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- Schneemann - 30.12.2008

Erich schrieb:
Zitat: @Schneemann, es macht schon einen Unterschied, ob man mit "Stalinorgeln" - also "ungesteuerten" Raketenwerfern (die Bilder der georgischen Streitkräfte haben wir ja gesehen) und Artillerie in eine Stadt hineinschießt oder doch - wie die Israeli - mit relativ gezieltem Bombardement gegen Infrastruktur wie Lager und Kommandozentralen vorgeht.
Nein, eben nicht. Weil nämlich Gaza – wie du selbst geschrieben hast – ein sehr enges städtisches Konglomerat ist, es hat nicht einmal die Größe Bremens, aber ca. 1,5 Mio. Einwohner. Zchinwali hingegen ist ein recht offenes Stadtgelände, ausgefächert, mit nur ca. 27.000 Einwohnern (nach anderen Angaben 15.000), das ist gerade einmal eine kleinere Kreisstadt. Meine Einschätzung stimmt insofern schon, dass der russischen Darstellung kein Glauben zu schenken ist.
Zitat: den "Krieg der Bilder" gewinnen die Pallis, schon weil ein paar Raketenteile in israelischen Obstplantagen bei weitem nicht die Dramatik haben wie die Bilder aus dem Ghetto Gazah.
Natürlich werden die Palästinenser den Krieg der Bilder gewinnen. In gewisser Weise bedauere ich es auch, dass die Israelis insofern der arabischen Propaganda ins Netz gehen werden. Aber sie hatten keine andere Wahl, sie müssen die Sache jetzt durchziehen. Sonst haben sie nie Ruhe.

Sie lassen Lebensmittel passieren, lassen gefangene Palästinenser frei, wollen den Waffenstillstand verlängern (abgesehen davon haben sie sich 2005 ja auch zurückgezogen). Und im Gegenzug gibt es immer wieder Raketenangriffe auf Grenzdörfer. Irgendwann hat man eben genug und schlägt zurück. Und wenn von den bisher über 350 Toten rund 250 der Hamas oder ihren Strukturen zuzuordnen sind, dann ist das durchaus ein erstaunliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es sich um ein dichtes, unübersichtliches Stadtgebiet handelt und die Hamas ihre Einrichtungen in zivilen Gebäuden versteckt (z. B. Waffen in der Universität lagert). Wären hier Russen in Aktion, wären 10% der Lager des Gegners getroffen worden, aber zu 90% Zivilisten gestorben.
Zitat: ob man nun die Juden seit dem Mittelalter in eigene Stadtteile drängte oder die Pallis in einem Gebiet "kleiner als Bremen" zusammen pfercht und damit einen sozialen Brennpunkt schafft - wo ist der Unterschied?
Man muss aber schauen, wer die sogenannte Ghettoisierung fördert. Den radikalen Palästinensern kommt die Ghettoisierung entgegen, sie schürt Unruhe, Unzufriedenheit, Radikalität – alles, was man für den eigenen kleinen Dschihad braucht. Und wenn die Hamas-Bonzen in gepanzerten Mercedes herumfahren, aber gleichzeitig sagen, dass sie nichts zu essen für ihre Leute haben, so stellt sich dies als bewusste Maßnahme zur Aufrechterhaltung der Notsituation zwecks eigener, angestrebter Radikalisierungstendenzen dar.

Abgesehen davon gibt es auch Stimmen, die die Sache klarer sehen...
Zitat:Merkel gibt Hamas die alleinige Schuld

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat der radikal-islamischen Organisation Hamas die alleinige Schuld an der neuerlichen Eskalation im Nahen Osten zugewiesen. Bei einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert am Sonntagabend seien sich Frau Merkel und Olmert einig darin gewesen, dass die Verantwortung für die jüngste Entwicklung „eindeutig und ausschließlich“ bei der Hamas liege, teilte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin mit. „Die Bundeskanzlerin legt Wert darauf, dass bei der Beurteilung der Situation im Nahen Osten Ursache und Wirkung nicht vertauscht werden oder Ursache und Wirkung nicht in Vergessenheit geraten.“
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~E159D8E8524E4454182FB6AFB2CBD6FAC~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ntent.html</a><!-- m -->

…und…
Zitat:Tschechien verteidigt Israels Gaza-Angriffe

Prag (Reuters) - Der kommende EU-Ratsvorsitzende Tschechien hat die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen verteidigt.

Die Hamas habe nach dem Ende der Waffenruhe am 19. Dezember die Zahl der Raketenangriffe auf Israel massiv erhöht. Dies sei nicht länger hinzunehmen, sagte Außenminister Karel Schwarzenberg der Zeitung "Mlada Fronta Dnes" vom Dienstag. Frankreich, das die EU-Präsidentschaft zum neuen Jahr an Tschechien weitergibt, hatte sowohl die israelische Luftoffensive als auch die palästinensischen Raketenangriffe verurteilt und die Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt aufgerufen. Zudem warf die Regierung in Paris Israel einen unverhältnismäßigen Gewalteinsatz vor. Am Abend beraten die EU-Außenminister in Paris über die Gaza-Krise.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE4BT06520081230">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 6520081230</a><!-- m -->

...ferner:
Zitat:Konflikt um Gazastreifen

Vorbereitungen für Bodenoffensive?

Während das israelische Militär weiter Luftangriffe auf den Gazastreifen fliegt, mehren sich die Zeichen, dass es auch eine Bodenoffensive starten könnte. Die Armee zog Truppen im Grenzgebiet zum Gazastreifen zusammen und erkärte den Grenzstreifen zum Sperrgebiet. Verteidigungsminister Barak drohte, die Militäroperation gegen die Hamas auszuweiten.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen178.html">http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen178.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- ThomasWach - 30.12.2008

Merkels Aussagen reflektieren in meinen Augen alles andere als eine klare Sichtweise und eine tiefblickende Analyse; sie sind bloße außenpolitisch weichgespülte diplomatische Höflichkeits- und Unterstützungsadressen an die israelische Seite. Merkel hat schon immer klare Worte Israel gegenüber gescheut und eher diplomatisch akkurat der deutschen Schuld gegenüber dem Judentum Tribut gezollt und daher politisch korrekte Aussagen wie die oben zitierte gemacht. Meines Erachtens kann ein deutscher Regierungschef auch so verfahren, aber tiefblickend sind diese Aussagen nicht.

Eigentlich kann ich nur nochmal meine Hauptaussagen wiederholen:
Dieser Einsatz bringt nichts, nicht nur, was Schneemann auch konzediert, weil Israel propagandistisch den Radikalislamisten auf den Leim geht, sondern weil das ganze auch real nichts bringt. Was ist das "produktive" Ergebnis?
Wir haben einen noch mehr zerstörten Gazastreifen, noch mehr Apathie und Indifferenz bei der paläst. Masse und noch mehr Radikalität bei den entsprechenden extremistischen Gruppierungen. Man braucht keine intakten Ministerien der Hamas, um selbstgebaute Kassamraketen zusammenzuschrauben und sie aus der Betonwüste dann weiterhin auf Israel abzuschießen. Viel eher bieten noch mehr Ruinen nur noch mehr Möglichkeit, sich zu verstecken. Mit solchen Aktionen erreicht man einfach nichts außer Hass und mehr Gewalt. Die Resultate werden kontraintentional sein, also entgegengesetzt den eigentlichen Absichten der Israelis. Der Raketenbeschuss wird weitergehen. Es ist doch an sich schon eine Karrikatur der israelischen Operation, wenn gleichzeitig zu den israelischen Aktionne weiterhin Kassam-raketen fliegen und israelische Bürger töten und verletzen. Denn für diese Kassamrakaten braucht man eben keine Hamas-Polizei, oder irgendwelche großen organisationellen Strukturen. Ganz im Gegenteil, man stößt den Gazastreifen noch mehr in die Anarchie und vergrößert die Handlungsräume für radikale Gruppen und Zirkel schließlich kommen und kamen die meisten Kassam von kleinen, radikalen Gruppen, nicht von der Hamas).
Weiterhin zementiert man mit diesen Angriffen nur die Macht der Hamas und insbesondere der Radikalen. Die angesprochene schlechte Lage der Bevölkerung wird also aktiv auch von den Israelis verschlechtert. Und ih halte in dem Zusammenhang Schneemanns Ausführungen für verfehlt, wenn er das allein der Hamas anlastet. Sicher, sie spielt damit und nutzt es. Aber es ist Israel (und Ägypten), dass für gut 1,5 Millionen Menschen nur alle paar Wochen lachhafte Zahlen an Versorgungsgütern duchläßt. Man könnte auch zynisch sagen, dass Israel zum leben zu wenig, zum Sterben zu viel durchläßt. Die Klagelieder der UN-Organisationen über die Lage im Gazastreifen (allein voran die UNWRA) sind beredtes Zeugnis dafür, dass auch die Israelis mit ihrer Blockadepolitik genügend dazu beitragen, dass es in Gaza so schlecht aussieht.
Ergo: Es ist in meinen Augen schlicht blödsinn (und wider allen Erfahrungen mit Terrorgruppen und asymmetrischer Kampfführung), dass Israel in diesen Tagen so reagieren musste. Die Resultate werden der israelischen Zielsetzung so oder so nur wieder zuwider laufen.

Daher: Das ganze ist nunmal sich sich gegenseitig bedingender Zirkel. Da folgt Reaktion auf Aktion, Re-Reaktion auf Reaktion und so weiter.
Überdies ist das ganze auch dahingehend prekär, dass mit dem Auslaufen der Präsidentschaft von Abbas auch bei den Palästinensern wieder interner Ärger ins Haus steht. Abbas hat mit seinem proisraelischen Kurs kaum Fortschritte erzielt und das harte Vorgehen der Israelis in Gaza wird auch bei vielen Palästinensern in der Westbank Zweifel an der Politik von Abbas hervorrufen und das Resentiment gegenüber den Israelis nur weiter verstrken. Daher kann das ganze auch seine negativen Auswirkungen auf die Westbank haben.

Alles in allem: Israel schließt sich schlicht der Hamas an: Statt weiter nur die Zivilbevölkerung in Gaza in Kollektivhaft zu nehmen, setzt eben Israel nun auch auf konfrontative offensive Gewalt. Das war aber weder zwingend notwendig (höchstens für eine in Wahlumfragen abgeschlagene Kadima-Partei, die sich gegen den Hardliner Netanhaju profilieren muss...), noch wird das ganze viel bringen....


- Erich - 30.12.2008

Ich kann Thomas nur zustimmen, und ansonsten die Meldungen weltweit verfolgen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/world/20081230/119225691.html">http://de.rian.ru/world/20081230/119225691.html</a><!-- m -->
Zitat:Gaza: Zahl der Opfer auf 360 gestiegen - Hamas-Raketen mit neuen Rekord-Reichweiten
11:44 | 30/ 12/ 2008

TEL AVIV, 30. Dezember (RIA Novosti). Bei den neuesten Luftangriffen der israelischen Fliegerkräfte auf den Gaza-Streifen sind in der Nacht zum Dienstag mindestens zehn Palästinenser ums Leben gekommen, 40 weitere wurden verletzt.

Wie Augenzeugen berichten, sind die Raketenschläge der israelischen Fliegerkräfte hauptsächlich auf Regierungsgebäude in der Stadt Gaza gerichtet.

In den drei Tagen der israelischen Militäroperation gegen die Hamas wurden rund 360 Menschen getötet und mehr als 1 500 verletzt.
...

Eine der vom Gaza-Streifen abgeschossenen Raketen stellte mit rund 40 Kilometern Flug einen neuen Rekord für die palästinensischen Geschosse auf und schlug in der Nähe der Stadt Yavne ein, wo sich das Zentrum für Nuklearforschungen befindet. Es gab keine Toten und Verletzten.

Innerhalb der Reichweite der palästinensischen Raketen leben mehrere Hunderttausend Israelis. Es handelt sich dabei unter anderem um die Städte Ashdod mit 200 000 und Ashkelon mit 100 000 Einwohnern.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/world/20081230/119228505.html">http://de.rian.ru/world/20081230/119228505.html</a><!-- m -->
Zitat:Israelische Luftwaffe zerbombt 50 Ziele im Gaza-Streifen. 13 Tote

13:56 | 30/ 12/ 2008

GAZA/TEL AVIV, 30. Dezember (RIA Novosti). Israels Luftwaffe und Flotte haben am Dienstag mehr als 50 Ziele im Gaza-Streifen angegriffen, 13 Palästinenser getötet und die gesamte Opferzahl der militärischen Operation auf 363 Menschen gebracht.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/290/452986/text/">http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/polit ... 2986/text/</a><!-- m -->
Zitat:30.12.2008 14:17 Uhr

Krieg im Gaza-Streifen
"Es wird keine Waffenruhe geben"

Allen internationalen Appellen zum Trotz: Israel zeigt sich fest entschlossen, die radikalislamische Hamas in einem langwierigen Kampf zu zermürben. Dem Druck aus den arabischen Staaten standhalten will auch Ägyptens Präsident Mubarak: Der Öffnung der Grenze zum Gaza-Streifen erteilte er eine klare Absage.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~EB4A748A285B740ED90BECE394E5877C8~ATpl~Ecommon~Sspezial.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ezial.html</a><!-- m -->
Zitat:Offensive im Gazastreifen
Israel zu wochenlangem Kampf bereit

30. Dezember 2008 Israel hat die Angriffe auf Einrichtungen der Hamas im Gazastreifen auch am Dienstag fortgesetzt und tausende Soldaten an der Grenze zusammengezogen. Nach palästinensischen Angaben wurde das von der Hamas kontrollierte Außenministerium völlig zerstört; auch das Verteidigungs- und das Finanzministerium sowie der Sitz des Ministerpräsidenten seien angegriffen worden. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert bezeichnete die Luftangriffe als „die erste von mehreren Phasen“, die das Kabinett gebilligt habe. Auch wenn eine Bodenoffensive offiziell bislang nur erwogen wird, gilt diese mittlerweile als sehr wahrscheinlich. „Die Truppen sind bereit“, sagte eine Armeesprecherin.
...

Bei der Offensive wurden nach palästinensischen Angaben seit Samstag mindestens 364 Menschen getötet und etwa 1400 verletzt. Auf israelischer Seite war die Zahl der Todesopfer am Montag auf vier gestiegen; es gab acht Verletzte.

Israel drängt ein Hilfsschiff ab

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte einen sofortigen Waffenstillstand und rief die internationale Gemeinschaft zu entschiedenem Handeln auf. Er kritisierte einen „übermäßigen Einsatz von Gewalt“ durch die israelischen Streitkräfte. Auch die EU-Kommission äußerte sich besorgt und forderte, Kampfhandlungen mit schweren Folgen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen sofort zu beenden. Die Hamas und andere islamistische Gruppen müssten ihre Raketenangriffe auf Israel einstellen.

Die Kommission forderte zudem die Einrichtung von Schutzzonen, um Verletzte versorgen und Hilfsgüter verteilen zu können. Den Mangel an Hilfsmitteln nannte die Behörde „dramatisch“. Israel ließ am Dienstag nach eigenen Angaben 100 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen einfahren. Das Rote Kreuz wollte noch am Abend mehr als zehn Tonnen medizinischer Hilfsgüter in die Region fliegen. Die israelische Marine fing gleichwohl ein Schiff mit Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen ab.

Die internationale Organisation „Bewegung für ein freies Gaza“ erklärte, ihr Schiff „Dignity“ (Würde) mit 3,5 Tonnen medizinischer Ausrüstung an Bord sei am Dienstag von einem israelischen Schiff in internationalen Gewässern gerammt und beschossen worden. Das israelische Außenministerium bestritt, das Schiff beschossen zu haben, bestätigte aber einen „physischen Kontakt“. Das Schiff habe auf Funksprüche nicht reagiert, sagte ein Sprecher. Es sei nach dem Zusammenstoß in zyprische Gewässer eskortiert worden. Die Küstenzone und das israelische Grenzgebiet zum Gazastreifen sind militärisches Sperrgebiet.
...



- ThomasWach - 30.12.2008

Erich und ich sind hier auf einer Linie, aber eben nicht nur Erich und ich...

Zitat:ISRAELS GAZA-STRATEGIE
Operation volles Risiko
Von Yassin Musharbash

"Krieg bis zum bitteren Ende" hat Israel geschworen - dabei ist der Kampf einer regulären Armee gegen eine Organisation wie die Hamas militärisch nicht zu gewinnen. Das hat der desaströse Feldzug gegen die Hisbollah vor zwei Jahren bewiesen.
...

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598863,00.html

und

Zitat:Olmert's Final Failure

By Jackson Diehl
Monday, December 29, 2008; Page A15

Israel's new battle with Hamas in Gaza means that Prime Minister Ehud Olmert will be remembered for fighting two bloody and wasteful mini-wars in less than three years in power. The first one, in Lebanon during the summer of 2006, punished but failed to defeat or even permanently injure Hezbollah, which is politically and militarily stronger today than it was before Olmert took office. This one will probably have about the same effect on Hamas, which almost certainly will still control Gaza, and retain the capacity to strike Israel, when Olmert leaves office in a few months.
...
Instead of a groundbreaking accord with Abbas or Assad, he will leave behind scorched earth in Gaza, a Lebanese front bristling with Hezbollah's missiles and an Israeli West Bank presence that has expanded rather than contracted during the past two years, with thousands of new homes for Jewish settlers under construction.
...
Olmert badly miscalculated in launching the 2006 offensive against Hezbollah -- and he's probably making the same mistake in Gaza, which will cost many lives
...

Quelle:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/12/28/AR2008122801277.html


- Luetzow - 30.12.2008

@Thomas und Erich

Danke für die vernünftigen Analysen. Dem kann man nur zustimmen.
Der dämlichen und sinnlosen Provokation der Hamas zum trotz kann ein demokratischer Rechtsstaat nicht agieren wie eine Terrororganisation sondern ist dazu verdammt moralisch überlegen zu reagieren ebenso verhältnismäßig.

Das Hauptproblem ist doch was ist das Ziel der Offensive? Chaos in Gaza sähen? Was soll das bringen? Marschieren sie wirklich ein , dann sind sie Besatzungsmacht und haben die Palis erst recht an der Backe...also was ist eigentlich das Ziel?


- Erich - 30.12.2008

@Luetzow:
über die Zielsetzung rätseln auch unsere seriösen Zeitungen, weil die "offiziellen Kriegsziele" sehr - hm - unrealistisch erscheinen
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wiwo.de/politik/israel-nennt-vernichtung-der-hamas-als-ziel-382462/">http://www.wiwo.de/politik/israel-nennt ... el-382462/</a><!-- m -->
Zitat: Nahost-Konflikt Israel nennt "Vernichtung" der Hamas als Ziel
30.12.2008
....

HB NEW YORK. Israel will die Angriffe im Gazastreifen nach Angaben seiner UN-Botschafterin Gabriela Schalew so lange fortsetzen, bis die Hamas "vollständig vernichtet" ist. Die Offensive werde andauern, bis dieses Ziel erreicht sei, sagte Schalew in New York.
....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598961,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.12.2008

OFFENSIVE GEGEN HAMAS
Olmert lehnt Feuerpause im Gaza-Streifen ab

Frankreich schlägt Israel eine zweitägige Waffenruhe mit der Hamas vor - doch Ministerpräsident Olmert lehnt die Initiative der EU-Ratspräsidentschaft ab: Die Terrororganisation dürfe keine Chance bekommen, sich neu zu bewaffnen. Im Gegenteil droht eine Bodenoffensive im Gaza-Streifen.
...
- hier z.B. macht die FAZ klar, dass mit Luftschlägen nichts mehr zu erreichen ist, und die Hamas wohl nur auf den Einmarsch von Bodentruppen wartet:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~E0D0DC7A4AD6C461687F3B868BBA4D012~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Israels Offensive
Lieber nicht von Krieg reden

Von Hans-Christian Rößler

30. Dezember 2008 Das arabische Wort „Tsumud“ lässt sich mit Ausdauer und Beharrlichkeit übersetzen. Für die Hamas ist es seit langem ein wichtiger Bestandteil ihres Kampfes gegen Israel. „Bleibt Gaza standhaft, wird die Aggression enden. Der Feind kann nicht lange weitermachen“, lautete der Rat von Hizbullah-Führer Nasrallah an die militanten Islamisten im Gazastreifen. Er spricht aus eigener Erfahrung: Vor zweieinhalb Jahren hat seine Miliz gegen die israelischen Streitkräfte gekämpft, die die schiitischen Kämpfer nicht besiegen konnten.
...

Treffen israelische Medienberichte zu, gehen der Luftwaffe nach fast vier Tagen die Ziele aus, die sie von Flugzeugen und Drohnen aus treffen kann. Gleichzeitig löst sich die Hamas langsam aus ihrer ersten Schockstarre: In der Nacht zum Dienstag schlugen wieder weiterreichende Raketen in der strategisch wichtigen Hafenstadt Aschdod und in Yavne ein; beide Orte sind mehr als 30 Kilometer von Gaza und nur etwa eine halbe Stunde von Tel Aviv entfernt. Und ein Angriff israelischer Bodentruppen scheint die radikalen Islamisten nicht zu schrecken – im Gegenteil, angeblich hoffen ihre Führer sogar darauf.

Denn die Luftwaffe musste seit Samstag keine Verluste in den eigenen Reihen verzeichnen. Aber von dem Augenblick an, in dem die ersten Panzer und Mannschaftstransporter den Grenzzaun rund um den Gazastreifen durchbrechen, sind die Soldaten in Lebensgefahr, und die Minister in Jerusalem könnten bald statt neuer Erfolgsmeldungen Todesnachrichten überbringen. Seit Monaten habe sich die Hamas auf einen Einmarsch vorbereitet, schreibt die israelische Zeitung „Haaretz“. Sie hoffe, dass ihre Kämpfer „den israelischen Panzern und der Infanterie so schwere Verluste zufügen, dass sie wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz fliehen werden“.

„Überall in Gaza Bomben vergraben“

Mit tatkräftiger Hilfe aus Iran sowie von der libanesischen Hizbullah ist es der Hamas nach Informationen israelischer Geheimdienste und des Militärs gelungen, aus kleinen Terrorzellen eine schlagkräftige militärische Infrastruktur im gesamten Gazastreifen aufzubauen.
...
ich kann nur ein (objektiv erreichbares) Ziel erkennen - sich mit Härte eine möglichst gute Ausgangsposition bei den israelischen Wahlen zu erkämpfen;
leider geht das zu Lasten der Befriedung, denn das, was diesem Sohn einer Deutschen passiert
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/338/453034/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/338/453034/text/</a><!-- m -->
Zitat:30.12.2008 17:14 Uhr

Palästinenser in Deutschland
"Jetzt fühle ich Hass"

Nachts fielen die Bomben, nun ist das Dach weg: Eine Deutsche und ihr palästinensischer Mann haben die israelischen Angriffe im Gaza-Streifen knapp überlebt - in Köln schäumt deren Sohn vor Wut.
...

(SZ vom 31. Dezember 2008 / 1. Januar 2009/odg)
das passiert hundert- und tausendfach bei den Arabern; dem Friedensprozess ist das jedenfalls nicht förderlich.

edit:
ohne weitere Kommentierung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Krieg-in-Gaza-Olmert-lehnt-Vorschlag-Frankreichs-ab/455692.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 55692.html</a><!-- m -->
Zitat:Krieg in Gaza
Olmert lehnt Vorschlag Frankreichs ab

Seit Samstag herrscht Krieg in Gaza, die Zahl der Toten auf palästinensischer Seite soll auf 380 gestiegen sein. Doch noch ist kein Friede in Sicht. Am Abend lehnte Israels Ministerpräsident Olmert ein Angebot Frankreichs ab.
...

Olmert sprach sich gegen das Angebot Frankreichs für eine 48-stündige Waffenruhe im Gazastreifen aus. Ein Sprecher des amtierenden Ministerpräsidenten sagte am Dienstag, eine Waffenruhe wäre gegenwärtig ein "Fehler". Israel wolle die am Samstag begonnene Offensive "Gegossenes Blei" nicht beenden, bevor alle Ziele erreicht seien.
...

FTD.de, 21:53 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen194.html">http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen194.html</a><!-- m -->
Zitat:Eskalation im Gazastreifen
Ruf nach Waffenruhe findet kein Gehör

Während international der Ruf nach einer Waffenruhe lauter wird, setzt Israel die Angriffe auf den Gazastreifen fort. Am Abend wurde erneut der Süden des Gebietes bombardiert. Nach ARD-Informationen wurden weitere 2500 Reservisten eingezogen. Die Gesundheitsbehörde in Gaza gibt die Anzahl der Getöteten inzwischen mit 380 an. In Israel wurden insgesamt vier Menschen bei Raketenangriffen getötet.
...

Stand: 30.12.2008 22:50 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://portal.gmx.net/de/themen/nachrichten/ausland/7245046-Neue-schwere-Luftangriffe-im-Gazastreifen,articleset=5296424,cc=0000001603000724504617S1vv.html">http://portal.gmx.net/de/themen/nachric ... 7S1vv.html</a><!-- m -->
Zitat:30.12.2008

Neue schwere Luftangriffe im Gazastreifen

Tel Aviv/Gaza (dpa) - Israel hat den vierten Tag in Folge die schweren Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen fortgesetzt. Im Norden des Palästinensergebiets wurden nach palästinensischen Angaben zwei Mädchen im Alter von vier und elf Jahren getötet.

Nach Krankenhausangaben wurden insgesamt zehn Palästinenser getötet. Damit stieg die Zahl der Toten nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza auf mehr als 360, über 1.700 wurden demnach verletzt. Auch die militanten Palästinenser setzten ihre Raketenangriffe auf das israelische Grenzgebiet fort. In der Grenzstadt Sderot schlugen nach Rundfunkangaben drei Raketen ein, verletzt wurde niemand.
...

Ein Boot, mit dem ein Team von internationalen Friedensaktivisten medizinische Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte, ist am Dienstagmorgen von einem israelischen Patrouillenboot gerammt worden. Wie der Korrespondent des US-Senders CNN, Karl Penhaul, von Bord der "Dignity" berichtete, hatte das israelische Schiff die Friedensaktivisten in internationalen Gewässern vor der Mittelmeerküste des Gazastreifens zunächst etwa 30 Minuten lang verfolgt. Plötzlich habe es die "Dignity" dann ohne Vorwarnung gerammt.
...

Am Montagabend waren bei den Raketenangriffen zwei Israelis getötet worden, in Aschdod eine Mutter von vier Kindern und in einer Militärstellung am Rande des Gazastreifens ein drusischer Soldat. Damit stieg die Zahl der israelischen Toten seit Beginn der Operation "Gegossenes Blei" auf vier. Israel will mit dem Einsatz den ständigen Raketenbeschuss israelischer Grenzorte unterbinden.
oder doch - was hat die Verhinderung der Lieferung von medizinischen Hilfsgütern mit der Unterbindung eines meist harmlosen Raketenbeschusses zu tun?


- Erich - 31.12.2008

eine Sicht aus Israel, bei der die israelischen Risiken angesprochen werden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598970,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 70,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.12.2008

BOMBEN AUF GAZA
"Es wurde höchste Zeit, dass Israel zurückschlägt"

Aus Jerusalem berichtet Ulrike Putz

Die israelische Bevölkerung steht in überwältigender Mehrheit hinter den Angriffen auf Gaza. Doch mit dem Hurra-Patriotismus könnte es schnell vorbei sein: Spätestens dann, wenn es doch noch zu einer verlustreichen Invasion am Boden kommt.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/world/20081231/119241613.html">http://de.rian.ru/world/20081231/119241613.html</a><!-- m -->
Zitat:Israelis bombardieren Tunnel in Gaza - Hamas beschießt Südisrael
09:48 | 31/ 12/ 2008

TEL AVIV, 31. Dezember (RIA Novosti). Israelische Fliegerkräfte haben am Dienstag ein Tunnelsystem an der Grenze des Gazastreifens und Ägyptens angegriffen.
...

Insgesamt kamen nach dem Beginn der israelischen Operation mehr als 380 Palästinenser ums Leben.

Die Luftangriffe der Israelis werden mit einem Raketenbeschuss des Südens Israels erwidert. Eine Rakete schlug am Dienstag in der Stadt Beer Sheva ein, 40 Kilometer östlich vom Gazastreifen. Erneut beschossen wurden die Städte Ashkelon, Ashdod und Sderot. Mehrere Personen wurden dabei leicht verletzt.

Seit dem Beginn der Operation kamen vier Einwohner Israels ums Leben.



- BigLinus - 31.12.2008

Erich schrieb:Das sieht im Übrigen auch die UNO so:
Zitat:... Die Luftangriffe hätten nicht nur jede Polizeistation und jede Sicherheitseinrichtung der gewählten Regierung im Gazastreifen zerstört, sondern auch viele Zivilisten getötet, heißt es in einer Erklärung des Uno-Sonderberichterstatters über die Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten, Richard Falk, vom Montag.

Auch die Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay äußerte am Vortag große Sorge wegen der "gewaltigen" Opferzahlen im Gazastreifen aus. Pillay verurteilte die Raketenangriffe der radikalislamischen Hamas gegen Israel. Zugleich sprach sie von einem unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt der israelischen Armee.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Krieg-in-Gaza-Israel-bestreitet-%FCberm%E4%DFige-Brutalit%E4t/455326.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 55326.html</a><!-- m -->

Israel - so hat man den Eindruck - schlägt mal wieder blindwütig um sich, aber die eigentlichen Gegner, die Terroristen, werden damit kaum getroffen. Und jedes zivile Todesopfer verstärkt den Hass gegen die militärische Übermacht und den "Besatzungsstaat Israel" - auch auf der Westbank und in den anderen arabischen Staaten.
Ob solche Äußerungen wirklich zutreffend sind, darf zumindest bis jetzt bezweifelt werden. Selbst die Hamas, die sonst die Macht der Bilder geschickt für sich einsetzt, erklärt in ihren Berichten, daß die überwiegende Mehrzahl der Toten aus den Reihen Ihrer Kämpfer stammt.

Laut 'n-tv' rufen die Israelis seit Beginn der Luftangriffe über Handy und Festleitung die Bewohner des Gaza-Streifens an und fordern sie mittels eines Tonbands in arabischer Sprache auf die Häuser zu verlassen, wenn sich dort Hamas-Kämpfer oder Waffen und Sprengstoffe befinden, da die israelische Luftwaffe einen Angriff auf diese Häuser nicht ausschließt.


- Shahab3 - 31.12.2008

@BigLinus

Zitat:Selbst die Hamas, die sonst die Macht der Bilder geschickt für sich einsetzt, erklärt in ihren Berichten, daß die überwiegende Mehrzahl der Toten aus den Reihen Ihrer Kämpfer stammt.

Wer hat was und wann genau gesagt? Zitat bitte.


- Erich - 31.12.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen202.html">http://www.tagesschau.de/ausland/gazastreifen202.html</a><!-- m -->
Zitat:Luftangriffe auf Gaza, Raketen auf Israel
Israel hält sich alle Optionen offen

Die Hoffnungen vieler Palästinenser und Israelis auf eine befristete Waffenruhe haben sich nicht erfüllt. Die israelische Regierung lehnte diese Option ab und erwägt weiterhin eine Bodenoffensive. Palästinensische Raketen schlugen in Beerscheba ein - rund 40 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.
..

Stand: 31.12.2008 12:50 Uhr



- BigLinus - 31.12.2008

Shahab3 schrieb:@BigLinus

Zitat:Selbst die Hamas, die sonst die Macht der Bilder geschickt für sich einsetzt, erklärt in ihren Berichten, daß die überwiegende Mehrzahl der Toten aus den Reihen Ihrer Kämpfer stammt.

Wer hat was und wann genau gesagt? Zitat bitte.
@Shahab3
Ich gebe lediglich entsprechende Pressemitteilungen (Reuters, SZ, FAZ, NZZ, Spiegel, dpa, n-tv, CNN, ZDF, ARD, usw.) wieder. Hier z.B. eine VN-Mitteilung aus dem Spiegel.
Zitat:(...) Seit Beginn der Angriffe am Samstagmorgen wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 340 Menschen getötet. Laut Uno waren 60 Zivilisten unter den Todesopfern, darunter 21 Kinder. (...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598777,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 77,00.html</a><!-- m -->


- Schneemann - 31.12.2008

@Thomas Wach

Sagen wir es mal so: Die Hamas ist in keiner leichten Situation, sie hat einerseits versprochen, dass die sozialen Umstände sich bessern werden (ohne die Blockade hätte sie wohl auch 50 Prozent der Zusagen erfüllen können), gibt aber selbst in der jetzigen Situation mehr für ihre Sicherheitskräfte und Waffen aus als für Lebensmittel, Öl oder Medikamente. Wäre es ihr darum gegangen, den Leuten wirklich zu helfen, dann hätte sie sich umgekehrt verhalten können – ohne das sie, in puncto Kampfkraft, wieder hinter die Fatah zurückfallen würde. Aber sie wollte es nicht. Warum auch? Iran und Syrien – und auch einige andere arabische Staaten – sind ja quasi die Vorbilder, ja fast die Mentoren; und diese geben lieber Geld dafür, dass radikale Gruppen ausgerüstet werden, rüsten ihre eigenen Armeen auf oder bauen gar irgendwelche Prestige- oder Nobelbauten entlang der Golfküste. Für die wirklich Bedürftigen gibt es aber – außer Kampf- und Solidaritätsbekundungen – so gut wie keine Unterstützung. All die finanziellen Aufwendungen, die in Waffen gesteckt wurden, um den Nahost-Konflikt am Gären zu halten, hätten im Umkehrschluss, gemeinsam mit einer anderen Haltung gegenüber Israel in Sachen Verhandlungsbereitschaft, um die harte Haltung der Israelis zu lockern und damit Lieferungen – vom Ziegel über das Wasserrohr bis zum OP-Saal – zu ermöglichen, die Lage der Palästinenser erheblich verbessern können. Aber daran hat man eben kein Interesse...

Ein weiterer Faktor ist der, dass die Hamas Probleme mit inneren Strömungen hat, ja mit Gruppen im Inneren, die eine noch härtere und brutalere Gangart gegenüber Israel sich herbeiwünschen. Und diese Gruppen haben der derzeitigen Hamas-Führung vorgeworfen, sie würde den Kampf gegen den Todfeind vernachlässigen, vor allem nach dem Zustandekommen des Waffenstillstands, und sie mit eigenen Parolen unter Druck gesetzt. Quasi wurden die Radikalen von anderen Radikalen am radikalen Flügel fast überholt. Das der Waffenstillstand vor kurzem nicht verlängert worden ist, hat insofern auch mit den inneren Konflikten der Hamas zu tun und mit der Angst der Leute um Maschaal und Hanija, dass noch radikalere Gruppierungen ihrer Macht gefährlich werden könnten. Die Führung, die sich eh schon anhören muss, dass sie zu wenig für die Menschen tut und zu viele Gelder anderweitig verschwendet oder versickern lässt und die manche Gelder, auch wegen der Blockade, schlicht gar nicht hat, wollte nicht noch als Weichling vor den Israelis dastehen, da ihr dies vermutlich endgültig den Führungsanspruch zunichte gemacht hätte. Deshalb hat man – auch – den Waffenstillstand nicht verlängert und damit quasi die Raketenangriffe ermöglicht sowie die jetzige Eskalation herbeigeführt.

In diesem Zusammenhang: Es ist natürlich ein wenig eine Hätte-und-Wenn-Theorie, aber die schlechte soziale Lage hat, die von den arabischen Staaten mitzuverantworten ist, vor allem wegen der Unversöhnlichkeit einiger Herren, gepaart mit der Furcht der Hamas-Führung vor Einfluss- und Machtverlust wegen neuen, radikalen Strömungen, eben diese radikaleren Gruppen gestärkt, welche wiederum im Umkehrschluss die Führung fast genötigt hat, den Waffenstillstand auslaufen zu lassen. Es beißt sich quasi die Katze in den Schwanz. Man kann es drehen, wie man möchte, letztlich bleibt die Verantwortung für die jetzige Eskalation bei der arabisch-palästinensischen Seite.

Schneemann.


- BigLinus - 31.12.2008

Schneemann schrieb:@Thomas Wach

(...) Ein weiterer Faktor ist der, dass die Hamas Probleme mit inneren Strömungen hat, ja mit Gruppen im Inneren, die eine noch härtere und brutalere Gangart gegenüber Israel sich herbeiwünschen. Und diese Gruppen haben der derzeitigen Hamas-Führung vorgeworfen, sie würde den Kampf gegen den Todfeind vernachlässigen, vor allem nach dem Zustandekommen des Waffenstillstands, und sie mit eigenen Parolen unter Druck gesetzt. Quasi wurden die Radikalen von anderen Radikalen am radikalen Flügel fast überholt. Das der Waffenstillstand vor kurzem nicht verlängert worden ist, hat insofern auch mit den inneren Konflikten der Hamas zu tun und mit der Angst der Leute um Maschaal und Hanija, dass noch radikalere Gruppierungen ihrer Macht gefährlich werden könnten. Die Führung, die sich eh schon anhören muss, dass sie zu wenig für die Menschen tut und zu viele Gelder anderweitig verschwendet oder versickern lässt und die manche Gelder, auch wegen der Blockade, schlicht gar nicht hat, wollte nicht noch als Weichling vor den Israelis dastehen, da ihr dies vermutlich endgültig den Führungsanspruch zunichte gemacht hätte. Deshalb hat man – auch – den Waffenstillstand nicht verlängert und damit quasi die Raketenangriffe ermöglicht sowie die jetzige Eskalation herbeigeführt.

(...) Schneemann.
Genau zu diesem Thema gab es am Montag einen sehr interessanten Kurzbericht bei n-tv. Danach war es für die Hamas-Führung zwingend, den Waffenstillstand auslaufen zulassen. Wobei sich die Hardliner innerhalb und außerhalb der Hamas an diesen Waffenstillstand so wie so nicht gebunden fühlten.


- Kosmos - 31.12.2008

Zitat:Sagen wir es mal so: Die Hamas ist in keiner leichten Situation, sie hat einerseits versprochen, dass die sozialen Umstände sich bessern werden (ohne die Blockade hätte sie wohl auch 50 Prozent der Zusagen erfüllen können), gibt aber selbst in der jetzigen Situation mehr für ihre Sicherheitskräfte und Waffen aus als für Lebensmittel, Öl oder Medikamente. Wäre es ihr darum gegangen, den Leuten wirklich zu helfen, dann hätte sie sich umgekehrt verhalten können – ohne das sie, in puncto Kampfkraft, wieder hinter die Fatah zurückfallen würde. Aber sie wollte es nicht. Warum auch?
Sicherheitskräfte und Waffen von Hamas dienen vorallem für den Kampf gegen Israel, nicht gegen Fatah.


- Seleukos - 31.12.2008

Die unheilige Allianz der Antisemiten, Linken und Moslems (gerne auch in Kombination) hier ist wirklich furcht- und ekelerregend.

Die Opferzahlen auf der israelischen Seite mit der palestinensischen zu vergleichen ist gut für den muslim-markt oder eine solche Seite, aber wohl kaum für ein Forum für Streitkräfte und Militär.

Die einen bauen ihre Waffenlager in Wohnsiedlungen, Krankenhäuser, Schulen und die Universität - die anderen sind per Gesetz dazu verpflichtet, in jedem Neubau einen Luftschutzraum zu haben.
Bei den einen sind es nahezu ausschließlich einheimische Freelancer die berichten (Stichwort "Pallywood"), die anderen sind frei zugänglich...

Wer Israel das Recht zu einer noch so harten Verteidigung (die sogar das Überraschungsmoment aus der Hand gibt um die Bevölkerung per SMS zu warnen!!!) abspricht läßt über sich nur einen von zwei Schlüssen zu:
1. Er ist ein dreckiger Antisemit
2. Er hat von Tuten und Blasen keine Ahnung!

Welcher Staat mit auch nur einem Hauch Selbstbewußtsein würde seine Zivilisten über Jahre beschießen lassen?


Mit der Hamas kann man nur über Gewalt kommunizieren. Wer hier etwas anderes schreibt beweist nur sein eigene Inkompetenz. Als Ableger der Muslimbruderschaft kennt die Hamas keine Verhandlung und keine diplomatische Lösung. Ein Blick auf ihre Grundsatzprogramm (das u.a. die Protokolle der Weisen von Zion als Beweis aufführt...) und den Wikipediaartikel "Hudna" erklären genug.
Wer Verhandlungen mit Islamisten fordert verhandelt lediglich über die Art des eigenen Endes, über nichts sonst.

Aber ich werde mich nun aus diesem Thread fernhalten, diese antisemitische Soße hier stinkt zu widerwärtig!