(Allgemein) BW-Brigade in Litauen
#46
Schneemann:

Zitat:Wenn ich ein Gebiet einnehmen möchte, verfolge ich ja ein gewisses Ziel ....... D. h. ein sinnloses, großflächiges Verseuchen, Unbrauchbarmachen, Entvölkern etc. ohne dass ich einen Nutzen von habe, ergäbe keinen Sinn.

Dadurch wird ja nicht das gesamte Gebiet verseucht, sondern nur ein eng begrenzter Bereich innerhalb des angestrebten Gesamtgebietes. Und wenn ein kleiner Teil eines Gebietes ein notwendiges Opfer ist, damit ich das gesamte angestrebte Gebiet deutlich schneller und einfacher und verlustärmer einnehmen kann, dann kann man diesen Anteil entsprechend temporär abschreiben (temporär, weil die Kontamination ja nicht dauerhaft ist).

Zitat:Die Litauer erbaten die Unterstützung und sind froh über jeden deutschen Soldaten der dort steht.

Weil sie das wirtschaftlich nutzen wollen, weil sie so ihre Sicherheitsausgaben auf uns abwälzen können, weil sie hoffen auf diese Weise wirtschaftliche und rüstungspolitische Vorteile erlangen zu können, weil sie auf Subventionen und deutsche Unterstützung ihrer Ziele in der EU hoffen usw usw usw, kurz und einfach: die sind nur deshalb darüber "froh", weil sie sich davon persönliche Vorteile erhoffen. Vorteile die nur wenig bis nichts mit den Russen zu tun haben.

Zitat:Anzunehmen, dass Wagner im Falle einer (wie auch immer gearteten) Aggression ohne schweres Gerät oder gar in Zivil bzw. subversiv wie irgendwelche Agenten agiert, halte ich für unwahrscheinlich. Das wäre völlig Wagner-untypisch und auch wenig erfolgversprechend.

Dann muss ich leider sagen, dass du anscheinend nicht so viel über Wagner weißt. Wagner ist in seinen Anfängen - und bis heute in seinem Kern, der eigentlich wesentlichen Elite - ein Proxy des Militärgeheimdienstes GRU. Schweres Gerät und konventionelle Kampfweisen kamen erst jetzt im Ukrainekrieg hinzu, dass machte aber vor dem Ukrainekrieg Wagner in keinster Weise aus. Da hatten die ganz andere Schwerpunkte. Unkonventionelles und Irreguläres Vorgehen ist daher ganz im Gegenteil besonders Wagner-Typisch und selbst im konventionellen Krieg agierten Wagnereinheiten meist deutlich unkonventioneller als andere russische Einheiten und man merkte eigentlich immer diese Herkunft.

Zudem zerfiel Wagner in drei wesentliche Gruppen: den eigentlichen harten Kern aus Sondereinheiten, das Kanonenfutter und die konventionellen Einheiten. Beide letztgenannten wurden jetzt abgestoßen, Wagner musste zudem jetzt alles schwere Gerät abgeben.

Bei jeder Agression bei welcher Wagner auf rusisscher Seite agieren wird, wird gerade eben unkonventionelle Kriegsführung der Kern dessen sein was Wagner tun wird. Und woraus du deine Aussage beziehst, dass eine unkonventionelle Kampfweise erfolgversprechend wäre, wird von dir nicht mal erläutert. Tatsächlich ist eine unkonventionelle Kriegsführung die deutliche strategische Effekte erzeugt gerade eben das, was Russland zwingend tun muss, aufgrund seiner militärischen Schwäche. Solche Kampfweisen sind sehr oft das Resultat konventioneller militärischer Schwäche und es entspricht auch dem gegenwertigen russischen Staatswesen dass primär in klandestinem Denken zuhause ist.

Zitat:Was den für ein Verteidigungskrieg gegen Russland .

Der, den wir in 15 Jahren gegen das Nationalbolschwistische Regime werden führen müssen Wink

Mal ernsthaft: die Wahrscheinlichkeit eines Krieges mit der Russischen Föderation in den nächsten 2 bis 3 Dekaden ist gar nicht so gering.

Zitat:
Zitat:Desweiteren kann man heute die eigene Nation nicht allein dadurch verteidigen, dass man alle Truppen im eigenen Land hat.
Auf die Begründung wäre ich mal gespannt ?

Höchst einfach: wir sind in einem Militärbündnis. Dies ist für uns äußerst vorteilhaft, weil die Verteidigung damit deutlich einfacher und vor allem günstiger wird. Im Rahmen dieses Bündnisses muss man Verbündete verteidigen. Wenn eine Stationierung von Truppen auf deren Gebiet dafür erforderlich ist, dann dient diese Stationierung der Verteidigung unseres Landes.

Nennt sich NATO. Oder EU (der Lissabonvertrag ist auch ein militärischer Beistandspakt)
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#47
Zitat: Okay, fangen wir mit einer ganz einfachen Begründung an: Das nennt sich Bündnisverteidigung

Bündnissverteidigung hat doch nichts mit der Aussage zu tun das man sein Land nicht mehr verteidigen könnte wenn man keine Truppen außerhalb seiner Grenzen hat. Länder die in keinem Bündnis sind , die sind wohl nicht mehr verteidigungsfähig ?
Soweit ich mich erinnere bestand der Warschauer Pakt aus eigenständigen Ländern die auch jedes für sich selbst Mitglieder der Vereinten Nationen waren . Ob sie das freiwillig waren oder nicht sei jetzt mal dahin gestellt.


Zitat: Die Litauer erbaten die Unterstützung und sind froh über jeden deutschen Soldaten der dort steht

Das ganze kommt wohl einzig von deutschen und litauischen Politikern . Weder die litauische noch die deutsche Bevölkerung wurde dazu befragt. Weder Litauen noch Deutschland kann sich so eine Schmierenkomödie finanziell leisten .
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#48
(03.07.2023, 21:49)alphall31 schrieb: Bündnissverteidigung hat doch nichts mit der Aussage zu tun das man sein Land nicht mehr verteidigen könnte wenn man keine Truppen außerhalb seiner Grenzen hat. Länder die in keinem Bündnis sind , die sind wohl nicht mehr verteidigungsfähig ?
Für den konkreten Fall Deutschlands - und um das geht es hier - wäre es absolut nicht ratsam, die Landesverteidigung auf dem eigenen Staatsgebiet durchzuführen, das sollte doch wohl klar sein.
Ob man seine Truppen nun auch im Ausland stationiert, oder lediglich ihren Einsatz im V-Fall dort plant, das ist eine andere Fragestellung, über die man natürlich streiten kann. Aber sich auf klassische Landesverteidigung zu fokussieren, anstelle der des Bündnisses an seinen Außengrenzen, wäre in jeder Hinsicht ein enormer Fehler.

Zitat:Das ganze kommt wohl einzig von deutschen und litauischen Politikern . Weder die litauische noch die deutsche Bevölkerung wurde dazu befragt.
Das nennt sich repräsentative Demokratie und das ist auch gut so. Denn würde bei jeder Entscheidung von solcher Tragweite das Volk befragt, hätten wir wohl die Bundeswehr schon Ende der 90er zugunsten irgendwelcher Wohlfühlprojekte komplett aufgelöst.
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#49
alphall31:

Zitat:Soweit ich mich erinnere bestand der Warschauer Pakt aus eigenständigen Ländern die auch jedes für sich selbst Mitglieder der Vereinten Nationen waren.

Ein durchaus brauchbares Beispiel.

Zur Zeit des WP standen selbst noch in den 90er Jahren nicht weniger als 370.000 russische Soldaten in der DDR, um dort die Sowjetunion zu verteidigen. Wobei die sowjetischen Streitkräfte in der DDR auch schon mal bei 1,5 Millionen standen, oder dann während der Koreakrieges beispielsweise bei 600.000.

Und umgekehrt standen in der Bundesrepublik die Amerikaner, die Engländer, die Franzosen und viele weitere in erheblicher Stärke.

Und so wie diese Länder damals Truppen in Deutschland stationierten, im Rahmen eines Militärbündnisses, kann es heute eben sinnvoll sein, deutsche Truppen dauerhaft im Ausland zu stationieren, aus den exakt gleichen Gründen.

Das man das überhaupt erläutern muss finde ich erstaunlich. Der grundsätzliche Mechanismus ist aber natürlich völlig unabhängig von der Frage, ob eine deutsche schwere Brigade in Litauen irgendeinen Sinn ergibt.

Zitat:Länder die in keinem Bündnis sind , die sind wohl nicht mehr verteidigungsfähig ?

Gegenfrage: könnte die Bundeswehr in ihrer aktuellen Verfasstheit die Bundesrepublik überhaupt verteidigen wenn sie allein stünde ?

Und ja, Länder die in keinem Bündnis sind, haben erhebliche militärische Nachteile, es sei denn, sie wären für sich allein militärisch besonders stark und hätten zudem auch noch Nuklearwaffen. Und ist die real existierende Bundesrepublik militärisch besonders stark und haben wir Nuklearwaffen ?!

Allgemein:

Meiner Ansicht nach macht eine deutsche schwere Brigade in Litauen aufgrund der Gesamtumstände keinen Sinn. Sie macht meiner Überzeugung nach nicht einmal als bloßes politisches Signal Sinn. Der äußerst fragwürdige politische Nutzen in Bezug auf die Demonstration der eigenen Bündnisbereitschaft und Entschlossenheit für die Verbündeten einzutreten steht gesichert in keinem Verhältnis zu den Kosten und den sich daraus ergebenden praktischen Problemstellungen für die Bundeswehr selbst.

Wir müssen erst mal unsere militärischen Grundlagen wieder herstellen, und die Bundeswehr kriegsfähig machen (im Rahmen des Bündnisses, also nicht einmal für sich alleine). Das wäre eine viel glaubhaftere Politik die ein wesentlich stärkeres politisches Signal setzen würde. Und statt eine Brigade dort dauerhaft zu stationieren sollten wir die größeren Möglichkeiten für Übungen dort nutzen und im Rahmen maximal freier Manöver komplette Brigaden so schnell wie möglich dorthin verlegen, dort freie Manöver ausführen lassen und sie wieder zurück verlegen. Die Befähigung dies zu tun wäre politisch und militärisch ein viel stärkeres Signal als eine bräsige Brigade dort vor sich hin gammeln zu lassen.

Deshalb - um nicht immer einfach nur Njed zu sagen - als konkreter Vorschlag: wir sollten dort in Litauen freie Manöver stattfinden lassen, und die Kosten dafür übernehmen (entsprechende Kompensation für die Bauern, für beschädigte Straßen usw) und zusätzlich Militärhilfen für Litauen leisten, damit diese selbst eine kompakte Panzerbrigade aufstellen können.

Die Manöver sollten von kompletten Brigaden geleistet werden, die vollständig dorthin verlegen müssen wobei die Verlegung ja auch Teil der Übung ist.

Dies würde für die Kriegsfähigkeit sehr viel mehr bringen, als dort einfach eine Brigade in litauischen Baracken stehen zu haben.
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#50
@alphall31
Zitat:Das ganze kommt wohl einzig von deutschen und litauischen Politikern .
Und von den Polen, siehe das Treffen von Pistorius mit Blaszczak wegen der Panzerreparatur-Geschichte.
Zitat:Weder die litauische noch die deutsche Bevölkerung wurde dazu befragt.
Und würde das was ändern? Die Litauer wären mit großer Wahrscheinlichkeit weitgehend und mit Mehrheit dafür - und bei uns wären vermutlich 30-40% dafür, 20% dagegen und der Rest würde irgendeinen Quark erzählen und den Bohlen nicht mögen.
Zitat:Weder Litauen noch Deutschland kann sich so eine Schmierenkomödie finanziell leisten
Das ist doch nun Quatsch. Wir könnten drei Brigaden im Ausland parken und das würde sich im Wehretat nicht großartig auswirken. (Zumindest würden irgendwelche eingeschlafenen oder durch Debatten verzögerten Beschaffungsvorhaben nicht dadurch tangiert sein.)
Zitat:Soweit ich mich erinnere bestand der Warschauer Pakt aus eigenständigen Ländern die auch jedes für sich selbst Mitglieder der Vereinten Nationen waren
Sie waren Mitglieder der Vereinten Nationen, das ist richtig, aber sie waren keinesfalls eigenständig, geschweige denn konnten sie ohne den Segen Moskaus irgendetwas vornehmen - weder politisch noch militärisch. Und wenn sie dennoch nicht auf Linie bleiben wollten, dann wurden sie schnell militärisch zur Räson gebracht (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968).

@Quintus
Zitat:Weil sie das wirtschaftlich nutzen wollen, weil sie so ihre Sicherheitsausgaben auf uns abwälzen können, weil sie hoffen auf diese Weise wirtschaftliche und rüstungspolitische Vorteile erlangen zu können, weil sie auf Subventionen und deutsche Unterstützung ihrer Ziele in der EU hoffen usw usw usw, kurz und einfach: die sind nur deshalb darüber "froh", weil sie sich davon persönliche Vorteile erhoffen. Vorteile die nur wenig bis nichts mit den Russen zu tun haben.
Ob die Litauer wirklich so denken, will ich nicht per se unterstellen. Mag sein, dass er eine oder andere litauische Politiker wirklich so egoistisch denkt, aber es dürfte unbestreitbar so sein, dass der überwiegende Teil der Litauer tatsächlich Angst vor den Russen hat und deswegen über die Unterstützung froh ist (dieses Minimieren der Sorgen bzgl. des östlichen Nachbarn wäre meiner Meinung nach schlicht unfair).

Anbei: Wenn ich aber in deinem Beitrag die Litauer ersetze durch "Deutsche" und die Deutschen wiederum durch "Amerikaner", dann kommt mir ein gewisses Schmunzeln... Cool

Ich habe eben leider wenig Zeit, deswegen später mehr.

Schneemann
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#51
Zitat: Zur Zeit des WP standen selbst noch in den 90er Jahren nicht weniger als 370.000 russische Soldaten in der DDR, um dort die Sowjetunion zu verteidigen. Wobei die sowjetischen Streitkräfte in der DDR auch schon mal bei 1,5 Millionen standen, oder dann während der Koreakrieges beispielsweise bei 600.000.

Und umgekehrt standen in der Bundesrepublik die Amerikaner, die Engländer, die Franzosen und viele weitere in erheblicher Stärke.

Und so wie diese Länder damals Truppen in Deutschland stationierten, im Rahmen eines Militärbündnisses, kann es heute eben sinnvoll sein, deutsche Truppen dauerhaft im Ausland zu stationieren, aus den exakt gleichen Gründen.

Das man das überhaupt erläutern muss finde ich erstaunlich. Der grundsätzliche Mechanismus ist aber natürlich völlig unabhängig von der Frage, ob eine deutsche schwere Brigade in Litauen irgendeinen Sinn ergibt.

Im Westen genauso wie im Osten waren die Truppen fremder Staaten einzig und allein als Besatzungstruppen und Sieger des 2. Wk in Deutschland. Egal welchen Namen man ihnen gegeben hat.


Zitat:Gegenfrage: könnte die Bundeswehr in ihrer aktuellen Verfasstheit die Bundesrepublik überhaupt verteidigen wenn sie allein stünde ?

Hat uns das nicht genau da hin gebracht wo wir jetzt sind , das verlassen auf die anderen ? Als der Gegner noch vorhanden war im kalten Krieg war auch nicht alles perfekt aber man war wehrfähig .
Genau der gleiche Effekt könnte jetzt auch in Litauen einsetzen , es ist ja jemand da der aufpasst.

Zitat:Das nennt sich repräsentative Demokratie und das ist auch gut so. Denn würde bei jeder Entscheidung von solcher Tragweite das Volk befragt, hätten wir wohl die Bundeswehr schon Ende der 90er zugunsten irgendwelcher Wohlfühlprojekte komplett aufgelöst.

Oder vielleicht hätten wir einfach bloß weniger Verstöße gegen das Völkerrecht mit deutscher Beteiligung .
Da es ja nun anscheinend keine funktionierende Kontrollinstanz für die Regierung gibt und es auch genug Belege gibt das die Abgeordneten nicht mal wissen um was es bei Abstimmungen zu Verlängerungen von bundeswehreinsätzen geht . Das die Politik nicht mit der gegeben Verantwortung umgehen kann ist oft genug belegt . Das was sich die letzten Jahre bei Wahlen abgespielt hat hat stellenweise recht wenig mit Demokratie zu tun .

Zitat:Das ist doch nun Quatsch. Wir könnten drei Brigaden im Ausland parken und das würde sich im Wehretat nicht großartig auswirken. (Zumindest würden irgendwelche eingeschlafenen oder durch Debatten verzögerten Beschaffungsvorhaben nicht dadurch tangiert sein.)

Bei drei Brigaden kommen schon mal 20 Mio avz pro Monat zusammen plus weitere Zulagen . Das macht sich auf jeden Fall bemerkbar
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#52
(07.07.2023, 11:45)alphall31 schrieb: Als der Gegner noch vorhanden war im kalten Krieg war auch nicht alles perfekt aber man war wehrfähig .
Man war auf die gleiche Art wehrfähig wie jetzt auch: Man konnte einen angemessenen Beitrag im Bündnis leisten, um der gegebenen Bedrohung gemeinsam Herr zu werden. Und so ist es jetzt auch. Der Gegener hat seine Kapazitäten und Fähigkeiten dezimiert, wir auch. Insofern hat sich nur geändert, dass die von uns eingesetzten Mittel nicht mal annähernd im gleichen Maß zurück gegangen sind wie es die Leistungsfähigkeit ist.

Zitat:Da es ja nun anscheinend keine funktionierende Kontrollinstanz für die Regierung gibt und es auch genug Belege gibt das die Abgeordneten nicht mal wissen um was es bei Abstimmungen zu Verlängerungen von bundeswehreinsätzen geht . Das die Politik nicht mit der gegeben Verantwortung umgehen kann ist oft genug belegt
Immer noch besser als der Souverän direkt. Wenn man sich manchmal anschaut, für welche Positionen sich Mehrheiten in der Bevölkerung finden lassen, dann bin ich immer wieder sehr froh darüber, dass es bei uns keine direkte Demokratie gibt.
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#53
Bitte keine weitere Debatte hier mehr darüber, welche Form der Demokratie die geeignetere zu sein scheint. Bleiben wir bitte ab jetzt enger gefasst bei der Brigade in Litauen.
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#54
@alphall31
Zitat:Bei drei Brigaden kommen schon mal 20 Mio avz pro Monat zusammen plus weitere Zulagen . Das macht sich auf jeden Fall bemerkbar...
Nein. Alleine der Afghanistan-Einsatz hat ca. 900 Mio. Euro im Jahr bzw. im Schnitt etwa 75 Millionen Euro je Monat gekostet, und das mit deutlich größerem logistischem Aufwand, bei deutlich größerer Distanz, bei entsprechender Rotation und das zugleich bei niedrigerem Gesamtbudget. Wenn die drei Brigaden also bspw. 20, 30 oder gar 40 Mio. Euro im Monat kosten würden, lägen wir im Maximum wohl bei irgendwo zwischen 300 und 400 Mio. Euro im Jahr. Das sind nicht mal 0,7% des gesamten Budgets - wie gesagt, wenn wir von den von mir kolportieren drei Brigaden reden. Insofern: Wäre es nur die genannte eine Brigade wäre der reine Kostenaufwand quasi als "Peanuts" zu bezeichnen.

Wenn man also mit dem "Kostenargument" kommen möchte, sollte man anderswo ansetzen, da wird an anderen Stellen nämlich deutlich mehr Geld sinnbefreit zum Fenster rausgeschmissen bzw. versenkt.

Schneemann
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#55
300 Mio pro Jahr macht in einer Dekade nicht weniger als 200 neue Kampfpanzer Leopard 2 auf dem neuesten Baustand.

Nein, dass sind keine kleinen Erdnüsse, und der nonchalante Umgang mit den Steuergeldern ist gerade eben das Problem dieser Bundesrepublik. Und da verfängt auch nicht das Argument, dass man an anderer Stelle noch sehr viel mehr einsparen könnte. Denn in Wahrheit müssten wir beides tun: nämlich an besagter anderer Stelle einsparen UND diese unsäglichen Auslandseinsätze allesamt beenden.
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#56
Zitat:300 Mio pro Jahr macht in einer Dekade nicht weniger als 200 neue Kampfpanzer Leopard 2 auf dem neuesten Baustand.
Das kannst du aber schlecht vergleichen. Erstens sind 200 Panzer in einem Jahrzehnt nicht unbedingt von Gewicht, zweitens wären 3 Mrd. Euro (inflationsbereinigt wohl 2,7 Mrd. Euro) in zehn Jahren, wo zugleich vermutlich mindestens 500 bis 600 Mrd. Euro an Verteidigungsausgaben anfallen würden, eine verschwindend geringe Summe.

Abgesehen davon muss ich aber auch fair sein: Ich habe eben nochmals genauer nachgeschaut - diese Summe von 20 Mio. Euro je Monat, die alpall31 hier genannt hatte, kann ich nur schwer glauben, d. h. vermutlich wäre es doch teurer.

Bsp.: In Mali haben/hatten wir bis zu rund 1.000 Bundeswehrangehörige, die Kosten im Jahr beliefen sich (2019) auf ca. 280 Mio. Euro (also rund 23 bis 24 Mio. Euro im Monat). Auch wenn Mali weiter entfernt liegt als Litauen, so dürften die Kosten doch höher liegen, wenn wir eine Brigade mit 4.000 Personen samt schwerem Gerät im Ausland stationieren würden. (Vermutlich irgendwo zwischen 500 und 900 Mio. Euro pro Jahr.)

Aber selbst das dürfte sich im Grunde nicht großartig auswirken, wobei mein recht flapsig in den Raum geworfener Kommentar bzgl. der drei Brigaden dann jedoch nicht ganz zutreffend wäre...

Schneemann
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#57
Zitat:Erstens sind 200 Panzer in einem Jahrzehnt nicht unbedingt von Gewicht

Dein Ernst?! Wir haben also eine Brigade in Litauen oder wir verdoppeln in 10 Jahren die Zahl unserer einsetzbaren Kampfpanzer und dies auch noch auf dem neuesten Stand und dass nennst du nicht von Gewicht ?

Was wird gegen die russische Föderation mehr bringen ? Eine Brigade die in Litauen vor sich hin gammelt während es in dem angedachten Gebiet in welchem sie sein wird noch gar keine Bedrohung gibt ? Oder doppelt so viel Kampfpanzer wie jetzt und dass innerhalb von 10 Jahren. Nicht dein Ernst.
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#58
Zitat:Nein. Alleine der Afghanistan-Einsatz hat ca. 900 Mio. Euro im Jahr bzw. im Schnitt etwa 75 Millionen Euro je Monat gekostet, und das mit deutlich größerem logistischem Aufwand, bei deutlich größerer Distanz, bei entsprechender Rotation und das zugleich bei niedrigerem Gesamtbudget. Wenn die drei Brigaden also bspw. 20, 30 oder gar 40 Mio. Euro im Monat kosten würden, lägen wir im Maximum wohl bei irgendwo zwischen 300 und 400 Mio. Euro im Jahr. Das sind nicht mal 0,7% des gesamten Budgets - wie gesagt, wenn wir von den von mir kolportieren drei Brigaden reden. Insofern: Wäre es nur die genannte eine Brigade wäre der reine Kostenaufwand quasi als "Peanuts" zu bezeichnen.

Wenn man also mit dem "Kostenargument" kommen möchte, sollte man anderswo ansetzen, da wird an anderen Stellen nämlich deutlich mehr Geld sinnbefreit zum Fenster rausgeschmissen bzw. versenkt.

Was hat das bitte mit dem Afghanistaneinsatz zu tun?

Weil man dort jahrelang Steuergelder verschwendet hat soll man es halt weiter tun an anderer Stelle ? Außerdem. War das Geld dort wenigstens eine Zeit lang sinnvoll und hat etwas bewirkt . In Litauen ist nichts davon gegeben . Vor allem mit dem Hintergrund das man dem Steuerzahler erst einen 100 Milliardenkredit aufgelastet und verlangt schon wieder nach mehr . Noch dazu das dieses Geld schon wieder nur zum größten Teil nach politischen Aspekten ausgegeben wird und nicht nach militärisch notwendigen . Wenn gegen jeden militärischen Rat der Minister Entscheidungen trifft und das immer und immer wieder brauch man doch nicht erwarten das sich irgend wann mal was bessert . Also solange jedes Jahr auf Kosten der Steuerzahler neue Schulden gemacht werden ist man es diesem schuldig verantwortungsvoll mit dem Geld umzugehen . Schließlich haben Politiker das ganze verursacht
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#59
Ich lese hier fleißig mit, und kann tatsächlich jedes Argument nachvollziehen.
Meiner Meinung nach ist allerdings das Argument der politischen Abschreckung unterrepräsentiert. Natürlich wurde es etliche Male genannt, aber immer nur im Hinblick auf die evtl. erweiterte Kampfkraft Litauens.
Der Mehrwert dahingehend bezüglich einer stationierung deutscher Soldaten ist natürlich zweifelhaft. Russland wird nicht in Schockstarre verfallen, nur weil deutsche Soldaten in Litauen stehen. Aber:
Viel wichtiger ist aber meines Erachtens, dass Deutschland sich nichtmehr "rausreden" könnte, sobald deutsche Soldaten im Falle einer russischen Aggression direkt involviert wären.
Meine grundsätzliche Befürchtung wäre tatsächlich, dass im V-Fall viele Länder versuchen sich aus ihrer Pflicht herauszuwinden oder nur halbherzig bei der Sache wären so lange es geht. Haben wir Soldaten in Litauen stehen, wären wir wesentlich schneller "direkt" involviert, als wenn man warten würde bis der Feind an der ostdeutschen Grenze steht.
Sollte diese Eskalation tatsächlich stattfinden (nicht jetzt aber evtl. wenn sich Russland eines Tages berappelt hat), dann hätte man in diesem Fall noch Zeit um zumindest die richten Schritte einzuleiten (käme natürlich auf die Geschwindigkeit des Angriffs an etc.).
Dass wir -stand jetzt- gegen einen großen Aggressor nicht wirklich verteidigungsfähig wären (bezogen auf Armee und Gesellschaft an sich), bezweifelt wohl kaum jemand (auch wenn das ganze aufs Bündnis bezogen garnicht soo schlecht aussieht, wie viele gerne schwarzmalerisch anprangern).
Deshalb ist es umso wichtiger, wann der Moment kommt, im welchem dem deutschen Otto-Normal-Verbraucher die Augen geöffnet werden.
Denn in diesem Fall -wenn der Wille da ist / wäre- könnte dieses Land, allein aus finanziellen Gründen, nach wie vor Großes leisten. Die Unterhaltskosten von Einsätzen oder Auslandsstationierung wären von jetzt auf gleich ein Witz, würde man angesichts eines Aggressors direkt vor der Haustür auf Kriegswirtschaft umstellen. In diesem Moment würde Geld eine untergeordnete Rolle spielen, denn Deutschland könnte ja wenn es wollte.

Und genau deshalb ist es wichtig, dass dieser "Schock-Moment" (dt. Soldaten im Kampf) so früh wie möglich stattfinden würde. In diesem Fall könnte man, je nach Situation, im besten Fall noch einigermaßen adäquat reagieren.
Russlands Überfall auf die Ukraine hat dahingehend leider scheinbar nicht ausgereicht, merkt man an der fortschreitenden Verwässerung der "Zeitenwende" und den tendenziell steigenden Zahl an Gegnern der militärischen Unterstützung für die Ukraine (wobei sich das alles noch in Grenzen hält, ich hatte "schlimmeres" erwartet).

Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass dieses Szenario überhaupt Eintritt. Aber sollte es mal so kommen, wäre es besser, vorbereitet zu sein.

Deshalb begrüße ich die Stationierung deutscher Soldaten in Litauen im Hinblick auf das große Ganze, in welcher Form das genau stattfindet und welche Truppen dort wo im Endeffekt stehen ist meiner Meinung nach tatsächlich einigermaßen nebensächlich.
Wobei natürlich dennoch Wert darauf gelegt werden sollte, dass diese Truppen möglichst sinnvoll stationiert und eingesetzt werden.
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#60
@Quintus
Zitat:Nicht dein Ernst.
Ich glaube, dass wir hier aneinander vorbei schreiben. Wink

Mit "fällt nicht ins Gewicht" meinte ich: Wenn wir es nur schaffen sollten, in zehn Jahren 200 neue Panzer zu bauen, dann sollten wir uns über einen Krieg gegen Russland bitte keine Gedanken machen. Und zwar nicht deswegen, weil er in der Zukunft nicht vielleicht stattfinden könnte, sondern deswegen nicht, weil in einem solchen Fall nicht mal 200 Panzer im Jahr ausreichen würden...

@alphall31
Zitat:Was hat das bitte mit dem Afghanistaneinsatz zu tun?
Das sollte ein reines Rechenbeispiel sein, wie sich Kosten bei Auslandseinsätzen darstellen können.

Schneemann
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