Ägypten - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90) +--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96) +--- Thema: Ägypten (/showthread.php?tid=2963) |
Re: Ägypten - Ambassador - 29.11.2011 Zitat:Ägyptische Gaslieferungen nach Israel im Visier von Saboteuren. Die Pipleine wurde heuer bereits zum neunten Mal angegriffen. Ägypten kündigte verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an. Zitat:Kairo/Wien/Sig/Apa. Es waren maskierte, bewaffnete Männer, die in der Nacht von Sonntag westlich der ägyptischen Stadt al-Arish Sprengstoff unter einer Gas-Pipeline zündeten. Die beiden Explosionen, deren Flammen laut Augenzeugen kilometerweit zu sehen waren, fanden nur Stunden vor Eröffnung der ersten Wahllokale statt. Es gab keine Angaben über Verletzte. http://diepresse.com/home/panorama/welt/712449/Anschlaege-auf-AegyptenPipeline-nach-Israel?_vl_backlink=/home/panorama/welt/index.do Re: Ägypten - Schneemann - 30.11.2011 Zitat:Wahlen in Ägypten<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,800822,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 22,00.html</a><!-- m --> Tja, wieso denke ich nur dauernd an Scholl-Latour? Der hatte anno 2005 mal gesagt, dass, wenn Mubarak weg wäre, es eine Zeit der Wirren gäbe, dann irgendwann mal wohl Wahlen und aus diesen würden die Muslimbrüder als stärkste Partei hervorgehen und zwei Jahre später würde es wohl eine erste große Krise bis hin zu einem offenen Krieg geben... Ach Mist...ich vergaß ja, dass Scholl-Latour hinsichtlich des Nahen Ostens keine Ahnung hat und die Muslimbrüder ja nur sowas wie die CSU sind. Puuuuuuh, da bin ich aber beruhigt... :roll: Schneemann. Re: Ägypten - tienfung - 01.12.2011 Zitat:Wahlen in Ägypten machen Islamisten stark Re: Ägypten - Erich - 01.12.2011 wenn die so moderat sind wie in Tunesien oder Marokko ist nichts dagegen einzuwenden - ich bin überzeugt, dass uns manche arabischen Kleptokraten (wie z.B. auch Mubaraik oder Gaddafi) mit der "islamistischen Gefahr" nur eingeseift haben, und diese Islamisten bei Weitem nicht so schlimm sind, wie uns immer weiß gemacht wurde. Übrigends meine ich das trotz Scholl-Latour, den isch sonst durschaus schätze Re: Ägypten - Ambassador - 01.12.2011 Die Islamisten in Tunesien haben ihr wahres Gesicht noch nicht gezeigt und die in Marokko sind erst frisch gewählt und dem König zu sehr der treue verpflichtet. Ich würde das erst noch abwarten und zumindestens wenn in Ägypten die Moslembruderschaft die Macht in der Hand hat, wird sich die prophezeiung des Scholl-Latour bewahrheiten. Ich bin mir da sicher. Re: Ägypten - Erich - 01.12.2011 ich nicht - die Konkurrenz zu den (wirklich radikalen) Salafiten ist zu groß Re: Ägypten - Schneemann - 01.12.2011 Zitat:ich bin überzeugt, dass uns manche arabischen Kleptokraten (wie z.B. auch Mubaraik oder Gaddafi) mit der "islamistischen Gefahr" nur eingeseift haben, und diese Islamisten bei Weitem nicht so schlimm sind, wie uns immer weiß gemacht wurde.Natürlich haben sie dieses Gespenst gerne an die Wand gemalt, auch um sich selbst als treue und notwendige Stabilitätsgaranten anzupreisen. Sie wussten auch, dass die Gefahr, die von den Islamisten ausgeht, erst mal und hauptsächlich sie selbst treffen würde. Nur: Die Diktatoren, egal ob Ben Ali oder Mubarak, sind nun weg. Und jetzt haben die Islamisten kein richtiges internes Feindbild mehr, sie können sich wieder auf ihre äußeren Ziele konzentrieren. Und zu diesen gehört im Falle der Muslimbrüder z. B. auch Israel. Sie werden in Ägypten sicher noch etwas Zeit brauchen, sich zu konsolidieren und ihre Macht auszubauen, was mancher irrig als Phase der Stabilität ansehen wird. Insofern wird nicht sofort der Weltuntergang ausbrechen, wenn die Muslimbrüder nun die ägyptischen Wahlen gewinnen. Aber danach, nach der Zeit der Konsolidierung, wird die Sache zum Problem werden - und ist auch das, was Scholl-Latour angeführt hat... Schneemann. Re: Ägypten - Shahab3 - 02.12.2011 Zitat:As Islamists Dominate Egypt's Election, the Power Struggle with the Military BeginsRead more: <!-- m --><a class="postlink" href="http://globalspin.blogs.time.com/2011/12/01/as-islamists-dominate-egypts-election-the-power-struggle-with-the-military-begins/#ixzz1fKKNW3bd">http://globalspin.blogs.time.com/2011/1 ... z1fKKNW3bd</a><!-- m --> Eine säkulare, pro-westliche Diktatur nach der anderen wird vom Volk beseitigt und ihnen folgen stets islamische, tendenziell anti-westliche Parteien. Wieso nur? :?: Auch die ersten freien Wahlen in Ägypten sind gleich ein heftiger Schlag ins Gesicht. Somit wird demnächst ganz Nordafrika nach den ersten freien Wahlen tendenziell anti-europäisch und emanzipatorisch sein. Eher früher als später werden die Golfstaaten folgen. Der arabische Frühling, der eine islamisch geprägte in jeder Hinsicht emanzipative Revolution ist, wird das Machtgefüge verschieben und die Kolonialzeit endgültig beschließen. Traurig, schaurig, schön. Je nachdem... :mrgreen: Re: Ägypten - Ambassador - 02.12.2011 Das finde ich sehr interessant, das Du schreibst Zitat:wird das Machtgefüge verschieben und die Kolonialzeit endgültig beschließen. Denn so hab ich das noch nicht gesehen und ich finde, da hast Du ziemlich Recht damit. Was allerdings das pro-westlich angeht, hast Du mit Tunesien sicher Recht, aber Libyen war nur zum Schluss Pro-Westlich hauptsächlich aus wirtschaftlichem Eigennutz und Ägypten hatte auch immer gute Beziehungen zu Russland und China, was sich zb. auch an Waffenlieferungen abliest. Ich finde, das man da ruhig auch mal in den Ostblock und dessen Zusammenbruch politisch betrachten kann. Da waren oftmals dann die an der Macht, die das genaue Gegenteil von dem waren, was es vorher gab. Aber nach der ersten Legislaturperiode oder auch schon oft nach 100 Tagen wurden die Menschen unruhig oder resignierten, weil sich im Prinzip an ihrem Leben nichts geändert hat, oder sogar komplizierter oder schlechter wurde. Ich denke, sowas in der Art wird es auch dort geben. Re: Ägypten - Erich - 03.12.2011 Die Zweiteilung der Welt im "Kalten Krieg" lies nur "den Westen" oder "den Osten" zu, etwa, um sich mit modernen Waffensystemen auszustatten. Und nachdem sich die USA (und viele europäische Staaten) "pro Israel" entschieden, blieb den arabischen Staaten nur der Blick in den "Osten". Das ist bei Syrien heute noch so. Erst der Friedensvertrag mit Israel ermöglichte den Ägyptern zum Beispiel, sich auch nach anderen Lieferanten umzusehen - und die Arsenale mit US-Waffen aufzufüllen. Was wir jetzt beobachten ist tatsächlich die endgültige Überwindung der kolonialen Nachwehen, die sich ja selbst in den heutigen Staatsgrenzen noch wiederfinden, und die Orientierung auf die eigene Kultur, auf die eigene Geschichte und die eigenen Interessen. So gesehen ist die Stärke von islamischen Parteien die Rückbesinnung auf die eigene Kultur und Geschichte, die eben auch im Gegensatz zu den christlichen Kolonialstaaten steht. Dazu komt, dass diese islamischen Parteien nicht nur als Bestandteil der eigenen Kultur verstanden werden, sondern dass das über Jahrzehnte hin die einzige (halbwegs funktionierende) Opposition gegen die (auch vom Westen unterstützten) Autokraten und Kleptokraten in den einzelnen Ländern waren. Mubarak & Co. haben die islamischen Bewegungen auch gebraucht, um sich im Westen als "Verbündete gegen den islamistischen Terror" zu präsentieren. Und sie haben damit natürlich auch im Volk diese Bewegungen als reale Opposition erlebbar gemacht - und verwurzelt. Insofern ist es auch völlig logisch, dass bei freien Wahlen islamisch geprägte Parteien (wie bei uns die christlichen Parteien) eine große Zahl von Stimmen erhalten. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/arabische-welt/aegypten-muslimbrueder-als-wahlsieger-11549188.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/arab ... 49188.html</a><!-- m --> Zitat:ÄgyptenDie Frage ist nur, "wie radikal" diese islamischen Parteien sind. Ich denke, dass da z.B. auch die Muslimbrüder erst selbst einen Standort finden müssen. Fakt ist aber, dass die türkische AKP im gesamten islamischen Raum (und insbesondere in den arabischen Ländern) ein durchaus bekanntes Vorbild ist - und sich viele so genannte "Islamisten" offen zum Vorbild AKP bekennen. Re: Ägypten - Nightwatch - 03.12.2011 Erich schrieb:Die Frage ist nur, "wie radikal" diese islamischen Parteien sind. Ich denke, dass da z.B. auch die Muslimbrüder erst selbst einen Standort finden müssen. Fakt ist aber, dass die türkische AKP im gesamten islamischen Raum (und insbesondere in den arabischen Ländern) ein durchaus bekanntes Vorbild ist - und sich viele so genannte "Islamisten" offen zum Vorbild AKP bekennenDann gehen wir sehr dunklen Zeiten entgegen. Es ist langsam nur noch lächerlich wie krampfhaft sich mancher noch an jeden vermeidlich rettenden Strohhalm klammert. Akzeptiers endlich,e s kommt genauso schlimm wies kommen kann und wir hätten gut daran getan es garnicht erst zuzulassen. Zitat:Report: Egypt's Military Council vexed by Islamists' election lead<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4156376,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 76,00.html</a><!-- m --> Re: Ägypten - Erich - 03.12.2011 Soweit die israelische Propaganda-Verlautbarung. Etwas neutralere Sicht gibts z.B. hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.inwent.org/ez/articles/195687/index.de.shtml">http://www.inwent.org/ez/articles/195687/index.de.shtml</a><!-- m --> Zitat:Muslimbrüder*) Ivesa Lübben ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Centrums Nah- und Mittelost-Studien der Universtität Marburg. »» <!-- e --><a href="mailto:luebbeni@staff.uni-marburg.de">luebbeni@staff.uni-marburg.de</a><!-- e --> Re: Ägypten - Nightwatch - 04.12.2011 Das ist nicht neutral, das ist Blindheit. Das sie nicht mit der Tür ins Haus fallen ändert an dem Weg den Ägypten eingeschlagen hat rein garnichts. Da kannst du um ihre Nebelkerzen solange tanzen wie du lustig bist, am Ende sehen wir trotzdem einen islamistischen, antiwestlichen und antiisraelischen Staat. Was dir dann natürlich auch ganz recht ist. Re: Ägypten - Erich - 04.12.2011 Was mir recht ist, entscheide ich in der Regel selbst, auch wenn Du natürlich gerne für mich entscheiden würdest :wink: . Ansonsten zitier ich mal aus dem Büchlein "Die arabische Revolution" (Ch. Links-Verlag) ISBN 978-3-86153-640-6, S. 48 Zitat:...Frank Nordhausen zitiert hier wieder <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.al-arabiya.com">http://www.al-arabiya.com</a><!-- m --> vom 05.03.2011 "Mubarak Regime Provoked Attacks on Christans". Nordhausen ist ein renommierter Journalist, der u.a. für SPIEGEL, STERN und ZEIT geschrieben hat, seit 1996 bei der BERLINER ZEITUNG für die Seite 3 verantworlich ist und viele längere Aufenthalte in der Region hatte. Man kann ihm also eine gewisse Professionalität und Sachkenntnis nicht absprechen. Und da frage ich mich doch, wer "schlimmer ist" - eine Regierung, der am Vorbild der türkischen AKP orientierte Muslimbrüder angehören, oder das bisherige Regime ... Wobei ich natürlich verstehe, dass der israelischen Bevölkerung mehrheitlich und der von dieser gewählten Regierung das Wohlergehen der arabischen Bevölkerung schei... egal ist. Hauptsache ist, die Besatzung des Westordanlandes, die Okkupation Jerusalems und die Umwandlung des Gaza-Streifens in ein einziges großes Gefägnis werden so wenig wie möglich in Frage gestellt. Allerdings ist diese Betrachtungsweise kurzsichtig. Sie übersieht, dass sich dann bei der unterdrückten Bevölkerung entsprechender Druck aufbaut, der irgendwann zur Kesselexplosion führt. (Relativer) Wohlstand dagegen - und auch entsprechende Freiheit - führt fast überall zu geringeren Aggressionen. Re: Ägypten - Nightwatch - 04.12.2011 Zitat:Und da frage ich mich doch, wer "schlimmer ist" - eine Regierung, der am Vorbild der türkischen AKP orientierte Muslimbrüder angehören, oder das bisherige Regime ...Mubarak konnten wir händeln, Mubarak sorgte für Stabilität. Die Islamisten hassen uns und werden usn direkt und indirekt bekriegen. Es ist daher klar, Mubarak ist den Islamisten selbstverstäändlich vorzuziehen. Zitat:Wobei ich natürlich verstehe, dass der israelischen Bevölkerung mehrheitlich und der von dieser gewählten Regierung das Wohlergehen der arabischen Bevölkerung schei... egal ist. Hauptsache ist, die Besatzung des Westordanlandes, die Okkupation Jerusalems und die Umwandlung des Gaza-Streifens in ein einziges großes Gefägnis werden so wenig wie möglich in Frage gestellt.Es spielt dafür überhaupt keine Rolle wer am Drücker ist - den Arabern wirds immer Scheiße gehen. Ihre wirtschaftliche Situation und ihre Demographie ändert sich nicht, in dem sie Islamisten an die Macht wählen. Wohlstand wirds nicht geben, woher soll der in Nordafrika denn kommen? Ein bisschen Tourismus und Öl erhalten keine 100 Millionen viel zu junge Menschen. Deine Kesselexplosion wird so oder so kommen und unter den Islamisten wird sie sich nach außen richten. Gegen den Westen und gegen Israel. Aber das passt natürlich nicht in dein Weltbild, denn Wahlen bedeuten Demokratie und Demokratie bedeutet Frieden, Freiheit und Wohlstand. Leider haben diese Dinge rein garnichts miteinander zu tun. Aber das wirst du bald selber sehen. |