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Re: Ägypten - Schneemann - 12.01.2012

Zitat:...(jetzt bin ich provokant) auch kein Problem damit, dass sie gegen "Besatzer" auftritt und dabei als letzte Möglichkeit auch den gewaltsamen Kampf nicht ausschließt. Jedenfalls wird den Tibetern im Kampf gegen die Chinesen genau das Recht zugestanden, das man den Pallis im Kampf gegen die israelischen Besatzer verweigert.(Provokation ausSmile
Der Vergleich ist nicht nur ein wenig provokant, sondern er ist auch recht unlogisch. Erstens haben die Tibeter niemandem an den Kragen gehen wollen, was dann einen Krieg und eine Eroberung eines Teils ihres Gebietes zur Folge gehabt hätte, zweitens solidarisiert man sich zwar international durchaus stark mit den Tibetern, aber wenn sie in chinesischen Städten sich in die Luft jagen und unschuldige Zivilisten in den Tod reißen würden, so wäre es mit der Unterstützung schnell vorbei. Drittens "erlaubt" oder gesteht niemand den Tibetern den bewaffneten Kampf zu, diese selbst wollen dies auch nicht, sie protestieren eher "passiv", etwa mit Selbstverbrennungen, auch wenn hier oder da mal ein Aufruf zu einem bewaffneten Aufstand kursierte (der aber wenig Resonanz fand).

Schneemann.


Re: Ägypten - Samun - 12.01.2012

@Schneemann:
Ich glaube du irrst dich in Sachen Tibet. Die Tibeter haben genau das getan. Sie haben chinesisches Territorium angegriffen und haben dermaßen von den Chinesen auf den Sack bekommen, dass sie sich seitem nichtmehr bewaffnet gegen China erhoben haben, weil sie schlicht keine Chance hatten/haben.


Re: Ägypten - Schneemann - 12.01.2012

Die Tibeter haben China mit Sicherheit nicht angegriffen. Es war eine Idee von Mao, dem 1949 einfiel, dass dieses Gebiet ja schlicht zu China gehören sollte, weswegen man kurzerhand einmarschierte und es besetzte.

Schneemann.


Re: Ägypten - Samun - 12.01.2012

OT:
Tibet hatte schon Jahrhunderte zu China gehört und gehörte zu diesem Zeitpunkt formal immernoch zu China. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte kein anderes Land Tibet als Staat anerkannt. Faktisch hat Mao also nichts anderes getan als Truppen in eigenem Gebiet zu verlegen. Zudem wurden nach dem Einzug der Armee keine gesellschaftlichen Änderungen vorgenommen. Es war im Prinzip eine indirkete Herrschaft, vergleichbar mit der Herrschaft von UK über Ägypten.
Als die Tibeter den Aufstand angezettelt und auf nicht-tibetisches chinesisches Gebiet getragen haben, hat die chinesische Armee den Aufstand niedergeschlagen. Der Dalai Lama ist dabei geflohen.


Re: Ägypten - Schneemann - 13.01.2012

Ich denke, ich habe jetzt verstanden, wie du es gemeint hast. Allerdings halte ich den Vgl. zu Ägypten sehr gewagt...

Schneemann.


Re: Ägypten - Samun - 13.01.2012

Hey, ich bin so stolz darauf einen Bezug zum Thread gekriegt zu haben. Big Grin
Aber die "indirect rule" hat China auch lange Zeit praktiziert. Und im Kern unterscheidet sie sich nicht von dem was UK getan hat. Man setzt eine lokale Marionettenregierung ein, die nach eigenen Vorgaben aber sonst selbstständig regiert und das Land verwaltet. Zur Durchsetzung stationiert man noch ein paar eigene Truppen im Land oder in der Nähe, die aber keine Befugnisse im Land haben, sondern nur im Bedarfsfall eingesetzt werden; quasi als "Fleet in Be(j)ing. Big Grin


Re: Ägypten - Schneemann - 15.01.2012

Zitat:Präsidentenwahl in Ägypten

ElBaradei zieht Kandidatur zurück

Faire Wahlen seien in Ägypten aktuell nicht möglich: Friedensnobelpreisträger ElBaradei zieht aus Protest gegen den Militärrat seine Kandidatur für das Präsidentenamt zurück. Er wählt dafür einen symbolischen Zeitpunkt. In wenigen Tagen jährt sich der Beginn der Aufstände auf dem Tahrir-Platz.

Kairo - Der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei gibt im Vorfeld der Präsidentenwahl in Ägypten seine Kandidatur auf. Der frühere Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte sich am Samstag in einer Erklärung enttäuscht über die Entwicklung seines Landes seit dem Sturz von Ex-Präsident Husni Mubarak.

"Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, mich um die Präsidentschaft oder ein anderes Amt zu bewerben, solange es kein echtes demokratisches System gibt", begründete ElBaradei den Rückzug seiner Kandidatur. Seine Entscheidung kommt nur wenige Tage vor dem 25. Januar, an dem die Ägypter den ersten Jahrestag des Aufstands gegen den langjährigen Machthaber feiern. Bis Juni soll Ägypten einen neuen Präsidenten wählen. [...]

ElBaradei hat seine Kandidatur im März vergangenen Jahres angekündigt. Seither hat er nach Einschätzung von Experten aber auch im Lager der Protestbewegung an Rückhalt verloren. Im November zogen sich einige Mitarbeiter aus seiner Wahlkampagne zurück mit der Begründung, ElBaradei entferne sich zunehmend von der Basis. Mit seinem Rückzug trage der Nobelpreisträger der Tatsache Rechnung, dass er in der Opposition nicht genug Unterstützung genieße, um die Wahl zu gewinnen, sagte Hassan Nafaa, Politikexperte und Mitglied der Protestbewegung. "Mit dem Ausstieg aus der Präsidentschaftswahl kommt er der Jugendbewegung und den Liberalen wieder näher, die in der Übergangsphase von den Islamisten an den Rand gedrängt wurden", sagte Nafaa.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,809151,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 51,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Ägypten - Nightwatch - 19.01.2012

Womöglich wird es sich garnichtmehr lohnen irgendetwas in Ägypten aufzustellen, wenn daran was dran ist:

Zitat:Concern: A Dirty Bomb in the Sinai

Israel is concerned that materials stolen from an Egyptian power plant will be transferred to the Sinai where it will be used to construct a dirty nuclear bomb. Global intelligence elements are warning of an attempt by global terror organizations to carry out a mega attack using such a bomb
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.israeldefense.com/?CategoryID=483&ArticleID=819">http://www.israeldefense.com/?CategoryI ... icleID=819</a><!-- m -->


Re: Ägypten - Erich - 21.01.2012

Die Überschrift ist mal wieder typisch "verallgemeinernd":
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/aegypten-islamisten-gewinnen-70-prozent-11617018.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 17018.html</a><!-- m -->
Zitat:Ägypten
Islamisten gewinnen 70 Prozent

20.01.2012 · Das amtliche Endergebnis der Parlamentswahl in Ägypten liegt offenbar vor: Danach haben islamistische Parteien mehr als 70 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt.

...
man muss dann schon den Artkel lesen, um etwas nähere Differenzierungen zu erhalten:
Zitat:... Die Partei der Muslimbruderschaft kam demnach mit ihren Bündnispartnern auf 45,7 Prozent der Stimmen. Die Parteien dieses Bündnisses bezeichnen sich als „moderat islamisch“.

Die fundamentalistische, salafistische Partei des Lichts („Hizb al Nur“) wurde zweitstärkste Kraft. Auf sie und andere salafistische Kleinparteien entfielen fast ein Viertel aller gültigen Stimmen (24,6 Prozent).

Die traditionsreiche liberale Wafd-Partei belegt mit lediglich 8,4 Prozent den dritten Platz, gefolgt von der neuen liberalen Ägyptischen Allianz mit 6,6 Prozent.

Die sogenannte Revolutionsjugend, die im vergangenen Jahr mit Massenprotesten den Sturz von Präsident Husni Mubarak herbeigeführt hatte, ist in dem neuen Parlament kaum vertreten.
...



Re: Ägypten - Nightwatch - 21.01.2012

Nein, den Artikel muss man nicht lesen, die Überschrift passt schon. Der Rest sind Nebelkerzen aus dem linken Elfenbeinturm. Moderarte Islamisten sind eine Erfindung derjenigen die krampfhaft an eine Utopie glauben wollen die sich schon längst zerschlagen hat.
Wir haben Ägypten ohne Not an die Islamisten verloren und das wird schlimme Folgen haben. Wir können die Islamisten dabei grünb, blau oder rot anstreichen, wird keinen Unterschied machen. Es wird wieder Krieg geben aber das ist den Bewohnern des Elfenbeinturms wahrscheinlich ganz recht.


Re: Ägypten - Erich - 21.01.2012

Nightwatch schrieb:... Der Rest sind Nebelkerzen aus dem linken Elfenbeinturm.....
:lol: :lol: :lol: und das der Frankfurter Wirtschaftszeitung FAZ :lol: :lol: :lol:


Re: Ägypten - Nightwatch - 21.01.2012

Ja sicher, für dich ist die halbe Medienwelt quesi eh rechtslastig.

Edit meint:
Zwar ist es vergebene Liebesmüh sich darüber die Finger wund zu schreiben, dieser Artikel bringt es aber auf den Punkt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://freie.welt.de/2012/01/21/agypten-mit-70-prozent-fur-islamisten-in-die-demokratie/">http://freie.welt.de/2012/01/21/agypten ... emokratie/</a><!-- m -->


Re: Ägypten - Erich - 22.01.2012

Nightwatch schrieb:..., dieser Artikel bringt es aber auf den Punkt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://freie.welt.de/2012/01/21/agypten-mit-70-prozent-fur-islamisten-in-die-demokratie/">http://freie.welt.de/2012/01/21/agypten ... emokratie/</a><!-- m -->
der Autor, Richard Herzinger, geboren 1955 in Frankfurt am Main, ist politischer Korrespondent der WELT-Gruppe, konkreter: er gehört zum SPRINGER-Verlag.
Und dazu gehört dann z.B. auch die BILD-Zeitung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article4841988/WELT-und-BILD-erhalten-Cross-Media-Award.html">http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/a ... Award.html</a><!-- m -->
Zitat:Auszeichnung
14.10.2009
WELT und BILD erhalten Cross Media Award

Große Anerkennung für die WELT-Gruppe und BILD: Den Axel-Springer-Zeitungen wurden auf der IFRA-Expo in Wien die Cross Media Awards 2009 von der World Association of Newspapers (WAN-IFRA) verliehen. Geehrt wurden sie für vorbildliche Markenkommunikation, die unterschiedliche Printprodukte und digitale Kanäle kombiniert.
...
- illustre Gesellschaft (schon klar, dass für Dich alles was "links von der BILD" ist, als linksradikal gilt ... )


Re: Ägypten - Nightwatch - 22.01.2012

Selbstverständlich vertritt auch die Bildzeitung regelmäßig linke und linksradikale Überzeugungen. Zeitungen oder sonstige Medien irgendeinem politischen Sepktrum zuordnen zu wollen war vielleicht 1960 ganz orginiell, mittlerweile ist es aber nur noch affig. Es babbeln eh alle dem ewig gleichen Mainstream hinterher.


Re: Ägypten - Shahab3 - 23.01.2012

@Nightwatch
In den 1960ern herrschten, verglichen zu heute, ganz andere politische und vor allem gesellschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland. Gerade Springer (Bild) war damals also auch wesentlich eher ein prominentes 1A-Feindbild der Linken/Studenten.

Nichts desto trotz ist Dein Umkehrschluss, es gebe in der heutigen Medienwelt keinen spezifisch lager-gebundenen politischen Journalismus mehr nicht richtig. Früher gabs auch krassere Winter, niemals nie Hochwasser und überhaupt war früher selbst die Zukunft besser. Will sagen: Der Gedanke, die FAZ einem linken Lager zu zuordnen erklärt Erichs Gelächter durchaus.

@Topic
Bei den Salafisten; einer prinzipiell intoleranten Ideologie; habe ich ebenfalls pauschale Bedenken. Man sollte sie sehr gut im Auge behalten. Die Muslimbrüder sind vermutlich mehrheitlich unproblematisch. Aber das hängt davon ab, welche Sichtweise auf Ägypten man vertritt: Die israelische Sichtweise auf Ägypten ist eine recht Spezielle und da gibt es neben einem von den USA und Ihnen abhängigen Führer nicht viel Spielraum für Akzeptanz. Logisch.