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Syrien - Druckversion

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Re: Syrien - Mitleser - 08.02.2016

srg schrieb:...
Und was ist an der Flücht von Islamistenkämpfern mit ihren Familien so abwegig? Denkst du wirklich die würden alle bis zum Tod kämpfen für den Schwachsinn? Da geht es doch oft eher um Geld, Anerkennung und um die passende Frau oder Mädchen zu bekommen. Bei der üblichen Familiengröße können da auf einen Kämpfer schonmal 3-7 Familienmitglieder kommen. Hinzu kommen noch die ganzen Islamisten aus dem Ausland, die vielleicht auch keine Lust mehr haben weiter verlorene Schlachten zu schlagen.....

Die Erfahrung lehrt, dass nach jeder Besatzung nachher ein Haufen Leute als "Kollaborateure" verfolgt werden. Während der Besatzung und unmittelbar danach werden haufenweise Rechnungen beglichen die häufig nichts mit der Besatzung selbst zu tun haben. So kann man eine Stadt mit tausend Leuten besetzen und mit zweitausend verlassen.
Außerdem, so lange die Front in Bewegung ist und Städte dabei zu Kleinholz gemacht werden fliehen die Leute. Wenn nicht gerade die Erzschurken (Russen und Assad) auf der Siegerstraße sind, nennt man das "Flucht vor den Kampfhandlungen".


Re: Syrien - Schneemann - 08.02.2016

@srg
Zitat:@Schneemann

Deine Aussagen erklären nicht, warum es sich bei denen an der Grenze nicht um flüchtende Rebellenkämpfer samt ihrer Familien handeln kann.
Ich schließe nicht aus, dass auch einzelne Islamisten mit ihren Kindern oder Frauen dorthin unterwegs sind, ich sagte nur, dass man nicht 35.000 oder mehr Menschen, die aus Aleppo fliehen, über einen Kamm scheren oder in einen einzigen großen Islamistentopf stecken kann.
Zitat:Mit meinem Vergleich meinte ich die USA selber. Stell dir vor dort desertieren Soldaten gründen neue Brigaden und führen Krieg gegen die US-Armee. Was denkst du wie die bestraft würden, wenn man sie besiegt hätte.

In Kriegszeiten - und nur in diesen - könnte lt. UCMJ (Artikel 85) die Todesstrafe i. d. T. verhängt werden. Dies ist allerdings wieder umstandsabhängig und Erwägungssache des Gerichtes. Todesurteile sind jedoch äußerst selten, selbst im Zweiten Weltkrieg wurde nur ein Todesurteil gegen einen Deserteur vollstreckt.

Noch etwas anderes:
Zitat:U.S. arrests Hezbollah members on charges of sending drug money to Syria

Members of the Hezbollah militant group were arrested on charges they used millions of dollars from the sale of cocaine in the United States and Europe to purchase weapons in Syria, the U.S. Drug Enforcement Administration (DEA) said on Monday. [...]

Those arrested include leaders of the network's European cell, who were taken into custody last week, the DEA statement said. Among them was Mohamad Noureddine, who the DEA accuses of being a Lebanese money launderer for Hezbollah's financial arm. [...] Seven countries, including France, Germany, Italy and Belgium, were involved in the investigation that began in February 2015 and is ongoing.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.reuters.com/article/us-usa-drugs-hezbollah-idUSKCN0VB05A">http://www.reuters.com/article/us-usa-d ... SKCN0VB05A</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Syrien - srg - 08.02.2016

Die syrische Armee hat heute wohl mehrere Dörfer in Latakia eingenommen und ist auf dem Vormarsch in die Provinz Idlib. Weil sich Ibta gestern ergeben hat, sollen die Islamisten heute mehrere Einwohner entführt haben. Das erklärt auch wie sie sich die Zivilbevölkerung gefügig gemacht haben in den letzten Jahren.


schockierde Zahlen aus Syrien - phantom - 11.02.2016

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Jeder-zehnte-Syrer-im-Krieg-getoetet-oder-verletzt/story/30582961">http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/nah ... y/30582961</a><!-- m -->

Zitat:Im syrischen Bürgerkrieg sollen deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen sein als bislang angenommen. Nach einer Studie der Nichtregierungsorganisation Syrian Centre for Policy Research (SCPR), die dem britischen «Guardian» vorliegt, wurden im seit über vier Jahren andauernden Bürgerkrieg bereits 470'000 Menschen getötet. Das sind fast doppelt so viele, wie die UNO bisher schätzte.

Zusammengerechnet zeigen die Zahlen ein erschreckendes Bild: 11,5 Prozent der Bevölkerung sind im Bürgerkrieg bislang umgekommen oder verletzt worden. Die Lebenserwartung der Syrer sei im vergangenen Jahr auf 55,4 Jahre gesunken. Zum Vergleich: 2010 lag sie noch bei rund 70 Jahren. Weiter seien der Reichtum und die Infrastruktur des Landes «beinahe ausgelöscht» worden. Die wirtschaftlichen Schäden belaufen sich laut SCPR auf schätzungsweise 255 Milliarden Dollar.



Re: Syrien - Quintus Fabius - 11.02.2016

Schon vor Jahren hätte man dieses Geschehen mit einem ernsthaften militärischen Eingreifen schlagartig beenden können. Schon vor Jahren hatte ich geschrieben, dass man militärisch angreifen muss, und dass es katastrophal werden wird wenn man keine eigenen Bodentruppen entsendet. Das hätte Hunderttausenden von Menschen das Leben gerettet und Schäden in dreistelliger Miliardenhöhe verhindert. Zudem wäre dann noch etwas übrig gewesen auf dem ein oder mehrere Nachfolgestaaten hättten bestehen können.

Aber lieber veranstaltet man ein jahrelanges Drohnen- und Air-Only Ballett statt die Sache zu beenden - was man schon vor Jahren gekonnt hätte. Wie kann man von Menschenrechten, westlichen Werten usw usf faseln und diesen Krieg auch nur einen Tag länger tolerieren ?! Nichts als Feigheit und Erbärmlichkeit zum Schaden aller! Ich werde der erste sein der sich freiwillig meldet wenn es losgeht und hätten die Kurden nicht so eine für mich nicht tragbare linke Ideologie würde ich bereits jetzt für die YPG ins Feld ziehen. Das ganze kann und darf nicht so weiter gehen, dass gefährdet zunehmend die gesamte Sicherheit Europas wie auch aller angrenzenden islamischen Länder und könnte allzu leicht noch in der ganz großen Eskalation enden. Ein Krieg zwischen Iran und den Golfarabern ist denkbar, bis hin zu einem Schlagabtausch mit Russland. Dazu breitet sich die Seuche des IS immer weiter aus, jeden Tag den diese Gruppe als Quasistaat besteht, verbreitet sie sich wie die Metastasen eines Krebs von Land zu Land. Das ganze ist ein untragbares Risiko geworden!

Wir müssen hier und heute, jetzt mit alle Mitteln und aller militärischer Gewalt losschlagen und dort alles beenden. Dazu muss man sich mit den Russen vorher einigen wie man das ganze aufteilt, so dass Assad ein Rest-Syrien erhält in dem seine Alawiten und alle anderen die unter ihm leben wollen weiter bestehen können.

Es ist doch ein Witz sondergleichen, wenn NATO Streitkräfte die irakische Armee ohne vorher erfolgten jahrelangen Zermürbungskrieg in wenigen Tagen weitgehend vernichten können, aber man in Syrien gegen einen völlig ausgebluteten Feind in einem Gebiet in dem weitgehend auch keinerlei Zivilbevölkerung mehr lebt nicht vorgegangen wird. Man könnte hier in einem ganz andere Maß zuschlagen, da 1 eben in einem Gros der Fläche welche umkämpft wird keine Zivilisten oder nur noch ganz wenige Zivilisten sind und 2 die Zerstörungen ohnehin schon maximal sind. Ob man die zerfetzten Ruinen noch bis in die Fundamente einäschert spielt dann auch keine Rolle mehr.

Wenn der Westen nicht jetzt massiv militärisch eingreift, werden die ca 500 000 Toten erst der Anfang sein. Der egal wer da sich jetzt durchsetzen wird auf Dauer: es wird mit Völkermord in noch größerer Höhe enden. Egal welche Seite gewinnt, sie wird die andere Seite völkermorden. Wer dies verhindern will, der muss jetzt handeln. Oder wir werden in wenigen Jahren von Millionen Toten sprechen.


Re: Syrien - srg - 11.02.2016

Quintus Fabius schrieb:Wenn der Westen nicht jetzt massiv militärisch eingreift, werden die ca 500 000 Toten erst der Anfang sein. Der egal wer da sich jetzt durchsetzen wird auf Dauer: es wird mit Völkermord in noch größerer Höhe enden. Egal welche Seite gewinnt, sie wird die andere Seite völkermorden. Wer dies verhindern will, der muss jetzt handeln. Oder wir werden in wenigen Jahren von Millionen Toten sprechen.

Dieser Eingriff wird niemals von der UNO legetimiert werden.


Re: Syrien - Quintus Fabius - 11.02.2016

2003 gab es drei Vetos gegen den Angriff auf den Irak. Die UN sind so was egal.

Der vollumfängliche Angriff auf alle Parteien in Syrien welche nicht auf der Stelle den Kampf vollständig einstellen ist absolut legitim. Um seine Legalisierung kann man sich später kümmern, dazu braucht man nur ein paar Rechtsverdreher und sonstiges Juristenpack welche dann alles in die passenden Worte kleiden.


Re: Syrien - srg - 11.02.2016

Quintus Fabius schrieb:2003 gab es drei Vetos gegen den Angriff auf den Irak. Die UN sind so was egal.

Der vollumfängliche Angriff auf alle Parteien in Syrien welche nicht auf der Stelle den Kampf vollständig einstellen ist absolut legitim. Um seine Legalisierung kann man sich später kümmern, dazu braucht man nur ein paar Rechtsverdreher und sonstiges Juristenpack welche dann alles in die passenden Worte kleiden.

Den Angriff auf den Irak gab es nur weil in Rußland und China geduldet haben. Uns sieht es im Irak jetzt viel besser aus wie in Syrien?


Re: Syrien - srg - 11.02.2016

Die syrische Armee scheint dem IS nun einen schnellen Stoß versetzen zu wollen. Mehrere Brigaden der syrischen Armee, sowie diverser Milizen sollen binnen eines Tages bis nach Tal Madakhah vorgedrungen sein. Nun steht die Einheit knapp 40km vorm Militärflughafen des Bezirkes Rakka. Dort und auch in Rakka selbst sollen aktuell nur sehr wenig IS-Kämpfer stationiert sein. Nun dürfte es interessant werden. Hilfstruppen müsste der IS schnell über die offenen Straßen heranziehen, die sehr leicht von der russischen Luftwaffe bekämpft werden könnten. Man darf gespannt sein ob der syrischen Armee hier ein schneller Schlag ins Herz des IS gelingt....


Re: Syrien - Shahab3 - 11.02.2016

Quintus Fabius schrieb:Schon vor Jahren hatte ich geschrieben, dass man militärisch angreifen muss, und dass es katastrophal werden wird wenn man keine eigenen Bodentruppen entsendet. Das hätte Hunderttausenden von Menschen das Leben gerettet und Schäden in dreistelliger Miliardenhöhe verhindert.

Ein militärisches Eingreifen von einer neutralen dritten Partei (einer Art Weltpolizei) gegen alle Kriegsparteien im Sinne des Humanismus/UN Chartas/wasauchimmer offenbart eine ziemlich naive Vorstellung davon, wieso Staaten in den Krieg ziehen. Mir wäre auch gar kein Land bekannt, welches in diesem Konflikt neutral wäre. Deine Forderung ist daher so naiv und gutmenschlich, dass ich Sie Dir als allerletztes zugetraut hätte.

Und worauf basiert denn Deine These, dass ein militärisches Eingreifen einer neutralen Weltpolizei zu weniger Opfern geführt hätte? Die westlich geführten Feldzüge in Irak und Afghanistan können Dir schlecht als Referenz dienen, denn die haben ebenfalls hunderttausende Menschen sinnlos getötet, haben zu ethnischen Säuberungen geführt und ganze Städte (z.B. Falludscha) in Schutt und Asche gelegt und zwei Länder faktisch zerstört. Die Europäer und Amerikaner haben dabei nicht weniger Zivilisten sinnlos getötet und vermeintliche Kombattanten gefoltert als die verurteilten Regime von Saddam Hussein, Assad, Ghaddafi zusammen in ihren besten Tagen. Woher kommt also dieses faktisch betrachtet abstruse Selbstverständnis der relativen moralischen Sauberkeit, dieses Anspruchs auf saubere Lösungen? Wo sind diese sauberen Lösungen exemplarisch? Zeig' sie mir.

Zitat:Aber lieber veranstaltet man ein jahrelanges Drohnen- und Air-Only Ballett statt die Sache zu beenden - was man schon vor Jahren gekonnt hätte.

Man hat die Konflikte in Libyen, Afghanistan, Palästina, Ukraine und Irak nicht beendet. Aber in Syrien wäre das anders? Erstaunliche Annahme.

Zitat:Wie kann man von Menschenrechten, westlichen Werten usw usf faseln

Diese Frage muss man sich doch schon lange stellen. Ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass das "Gefasel von Menschenrechten" ausschließlich der Legitimierung kriegerischer Handlungen dient, welche sich selbst aus ganz anderen Interessen begründen.

Zitat:hätten die Kurden nicht so eine für mich nicht tragbare linke Ideologie würde ich bereits jetzt für die YPG ins Feld ziehen.

Wäre das nicht eine zutiefst einseitige Parteinahme, die per se nicht zu einer befriedung führen kann. Die Kurden werden übrigens die ersten sein, welche die Turkmenen/Türken und sinnitische Stämme aus den eroberten Gebieten vertreiben werden. Insofern wäre das ziemlich unlogisch, gemessen an den selbst gesetzten hohen Standards.

Zitat:Es ist doch ein Witz sondergleichen, wenn NATO Streitkräfte die irakische Armee ohne vorher erfolgten jahrelangen Zermürbungskrieg in wenigen Tagen weitgehend vernichten können, aber man in Syrien gegen einen völlig ausgebluteten Feind in einem Gebiet in dem weitgehend auch keinerlei Zivilbevölkerung mehr lebt nicht vorgegangen wird.

Die konventionelle irakische Armee wurde mit sehr ähnlichen Mitteln von den USA geschlagen bzw. zur Massendesertation getrieben, wie das später der IS getan hat. Daher gab es keinen nennenswerten Widerstand. Alle anderen nicht-konventionellen Kräfte des Irak wurden von den USA nicht geschlagen sondern unter der Besatzung sogar stärker. Das wäre in Syrien nicht anders.

Zitat:Man könnte hier in einem ganz andere Maß zuschlagen, da 1 eben in einem Gros der Fläche welche umkämpft wird keine Zivilisten oder nur noch ganz wenige Zivilisten sind und 2 die Zerstörungen ohnehin schon maximal sind. Ob man die zerfetzten Ruinen noch bis in die Fundamente einäschert spielt dann auch keine Rolle mehr.

Folglich machen die Russen und Regierungstruppen nichts falsch.


Re: Syrien - phantom - 11.02.2016

srg schrieb:Den Angriff auf den Irak gab es nur weil in Rußland und China geduldet haben. Uns sieht es im Irak jetzt viel besser aus wie in Syrien?
Auf jeden Fall. Vor allem bin ich gespannt, was die Russen dann an Aufbauhilfe leisten. Bei dem was sie momentan zerlegen, muss dann im Nachhinein auch wieder aufgebaut werden. Das kann kommen, aber in der Regel kommt bei den Russen einfach gar nichts. Die Russen haben einfach einen komplett destruktiven Ansatz der primär auf Demonstration von Macht und Militär basiert. Dass man anschliessend zumindest versucht den Schaden zu, wäre was ganz Neues.

@Quintus
Die Russen sind einfach das grösste Problem bezüglich einer Intervention, du kannst doch nicht mit Bodentruppen in ein Gebiet einmarschieren, welches ganz klar im Einflussgebiet der Russen liegt. Mit der Regierung Putin halte ich das für nicht umsetzbar. Der Putin kontrolliert die Sache, der Westen ist in Syrien fast zur Gänze ein unbedeutender Zuschauer. Und ich glaub, das ist besser so. So leid es mir für die Syrer tut, ein weiteres Land das auch in der Zukunft unter dem russischen Einfluss wenig Potenzial zum Aufschwung hat. Aber die Russen lassen es sicher nicht zu, dass deren Einflussgebiet beschnitten wird, im Gegenteil sie tun doch alles damit sie die Einflussgebiete zementieren können / ist doch erklärte Doktrin von Putin.


Re: Syrien - srg - 11.02.2016

Die Kurden haben heute ihren ersten Flughafen von der freien syrischen Armee und mit ihr verbündeter Islamisten erobert und greifen aktuell die Grenzstadt Azaz an, die noch von der FSA gehalten wird. Arbeitsteilig attackiert die syrische Regierungsarmee weiter Orte in der Nähe, die noch von Islamisten gehalten werden.


Re: Syrien - triangolum - 12.02.2016

Shahab3 schrieb:
Quintus Fabius schrieb:Schon vor Jahren hatte ich geschrieben, dass man militärisch angreifen muss, und dass es katastrophal werden wird wenn man keine eigenen Bodentruppen entsendet. Das hätte Hunderttausenden von Menschen das Leben gerettet und Schäden in dreistelliger Miliardenhöhe verhindert.

Ein militärisches Eingreifen von einer neutralen dritten Partei (einer Art Weltpolizei) gegen alle Kriegsparteien im Sinne des Humanismus/UN Chartas/wasauchimmer offenbart eine ziemlich naive Vorstellung davon, wieso Staaten in den Krieg ziehen. Mir wäre auch gar kein Land bekannt, welches in diesem Konflikt neutral wäre. Deine Forderung ist daher so naiv und gutmenschlich, dass ich Sie Dir als allerletztes zugetraut hätte.

Und worauf basiert denn Deine These, dass ein militärisches Eingreifen einer neutralen Weltpolizei zu weniger Opfern geführt hätte? Die westlich geführten Feldzüge in Irak und Afghanistan können Dir schlecht als Referenz dienen, denn die haben ebenfalls hunderttausende Menschen sinnlos getötet, haben zu ethnischen Säuberungen geführt und ganze Städte (z.B. Falludscha) in Schutt und Asche gelegt und zwei Länder faktisch zerstört. Die Europäer und Amerikaner haben dabei nicht weniger Zivilisten sinnlos getötet und vermeintliche Kombattanten gefoltert als die verurteilten Regime von Saddam Hussein, Assad, Ghaddafi zusammen in ihren besten Tagen. Woher kommt also dieses faktisch betrachtet abstruse Selbstverständnis der relativen moralischen Sauberkeit, dieses Anspruchs auf saubere Lösungen? Wo sind diese sauberen Lösungen exemplarisch? Zeig' sie mir.

Zitat:Aber lieber veranstaltet man ein jahrelanges Drohnen- und Air-Only Ballett statt die Sache zu beenden - was man schon vor Jahren gekonnt hätte.

Man hat die Konflikte in Libyen, Afghanistan, Palästina, Ukraine und Irak nicht beendet. Aber in Syrien wäre das anders? Erstaunliche Annahme.

Zitat:Wie kann man von Menschenrechten, westlichen Werten usw usf faseln

Diese Frage muss man sich doch schon lange stellen. Ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass das "Gefasel von Menschenrechten" ausschließlich der Legitimierung kriegerischer Handlungen dient, welche sich selbst aus ganz anderen Interessen begründen.

Zitat:hätten die Kurden nicht so eine für mich nicht tragbare linke Ideologie würde ich bereits jetzt für die YPG ins Feld ziehen.

Wäre das nicht eine zutiefst einseitige Parteinahme, die per se nicht zu einer befriedung führen kann. Die Kurden werden übrigens die ersten sein, welche die Turkmenen/Türken und sinnitische Stämme aus den eroberten Gebieten vertreiben werden. Insofern wäre das ziemlich unlogisch, gemessen an den selbst gesetzten hohen Standards.

Zitat:Es ist doch ein Witz sondergleichen, wenn NATO Streitkräfte die irakische Armee ohne vorher erfolgten jahrelangen Zermürbungskrieg in wenigen Tagen weitgehend vernichten können, aber man in Syrien gegen einen völlig ausgebluteten Feind in einem Gebiet in dem weitgehend auch keinerlei Zivilbevölkerung mehr lebt nicht vorgegangen wird.

Die konventionelle irakische Armee wurde mit sehr ähnlichen Mitteln von den USA geschlagen bzw. zur Massendesertation getrieben, wie das später der IS getan hat. Daher gab es keinen nennenswerten Widerstand. Alle anderen nicht-konventionellen Kräfte des Irak wurden von den USA nicht geschlagen sondern unter der Besatzung sogar stärker. Das wäre in Syrien nicht anders.

Zitat:Man könnte hier in einem ganz andere Maß zuschlagen, da 1 eben in einem Gros der Fläche welche umkämpft wird keine Zivilisten oder nur noch ganz wenige Zivilisten sind und 2 die Zerstörungen ohnehin schon maximal sind. Ob man die zerfetzten Ruinen noch bis in die Fundamente einäschert spielt dann auch keine Rolle mehr.

Folglich machen die Russen und Regierungstruppen nichts falsch.

Die Ansage von Medwedew sollte deutlich machen das der westlich orientierte Flügel in Moskau darum weiß wozu Putin bereit ist. Dies ist also eine Warnung von denen aus Russland welche eigentlich den Ausverkauf an den Westen wollen. Ähnlich wie die westlich orientierte Elite im Iran.

Putin sagte nicht nur das er diese "Terroristen" überall bekämpfen wird bevor diese nach Russland kommen sondern er wusste genau wer diese finanziert, Ausbildet, trainiert, transportiert und warum wieso weshalb. Und er wusste genau was er Ende Juli befohlen hatte und was die Konsequenzen daraus sein könnten.

Russland wird null weichen und jedem souveränen Land Hilfe geben. Das ist Völkerrecht, das ist legitim und das ist das einzige was die Aufgabe eines Staats ist. In erster Linie Ordnung und Sicherheit den Menschen garantieren. Und hier helfen keine Pseudo Regierungen, keine Rechtsauslegungen und keine Winkelzüge. Es gibt hier ein Souveränes Land was sich nun mehr 5 Jahre dem schlimmsten Terror Krieg erwehren muss und damit hat sich Syrien, das Volk und die SAA jede Legitimation erkämpft um solche Hilfe in Anspruch zu nehmen und als legitimer Vertreter Syriens zu gelten.

Und jede Intervention von Außen ohne die Ausdrückliche Einladung auf Hilfe dazu ist ein Aggressiver Akt und damit klar ein Verbrechen nach den Nürnberger Prinzipien. Und wenn diese Prinzipien mit Füßen getreten werden sind diese selbst und alles damals Schall und Rauch und damit gilt nur noch das Recht des Stärkeren.


Re: Syrien - Quintus Fabius - 12.02.2016

Antworten kommen noch, aber ich hab grad wegen SiKo so gut wie keine Zeit.

Allgemein:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://iswresearch.blogspot.de/2016/02/the-syrian-ceasefire-is-big-win-for.html">http://iswresearch.blogspot.de/2016/02/ ... n-for.html</a><!-- m -->

Zitat: The Syrian ceasefire agreement of February 11 is a big win for the Russians and the Syrian regime. Russia, Iran, and Syria are in the midst of a major military offensive that has allowed them to besiege Aleppo and has them poised to make gains across the battlefield. This so-called “cessation of hostilities” agreement allows them to consolidate and prepare for further advances while preventing the opposition that the U.S. ostensibly supports from attempting to undo any of their gains. It does not require the Assad coalition to allow humanitarian access to the hundreds of thousands they have just trapped in and around Aleppo itself, and it leaves them fully in control of what humanitarian aid goes to the other areas they themselves are besieging and deliberately starving. It was concluded without the participation of the opposition, and is thus an imposition of a truce on the fighters the U.S. is theoretically supporting at a moment when they have lost vital ground.

The Russians, moreover, define all of the opposition groups in northern Syria as either ISIS or Jabhat al Nusra. Russian Foreign Minister Sergei Lavrov said today, “if liberation of the city that has been taken by illegal armed groups can be qualified as aggression, then, well, yeah, probably. But to attack those who have taken your land is necessary – is a necessary thing. First of all, this has been done by Jabhat al-Nusra, and also the western suburbs of Aleppo are still being controlled together with Jabhat al-Nusra by Jaysh al-Islam and Ahrar al-Sham.” The Russians will read this agreement to let them continue operations against all opposition groups in Aleppo and to continue their encirclement, siege, and targeting of that city. They will therefore continue to weaken the non-Jabhat al Nusra, non-ISIS opposition now concentrated in Aleppo and likely strengthen the hands of the terrorist organizations they purport to be attacking.

This “cessation of hostilities” also continues the policy of requiring the opposition to make concessions in order to get the regime temporarily to stop committing what the UN has called crimes against humanity.



Re: Syrien - Schneemann - 13.02.2016

Das Regime Baschar al-Assads hat ja derzeit, dank der russischen Intervention, einen relativen Höhenflug. Welche Perspektiven könnten sich daraus eröffnen, auch im Kontext der aktuellen Feuereinstellung?
Zitat:Syrien

Assad will das ganze Land zurückerobern

„Es ist nicht logisch zu sagen, dass es einen Teil unseres Landes gibt, auf den wir verzichten“, sagte Assad in einem Interview. Der Kampf könne noch lange dauern, doch solle das Ziel ohne zu zögern erreicht werden. [...]

Die Kämpfe gegen die Rebellen könnten jedoch „lange“ dauern, sagte Assad der Nachrichtenagentur AFP in einem bereits am Donnerstag geführten Interview. Er erklärte sich zugleich aber zu Verhandlungen über eine Beendigung des Bürgerkriegs in seinem Land bereit. [...] Seine Regierung sei schon seit Beginn der Syrien-Krise zu „Verhandlungen und politischem Handeln“ bereit, sagte Assad in seinem ersten Interview seit dem Scheitern der Genfer Syrien-Gespräche und dem Beginn der von russischen Luftangriffen unterstützten Offensive syrischer Regierungstruppen in Aleppo Anfang Februar.

Zu verhandeln bedeute aber nicht, den Kampf „gegen den Terrorismus“ einzustellen, sagte Assad. Beides sei „notwendig“ und voneinander „unabhängig“. Syriens Staatschef warnte die Türkei und Saudi-Arabien, militärisch in den Syrien-Konflikt einzugreifen. Er könne diese Möglichkeit „nicht ausschließen“, sagte Assad. Die syrischen Truppen würden sich einem solchen Vorgehen aber „gewiss entgegenstellen“. [...]

Assad warf den europäischen Ländern vor, zu der Flüchtlingskrise beigetragen zu haben, indem sie „Terroristen Schutz gegeben“ und ein Embargo gegen Syrien verhängt hätten. Nun müssten sie dabei „helfen“, dass die Syrer in ihre Heimat zurückkehren könnten.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/syrien-assad-will-das-ganze-land-zurueckerobern-14067264.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 67264.html</a><!-- m -->

Ein Teil der Behauptungen sind an Heuchelei nicht mehr zu überbieten. Erstens ist, glaubt man seinen Aussagen, der jetzigen Waffenstillstand nichts wert - da die "Kämpfe ja noch lange dauern werden". Damit wird bereits unverhohlen gesagt, dass es schlicht weitergehen wird, bis nichts mehr zuckt. Zweitens kolportiert Assad, dass er von Anfang an Verhandlungswille gezeigt habe: Dies ist eine unverfrorene, dreiste Lüge. Er hat von Anfang an, noch bevor irgendwelche ausländischen Kämpfer, saudische Finanziers oder der IS auftauchte/n, brutal auf jeden Protest, auch auf den anfänglich friedlichen, einhauen lassen und seine Folterknechte auf diesen losgelassen. Er hat damit selbst die Radikalisierung des Konflikts vorangetrieben. Drittens ist sein Vorwurf an die Europäer genauso eine ziemliche Schindluderei. Man kann den Europäern sicher vorwerfen, dass sie sich weggeduckt haben vor jeder Verantwortung, aber die Flüchtlingskrise haben er und sein brutales Regime, die Islamisten und ihre Golfhandlanger oder teils auch die sonstigen Rebellenhaufen und aktuell auch die Russen mit ihrer Luftdampfwalze zu verantworten.

Fazit: Assad wird seine Macht wieder ausbauen und versuchen wollen, ganz Syrien zurückzuerobern. Wenn es weitergeht wie derzeit, so könnte es ihm auch gelingen. Allerdings wird er dann eine zerstörte und entvölkerte Wüstenei, quasi ein qualmendes und an eine Mondoberfläche erinnerndes Assadistan beherrschen.

Erinnert mich irgendwie frappierend an den Film "Apocalypse Now", als Lieutenant Colonel Kilgore nach einem Napalmangriff auf eine brennende Landschaft schaut und meint, dass er den Geruch von Napalm am Morgen liebe, weil es nach Sieg riechen würde. :roll:

Schneemann.