(Land) Zukünftige Einheitsplattformen für die Bundeswehr (UTF/GTF, GFF, LKW, etc.)
#24
(10.05.2023, 09:02)Helios schrieb: alles soll auf eine Einheitsplattform, und die soll bitte so flexibel sein, dass man alles darauf aufbauen kann. ... Und wenn dann am Ende eine Plattform möglich ist, gut, wenn es zwei werden, auch nicht schlimm.
Natürlich besitzt eine Einheitsplattform Grenzen der Sinnhaftigkeit. Beim Blick auf das hier betrachtete GFF könnte diese Grenze am unteren Ende des Leistungsspektrums erreicht werden.
Der EAGLE bspw. wird für viele Anwendungen im Bereich Führung und Verbindung als überzogen angesehen. Das nächst kleinere GFF ist der ENOK auf Basis der G-Klasse, also deutlich kleiner als die geschützten DURO-Ableger und erst recht als die des UNIMOG. In dieser Lücke wurde industrieseitig der ENOK 7.5 positioniert, der insofern das untere Ende der aktuell verfügbaren GFF-Familien darstellen sollte, das obere Ende der gleichen Basis wäre dazu der DINGO 3 6x6 oder auch der RG-33.

Bei der Schweizer Konkurrenz bietet eben der EAGLE 6x6 am oberen Ende etwas weniger Leistung, dafür reicht das Spektrum mit dem MERLIN zumindest auf dem Reißbrett noch weiter runter als bei den UNIMOG-GFFs.

Insofern sollte man bei der Entscheidung genau hinschauen, inwieweit die größten Varianten überhaupt benötigt werden. Denn diese werden deutlich weniger zahlreich sein als die kleineren Verbindungsfahrzeuge.
Das könnte bei einem solchen Zweikampf dann zugunsten des DURO ausgelegt werden.

Aber ich würde durchaus die Befürchtung teilen, dass eine Untersuchung unter aktuellen Voraussetzungen bei der BW zu dem Ergebnis käme, dass die hohen Nutzlast- und Schutzanforderungen am oberen Rand des Spektrums sich nicht mit der Ökonomie am unteren Rand vereinbaren ließen. Man würde sicher zu dem Ergebnis kommen, dass es bspw. zum UNIMOG noch eine G-Klasse braucht.
Aber da spielt dann auch vieles rein, was nur in der heutigen real existierenden Bundeswehr Relevanz hat. "Strukturextrapolierung", wie Quintus sagen würde. Und da kommt dann wirklich die Frage der Anforderungsdefinition zum Tragen:
- Wer braucht einzelne Fahrzeuge?
- Wer braucht geschützte Fahrzeuge?
- Wie geschützt muss das Fahrzeug sein?
- Wie spezialisiert muss das Fahrzeug sein?
- Wie viel Abweichung vom Optimum ist vertretbar?

Ich selbst habe ja auch schon von der Notwendigkeit einer leichteren Plattform unterhalb gesprochen, wie dem AGF2, MRZR o.ä. Das wäre nur mehr oder weniger ungeschützt, also eben kein GFF.

(10.05.2023, 17:27)Helios schrieb: Zumindest sollte beides kritisch geprüft werden, und das nicht nur auf Bundeswehrebene, sondern vor allem auch Einheiten- und Verbandsebene. Gerade dort könnte vielmehr Einsparpotenzial durch eine Reduzierung des Wildwuchses vorhanden sein als bei einer grundsätzlich neuen Typpolitik.
Das ist definitiv so, kann aber auch miteinander kombiniert werden. Durch eine Typpolitik mit mehreren gut geplanten Einheitsplattformen, wird die Reduzierung der Vielfalt auf Einheitsebene enorm vereinfacht, da es eigentlich nirgendwo nötig sein wird, mehr als zwei, max. drei Plattformen in einer Einheit zu verwenden, außer vielleicht bei den Pionieren.


Man muss natürlich auch mal überlegen, wie weit der Plattform-Ansatz überhaupt gehen soll. Da die DURO-Familie noch recht einheitlich, dafür aber auch -gerade bei den ungeschützten Varianten- nicht ganz so weit verbreitet ist, betrachten wir mal exemplarisch den UNIMOG. Dieser kommt als solcher in verschiedenen Größen, aber eben auch als ENOK, als DINGO, als Jankel LTTV, RG31/33 etc. daher. Natürlich unterscheiden sich diese zahlreichen Ableger nochmal deutlich, nicht nur konzeptuell, sondern auch mit Blick auf ihre betriebslogistischen Aspekte wie eben die Ersatzteilversorgung und -austauschbarkeit.
Bei einer neu geplanten GFF-Familie ginge es darum, genau diese Umstände zu beseitigen, indem man den eigentlichen Plattformgedanken auf eben diese Aspekte der Teilegleichheit herunterbricht. Es ist völlig egal, ob das Fahrzeug nun 4 oder 8 Räder hat, solange an jedem dieser Räder alle Teile gleich sind. Auch ein 4- und 6-Zylindermotor in der Familie sind kein Problem, sofern sie sich nur in den Teilen unterscheiden, die eh nicht so einfach austauschbar sind. Karosserieformen sind vollkommen irrelevant, selbst der Rahmenaufbau kann stark abweichen, solange er in allen Varianten mit den gleichen Anbauteilen versehen wird. Daher auch mein Gedankenspiel mit der GRF5.12-Plattform in einer UNIMOG-Version. In solch einer Konstellation hätten die Spezialfahrzeuge einen völlig eigenständigen Aufbau, aber trotzdem die gleichen Ersatzteile wie das Standard-Logistikfahrzeug.

Und da muss man hinkommen. Für mich hieße das, man müsste den Grundaufbau eines konkreten Modells (z.B. 437.43x) auswählen und als Standard definieren. Davon werden dann die verschiedenen Varianten abgeleitet, aber ohne dass dafür betriebslogistisch relevante Teile ausgetauscht werden. An vielen Stellen wird man dann feststellen, dass man an gewisse Grenzen gerät. Darauf kann man dann natürlich reagieren, indem man bspw. einen zweiten Motor der selben Baureihe (OM 936) mit in den Standard aufnimmt, um der großen erforderlichen Leistungsspanne Rechnung zu tragen. In anderen Fällen kann es genügen, wenn man bei leichteren Varianten Teile einfach überdimensioniert, statt sie anzupassen. Bei elektronischen Bauteilen kann vieles Softwareseitig auf den jeweiligen Anwendungsfall angepasst werden, so dass einheitliche Bauteile für verschiedene Fahrzeuge konfiguriert werden können. Usw.

Nur muss man sich dafür einmal für ein(en) Anbieter(konsortium) entscheiden und mit dem sehr langfristige Rahmenverträge schließen, statt regelmäßig bestimmte Leistungsanforderungen auszuschreiben, um eine Einzelsystem zu beschaffen. Darin muss dann auch das Thema der Modernisierungen und Obsoleszenzbeseitigungen geklärt sein. Bspw. könnte man festlegen, dass neue aufgelegte Ersatzteile immer "abwärtskompatibel", also in Vorgängerversionen verwendbar sein müssen. Alle paar Jahre kann man dann auch eine "Modellpflege" mit größeren Anpassungen machen, aber eben nur selten, dafür dann geregelt und für die gesamte Flotte.


Das Portfolio sollte dann mMn grob betrachtet folgenden Baukasten bieten:

- Rahmen: schmal, breit
- Radformel: 4x4, 6x6
- Radstand: kurz/mittel/lang
- Kabine: PickUp single/double Cab, Station Wagon lang/kurz
- Minenschutz: Level 0/1/2a/2b
- Ballistischer Schutz: Level 0/1/2

Damit das auch alles kombinierbar ist, wird es verschiedene Unterfamilien geben müssen. Nur dürfen sich die dann nur auf Konstruktionsweisen von Rahmen, Kabinen, Aufbauten, Schutzelementen etc. beziehen und müssen eben trotzdem alle die gleichen Teile in der Fahrzeugtechnik verwenden.

Das gibt dann eine Spanne vom HMMWV-ähnlichen Geländewagen, über Enok 7.5, U5000 geschützt und ungeschützt, SOF- und Luftlandefahrzeuge, bis hin zum DINGO 3 etc.
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