(Luft) Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr?
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(16.09.2023, 20:52)Helios schrieb: Es ist halt ein einmotoriger Hubschrauber, dadurch hat er selbst im Vergleich zum H145 sehr niedrige Flugstundenkosten, eine gute Ausdauer, und er ist relativ einfach konstruiert. Das und der interessante Flugleistungsbereich machen ihn zu einem recht tauglichen Muster für die Aufklärung, Überwachung, auch für die leichte Feuerunterstützung, alles insbesondere im Bereich IKM. Sofern es nur über kurze Distanzen geht, kann man damit auch mal etwas transportieren. Ich habe ihn ja mal zu einer Zeit ins Spiel gebracht, als es primär um Auslandseinsätze ging.
Sind nicht gerade für die Auslandseinsätze in unserer Vollkasko-Mentalität einmotorige Helis nachteilig? Zudem haben wir inzwischen die Bedenken hinsichtlich des Drohneneinsatzes abgelegt. Ich sehe da speziell für StabOps nicht mehr wirklich Bedarf. Und gerade bei der leichten Feuerunterstützung, denke ich, wird der Eigenschutz im Auslandseinsatz so hoch bewertet, dass ein extrem leichter Heli dem nicht gerecht werden würde. (Wohlgemerkt: Nur realistisch mit Blick auf ROE etc., nicht unbedingt auch im militärischen Sinn) Daraus möchte ich schlussfolgern, dass alles unter H135 nicht in so großen Stückzahlen benötigt wird, dass sich eine Einführung lohnen würde. Die Vorteile der geringen Flugstundenkosten können ja nicht genutzt werden, wenn für das Training der Piloten der anderen Muster eine einmotorige Maschine nicht sinnvoll ist.

Daher würde ich nun meine Kategorie "leicht" etwas höher ansetzen und mit H135/145 benennen.

Zitat:Das Maximalgewicht ist auch so eine sinnlose Angabe. [...] Relevanter, wenn auch nicht unbedingt relevant, wäre eine Gegenüberstellung der Leergewichte und der Triebwerksleistungen (im Sinne von SFC), dann hat man zusammen mit dem konkreten Wartungsaufwand einen Möglichkeit zur ökonomischen Gegenüberstellung.
Das wäre dann eine korrekte Betrachtung bei der Bewertung eines Musters. Mir geht es aber erstmal nur um eine Kategorisierung nach Aufgaben/Größe/Leistung. Die Analyse der Modelle kommt erst danach. Aber gerade für die schweren Transportaufgaben stellt sich die Frage nach der erforderlichen Dimension des Musters.
Zitat:Warum ich das hier explizit erwähne ist tatsächlich der konkrete Zusammenhang mit den britischen Betrachtungen zum Chinook und Merlin, die tatsächlich keine operativen Vorteile für letzteres feststellten. Das ist auch eine Folge der konkreten Konstruktion, aber zeigt zumindest, dass die Problematik nicht so einfach auflösbar ist.
Natürlich muss das differenzierter betrachtet werden, aber das MTOW ist ein recht brauchbarer Maßstab für erforderliche Infrastruktur, auch wenn es da nochmal Unterschiede gibt und z.B. gewisse technische Synergien mit anderen Mustern sehr viel mehr ins Gewicht fallen können als Hangarabmessungen und Deckbelastbarkeit.
Zitat:In Zahlen etwa ausgedrückt heißt dies, dass der Chinook beispielsweise in kanadischen Diensten konkret 25% teurer pro Flugstunde als ein Cormorant (AW101) ist, und das, obwohl letzterer eine höhere Flugstundenzahl pro Zelle und Jahr aufweist, was normalerweise die Flugstundenkosten reduziert. Bei ähnlichen Voraussetzungen würde ich von einem Unterschied im Bereich von unter 10% ausgehen.
25% ist bei den Kosten, die eine zusätzliche Flotte STH verursacht, nicht zu vernachlässigen. Und wie du selbst sagst: Der real existente Merlin hat seine Schwächen im Unterhalt.
Dass ein kleineres, günstigeres Muster mehr Flugstunden macht, wundert mich nicht und wäre bei einer taktischen Verwendung wohl auch bei uns der Fall, vor allem wenn man davon ausgeht, dass es keine Aufgaben gibt, die nur vom größeren Muster erledigt werden können.
Zitat:Wenn ich jetzt deine Anforderungen sehe, dann sehe ich da kein Muster oberhalb der bisherigen Leistungen des AW101, sondern eher eine moderne technische Interpretation von eben diesem.
Das stimmt. Ich will ja auch eben keinen AW101, auch keinen leistungsgesteigerten. Das kam vielleicht auch falsch rüber. Ich sehe lediglich den (oder: einen der) zu entwickelnden Nachfolger des HN90 eben eher in dieser Leistungsklasse, so dass es keine Notwendigkeit mehr gibt für einen "echten" STH darüber, während es darunter ein weiteres Muster geben sollte (H160/175), das die Aufgaben des NH90 übernimmt, für die dieser vergrößerte TTH nicht mehr sinnvoll passt.
Zitat:Der AW101 ist als Langstrecken-ASW-Hubschrauber entwickelt worden, der zudem eine leichte Transportfähigkeit für SAR-Aufgaben besitzt. Und genau da liefert er gute Leistungen ab. [...] Wenn eurer Meinung nach das hier von dir skizzierte Leistungsniveau sinnvoll und passend wäre [...], dann wäre es meiner Ansicht nach tatsächlich am sinnvollsten, die zukünftigen Entwicklungen in dem Bereich aufzuteilen und einen größeren, leistungsstärkeren Heeres- und einen leichteren, kleineren Marinehubschrauber zu entwickeln.
Und was spricht dagegen, dass der von mir skizzierte und von dir technisch eingeordnete Heerestransporter in einer navalisierten Variante mit angepasster Zelle dann ebenso als Langstrecken-ASWler und als Lastesel auf EGVs eingesetzt wird? Für Schiffe wie die F127 wäre das doch sicher nicht zu groß. Einen leichteren, kleineren Marinehubschrauber auf der mittleren Basis kann es ja zusätzlich geben, wodurch die Marine auch in den Genuss der Vorzüge einer 2-Musterflotte käme.
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RE: Ergänzende Helikopter für die Bundeswehr? - von Broensen - 16.09.2023, 22:29

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