(Luft) Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr?
#66
Zunächst mal kostet ein NH-90 selbst wenn man zu seinen Ungunsten rechnet so um die 50 Millionen Euro pro Einheit und ein CH-47F kostet die Bundeswehr jetzt 125 Millionen Euro pro Stück laut dem Vertrag (7,5 Milliarden für 60 Helis) und diese Kosten für den CH-47F werden meiner Einschätzung nach noch steigen.

Deine Behauptung dass der CH-47F Zitat: bedeutend billiger sei als der NH-90 stimmt so also nicht.

Ein NH-90 kann als Transpotheli eingesetzt bis zu 20 Soldaten mit Ausrüstung transportieren. Auch wenn es natürlich als Rechnung unsinnig ist, rein von den Kosten her gerechnet hätte man daher beim NH-90 eine Transportkapazität von 50 Soldaten bei gleichen Kosten, während ein CH-47F sitzend mit voller Ausrüstung bis zu 33 Soldaten transportiert werden können (Soldaten pro Kosteneinheit). Die Rechnung ist natürlich deshalb unsinnig, weil bei beiden Helis die volle Transportlast meist nicht ausgeschöpft werden wird, aufgrund Umgebungsbedingungen, Reichweite usw usf

Trotzdem wird es rein vom Verhältnis her immer so sein, dass man bei gleichem finanziellen Aufwand mit mehreren NH-90 mehr Soldaten zugleich einsetzen kann - und dann hat das ganze noch einen weiteren Vorteil: das Risiko wird verteilt. Wird ein CH-47F abgeschossen, und STH sind immer Primärziele (!), dann sind alle Soldaten auf einmal verloren. Wird einer der NH-90 abgeschossen, ist nur ein Teil der Soldaten verloren. Diese Verteilung des Risiko ist gerade für die hochrisikoreiche luftbewegliche Operation absolut wesentlich.

Weitere Aspekte: ein NH-90 passt in einen A400M, ein CH-47F naturgemäß nicht. Er kann auch viel leichter von Schiffen und auch von kleineren Schiffen aus eingesetzt werden, der CH-47F kann von keinem Schiff der Marine aus operieren. Der NH-90 kann daher gerade in Bezug auf Einsätze welche luftbewegliche Operationen beinhalten sehr viel besser strategisch verlegt und sehr viel schneller dort eingesetzt werden wo er hinmuß. Ein NH-90 kann mit weniger Platz operieren, er hat daher mehr Flächen zur Verfügung wo er landen kann. Er ist ein besonders stabil und ruhig fliegender Helikopter was einer der Gründe ist, warum französische Spezialeinheiten ihn in einer eigenen Sondereinheiten-Version bevorzugen gegenüber einem STH, und seine Signatur ist geringer.

Dann sollte man bedenken, dass das Landen und Aufsteigen beim NH-90 schneller geht, der Abwind geringer ist und man daher leichter und schneller zusteigen kann, die STH nicht bewaffnet sind, während es für den NH-90 Waffen gibt usw usw usf

Im weiteren: wenn die Serben es gewollt hätten, dann hätten sie die Helis nach Belieben abschießen können. Und die wären auch von 50 Hanseln aus einem schweren Heli nicht beeindruckt gewesen, dass sind dann nur 40 Opfer mehr wenn man es darauf anlegt. Und wie schon geschrieben: spätestens seit Hostomel sollte die Idee eines Forcible Entry per Helis gegen Hochwertziele doch endlich mal hinterfragt werden.

Dessen ungeachtet ja, ohne CH-53 hätte man die Operation Libelle nicht durchführen können. Man hätte sie aber mit NH-90 ebenso durchführen können. Und im Kontext solcher Evakuierungsoperationen noch mal auf die bereits genannten Vorteile des NH-90 diesbezüglich verweisen.

Beschließend: das könnte sich nun so anhören, als wäre ich ein Befürworter des NH-90, aber das bin ich gar nicht mal. Ganz im Gegenteil stehe ich dem NH-90 extrem kritisch gegenüber, insbesondere aufgrund seiner geringen Einsatzbereitschaft und seiner extrem hohen Unterhaltskosten (im Vergleich zu vergleichbaren Modellen) und auch noch aus vielen anderen Gründen (ich halte die Größe für nicht optimal und vieles andere (Heckklappe etc) ebenso).

Ich bin also eigentlich ein Gegner des NH-90. Aber ich bin noch ein sehr viel größerer Gegner von STH.

Verbleibt also nur noch die von dir genannte Frage des Transportes von Gütern / Nachschub / Lasten. Und ja, ein STH kann hier naturgemäß sehr viel mehr leisten, er hat also in Bezug auf Logistik und logistische Fragen einigen Wert. Aber er kostet auch immens viel und der logistische Mehrwert ist fragwürdig im Verhältnis zu den Kosten eines STH, selbst wenn man den "günstigeren" CH-47 dafür hernimmt.

Materialtransport kann auch anders geleistet werden. Und wo die Umstände dergestalt sind, dass ein STH die einzige verbliebene Möglichkeit wäre, hat man einen Fehler gemacht und sich in Umstände begeben in welchen man eigentlich gar nicht sein sollte.

Ganz beschließend halte ich daher STH für ein Luxussystem welches sich gerade die Bundeswehr so nicht leisten sollte und welches sie nicht benötigt. Und schlussendlich sind STH eines dieser Systeme welche man halt zunehmend nur noch deshalb hat, weil man sie schon immer hatte. Bloße Strukturextrapolierung, und damit genau der gleiche Krampf wie Wiesel, Luwa und konventionelle Fallschirmjäger.
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RE: Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr? - von Quintus Fabius - 18.09.2023, 06:02

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