Afrika (Sicherheitspolitische Zusammenarbeit)
#1
Weniger französische Truppen in Afrika: Ein Jahr nach Macrons Ankündigung wird wieder darüber gesprochen.
Lignes de defense (französisch)
Die Kollegen von RFI berichten, dass "Jean-Marie Bockel, 2007 kurzzeitiger Kooperationsminister des ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der das Ende der Françafrique verkündet hatte, beauftragt wird, den afrikanischen Ländern, in denen sich französische Stützpunkte befinden (mit Ausnahme von Djibouti), die neue Militärstrategie von Paris zu erklären".

Laut einem Schreiben, das RFI vorliegt, soll Jean-Marie Bockel den Senegal, die Elfenbeinküste, Gabun und den Tschad bei der Entwicklung der französischen Militärpräsenz in diesen Ländern begleiten, da Präsident Macron eine Reduzierung der Truppenstärke in Gabun, Senegal und der Elfenbeinküste beschlossen hat.

Die Modalitäten dieser seit langem angekündigten Reduzierung (siehe z. B. meinen Beitrag vom Mai letzten Jahres zu Gabun) sollen laut Elise Vincent von Le Monde auf einer Sitzung des Verteidigungsrats Mitte Dezember 2023 beschlossen worden sein.

Die Ankündigungen von 2023
Es sei daran erinnert, dass Emmanuel Macron im Februar 2023 eine baldige "sichtbare Verringerung" der französischen Streitkräfte in Afrika und ein "neues Partnerschaftsmodell" angekündigt hatte, das einen "Aufschwung" der afrikanischen Militärinstitutionen beinhaltete. "Die Logik ist, dass unser Modell nicht mehr das von Militärbasen sein darf, wie sie heute existieren", hatte der französische Präsident bei einer Pressekonferenz im Elysée-Palast vor einer Reise nach Zentralafrika gesagt.

"Morgen wird unsere Präsenz im Rahmen von Stützpunkten, Schulen und Akademien stattfinden, die gemeinsam verwaltet werden und mit französischem Personal, das auf niedrigerem Niveau bleibt, und mit afrikanischem Personal betrieben werden und die (...) andere Partner aufnehmen können", hatte Emmanuel Macron angekündigt. "Die Transformation wird in den nächsten Monaten mit einer sichtbaren Verringerung unserer Truppenstärke und einer Zunahme der Stärke unserer afrikanischen Partner in diesen Stützpunkten beginnen", hatte der Staatschef ebenfalls vorausgesehen.

Reduzierung: Welche Ziele werden verfolgt?
Anfang 2023 verfügte Frankreich über vier ständige Stützpunkte in Dakar (Senegal, 350 Std.), Abidjan (Elfenbeinküste, 950 Std.), Libreville (Gabun, 350 Std.) und Dschibuti (1450 Std.). Der "sichtbare Rückgang" lässt sichtlich auf sich warten.

In Gabun beispielsweise ist der angekündigte Abwärtstrend noch nicht sehr spürbar eingetreten. Es sollen noch 370 Soldaten vor Ort sein (davon 200 in Langzeitmissionen). Diese Truppenstärke schwankt jedoch ständig in Abhängigkeit von zeitlich begrenzten Missionen (Ausbildung afrikanischer Streitkräfte). Der Rückgang dürfte sich im Sommer 2024 beschleunigen.

Ein weiterer (derzeit heißer) Punkt ist der Senegal. Die französischen Elemente im Senegal (EFS) verfügen über rund 350 Mann, die Ausbildungs- und Trainingsmissionen zugunsten der lokalen Armeen (einschließlich der FARDC) durchführen.

Anstelle von Zahlen sollten zunächst die militärischen Ambitionen Frankreichs in Afrika präzisiert werden.

Geht es nur darum, durch die Reduzierung der ständigen Streitkräfte Haushaltsmittel einzusparen? Oder soll ein geordneter Rückzug in unserem Tempo fortgesetzt werden, um die Unannehmlichkeiten zu vermeiden, die in der Sahelzone aufgetreten sind? Soll ein Netz von vorpositionierten Kräften und Mitteln aufgebaut werden (wie es die Amerikaner mit ihren CSL tun)? Geht es auch darum, zuzugeben, dass andere Akteure auf Kosten Frankreichs einen Platz erobert haben und dass Frankreich sich unaufhaltsam zurückzieht?

Bleiben Sie dran! Jean-Marie Bockel wird seine Empfehlungen im Juli an den Elysée-Palast weiterleiten.
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#2
ich glaube, ein grundsätzliches Problem aller ehemaligen Kolonialmächte wie auch der westlichen Staaten generell (das schließt insbesondere die USA, aber auch Deutschland ein) ist ein grundlegendes Misstrauen, dass wir uns immer wieder "bevormundend" in die Meinungsbildung der Staaten in Afrika, Südamerika und sonst wo einmischen würden.
Eine der Auswirkungen ist, dass Russland es verstanden hat, sich als "Verbündeter gegen den dominanten Westen" darzustellen. Dass Russland selbst auch nicht unbedingt frei von hegemonialen Gelüsten war wird dort übersehen. Dabei war der russische Vormarsch schon unter den Zaren bis an die afghanische Grenze auch nicht recht viel anderes als die Schaffung eines hegemonialen Großreiches.
Daher kommt dann auch, dass z.B. Brasilien auch unter Lula strikt vermeidet, auf Seite der Ukraine gegen Russland eindeutige Positionen zu beziehen.

Und Frankreich ist einer der Staaten, denen die koloniale Vergangenheit gerade in Afrika besonders nachhängt. So wird der Machtwechsel (Militärputsch) in Burkina Faso, Mali usw dort als Widerstand gegen die französische Kolonialmacht verkauft.
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