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Wehrpflicht oder Berufsarmee? - Druckversion

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+--- Thema: Wehrpflicht oder Berufsarmee? (/showthread.php?tid=1696)

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- Marc79 - 20.07.2004

@ Quintus Fabius Man sollte, vor allem Leute die sich aus der Truppe rekrutieren, also die schon drin sind denen bevorzugen, die direkt zum Zentrum gehen. Denn da hat:

1. Der "Soldat" schon eine Ahnung was auf ihn zu kommt.
2. Die Truppe kann sich einen besseren Eindruck von ihm machen.
3. Kann er des öfteren schon direkt in seiner Einheit verwendet werden.

Tja, nur das passiert ja leider nicht, aber Bewerber haben wir ja genug
:wall:


- Mr NoBrain - 25.09.2004

Zitat:USA:Rumsfelds Dilemma

Der endlose Krieg gegen den Terror zwingt die amerikanische Regierung möglicherweise zurück zur Wehrpflicht. In beiden Häusern des US-Kongresses schlummert ein Gesetzentwurf, mit dem schon im nächsten Jahr die allgemeine Wehrpflicht in den USA wiedereingeführt werden könnte. Der Entwurf, Anfang 2003 als "Universal National Service Act" in die Beratungen eingeführt, sieht vor, dass Amerikaner im Alter von 18 bis 26 Jahren, Männer wie Frauen, einen zweijährigen Militär- oder Ersatzdienst leisten sollen - ein Dilemma für Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der eine professionelle Armee für flexibler und interventionsfähiger hält. Er ist kein Freund der Wehrpflicht, die Washington ab 1973 wegen des Vietnam-Kriegs politisch nicht länger aufrechterhalten konnte. Doch inzwischen hat Rumsfeld erhebliche Personalprobleme. Die Einsätze im Irak und im weltweiten Krieg gegen den Terrorismus binden so viele Truppen, dass sich Rumsfeld für die Haushaltsjahre 2005 bis 2008 bereits eine Aufstockung der Landstreitkräfte um 30 000 Mann bewilligen lassen musste. Weitere größere Konflikte könnte das Pentagon derzeit kaum verkraften. Wehrpflichtgegner befürchten deshalb, das Dienstpflichtgesetz werde schon bald auf die politische Tagesordnung gesetzt. Sie haben entdeckt, dass das Pentagon 2003 begann, neue Mitglieder für die Einberufungs- und Widerspruchsausschüsse zu werben und auszubilden. Die Wehrerfassungsbehörde "Selective Service System" bekam 2004 zusätzliche Millionen. Die Behörde bestreitet jede konkrete Vorbereitung, allerdings soll sie bis 15. März 2005 dem Präsidenten berichten, ob sie die Wiedereinführung der Wehrpflicht umsetzen könnte.
Quelle:http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,319789,00.html
Gruß NoBrain


- Shahab3 - 14.11.2004

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.westfaelische-rundschau.de/wr/wr.politik.volltext.php?kennung=on3wrPOLWelNational38304&zulieferer=wr&kategorie=POL&rubrik=Welt&region=National&auftritt=WR&dbserver=1">http://www.westfaelische-rundschau.de/w ... dbserver=1</a><!-- m -->
Zitat:Struck setzt weiter auf Wehrpflicht

Berlin. Vor dem Willy-Brandt-Haus trommelt eine handvoll Demonstranten: "Wehrpflicht abschaffen". Im Foyer der SPD-Zentrale diskutieren 400 Mitglieder und Sicherheitsexperten das Für und Wider einer Berufsarmee - leidenschafts- und emotionslos, es gibt schließlich noch nichts zu entscheiden.

Erst im November 2005 will die SPD auf ihrem Parteitag die Weichen stellen. Eines wird bei der SPD-Fachtagung "Zukunft der Wehrverfassung" rasch klar. Selbst wenn der SPD-Parteitag in einem Jahr für die Abschaffung des Wehrdienstes stimmen sollte, bedeutet das noch lange nicht das Ende der Wehrpflicht. Dafür braucht es im Bundestag eine Zwei-Drittel-Mehrheit, die nur mit den Stimmen der Union erreichbar ist.
...



- Sulk - 14.11.2004

Ich denke langfristig wird man die Wehrpflicht abschaffen.
Für eine Verteidigungsarmee ist sie unabdingbar, jedoch für einen Staat, der seine Interessen im Ausland rechtfertigen will, nützt eine modernisierte High-Tech-Armee mehr.

Ein anderer Aspekt sind die Wählerstimmen, die Rot-Grün gewinnen wird, sollte sie eine derartige Umstrukturierung der Bundeswehr vornehmen. Also warte man gespannt bis 2006. Spätestens dann ist die Katze aus dem Sack.

PS: Ich kann auch nichts für meine jovialen Metaphern.Confusedchock:


- Shahab3 - 14.11.2004

Die Wehrpflicht wurde in vielen europäischen Ländern schon abgeschafft.
Sie ist nicht nur unmodern, sondern auch verdammt teuer.
Dabei schlägt ja nicht nur der Grundwehrdiensleistende zu Buche, sondern auch der Zivi. Insgemsamt wird die Bundeswehr ja aus diversen finanziellen und aufgabenbedingten Gründen verkleinert. Die abschaffung der Wehrpflicht wäre die logische Konsequenz.


- vil - 14.11.2004

kann mir mal jemand sagen wieso man immer behauptet mit der Abschaffung der Wehrpflicht würde man Geld sparen denn es ist doch genau das Gegenteil der Fall. Nur allein schon mal ein kleiner Vergleich Wehrpflichtiger ca. 12 - 13 Euro prot Tag (Sold) das bekommt ein Berufssoldat doch bestimmt schon pro Std. selbst wenn man noch die Kosten für Verpfegung, Kleidung etc. zurechnet kommt man da nicht billiger weg ausserdem wollen Berufssoldaten auch Verpflegt gekleidet und Ausgebildet werden.


- Mr NoBrain - 14.11.2004

Die Gesamteffektivität des Systems nimmt zu und deswegen wird es billiger. Man kann die Ausbildungsorganisation der Bundeswehr enorm verkleinern, wodurch Kräfte frei werden. Ein Beispiel aus der Panzertruppe: Alle 6 Monate bekommt man neue Soldaten in die Kompanie, diese müssen einen Monat intensiv ausgebildet werden (Spezialgrundausbildung, Kennenlernen des Waffensystems, Simulatortraining etc.), bleiben also fünf Monate für die Vollausbildung (Truppenübungsplatzaufenthalt mit Schießen, etc.), dann beginnt alles von vorn. Habe ich nur Soldaten mit Verpflichtungszeiten von 2+ Jahren muss ich nicht alle nach 5 Monaten wieder eine SGA durchführen.

Was persönliche Ausrüstung (Kleidung etc.) angeht, gibt es da geteilte Meinung ob es billiger ist oder nicht. Kommt drauf an wie die Vorgesetzten mit "Schlampen" umgeht, sprich ob das einreißt oder nicht.

Beim Sold wird es definitiv nicht billiger, mein Cousin ist Gefreiter bei der britischen Armee und verdient soviel wie ein A9er bei der Bundeswehr und bei den Franzosen haben sie dem Hörensagen nach den Sold bei den Offizieren nach Aussetzen der Wehrpflicht um 40% hochgesetzt um einen höheren Anreiz zu schaffen.

Gruß NoBrain


- beat - 15.11.2004

Zitat:Mr NoBrain postete
Die Gesamteffektivität des Systems nimmt zu und deswegen wird es billiger.

Beim Sold wird es definitiv nicht billiger, mein Cousin ist Gefreiter bei der britischen Armee und verdient soviel wie ein A9er bei der Bundeswehr und bei den Franzosen haben sie dem Hörensagen nach den Sold bei den Offizieren nach Aussetzen der Wehrpflicht um 40% hochgesetzt um einen höheren Anreiz zu schaffen.
Billiger wird eine Berufsarmee nie, höchstens effizienter und sie hat eine höhere Einsatzbereitschaft. Aber wenn Deutschland ein ca. 200'000 Mann starke Berufsarmee will, muss Struck rauf mit dem Budget. Frankreich, Niederlande, Belgien, Spanien, Italien u.a. welche die Umstellung vollzogen haben, mussten entweder mit dem Budget rauf oder die Zielzahl der Berufssoldaten nachträglich reduzieren (was meistens die Konsequenz war, da ja überall das Geld fehlt). Die Personalkosten explodieren bei einer Berufsarmee, da man (z.B. wie erwähnt in Grossbritannien, da sind die Verteidigungsausgaben höher als in Deutschland und trotzdem musste die Zahl der Soldaten unter 200'000 reduziert werden, auch die Niederlande machen laufend Korrekturen nach unten) Mühe hat, genügend Personal zu erhalten, wenn man nicht finanzielle Anreize einbaut. Italien und Spanien haben jetzt schon grosse Probleme damit, u.a. wird ja geprüft auch Ausländer einzustellen. Machen die USA übrigens schon lange, man kann sich damit die Staatsbürgerschaft "erarbeiten". Eine Berufsarmee wird m.E. auch in Deutschland kommen, aber billiger wird sie sicher nicht, ausser man geht auf 150'000 Mann oder weniger ........


- Der_Schakal - 15.11.2004

Währe es den so schlecht das wir nur eine 180.000 Mann Armee hätten ?
Würde das denn nicht absolut reichen ?

Ich bin für eine Berufsarmee, weils endlich mal eine Proffessionelle Armee darstellen würde !


Der Schakal


- Cluster - 15.11.2004

Beides zusammen wäre sinnvoller aber das wird man wohl nicht haben können (wie meistens).
Eine Berufsarmee mit besserer Ausrüstung und höherer Professionalität und daneben eine Wehrpflichttruppe, die nur für Heimatverteidigung und Katastrophenschutz da ist. Die Ausbildungszeit für die Wehrpflichtigen wird noch weiter abgesenkt, so das es für eine vernünftige Ausbildung an Infantriewaffen reicht. Dazu benötigt man spezielle Ausbildungszentren, die sich nur mit der Ausbildung der Wehrpflichtigen befassen. Alle paar Jahre werden die Leut dann wieder eingezogen und das Wissen wird aufgefrischt.
Der Zivi-Ersatzdienst würde deswegen wohl in seiner Dauer erhöht werden müssen auf 18 bis 24 Monate (dafür aber am Stück).


- beat - 15.11.2004

Zitat:Der_Schakal postete
Währe es den so schlecht das wir nur eine 180.000 Mann Armee hätten ?
Würde das denn nicht absolut reichen ?
Frankreich hat eine Zielgrösse von ca. 240'000 Mann, UK ca. 195'000 Mann, Italien ca. 190'000 Mann, Spanien ca. 150'000 Mann, die Niederlande ca. 45'000 Mann usw.

Ob das jeweils reicht, hängt vom Auftrag und Bedrohungsszenarien der jeweiligen Streitkräfte ab. Ob bei der Bundeswehr 180'000 reichen ist grundsätzlich schon möglich, die Frage ist nur, welche Aufgaben diese abdecken müssen.

Bei 180'000 Mann in Deutschland würde dies vermutlich etwa bedeuten 20'000 Marine, 50'000 Luftwaffe und 110'000 Mann Heer. Beim Heer würde man somit im Bereich von Italien und UK liegen, d.h. das Heer hätte etwa noch 6-7 Kampfbrigaden.

Die US Streitkräfte haben akutell ca. 1'450'000 Mann aktive Truppen und ca. 900'000 Mann aktive Reservisten. Aber dies reicht im Moment scheinbar nicht aus, um für alle Aufgaben genügend Leute zur Verfügung zu haben, sie müssen aufstocken, vorerst sind 30'000 Mann fürs Heer bewilligt.

Aber in der Realität ist es so, dass die Staaten ihre Personalstärke primär dem Budget und nicht dem Bedarf anpassen, was vermutlich auch für die Bundeswehr zu erwarten wäre ........


- Gast159 - 15.11.2004

Zitat:Die Pläne von Verteidigungsminister Peter Struck, die Bundeswehr zu verkleinern, heizen die Diskussion um die Wehrpflicht in Deutschland an. Nach Einschätzung eines Wehrexperten wäre eine Berufsarmee billiger als die jetzige Bundeswehr.

"Eine Freiwilligen-Armee mit 220.000 Soldaten dürfte bei gleicher Einsatzleistungsfähigkeit betriebswirtschaftlich billiger sein als die Wehrpflicht-Armee mit 250.000 Soldaten, wie Struck sie jetzt plant", sagte der sicherheitspolitische Fachmann der Stiftung Wissenschaft und Politik, Hans Lemke, der "Berliner Zeitung".

Der Vizepräsident der Hamburger Bundeswehruniversität, Wolf Schäfer, rechnet nicht damit, dass es bei der geplanten Zielstärke von 250.000 Soldaten bleiben wird. "Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass es zu weiteren Reduzierungen kommt", sagte der Ökonom. Das gelte besonders dann, wenn die Wehrspflicht abgeschafft werde. Für diesen Schritt brauche die Politik aber noch zwei bis drei Jahre.

In der SPD sprechen sich immer mehr Politiker für eine Berufsarmee aus. "Es gibt einen neuen Schub in Richtung Abschaffung der Wehrpflicht", sagte der Abgeordnete Hubertus Heil.

Überzeugt, dass Deutschland das Ende der Wehrpflicht in kurzer Zeit erleben wird, ist auch Vorstandsmitglied Niels Annen. Mittlerweile würden nur noch so wenige Männer eingezogen, dass die Wehrgerechtigkeit in Frage stehe.
Quelle:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/27/00/98/2700986.html">http://www2.onnachrichten.t-online.de/d ... 00986.html</a><!-- m -->

Ich halte die Wehrpflicht langfristig für nicht tragbar. Das Konzept der Berufsarmee muss durchgesetzt werden.


- Der_Schakal - 15.11.2004

@ Beat

Wofür brauch Deutschland mehr als 180.000 aktive Berufssoldaten ?
Ich meine lasst eine Reserve von 200.000 bestehen (in der Grössenordnung besteht auch derzeit an Reservisten) die dann in Notfällen eingezogen werden könnten.

Wir sind ja auch nicht die USA Wink


Der Schakal


- beat - 15.11.2004

Zitat:Der_Schakal postete
@ Beat

Wofür brauch Deutschland mehr als 180.000 aktive Berufssoldaten ?
Ich meine lasst eine Reserve von 200.000 bestehen (in der Grössenordnung besteht auch derzeit an Reservisten) die dann in Notfällen eingezogen werden könnten.
Habe eigentlich nie gesagt, dass Deutschland mehr als 180'000 Mann braucht :frag:

Die Zahl von 200'000 Reservisten ist nur realistisch, wenn man die Wehrpflicht beibehält oder ein System analog der US Nationalgarde aufbaut, ansonsten dünnt sich das Reservepotential bei einer Berufsarmee schnell aus.

@Gast159

Na bei 220'000 aktiven Berufssoldaten dürfte Struck vermutlich bei der Kostenberechnung einen Herzinfarkt kriegen, UK und F liegen bei mehr als 30 Mia Euro pro Jahr .........


- hawkeye87 - 15.11.2004

das problem der anderen besteht v.a. darin, dass ihre armeen im vergleich zur bevölkerungszahl sehr groß sind bzw. sie eine überdurchschnittlich hohe zahl an freiwilligen pro jahr brauchen.

beispiel 1: frankreich hat eine bevölkerung von 60,4 millionen und eine armee von 240.000 soldaten -> ergo 0,39% der bevölkerung. bei einem jährlichen einstellungsbedarf von 13% der streitkräfte (zahl der weizäcker-kommsion), also 31.000 rekruten / jahr, müssten von 780.000 jungen leuten, die jährliche 18 werden, 3,9% sich zum militär melden -> fast jeder 25.

beispiel 2: spanien hate eine bevölkerung von 40,3 millionen une eine armee von 150.000 soldaten -> ergo 0,37% der bevölkerung. jährlicher rekrutierungsbedarf bei 13% 20.000 leute. zahl der jährlich volljährig werdenden: 490.000 männer und frauen; es müssten sich also 4% zum militär melden. das dass bei schlechtem sold nicht klappt steht jawohl fest.

im gegensatz dazu hätte die bundeswehr eine stärke von vielleicht 200.000 soldaten -> zahl der rekruten pro jahr: 26.000. -> armee: 0,24% der bevölkerung und 2,7% eines jahrgangs müssten sich freiwillig melden ... doch ein erheblicher unterschied. zusammen mit guten ausbildungs- und weiterbildungsmöglichkeiten sollte man die 200.00 schon erreichen.

ps.: spanien rekrutiert jetzt in südamerika -> die kämpfen auch für schlechten sold Big Grin aber nicht das wir dass so machen sollten :bonk: