Forum-Sicherheitspolitik
Syrien - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Syrien (/showthread.php?tid=1745)



Re: Syrien - Schneemann - 01.09.2013

Zitat:Zitiere mal bitte die Quellen, wo diese Zahlen (1000-6000) auftauchen.
Hierzu:
Zitat:Iran to send 4,000 troops to aid President Assad forces in Syria

World Exclusive: US urges UK and France to join in supplying arms to Syrian rebels as MPs fear that UK will be drawn into growing conflict. [...] The Independent on Sunday has learned that a military decision has been taken in Iran – even before last week’s presidential election – to send a first contingent of 4,000 Iranian Revolutionary Guards to Syria to support President Bashar al-Assad’s forces against the largely Sunni rebellion
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/iran-to-send-4000-troops-to-aid-president-assad-forces-in-syria-8660358.html">http://www.independent.co.uk/news/world ... 60358.html</a><!-- m -->

Anmerkung: Allerdings besteht zugleich das Risiko, dass die Zahlen verschwimmen. Einerseits geben die Iraner sich, so wie fast immer, sehr wortkarg, und andererseits werden rein iranische Kontingente teils mit größeren Kontingenten der Hisbollah verrechnet (wie in Kusair), was die Zahl dann künstlich vergrößert. Ich denke, es dürften maximal grob etwa 1.500 Iraner aktiv mitmischen (halte also auch die Independent-Zahl für zu hoch gegriffen), mehr brauchen sie eigentlich auch nicht, da die Hisbollah ja der „Schlagstock“ ist.

Schneemann.


Re: Syrien - Sapere Aude - 01.09.2013

Shahab3 schrieb:Zitiere mal bitte die Quellen, wo diese Zahlen (1000-6000) auftauchen.

Es wurde mal in der Presse berichtet, dass die Revulotionsgarde zum Einsatz kommen soll.

Zitat:In preparation for the attack by Assad forces on rebel-held Aleppo, Iran announced it is sending a first contingent of 4,000 Iranian Revolutionary Guards to Syria to help the Syrian military. Iran’s goal is to help Assad capture Aleppo, and inflict a decisive defeat on the rebels, before U.S., and European, military aid begin to make a difference on the battlefield. Iran has also announced that it and Hezbollah are planning to open up a new “Syrian” front on the Golan Heights against Israel, and the presence of 4,000 Revolutionary Guards in Syria will allow Iran to do so. The United States responded by saying that 3,000 U.S. troops, a detachment of F-16s fighter jets, and batteries of Patriot missiles will remain in Jordan after the joint U.S.-Jordan military exercise they are currently participating in is over.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.homelandsecuritynewswire.com/dr20130616-iran-to-send-a-first-contingent-of-4-000-iranian-revolutionary-guards-to-syria">http://www.homelandsecuritynewswire.com ... s-to-syria</a><!-- m -->

Wenn man googelt, findet man zahlreiche Quellen und Zeitungsberichte.

Aber die Medienberichte sind teilweise sehr unterschiedlich. Viele Zeitungen rücken vorallem von der Zahl der 4.000 ab.

Die gleiche Meldung wurde 2012 und 2013 durch die Medien gejagt. Ursprung USA, New York Times und Wall Street Journal.

Zitat:WASHINGTON — American officials said Wednesday that they had obtained credible information that at least some of the 48 Iranians captured in Damascus this month by Syrian rebels were members of Iran’s elite Islamic Revolutionary Guards Corps, not the pilgrims described by the government in Tehran.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nytimes.com/2012/08/16/world/middleeast/iran-revolutionary-guards-among-syrian-hostages-us-says.html">http://www.nytimes.com/2012/08/16/world ... -says.html</a><!-- m -->

Zitat:BEIRUT—Iran is sending commanders from its elite Iranian Revolutionary Guard Corps and hundreds of foot soldiers to Syria, according to current and former members of the corps.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://online.wsj.com/article/SB10000872396390444230504577615393756632230.html#">http://online.wsj.com/article/SB1000087 ... 2230.html#</a><!-- m -->


Wie gesagt, die Berichte varieren ziemlich stark.
Bisher wurden nur, wie in den oben genannten Bericht aus der dem Wall Street Journal, ein einziges mal Angehörige der Revelutionsgarde gefangen genommen. Und das nicht im Kampf sondern auf der Reise beim "pilgern", laut Iran.
Ansonsten werden die Meldungen auch alle nur rezitiert und durchgewälzt. Der Spiegel spricht nur von Waffen und Beratern.

Zitat:Der blutige Bürgerkrieg reibt Syriens Armee auf - doch offenbar kann das Regime in Damaskus auf Unterstützung hoffen. Laut "Wall Street Journal" entsendet Iran eine Spezialeinheit in das umkämpfte Land. Die Elitekommandanten sollen die Assad-Truppen taktisch und logistisch schulen.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/truppen-fuer-assad-iran-schickt-elitekrieger-nach-syrien-a-852485.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 52485.html</a><!-- m -->

In der Zeit ist auch nur die Rede von Waffen und Beratern.

Zitat:Der Kommandeur der iranischen Elitetruppe hat zugegeben, dass seine Spezialisten Assads Regime zur Seite stehen – "intellektuell und beratend", aber nicht militärisch.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-09/syrien-iran-hilfe">http://www.zeit.de/politik/ausland/2012 ... iran-hilfe</a><!-- m -->

Zitat:Syrien erhält Unterstützung bei der Aufrüstung: Nach US-Angaben schickt der Iran immer mehr Waffen Richtung Damaskus, die Armee werde von iranischen Experten beraten.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/iran-militaerhilfe-syrien">http://www.zeit.de/politik/ausland/2013 ... lfe-syrien</a><!-- m -->

Der independent wird da konkreter.

Zitat:The Independent on Sunday has learned that a military decision has been taken in Iran – even before last week’s presidential election – to send a first contingent of 4,000 Iranian Revolutionary Guards to Syria to support President Bashar al-Assad’s forces against the largely Sunni rebellion that has cost almost 100,000 lives in just over two years.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/iran-to-send-4000-troops-to-aid-president-assad-forces-in-syria-8660358.html?origin=internalSearch">http://www.independent.co.uk/news/world ... rnalSearch</a><!-- m -->

Die Meldungen verstreuen sich auf einen Zeitraum bis zurück auf 2012. Eindeutige Beweise auf die Beteiligung wurden bisher nicht vorgelegt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Iran im größeren Umfang Assad mit Truppen unterstützt. Es wäre wahrscheinlich schon aufgeflogen, wie will man verheimlichen, dass tausende Iraner bereits im Bürgerkrieg aktiv kämpfen? Die Rebellen würden solch eine Erkenntnis über jeden ihrer Kanäle in die Welt schreien.
Falls die geschätzen Zahlen über die Rebellen stimmen, würde man doch das Eingreifen einer so hohen Anzahl an Truppen im Verlauf des Krieges merken. Eine 4.000 Mann starke Brigade würde sich doch schon sehr stark bemerkbar machen. Ich kennen zwar nicht den Ausbildungsstand der Revolutionsgarde, noch die genaue Ausrüstung und operativen Fähigkeiten, aber das wäre auf keinen Fall unentdeckt geblieben.
Die Version in Brigadestärke ist Unfug.
Halte die Version, in denen die Rede von Waffen und Beratern ist am wahrscheinlichsten. Sofern Truppen involviert sind, dann wohl eher in kleiner Anzahl.

Lasse mich natürlich gern eines Besseren belehren, was die Beweise angeht, dass der Iran mit einer größeren Anzahl an Truppen in Syrien agiert.
Aber solange mir keiner tote Angehörige in größerer Anzahl oder Ähnliches "auf den Tisch legt", halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass man von einer vierstelligen Größenordnung sprechen kann.


Re: Syrien - Juhu - 01.09.2013

http://www.focus.de/politik/ausland/krise-in-der-arabischen-welt/syrien/islamisten-in-syrien-deutsche-sind-an-ermordung-syrischer-christen-beteiligt_aid_1087537.html

Zitat:Islamisten in Syrien
Deutsche sind an Ermordung syrischer Christen beteiligt


In Syrien werden Christen verfolgt und ermordet. Nach FOCUS-Informationen beteiligen sich auch islamistische Fanatiker aus Deutschland an den brutalen ethnischen Säuberungen. Rund 100 Konvertiten treiben in dem Bürgerkriegsland ihr Unwesen.
...
In einem aktuellen Propaganda-Video preisen Dschihadisten in deutscher Sprache die Vertreibung christlicher Dorfbewohner. Bei der Attacke wurden zahlreiche Menschen ermordet. Das Video zeigt zudem, wie islamistische Kämpfer die Leichen gefallener syrischer Soldaten mit Fußtritten vor den Kopf schänden.

Eigentlich müsste man den Iran bitten viel mehr Truppen zu schicken ....


Re: Syrien - Shahab3 - 02.09.2013

Der russische Außenminister Lavrov ist über die mangelhafte Beweislage und den Umgang mit selbigen ziemlich verärgert:

Zitat:Evidence of chemical weapons use in Syria should not be kept secret - Lavrov
Published time: September 02, 2013 06:29
Edited time: September 02, 2013 10:13

Russian Foreign Minister Sergey Lavrov has said that a 'regime of secrecy' by the West is unacceptable with regard to Syria and evidence of the use of chemical weapons there. Information sharing is a must.
...
[Zitat Lavrov:]

"If there truly is top secret information available, the veil should be lifted. This is a question of war and peace. To continue this game of secrecy is simply inappropriate."
...
"We were shown some sketches, but there was nothing concrete, no geographical coordinates or details... and no proof the test was done by professionals... there were no comments anywhere regarding the experts' doubt about the footage circulating all over the internet," Lavrov said.
...
"what our American, British and French partners have shown us before - as well as now - does not convince us at all. There are no supporting facts, there is only repetitive talk in the vein of 'we know for sure.' And when we ask for further clarification, we receive the following response: 'You are aware that this is classified information, therefore we cannot show it to you.' So there are still no facts."
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://rt.com/news/lavrov-chemicals-syria-secret-295/">http://rt.com/news/lavrov-chemicals-syria-secret-295/</a><!-- m -->

Tja, wo ist US Außenminister a.D. Powell mit gewohnt stichhaltiger Beweisführung, wenn man ihn braucht? :wink:

Spaß beiseite:

Einerseits verstehe ich Lavrov sehr gut, aber hinter verschlossenen Türen weiß er doch selbst, dass es dem Westen gar nicht um objektive Aufklärung, sondern um einen Vorwand für einen Angriff geht. So werden dann auch in erster Linie händeringend Indizien gegen Assad gesucht. Wobei nach Möglichkeit am besten keine Ergebnisse herauskommen, wo die Rebellen oder ein anderer Verbündeter aus den eigenen Reihen in den Chemiewaffeneinsatz verwickelt ist. Insbesondere letzteres wäre sehr unpraktisch und darf aus westlicher Sicht gar nicht Teil eines Untersuchungsergebnisses sein. Lavrov weiß das doch. Das kann man dann auch mal als Diplomat in aller Deutlichkeit so sagen, sofern man Cojones hat.


Re: Syrien - Erich - 02.09.2013

Juhu schrieb:
Shahab3 schrieb:..
Aber wieso steht bei der Mehrzahl der dt. Medien eigentlich pauschal Assad in Verdacht Chemiewaffen gegen Zivilisten eingesetzt zu haben und nicht die Terroristen? Assad müsste Hörner haben, nachdem er ohne Chemiewaffen in einer Situation ist, in der er militär. nicht verlieren kann.
...

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1969754/ZDF-heute-journal-vom-2208-2013

Ab Minute 8. Ein Gedankenspiel dazu
dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/syrien-bnd-faengt-beleg-fuer-giftgaseinsatz-durch-assad-regime-ab-a-919965.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 19965.html</a><!-- m -->
Zitat:Montag, 02.09.2013 – 18:26 Uhr
Syrien-Krise: BND fängt Beleg für Giftgaseinsatz durch Assad-Regime ab

Der deutsche Geheimdienst ist sicher, dass das Assad-Regime für den Giftgasangriff in Syrien verantwortlich ist. Noch gibt es zwar keinen endgültigen Beweis, aber viele Indizien. Ein vom BND abgehörtes Telefonat könnte entscheidend sein.

...
und (aus etwas anderer Brille) <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.ria.ru/security_and_military/20130902/266791910.html">http://de.ria.ru/security_and_military/ ... 91910.html</a><!-- m -->
Zitat:Paris legt "unwiderlegbare Beweise" für Kampfstoffeinsatz durch Assad vor

Thema: Mutmaßlicher C-Waffen-Einsatz in Syrien
21:34 02/09/2013

MOSKAU, 02. September (RIA Novosti). ...



Re: Syrien - Schneemann - 02.09.2013

Interessant finde ich dies (aus Erichs Link):
Zitat:Schindler präsentierte auch einen bisher unbekannten Beweis: So hörte der BND ein Gespräch eines hochrangigen Vertreters der libanesischen Miliz Hisbollah mit der iranischen Botschaft ab. Dabei soll der Funktionär der Hisbollah, die traditionell an der Seite Assads steht und ihn militärisch unterstützt, den Giftgaseinsatz eingeräumt haben. Der Funktionär habe gesagt, Assad seien die Nerven durchgegangen, mit dem Befehl für den Giftgaseinsatz habe er einen großen Fehler gemacht...
Die bittere (nicht zwingend bittermandelartige) Frage indessen: Aber was wird dies bewirken? Leider gar nichts. Die hanebüchene Lüge der Regierung Bush jr. hinsichtlich Massenvernichtungswaffen in Irak anno 2003 (dahingehend, dass es eine Lüge war, sind wir uns wohl alle einig) wirkt immer noch nach und wird hier sofort Verschwörungsverdachtsmomente implementieren. Und Menschen, die an sowas glauben, werden auch dann noch nicht an einen Giftgaseinsatz glauben, wenn sie selbst unter Nervenzuckungen nach einem Giftgaseinsatz zusammenbrechen... :roll:

Schneemann.


Re: Syrien - Shahab3 - 02.09.2013

Naja, dass im Konflikt schon mehrfach Giftgas zum Einsatz gekommen ist, wurde vor Wochen bereits nachgewiesen. Die Frage ist halt weiterhin, wer es gewesen ist! Und natürlich ist die Glaubwürdigkeit westlicher Dienste belastet. Zunächst einmal sind sie interessensvertreter ihres Landes. Dabei sind normalerweise nicht die Geheimdienste selbst, die ihre Erkenntnisse in die Öffentlichkeit hinaus posaunen. Das machen nur Personenkreise mit konkreten politischen Interessen. Und diese haben das mit Intention an den Spiegel "geleaked".

Und zum Thema Verschwörungstheorien:

1) Als es dem CIA und damit der US Regierung klar war, dass die irakische Armee (ZitatSmile "tausende" Kurden und Iraner vergaste, wurden sie vorsätzlich gedeckt. Da wurde nix geleaked. Im Gegenteil man versuchte den Iran selbst anzuschwärzen, obwohl man es besser wusste. Vorrangiges Ziel war: Der Iran darf den Krieg nicht gewinnen.

2) Es waren BND Indizien, die damals im Powerpointvortag des US Außenministers der Weltgemeinschaft als "smoking gun" präsentiert wurden. Damals warnte der BND sogar noch den CIA, dass der Zeuge und seine Informationen wohl doch nicht mehr so verlässlich erscheinen, wie angfangs noch vermutet. Aber die Amerikaner hatten halt das Ziel verfolgt, die Arbeit der UN Inspekteure zu sabotieren und die kontrollierte Abrüstung des irakischen Regimes zu bestreiten. Dazu war ihnen jedes vermeintliche Indiz gerade recht.

3) Dass nun ein vermeintlicher Hisbollahfunktionärs mit einem Mitarbeiter der iranischen Botschaft via unsicheren Kanälen über Assads Einsatz von Giftgas lästert, soll nun die neue "smoking gun" des BND sein? :lol:

Wer ständig lügt hat seine Glaubwürdigkeit verspielt. Lassen wir also doch einfach einmal die UN ihre Arbeit vernünftig machen. Mich beschleicht aber schon seit längerem das Gefühl, dass man das nicht will und gezielt Nebelkerzen streut.


Re: Syrien - Juhu - 03.09.2013

Kennt zufällig jemand die Mandats oder Resolutionsnummer für den Einsatz der Chemiewaffen-Inspekteure? Würde mir gern genau ansehen, welche Befugnisse die hatten und welche nicht.


Re: Syrien - Erich - 03.09.2013

Das müsste am 15. Mai 2013 die Abstimmung der Generalversammlung (GA) der Vereinten Nationen (VN) über den Entwurf einer Resolution zu Syrien (A/67/L.63) gewesen sein. Siehe zum Abstimmungsverhalten den Annex zur Presseerklärung der GA GA/11372!
Punkt 12. der Resolution lautet:
Zitat:...
12. Also demands that the Syrian authorities grant full and unfettered access to the investigation of the Secretary-General into all alleged uses of chemical weapons, and calls upon all parties to cooperate with the investigation; [...].
Die GA fordert also Syrien dazu auf, dem Generalsekretär Zugang für Untersuchungen hinsichtlich aller behaupteter Chemiewaffeneinsätze zu gestatten.
Zur Untersuchungskompetenz des Generalsekretärs der Vereinten Nationen nach der Erklärung vom 21. März d.J. hier "klick"


Re: Syrien - Erich - 07.09.2013

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/usa-syrien-rebellen100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/usa-sy ... en100.html</a><!-- m -->
Zitat:USA und ihre möglichen Verbündeten in Syrien

Auf der Suche nach den guten Rebellen


Klar ist: Die USA sind gegen Syriens Präsidenten Assad. Aber wen sollen sie unterstützen? Laut Außenminister Kerry sind die meisten Rebellen Moderate - Dschihadisten seien die Minderheit. Aber die Skepsis gegenüber dieser Einschätzung wächst.
...

Stand: 07.09.2013 12:37 Uhr



Re: Syrien - Erich - 08.09.2013

die Süddeutsche Zeitung und die Tagesschau berichten teilweise wortwörtlich übereinstimmend: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/buergerkrieg-in-syrien-assad-offiziere-draengten-auf-angriffe-mit-giftgas-1.1765086">http://www.sueddeutsche.de/politik/buer ... -1.1765086</a><!-- m -->
Zitat:8. September 2013 08:09
Syrien Assad-Offiziere sollen auf Giftgas-Einsatz gedrängt haben

Die Funksprüche wurden von einem deutschen Spionage-Boot abgehört:
Einem Zeitungsbericht zufolge sollen syrische Kommandeure in den vergangenen Monaten immer wieder Giftgas-Angriffe bei Machthaber Assad gefordert haben. Die Machtverhältnisse unter den Rebellen haben sich offenbar dramatisch verschoben - hin zu al-Qaida.
...

Danach hat die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee (FSA) ihre einstige militärische Führungsrolle eingebüßt. Der Zusammenschluss von Deserteuren der Assad-Truppen sei de facto nicht mehr existent.

Stattdessen werde der Einfluss des Terrornetzwerks al-Qaida auf die Rebellen-Bewegung immer stärker. Das habe dramatische Folgen. Laut Wieker gibt es kaum noch Überläufer aus den Reihen der Assad-Truppen. Denn Deserteure würden von den Rebellen in der Regel sofort erschossen.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-verteidigungsausschuss100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/syrien ... ss100.html</a><!-- m -->
Zitat:Giftgasangriff in Syrien

Assad von Kommandeuren übergangen?

Syrische Militärkommandeure haben sich laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" seit Monaten bei Staatschef Baschar al Assad für den Einsatz von Giftgas eingesetzt.
Die Zeitung beruft sich auf deutsche Sicherheitskreise. Das deutsche Flottendienstboot "Oker" habe entsprechende Funksprüche abgefangen. Es kreuzt vor Syrien.

Laut den Erkenntnissen der Abhörspezialisten wurden die verlangten Giftgasangriffe demnach stets abgelehnt - und der Einsatz vom 21. August wahrscheinlich nicht von Assad persönlich genehmigt worden. Bei dem Angriff wurden nach Angaben der US-Regierung 1429 Menschen getötet.

...
Die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee habe ihre einstige militärische Führungsrolle eingebüßt. Der Zusammenschluss von Deserteuren der Assad-Truppen sei de facto nicht mehr existent. Stattdessen werde der Al-Kaida-Einfluss immer stärker.

Das habe dramatische Folgen, berichtet das Blatt weiter: Laut Wieker gibt es kaum noch Überläufer aus den Reihen der Assad-Truppen, denn Deserteure würden von den Rebellen in der Regel sofort erschossen.

Stand: 08.09.2013 11:30 Uhr
die massive Unterstützung von der arabischen Halbinsel macht sich bemerkbar - da bleiben die säkulären Kräfte ohne Unterstützung aus "dem Westen" zwangsläufig zurück


Re: Syrien - Shahab3 - 08.09.2013

Al-Nusrah hat nach tagelangen Gefechten mit der Syrischen Armee die Ortschaft Ma'aloula erobert. Die historisch aramäische Ortschaft wird traditionell von einer hohen Zahl an Christen bewohnt...


Re: Syrien - Schneemann - 08.09.2013

Der Einordnung der Süddeutschen ist bisweilen vorschnell, ja man sollte eher den Charakter einer "sich selbst erfüllenden Prophezeihung" seitens der Propaganda Assads als Grundannahme unterstellen. Man schaue doch nur mal zurück:

1.) Zu Beginn der Revolte haben Islamisten fast keine Rolle gespielt, durch das brutale Niederschlagen der ersten relativ friedlich verlaufenden Proteste mit Mord und Folter (auch an Kindern) radikalisierte das Regime indessen den Aufstand in Teilen selbst und zog über die Grenzen hinaus die Aufmerksamkeit radikaler sunnitischer Kreise auf die Revolte, die natürlich ihren Glaubensbrüdern zu Hilfe kommen wollten. Indessen jedoch, noch ehe der erste al Qaida-Dschihadist in Syrien auftauchte, verkündeten die Assad-Propaganda und deren Freunde schon großartig, dass man ja dort "Terroristen" niederringe, was besonders in der EU für Irritationen sorgte. Dass sich diese Lüge immer mehr bewahrheiten würde, ahnte man in Damaskus damals vermutlich noch nicht.

2.) Fast alle Islamistengruppen formten sich ab Frühjahr 2012, also erst rund ein Jahr nach Beginn der Revolution; dies geschah auch vor dem Hintergrund, dass die ideologischen und religiösen Gegner des syrischen Regimes, vor allem am Golf, nun die Chance witterten, hier ihre Terroristen-Büttel von der Leine zu lassen, um die "Ketzer in Damaskus" (Alawiten) anzugreifen und auch um den Einfluss Irans über die Hisbollah-Damaskus-Connection zu verringern. Zugleich lavierte der Westen herum, besonders Europa, redete sich immer höflich bis unklar heraus von wegen der vagen Bruchlinien von den "demokratischen gesinnten" Rebellen zu den Radikalen und von der Gefahr, dass Waffen bei den "falschen Feldpostnummern" landen könnten (obgleich diese Gefahr zu diesem Zeitpunkt noch nicht so eminent war). Ab diesem Zeitpunkt jedoch hatte sich der vormals viel zitierte und auch teils falscher Weise bemühte Begriff "war by proxies" bereits stark ausgeformt. Ironie der Geschichte: Ab etwa Sommer 2012 musste das Regime Assads immer mehr den von der eigenen Propaganda bemühten "Kampf gegen Terroristen" wirklich führen (indessen spielten hier die reinen al Qaida-Gruppen immer noch keine maßgebende Rolle innerhalb der gesamten Revolte).

3.) 2013: Zwei starke Blöcke, Assad (gestützt von teils noch den Russen und vor allem von Iran und Hisbollah) sowie al Qaida-nahe Strukturen und dschihadistische Gruppen (gestützt von Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Jordanien), haben sich weitgehend ausgeformt, und haben einen immer kleiner werdenden dritten Block von zerstrittenen, aber durchaus weitgehend progressiv-gemaeßigten Strukturen zwischen sich, der (zumindest derweilen) zum Niedergang verurteilt ist, weil man ihm bislang die Unterstützung verweigert hat. Heute indessen ist der von der Assad-Propaganda bemühte "Kampf gegen Terroristen" in vollem Gange, wobei aber immer noch die Frage bleibt, wie viele der Rebellen in Syrien wirklich al Qaida oder dschihadistischen Strukturen zuzurechnen sind. Weil...

4.) Wenn man alle Gruppen und Grüppchen der Rebellen zusammenfasst, ist man schnell bei über 120.000 Personen [aller Couleur], von denen aber wiederum sicherlich nicht die Mehrheit (also über 60.000) al Nusra und Co. zuzurechnen sein kann. Das geht rein rechnerisch gar nicht. Man müssten alle Dschihadisten aus Afghanistan, Irak und Tschetschenien zusammenkarren, und würde diese Zahl immer noch nicht erreichen. Es ist also, auch wenn die Fundamentalisten massiv Unterstützung erfahren, immer noch zur Vorsicht geraten, wenn es heißt, die Terroristengruppen "dominierten die Rebellion".

Fazit: Genau genommen hat die Assad-Propaganda leider einen Punktesieg zu Beginn der Revolte erzielt. Weil: Die gebetsmühlenartig-propagandistischen Regime-Verlautbarungen, von wegen es seien dort nur Terroristen am Werk, griffen teilweise wirklich im Westen, schürten dort Unsicherheiten hinsichtlich dessen, ob nun Terroristen vor Ort sind oder eben nicht, und verhinderten koordinierte Maßnahmen zur Unterstützung der Rebellen zu Beginn des Aufstandes (vor allem seitens der chronisch uneinigen EU). Zugleich jedoch ermöglichte dieses westliche Zögern es den regionalen Gegnern des syrischen Regimes (und auch des Iran) in diese "Lücke" zu springen und ihre hofierten Gruppen ins Spiel zu bringen bzw. gezielt sunnitische Extremisten gegen die Alawiten-Clique Assads hochzurüsten, d. h. die "sich selbst erfüllende [Propaganda]-Prophezeihung" eines Kampfes gegen Terroristen ist heute durch Zögern und Uneinigkeit des Westens zu Beginn des syrischen Dramas teilweise wahr geworden. Und das ist, von der Giftgas-Thematik mal abgesehen, schon bitter genug...

Schneemann.


Re: Syrien - Shahab3 - 09.09.2013

@Schneemann
Zitat:...
Fast alle Islamistengruppen formten sich ab Frühjahr 2012
...

Dieses Datum fällt mit den ersten umfangreicheren medialen Erscheinungen des Dachverbands "Al-Nusrah Front" zusammen. Daraus schließt Du, dass die sunnitischen Extremistengruppen -Simsalabim- urplötzlich im Frühjahr 2012 aus wundersamen Eiern geschlüpft sind.

"boh...der olle Westen unterstützt uns ja kaum. Wir wollten doch so sein wie die Leute im Westen. Pressefreiheit, Sex im Freibad und Respekt für Andersgläubige.

Abe ne. Wir kriegen zu wenig Geld und die Waffen sind uns nicht mordern genug. Heureka!!! Dann lasst uns halt eine weitere Islamistengruppe gründen und ein paar Kirchen anzünden! Dann werden wir halt wie die Saudis, denn die zahlen gut"


Doch, Schneemann! Deine Argumentationskette klingt sehr stichhaltig. Ich bin davon überzeugt, dass es in Deiner Welt so gewesen ist. Apropos guter/böser Terrorist und "selbsterfüllende Prophezeihung":

Zitat:The Redirection
Is the Administration’s new policy benefitting our enemies in the war on terrorism?

by Seymour M. Hersh
March 5, 2007

A STRATEGIC SHIFT
...
The U.S. has also taken part in clandestine operations aimed at Iran and its ally Syria. A by-product of these activities has been the bolstering of Sunni extremist groups that espouse a militant vision of Islam and are hostile to America and sympathetic to Al Qaeda.
...
‘We’ve created this movement, and we can control it.’ It’s not that we don’t want the Salafis to throw bombs; it’s who they throw them at—Hezbollah, Moqtada al-Sadr, Iran, and at the Syrians, if they continue to work with Hezbollah and Iran.”
...
“We are in a program to enhance the Sunni capability to resist Shiite influence, and we’re spreading the money around as much as we can,”the former senior intelligence official said. The problem was that such money “always gets in more pockets than you think it will,” he said. “In this process, we’re financing a lot of bad guys with some serious potential unintended consequences. We don’t have the ability to determine and get pay vouchers signed by the people we like and avoid the people we don’t like. It’s a very high-risk venture.”
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.newyorker.com/reporting/2007/03/05/070305fa_fact_hersh?currentPage=1">http://www.newyorker.com/reporting/2007 ... rentPage=1</a><!-- m -->

Selbstverständlich hat die US Regierung ein massives Interesse daran, dass ihre Zusammenarbeit mit Saudischen Salafisten weder die Rebellen noch sie selbst in Misskredit bringt.


Re: Syrien - Schneemann - 09.09.2013

Zitat:Dieses Datum fällt mit den ersten umfangreicheren medialen Erscheinungen des Dachverbands "Al-Nusrah Front" zusammen. Daraus schließt Du, dass die sunnitischen Extremistengruppen -Simsalabim- urplötzlich im Frühjahr 2012 aus wundersamen Eiern geschlüpft sind.
Al Nusrah ist nur ein Aspekt, aber übrigens auch einer, der sehr gerne von Assad oder seinen Unterstützern ins Spiel gebacht wird, um aufzuzeigen, dass hier ja "nur Terroristen" am Werk seien. Abgesehen davon scheinst du es nicht verstanden zu haben, was ich sagte: Ich sagte nicht, dass ab 2012 wie aus dem Zauberhut plötzlich generell sunnitische Extremistengruppen entstanden - dies sicher nicht -, ich sagte indessen, dass sie ab diesem Zeitpunkt immer massiver Einfluss in Syrien zu nehmen begannen.
Zitat:"boh...der olle Westen unterstützt uns ja kaum. Wir wollten doch so sein wie die Leute im Westen. Pressefreiheit, Sex im Freibad und Respekt für Andersgläubige.

Abe ne. Wir kriegen zu wenig Geld und die Waffen sind uns nicht mordern genug. Heureka!!! Dann lasst uns halt eine weitere Islamistengruppe gründen und ein paar Kirchen anzünden! Dann werden wir halt wie die Saudis, denn die zahlen gut"
Und übrigens habe ich dies so auch nicht gesagt. Der von mir umschriebene Kausalzusammenhang war ein anderer. Aber dies ist irgendwie eine Masche von dir... :?
Zitat:Selbstverständlich hat die US Regierung ein massives Interesse daran, dass ihre Zusammenarbeit mit Saudischen Salafisten weder die Rebellen noch sie selbst in Misskredit bringt.
Werden wir doch mal konkret: Wen meinst du genau? Das Bush-Vize Cheney in Jordanien mal nachfragte, inwieweit man Ausbildungslager für sunnitische Extremisten gegen die Hisbollah und schiitische Extremisten in Irak nutzen könnte bzw. inwieweit man damit die damals chaotische Lage in Irak in den Griff kriegen könnte, ist die eine Sache und - relativ - gesichert. Aber was heißt hier denn "US-Regierung"? Eine verschwörerische "Politikrichtlinie", die von Clinton über Bush jr. bis Obama ausgehandelt und gültig ist? Und in die alle US-Polit- und -Regierungskreise über alle Parteigrenzen hinweg, von den Geheimdiensten über Gerichte und Pentagon bis zum State Department unkritisch eingebunden sind? Sehr unwahrscheinlich. Insofern: Einzelpersonen in ehemaligen US-Regierungen haben hier durchaus in manchen Bereichen gezündelt, aber eine Verschwörung per se der "US-Regierung" über viele Regierungswechsel, verschiedene Personen und über Jahre hinweg gibt es so sicher nicht. Das ist Schwachsinn.

Zugleich gibt es einen zweiten Punkt: Es wird immer suggeriert, dass die Saudis immer generell und unkritisch alles machen, was Washington will. Das ist eine sehr überhebliche und genau genommen auch riskante Vermutung (etwa für den Iran). Trotz aller Verbundenheit wird damit ja impliziert, dass Saudi-Arabien zu eigenem individuellen Handeln nicht in der Lage und damit schwach sei und brav den USA immer folge. Das mag in manchen Bereichen stimmen (vor allem innenpolitisch und gesellschaftlich betrachtet, s. meine Umschreibungen zum Königshaus der Saud vor einigen Tagen), aber generell ist die Aussage so nicht zu halten, vor allem redet man damit die durchaus bestehenden Einflussoptionen der Saudis einerseits künstlich herunter, zugleich aber beklagt man sich andererseits (du übrigens ja auch), dass das "machtlose" und "willfaehrige" Königreich eine im "US-Auftrag" durchgeführte "Balkanisierung" des Orients gegen die Schiiten betreibe. Das ist schlicht unlogisch, ja ein Paradoxon. Zudem: Eines sollte man nie tun: Einen potentiellen Gegner unterschaetzen, egal wie schwach er vielleicht wirkt...

Schneemann.