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RE: Schlepper Deutsche Marine - kato - 26.11.2023

(26.11.2023, 12:46)PKr schrieb: Würde das auch einen sinnvollen Einsatz als Ölbekämpfungsschiff ermöglichen?
Ölbekämpfung macht die Bundeswehr nicht (mehr). Die beiden Schiffe wurden aus Kostengründen ans Reedereizentrum der WSV abgegeben, die so den Bundesanteil der Ölwehr vollumfänglich macht.


RE: Schlepper Deutsche Marine - HeiligerHai - 30.12.2023

Ich habs schon mal gehört - aber jetzt ist es offiziell:
Die Rügen war ein Fehlkauf und muss teuer instandgesetzt werden. Ob das passieren wird, ist aktuell fraglich.
Die Beschaffung eines weiteren Schleppers ist auf Eis.
Aber die aktuelle Situation der Rügen ist wirklich belastend - das gibt den nächsten Skandal.


RE: Schlepper Deutsche Marine - HansPeters123 - 30.12.2023

(30.12.2023, 13:45)HeiligerHai schrieb: Ich habs schon mal gehört - aber jetzt ist es offiziell:
Die Rügen war ein Fehlkauf und muss teuer instandgesetzt werden. Ob das passieren wird, ist aktuell fraglich.
Die Beschaffung eines weiteren Schleppers ist auf Eis.
Aber die aktuelle Situation der Rügen ist wirklich belastend - das gibt den nächsten Skandal.

Türkischen Schrott gekauft? Klassiker


RE: Schlepper Deutsche Marine - Helios - 30.12.2023

@HeiligerHai:
Die Hauptwinde ist defekt, passiert. Das soll nun der Skandal sein? Denn die restlichen "Mängel" waren doch schon seit der Besichtigung bekannt, Kammern und Kombüse entsprechen nicht den "Hygieneansprüchen", Landstromanschluss fehlt; das sind nun alles keine komplexen Sachen. Der technische Betrieb ist (abgesehen von der Winde) nicht eingeschränkt, sagt die Marine selbst. Wo genau liegt das Problem? Ist da noch irgendetwas hinzu kommen, und hat eine gewisse Gruppe nur mal wieder Aufmerksamkeit bekommen?


RE: Schlepper Deutsche Marine - emjay - 30.12.2023

Interessehalber, was sind die festgestellten Hygienemängel? Muss da nur eine Grundreinigung erfolgen oder gibt es konstruktive Aspekte wie (fehlende) Edelstahloberflächen?


RE: Schlepper Deutsche Marine - kato - 30.12.2023

(30.12.2023, 14:59)emjay schrieb: Interessehalber, was sind die festgestellten Hygienemängel? Muss da nur eine Grundreinigung erfolgen oder gibt es konstruktive Aspekte wie (fehlende) Edelstahloberflächen?
Im Artikel der KN steht interpretierend "Grundsanierung notwendig".

Im dort zitierten Statement des BAAInBw dagegen "notwendige Instandsetzungen [..] die den technischen Betrieb nicht beeinflussten, [betreffend] Hygieneaspekte in der Kombüse und den Unterkünften".

Klingt für mich eher nach Rost in den Wasserleitungen oder so so was. Oder der Bodenbelag löst sich ab. Oder die Klimaanlage muss grundgereinigt werden.

(30.12.2023, 14:45)Helios schrieb: Ist da noch irgendetwas hinzu kommen, und hat eine gewisse Gruppe nur mal wieder Aufmerksamkeit bekommen?
Schön ist ja, dass bei dem KN-Artikel die französischen Abeilles und deren Instandsetzung in Kiel erwähnt wird, noch dazu mit "die Franzosen machens besser". Dabei wird aber geflissentlich darüber hinweg gesehen, dass zum einen die Schiffe inklusive Instandsetzung pro Stück grob das vierfache der Rügen gekostet haben und die gerade mal 10 Jahre alten Schiffe dann erstmal monatelang in Kiel in der Werft lagen und damit erst ein gutes Jahr nach dem Kauf zur Verfügung standen.


RE: Schlepper Deutsche Marine - HeiligerHai - 30.12.2023

(30.12.2023, 14:45)Helios schrieb: @HeiligerHai:
Die Hauptwinde ist defekt, passiert. Das soll nun der Skandal sein? Denn die restlichen "Mängel" waren doch schon seit der Besichtigung bekannt, Kammern und Kombüse entsprechen nicht den "Hygieneansprüchen", Landstromanschluss fehlt; das sind nun alles keine komplexen Sachen. Der technische Betrieb ist (abgesehen von der Winde) nicht eingeschränkt, sagt die Marine selbst. Wo genau liegt das Problem? Ist da noch irgendetwas hinzu kommen, und hat eine gewisse Gruppe nur mal wieder Aufmerksamkeit bekommen?

Die Instandsetzung wird wahrscheinlich teurer als der Kauf - zumindest soweit ich weiß.
Mal schauen was draus wird.


RE: Schlepper Deutsche Marine - DeltaR95 - 30.12.2023

(30.12.2023, 16:39)HeiligerHai schrieb: Die Instandsetzung wird wahrscheinlich teurer als der Kauf - zumindest soweit ich weiß.
Mal schauen was draus wird.

Klingt für mich nach "Billig gekauft und versucht, nachher die Goldrandlösung daraus zu machen!"...

Dass sich Hygienestandards mal ändern (H2/H3 und/oder nach USPH VSP) trifft jeden Schiffseigner gleichermaßen u.a. deswegen werden derartige Schiffe nach 10 bis 20 Jahren veräußert, weil nachträgliche Veränderungen richtig ins Geld gehen können. Das kann alles betreffen, von der Kombüse, über den Warmhaltetresen bis hin zu den Kühllasten und Lagereinrichtungen für Verpflegung für die Besatzung - ein Fass ohne Boden und extrem kostenintensiv, da bestehende schiffbauliche Räume neu designed und eingerichtet werden müssen.

Das eine Winde mal defekt ist, geschenkt, das ist ein "Off-the-shelf-Artikel".

@kato

Zitat:https://www.nwzonline.de/wilhelmshaven/vom-bund-auf-dem-zivilen-markt-gekaufter-hochseeschlepper-umbauten-werden-laenger-dauern_a_4,0,3464724551.html

Wo ist da der Unterschied?

"Die Deutsche Marine in Wilhelmshaven muss länger als geplant auf den Hochseeschlepper „Rügen“ warten. Erforderliche Umbauten starten dem Vernehmen nach erst im Sommer 2024 und sollen gut ein Jahr dauern."

Die Normandie lag vom 13. September 2021 bis zur Übergabe am 5. Mai 2022 bei GNYK, in Summe 8 Monate und damit kürzer als das eine Jahr, was scheinbar für die Rügen veranschlagt wird?


RE: Schlepper Deutsche Marine - kato - 30.12.2023

(30.12.2023, 16:49)DeltaR95 schrieb: Wo ist da der Unterschied?
Kein Unterschied, allerdings wird im Artikel der Kieler Nachrichten das dargestellt, als ob bei den beiden französischen Schiffen im Vergleich alles perfekt gewesen wäre.


RE: Schlepper Deutsche Marine - Helios - 30.12.2023

(30.12.2023, 16:39)HeiligerHai schrieb: Die Instandsetzung wird wahrscheinlich teurer als der Kauf - zumindest soweit ich weiß.

Das ist für sich auch noch kein Problem und generell auch nicht so ungewöhnlich, solange das im Vorfeld alles so erwartet wurde. Und das ist doch gerade in dem Zusammenhang hier die entscheidende Frage. Es gab eine Begehung, es wurden Mängel festgestellt, es wurde eine Schätzung über Dauer und Kosten aufgestellt; hat sich daran zum jetzigen Zeitpunkt irgendetwas in einem signifikanten Maße geändert?
Denn wenn nein, wo liegt dann das Problem? Und wenn ja, was genau und in welcher Größenordnung.

(30.12.2023, 16:49)DeltaR95 schrieb: Klingt für mich nach "Billig gekauft und versucht, nachher die Goldrandlösung daraus zu machen!"...

Diese Interpretation sagt wohl mehr über dich als über die Umstände aus. Wink


RE: Schlepper Deutsche Marine - DeltaR95 - 30.12.2023

(30.12.2023, 20:27)Helios schrieb: Diese Interpretation sagt wohl mehr über dich als über die Umstände aus. Wink

Dass ich aus Gesprächen mit Marineangehörigen auf diversen Messen in 2023 "gehört" habe, was man so alles für die "Umrüstung" der Rügen plant? Ja, durchaus Wink

Die Schlepper sollten mal maximal 12 Mio. EUR netto kosten, einschließlich Zubehör und Ausbildung. Wenn da jetzt noch mal die gleiche Summe drauf kommt für die Überholung, dann ist man bei einer Summe, die man für einen Neubau bezahlt (ja, ich weiß, nicht in Deutschland).

Ich bin einige Zeit zivil zur See gefahren und kenne daher (leider) die Gewohnheit der Reeder, nur das nötigste zu machen, damit die Ausfallzeit gering bleibt. Deswegen fasst kaum einer solche gebrauchten Pötte an...

Aber ich gebe dir Recht, das Ende wird uns der Bundesrechnungshofbericht zeigen Angel Der wird sicherlich auch darlegen, was man nach dem In-Water-Survey gewusst hat.


RE: Schlepper Deutsche Marine - kato - 30.12.2023

(30.12.2023, 21:29)DeltaR95 schrieb: Die Schlepper sollten mal maximal 12 Mio. EUR netto kosten, einschließlich Zubehör und Ausbildung. Wenn da jetzt noch mal die gleiche Summe drauf kommt für die Überholung, dann ist man bei einer Summe, die man für einen Neubau bezahlt (ja, ich weiß, nicht in Deutschland).
Oder irgendwo sonst. Für 20 Millionen bekommst du auf inzwischen allenfalls auf dem Gebrauchtmarkt ein 10 Jahre altes Offshore Supply Vessel (... wie Frankreich es gemacht hat). Schon vor 10 Jahren hat man für ein kommerzielles AHTS als Neubau in Europa zwischen 35 und 60 Millionen hingelegt.

Für den Kostenpunkt der Rügen vermietet dir eine der üblichen Firmen was passendes samt Besatzung für ein Jahr, so als Skalierung.

Wenn man die Goldrandlösung möchte stellt einem Fassmer für 180-200 Millionen pro Schiff problemlos was passendes hin.


RE: Schlepper Deutsche Marine - HeiligerHai - 31.12.2023

(30.12.2023, 21:29)DeltaR95 schrieb: Dass ich aus Gesprächen mit Marineangehörigen auf diversen Messen in 2023 "gehört" habe, was man so alles für die "Umrüstung" der Rügen plant? Ja, durchaus Wink

Die Schlepper sollten mal maximal 12 Mio. EUR netto kosten, einschließlich Zubehör und Ausbildung. Wenn da jetzt noch mal die gleiche Summe drauf kommt für die Überholung, dann ist man bei einer Summe, die man für einen Neubau bezahlt (ja, ich weiß, nicht in Deutschland).

Ich bin einige Zeit zivil zur See gefahren und kenne daher (leider) die Gewohnheit der Reeder, nur das nötigste zu machen, damit die Ausfallzeit gering bleibt. Deswegen fasst kaum einer solche gebrauchten Pötte an...

Aber ich gebe dir Recht, das Ende wird uns der Bundesrechnungshofbericht zeigen Angel Der wird sicherlich auch darlegen, was man nach dem In-Water-Survey gewusst hat.

Ich hab mal von knapp 20 Mio. für die Umrüstung gehört - anscheinend lief da im Vorhinein vieles nicht rund.
Aber aktuell ist das noch Hören-Sagen und jeder mischt da seine persönliche Meinung mit rein.


RE: Schlepper Deutsche Marine - Klopfkopf - 31.12.2023

Moin,

ich weiß nun wirklich nicht was man erwartet hat bei einem Schiff das über 20 Jahre alt ist und zuletzt einen türkischen Eigentümer hatte. Arbeite zur Zeit als Lotse und so nett die Leute und lecker der Tee - Schiffe mit türkischer Besatzung sind idR relativ schecht was den Reinigungs und Hygiene Zustand anbelangt.
Aber meine Güte.. n paar neue Böden verlegt, neue Waschbecken und ne Reinungscrew sollte nun wirklich kein Hexenwerk sein.
Sowas war grundsätzlich Standardprogramm wenn Schiffe in Charter nach Australien gingen und hat bisher keine Firma in den Bankrott getrieben.

Im KN Artikel steht nur was von hydraulischem Leck. Das hast Du bei den Winden des öfteren.. schließlich sind viele hydraulik Schläuche aus Gummi und der Sonne ausgesetzt. Wenn es nun nicht direkt die Hydraulikpumpen zerschnetzelt hat sollte das recht trivial sein?

Die Rügen ist in Norwegen gebaut- ein ähnlicher Neubau aus Norwegen heute geht eher in Richtung 80-90 Millionen.
Eine Tagesrate für die Schiffe als Charter dürfte irgendwo zwischen 18000 und 30000 USD / Tag liegen. Exklusive Sprit.

Bzgl. der französischen Schiffe wurde ja schon genug gesagt. Die waren erheblich jünger und auch erheblich größer und hatten keine Historie zweifelhafter Eigentümer hinter sich.



(26.11.2023, 12:46)PKr schrieb: Hallo Klopfkopf, nochmal Danke für Deine Expertise.
Hältst Du es denn für plausibel, daß die "Rügen" auch noch weitere Rollen übernehmen soll? Die -hier- gefundenen technischen Daten zeigen ja die von Dir monierten großen Tankkapazitäten. Würde das auch einen sinnvollen Einsatz als Ölbekämpfungsschiff ermöglichen?
Und hast Du noch auf dem Schirm, wieviele Schwesterschiffe es gibt? Nach meinen oberflächlichen Recherchen war und das Design UT722L in der Nordsee-Ölförderung sehr beliebt, kenne aber die unterschiedlichen Ausstattungen und ggf. Qualitätsunterschiede nicht. Anders gefragt: wäre nur ein direktes Schwesterschiff sinnvoll für die Bundeswehr, oder hätte man Alternativen?

Moin und entschuldige die späte Antwort.
Bei Gulf gab es zwei Schwesterschiffe. Generell sind die UT Designs ja größtenteils ähnlich, könnten aber erhebliche Abweichung beim Equipment beinhalten, je nach Kundenwunsch. (Windenhersteller, Brückenequipment, etc.). Sogut wie immer werden die Designs von den bestellenden Kunden angepasst.

Die Rügen hatte zwei direkte Schwesterschiffe bei Gulf Offshore damals. Die Highland Courage wurde wohl 2020 still gelegt. Zumindest habe ich danach nichts mehr gefunden.

Alle AHTSV auf denen ich bisher war waren für die Ölbekämpfung vorbereitet, allerdings sehr unterschiedlich. Bei manchen waren nur Rohrleitungen vorhanden und man konnte manche Tanks dafür dezidieren, andere hatten auch direkt dispersant tanks und booms.
Soweit ich mich erinnere hatte die Endurance nur die basics, also Rohrleitungen und ich glaube auch fundamente an die entsprechendes equipment geflanget werden könnte.


Wenn es bei den Alternativen auf Baugleicheit wegen Trainings etc hinausläuft ist das nicht so wichtig.
Viele große Firmen haben viele unterschiedliche Designs in Ihre Flotten in denen die Leute munter umhergeschubst werden. Solange noch eine Übergabe möglich ist dauert es nicht lange sich einzuarbeiten wenn man generell erfahrung auf Offshore Einheiten hat. Praktisch hat man in der freien Wirtschaft idR dazu max 6 stunden Übergabe und darf hoffen dass der Erste nicht auch neu ist Smile.

Viele Grüße und einen guten Rutsch


RE: Schlepper Deutsche Marine - kato - 31.12.2023

(31.12.2023, 19:32)Klopfkopf schrieb: Aber meine Güte.. n paar neue Böden verlegt, neue Waschbecken und ne Reinungscrew sollte nun wirklich kein Hexenwerk sein.
Naja, Bundeswehr halt. Da kann man davon ausgehen, dass im Grunde jemand die Innenausstattung vollständig ersetzt haben möchte. Mit Goldrand.

(31.12.2023, 19:32)Klopfkopf schrieb: Alle AHTSV auf denen ich bisher war waren für die Ölbekämpfung vorbereitet, allerdings sehr unterschiedlich.
Wobei das wie gesagt die Bundeswehr eh nicht mehr macht. Die entsprechenden Schiffe, die auch lediglich im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr bereedert wurden, wurden vor 1-2 Jahren ans Reedereizentrum WSV abgegeben.

Das einzige was die Bundeswehr da noch macht sind die beiden Ölaufklärungsflugzeuge.