Ägypten - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90) +--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96) +--- Thema: Ägypten (/showthread.php?tid=2963) |
RE: Ägypten - Schneemann - 28.01.2018 Vor der "Wahl" in Ägypten schaltet das Militär jedweden Gegenkandidaten aus, selbst wenn er aus den eigenen Reihen stammt. Kandidaten, die nicht dem Militär entstammen, sind bereits im Vorfeld ausgeschaltet worden... Zitat:Gegner von Staatschef Sisi unter Druckhttp://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-die-nervoese-armee-geht-gegen-gegner-von-sisi-vor-a-1189615.html Schneemann. RE: Ägypten - Schneemann - 26.03.2022 Ergänzend zum Austausch zwischen Quintus und mir in diesen Strang (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=4238&page=4), hierzu diese Meldung: Zitat:IMF to rescue Egypt from Ukraine shockhttps://www.africanews.com/2022/03/24/imf-to-rescue-egypt-from-ukraine-shock/ Das wird denen derart um die Ohren fliegen... Schneemann RE: Ägypten - Kongo Erich - 17.03.2024 Ägypten wird in der EU immer mehr als "Ankerstaat" im arabischen und nordafrikanischen Raum wahrgenommen. Ägypten kann daher bis Ende 2027 auf EU-Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro in Form von Krediten und Zuschüssen hoffen - meldet die Tagesschau. Zitat:Gleichzeitig sollen sowohl die Zusammenarbeit in Bereichen wie Erneuerbare Energien, Handel und Sicherheit verbessert (werden). Den Angaben zufolge sind ... fünf Milliarden Euro für Darlehen und 1,8 Milliarden Euro für Investitionen in Bereiche wie Ernährungssicherheit und Digitalisierung vorgesehen. (Weitere) 600 Millionen Euro sollen demnach als Zuschüsse fließen, 200 Millionen davon für das Migrationsmanagement.Meiner bescheidenen Ansicht nach haben die ganzen Mittel nur einen Wert, wenn sie nachhaltig in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes investiert werden und Arbeitsplätze schaffen. Ansonsten besteht nur die Gefahr, dass auch die Ägypter selbst noch die Migrationsströme verstärken. Eine erste vordringliche Investition wäre eine Freihandelszone an der Grenze zum Gaza-Streifen, in der erst einmal ein Krankenhaus für die Kriegsopfer aus dem Gaza-Streifen und danach entsprechende Arbeitsplätze für die Bewohner des Streifens geschaffen werden. Ein zweiter Investitionsblock wäre m.E. nach der Ausbau der Werftindustrie ebenfalls in einer Freihandelszone am Suez-Kanal und der durchgehend zwei"spurige" Ausbau des Kanals, der wichtigsten internationalen Wasserstraße zwischen Asien und Europa. Da würde ich durchaus auch eine Spiegelfunktion zu Singapur als Verteilerdrehscheibe sehen, und eine Basis zur Erschließung der offshore-Vorkommen im Meer. Ein dritter Investitionsblock sollte sich auf breit gestreute Arbeitsplätze in den verschiedensten Branchen (Streuung) konzentrieren - von Automobilen über Energieerzeugung und Konsumgütern bis zur Luftfahrt. Sowohl der Binnenmarkt wie auch die (nord-)afrikanischen und arabischen Staaten wären potentielle Abnehmer. Die Aufzählung stellt nur bedingt eine "Reihenfolge" dar. Energieerzeugung ist etwa ein Thema, das von der Priorität ganz vorne stehen müsste. Aber auf mich hört wahrscheinlich wieder keiner, ich darf höchstens wieder die Russen im Kongo, Niger und Tschad verprügeln ... RE: Ägypten - lime - 17.03.2024 (17.03.2024, 17:47)Kongo Erich schrieb: Ägypten wird in der EU immer mehr als "Ankerstaat" im arabischen und nordafrikanischen Raum wahrgenommen. Ägypten kann daher bis Ende 2027 auf EU-Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro in Form von Krediten und Zuschüssen hoffen - meldet die Tagesschau. Ich denke in Afrika hat man einfach keine Lust mehr auf Europäer die wissen wollen was besser oder richtig für Afrika ist. Insofern sollte man sich in Zukunft lieber auf das Geschäft konzentrieren, denn dieses liegt im beiderseitigen Interesse ohne belehrend zu wirken. Eine Freihandelszone für Gaza, die am Besten noch als Auffangbecken für die Einwohner Gazas dienen soll liegt sicherlich absolut nicht im ägyptischen Interesse, sondern bleibt wohl ein Wunschtraum mancher Europäer die sonst vielleicht Probleme mit ihrem moralischen Kompass bekommen könnten/würden. RE: Ägypten - Kongo Erich - 17.03.2024 (17.03.2024, 22:24)lime schrieb: .... Eine Freihandelszone für Gaza, die am Besten noch als Auffangbecken für die Einwohner Gazas dienen soll liegt sicherlich absolut nicht im ägyptischen Interesse, ...warum? BZW::da wäre ich mir nicht so sicher - die Ägypter verdienen dabei als Firmeneigner Geld und lassen die Bewohner aus Gaza für sich arbeiten, ohne dass Ägypten deshalb die Grenzkontrolle aufgeben müsste. Das von diesen verdiente Geld wird dann einmal in Ägypten versteuert und gleich wieder in Geschäften für den täglichen Bedarf in der Zone ausgegeben - und auch dort verdienen wieder die ägyptischen Einwohner. Gleichzeitig wird der "Unruheherd Gaza" kontrolliert, und die Armuts-Basis für die Hamas-Revolutionäre ausgetrocknet. Da meine ich dann eher, das Gegenteil Deiner Meinung könnte zutreffen. RE: Ägypten - voyageur - 18.03.2024 Zitat:Ich denke in Afrika hat man einfach keine Lust mehr auf Europäer die wissen wollen was besser oder richtig für Afrika ist. Das sollte eine Grundlage für unsere zukünftige Politik sein. Auch was Gaza angeht, stimme ich @lime Analyse zu. Was jetzt die Investitionen angeht In den letzten Monaten haben die Golfstaaten (Emirate und SA) größere Investitionen im Tourismusbereiches im Roten Meer getätigt. Was eventuelle Rüstungsprojekte angeht, sollten wir Ende April abwarten (Ramadan, Wahlen in Indien) abwarten. RE: Ägypten - lime - 18.03.2024 (17.03.2024, 23:06)Kongo Erich schrieb: warum? Rein ökonomisch gesehen fragt sich wo da ein großer Nutzen für Ägypten bestehen soll. Arbeitskräfte aller Art hat man doch selbst genügend und die arbeitslosen Ägypter würden sich wohl fragen warum man für Ausländer Arbeitsplätze schafft, wenn man diese auch mit Ägyptern besetzen könnte. Aber wesentlich brisanter ist doch der Umstand dass laut Umfragen ca. 70-80% der Einwohner Gazas mit der Hamas sympathisieren, die eine befreundete Organisation der Muslimbrüder ist, die in Ägypten nicht nicht nur verboten wurden, sondern sogar als Terrorgruppe eingestuft sind. Diese Sonderwirtschaftszone könnte man nicht zu 100% kontrollieren und es liegt auf der Hand, dass dies den Muslimbrüdern im Untergrund wieder Aufschwung geben würde. Die Sicht der ägyptischen Regierung ist hier klar, die Grenze dichthalten egal was passiert. Auch kontrolliert man so sicher nicht Gaza und schon gar nicht trocknet man eine "Armutsbasis" der Hamas aus, denn Gaza war nicht arm sondern durch ausländische Hilfen eher wohlhabend, was den Sympathien für die Hamas aber keinerlei Abbruch getan hat, ganz im Gegenteil. Meines Erachtens verkennst Du hier die herrschende Mentalität in der Region. RE: Ägypten - Schneemann - 29.06.2024 Zitat:Von der Leyen besiegelt EU-Milliardenhilfe für Ägyptenhttps://www.deutschlandfunk.de/von-der-leyen-besiegelt-eu-milliardenhilfe-fuer-aegypten-100.html Auch wenn man es als Realpolitik ansehen könnte, so bleibt eben doch ein schaler Beigeschmack. Die EU versteht sich als demokratischer Staatenverbund und ist schnell mit Kritik oder Sanktionen bei der Hand, wenn Rechtsstaatsstandards oder Menschenrechte nicht eingehalten werden - und nun wirft man einem durchaus repressiven Militärregime in Kairo (und nichts anderes ist die Regierung von al-Sisi) Milliarden hinterher. Einerseits. Andererseits ist die Junta in Ägypten eine säkulare Junta, die z. B. die radikalen Islamisten von den Muslimbrüdern hart unterdrückt, die mit der EU bei der Sicherung der Außengrenzen und bei der Migration zusammenarbeitet (was uns nur recht sein kann), die sich klar gegen Iran und seine Proxys (gerade auch die Houthi im Jemen, wo die Ägypter schon einmal interveniert hatten) positioniert und die zudem ihren Frieden mit den Israelis hat und mit Jerusalem in Teilen sogar kooperiert, wenn es darum geht, dass man radikale Palästinensergruppen in Schach hält. Kurzum: Das kommt uns in Europa durchaus entgegen... Tja, der klassische Zwiespalt eben - Realpolitik at its best. Schneemann RE: Ägypten - Kongo Erich - 29.06.2024 wenn es um "lupenreine Demokratien" geht, dürfte die EU bei etwa 2/3 aller Staaten auf der Welt "aussen vor" bleiben und das Feld China, den Russen oder wem auch immer überlassen. Ich denke, wir sollten daher mehr schauen, für welche Dinge dieses Geld bereit gestellt wird: Zitat:Das Geld soll unter anderem in die Bereiche saubere Energie, das verarbeitende Gewerbe und die Ernährungssicherheit des nordafrikanischen Landes investiert werden.Damit wird - unabhängig von der Regierungsform - der Bevölkerung direkt geholfen. Es entstehen nachhaltige Arbeitsplätze und der Wohlstand wird gehoben - was über einen erhöhten Dienstleitungs- und Warenaustausch indirekt auch wieder uns zugute kommt. Die intensivsten Wirtschaftsverbindungen haben wir - die "Exportnation" Deutschland - schließlich mit entwickelten Staaten. Man schaue sich nur die Zahlungsbilanzen zwischen den einzelnen Staaten an. Und mit dem Begriff "saubere Energie" wird zudem auch etwas gegen Umweltverschmutzung getan. Es kann mir auch niemand erzählen, dass eine Industriewüste mit fossilen Kraftwerken an der Gegenküste des Mittelmeeres nicht zur Belastung der europäischen Küsten führt. Müllberger, steigende Wassertemperaturen - sollten wir auch südlich des Mittelmeeres nicht wünschen RE: Ägypten - Broensen - 29.06.2024 (29.06.2024, 16:17)Kongo Erich schrieb: Ich denke, wir sollten daher mehr schauen, für welche Dinge dieses Geld bereit gestellt wird:Nicht nur das. Die Verbesserung von Lebensbedingungen in den Ländern südlich des Mittelmeeres führen auch zu weniger Migrationsdruck auf die Grenzen der EU. Die rasant wachsende Bevölkerung Ägyptens wird die Region vor Herausforderungen stellen, bei den wir besser jetzt vor Ort unterstützen, als später die Folgen der Unterlassung tragen zu müssen.Zitat:Das Geld soll unter anderem in die Bereiche saubere Energie, das verarbeitende Gewerbe und die Ernährungssicherheit des nordafrikanischen Landes investiert werden.Damit wird - unabhängig von der Regierungsform - der Bevölkerung direkt geholfen. Es entstehen nachhaltige Arbeitsplätze und der Wohlstand wird gehoben - was über einen erhöhten Dienstleitungs- und Warenaustausch indirekt auch wieder uns zugute kommt. Die intensivsten Wirtschaftsverbindungen haben wir - die "Exportnation" Deutschland - schließlich mit entwickelten Staaten. Man schaue sich nur die Zahlungsbilanzen zwischen den einzelnen Staaten an. RE: Ägypten - lime - 30.06.2024 (29.06.2024, 16:57)Broensen schrieb: Nicht nur das. Die Verbesserung von Lebensbedingungen in den Ländern südlich des Mittelmeeres führen auch zu weniger Migrationsdruck auf die Grenzen der EU. Die rasant wachsende Bevölkerung Ägyptens wird die Region vor Herausforderungen stellen, bei den wir besser jetzt vor Ort unterstützen, als später die Folgen der Unterlassung tragen zu müssen. Ohne jetzt das Projekt selbst bewerten zu wollen stimmt die Annahme absolut nicht, denn aus Afrika wandern fast nur Angehörige der sogenannten Mittelschicht aus und eben nicht die "Armen". Das war früher schon so und ist heute auch nicht anders. RE: Ägypten - Broensen - 30.06.2024 (30.06.2024, 18:29)lime schrieb: Ohne jetzt das Projekt selbst bewerten zu wollen stimmt die Annahme absolut nicht, denn aus Afrika wandern fast nur Angehörige der sogenannten Mittelschicht aus und eben nicht die "Armen". Das war früher schon so und ist heute auch nicht anders.Und was hat das jetzt mit dem Bevölkerungswachstum und den begrenzten Ressourcen zu tun? Auch die Mittelschicht braucht Wohnraum, Trinkwasser und Lebensmittel. |