Sudan
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Zitat:Das Ei des Gaddafi

Im Sudan herrscht Bürgerkrieg. Und er grenzt an zerfallene Staaten. Der einst so mächtige Nachbar Libyen versinkt im Chaos. Jetzt will sich das Regime dem Westen als Garant für Stabilität andienen.

Rundreise durch ein zerrissenes Land von Ulrich Ladurner
22. März 2015 21:03 Uhr ...
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Das Ende einer Ära im Sudan? Berichte über einen Militärputsch gegen Bashir:
Zitat:Sudans Präsident Omar al-Baschir ist Regierungskreisen zufolge zurückgetreten. Die Information wurde am Donnerstag zudem von einem Minister der Provinz Nord-Darfur bestätigt.

Adel Madschub Hussein sagte dem in Dubai ansässigen Fernsehsender Al Hadath ferner, es gebe Konsultationen, einen Militärrat einzurichten, der die Macht übernehmen solle. Unterdessen füllten sich die Strassen im Zentrum der Hauptstadt Khartum mit Zehntausenden Menschen, wie ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Armee und Sicherheitskräfte wurden am Donnerstag rund um das Verteidigungsministerium, Hauptstrassen und Brücken in der Hauptstadt Khartum gesichtet.

Quelle: https://www.bzbasel.ch/ausland/hinweise-...-134329986

Somit würde ein weiterer der "Alten Männer" seit dem arabischen Frühling fallen. Auch wenn es hier, wie bei Bouteflika (und z.B. auch Mugabe im weiteren Sinne), noch ein paar Jahre gedauert hat.
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Und entsprechend schlagen nun die Russen als Hüter der Stabilität auf:

https://www.themoscowtimes.com/2020/12/0...dan-a72295

Zitat:Russia Tuesday signed an agreement with Sudan to build a naval base on the country's Red Sea coast, the latest move in Moscow's push into Africa

Eine russische Marine-Basis im Roten Meer ist eine interessante militärische Problemstellung, kann man von dort aus sehr einfach mittels Seeminen die Abkürzung nach Asien sperren (Suez-Kanal). Wozu den Suez-Kanal direkt kontrollieren, wenn man nach belieben südlich davon die gleiche Route ebenso sperren kann ?!
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Zitat:The military has taken over in Sudan

(CNN) - Sudan has descended into crisis after the military dissolved the country's power-sharing government and declared a state of emergency on Monday. The move has crushed hopes for a peaceful transition of power following the ousting of former President Omar al-Bashir in 2019. [...]

Sudan had been ruled by an uneasy alliance between the military and civilian groups since 2019, but on Monday, the military effectively took control. Prime Minister Abdalla Hamdok and his wife were detained and taken to an undisclosed location. Multiple government ministers and officials were also arrested. General Abdel Fattah al-Burhan, the head of Sudan's armed forces, dissolved the power-sharing Sovereign Council and transitional government, saying in a televised statement that an "independent and fair representative government" would assume power until one is elected in 2023. [...]

United Nations Secretary General António Guterres condemned the coup and called for the release of the prime minister and other officials, he said in a tweet Monday, adding that the UN would "continue to stand" with the people of Sudan.
https://edition.cnn.com/2021/10/25/afric...index.html

Schneemann
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Im Sudan ein neuer Tag der Mobilisierung gegen den Staatsstreich
France 24 (französisch)
Veröffentlicht: 30/10/2021 - 09:04
[Bild: https://s.france24.com/media/display/44e...QM6UT.webp]
Am 29. Oktober 2021 gehen im Sudan zahlreiche Demonstranten gegen den Staatsstreich auf die Straße. AFP - Ebrahim Hamid
Text von: FRANKREICH 24

Nach fünf Tagen tödlicher Repression werden am Samstag im Sudan Tausende von Menschen auf die Straße gehen, um gegen den Staatsstreich von General Abdel Fattah al-Burhane zu protestieren.

Der neue Tag der Proteste im Sudan. Nach fünf Tagen tödlicher Repression veranstalten die Gegner des Militärputsches am Samstag, den 30. Oktober, eine neue Machtdemonstration gegen General Abdel Fattah al-Burhane.

Ein hochrangiger amerikanischer Beamter hat bereits davor gewarnt, dass die Reaktion der Junta weltweit unter die Lupe genommen werden wird: "Dies wird ein echter Test für die Absichten des Militärs sein", sagte er und warnte vor einem Ausbruch von Gewalt.

Doch die Gefahr eines neuen Blutbads in dem von Konflikten geplagten Land dämpft nicht die Entschlossenheit der Demonstranten, sagte der Demokratieaktivist Tahani Abbas gegenüber AFP.

Eine "Demonstration von einer Million"
"Das Militär wird uns nicht führen, das ist unsere Botschaft", sagte sie gegenüber AFP. Und die in den sozialen Netzwerken und in Graffiti an den Wänden von Khartum, wo die Behörden das Internet abgeschaltet haben, angekündigte "Demonstration von einer Million" ist nur ein "erster Schritt".

In einem Land, das seit seiner Unabhängigkeit vor 65 Jahren fast ununterbrochen vom Militär regiert wird, hat die Straße beschlossen, Nein zu General Burhane zu sagen, der am Montag die sudanesischen Institutionen auflöste und die meisten der zivilen Führer verhaftete.

Am Samstagmorgen wurden das Telefonnetz und das Internet abgeschaltet. Die Sicherheitskräfte waren in großer Zahl auf den Straßen unterwegs und blockierten die Brücken, die die Hauptstadt Khartum mit den Nachbarstädten verbinden. Sie errichteten Kontrollpunkte in den Hauptstraßen und durchsuchten stichprobenartig Passanten und Autos.

Der britische Sondergesandte für den Sudan und den Südsudan, Robert Fairweather, forderte die sudanesischen Sicherheitskräfte auf, "die Freiheit und das Recht auf Meinungsäußerung" der Demonstranten zu respektieren. "Friedlicher Protest ist ein demokratisches Grundrecht. Die Sicherheitsdienste und ihre Anführer werden für jegliche Gewalt gegen Demonstranten zur Rechenschaft gezogen werden", erklärte er auf Twitter.

Am Samstag startete ein erster Marsch in Omdurman, der Schwesterstadt von Khartum, wie Zeugen berichteten, während die Sicherheitskräfte die Hauptstadt absperrten, die Brücken zu den Vororten blockierten und Passanten und Autos durchsuchten.

>> Im Sudan ist die unmögliche Aufteilung der Macht zwischen Zivilisten und Militärs

"Die Welt schaut zu
Nach dem Aufstand, mit dem 2019 der Diktator Omar al-Bashir, ein General, der 30 Jahre zuvor durch einen Putsch an die Macht gekommen war, gestürzt wurde, gibt es "kein Zurück", lautet die Hauptparole der Gegner.

Seit fünf Tagen leisten die Sudanesen "zivilen Ungehorsam" und sitzen auf Barrikaden. Die Sicherheitskräfte haben mit scharfer Munition, Gummigeschossen und Tränengas auf sie geschossen und dabei acht von ihnen getötet, nach Angaben von Ärzten wahrscheinlich noch mehr.

Trotz allem versichert uns Tahani Abbas: "Unsere einzige Waffe ist der Pazifismus, und der hat sich bereits ausgezahlt". "Wir haben keine Angst mehr", betont sie. Für die Demonstranten, die auch Märsche aus der Diaspora im Ausland versprechen, ist der Samstag eine Wiederholung der "Revolution" von 2019, die Bashir nach sechsmonatiger Mobilisierung und mehr als 250 Toten stürzte.

Diesmal "darf die militärische Führung keinen Fehler machen: Die Welt schaut zu und wird kein weiteres Blutvergießen tolerieren", warnt Amnesty International.

Bereits am Freitagabend forderten die USA das Militär auf, sich zurückzuhalten. Dieser Tag, so ein hoher Beamter, "wird ein echter Test für die Absichten des Militärs sein. Der Chef der UNO, Antonio Guterres, forderte "das Militär auf, nicht noch mehr Opfer zu verursachen".

Der Putsch beendete die Hoffnung auf freie Wahlen Ende 2023 und stürzte das Land, das zu einer ohnehin instabilen Region gehört, ins Ungewisse. Trotz der Razzien haben viele öffentliche Einrichtungen angekündigt, sich dem "zivilen Ungehorsam" anzuschließen, der Khartum in den letzten fünf Tagen in eine tote Stadt verwandelt hat.

Zehntausende Sudanesen marschierten vor neun Tagen mit dem Ruf "Burhane, verlasse die Macht! Ein Ereignis, das wahrscheinlich den Lauf der Dinge beschleunigt hat, wobei der General, der jetzt allein das Sagen hat, behauptet, er habe gehandelt, um "einen Bürgerkrieg" zu verhindern.

Diesmal wollen die Militanten, dass die Straßen noch voller werden, was eine Herausforderung ist, wenn viele von ihnen verhaftet wurden. Doch Experten zufolge sind die Demonstranten mit den Erfahrungen von 2019 nun besser organisiert. Und sie haben eine internationale Gemeinschaft an ihrer Seite, die die Sanktionen gegen die Generäle verschärft hat.

Die Vereinigten Staaten und die Weltbank haben ihre Hilfe eingestellt, die für ein Land, das zwischen galoppierender Inflation und endemischer Armut gefangen ist, lebenswichtig ist, die Afrikanische Union hat Khartum suspendiert und der UN-Sicherheitsrat fordert die Rückkehr von Zivilisten an die Macht.
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Die russische Marinebasis im Sudan (siehe Quintus' Beitrag von Dezember 2020) scheint wohl langsam Gestalt anzunehmen, womit der russische Ausgriff nach Afrika immer umfangreicher wird, quasi die Wiederbelebung alter Ambitionen aus den Zeiten des Kalten Krieges, als West und Ost um Einfluss in Afrika rangen...
Zitat:Sudan to work in the establishment of a Russian Naval Base

According to information published by Republic World on November 1, 2021, Sudan's military chief Abdel Fattah al-Burhan said that Sudan will work to fulfill its commitments in the establishment of a Russian naval base in the country. [...]

In early December 2020, Russia and Sudan had reached an agreement to build naval maintenance and logistical support facility in the East African country. [...] For the duration of the agreement, Sudan ceded the territory and real estate to Russia free of charge, which included the coastal area and the water area with the mooring front (berths for floating boats). Military and civilian personnel should not exceed 300 and may be increased in agreement with Sudan, the document states. The agreement was to be in force for 25 years with an automatic extension of 10 years if neither party informed the other in writing through diplomatic channels at least 12 months before the expiry of the period concerned of its intention to terminate it.
https://www.navyrecognition.com/index.ph...-base.html

Schneemann
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Zitat:KRISENREGION DARFUR

Mindestens 160 Tote bei Vergeltungsangriffen in Sudan

In Sudan sind mindestens 160 Menschen ums Leben gekommen, es gibt außerdem mehrere Verletzte. Offenbar handelte es sich dabei um Vergeltungen des Massalit-Stammes. [...]

Bei gewaltsamen Zusammenstößen in der sudanesischen Krisenregion Darfur sind am Sonntag mindestens 160 Menschen getötet worden. Nach Angaben des Sprechers einer örtlichen Hilfsorganisation für Flüchtlinge und Vertriebene hatten die Konfrontationen am Freitag in der Region Krink begonnen. [...] Die Gesamtzahl der Toten könne noch steigen, zudem seien mindestens 46 Menschen verletzt worden. Ein örtlicher Würdenträger des Massalit-Stammes berichtete von Toten in mehreren Dörfern der Region Krink. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief die Behörden auf, den Transport von Verletzten in die Krankenhäuser der Region sicherzustellen.

Der örtlichen Hilfsorganisation zufolge hatten die Zusammenstöße begonnen, als bewaffnete Kämpfer arabischer Stämme Dörfer der Massalit angriffen, einer ethnischen afrikanischen Minderheit. Den Angaben zufolge handelte es sich um Vergeltung für den Tod zweier Stammesmitglieder.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft...80862.html

Schneemann
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Zitat:Sudan: West Darfur Violence Leaves 200+ Dead - 'Cautious Calm' As Hospitals, Markets Stay Closed

El Geneina / Kereinik — Health facilities, markets, and other institutions remain closed despite a 'cautious calm' reported from El Geneina and Kereinik in West Darfur. At least 200 people, including children, have died in several days of violence, widely attributed to attacks by Rapid Support Forces (RSF) 'janjaweed' militiamen, exploiting, inflaming, and blaming 'inter-tribal conflicts'. [...]

Sultan Saad Badruddin, Sultan of Dar Masalit, told the Sudan Today programme on Radio Dabanga, that El Geneina witnessed a bloody day on Monday. He said that the total number of casualties is still being assessed, and that the violent events of the past days led to complete paralysis in the city. Shops, government institutions, hospitals, clinics, and pharmacies are still closed, however some vegetable stores opened their doors with the movement of a limited number of carts. [...]

Sultan Badruddin said that they were able to airlift 25 of the critically injured to Khartoum through El Geneina airport, while more than 70 wounded remain at Kereinik Hospital "in tragic conditions with the lack of the simplest aids". He lamented that the wounded were ambushed three times while being transported by cart from Kereinik to El Geneina, but they managed to escape. [...] International medical relief organisation Médecins Sans Frontières/Doctors Without Borders (MSF) says that three people, including two medical workers were killed, when a hospital the organisation supports in Kereinik was attacked at the weekend. The hospital´s pharmacy was also looted.
https://allafrica.com/stories/202204280101.html

Schneemann
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Es ist nur ein Beispiel von vielen hinsichtlich Ernährungskrisen, aber solche Entwicklungen werden in der nächsten Zeit leider zunehmen - und es wurde ja auch schon vorausgesagt, dass im Kontext des Ukrainekrieges es zu solchen massiven Verwerfungen kommen wird. Im Falle des Sudan ist allerdings vieles auch hausgemacht und kann nicht alleine auf den Ukrainekrieg abgewälzt werden, sicherlich, aber insgesamt gesehen haben die äußeren und inneren Einflüsse eine verhängnisvolle Entwicklung eingeleitet.

Und es ist nur ein Land in Afrika, das kurz davor ist in die Knie zu gehen. In Ostafrika generell ist die Lage aktuell äußerst schwierig...
Zitat:Sudan Hunger - 'Children Are Facing the Threat of Death'

Reports of hunger deaths in displacement camps and cities have been trickling out of Sudan in recent months, highlighting a growing food emergency that is spreading from rural to urban areas and exceeding the response capacity of humanitarian groups.

Almost 12 million people - a quarter of Sudan's population - are currently estimated to be facing acute hunger. That number could reach up to 18 million as the "lean season" ends this month, according to aid agencies - double the figure recorded in 2021. [...]

Economic and political disorder worsened by an October 2021 coup are contributing to the high levels of need. But conflict, climate shocks, and an exploitative political economy that has long generated hunger are also driving the crisis. "We have no basic services, and children are dying because of malnutrition," said Ahmed Adam, from eastern Kassala state, which has some of the highest malnutrition rates in Sudan. "We want the government and international organisations to help us." [...] Aid agency reports suggest crisis levels of food insecurity will remain high in the months ahead: The next harvest season could be compromised by late planting due to delayed rainfall and surging input costs, while recent flash floods have damaged cropland. [...]

The situation worsened when army generals ousted their civilian counterparts last year - a takeover that protesters are still risking their lives to overturn. International assistance programmes were frozen, and living standards fell further. In the past, hunger in Sudan has mainly affected rural populations and war victims who relocated to city fringes. But the current economic crunch - compounded by the Ukraine war - has deepened food insecurity in urban areas too.
https://allafrica.com/stories/202209100236.html

Schneemann
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Offenbar ist ein offener Machtkampf im Sudan ausgebrochen?
Zitat:Sudan: Fighting erupts in Khartoum as army and paramilitary force clash

Gunfire and explosions have been heard in the Sudanese capital, Khartoum, after days of tension between a notorious paramilitary force and the country's army.

The dispute centres around a proposed transition to civilian rule. Reuters is reporting that gunfire has been heard close to the headquarters of the army in the centre of the city. The paramilitary Rapid Support Forces (RSF) says it has taken control of the airport. [...] For its part, the army has said that RSF fighters are trying to seize the military headquarters. "Fighters from the Rapid Support Forces attacked several army camps in Khartoum and elsewhere around Sudan," the AFP news agency is quoting army spokesman Brig Gen Nabil Abdallah.
https://www.bbc.com/news/world-africa-65284945

Schneemann
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Zitat:Gefechte in Khartum

Machtkampf im Sudan - Zahl der Opfer steigt

Die schweren Gefechte im Sudan reißen nicht ab. Wohngebiete werden beschossen, die Zahl der Opfer steigt. Der EU-Botschafter im Sudan wurde in seiner Residenz angegriffen.

Im Sudan haben sich die schweren Gefechte zwischen den rivalisierenden Lagern der Armee und des Paramilitärs fortgesetzt. Im seit drei Tagen wütenden Machtkampf zwischen der sudanesischen Armee unter Kommando des sudanesischen Generals Abdel Fattah al-Burhan und den rivalisierenden paramilitärischen Einheiten seines Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo haben sich die Fronten weiter verhärtet. [...]

Die Vereinten Nationen gingen bis zum Montagabend von mindestens 185 Toten und 1800 Verletzten aus - darunter seien sowohl Kämpfer als auch Zivilistinnen und Zivilisten. In der Hauptstadt Khartum gab es Perthes zufolge weiter heftige Gefechte um die geschlossenen Brücken, den internationalen Flughafen und die Hauptquartiere des Militärs und der RSF (Rapid Support Forces). [...] Nach Angaben von Amnesty International richtete der Einsatz schwerer Waffen, darunter Artillerie, Panzer und Düsenflugzeugen, in dicht besiedelten Gebieten in Khartum große Zerstörung an. Zivilisten seien mitten im Gefechtsgebiet gefangen, so Amnesty. Wer in dem Machtkampf der rivalisierenden Lager die Oberhand hat, blieb angesichts der unübersichtlichen Lage und der widersprüchlichen Angaben beider Konfliktparteien unklar. Bewohner der Hauptstadt Khartum berichteten von anhaltenden Schüssen und Explosionen. [...]

Nicht nur in Khartum, auch in anderen Landesteilen gingen die Kämpfe weiter - etwa in der Stadt Merowe, die über einen wichtigen Flughafen verfügt sowie in der Stadt Njala in Darfur. Der Gouverneur von Nord-Darfur, Nimr Abdul Rahman, sagte der Nachrichtenagentur dpa, allein in seiner Region seien mindestens 65 Menschen getötet und 160 weitere verletzt worden. Die Strom- und Wasserversorgung sei aufgrund der Gewalt in Teilen Nord-Darfurs unterbrochen, so Rahman.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika...e-109.html

Gut möglich, dass das Land auf dem Weg zu einem neuen "failed state" ist, zumal das keine Schießereien zwischen Banditenbanden oder Clans zu sein scheinen, sondern hier setzen auch reguläre Einheiten offenkundig schweres Gerät ein. Das könnte der Beginn eines längeren Bürgerkrieges werden, vor allem wenn man bedenkt, dass es auch im Sudan massive Interessen aus dem Ausland gibt.

Besorgniserregend ist auch, dass die Kämpfe wohl um Meroe stattfinden. Dieser Ort ist vor allem für sein afrikanischen Pyramidenbauten aus dem 300 Jhd. v. Chr. bis ca. in das 2. nachchristliche Jhd. bekannt. Hoffen wir mal, dass da keine Schäden entstehen...

Schneemann
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(18.04.2023, 13:03)Schneemann schrieb: https://www.tagesschau.de/ausland/afrika...e-109.html

Gut möglich, dass das Land auf dem Weg zu einem neuen "failed state" ist, zumal das keine Schießereien zwischen Banditenbanden oder Clans zu sein scheinen, sondern hier setzen auch reguläre Einheiten offenkundig schweres Gerät ein. Das könnte der Beginn eines längeren Bürgerkrieges werden, vor allem wenn man bedenkt, dass es auch im Sudan massive Interessen aus dem Ausland gibt.

Besorgniserregend ist auch, dass die Kämpfe wohl um Meroe stattfinden. Dieser Ort ist vor allem für sein afrikanischen Pyramidenbauten aus dem 300 Jhd. v. Chr. bis ca. in das 2. nachchristliche Jhd. bekannt. Hoffen wir mal, dass da keine Schäden entstehen...

Schneemann

Sudan ist doch schon ewig ein "failed state" ?
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Zitat:Sudan ist doch schon ewig ein "failed state" ?
Korrekt.

Bereits in den Aufzeichnungen von Ibn Ishāq im Jahre 732 der islamischen Zeitrechnung wurde der "Sudan", besser bekannt als das Reich von Kusch bis ins 4. Jahrhundert hinein, als "Nobatia und Alodia" bezeichnet, was in übertragener, lateinischer Schriftfassung "failed state" bedeutet. (Dass die Islamisierung des heutigen Sudan erst im späten 14. Jahrhundert erfolgte, sollte man hier einen Bezug herstellen wollen, möge hier bitte deinem Urteil keinen Abbruch tun.)

Schneemann
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Komisch, dass mein letzter, bitte nicht ganz ernst zu nehmender Beitrag keinen Widerspruch hervorbrachte... Wink

Aber zum Thema zurück:

Die heftigen Kämpfe halten an, und man wenn man sich Videos anschaut, z. B. über tieffliegende Kampfjets (MiG-29) über dem Stadtgebiet und feuernde Artillerie (schwer zu erkennen, aber vermutlich 122 mm D-74), dann kann von ausgehen, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird.
Zitat:Sudan

Kämpfe im Sudan halten an

Augenzeugen berichten von Explosionen und Schüssen im Sudan. Die RSF warf der sudanesischen Armee vor, gegen die vereinbarte Waffenruhe verstoßen zu haben. [...]

Die schweren Gefechte im Sudan gehen weiter. Explosionen und Schüsse waren Medienberichten und Augenzeugen auf Twitter zufolge in der Hauptstadt Khartum durchgehend zu hören. Beide Seiten hatten laut Vertretern eine 24-stündige Waffenruhe um 18 Uhr vereinbart.

In dem seit Jahren politisch instabilen Sudan kämpfen seit dem Wochenende die zwei mächtigsten Generale und ihre Einheiten um die Vorherrschaft. Die zwei Männer haben das Land mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. De-Facto-Präsident Abdel Fattah Burhan, der Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der Rapid Support Forces (RSF). [...]

Die paramilitärische Gruppe RSF warf der sudanesischen Armee bereits 14 Minuten nach Beginn der vermeintlichen Waffenruhe in einer Mitteilung auf Twitter den "Verstoß gegen die unter internationaler Vermittlung vereinbarte Waffenruhe" vor. In den ersten Stunden der erklärten Waffenruhe sei es zu Angriffen auf RSF-Kräfte gekommen, hieß es. Die Angaben zu den Kämpfen ließen sich zunächst nicht überprüfen. [...]

Am Vormittag hatte der Sprecher der Streitkräfte auf der Facebook-Seite der Armee mitgeteilt, nichts von einer "Verständigung mit Vermittlern und der internationalen Gemeinschaft" zu wissen. Er warf der RSF vor, die Waffenruhe als Vorwand zu nutzen, um "die vernichtende Niederlage zu vertuschen, die sie innerhalb weniger Stunden erleiden werden".
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023...gle.com%2F

Ich vermute ehrlich gesagt auch, dass die RSF hier unterliegen wird, da die regulären Streitkräfte deutlich besser ausgestattet sind. Und dieser Aufruf von Daglo, man benötige Unterstützung, da man ja gegen "Islamisten kämpfen würde", erscheint mir als wenig haltbar und ist m. M. n. eher ein manipulativer Versuch, ggf. Unterstützung von vielleicht sogar westlicher Seite zu bekommen. Es war gerade die RSF, die die Reitermilizen der Dschandschawid, die bekanntermaßen die Verbrechen in Darfur maßgeblich zu verantworten hatten, quasi aufgesogen hat bzw. mit aus diesen hervorging. D. h. dieser Mischmasch aus Claninteressen, Islamisten und Milizen findet sich bei der RSF und weniger beim regulären Militär.

Schneemann
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Eine Einschätzung - nach aktuellem Stand unvermindert heftige Gefechte bei Khartoum, Meroe und in Süd-Darfur, bislang wohl anscheinend mehr als 300 Tote und mehr als 3.000 Verletzte.
Zitat:Military clashes in Sudan threaten to become protracted conflict following attempted coup by Rapid Support Forces [...]

The key issue underpinning the conflict is the RSF's integration within the national armed forces. The RSF was formed in 2013 when the Sudanese government formalised pro-government militia groups, particularly the Janjaweed, who were operating in Darfur, southwestern Sudan, against Sudanese rebels in the region. Up until President al-Bashir's removal in April 2019, the RSF sat under the National Intelligence and Security Service (NISS) rather than the national military. Following al-Bashir's removal, the transitional government renamed and reorganised the NISS into the General Intelligence Service (GIS). Since then, the RSF's formal chain of command has been unclear and the RSF has essentially operated with autonomy. According to local media sources, in February 2023, two members of the TSC – General Yasir al-Atta Khartoum and Shams al-Din Kabbashi – issued separate statements claiming that the RSF must be absorbed into the SAF to move forward as a modern, democratic state. [...]

Since January 2023, Janes Military Coup Indicator has ranked Sudan among the top three states most likely to experience a military coup, with a score of 3.6/4. Sudan's elevated military coup risk is driven primarily by the country's extensive military coup history and the normalisation of the military's role as a political actor in Sudanese affairs. Since 1950, Sudan has experienced a total of 17 attempted and successful military coups, the greatest number of any single country in African history. [...]

The SAF and the RSF differ significantly in capability and strength. With an estimated strength of 240,000 personnel, the SAF is known to operate several types of main battle tanks (MBTs) including Soviet T-55 MBTs and Chinese Type 59s (Al-Zubair-2s) and Type 85s (Al Bashirs). The Sudanese Air Force operates Su-25 ‘Frogfoot' and MiG‐29SE ‘Fulcrum' jets, capable of close air support, and Mi-24E ‘Hind' attack helicopters, with the Su-25s and Mi-24Es used extensively in counter-insurgency operations in Sudan's Darfur and South Kordofan regions.

The exact strength of the RSF is unknown, however, international media sources have estimated it as up to 100,000 fighters. Despite its origins as a militia, the RSF has to some extent professionalised and has gained experience fighting in the Libyan and Yemeni civil wars. Although the force has in the past exhibited armoured vehicles such as BTR-80 armoured personnel carriers (APCs) and Nimr- and Samar-type mine-resistant ambush-protected (MRAP) vehicles, the RSF is overwhelmingly equipped with weapon-mounted pickup trucks equipped with 107 mm multiple rocket launchers (MRLs), 23 mm and 14.5 mm anti-aircraft guns, and 12.7 mm heavy machine guns (HMGs). [...]

As the conflict continues and as international pressure grows, the likelihood that the SAF and the RSF will agree to a ceasefire or armistice increases. Given the SAF's capability advantage in terms of weaponry and personnel, particularly in terms of MBTs and the Sudanese Air Force's use of Su-25s and MiG‐29SE jets, any eventual ceasefire agreement would likely be dictated by the SAF upon the RSF.

There is a roughly even chance that the current clashes will result in a prolonged civil conflict between the two factions, should regions under the respective control of the SAF and the RSF become entrenched and stabilise over time. Meanwhile, tribal tensions and civil unrest will likely continue in Sudan's southern regions.
https://www.janes.com/defence-news/defen...ort-forces

Zur desolaten humanitären Lage (nach nur vier Tagen Gefechten, wobei natürlich die Infrastruktur zuvor schon unzulänglich war):
Zitat:Kämpfe im Sudan

"Die Versorgungslage ist extrem schlecht"

Hunderte Tote, Tausende Verletzte: Die Kämpfe im Sudan nehmen kein Ende. Für die Menschen wird die Lage zunehmend unsicher. Vor Ort gibt es kaum Wasser und Strom - und wer einkaufen geht, riskiert sein Leben.

Trotz einer angekündigten Feuerpause dauern die heftigen Gefechte im Sudan an. Über den Mittwoch hinweg gingen die Kämpfe zwischen den Streitkräften des Landes und einer paramilitärischen Truppe in der Hauptstadt Khartum weiter, wie Augenzeugen auf Twitter schrieben. [...]

Die Binnenflüchtlingshilfe UN-Habitat der Vereinten Nationen teilte ebenfalls mit: "Ja, das Team von UN-Habitat ist weiterhin im Sudan." Auch die Kinderflüchtlingshilfe UNICEF hat ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort weiterhin im Einsatz. Das Bundesentwicklungsministerium befürchtet allerdings, dass ein Großteil der Arbeit eingestellt werden muss. Ein ähnliches Bild zeichnete auch Katharina von Schroeder von Save the Children im Gespräch mit den tagesthemen. [...] Die Versorgung vor Ort sei derzeit stark gefährdet. "Die Versorgungslage ist extrem schlecht", sagte von Schroeder. Wegen zerstörter Wasserrohre gebe es in einigen Orten keine Wasserversorgung mehr, vielerorts gebe es keinen Strom mehr und Lebensmittelvorräte werden knapp. "Weil die Leute sich nicht trauen, vor die Tür zu gehen oder sie müssen ihr leben riskieren, um einkaufen zu gehen - wenn sie denn ein offenes Geschäft finden.

"Hinzu komme, dass Krankenhäuser zum Teil bei den Kämpfen beschädigt wurden. Mittlerweile seien 39 Krankenhäuser nicht mehr aktiv, die Patienten wurden evakuiert, berichtete von Schroeder. "Also auch die gesundheitliche Versorgungslage ist extrem schlecht." Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Angriffe auf die Gesundheitsversorgung "ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und das Recht auf Gesundheit".
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika...e-113.html

Schneemann
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