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Mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei - Druckversion

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- bastian - 14.12.2006

Zitat:Dann sollte die EU erst einmal von ihrem Mitglied GB verlangen die eigenen Truppen umgehend aus dem Irak abzuziehen. Den die Besetzung des Iraks an der sich GB beteilgt hat ist auch Völkerrechtswiedrig
Äh nein, mittlerweile nicht mehr, die Truppen sind auf Bitten der gewählten irakischen Regierung da. Vorher hat die UNO Resolution 1546 den Aufenthalt der Koalitionstruppen, allerdings erst nachträglich legitimiert.

Zitat:Alleine mit den ENOSIS Bestrebungen wurde der Garantievertrag mit Füssen getreten, da damit die Unabhängig Zyperns aufgehoben werden sollte. Jetzt verlang man mit UN-Resolutionen das die Türkei von Zypern abzieht und die EU fordert die Häfen zu öffnen. Selbst wenn die Türkei die Häfen öffnet wird es den griechischen Zyprern nicht reichen, kurze Zeit später werden sie sicherlich die Forderung nach einem vollständigen Abzug der türkischen Truppen fordern ! Nach dem Motto: Gibt man denen den kleinen Finger verlangen die den ganzen Arm.
Warum sollen die griechischen Zyprer das nicht verlangen? Was legitimiert die Anwesenheit türkischer Truppen im Nordteil der Insel?
Was hindert die Türken daran, für das EU Mitglied Zypern seine Häfen zu öffnen, wenn sie Mitglied der EU werden will?
Die Türkei kann sich nicht nach dem Rosinenprinzip nur das von der EU aussuchen, was ihr passt.

Zum Garantievertrag <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cyprus-conflict.net/Treaties%20-1959-60.htm">http://www.cyprus-conflict.net/Treaties%20-1959-60.htm</a><!-- m --> da war ein abgestuftes Reaktionsmodell vorgesehen, zuerst sollte es Beratungen geben und dann erst wenn dies gescheitert ist, kann ein Garantiestaat eingreifen. So hat die Türkei aber nicht gehandelt.
Weiterhin legitimiert der Garantievertrag nicht die Gründung eines eigenen Staates, eine massive Siedlungspolitik und auch nicht die Vertreibung der griechischen Zyprer aus dem Nordteil der Insel.

Die Existenz Nordzyperns ist nun einmal völkerrechtswidrig.

Auch sind die Türken ja nicht einmal zum reichen des kleinen Fingers bereit, obwohl ihnen der Arm nicht gehört und sie diesen nur mit Gewalt an sich gebracht, um im Bild zu bleiben.

Zitat:Erstens einmal will die Türkei die türkische Bevölkerung auf Zypern schützen. Zweitens ist die Türkei aufgrund eines historischen Ereigniss misstrauisch eingestellt. Ich erinnere an den Vertrag von Sevres aus dem Jahr 1920 der den Griechen Gebiete der West-Türkei zusprach, Armenien teile Ostanatoliens und den Kurden einen eigenen Staat um das wichtigste zu nennen. Deswegen wird die Türkei nicht von dem Nordteil der strategisch wichtigen Insel Zypern ihre Truppen abziehen, die Folge davon wäre eine Einkreisung der Türkei.
Zu erstens, die Besiedelung des Nordteils Zyperns nach der Besetzung durch die Türkei ist illegitim. Desweiteren haben wir nicht mehr die 70er. Die türkische Bevölkerung bedarf wohl kaum des Schutzes vor den Bewohnern des EU Landes Zypern. Die dürften besseres zu tun haben, zB Geld an Touristen verdienen.
Und "Einkreisung" Hallo? von einem Land das Teil derselben Organisation ist in der man Mitglied werden will eingekreist werden? Hört sich für mich irgendwie komisch an. Und Ängste aus den 20ern sollte man überwinden können. Ich fürchte mich ja auch nicht mehr vor dem Erbfeind Frankreich.


- Azrail - 14.12.2006

Und was ist mit den Türken auf der Insel die vorher schon da waren,glaubst du tatsächlich das man deren schutz in die Hände von griechischen Zyprioten ja der EU gibt?

1974 hat man geshen wo das hinführt Vertreibung und Mord der türkischen Zyprioten.Hätte die damalige Türkei nicht eingeschritten wäre ihr Schicksal wie das der Bosnier in Sebrenica gewesen!!


Und ausserdem wer reicht hier wem den kleinen Finger nichtmal?!

Europas Union ist nichtmal in der Lage das Embargo leicht zu lockern als Geste des guten willens aber die Türkei soll alles zur Zufriedenheit der griechischen Zyprioten machen,wie schon gesagt die EU verfolgt eigene Interessen die sehr unfair sind.


- Falke - 14.12.2006

Zitat:bastian postete
Darf ich kurz einwerfen, dass Nordzypern von der Türkei völkerrechtswidrig besetzt ist? Die Türkei ist die einzige (!) Regierung der Welt, die Nordzypern als Staat anerkennt.
Das so genannte Südzypern ist dagegen das "Original" Zypern, das der einzig völkerrechtlich anerkannte Staat auf Zypern ist. Und der ist EU Mitglied.
Die Türkei lässt Schiffe eines EU Landes nicht in ihre Häfen. Das ist ungefähr so, als wenn die Polen sich weigern würde, dt. Schiffe einlaufen zu lassen, aber trotzdem in die EU gewollt hätte.

Eigentlich ist es schon eine Konzession mit der Türkei über eine Aufnahme in die EU zu verhandeln, ohne den vollständigen Abzug der Türkei aus Zypern zu fordern. Es gibt sogar eine UN Resolution (37/253), die den vollständigen Abzug der Türken fordert.
Die türkische Besetzung Nordzyperns ist nicht mehr oder weniger legitim als die Besetzung des Südlibanon durch Israel. Sogar die Besetzung Iraks durch die USA ist vom Sicherheitsrat mittlerweile legitimiert.
Und wenn jetzt einer mit Siedlungspolitik kommt, genau die betreibt die Türkei auf Nordzypern auch.
Ich weiss nicht, was ich von dieser Aussage halten soll.Viel zu einseitig dein Statement, ohne die sinnvolle Kommentare einiger User hier in Betracht zu ziehen. Du stellst die türkischen Truppen so dar als ob es denen nur um die Besetzung Teile Zyperns geht.

Der Grund für die Intervention der Türkei sollte abermals mehr als bekannt sein.Natürlich würde es sich aus deiner Sicht stur um altmodische Vorgehensweise wie" Besetzen und Herrschen" handeln als um den Schutz türkischer Zyprioten ,und man hätte damals auf diplomatischer Ebene verhandeln können, wärend noch mehr Blut vergossen wäre, wie wir es aus den immer noch aktuellen Thema Srebrenica kennen.

Auf den schwachsinnigen Vergleich mit der Besetzung Iraks durch die USA fällt mir absolut nichts mehr ein.


- Skywalker - 14.12.2006

@Bastian

Zitat:Äh nein, mittlerweile nicht mehr, die Truppen sind auf Bitten der gewählten irakischen Regierung da. Vorher hat die UNO Resolution 1546 den Aufenthalt der Koalitionstruppen, allerdings erst nachträglich legitimiert.
Du meinst eine Marionettenregierung auf Gnaden der USA, aber ich frag mich ob das irakische Volk die Ansicht teilt ....


Zitat:Die Existenz Nordzyperns ist nun einmal völkerrechtswidrig.
Wenn die Existenz der TRNZ völkerrechtswiedrig ist dann frag ich mich ob die UN oder besser gesagt der Westen einen alternativen Friedensplan auf den Tisch legen kann der zur Zufriedenheit beider Seiten ist ?

Meiner Meinung nach ist Zypern als Einheitsstaat für Griechen und Türken bereits Gescheitert, auch ein friedliches Zusammenleben beider Völker ist Utopie. Das Verhältnis zwischen Griechen und Türken ist geschichtlich vorbelastet, hinzu kommen noch religiöse Unterschiede.

Im Klartext heisst das für mich Zypern ist ein "failed State".


@Azrail

Zitat:Und was ist mit den Türken auf der Insel die vorher schon da waren,glaubst du tatsächlich das man deren schutz in die Hände von griechischen Zyprioten ja der EU gibt?

1974 hat man geshen wo das hinführt Vertreibung und Mord der türkischen Zyprioten.Hätte die damalige Türkei nicht eingeschritten wäre ihr Schicksal wie das der Bosnier in Sebrenica gewesen!!


Und ausserdem wer reicht hier wem den kleinen Finger nichtmal?!

Europas Union ist nichtmal in der Lage das Embargo leicht zu lockern als Geste des guten willens aber die Türkei soll alles zur Zufriedenheit der griechischen Zyprioten machen,wie schon gesagt die EU verfolgt eigene Interessen die sehr unfair sind.
In der Zypernfrage kann man von der EU absolut keine Gerechtigkeit erwarten ! Die EU verfolgt klar ihre eigenen Ziele und braucht Zypern in der Region als "unsinkbaren Flugzeugträger" um in Zukunft sich verstärkt in Nahost einmischen zu können und zur Kontrolle des östlichen Mittelmeers. Wodurch ist es sonst zu erklären das die EU im Mai 2004 die Insel Zypern und damit auch den Konflikt in die EU aufgenommen hat.

An einer gerechten Friedenslösung ist im Westen eh keiner interessiert, die sind froh wenn es den Konflikt gibt. Sollte die Türkei irgendwann nicht mehr nach der Pfeife des Westens tanzen so brauchen sie(der Westen) nur einen Konflikt schüren, die Türkei in einer billigen PR-Kampagne als bösen Agressor darstellen. Den Rest kannst du dir sicherlich denken .....


- Azrail - 14.12.2006

Zitat:An einer gerechten Friedenslösung ist im Westen eh keiner interessiert, die sind froh wenn es den Konflikt gibt. Sollte die Türkei irgendwann nicht mehr nach der Pfeife des Westens tanzen so brauchen sie(der Westen) nur einen Konflikt schüren, die Türkei in einer billigen PR-Kampagne als bösen Agressor darstellen. Den Rest kannst du dir sicherlich denken .....
Naja mal abwarten vielleicht such sich dann Türkei neue Partner und Verbündete.


- Erich - 15.12.2006

mal von der Tagesschau einige Dossiers mit weiteren Links
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/thema/0,1186,OID3673084_REF1_NAV_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/thema/0,1186,O ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Die Türkei auf dem Weg nach Europa?



- Falke - 15.12.2006

Zitat:Erich postete
mal von der Tagesschau einige Dossiers mit weiteren Links
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/thema/0,1186,OID3673084_REF1_NAV_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/thema/0,1186,O ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Die Türkei auf dem Weg nach Europa?
@Bastian

Der Link von Erich kann dein Hintergrundwissen über die Zypernthematik vielleicht ein bischen aufrischen und einleuchten, daß die Türken allein für die Unachgiebigkeit des Konfliktes nicht verantwortlich sind.

Tja Gerechtigkeit kann man von der EU beim besten Willen nicht erwarten, auch wenn die EU Anwärterin Türkei zur Lösung des Konfliktes 2004 sowohl mit der EU als auch mit der UNO kooperiert hat.


- Azrail - 16.12.2006

Das was ich an dieser Streitigkeit nicht verstehe ist,wieso man die Türkei so drangsaliert obwohl die Türkei das einzige Bindeglied ist um wirklich die Interssen Europas im Nahen Osten zu vertreten ohne Konfliktpotenzial.

Wieso kann man der Türkei mal nicht etwas entggekommen in der Zypernfrage und sagen ok wir lockern die Sanktion gegen Nordzypern,dann wird Türkei automatisch Spielraum haben im innenpoltischen Bereich.

Man blockt stur ab bloss wegen den Südzyprioten,erkennt man hier nicht das ganze grosse wie wichtig die Türkei ist.Auch im bereich der Kulturen.

Was will also die EU??? Das ist doch die wichtigste Frage finde ich.

Der Türkei ihren willen diktieren?


- ThomasWach - 16.12.2006

Das Problem ist, dass die EU eben ein Sammelsurium unterschiedlicher Interessen ist! Da gibt es die Franzosen, die relativ unabhängig von der parteipolitischen Couleur eher gegen den Türkeibeitritt sind. Ich hab zwar bisher nichts dazu von Segolene Royale gehört, trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie vehementer Beitrittsbefürworter ist. Nehmen wir Deutschland. Auch hier sind die Konservativen eher gegen den Beitritt, während die Linke verhältnismäßig leise sich da verhält. Und so kann man weiter durch die Länder durch gehen und dass bestenfalls unterschiedliche Positionen da bestehen oder eher ein Konsens gegen den Beitritt, zumindest in der öffentlichen Meinung.
Die EU hat leider - wie schon mehrfach festgestellt - sehr viel mit sich selbst zu tun und muss die vergangegen Erweiterungsrunden erst mal verkraften und neue Kraft für eine wie auch immer gerartete weitere Vertiefung finden. Da redet man nicht so gern über den Brocken Türkei als nächsten Beitrittskandidaten, da man die jetzigen nicht mal so richtig verkraftet hat!
Da spielen einige Punkte mit rein, so dass die Zypernfrage momentan ein gern genommener Aufhänger ist, um Verzögerungen zu legitimieren.
Hier geht es darum auf Zeit zu spielen, leider, aber die widersprüchlichen Interessen und Problemlagen machen das eben nunmal politisch notwendig und oppurtun für "die EU".


- Erich - 16.12.2006

Ich gerate immer mehr zur Überzeugung, dass es einer der größten Fehler der EU war, Südzypern aufzunehmen ohne ein Gesamtpaket mit Nordzypern zu schnüren und ohne die EU-Verfassungsreform "in trockenen Tüchern" zu haben.
Die Ablehnung des von der EU unterstützen UN-Planes hätte eine Warnung sein müssen. Jetzt kann Südzypern jeden Schritt in Richtung Türkei torpedieren und blockieren.
Dabei muss doch klar sein, dass jeder Schritt der Annäherung zwischen Türkei und der EU auch die Situation der religösen und ethnischen Minderheiten in der Türkei verbessert und zur Annäherung auf Zypern beiträgt.

Ganz abgesehen davon, ist die Türkei nach wie vor einer der anerkanntesten islamischen Führungsstaaten (eine Nachwirkung des Kalifats?) mit einer weltoffenen aufgeklärten Theologie, der sich dazu um enge Beziehungen mit dem Westen bemüht.
Die OIC (Organization islamic Nations) hat bei den letzen Wahlen einen türkischen Theologen als Präsidenten gewählt und nicht den saudischen Verteter!
Das macht die Türkei zum idealen Bindeglied, zum "Scharnier", zum Mittler und Brückenkopf zwischen islamischen und westlichen Staaten.
Schon alleine aus diesem Grunde müsste es im Interesse des Westens sein, die "sunnitischen Führungsstaaten" - Türkei und auch Ägypten - zu fördern und zu unterstützen.

Stattdessen werden die Saudis und mit diesen der Fundamentalwahabismus hofiert, und die verbreiten mit den von westlichen Ölgeldern finanzierten Imamen und Medien ihre krude Lehre in der gesamten islamischen Welt und gewinnen immer mehr Anhänger.
:wall:


- bastian - 16.12.2006

@Zypern
Meine Sichtweise ist sicherlich etwas polemisierend, aber es ist ja nicht so, dass die türkische Seite im Zypernkonflikt alles richtig gemacht hat und das arme Opfer der griechischen Politik ist. Die türkische Seite hatte mit der TMT auch ihre eigene Terrortruppe.
Die türkische Armee hat auch die Griechen im Nordteil des von ihnen besetzten Teils der Insel vertrieben. Auch nachdem der Putsch niedergeschlagen war, ist die türkische Armee ja nicht abgezogen, sondern geblieben.

Auch ist die Zypern Frage nur ein Aufhänger, um einen Beitritt der Türkei zur EU zu verhindern, aber ein treffender.

Zitat:Meiner Meinung nach ist Zypern als Einheitsstaat für Griechen und Türken bereits Gescheitert, auch ein friedliches Zusammenleben beider Völker ist Utopie. Das Verhältnis zwischen Griechen und Türken ist geschichtlich vorbelastet, hinzu kommen noch religiöse Unterschiede.

Im Klartext heisst das für mich Zypern ist ein "failed State".
Der Begriff "failed state" passt auf Zypern wenig bis gar nicht, der zyprische Staat ist in der Lage sein Gewaltmonopol im nicht türkisch besetzten Teil der Insel effektiv auszuüben.
Warum Zypern als Einheitsstaat gescheitert sein soll, ist mir nicht ganz klar, der Staat der 60er mag gescheitert sein, aber warum Türken und Griechen nicht in einem Staat leben können sollen, finde ich auch unklar. Die problematische Geschichte beider Nationen ist mir durchaus bekannt.
Aber trotzdem, die EU ist ja gerade geschaffen worden, um solche Feindschaften abzubauen und zu verhindern. Die griechisch-türkische Feindschaft als zementiert anzusehen, finde ich nicht wirklich zeitgemäß, vor allem wenn man die Türkei für aufnahmefähig in die EU hält.


Btw. Die EU ist in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht fähig, weitere Mitglieder aufzunehmen. Die EU bedarf dringend der Reform und der Erneuerung bevor sie auch nur annähernd in der Lage ist, weitere Länder aufzunehmen. Und schon gar nicht ein Land von der Größe und Bedeutung der Türkei aufzunehmen.

Zitat:Das was ich an dieser Streitigkeit nicht verstehe ist,wieso man die Türkei so drangsaliert obwohl die Türkei das einzige Bindeglied ist um wirklich die Interssen Europas im Nahen Osten zu vertreten ohne Konfliktpotenzial.
Das halte ich für falsch, die Türkei kann auf Grund ihrer massiven Einbindung in die in der Region herrschenden Konflikte europäische Positionen nicht ohne Konfliktpotential vertreten.
Dennoch ist es im vitalen Interesse der EU, die Türkei eng anzubinden, da die Türkei ein wirklich relevanter Machtfaktor militärischer und wirtschaftlicher Art ist.

Zitat:Schon alleine aus diesem Grunde müsste es im Interesse des Westens sein, die "sunnitischen Führungsstaaten" - Türkei und auch Ägypten - zu fördern und zu unterstützen
Bei der Türkei bin ich ja noch d'accord, aber Ägypten?! Das ist auch nur eine weitere Diktatur in der Region, die dem Westen gegenüber nur Lippenbekenntnisse abgibt und ein Problem mit dem islamischen Fundamentalismus hat, der massiv unterdrückt wird. Sorry aber Ägypten in seiner gegenwärtigen Form zu unterstützen halte ich für genau die Klientelpolitik, die den Westen so verhasst gemacht hat.
Die Türkei ist daher der wesentlich unterstützenswertere Staat.


- Erich - 16.12.2006

Zitat:bastian postete
.....
Warum Zypern als Einheitsstaat gescheitert sein soll, ist mir nicht ganz klar, der Staat der 60er mag gescheitert sein, aber warum Türken und Griechen nicht in einem Staat leben können sollen, finde ich auch unklar. Die problematische Geschichte beider Nationen ist mir durchaus bekannt.
Aber trotzdem, die EU ist ja gerade geschaffen worden, um solche Feindschaften abzubauen und zu verhindern. Die griechisch-türkische Feindschaft als zementiert anzusehen, finde ich nicht wirklich zeitgemäß, vor allem wenn man die Türkei für aufnahmefähig in die EU hält.
d'accord, und über die Aufnahme in die Familie lassen sich auch die Streitigkeiten zwischen den beiden "Kindern" Nord- und Südzypern bereinigen (d.h., die bereinigen sich dann von alleine, weil das EU-Recht und z.B. die Niederlassungsfreiheit in allen Mitgliederstaaten gelten)
Zitat:...
Zitat:Schon alleine aus diesem Grunde müsste es im Interesse des Westens sein, die "sunnitischen Führungsstaaten" - Türkei und auch Ägypten - zu fördern und zu unterstützen
Bei der Türkei bin ich ja noch d'accord, aber Ägypten?! Das ist auch nur eine weitere Diktatur in der Region, die dem Westen gegenüber nur Lippenbekenntnisse abgibt und ein Problem mit dem islamischen Fundamentalismus hat, der massiv unterdrückt wird. Sorry aber Ägypten in seiner gegenwärtigen Form zu unterstützen halte ich für genau die Klientelpolitik, die den Westen so verhasst gemacht hat.
Die Türkei ist daher der wesentlich unterstützenswertere Staat.
mit dem Statment zu Ägypten bewegen wir uns eigentlich schon in den :ot:-Bereich, dennoch ganz kurz:
Mir geht es zunächst nicht um wirtschaftliche und militärische Macht, sondern um Politik auf der Basis von moderaten Grundeinstellungen. Ich habe weiter nichts dagegen, wenn auf der Basis einer aufgeklärten Geisteshaltung auch wirtschaftlicher Wohlstand einkehrt - und damit verbunden auch politischer Einfluss.
Warum ich nun ausgerechnet Ägypten genannt habe?

Ägypten ist mit der Türkei (eine Nachwirkung des Kalifats?) eine der beiden sunnitischen Führungsnationen (die Sunniten machen rund 90 % der Muslime aus), und die Al-Azhar-Universität genauso wie die Türkischen Universitäten stehen (noch) für für einen aufgeklärten weltoffenen Islam, der auch mit den ethischen Grundwerten in Europa korrespondieren und harmonisieren kann.
Wenn Ägypten und die Türkei diese Einstellung aufrecht erhalten können und entsprechend vertreten, können wir wesentlich ruhiger schlafen als wenn die Fundamentalisten den Ton angeben. Europa müsste also schon aus Eigeninteresse die moderaten Kräfte fördern - ich habe jedenfalls lieber einen aufgeklärten Islam südlich des Mittelmeers und in unserer Nachbarschaft als fundamentalistische Eiferer, die einer Frau sogar das Autofahren verbieten.

Der Türkei und Ägypten fällt da eine Schlüsselrolle zu, Ägypten speziell auch für die arabische, der Türkei zusätzlich für die zentralasiatische Gemeinschaft.

Meine Kritik bezog sich nicht auf die "Klientel-Politik" (die ich im Sinne einer partnerschaftlichen Förderung und Zusammenarbeit nicht für falsch erachte, im Gegensatz zur hegemonialen Machtpolitik aus anderen Kontinenten) sondern darauf, dass "die falschen unterstützt werden."
Konkret bezieht sich das auf die Fundamentalisten in Saudi Arabien und deren Unterstützung durch das "evangelikale Pendant" in Nordamerika.

Nach meiner Überzeugung müssten dagegen die weltoffenen und aufgeklärten Kräfte gefödert werden, d.h. z.B. dadurch, dass wir die wirtschaftliche Entwicklung Ägyptens unterstützen um den Nährboden für Unzufriedenheit und Radikalismus auszutrocknen. :ot:-Ende

Die Türkei ist bereits wesentlich weiter in der Entwicklung - hier können (und müssen) wir aus Europa auch politisch auf die Türkei zugehen, nicht nur Forderungen stellen sondern auch selbst geben und damit die Entwicklung positiv fördern.


- Azrail - 16.12.2006

@Bastian

Also nur um es kurz zu sagen,was wäre denn so schlimm gewsen der Türkei mal etwas entgegenzukommen.
Was hätte denn die EU verloren,wenn sie leicht die Sanktionen gelockert hätte?
NIX!

Es ist doch entweder ein dummes kurzsichtiges hick hack oder eben Südzyprioten haben Angst das ihr Wohlstand flöten geht.



Ansonsten stimme ich Erich zu der Einfluss der Türkei ist aber nicht nur in zentralasiatischen Staaten sondern auch in Afrika(Marokko,Algerien) Asien siehe Indeonseine,Malaysia usw.

Während Ägypten eher Einfluss im Nah Ost Raum hat.

Es gibt vier wichtige Nationen innerhalb der islamischen Welt:

1.Türkei (moderat islamisch "berrechenbar")
2.Ägypten (moderat/fundamentalistisch "berrechenbar")
3.Iran (shhiitisch/fundamentalistisch islamisch "eher berrechenbar")
4.Saudi Arabien (fundamentalistisch/extremistisch islamisch "eher unberrechenbar")

Nun gibt es aus diesen vier Nationen NUR zwei als glaubwürdig und souverän gelten in den Augen der Muslime,das wären:

1.Iran
2.Türkei

Nun versuchen eben diese zwei Nationen ihre Sichtweise auch aus der Geschichte begründet Einfluss auszuüben und zu nehemn auf die gesamten islamischen Raum.
Der Iran versucht es und macht es auch.
Die Türkei versucht es und macht es auch(dank der AKP) aber wird eben in ihren Bemühungen durch die "Kritik" der EU(nennen wir es mal so) behindert.

Sorry aber die EU hat nicht viel Wahl in dieser Region und was macht sie,solch eine geostrategische und geopolitischen Partner blockiert sie indem man an der Zypernfrage scheitert.

Ich nenne sowas kurzsichtig und dumm für die EU.


MfG Azze


- Shahab3 - 16.12.2006

Ich glaube Thomas hat das ganze recht nüchtern und klar dargelegt. Und dem würde ich mich auch anschliessen. Die EU ist derzeit einfach nicht bereit (politisch, wie wirtschaftlich) einen derart gewichtigen Brocken wie die TR aufzunehmen und zu integrieren.

Die pro-TR Argumente, die hier und in dieser Diskussion allgemein gebracht werden,
sind durchaus stimmig. Dennoch scheint man diese Vorteile (aus den genannten Gründen) lieber erst in 15 Jahren ausschöpfen zu wollen. Und da schiebt man eben Argumente wie Zypern usw. vor um eine Legitimation für diese Politik zu erreichen, bzw letztendlich medial zu verkaufen.


- Erich - 16.12.2006

Zitat:Shahab3 postete
.....Die EU ist derzeit einfach nicht bereit (politisch, wie wirtschaftlich) einen derart gewichtigen Brocken wie die TR aufzunehmen und zu integrieren.

Die pro-TR Argumente, die hier und in dieser Diskussion allgemein gebracht werden, sind durchaus stimmig. Dennoch scheint man diese Vorteile (aus den genannten Gründen) lieber erst in 15 Jahren ausschöpfen zu wollen. Und da schiebt man eben Argumente wie Zypern usw. vor um eine Legitimation für diese Politik zu erreichen, bzw letztendlich medial zu verkaufen.
dem würde ich mich gar nicht versperren, aber voooorsicht - die EU und die Türkei verhandeln doch gar nicht über einen sofortigen Beitritt, sondern haben durchaus eine zeitliche Perspektive von mehreren Jahren vorgesehen. Das Problem ist, dass eine zu lange Zeit-Perspektive auch die moderaten Kräfte schwächt. Der Fundamentalismus greift (dank der kräftigen Förderung einer chaotisch agierenden Weltmacht und einer zunehmenden Frustration der Muslime) um sich - und wenn wir der Türkei die Türe zu lange und zu oft vor der Nase zuschlagen, dann ist irgendwann (und das kann sehr schnell sein) der "Wendepunkt" erreicht und überschritten. Dann kann es zu spät sein, und wir haben die Fundamentalisten und Al Quaida nicht nur vor dem Zaun, sondern im Vorgarten und im Haus.

Mit der Zeitperspektive "15 Jahre" kann man die Verhandlungen auch weiterführen, in allen Punkten, nur (zwischendurch) ein bisschen gemächlicher;
es ist sowieso klar - wenn denn in einigen Jahren die Gretchenfrage ansteht, dann ist die Türkei nicht mehr die Türkei von heute und die EU ist auch nicht mehr die EU von heute.

Ich meine, zunächst hat die EU - auch mit Rücksicht auf die demnächst in der Türkei anstehenden Wahlen - einige heisse Eisen aus dem Feuer geholt und "auf Eis gelegt", der Annäherungsprozesse darf aber auch im Interesse aller Beteiligten nicht zum Stillstand kommen. Insoweit müssen die Verhandlungen in den anderen Punkten weitergehen - und muss vor allem die Offenheit für Zypern hergestellt werden (auf beiden Seiten, auch das EU-Embargo von Nordzypern muss fallen).
Ansonsten hielte ich entsprechende Zwischenschritte für sinnvoll, also eine schrittweise Annäherung und Umsetzung der EU-Mitgliedschaft auch über den Zwischenschritt einer "privilegierten Partnerschaft" (Merkel) bis in zur Option einer Vollmitgliedschaft, wobei die nächsten Schritte jeweils von allen Beteiligten im Konsens erfolgen müssen - auch die Türkei muss die Möglichkeit haben, die Integration zu beenden; so wie ich die Situation sehe, wird die Zustimmung in der Türkei ohnehin immer niedriger. Ist das nicht ein Zeichen, dass auch die türkische Bevölkerung in manchen Punkten inzwischen überfordert ist und eine Verschnaufpause von den EU-Reformen braucht?

Im Übrigen - wir brauchen nicht auf den Umgang der Türken mit den Christen schimpfen; wenn ich mir das blamable Schauspiel um den Neubau einer Moschee in München anschaue, dann denke ich, dass auch wir in Europa gegenüber dem Islam mehr Offenheit und Toleranz brauchen, und zwar gaaanz dringend.
Auch wir müssen uns ändern, und zwar ganz egal, in welcher Art von Partnerschaft wir künftig mit den Türken zusammen leben wollen.