(Luft) Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr?
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(16.09.2023, 22:29)Broensen schrieb: Sind nicht gerade für die Auslandseinsätze in unserer Vollkasko-Mentalität einmotorige Helis nachteilig?

Du hast mir eine technische Frage gestellt, da darfst du nicht mit einer politischen Argumentation kontern. Wink

Zitat:Daraus möchte ich schlussfolgern, dass alles unter H135 nicht in so großen Stückzahlen benötigt wird, dass sich eine Einführung lohnen würde. Die Vorteile der geringen Flugstundenkosten können ja nicht genutzt werden, wenn für das Training der Piloten der anderen Muster eine einmotorige Maschine nicht sinnvoll ist.

Nur der Vollständigkeit halber, die Ausbildung erfolgt ja eh gestaffelt, und für die Anfängerschulung ist ein einmotoriger Hubschrauber sicher nicht verkehrt, im Gegenteil. Auch die Bundeswehr nutzt dafür beispielsweise angemietete Bell 206. Es ist halt nur sinnvoll, bereits während der Ausbildung auf ein zweimotoriges Muster umzusteigen. Generell hat aber gerade die Grundausbildung das Potenzial, getrennt vom operativen Betrieb betrachtet zu werden, mit eigenen Betriebsmodellen, und vor allem auch in einem größeren internationalen Kontext (den es ja jetzt schon gibt).

Zitat:Natürlich muss das differenzierter betrachtet werden, aber das MTOW ist ein recht brauchbarer Maßstab für erforderliche Infrastruktur, auch wenn es da nochmal Unterschiede gibt und z.B. gewisse technische Synergien mit anderen Mustern sehr viel mehr ins Gewicht fallen können als Hangarabmessungen und Deckbelastbarkeit.

Nein, das MTOW ist kein brauchbarer Maßstab für die erforderliche Infrastruktur, und sagt auch nichts über die Decksbelastbarkeiten und schon gar nichts über Hangarabmessungen oder ähnliches aus.

Zitat:25% ist bei den Kosten, die eine zusätzliche Flotte STH verursacht, nicht zu vernachlässigen.

Es sind aber normalisiert keine 25%, das habe ich explizit dazu geschrieben. Aus britischen und italienischen Kreisen hört man tatsächlich eher sehr ähnliche oder sogar für den AW101 nachteilige Kosten, allerdings müsste ich mich da erst um konkrete Zahlen bemühen. Und ja, es ist eine konkrete Typenbetrachtung, zwischen sauberen Neukonstruktionen nach gleichen Kriterien würde natürlich ein der Größe entsprechender Abstand liegen. In der Praxis wird das so aber nie vorkommen, auch nicht, wenn man jetzt einen neuen Transporthubschrauber entwirft.

Zitat:Dass ein kleineres, günstigeres Muster mehr Flugstunden macht, wundert mich nicht und wäre bei einer taktischen Verwendung wohl auch bei uns der Fall, vor allem wenn man davon ausgeht, dass es keine Aufgaben gibt, die nur vom größeren Muster erledigt werden können.

Wenn du die Hintergründe der Zahlen nicht kennst, solltest du nichts in sie hinein interpretieren, schon gar nicht um deine Argumentation zu stützen. Die Nutzungsunterschiede ergeben sich nicht aufgrund der Größe, sondern weil der AW101 in Kanada als SAR-Hubschrauber, der CH-47 hingegen als Transporthubschrauber genutzt wird. Die kleineren Transporthubschrauber in kanadischen Diensten, bspw. der Bell 412, zeigen auch geringere Flugstunden pro Maschine - ausgenommen die für den Rettungsdienst abgestellten Muster.

Es ergibt aber auch im reinen Transportbetrieb keinen Sinn, heruntergebrochen auf die einzelne Maschine unterschiedliche Flugstundenzahlen anzunehmen. Zumindest nicht, wenn man die jeweilige Flottengröße nach dem tatsächlichen Bedarf wählt, was unter Berücksichtigung von Reserven ja sinnvoll ist. Aufgabenorientiert ergeben sich also vor allem unterschiedliche Gesamtflugstundenzahlen eines Typs.

Zitat:Und was spricht dagegen, dass der von mir skizzierte und von dir technisch eingeordnete Heerestransporter in einer navalisierten Variante mit angepasster Zelle dann ebenso als Langstrecken-ASWler und als Lastesel auf EGVs eingesetzt wird? Für Schiffe wie die F127 wäre das doch sicher nicht zu groß. Einen leichteren, kleineren Marinehubschrauber auf der mittleren Basis kann es ja zusätzlich geben, wodurch die Marine auch in den Genuss der Vorzüge einer 2-Musterflotte käme.

Welche Vorzüge sollen das für die Kernaufgaben der Marinefliegerei sei? Man reduziert die Flexibilität, braucht größere Stückzahlen, erhöht so den Organisationsaufwand, und das ohne einen greifbaren Leistungsgewinn. Ein Teil der ASW-Flotte hat dann eine höhere Ausdauer, kann aber nur von extra dafür gebauten, großen Schiffen eingesetzt werden, während der Rest sogar Audauerverluste gegebenenfalls bis hin zu einer Reduktion der operativen Leistungsfähigkeit hinnehmen muss.
Entweder also liegt dieser neue Heeres-Einheitshubschrauber von der Größe her so, dass er von allen dauerhaft hubschraubertragenden Schiffen ohne Nachteile eingesetzt werden kann, oder es braucht zwei unterschiedliche Typen. Letzteres hätte zumindest den Vorteil, dass man beide besser für ihre jeweilige Aufgabe optimieren kann.

(16.09.2023, 23:23)alphall31 schrieb: Kurze Frage - Leermasse bedeutet unbeladen aber voll betankt oder liege ich da falsch ?

Streng genommen bedeutet Leermasse tatsächlich Leer, lediglich fest verbaute Missionsausrüstungen werden dazu gezählt. Umgangssprachlich werden auch andere Bedeutungen verwendet und etwa Hydraulikflüssigkeiten, Öl, etc.. mitgezählt. Der im Flug nutzbare Treibstoff gehört aber nie dazu.
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RE: Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr? - von Helios - 17.09.2023, 08:06

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