(Luft) Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr?
#27
(14.09.2023, 11:24)Helios schrieb: Ein Vorrecht als Gastgeber, .... Und da stimmst du mir ja tatsächlich sogar zu. Wink
Das war auch keine Kritik an deinen Ausführungen, sondern eher daran, dass bisher niemand darauf eingegangen war.
Zitat:Was deine drei Punkte angeht...
... hast du mich auf ganzer Linie falsch verstanden. Das war anscheinend keine Glanzleistung in der Formulierung.

Vorweg: Ich habe mich komplett vom Bestand gelöst und bin nur über die Aufgaben herangegangen, davon ausgehend, dass gar keine Hubschrauber vorhanden wären und habe dann nur überprüft, inwieweit die aktuellen Muster diesen Anforderungen entsprechen oder eben nicht.
Zitat:Zu 1.)
Die kostengünstigen, ausbildungstauglichen Geräte stehen beim Ausbildungszentrum in Form von eigenen H135 plus angemieteten Modellen bereits zur Verfügung...
Ja, genau. Aber es ist halt eine Größenordnung, die benötigt wird, deshalb habe ich sie aufgezählt.
Zitat:Die Pauschalkritik am H145M als fragwürdige Beschaffung kann ich da nicht nachvollziehen, im Gegenteil ist dieser als einer der universellsten und leistungsfähigsten leichten Hubschrauber am Markt eine ausgesprochen gute Wahl, wenn man ein möglichst großes Aufgabenspektrum abbilden möchte.
Unter den real existierenden Umständen kritisiere ich die auch gar nicht und habe auch selbst hier schon öfter mehr davon gefordert. Aber wenn ich nur von den zu verteilenden Aufgaben her denke, dann halte ihn nicht unbedingt für den besten Kompromiss, weil er mir als für viele Aufgaben zu leistungsschwach erscheint, während andere Aufgaben auch von günstigeren Mustern zu erledigen sind. Daher sehe ich halt eher eine Flotte aus 125/135 sowie 155/160 für eine sinnvollere Aufteilung, als die aktuelle Version mit 135+145.
Zitat:Zu 2.)
Im Endeffekt überschneidet sich dieser Bereich hinsichtlich seiner Aufgabenfelder mit dem, was in 1.) schon angesprochen wurde, nur auf einem höheren Leistungsniveau.
Genau das. Eigentlich ist es ein breites Aufgabenfeld, in dem nur die geforderten Leistungsdaten variieren, so dass es zwei verschiedene Muster dafür braucht. Und aktuell ist das stärkere dieser beiden Muster zu schwach gewählt bei der BW.
Zitat:Zu 3.)
Die Größe des NH90 als "Geburtsfehler" zu betrachten kann ich nicht nachvollziehen, in meinen Augen ist es eher die Überkomplexität und damit einhergehend die zu hohen Stundenkosten selbst für einfache Aufgaben, an denen das Muster leidet.
Falscher Ansatz. Mir geht es bei dem Fehler nicht um die Schwächen des NH90, sondern um die Abstufung der verschiedenen Leistungsklassen. Durch die begrenzten Dimensionen (und evtl. anderen Aspekte) des NH90 wird ein weiterer Transporthubschrauber darüber gebraucht, der STH. Dessen Notwendigkeit wurde hier ja schon häufig diskutiert, woraus mein persönliches Fazit ist, dass der STH erforderlich ist, zum einen weil er für die Fallschirmjägerdoktrin gebraucht wird und zum anderen, weil dem NH90 für einige Aufgaben die Leistungsfähigkeit fehlt. Da ich die Fallschirmjägerdoktrin für überarbeitungsbedürftig erachte, zählt für mich also nur der zweite Grund als Rechtfertigung für die STH-Beschaffung. Dementsprechend wird die Größe von CH47/53 mMn nicht in dem Maße benötigt und ein leistungsstarkes Muster mit den genannten 6-7 oder auch 8 Tonnen Nutzlast in ausreichender Stückzahl wäre in meinen Augen die bessere Lösung als die Kombination von NH90 und STH.
Zitat:Insbesondere die Aussage, er wäre für maritime Anwendungen ein schlechter Kompromiss entbehrt jeglicher Grundlage.
Das habe ich auch nicht damit gemeint, das war wohl missverständlich formuliert. Im Gegenteil halte ich den NH90 bei der Marine für sinnvoller als beim Heer. Ich wollte an der Stelle darauf hinaus, dass auch die Marine eigentlich zwei Leistungsklassen benötigen würde, nämlich einen kleinen wie den H160 und einen größeren, der u.a. für Versorgungsaufgaben mehr Nutzlast und Volumen erfordert. Will man aber unbedingt hier eine 1-Muster-Flotte betreiben, dann ist der NH90 schon die richtige Wahl.
Zitat:Den STH im gleichen Zug "extrem hohe Anschaffungs- und Betriebskosten" zu unterstellen ist für mich ebenfalls nicht nachvollziehbar, da beides so im Vergleich zum NH90 und zu möglichen alternativen auch nicht zutreffend ist, sofern man nicht deutlich geringere Lasten annimmt.
Aber genau das tue ich ja. Ich gehe von geringeren Lasten aus, weil ich die Luftmechanisierung anders bewerte, weswegen ich von deutlich weniger großen Einzellasten ausgehe und die Vorteile einer größeren Stückzahl höher werte als die Nachteile durch die geringere Lastkapazität pro Flug.
Zitat:Am wenigsten Nachvollziehbar finde ich aber die Bewertung von H225 und AW101 als mögliche Kandidaten für die Lücke im Bereich der "Nutzlast von 6-7 Tonnen". Beide Muster ermöglichen nicht derartige Nutzlasten, der eigentliche Vorteil gegenüber kleineren Hubschraubern liegt hingegen primär in der Reichweite bzw. Ausdauer sowie der Laderaumgröße für den Personentransport.
Ja, sie genügen den Anforderungen nicht, das habe ich auch geschrieben. Es sind lediglich die Muster, die am nächsten dran sind und die man dementsprechend dahin weiterentwickeln könnte. Die aktuelle CH53 hat auch deutlich mehr Nutzlast als unsere alten, die diesbezüglich sogar in etwa dem entsprechen, was ich hier für erforderlich halte. Also könnte man mit einem ähnlichen Leistungszuwachs (z.B. durch stärkere Triebwerke) auch einen H225-Nachfolger in diese Anforderungen hinein weiterentwickeln.
Zitat:...weswegen sich meines Erachtens und in Anbetracht der Beschaffung des Chinooks eine solche Beschaffung nicht lohnt. Die geringen Vorteile würden durch die Mehrkosten des Parallelbetriebs aufgezehrt. Tatsächlich ist in der Praxis auch auffällig, dass gerade der AW101 sich nicht für allgemeine Transportaufgaben etablieren konnte, nicht einmal in den Ursprungsländern.
Ja, richtig. Der aktuelle Merlin ist zu schwach, um den STH zu ersetzen und zu nah am NH90, um diesen sinnvoll zu ergänzen. Eine leistungsgesteigerte Neuauflage wäre jedoch mMn ein sinnvoller Ersatz für beide, zumindest in der BW, sofern man darunter noch ein Mehrzweckmuster in der Leistungsklasse des H160M hätte.
Zitat:Und weil nach meiner Einschätzung gefragt wurde, in meinen Augen besteht durchaus ein Bedarf wie in 1.) und 2.) skizziert. Ich würde hier für Verbindungsaufgaben, für Spezialeinsätze (auch mit der Fähigkeit zur Luftbetankung) und für Aufklärungszwecke sowie dem Training neben den Einsatzmustern den H160M beschaffen sowie die Stückzahl des H145M erhöhen, um diesen als leichten (günstigen und leicht verlegbaren) Mehrzweckhubschrauber zu verwenden.
Ich kenne natürlich nicht die genauen Kosten für jedes Muster, aber davon ausgehend, dass diese mit der Größe des Helis ansteigen, würde ich an dieser Stelle halt eher dazu tendieren, Aufgaben, für die der H160M überdimensioniert ist, auf lange Sicht dann einem noch leichteren/günstigeren Muster zu übertragen, das dann auch gleichzeitig der Ausbildungshubschrauber ist, während einiges, was aktuell für den H145M vorgesehen ist, dann eher im H160M realisiert werden sollte.
Zitat:Eine konkrete Ergänzung oder einen Ersatz von NH90 im Transportbetrieb für das Heer würde sich für mich erst dann ergeben, wenn die eingeleiteten Maßnahmen zur Verfügbarkeitserhöhung und Kostensenkung keine Früchte tragen. Hier müsste die Abwägung dann allerdings erfolgen zwischen einer Ergänzungsbeschaffung (gegebenenfalls auch im Kontext einer Kampfhubschrauberbeschaffung) und der Nachfolgeentwicklung, vielleicht mit Überbrückungsoptionen.
Da bin ich ganz bei dir. Ich gehöre nicht zu denen, die den NH90 abschaffen wollen. Ich bin nur der Ansicht, dass sein Nachfolger einen anderen Zuschnitt erhalten sollte. Er sollte bewusst größer und leistungsfähiger ausgelegt werden, während darunter ein kleinerer Allrounder in der H160M-Klasse vorzusehen wäre, der durchaus auch schon parallel eingeführt werden kann.
Zitat:Zusätzlich würde ich in Anbetracht der Nutzungsdauerverlängerung der F123 die Beschaffung einer kleinen Zahl an AW159 in Betracht ziehen. Diese könnten nicht nur als Bordhubschrauber für die U-Jagd, sondern auch als Verbindungs- und Trainingshubschrauber genutzt und auch nach der Ausmusterung der Fregatten noch weiter, etwa bei einer Stationierung an der Ostsee, von Land oder in Kooperation mit den Korvetten, verwendet werden. Das wäre keine Ideallösung, aber aufgrund der vorhandenen Infrastruktur auch kein unrealistisch überbordender Kostenfaktor.
Grundsätzlich wäre ich dem nicht abgeneigt, frage mich jedoch, ob die real existenten Beschaffungsvorgänge es hinbekommen würden, solch ein Muster schneller einzuführen als die F123 ausgemustert werden. Ideal wäre da also eine Gebrauchtflotte eines geeigneten Musters. Die dürfte aber schwer zu finden sein. Vielleicht ein Leasing beim Hersteller?
Zitat:Bei einer kompletten Neuaufstellung könnte man natürlich auch komplett andere Wege gehen, hier gäbe es verschiedene Ansätze.
Und genau das war mein Gedanke. Ich wollte für eine Neuaufstellung eine Art Optimum erfassen und dann mit Mustern hinterlegen, also das ganze konsequent von den Aufgaben her betrachten.
Interessant ist dann die Fragestellung, wie man sinnvoll vom hier und jetzt zu diesem Optimum kommen könnte.

Mein Ansatz führt langfristig zu drei Grundmustern, von denen es jeweils auch bewaffnete Varianten gäbe:
1. leicht: H125/135M
2. mittel: H160M/AW???
3. schwer: NH90-Nachfolger - etwas größer und deutlich leistungsfähiger

Die geplanten Beschaffungen von H145M und CH47 stehen diesem Plan entgegen. Daher würde ich persönlich diese so nicht vornehmen. Aber realistisch ist das leider nicht, denn die aktuell benannten Anforderungen lassen sich anders nicht kurzfristig abdecken, ohne in den H160M als zusätzliches Muster einzusteigen und einen Nachfolger für den CH53G zu beschaffen. Auf das von mir beschriebene NH90-Nachfolgemuster können wir leider nicht warten. Die Beschaffung der Chinook mit den sich daraus ergebenden Kosten wird aber dazu führen, dass ein entsprechender Neuzuschnitt der Gesamtflotte für die nächsten Jahrzehnte nicht stattfinden wird, weshalb ich das trotzdem für einen Fehler halte.

Ich bin gespannt, in welche Richtung sich NRGC & Co. tatsächlich entwickeln werden.
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RE: Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr? - von Broensen - 14.09.2023, 14:29

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