nicht...

Zitat:Group: We fired Israel rocket

GAZA CITY (CNN) -- Islamic Jihad said it fired a longer-distance, shrapnel-packed missile into an Israeli military base early Tuesday -- wounding dozens of soldiers -- as part of its mission to hit targets deeper into Israel, a spokesman for the militant group told CNN.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cnn.com/2007/WORLD/meast/09/11/israel.rocket/index.html">http://www.cnn.com/2007/WORLD/meast/09/ ... index.html</a><!-- m -->

Schneemann.


Israel erklärt Gaza-Streifen zum feindlichen Gebiet - Yioun - 19.09.2007

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,506655,00.html

Zitat:Das israelische Sicherheitskabinett hat den von der radikalislamischen Hamas beherrschten Gaza-Streifen zum "feindlichen Gebiet" erklärt.
...
Israel kann nun die Energie-, Wasser- und Treibstoffversorgung des Küstenstreifens stoppen. Das israelische Sicherheitskabinett hat bereits die Kürzung der Strom- und Treibstofflieferungen beschlossen. Das Ausmaß ist bisher noch nicht bekannt.
[/url]


- ThomasWach - 18.12.2007

Hier mal ein paar Neuigkeiten und verschiedene Blickwinkel auf den Konflikt.

Zunächst mal ein Blick auf die Leiden der israelischen Zivilbevölkerung im Rahmen der palästinensischen Anschläge und Angriffe. Herr Broder mal wieder in seiner Bestform, grausam und verzerrend polarisierend...
Aber auch dies kann man zur Kenntnis nehmen:

Zitat:Stell dir vor, es ist Krieg und keiner schaut hin
Von Henryk M. Broder

Wird das Haus noch stehen, wenn ich zurückkomme? Wird die Schule der Kinder heute explodieren? Wird es nachts wieder Sirenengeheul geben? Könnten Sie so leben? Seit Jahren ertragen die Menschen im israelischen Sderot diesen Terror - ohne Hoffnung auf Besserung.
...

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523593,00.html

Die Werturteile allerdings würde ich überlesen...

Und nun wieder zur Aktualität... Israel wehrt sich gegen die Angriffe und tötet den Kommandeur des militärischen Arms des Dschihad Islami.

Zitat:GAZA CITY (CNN) -- Three Israeli airstrikes killed seven Islamic Jihad members, including the commander of its military wing, and wounded others late Monday and early Tuesday, Israeli military and militant group sources said.
...
The IDF said it carried out the first strike, targeting military leader Majed El Harazin. Islamic Jihad confirmed Harazin's death... Militant cell leader Karim Dahdouh was among the dead, the IDF said.
...

Quelle:
http://edition.cnn.com/2007/WORLD/meast/12/18/gaza.airstrikes/index.html

Aber es geht auch vorwärts... aus demselben Artikel:

Zitat:The latest Israeli airstrikes also came as a conference in Paris, France, to raise funds for the Palestinians exceeded expectations, with $7.4 billion pledged to help build a Palestinian state, according to organizers. Palestinian Prime Minister Salam Fayyad called the pledge a "vote of confidence" in the Palestinians

Und schon vor einer Woche:

Zitat:JERUSALEM (CNN) -- Israeli forces made forays into northern and southern Gaza Tuesday morning in operations targeting Palestinian militants, killing up to six, according to Palestinian sources and the Israel Defense Forces
Israel carried out airstrikes against Qassam rocket launch sites in the north.
...

Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://edition.cnn.com/2007/WORLD/meast/12/11/israel.gaza/index.html">http://edition.cnn.com/2007/WORLD/meast ... index.html</a><!-- m -->


- Venturus - 18.12.2007

Den Spiegel-Artikel sollte man sich einrahmen und als Paradebeispiel für moralisierenden Bullshit über's Bett hängen.

Sorry, aber dieses Kaff ist weiß Gott nicht das Einzige auf diesem Planeten in dem das Leben beschissen ist. Man denke nur zB an Mogadischu. Und da spielt auch keine Live-Band mal eben ein Ständchen auf, um den Opfern der Gerichts-Milizen und äthopischen Truppen das Leben zu "versüßen".


- ThomasWach - 18.12.2007

Tja, so ist er halt unser Broder! Inzwischen schaff ich es auch nicht mehr, seine Pamphlete... ähm Artikel bis zum Ende durchzulesen, weil mir spästens bis zur Mitte der Artikel immer alles schon vergangen ist und sich mir vor lauter überlegten Gegenargumenten alles dreht (weil es sooo viele sind bei seinen "Ausführungen").
Es ist wohl eine nette Untertreibung zu sagen, dass er übertreibt.

Aber das hat bei ihm halt Methode und es geht ihm wohl primär sowieso nur um den deutsche Seelenzustand und die deutsch-jüdischen Beziehungen bzw. die europäisch-jüdischen, sozusagen als kritischer Warner gegen Antisemitismus und sonstige böse Werteverfälle... :roll:

Mich wundert letztlich vor allem ein: Warum sich ausgerechnet der Spiegel solch einen konservativen, moralisierenden schwarz-weiß-Seher leistet?