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Mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei - Druckversion

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- Azrail - 09.11.2006

@Erich
Ja schwieriges Pflaster,da gibt es anscheinend Leute auf beiden Seiten die scheitern sehen wollen.
Traurig wirklich traurig nicht nur für Europa auch für die Türkei und für die Türken in Europa.


- Skywalker - 09.11.2006

Zitat:na ja, da sind bald Wahlen - und wenn man bedenkt, wie die Opposition über die Regierung herfällt, wenn dort nur ansatzweise über weitere Reformen in Richtung Demokratie nachgedacht wird
Eine Demokratie die richtig funktioniert, braucht in erster Linie mündige Menschen. Wenn wir uns die gesamte Türkei anschauen, jetzt nicht nur den säkularisierten Westen des Landes so kann ich sagen das es dort an mündige Menschen fehlt. Im Südosten gehören Gewalt gegen Frauen, feudale Stammesstrukturen, äusserst autoritäre Erziehung zum Alltag. Auch in den sonstigen ländlichen Gebieten der Türkei sind alte Rollenbilder immer noch stark vertreten, der Säkularismus ist dort immer nicht tief verankert.

Das sind keine positiven Aussichten für eine funktionierende Demokratie.


- Erich - 09.11.2006

bis zu den Wahlen werden sich die Beitrittsverhandlungen wohl noch so "vor sich hin schleppen" .... ohne großen Elan auf beiden Seiten,
danach - so möchte ich fast prophezeien - wird von der türkischen Seite aus keine große Bereitschaft mehr bestehen, neuen Schwung in die Sache zu bringen; die Mehrheit für einen EU-Beitritt schwindet auf türkischer Seite immer mehr


- Azrail - 09.11.2006

Zitat:Erich postete
bis zu den Wahlen werden sich die Beitrittsverhandlungen wohl noch so "vor sich hin schleppen" .... ohne großen Elan auf beiden Seiten,
danach - so möchte ich fast prophezeien - wird von der türkischen Seite aus keine große Bereitschaft mehr bestehen, neuen Schwung in die Sache zu bringen; die Mehrheit für einen EU-Beitritt schwindet auf türkischer Seite immer mehr
Was heisst auf türkischer Seite,ich würde eher sagen auf beiden Seiten und das begreifen die Türkei jetzt das man sie nicht will.
Und was kommt nach den Wahlen hängt immernoch mit dem Wahlergebnis ab wenn die AKP gewinnt könnte sie neune Schwung für die Reformen kriegen.
Was wichtiger in diesen ganzen Reformfragen sind auch die Präsidentschaftswahlen denn diese sind immens wichtig um überhaupt schnell durchzubringen,und die sind bald nähmlich schon März 2007.


- Erich - 10.11.2006

Ich gebe Dir gerne zu, dass populisitsche Politiker wie Stoiber derzeit auf einer "Türkei nicht in die EU-Welle" reiten. Allerdings macht es die Türkei in den letzten zwei Jahren dieser "Stammtisch-Mentalität" auch relativ leicht.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/4/0,4070,3999492-5,00.html">http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/4 ... -5,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Video
Zwangsverheiratung in der Türkei
Die Hochzeit eines jungen türkischen Paares ist eigentlich ein freudiger Anlass: Nicht aber, wenn die Braut den Bräutigam gar nicht will. Aber wer fragt denn schon die Braut?
Da ist Merkel schon etwas zurückhaltender.
Deren Idee von der "priveligierten Partnerschaft" hat nur eine Chance, wenn man der Türkei vorher ehrlich und ernsthaft die Alternative der Vollmitgliedschaft angeboten hat - ohne sich entsprechend zu einigen.


- Wolf - 10.11.2006

Zitat:Erich postete
Deren Idee von der "priveligierten Partnerschaft" hat nur eine Chance...
Weiss jetzt nicht ob die von dir angeführte Zwangsehe eine "priveligierte Partnerschaft" ist.


- Ingenieur - 10.11.2006

Zitat:Erich postete
Da ist Merkel schon etwas zurückhaltender.
Deren Idee von der "priveligierten Partnerschaft" hat nur eine Chance, wenn man der Türkei vorher ehrlich und ernsthaft die Alternative der Vollmitgliedschaft angeboten hat - ohne sich entsprechend zu einigen.
Na ja, schon klar wieso die EU das Programm stur weiter durchzieht. In keinem EU-Land hat Brüssel so viel zu sagen wie in der Türkei Wink


- Erich - 10.11.2006

Zitat:Ingenieur postete
....Na ja, schon klar wieso die EU das Programm stur weiter durchzieht. In keinem EU-Land hat Brüssel so viel zu sagen wie in der Türkei Wink
nöö - wenn man das aus rein finanziell-nationaler Sicht a'la Thatcher sieht ("I won't my money back") - dann wird die Aufnahme der Türkei nach den zum derzeitigen Zeitpunkt vorliegenden Daten ein finanzieller Kraftakt für die EU:
Quelle: FOCUS print 45/2006 S. 238
Zitat:Die Türkei wäre bei einem möglichen Beitritt im Jahr 2015 neben Deutschland mit etwa 80 Mio. Einwohnern der größte EU-Staat, beeinflusste Entscheidung massiv mit und hätte vor allem Anspruch auf EU-Mittel. Allein der deutsche Nettobeitrag von 6,06 Mrd. Euro (im Jahre 2005) würde sich verdoppeln. Hauptgrund: EU-Agrarsubventionen
das BIP der Türkei mit 6.800,- € pro Kopf (2005) ist niedriger als das von Bulgarien (7.400,- €) und deutlich unter dem EU-25-Schnitt (23.400,- € - zum Vergleich: das sich ach so sehr in Wirtschaftsnöten krümmende Deutschland kommt auf 25.300,- €).
das Engagement der EU hat andere Gründe
- einmal wird die "weiche Flanke" der EU gegenüber dem Nahen Osten stabilisiert
- dann erhalten wir über die Türkei einen geographisch interessanten Zugang zu den zentralasiatischen Bodenschätzen.

Man muss sich als Europäer allerdings fragen, ob diese Ziele erreicht werden können , wenn man die kulturellen Unterschiede in der Türkei (Zwangsehe ....) und die Widerstände innerhalb des Türkentums gegen eine Modernisierung der Gesellschaft berücksichtigt, und ob diese Ziele den Einsatz "wert sind" oder ob (das scheint mir Merkels Kalkül zu sein) diese Ziele auch mit "weniger Hau-Ruck" erreichbar sind.
Ich denke, vielen "verwestlichten Türken" dürfte es im Endeffekt egal sein, ob Meinungs- und Religionsfreiheit für die Türken als Mitglieder innerhalb der EU oder als "priveligierte Partner der EU" gelten.

Die einzigen, die von der "Nichtaufnahme" definitiv Nachteile hätten wären die türkischen Bauern (keine Agrarsubventionen), die (insbesondere griechischen) Zyprioten und die Kurden, da ohne eine solche Integration der Türkei in die EU keine Notwendigkeit für Ankara besteht, diese Probleme im Sinne der EU zu lösen.


- Tarkan - 11.11.2006

Naja, der Fortschrittsbericht trägt auch eher die Handschrift von dem griechisch-zypriotischen Falken Papadopulos - ein Hardliner in der Zypernfrage

:rofl:



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- Erich - 11.11.2006

Die "Nichteinigung in der Zypernfrage" belastet die Zyprioten am meisten. Gerade in der Zypernfrage halte ich aber auch die EU mitverantwortlich für die Stagnation.
Nach meiner Kenntnis war zugesagt, dass die EU die Isolation von Nordzypern beendet und die Türkei dann ihre Häfen für (süd-)zypriotische Schiffe öfffnet.
Solange hier keine Einigung passiert ist wird es zu keiner Lösung kommen - wie man im Tarifgeschehen immer sagt: "Unter dem Vorbehalt der Gesamteinigung"


- pio - 11.11.2006

Hier eine kleine Zusammenfassung von Telepolis zu diesem Thema:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23950/1.html">http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23950/1.html</a><!-- m -->


- Tarkan - 12.11.2006

Es ist wohl eher die späte griechische-zypriotische "Rache" für den Vorfall von 1998, denn man als die "kleine Kuba-Krise" bezeichnen kann.

Damals versuchte Griechenland auf Zypern S-300 Luftabwehrraketen zu stationieren, um die türkische Lufthoheit zu neutralisieren. Die Stationierung der S-300 auf Zypern betrachtete die Türkei als "casus bellus". Griechenland gab nach und stationierte die Raketen auf Kreta.

Klug ist es wohl, wenn die Türkei auf das Zypern-Problem moderat reagiert und souverän an sich abprallen läßt. Mit freundlichen Worten indirekt zu verstehen gibt, daß sie dieses griechische Spiel nicht mitmacht. Psychologisch gesehen sind die gegenwärtigen Stichelleien aus "Griechenland" vor diesem Hintergrund erklärlich.

Manchmal scheitern Lösungen nur an den Charakteren. Wenn ein Akteur hitzig und unsympathisch ist, dann ist das beste immer, abzuwarten, bis durch Wahlen ein anderer Akteur Gesprächspartner wird, mit den man besser kann. Im Ergebnis wird das wohl auch darauf hinauslaufen.


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- Tarkan - 14.11.2006

Zitat:Grundlegende Meinungsunterschiede traten während der Ausarbeitung des EU-Verfassungsvertrags (auf den sich die Mitgliedstaaten im Dezember 2004 einigten) zutage, als es um einen möglichen Verweis auf "Gott" oder das "Christentum" ging. Die hitzigen Diskussionen endeten letzlich damit, dass in der Präambel von der Bedeutung des "religiösen Erbes Europas" die Rede ist.


Die katholische Kirche ist in den europäischen Identitätsdebatten besonders aktiv. In einer Rede vor Vertretern der Europäischen Volkspartei (EVP) am 30. März 2006 wiederholte Papst Benedikt XVI seine Forderung nach einer stärkeren Anerkennung der christlichen Wurzeln Europas und einer Rückbesinnung auf die gemeinsamen Werte.


Im Gegensatz hierzu ist Frankreich das EU-Land, das am entschiedensten für ein sekuläre Definition des europäischen Projekts eintritt. So vertrat Michel Barnier, französischer Außenminister 2004-2005, die Ansicht der meisten französischen Politiker als er betonte, dass die EU eine sekuläre Konstruktion, die ihre verschiedenen Traditionen und Religionen achte, bleiben müsse.

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hat wiederholte Male unterstrichen, dass die EU mit der Aufnahme der Türkei beweisen würde, "dass es nicht wirklich ein christlicher Club ist, sondern ein Ort, an dem sich Kulturen begegnen".
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/europaische-identitat-werte/article-155078">http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/e ... cle-155078</a><!-- m -->

Mit der Türkei würde der Vatikan langfristig seine Felle davonschwimmen sehen.

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- Skywalker - 14.11.2006

Zitat:Atomprogramm statt Beitritt?

Von unserer Korrespondentin SUSANNA BASTAROLI (Die Presse) 14.11.2006

Wirtschaftsvertreter warnt vor einer radikalen politischen Kehrtwende in Ankara.



Brüssel. Sollte die EU der Türkei die Tore verschließen, drohe eine radikale politische Kehrtwende, warnt Bahadir Kaleagasi, Leiter des Brüsseler Büros des türkischen Industriellenverbands Tüsiad, im Gespräch mit der "Presse": "Als erstes wird die Türkei sehr schnell das Atomprogramm ausbauen", ist der Industrielle überzeugt.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=eu&id=598589">http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?c ... &id=598589</a><!-- m -->


- Azrail - 15.11.2006

@Skywalker was hälts du von dem Artikel den du gepostet hast??

Ich finde es ist positiv.