(Europa) Schweizerische Heeresstreitkräfte
1) Wir haben in diesem Thread schon einmal darüber diskutiert.
2) In Westeuropa wird es die nächste Zeit keine Kriege mehr, also wird die Schweiz nicht angegriffen. Alle Kriege werden in Zukunft nicht an unseren Grenzen stattfinden, sondern irgendwo weit weg. Europa braucht Truppen die man auf der ganzen Welt einsetzen kann, darunter müssen sowohl leichte (mit Transportflugzeugen) als auch schwere (mit Transportschiffen) Einheiten vertreten sein. Die Schweiz sollte sich also auf mobile und luftverladbare Truppen konzentrieren, denn das Verteidigungsszenario ist mit dem Kaltenkrieg zuende gegangen. Aber die Neutralität und das nich vorhanden sein von Transportflugzeugen verhindert das.
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@NOVAx
Zitat:Das einzige was denn schweizer in einem Kriegsfall bleiben wird sind die berge.
Aber ewig könneten sie sich onehin nicht darin verschanzen.
Es kommt eben drauf an, wie sich die Schweizer Armee und die Bevölkerung im Kriegsfall verhalten und wer ihr Gegner ist.
Wie wird sich die Armee verhalten und wie entschlossen wird sie kämpfen? Wieviele Soldaten werden desertieren? Wie lange lässt sich die Armee in der kleinräumigen Schweiz führen? Wie reagieren einzelne Einheiten, wenn der "Befehl von oben" nicht mehr zu ihnen durchkommt? Wenn alle Panzer, Flugzeuge und Fahrzeuge vernichtet wird, wandelt sich die Armee dann in eine Art Widerstandsarmee mit leichten Waffen (die Schweiz hat sowieso ein Infanterieheer)? Leider kenne ich die Verteidigungs- und Führungsdoktrin nicht, aber solche Fragen müssen sich sowohl Angreifer wie auch Verteidiger vor einem Krieg gut überlegen und beantworten, um die Kriegskosten abzuschätzen.
Und wie verhält sich die Bevölkerung? Durch die Milizarmee ist diese relativ eng mit den Soldaten verbunden, viele haben ihre Kinder im Dienst. Wärst Du bereit, einer Gruppe von Widerständlern dein Haus zur Verfügung zu stellen, damit sie von dort aus feindliche Panzer und Hubis attackieren können, mit der Konsequenz, das dein Haus danach vom Feind geplättet wird? Ich nicht unbedingt. Andere aber vielleicht schon, von Beschlagnahmungen mal ganz abgesehen.

Ist der Gegner "westlich" (USA, Frankreich, NATO, EU), dann werden gefallene und verwundete Soldaten (des Gegners) einzeln gezählt, Opfer sind unpopulär und schaden der Heimatfront extrem. Der Agressor müsste dann auch gewaltige Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen, um im "Krieg nach dem Krieg" die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Ein "westlicher" Gegner kann also kein grosses Interesse an einem Krieg mit der Schweiz haben, eben weil sich die Armee womöglich in den Bergen verschanzt, was zu grossen Verlusten beim Angreifer führen wird, und weil die Infrastruktur einer der grössten Reichtümer der Schweiz ist, die man nach einem Krieg unter Umständen mit sehr viel Aufwand via die eigenen Steuerzahler wieder aufbauen müsste.
Hier würde sich aller Wahrscheinlichkeit vor einem Krieg eine Verhandlungslösung finden.

Ein "nicht-westlicher" Gegner, der wenig bzw. keine Rücksicht auf Verluste nimmt (z.B. Russland in Tschetschenien), wird von Anfang an überhaupt keinen Rückhalt in der schweizerischen Bevölkerung finden und muss mit totalem Krieg und Widerstand rechnen. Auch das wird früher oder später sehr teuer und lohnt sich irgendwann nicht mehr.

Und was das Gelände betrifft, so ist das in der Schweiz für alle beteiligten Kräfte Alptraum und Segen zugleich, dies nicht nur in den Bergen. Jede Siedlung kann zum Gebirge werden (Gebirge in dem Fall = unübersichtliches Gelände mit befestigter Deckung). Das relativ flache Mittelland ist mit Waldinseln übersät, die lose zusammenhängen und in der belaubten Jahreszeit eine hervorragende Deckung bilden, durch die sich Infanterie ungesehen bewegen kann. Im Jura würde ich noch weniger gerne kämpfen als in den Alpen, denn die Landschaft ist extrem hügelig, schroff und unterhalb der Waldgrenze und bietet für Infanteriekampf mit Rückzugsmöglichkeiten ideales Terrain. Kampf in den Alpen ist zweischneidig, da die Deckung durch Wälder nur bis in eine gewisse Höhe gewährt wird. Sollte die Luftabwehr der Verteidiger dort mal zusammenbrechen, dann kann ein Feind sehr viel Schaden durch Hubschrauber anrichten.
Übrigens, Tschetschenien und das "sunnitische Dreieck" sind flächenmässig mit der Schweiz vergleichbar. Und dort beissen sich Supermächte die Zähne aus. Kleinräumigkeit kann also überwunden werden, wenn der Verteidiger zu allem entschlossen ist.
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IMO ist das unrealste was nur möglich ist:pillepalle: Ein Gegner von aussen müsste durch die EU, was woll nicht lange gut geht. Ein Gegner der angrenzt ist wohl auch eher:pillepalle:
Aber spielen wir das Szenario einmal durch:
Österreich ist am Boden als auch in der Luft unterlegen.
Italien müsste quer durch die Alpen. Dann sprengt die Schweiz die Tunele und blockiert die Pässe, kann man also auch vergessen.
Frankreich oder Deutschland könnten die Schweiz in einem Blitzkrieg einnehmen. Dass Problem wäre das Frankreich/Deutschland die eigentlichen Truppen besiegt hätte, Untergrundbewegungen würden aber den Franzosen/Deutschen das Leben schwer machen. Dann hätte man einen europäischen Irak.
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@europa

Ging mir auch nur ums Spielen Big Grin

Ich weiss auch, dass ein Krieg in der Schweiz totaler Quatsch ist IM MOMENT. In fünfzig Jahren weiss niemand, wies aussieht, bis dahin sehen die Armeen, Strategien und Absichten aber auch wieder ganz anders aus, es lohnt sich also kaum, darüber zu reden, ausser, dass wir dann vielleicht froh sind, noch ein bisschen militärisches Know-How zu haben.
Ich habe nur versucht, die Frage von NOVAx zu beantworten, die darauf abzielt, wie sich die Schweiz denn mit ihrer Armee wehren würde, wenn JETZT ein Feind vor unserer Grenze stehen würde, mit der Absicht, eine Invasion durchzuführen.
Das Szenario ist eh darauf angelegt, dass zuvor jemand in Europa durchdrehen müsste, was sowieso nicht mehr passiert in den nächsten fünfzig Jahren, die kollektive Angst vor dem Angriffskrieg ist (noch) zu gross. Und bis dahin haben wir vielleicht anstelle des Stgw Laserschwerter Wink
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Bis in 50 Jahren wird vermutlich sogar die Schweiz in der EU sein und die EU wird bis dann noch mehr zusammenwachsen und dann sind Kriege innerhalb Europas noch unmöglicher. Es könnte natürlich auch ganz anders kommen, aber das ist wohl doch eher unwahrscheinlich.
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Zitat:Bis in 50 Jahren wird vermutlich sogar die Schweiz in der EU sein und die EU wird bis dann noch mehr zusammenwachsen und dann sind Kriege innerhalb Europas noch unmöglicher. Es könnte natürlich auch ganz anders kommen, aber das ist wohl doch eher unwahrscheinlich.
Ja, hoffen wirs.
Ich denke auch, dass wir bis in 50 Jahren Mitglied sein werden. Denn wenn die EU so lange existiert, fängt es an, sich zu lohnen.
Bis dahin gibts wohl auch die europäische Armee, bei der man dann gleich mitmachen würde/müsste.
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EU Army/Navy/Air Force, gemeinsame Aussenpolitik usw. Aber das ist alles Spekulation und :ot:
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Zitat:EU Army/Navy/Air Force, gemeinsame Aussenpolitik usw. Aber das ist alles Spekulation
Nicht zwingend. Wenn Du die Schweiz verteidigen musst und in der EU bist, während sich die EU gerade Gedanken darüber macht, ob sie eine europäische Armee aufstellen möchte, bei der dann (so vermute ich) alle Mitglieder einen Beitrag zu leisten haben, dann musst Du Dir sehr wohl Gedanken über schweizerische Truppen in einem europäischen Gesamtverteidigungskonzept machen.
Klar ist das momentan Spekulation, kann sein, dass es nie so weit kommt. Aber falls, dann ist die Verteidigung der Schweiz gleich der Verteidigung Europas.
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Zitat:Rentner an die Waffen: Das Konzept «Armee 50 plus»
Von heutigen Zwanzigjährigen kann keine Bereitschaft für den Wehrdienst erwartet werden. Die Lebenserfahrung älterer Menschen aber bereicherte jede Armee
http://www.nzz.ch/2005/11/06/il/articleDA8F0.html

:rofl:

War mir nicht ganz sicher, ob ich das nicht doch eher im Thread "Lustige Nachrichten aus aller Welt" unterbringen sollte.

Die Bewaffnung muesste dann natuerlich auch angepasst werden: Vorderlader und Armbrueste anstelle von Sturmgewehren, Alphoerner und Brieftauben ersetzen die Funkgeraete. :evil:

und wenn man dann solches liest:
Zitat:Eine Armee, die Dienstleistende über fünfzig Jahre und Pensionierte einschliessen würde, hätte nicht zuletzt operative Vorteile gegenüber den heutigen Halbwüchsigenarmeen. Wären zum Beispiel die Befriedungsaktionen im Irak mit einer Armee von Veteranen nicht völlig anders verlaufen als mit einer frustrierten Arbeitslosenarmee von Milchgesichtern?
Wenigstens waere das Problem der staatlichen Altersvorsorge mit einer solchen Armee vom Tisch, denn der Anteil an Pensionaeren in der schweizerischen Demographie wuerde aufgrund des damit drohenden Feldzuges gegen die boesen Kommunisten in Russland drastisch reduziert.

Wenn die Identitaetskrise der Schweizer Armee noch mehr solche Ideen auf den Plan ruft, frage ich mich langsam, ob wir sie nicht doch besser abschaffen und uns inskuenftig von Liechtenstein beschuetzen lassen sollten. :tard:
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So, die Katze ist aus dem Sack, das diesjährige Rüstungsprogramm der Schweizer Armee wurde präsentiert.

Zentrale Punkte:

- Neues Führungsinformationssystem (424 Mio. Sfr.)
- Modernisierung von 134 Leo II (auf welchen Standard?) (395 Mio. Sfr.)
- Beschaffung von 12 Genie- und Minenräumpanzern (139 Mio. Sfr.)
- Modernisierung von 15 Super Pumas (194 Mio. Sfr.)
- Beschaffung von 6 PC-21 (115 Mio. Sfr.)
- Simulatoren für F/A-18 und Leo II (108 Mio. Sfr.)
- Umrüstung von 160 Piranhas (126 Mio. Sfr.)

Total: 1501 Mio. Sfr.

Fazit: Ein grosses Rüstungsprogramm, das in einigen Punkten zu reden geben wird. Gerade die Panzeraufrüstung sowie die Beschaffung der Geniepanzer könnte bei den Armeegegnern auf erhebliche Gegenwehr stossen.
Erfreulich ist der hohe Anteil an inländischer Industrie (direkt 820 Mio., indirekt ca. 1,3 Mia.).
Ebenfalls erfreut sein dürften die Pilatus-Werke, die damit den Startschuss für die Serienproduktion der PC-21 erhalten (obwohl die Nicht-Evaluation beim Trainingsflugzeug bereits bemängelt wird).

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/06/01/il/newzzENWTN4RN-12.html">http://www.nzz.ch/2006/06/01/il/newzzENWTN4RN-12.html</a><!-- m -->
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Zitat:Nationalrat will Militärjustiz nicht abschaffen

(ap) Der Nationalrat will die Militärjustiz nicht abschaffen. Mit 99 zu 54 Stimmen lehnte die Grosse Kammer am Dienstag eine parlamentarische Initiative von Josef Lang (Grüne, Zug) ab. Militärgerichte seien Spezialgerichte wie Miets- und Arbeitsgerichte und hätten zu 95 Prozent rein militärische Delikte zu beurteilen, sagte Kommissionssprecher Kurt Fluri (fdp., Solothurn). Dabei würden sie die Umstände, die im Militär gegeben seien, angemessen berücksichtigen.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/06/13/il/newzzEOE9M33M-12.html">http://www.nzz.ch/2006/06/13/il/newzzEOE9M33M-12.html</a><!-- m -->
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Die Zeitschrift "Facts" (Artikel leider nicht online), eine tendenziell klar armeekritische Zeitschrift, kritisiert die Schweizer Armee wieder mal in ihren letzten zwei Ausgaben. Aber das erstaunliche: sie kritisiert die ungenügende Bereitschaft (!) der Luftwaffe, d.h. die Luftwaffe soll ihre Leistung erhöhen (!). Es geht dabei um die permanente Luftraumüberwachung.

Aktuell besteht in der Schweiz im Normalbetrieb keine 24-Stunden-Einsatzbereitschaft. D.h. die primären Radarsysteme (Florako) sind zwar rund um die Uhr besetzt, einsatzbereite Kampfjets stehen jedoch nur während den normalen Betriebszeiten der Luftwaffenstützungpunkte zur Verfügung (Mo - Fr von 08.00 - 12.00; 13.30 - 17.00 Uhr). 24-Stunden Bereitschaft besteht nur bei speziellem Bedarf (z.B. WEF Davos, d.h. 2 permanent in der Luft, 2 weitere innert 2,5 Min) Also normalerweise wären in der Nacht und am Wochenende Jets im Notfall nicht zur Verfügung (bzw. innert 4 Stunden nach dem Alarm .....). Verglichen wird mit Frankreich, welches 4 Maschinen in 24-Stundenbereitschaft hält und Oesterreich (was mir aber neu wäre, vorallem mit aktuell ganzen 12 F-5 und 18 Piloten ......).

Dies wird von der sonst wie erwähnt armeekritischen Zeitschrift als ungenügend bezeichnet in der aktuellen Bedrohungslage. Man kritisiert, es sollte weniger für Panzer, Artillerie usw., dafür mehr in die Luftstreitkräfte (Kampfflugzeuge, Raketenabwehr, Drohen) investiert werden (Luftwaffe gibt als Argument fehlende finanzielle Mittel an, inkl. keinen entsprechenden Auftrag von der Politik).

Es geht dabei auch um den Ersatz der F-5 durch neue Kampfflugzeuge. Dabei werden von der Zeitschrift als möglicher Kandidat neben den bekannten Modellen auch als Luxuslösung die F-22 (!) (Kostenschätzung der Zeitschrift für diese Variante 3,5 Mia Euro) aufgeführt. Selbst unbemannte Kampfflugzeuge werden erwähnt. Und man bringt im Artikel kein einziges Argument gegen diese Beschaffung sondern eher Argumente dafür.
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Mal was Neues zur Schweizer Armee aus der NZZ, die in juengerer Vergangenheit ziemlich viele Artikel ueber die Entwicklung des eidgenoessischen Militaers publiziert hat:

Zitat:Nationalrat lehnt Umbau der Armee mit Stimmen von SVP und Links-Grün ab

Die Halbierung der schweren Kampftruppen und der Ausbau der Sicherungskräfte ist im Nationalrat an einer unheiligen Allianz von SVP und Links-Grün gescheitert. Nachdem die grosse Kammer Rückweisungsanträge klar abgelehnt hatte, verwarf sie die neue Armeeorganisation mit 101 zu 73 Stimmen. Der SVP kam die Reform zu früh, der SP und den Grünen ging sie zu wenig weit.
...
(sda/ap) Der so genannte Entwicklungsschritt 2008/11 sah vor, die Truppen zur klassischen Landesverteidigung zu reduzieren und dafür Schutz- und Überwachungsaufgaben mit einem Ausbau der Infanterietruppen zu forcieren. Damit sollte die Armee an neue Bedrohungslagen wie den Terrorismus angepasst und gleichzeitig der Sparkurs eingehalten werden.

Harter Aufwuchskern
Die auf die Hälfte reduzierten mechanisierten Verbände sollen als Kampfbrigade den harten «Aufwuchskern» bilden. Im Falle einer Bedrohung soll dieser Kern zur Verteidigungsarmee hochgefahren werden. Die Kapazitäten für die Friedensförderung sollten in den nächsten Jahren auf 500 Armeeangehörige verdoppelt werden
Die Konservativen haengen sehr an den Panzertruppen, wollen schwere MBTs zur Terrorabwehr in Staedten einsetzen. Wieviel das in der Schweiz tatsaechlich bringen soll, wo wir doch vom internationalen Terrorismus regelrecht ueberrannt werden, naja, ich weiss ja nicht, was sich die Nationalraete der Rechten da so alles ausphantasieren Rolleyes
Die Linke hat andererseits Angst vor einem Ueberwachungsstaat, der mit der "Infanterisierung" (Was fuer ein Unwort! Das Gros der Schweizer Armee war immer Infanterie!) geradezu zwangslaeufig Realitaet werde :wall:

Der Weiterentwicklung der Schweizer Armee ist somit mal wieder ein Bein gestellt worden.
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Gestern war in einer Schweizer Zeitung ein 2-seitiger Bericht über die Nachfolge des Tigers, der grösste Teil davon ein Interview mit dem Chefplaner der Armee, Jakob Baumann. Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen von ihm aus meiner Sicht:


- Gesamtbudget von 2.5 - 3 Mia SFR geplant
- ca. 100 Mio pro Maschinen Systempreis geplant
- Entscheid für 2010 geplant (Projektstart 2008)
- Beschaffung einer ersten Tranche von 10-13 Maschinen (1 Staffel)
- Lieferung 1. Staffel 2013 - 2015 geplant
- Endzahl noch unbekannt ("typenabhängig")
- Occasionsmaschinen nach wie vor in Diskussion
- Abklärungen Modernisierung Tiger als Notlösung inkl.


Aus dem Gesamtbudget interpretiere ich, dass man immer noch von 20-30 Maschinen ausgeht, jedoch in 2-3 Tranchen. Dies ermöglicht es, die Beschaffungen innerhalb des normalen Budgetrahmens der jährlichen Rüstungsprogramme (pro Jahr ca. 1 - 1,5 Mia SFR für Beschaffungen) abzuwickeln, d.h. ohne grossen Spezialkredit wie beim F-18.



Ganzes Interview (zwar online verfügbar, jedoch nur 7 Tage kostenlos, anschliessend gegen Gebühr):

Aargauer Zeitung / MLZ; 04.12.2006

Thema Zeitung

«Es geht darum, ein Dach über der Schweiz zu haben»

Jakob Baumann Der Armee-Chefplaner sagt, wie es punkto Entwicklungsschritt 08/11 weitergehen soll

Damit die Schweizer Armee punkto Luftkriegführung den Anschluss nicht verliert, brauche es mindestens 10 bis 13 neue Kampfflugzeuge, sagt Divisionär Jakob Baumann, der Chef des Planungsstabs der Armee.

christoph brunner
Herr Baumann, wie lange kann die Schweizer Armee unseren Luftraum mit den heutigen Mitteln noch schützen?

Jakob Baumann: Man muss zwischen Luftpolizeidienst und Luftkriegführung unterscheiden. Luftpolizeidienst im Extremfall ist das, was während des World Economic Forum in Davos passiert: Die Flieger sind permanent in der Luft. Mit unseren 33 F/A-18 und den 54 F-5-Tiger sind wir in der Lage, das ohne Unterbruch ein bis zwei Wochen sicherstellen zu können.

Wie sieht es punkto Luftkriegführung aus?

Baumann: Wir haben mit der F/A-18 ein hervorragendes Ins trument, mussten aber in den vergangenen Jahren mit der Ausmusterung der Mirage und der Hunter die Fähigkeit zur Aufklärung respektive das Feuer Luft-Boden aufgeben. Das heisst: Die Schweiz verfügt nicht mehr über das komplette Know-how in der Luftkriegführung. Handlungsbedarf besteht also erstens in der Durchhaltefähigkeit im Luftpolizeidienst, zweitens gilt es, gewisse Lücken im Bereich Luftkriegführung zu schliessen.

Die Tiger erreichen im Jahr 2010 das Ende ihrer operationellen Lebensdauer. Besteht danach also eine ernsthafte Lücke in der Luftverteidigung, wenn wir keine neuen Kampfjets anschaffen?

Baumann: Die 33 F/A-18 allein reichen weder für einen nachhaltigen Luftpolizeidienst über einen längeren Zeitraum noch für eine Luftkriegführung in der ganzen Breite des Spektrums, die diesen Namen überhaupt verdient.

Wie zentral ist nach 9/11 ein permanenter Luftpolizeidienst für die Sicherheit der Schweiz?

Baumann: Ich denke, dass sich die Wahrnehmung der Bevölkerung stark verändert hat, weil jedem klar ist, dass die Bedrohung aus der Luft real ist. Bezüglich der möglichen Szenarien hat sich nicht viel geändert.

Zurück zu den 54 Tiger F-5: Sie haben dieses Jahr einen Kredit von 2 Millionen Franken bewilligt bekommen, um vertiefte Marktbeobachtungen durchführen zu können. Was haben diese bis jetzt ergeben?

Baumann: Wir haben dieses Jahr mit den möglichen Anbietern eines Ersatzes für den Tiger F-5 je zwei Meetings durchgeführt. Es handelt sich um die Firmen Boeing, Dassault, EADS und Saab. Alle vier Anbieter kennen jetzt unsere Ausgangslage und werden uns aufgrund ihrer Studien mitteilen, wie viele ihrer Flugzeuge in welcher Konfiguration unsere Luftwaffe benötigen würde, um ihre Aufträge erfüllen können.

Von welcher Stückzahl gehen Sie aus?

Baumann: Das kann ich heute noch nicht sagen, weil die Abklärungen der Anbieter noch laufen und wir ihre Antworten erst im Lauf des nächsten Jahres bekommen. Vorgesehen ist aber, dass wir im Laufe des Jahres 2007 dem Parlament einen Projektkredit «Ersatz Tiger» beantragen um 2008 ein entsprechendes Projekt zu starten.

Das heisst, dass alle vier genannten Typen die Anforderungen grundsätzlich erfüllen?

Baumann: Ja, wobei die Anforderungen noch nicht im Detail bekannt sind. Ich bin nicht Pilot, aber als Planer könnte ich mit allen vier Typen sehr gut leben.

Sie haben letztes Jahr gesagt, dass sie von Kosten von rund 100 Millionen Franken pro Kampfjet ausgehen. Trifft diese Grössenordnung noch zu?

Baumann: Das ist wahrscheinlich eine realistische Grössenordnung. Wobei zu betonen ist, dass 100 Millionen der Systempreis für einen voll ausgerüsteten Flieger wären.

Wie viele neue Maschinen braucht es denn, um den «Aufwuchskern Luftkriegführung» zu alimentieren?

Baumann: Das ist eine sehr komplexe Frage, weil es davon abhängt, welcher Flugzeugtyp welche Aufgabe wahrnimmt, beispielsweise Luft-Boden-Feuer. Man kann jedoch davon ausgehen, dass für diesen Aufwuchskern Luftkriegführung mindestens eine Staffel nötig ist, das heisst 10 bis 13 Maschinen.

Ist auch der Kauf von Occasionsmaschinen eine mögliche Variante, die Sie prüfen?

Baumann: Ja, solche Offerten prüfen wir intensiv. Die Frage ist aber, wie viele Flugstunden mit einer solchen Maschine noch möglich und welche «Upgrades» noch nötig sind.

Liesse sich mit einer solchen Lösung substanziell Geld sparen?

Baumann: Genau das wissen wir eben nicht. Es könnte sogar sein, dass es teurer wäre.

Prüfen Sie auch die Kooperation mit dem Ausland bei gleichzeitiger Reduktion der eigenen Aufgaben?

Baumann: Nein. Wesentlich ist, dass wir das Dach über der Schweiz mit unserer eigenen Luftwaffe sicherstellen. Diese nationale Aufgabe wird von selbstständigen Ländern selbst wahrgenommen, das kann man nicht delegieren. Das schliesst jedoch nicht aus, dass wir mit unseren Nachbarn Abkommen eingehen, welche die Zusammenarbeit im luftpolizeilichen Bereich regeln, inklusive Einsatz von Überwachungssystemen.

Das Parlament muss also zwischen 2008 und 2011 einen Grundsatzentscheid treffen. Ab wann könnten denn die neuen Kampfjets frühstens in der Luft sein?

Baumann: Wenn das Parlament 2010 Ja sagen würde, dann gehen wir davon aus, dass eine ers te Staffel zwischen 2013 und 2015 operationell sein könnte.

Und wenn das Parlament Nein sagt? Müssen dann die Tiger nachgerüstet werden?

Baumann: Aus dem Tiger können Sie keinen Ersatz des Tiger machen, auch wenn sich einige Funktionen theoretisch noch nachrüsten lassen. Es ist aber eine mögliche Variante, mit der wir uns befassen. Die Thematik der Tiger-Nachfolge ist aber nicht primär eine militärische Fragestellung, sondern eine sicherheitspolitische. Es geht darum, ob wir ein Dach über der Schweiz haben wollen oder nicht. Das muss nicht nur die Armee interessieren, sondern alle Schweizerinnen und Schweizer.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.aargauerzeitung.ch/pages/index.cfm?dom=3">http://www.aargauerzeitung.ch/pages/index.cfm?dom=3</a><!-- m -->
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Zitat:Technologieschub für die Armee
Nationalrat bewilligt Rüstungsprogramm

Die Armee soll über eine halbe Milliarde Franken in die Führungsinformation und die Telekommunikation investieren. Der Nationalrat hat am Mittwoch mit 116 bürgerlichen gegen 45 links-grüne Stimmen das Rüstungsprogramm 2007 (RP07) gebilligt.

(sda) 278 Millionen sind für das Führungsinformationssystem (FIS) des Heeres bestimmt. Eine erste Tranche von 424 Millionen war mit dem RP06 bewilligt worden. Mit 277 Millionen soll die Leistung der Telekommunikationsinfrastruktur verbessert werden. 26 Millionen kosten 66 Laserschuss-Simulatoren für den Kampfpanzer Leopard.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2007/06/06/il/newzzF2LZ7DK6-12.html">http://www.nzz.ch/2007/06/06/il/newzzF2LZ7DK6-12.html</a><!-- m -->

Komisch, war nicht schon mit dem RP06 ein "Führungsinformationssystem" (was auch immer das genau heisst) für doppelt soviel Geld gekauft worden?
Gemäss diesem Artikel hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/06/01/il/newzzENWTN4RN-12.html">http://www.nzz.ch/2006/06/01/il/newzzENWTN4RN-12.html</a><!-- m -->
Vielleicht wurde es vor einem Jahr gestrichen und redimensioniert, oder das heurige FIS ist eine Ausbautranche? Kann mich jemand aufklären?
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