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Mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei - Druckversion

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- CommanderR. - 05.07.2004

Das Polen den Vorschlag aus den USA unterstützt ist nicht besonders verwunderlich, da sie anscheinend immer mehr in der US-Mußterschüler und Schosshündchenrolle aufgehen und auch bei diesem populistischen Ausflug in unbekannten Sphären des G.W. Bush eifrig mitmachen ( der ohne Berater wohl nicht wüsste wo die Türkei überhaupt ist ) und sich selbst blamieren ebenso wie schon vorher bei der EU-Verfassung:misstrauisch:
Das der jetzigen US Regierung sehr viel an einer Schwächung Europas gelegen ist um den einzigen aktuellen Konkurrenten auf der Welt auf Distanz zu halten und gleichzeitig man sich dadurch scheinheilig bei den Türken einzuschleimen versucht, ist nicht nur überaus durchsichtig, sondern einer Supermacht absolut unwürdig und erbärmlich. Erfreulich das es in der Türkei wirtschaftlich konstant nach oben geht, jedoch sollte man nicht vergessen das kritisch und vor allem realistisch betrachtet weder das Justizsystem, die Staatsunternehmen, die Presse, Polizei noch der Militärapparat europäischen Standards der Menschenrechte sowie Demokratieverständnis gerecht wird. Ganz abgesehen davon das die Türken weder ein europäisches Volk sind, keine europäische Kultur oder Geschichte haben, keine abendländischen Werte vertreten sowie keine europäische Mentalität, Bräuche, Religion und Sitten haben und somit nicht zu Europa oder gar einer EU gehören und dies auch nicht sollten. Wie gut Kompatibel die türkischen Nachkommen in Bosnien-Herzegowina mit ihren christlichen Nachbarn sind kann man gut bzw. eher schlecht dort sehen. Die Türkei kann durch gute Wirtschaftspolitik, weitere Demokratisierung und einen Sonderstatus sowie enge Zusammenarbeit mit der EU ebenso zu einem blühenden Land werden. Wozu durch einen erzwungenen Beitritt unnötig für Spannungen sorgen, da es ihnen klar sein dürfte, von der Mehrheit der Europäer nicht positiv empfangen zu werden. Das eine Aufnahme der Türkei für die EU wohl die größte Belastung in ihrer Geschichte darstellen würde, vor allem in Zeiten schwacher Wirtschaftsleistung und knapper Kassen, macht einen Beitritt auf absehbare Zeit ohnehin mehr als unrealistisch und würde ohnehin nur den Türken nützen und Europa schwächen.
Meiner Meinung nach sollte dieser Beitritt ohnehin erst garnicht stattfinden, weder Morgen noch Übermorgen. Ein Freund, Partner und wichtiger Verbündeter kann auch dann einer bleiben, auch wenn ihm der Weg nach Europa friedlich verwährt wird und nicht wie in den Jahren 1529 und 1683 vor Wien.


- Falke - 05.07.2004

Über den Beitritt der Türkei in die EU bin ich mit dir in einer Meinung,nämlich dagegen. Auch wenn der Wirtschaftsstandart der Türkei den europäischen mithalten,gar übertreffen sollte,wird an der ablehnenden Haltung der EU nichts ändern.Die Gründe hierfür wurden abermals erwähnt,die ich nicht zum x´ten mal wiederholen möchte.
Die Demokratisierungsprozesse innerhalb kurzer Zeit ist in der Türkei ein Fortgang,der sich beisspiellos
präsentieren kann.
Für ein Land mit enormen ökonomischen Potential,dessen Aufnahme du mit der grössten Belastung der EU-Kassen deklarierst, ist vom langfristigen Strategie aus gesehen völlig haltlos.


- Destro - 05.07.2004

Deine Argumentation könnte aus der Zeit der Kreuzzüge stammen. Um Konflikte zu vermeiden, müssen die Kulturen aufeinander zugehen und nicht abgrenzen und Feindbilder aufbauen. Mit dieser Abgrenzungsstrategie würde Europa den Islamisten zuspielen, es würde einer feindlichen radikalen Minderheit helfen, die das Bild des Islams verfälscht. Im 21. Jahrhundert sollten die Menschen nicht mit den religiösen Argumenten des Mittelalters wappnen, das gilt sowohl für die Europäer als auch die fanatischen Islamisten. Europa ist zurecht auf die Aufklärung stolz, eine der größten europäischen Errungenschaften, aber sie werden dann unglaubwürdig, wenn sie dann mit religiös gegen den Beitritt der Türkei argumentieren, damit fallen sie wieder zur Zeit des Mittelalters zurück. Entweder ist man aufgeklärt und akzeptiert ein laizistisches Volk, das auch diese Aufklärung achtet oder die Aufklärung ist wohl an der konservativen europäischen Minderheit ohne Einflüsse vorbeigegangen.

Abgesehen davon stimmen Deine Argumente nicht. Die Türkei hat sich während ihrer ganzen Geschichte nach Europa orientiert, am Anfang aggressiv und feindlich. Aber seit dem 18. Jahrhundert hat sich das Bild gewandelt. Wie Von Dir erwähnt, als die Türkei vor Wien scheiterte, haben die Türken eingesehen, dass sie militärisch unterlegen waren und dass sie von europa lernen müssen. Man kann sagen, dass seitdem die Europäisierung der Türkei dauert, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, aber wir reden von 3 Jahrhunderten. Ich will Dich nur daran erinnern, dass es am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts gerade Deutschland war, das das Bündnis mit der Türkei suchte und fand.

Auch mit den Bräuchen und Sitten stimmen deine Behauptungen nicht ganz! Die Türkei ist ein Land der grossen Gegensätze. Besonders in den grossen Städten der Türkei gelten westeuropäische Standards und die Leute leben danach. Je gebildeter die Leute sind, desto mehr trifft das zu. Zudem stammen viele der heute in der Westtürkei lebenden Menschen aus Flüchtlingen, die in der Zeit der Balkankriege und des ersten Weltkrieges nach Anatolien geflohen sind. Sie haben die Türkei im westeuropäischen Sinne beeinflusst. Die Türkei hat während ihrer langen Geschicht verstanden, diese Gegensätze unter einen Hut zu bringen und sie irgendwie zu vereinen bzw. zu versöhnen. Davon kann auch die große Europäische Gemeinschaft lernen. Ausserdem siehst Du die Sache aus stark-westeuropäischer Brille. Die Bräuche und Sitten der Türkei unterscheiden sich kaum von den balkanischen Bräuchen und Sitten oder von denen der Mittelmeerländer. Hier gehen Bräuche und Sitten fliessend über.

Zuletzt will ich Dich daran erinnern, dass die westeuropäischen Staaten vor 40 Jahren der Türkei für den Beitritt ihr Wort gegeben haben und in Kopenhagen haben sie dann die Kriterien festgelegt. Versprechungen sind auch für Westeuropäer und Christen gültig und nicht nur für die Orientalen und Muslime. Und als die Türken 40 Jahre lang Westeuropa gegen den Kommunismus mitverteidigt haben, vetrat kein Konservativer diese hanebüchernen abgestandenen veralteten Argumente und waren für den Beistand dankbar, da kam die Größe und das Volksreichtum gerade recht. Nachdem die Bedrohung weg war, vergass man dann schnell die Weggefährtschaft und fiel in die Argumente von vorvorgestern zurück.


- Alexander - 06.07.2004

Zitat:CommanderR. schreibt Das Polen den Vorschlag aus den USA unterstützt ist nicht besonders verwunderlich, da sie anscheinend immer mehr in der US-Mußterschüler und Schosshündchenrolle aufgehen und auch bei diesem populistischen Ausflug in unbekannten Sphären des G.W. Bush eifrig mitmachen ( der ohne Berater wohl nicht wüsste wo die Türkei überhaupt ist ) und sich selbst blamieren ebenso wie schon vorher bei der EU-Verfassung
Nach deiner Theorie müsste man halb Europa, nicht nur Polen, als US-Mussterschüler usw. dazu zählen. Wenn du es nicht weisst; Polen hat zu den USA besondere Beziehungen schon seit der US-Unabhängikeit, wo es viele Polen den Amis schon damals militärisch geholfen haben. Mal abgesehen davon, dass es heute mehr als 10 mln Polen bzw. Amerikaner polnischer Abstammung in USA leben. (so nebenbei, in Chicago leben mehr Polen als in Warschau)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.chicagohs.org/AOTM/mar00/mar00fact1a.html">http://www.chicagohs.org/AOTM/mar00/mar00fact1a.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://europeanhistory.about.com/library/weekly/aa060801a.htm">http://europeanhistory.about.com/librar ... 60801a.htm</a><!-- m -->
und was aktuelles
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.polishnews.com/index.shtml">http://www.polishnews.com/index.shtml</a><!-- m -->

Und was die Aufnahme der Türkei in die EU anbelangt, betrachte ich dieses Vorhaben als ein Fehler. Ich glaube, dass es für die Türkei und für die EU vorteilhafter wäre eine besondere, engere Partnerschaft zwischen den beiden zu entwickeln. Aber eben keine volle Mitglidschaft.


- CommanderR. - 06.07.2004

So weit ich weis gibt es in Europa einige Länder mehr als diese 3 US-Treuen ( Polen, Italien, England ), zig Millionen Europäer, Afrikaner, Latinos und Asiaten sowie Menschen aus allen Herren Ländern leben in den USA. Das es einige Polen in den Staaten gibt, davon konnte ich mich vor Ort überzeugen, persönlich, und?, was soll so besonders an dem polnischen Bevölkerungsteil in den USA sein?. Aber zurück zum Thema Türkei, denn.:ot: weiteres an mein PM.

Ich erinnere mal an die Wahlen 2002, schon vergessen wer diese gewonnen hat?, eine Partei die wohl in ihrer Ideologie in jedem EU-Land verboten wäre.
Der auch in der Türkei wachsende Fundamentalismus, nicht zuletzt dank der friedlichen Politik Israels und der USA, kann auch nicht durch die prowestliche Gesellschaft in Istanbul und die stylische Schicki-Micki Jugend der Südwestküste der Türkei verdeckt werden, da vor allem in Zentral-und der Osttürkei in den ländlichen Gebieten davon wenig zu sehen oder spüren ist. Natürlich ist der Südwesten der Türkei vor allem in den letzten Jahren nur noch kaum zu unterscheiden von europäischen Metropolen, da die Gesellschaft und vor allem die Jugend stark westlich orientiert ist, dennoch stellen diese den deutlich kleineren teil der Türkei und aller Türken dar. Im größeren Teil und unter der Masse der Bevölkerung ist davon aber wenig zu spüren, und wie das Weltbild vieler Türken in der Türkei aussieht konnte man bei den letzten Wahlen sehen. Selbst wenn alle Wirtschafts-Justiz und Gesellschaftsreformen optimal laufen kann die Türkei innerhalb der nächsten 10-15 Jahre wohl nicht die strengen Beitrittsbedingungen und Normen für die EU voll erfüllen, somit dürfte dieses Thema wenn überhaupt erst im nächste Jahrzehnt aktueller werden. Wer wissen will wie gut die Integration selbst von lange hier lebenden oder gar hier geborenen Türken, Albanern oder Nordafrikanern funktioniert, dem empfehle ich Gespräche mit Ausbildern, Sozialpädagogen, Huptschullehrern und Erziehern. Eines der Probleme hierbei ist die historische Abneigung gegenüber der christlichen und westlichen Weltanschauung, gegen die auch Atatürk nur zum Teil erfolgreich vorgehen konnte, die in den Augen vieler religiöser Moslems, zum Teil nicht zu Unrecht, als zu liberal, individualistisch, freizügig und gotteslästerig angesehen wird, bei den nicht in Europa lebenden Moslems dürfte dies noch drastischer aussehen. Auch ein EU Beitritt würde sehr lange nichts an diesen tief verwurzelten Traditionen und Weltbildern was ändern. Tief verwurzelt ist auch die Skepsis und das Mißtrauen gegenüber dem "Abendland" nicht zuletzt wegen der Massenmorde und Verbrechen der Kreuzzüge, die bis heute einen festen Besatandteil einer nicht immer objektiven Geschichtsunterrichtung in der Schullandschaft der Türkei sowie islamischer Schulen in Europa darstellen. Bereits heute ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern der Anteil der türkischen oder anderen islamischen Bevölkerungsgruppen bei den Analphabeten, mit geringen oder schlechten Sprachkentnissen, Sozialhilfeempfängern, Arbeitslosenempfängern, Niedriglohnarbeitern und unqualifizierten Arbeitern, Schul-und Ausbildungsabbrüchen u.s.w. überproportional gross, dies würde sich bei einem Beitritt zur EU noch deutlich verschärfen, wäre gut für die Türken und die Türkei, aber schlecht für die EU und vor allem Deutschland. Natürlich gibt es zahlreiche gut integrierte, gebildete und absolut pro westliche Türken in Deuschland und Europa, jedoch entspricht das eben nicht der Mehrheit und wird dies wohl auch auf absehbare Zeit nicht. Jeder der die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Probleme kennt sowie halbwegs Ahnung von Volkswirtschaft hat wird erkennen, das ein EU Beitritt der Türkei, zumindest kurz-mittelfristig, sowohl für das sozial- wie auch wirtschaftssystem der EU eine enorme Belastung wäre, die natürlich jeder einzelne EU-Bürger tragen müsste. Nach einer Studie des Osteuropa-Instituts in München würde ein EU-Beitritt der Türkei die EU rund 14 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Hamburger Magazins "Stern" und des Privatsenders RTL lehnen 57 Prozent der Bundesbürger einen EU-Beitritt ab. 38 Prozent der 1.005 Befragten votierten dafür. Fünf Prozent zeigten sich noch unentschlossen. Andere Umfragen wie die von N-TV u.a. zeigen einen noch höhere Ablehnung. Bei einem EU-Beitritt würde der Großteil der Fördermittel aus dem Strukturfonds nicht mehr nach Brandenburg, Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern gehen, sondern in die Türkei fließen. Denn: Dort beträgt das Pro-Kopf-Einkommen weniger als ein Drittel des EU-Durchschnitts. Viele die in Marktschreiermanier einen baldigen Beitritt der Türkei fordern haben offensichtlich weder Ahnung wo die Türkei derzeit wirtschaftlich, menschenrechtlich und demokratisch steht, noch erkennen diese offensichtlich nicht die vor allem in Deutschland angespannte Wirtschaftslage und die weiterhin steigenden Sozialkosten trotz leerer Kassen, woher dann nehmen wenn nicht stehlen, noch mehr Schulden?, der Zuwach beträgt bereits 2.534 Euro pro Sekunde und wird am Ende des Jahres die Höhe von 1.410.092.656.082 € erreicht haben, schöne Grüße vom Bund der Steuerzahler. Ein Beitritt der Türkei innerhalb der nächsten 10-15 Jahre hätte meiner Meinung nach somit für die EU überwiegend negative Folgen und würde die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen in der Gesellschaft weiter erhöhen. Selbst wenn die Türkei eines Tages die Bedingungen alle voll erfüllen sollte, stehe ich einem Beitritt skeptisch gegenüber, da man sich dann überlegen sollte wo die Grenzen von Europa sind bzw. noch sein sollen, denn dann müsste die Türe auch für den nahen Osten, die ehemals westliche Sowjetrepubliken und Nordafrika ebenso offen bleiben.

Apropos Wirtschaft, auch wenn die Entwicklung der letzten drei Jahre sehr positiv ist, bleibt die Türkei noch sehr weit vom europäischen Niveau entfernt, hierzu das Auswärtige Amt:

Aktuelle wirtschaftliche Lage

Das Wachstum des Bruttosozialprodukts war in den 1980er und 1990er Jahren sehr volatil, betrug aber durchschnittlich 5%;gemessen am Bevölkerungswachstum von derzeit immer noch rund 1,5% reichte es jedoch nicht aus, um den Abstand im Pro-Kopf-Einkommen gegenüber anderen OECD-Staaten wesentlich zu verringern. 2001 führte die tief greifende Wirtschafts- und Finanzkrise zur schärfsten Rezession seit 1945 (- 8,5%); das Pro-Kopf-Einkommen sank auf 2.160 USD. Danach wurden die IWF-gestützten Reformen trotz notwendiger strikter Fiskalpolitik durch anhaltendes Wachstum belohnt (2002 fast 8%, 2003 knapp 6%, Erwartung für 2004 5%). Das Pro-Kopf-Einkommen ist 2004 erstmals auf fast 3.500 USD gestiegen – auch dank der neuerdings starken türkischen Währung (TL). Der öffentliche Sektor fällt allerdings durch anhaltende Austeritätspolitik (verursacht durch den hohen Schuldendienst) als Wachstumsmotor noch aus.

Nach Weltbankstatistik liegt die Türkei unter dem durchschnittlichen Einkommen eines Entwicklungslandes mit mittlerem Einkommen. Allerdings lässt diese Statistik sowohl die beträchtliche Schattenwirtschaft als auch die erheblichen Einkommensunterschiede zwischen der West- und der Osttürkei unberücksichtigt.

Mit einem durchschnittlichen Pro Kopf Einkommen 2003 von 3645 US$ und einer Inflationsrate von 18,4% ist die Türkei noch weit entfernt von europäischen Wirtschaftsstandards und wir dies auch bei Beibehaltung des jetzigen Wirtschaftswachstums noch längere Zeit bleiben. Auch wenn der Markt Türkei für die EU eine Chance und viel Potential bietet, bleibt dies eine langfristige Option, da zuerst zig Milliarden in das Land und seine Infrastruktur investiert werden müssten und der erwartete Zuzug einiger Millionen Türken in die EU sozial verkraftet werden müsste. Somit ändert sich nichts an meiner Aussage das der Beitritt der Türkei längere Zeit eine enorme Belastung für die EU wäre, da dadurch neben den meißten jetzt beigetretenen bzw. noch 2007 beitretenden Ländern, noch ein weiteres und vor allem sehr großes und bevölkerungsreiches Land als größter Zahlungsempfänger anstehen würde.

Wie gesagt, die Türkei ist ein Freund, Partner und sehr wichtiger Verbündeter, diesen kann man fördern und unterstützen und den Menschen in diesem Land eine bessere Zukunft ermöglichen durch einen Sonderstatus u.ä. dies ist auch ohne einen für die EU, europäische und vor allem deutsche Gesellschaft Belastenden Beitritt möglich. Hilfe, Förderung, Investitionen und Unterstützung JA, Beitritt NEIN.


- Merowig - 07.07.2004

Zitat:Destro postete
Deine Argumentation könnte aus der Zeit der Kreuzzüge stammen. Um Konflikte zu vermeiden, müssen die Kulturen aufeinander zugehen und nicht abgrenzen und Feindbilder aufbauen.
Wie sehr das Zusammenleben klappt sieht man ja in Bosnien, Kosovo, Kaschmir - oder allein in Koeln-Chorweiler :evil:

Zitat:Mit dieser Abgrenzungsstrategie würde Europa den Islamisten zuspielen, es würde einer feindlichen radikalen Minderheit helfen, die das Bild des Islams verfälscht.
Och wer sagt den das man sich komplett abgrenzen soll - Comander hat es ja richtig festgestellt - Partnerschaft ja - Mitgliedschaft nein.

Zitat:Im 21. Jahrhundert sollten die Menschen nicht mit den religiösen Argumenten des Mittelalters wappnen, das gilt sowohl für die Europäer als auch die fanatischen Islamisten.
Der Islam ist grad in seinem Mitelalter Wink

Zitat:Europa ist zurecht auf die Aufklärung stolz, eine der größten europäischen Errungenschaften, aber sie werden dann unglaubwürdig, wenn sie dann mit religiös gegen den Beitritt der Türkei argumentieren, damit fallen sie wieder zur Zeit des Mittelalters zurück.
Ne weil Europa Entwicklungen durchgemacht hat die die Tuerkei nicht kennt - Aufklaerung, Humanismus - eine Trennung von Staat und Kirche seit anfang an udn den dauraus resultierenden Konflikte...

Zitat:Entweder ist man aufgeklärt und akzeptiert ein laizistisches Volk, das auch diese Aufklärung achtet oder die Aufklärung ist wohl an der konservativen europäischen Minderheit ohne Einflüsse vorbeigegangen.
Lol - ich wuerd mal stark leugnen das das tuerkische Volk laizistisch ist - Teile der Eliten udn das Militaer ja - das Volk aber gewiss nicht ....
Achja udn eine Mehrheit der Deutschen akzeptiert die Tuerkei nicht als EU Mitglied - hat auch nicht umbedingt was mit Konservatismus zu tun - selbst bei den Anhaengern der Gruenen gibt es genuegend Leute die sich gegen einen Beitritt der Tuerken aussprechen
Zitat:Abgesehen davon stimmen Deine Argumente nicht. Die Türkei hat sich während ihrer ganzen Geschichte nach Europa orientiert, am Anfang aggressiv und feindlich.
Och die Tuerken haben sich nicht nur an Europa militaerisch orientiert - Irak, Syrien usw waren ja auch alles Teile des osmanischen Reiches...

Zitat:Aber seit dem 18. Jahrhundert hat sich das Bild gewandelt. Wie Von Dir erwähnt, als die Türkei vor Wien scheiterte, haben die Türken eingesehen, dass sie militärisch unterlegen waren und dass sie von europa lernen müssen. Man kann sagen, dass seitdem die Europäisierung der Türkei dauert, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, aber wir reden von 3 Jahrhunderten.
och die Tuerken haben schon davor westliche Erfindungen bereitwillig uebernommen - aber nur weil man Technologie uebernimmt oder das lateinische Alphabet ist man noch lange kein Europaer.
Die Tuerken haben das alles was Europa ausmacht nicht mitgemacht.

Zitat:Ich will Dich nur daran erinnern, dass es am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts gerade Deutschland war, das das Bündnis mit der Türkei suchte und fand.
Na und ? Was soll den das bitte fuer eine Argumentation sein - Deustchland war auch mit Japan verbuendet - ebenso die Briten - ist jetzt Japan europaeisch ? :bonk:

Zitat:Auch mit den Bräuchen und Sitten stimmen deine Behauptungen nicht ganz! Die Türkei ist ein Land der grossen Gegensätze. Besonders in den grossen Städten der Türkei gelten westeuropäische Standards und die Leute leben danach.
Och gelten die gleichen tuerkische Staedte auch nicht als Horte eines steigenden Fundamentalismus....

Zitat:Je gebildeter die Leute sind, desto mehr trifft das zu.
Timucin ist auch nicht doof und ist nicht verwestlicht Wink
Und die meisten Terroristen vom 11.9. warn Studenten - ebenso wie die mehrzahl der Selbstmordattentaeter im gesperrten Thema gebildet ist.
Klar die mehrzahl der prowestlichen Tuekren ist gebildet - nur ich wuerd mal sagen das auch ein steigender Prozentsatz nicht mehr prowestlich ist.

Zitat:Zudem stammen viele der heute in der Westtürkei lebenden Menschen aus Flüchtlingen, die in der Zeit der Balkankriege und des ersten Weltkrieges nach Anatolien geflohen sind. Sie haben die Türkei im westeuropäischen Sinne beeinflusst.
Wie den das bitte...
Zitat:Die Türkei hat während ihrer langen Geschicht verstanden, diese Gegensätze unter einen Hut zu bringen und sie irgendwie zu vereinen bzw. zu versöhnen. Davon kann auch die große Europäische Gemeinschaft lernen.
Was ? Lernen wie man Armenier umbringt und unterdrueckt? Lernen wie man Kurden unterdrueckt, wie man Christen unterdrueckt, Asyrer unterdrueckt, Yeziden unterdrueckt? Das meinst du mit versoehnen??? :bonk:

Zitat:Ausserdem siehst Du die Sache aus stark-westeuropäischer Brille. Die Bräuche und Sitten der Türkei unterscheiden sich kaum von den balkanischen Bräuchen und Sitten oder von denen der Mittelmeerländer. Hier gehen Bräuche und Sitten fliessend über.
Achja Commander ist glaub kroatischer Abstammung - soviel zum Thema westeuropaeisch Wink
Ich bin Halbrumaene und Grossvater war Serbe ...
Ausser paar tuerkische Lehnwoerter und paar Nahrungsmittel die ei9ngang in die Kueche genommen haben seh ich null Gemeinsamkeiten.
In Rumaenien gibts kein Zuckerfest, kein Kopftuch , kein Ramadan,.....
Und bei den Serben vermut ich das mal auch nicht....
Blutrache und Ehrenmorde findest soweit ich weiss nur bei den ebenfalls moslemischen Albanern.
Bezueglich Aehnlickeiten mit anderen Mittelmeerlaendern - da hast recht wenn die andere Seite des Mittelmeers ansiehst - Aehnlichekiten sidn da mit Aegypern, Algerien, usw..... dort gibt es sowas wie Zuckerfest etc....


Zitat:Zuletzt will ich Dich daran erinnern, dass die westeuropäischen Staaten vor 40 Jahren der Türkei für den Beitritt ihr Wort gegeben haben und in Kopenhagen haben sie dann die Kriterien festgelegt. Versprechungen sind auch für Westeuropäer und Christen gültig und nicht nur für die Orientalen und Muslime.
Irgendwie scheinst du in einer Parallelwelt zu leben oder ?
Nicht mitbekommen was alles Politiker versprechen ? Bluehende Landschaften (Kohl), weniger Arbeitslose und Wirtschaftswachstum (Schroeder), keine Streichung am Bildungsetat (Stoiber). Politiker sind Luegner und Betrueger udn wenn sie keine babys kuessen so klauen sie denen ihre Bonbons - sprich die halten sich aber auch ihre Optionen offen.
Und wenn ich mich recht entsinne hat man nur versprochen einen Beitritt zu pruefen - Mene, mene tekel u-parsin - gezaehlt gewogen und fuer zu leicht befunden.
So wuerds auch gehn.

Zitat:Und als die Türken 40 Jahre lang Westeuropa gegen den Kommunismus mitverteidigt haben, vetrat kein Konservativer diese hanebüchernen abgestandenen veralteten Argumente und waren für den Beistand dankbar, da kam die Größe und das Volksreichtum gerade recht. Nachdem die Bedrohung weg war, vergass man dann schnell die Weggefährtschaft und fiel in die Argumente von vorvorgestern zurück.
Zweckbuendnis - die Tuerken haben genauso davon profitiert wie der Westen - und ob die Tuerken tatsaechlich bei einem Krieg gegen Westdeutschland teilgenommen und eine 2. Front eroeffnet sei dahingestellt - Artikel 5 ist ein Gummiparagraph udn kann quasi auch damit erfuellt werden das man ein Beileidstelegramm schickt.

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Zitat:EU-Kommission: Schüssel nennt noch keinen Namen
Gegen Einzel-Volksabstimmungen über die EU-Verfassung - Ergebnis der Verhandlungen mit der Türkei offen lassen
...
Probleme bei EU-Ambitionen der Türkei

In Sachen Türkei wies Schüssel darauf hin, dass die jetzige Regierung in Ankara besser sei "als alles, was ich bisher erlebt habe". Hinsichtlich der EU-Ambitionen der Türkei gebe es aber Probleme. Die Bevölkerung sei so groß wie die aller zehn neuen EU-Staaten zusammen, es gebe drei Mal so viele Bauern wie in der gesamten jetzigen EU, dazu komme die strategische Lage. Schüssels Resümee: "Ich bin nicht gegen die Aufnahme von Verhandlungen. Aber ich möchte das Ende offen lassen." Dieses Ergebnis könne eine volle Mitgliedschaft sein, aber auch ein verbesserter europäischer Wirtschaftsraum oder eine strategische Partnerschaft. (APA
Uhh das waer was wenn die Oesterreicher ein 3. mal die Tuerken aufhalten Big Grin


- ThomasWach - 07.07.2004

@ mero

Nur mal rein historisch....vergiß nicht, beim zweiten mal haben es ide österreicher ja nur dank deutscher und vorallem polnischer hilfe geschafft.... jan Sobieski war bei den türken um einiges mehr gefürchtet, aber auch angesehen als später prinz eugen

aber das nur mal so ganz kurzWink als ausflug in die geschichte


- Merowig - 07.07.2004

ja ich weiss Wink
nur diesmal wars auch eher symbolisch gemeint - realpolitisch sidn die deutschen und polen ja zum "feind" uebergelaufen Wink


- CommanderR. - 07.07.2004

@Tomas Wach
Diesen historischen Einwurf hätte ich jetzt eher von Alexander erwartet, aber sehr richtig das ohne diese Koalitionsarmee, die dennoch zahlenmäßig der osmanischen unterlegen war, dafür offensichtlich taktisch geschickter und besser bewaffnet, es Wien wohl schlecht ergangen wäre und die Türken darüber hinaus weiter in das Herz europas vorgestoßen wären. Das war wohl damals der erste Beweis dafür das es so etwas wie ein gemeinsames Europa gibt:daumen:


- Tiger - 07.07.2004

Kommen wir wieder zum Thema zurück. Über die Belagerung von Wien können wir im Geschichtsbereich diskutieren.
Hier geht es darum, ob die Türkei in die EU aufgenommen werden sollte.


- Erich - 07.07.2004

also aufgrund der eindeutigen kulturellen Bereicherungen, die Europa schon durch die Osmanen erfahren hat
Stichwort: Kaffehaus, Thermalbad (Hamam), Döner, Wink
und vermutlich noch erfahren wird
Stichwort: Gesangsdarbietungen vom Minarett anstelle des frommen mechanischen Gotteslärms (Glocken) Wink
kann Europa wohl nur gewinnen Big Grin


- Merowig - 10.07.2004

Zitat:Erich postete
also aufgrund der eindeutigen kulturellen Bereicherungen, die Europa schon durch die Osmanen erfahren hat
Stichwort: Kaffehaus, Thermalbad (Hamam), Döner, Wink
und vermutlich noch erfahren wird
Stichwort: Gesangsdarbietungen vom Minarett anstelle des frommen mechanischen Gotteslärms (Glocken) Wink
kann Europa wohl nur gewinnen Big Grin
Jo und aufgrund des Schachspiels und der Null ist Indien der naechste Aspirant fuer einen Beitritt. Klar :bonk:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.evlka.de/news/news.php3?id=1971">http://www.evlka.de/news/news.php3?id=1971</a><!-- m -->
Zitat:EKD begrüßt Stellungnahme der KEK zum EU-Beitritt der Türkei

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begrüßt die von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) angestoßene Debatte zum Beitritt der Türkei in die Europäische Union. Der Rat hat auf seiner Sitzung am vergangenen Wochenende dem Entwurf einer KEK-Stellungnahme mit dem Titel "The Relation of the European Union and Turkey from the Viewpoint of the Christian Churches" mit wenigen Änderungsvorschlägen zugestim
...
hier der Bericht <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cec-kek.org/pdf/EUandTurkey.pdf">http://www.cec-kek.org/pdf/EUandTurkey.pdf</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://msnbc.msn.com/id/5352314/site/newsweek/">http://msnbc.msn.com/id/5352314/site/newsweek/</a><!-- m -->
Zitat:Turkey: Chirac's Turnaround?
The country may not have replaced Iraq as an wedge issue, but its EU dream is still a point of contentionBy Owen Matthews
Newsweek InternationalJuly 12 issue - France may have gotten some of what it wanted with last week's handover of sovereignty in Iraq. But that doesn't mean that French President Jacques Chirac is through tweaking his U.S. counterpart, George W. Bush. The latest bone of contention? Last week's host for the NATO summit, Turkey.
...
The last place Ankara wants to be is in the middle of a pissing match between Paris and Washington. France is key to winning the votes in December to grant Turkey a start date for negotiations on accession to the EU. Opposition among conservative lawmakers and the general population is already high, and if the embattled Chirac comes to see the issue as a vote winner at home, Turkey's bid could be doomed.
...
Vive La France und Karl Martell Wink


- hallo - 10.07.2004

Hallo,
ich bin gegen eine EU-Mitgliedschaft.Bei der derzeitigen Geburtenrückgang werden den Türken sowieso in vielleicht 100 Jahren alles gehören,spaß beiseite.Priviligierte Partnerschaft wie die CDU fordert haben wir schon(Zollunion)vielleicht eine Verarschte Partnerschaft.Das Wort einer Europäischen Union wird sich Ende des Jahres erweisen und alle Welt wird sehen wieviel ein Wort aus Europa wert ist.

Der Mohr kann gehen,der Mohr hat seine schuldigkeit getan:box:


- ~Steahltbomber - 10.07.2004

Hallo miteinander

ich denke das die Türkei schon von sich aus nicht in die EU eintreten sollte.
Mal angenommen ende des Jahres wird es heissen die Türkei wird nicht mitglied die Türkei würden trotzdem nicht daran zerbrechen oder sich irgendwie vom Westen abschotten wie es aus berichten der Regierung anhört wäre ein Nein der EU auch nicht das Ende der Türkei ich bin jedenfalls sicher das sich die Türkische Wirtschaftlich noch ihren weg finden wird.
Möglich wäre es sich Wirtschaftlich mehr Asien anzuschliessen was das Gesamtbild der EU angeht gehe ich davon aus das die Menschen in der Türkei sich schon ziemlich komisch vorkommen werden es wird ja immer von einem versprechen vor 40 Jahren der EU gesprochen na und dann hat es halt die EU nicht eingehalten dann wird es eben EU ohne die Türkei geben.
Aber dann denke ich wiederum das das Türkische Militär aufjedenfall die Regierung stürzen wird die ja momentan wegen der EU nicht sehr aktiv ist und sich nicht so ganz einmischt in die Leicht zu Islamischen AKP Regierungs Politik
desweiteren denke ich das die Türkei nicht wie viele ahnungslose denken die türkei würde jetzt ein Islamisches Land streng nach dem Islam es mag sein das die Türkei ein moslemisches Land ist aber sie ist und bleibt ein moderner staat oder zumind. versucht sie das zu werden.


- hallo - 10.07.2004

Hallo,
ich fahre öfters durch Rumänien oder Bulgarien oder Griechenland oder Ungarn oder EX-Jugoslawien ,oder ,oder oder ich könnte manchmal meinen, ich wäre in Anatolien .Viele ,viele Frauen tragen dort Kopftücher. Ich glaube ,die Sitte so ein Kopftuch zutragen ist wohl ein Relikt aus Osmanischer Zeit.Alle Großen kulturen sind sehr unterschiedlich aber alle haben eine gemeinsamkeit,EHRLICHKEIT oder Ein Mann, ein Wort wer dieses wort nicht halten will ,dessen Kulturverständnis ist keine Möhre wert, nicht vertrauenswürdig.:merci: