Umbau der französischen Armee
#31
(30.12.2023, 18:28)voyageur schrieb: Frankreich hat "lediglich" Truppen im Baltikum und in Rumänien stationiert, ohne rum zu einern,ohne lange Diskussionen über Baustandards, Freizeitausgänge usw. Wir sind unseren Verpflichtungen nachgekommen, und diese Truppen werden im Angriffsfalle kämpfen.
Sicherlich, weder will ich das abstreiten, noch die Situation rechts des Rheins schön reden.

Es geht mir darum, dass auf deutscher Seite ein Umdenken erforderlich ist und auch in Ansätzen zumindest schonmal verbal vollzogen wird, das auf französischer Seite nicht erfolgen wird. Für Frankreich wird die NATO-Ostgrenze weiterhin eine Front von vielen sein, während Deutschland diese und deren Verteidigung sehr viel mehr in den Fokus nehmen muss. Das heißt nicht, dass Frankreich sich dort weg duckt oder weniger leistet, aber das Baltikum ist für sie gleichbedeutend mit Verpflichtungen im afrikanisch-arabischen Raum, woraus sich eine bestimmte Ausrichtung und Ausstattung der Streitkräfte ableitet, die dadurch mMn nicht zu dem passt, was die Bundeswehr definieren sollte.

In der Konsequenz sollten sich Frankreich und Deutschland mMn eher durch unterschiedliche Schwerpunkte ergänzen, statt Dinge (insbesondere Ausrüstung) gemeinsam anzugehen. Was nur eine Bestätigung des Standpunktes ist, den ich dazu schon lange vertrete.
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#32
Zitat:In der Konsequenz sollten sich Frankreich und Deutschland mMn eher durch unterschiedliche Schwerpunkte ergänzen, statt Dinge (insbesondere Ausrüstung) gemeinsam anzugehen. Was nur eine Bestätigung des Standpunktes ist, den ich dazu schon lange vertrete.

Die nächsten Wochen werden es zeigen aber zB MGCS geht doch eher in die Richtung "gemeinsamer Baukasten" als den "gemeinsamen Kampfpanzer" zu entwickeln.

MCO, Munition, Ersatzteile das sind doch die wirklichen RETEX aus dem Ukraine Konflikt. Die heutige Logistik der Ukrainer ist doch ein reiner Albtraum. Und selbst innerhalb einer Armee ist da noch viel zu machen.
Was Frankreich heute angeht ist doch die Anzahl unterschiedlicher Fahrzeugtypen zu straffen. Für Munition und Flugkörper gilt doch dasselbe.

Zitat:Verpflichtungen im afrikanisch-arabischen Raum,

nicht den Indopazifik vergessen.
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#33
(30.12.2023, 19:57)voyageur schrieb: nicht den Indopazifik vergessen.
Noch schlimmer! Big Grin
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#34
(30.12.2023, 20:48)Broensen schrieb: Noch schlimmer! Big Grin
französische Landesgrenzen und für einige europäische Außengrenzen. NeuKaledonien kommt im nächsten Sommer.

Zitat:Der Status einer Region in äußerster Randlage (RUP) gilt für neun Gebiete, die zu drei Mitgliedstaaten der Europäischen Union gehören: Frankreich (Guadeloupe, Guyana, Martinique, Mayotte, La Réunion und Saint-Martin), Spanien (Kanarische Inseln) und Portugal (Azoren und Madeira).

Die Regionen in äußerster Randlage unterliegen wie die anderen Gebiete der Europäischen Union dem EU-Recht, jedoch mit einigen Besonderheiten, die in erster Linie auf ihre geografische Abgelegenheit zurückzuführen sind. Dieser Status, der erstmals 1992 durch den Vertrag von Maastricht offiziell anerkannt wurde, wurde 2009 durch das Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon formal definiert.

Die besondere Situation dieser Regionen wird in Artikel 349 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) definiert. Dieser beschreibt die "strukturelle wirtschaftliche und soziale Lage" der neun Regionen, die "durch die Faktoren Abgelegenheit, Insellage, geringe Größe, schwierige Relief- und Klimabedingungen und wirtschaftliche Abhängigkeit von einigen wenigen Erzeugnissen erschwert wird". All dies sind laut demselben Artikel Faktoren, die "ihre Entwicklung schwer beeinträchtigen".

Die RUP bieten der Europäischen Union jedoch zahlreiche Vorteile. Sie sind in strategischen geografischen Gebieten präsent und bieten ein großes Potenzial für Forschung und Innovation. Dies gilt insbesondere für die Bereiche terrestrische und marine Biodiversität (La Réunion wurde von der Weltnaturschutzunion als einer der 34 "Hotspots" der Biodiversität eingestuft), Pharmakologie (dank des Vorkommens endemischer Pflanzen mit industriell nutzbaren Wirkstoffen), erneuerbare Energien und Luft- und Raumfahrt (das Raumfahrtzentrum Guayana ist der wichtigste Startplatz für Satelliten und Raketen in der Europäischen Union).
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#35
(30.12.2023, 21:23)voyageur schrieb:
(30.12.2023, 20:48)Broensen schrieb: Noch schlimmer! Big Grin
französische Landesgrenzen und für einige europäische Außengrenzen.
Kein Vorwurf! Nur halt nichts für die Ausrichtung der Bundeswehr.
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#36
(30.12.2023, 22:33)Broensen schrieb: Kein Vorwurf! Nur halt nichts für die Ausrichtung der Bundeswehr.
Französische Grenzen, sind also nicht relevant für die nachbarschaftliche BV, ihr würdet uns also gegen Brasilien im Regen stehen lassen .Angel
übrigens die längste Außengrenze 730 km
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#37
(30.12.2023, 22:39)voyageur schrieb: Französische Grenzen, sind also nicht relevant für die nachbarschaftliche BV, ihr würdet uns also gegen Brasilien im Regen stehen lassen .Angel
Für die AUSRICHTUNG der Bundeswehr!

Wir werden nicht die Entscheidung zur Ausgestaltung unserer Hauptwaffensystemen danach ausrichten, ob sie sich zur Verteidigung vom Wallis und Futuna eignen. Genau so wenig wie Frankreich wieder Schützenpanzer auf Kette bauen wird, die für eine Verteidigung gegen Russland in Ost- und Mitteleuropa sehr wichtig wären.

Aber keine Sorge, wir schicken sicher einen MRTT zur Luftbetankung, wenn Brasilien Guayana okkupieren sollte. Wink
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#38
(30.12.2023, 22:39)voyageur schrieb: Französische Grenzen, sind also nicht relevant für die nachbarschaftliche BV, ihr würdet uns also gegen Brasilien im Regen stehen lassen .Angel
übrigens die längste Außengrenze 730 km

Man könnte vermuten dass für franz. Guyana welches im 1. Wahlgang 2022 Melechnon mit über 50% gewählt hat und in der Stichwahl dann mit über 60% für Le Pen gestimmt hat, während bei der Parlamentswahl ein Abgeordneter eingezogen ist der die Unabhängigkeit von Frankreich befürwortet, wohl kaum ein verbündetes EU-Land seine Streitkräfte mobilisieren würde, wenn plötzlich Brasilien vor der Tür steht und den Laden übernehmen will. Aber mal ernsthaft, wie realistisch ist dieses Szenario überhaupt? Gibt es in dieser Richtung Ambitionen Brasiliens?
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#39
Zitat:Aber mal ernsthaft, wie realistisch ist dieses Szenario überhaupt? Gibt es in dieser Richtung Ambitionen Brasiliens?

Abgesehen von den illegalen Goldschürfern, ist alles ruhig.

Zitat:Kein Vorwurf! Nur halt nichts für die Ausrichtung der Bundeswehr.

Darum gehts ja. Ich stelle nicht die Priorität "Brigade in Litauen" in Frage, aber grundsätzlich beschränkt sich die BV nicht auf die Ostfront, sondern muss. durch die europäische Brille gesehen werden, in Funktion der Risiken an unseren Außengrenzen. ZB Erdogan.
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#40
(31.12.2023, 15:08)voyageur schrieb: Darum gehts ja. Ich stelle nicht die Priorität "Brigade in Litauen" in Frage, aber grundsätzlich beschränkt sich die BV nicht auf die Ostfront, sondern muss. durch die europäische Brille gesehen werden, in Funktion der Risiken an unseren Außengrenzen. ZB Erdogan.
Richtig, aber für jede Front gibt es besonders gut geeignete Kräfte. Die größten Potentiale für einen Angriff auf Bündnisgebiete liegen in Osteuropa vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer. Dafür sind schwere mechanisierte Kräfte der erforderliche Schwerpunkt, leichtere Kräfte werden nur in Teilabschnitten gebraucht.
In zweiter Reihe stehen die Bedrohungen weiter südlich, speziell die Türkei, wobei es sich dann natürlich nur um eine EU-Verteidigung handelt, nicht um die der NATO. Hier werden aber die mech. Kräfte genauso gebraucht, wenn auch nur in einem Teilabschnitt der potentiellen Front, nämlich dem zu Lande. Für die Ägäis hingegen ist die leichte französische Ausrichtung deutlich vorteilhafter, die Ihr ohnehin für eure Übersee-Außengrenzen braucht.

In der Konsequenz ist es doch sehr viel besser, wenn beide Streitkräfte sich auf die unterschiedlichen Einsatzformen hin spezialisiert ausbilden, die sich in jedem wahrscheinlichen Konflikt ergänzen werden, als dass wir krampfhaft versuchen, alles zu vereinheitlichen.
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#41
Zitat:In der Konsequenz ist es doch sehr viel besser, wenn beide Streitkräfte sich auf die unterschiedlichen Einsatzformen hin spezialisiert ausbilden, die sich in jedem wahrscheinlichen Konflikt ergänzen werden, als dass wir krampfhaft versuchen, alles zu vereinheitlichen.

Versuchen wir ja gar nicht, die zwei französischen Divisionen haben dieselbe Ausstattung, spezialisieren sich aber auf die Erwerbung der Detailkenntnisse über eine Zielregion. Was das deutsche Trauma des schweren Kampfpanzers angeht, das kann ich nicht heilen. Du wirst sehen, das Ihr in aller Ruhe weiter am Leo XX bauen könnt, vielleicht weniger Ruhe mit der zweiten Produktionslinie in Italien. Und wir bauen am e-MBT um die 40>Tonnen. Worauf es wirklich ankommt, ist die Benutzung desselben Baukastens, aber das wird OT. Bis bald im MGCS Strang.
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#42
Zitat:"Wir müssen handeln [...], um uns zu verändern und auf die Bedrohungen vorbereitet zu sein, die mittel- und langfristig auf die Nation abzielen. Die Armeen, die wir heute kennen, werden in fünf Jahren nicht mehr die gleichen sein. Sie müssen in fünf Jahren nicht mehr dieselben sein", sagte der Minister.
Wir werden nicht in der Lage sein, auf Entscheidungen zu beharren, die unantastbar sind. Die Umsetzung des Militärprogrammgesetzes wird lebendig sein und sich an die künftigen strategischen Entwicklungen anpassen.

Lecornu: "Die Armeen, die wir heute kennen, müssen in fünf Jahren nicht mehr dieselben sein".
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 9. Januar 2024
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploa...210530.jpg]

Zwar sieht das im vergangenen Jahr vom Parlament verabschiedete Militärprogrammgesetz [LPM] 2024-30 in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 413 Milliarden Euro zugunsten des Armeeministeriums vor. Der Armeeminister Sébastien Lecornu sagte in einer Ansprache anlässlich eines Waffengangs am 8. Januar, dass es bei einem Budget, das sich in zehn Jahren verdoppelt hat, nicht mehr um Geld gehen könne und dürfe.

Er sagte, es gehe darum, nicht in die "Falle zu tappen, die jedes Mal gestellt wird, wenn die Haushaltsmittel erhöht werden", d. h. "diese Aufrüstung darf uns nicht darauf vorbereiten, die Kriege der Vergangenheit zu führen". Um diese Klippe zu umschiffen, beschwor der Armeeminister die Mahnmale der "großen Alten", die in den 1960er Jahren "die französischen Armeen weiterentwickelt und umgestaltet haben, indem sie strategische Wetten eingegangen sind", die auf lange Sicht "unsicher" erschienen. Für Lecornu muss diese "Methodik die unsere bleiben, indem wir die direkten und indirekten Bedrohungen, die tatsächlich auf uns lasten, kühl und klinisch betrachten".

In den letzten sechzig Jahren haben die französischen Streitkräfte mindestens zwei große Veränderungen erlebt: Die erste fiel mit dem Beginn der Umsetzung der nuklearen Abschreckung zusammen, die zweite äußerte sich in der Aussetzung der Wehrpflicht und damit in der Professionalisierung. Offensichtlich hat Herr Lecornu die Absicht, eine dritte auf den Weg zu bringen.

"Wir müssen handeln [...], um uns zu verändern und auf die Bedrohungen vorbereitet zu sein, die mittel- und langfristig auf die Nation abzielen. Die Armeen, die wir heute kennen, werden in fünf Jahren nicht mehr die gleichen sein. Sie müssen in fünf Jahren nicht mehr dieselben sein", sagte der Minister.

Um dies zu erreichen, so Lecornu, müsse man "Risiken eingehen", pragmatisch sein und sich über mögliche Schwierigkeiten und die zu erfüllenden Aufgaben im Klaren sein. Er forderte einen "kulturellen Bruch" innerhalb des Ministeriums.

Die "Risikobereitschaft", die der Minister fordert, wird sich vor allem auf Fragen der Fähigkeiten beziehen. Sie wird darauf abzielen, "einen souveränen Zugang zu aktuellen und zukünftigen Technologien" (Quanten-, Weltraum-, Cyber-, künstliche Intelligenz usw.) zu gewährleisten, was zu "beispiellosen Entscheidungen" führen wird, die im Laufe des ersten Halbjahres angekündigt werden sollen, um "die Zuverlässigkeit und Überlegenheit unserer Waffen für die kommenden Jahrzehnte" zu gewährleisten. Lecornu verwies auch auf die Notwendigkeit, das Konzept der "Kriegswirtschaft" [das nicht nur ein "Slogan" sei, wie er sagte] "noch weiter voranzutreiben".

"Wir werden nicht in der Lage sein, auf Entscheidungen zu beharren, die unantastbar sind. Die Umsetzung des Militärprogrammgesetzes wird lebendig sein und sich an die künftigen strategischen Entwicklungen anpassen. Wir müssen mit der Besessenheit leben, die Technologien und Rüstungsprogramme von morgen zu finanzieren, und dabei den Mut haben, diejenigen zu beenden, die ihre Versprechen nicht erfüllen", so der Minister.

Die Armeen werden Risiken eingehen müssen, um "hybride Bedrohungen, die aus dem zivilen Bereich für militärische Zwecke missbraucht werden", zu bewältigen. Vor allem aber werden sich die Generaldirektion für äußere Sicherheit [DGSE], die Direktion für militärische Aufklärung [DRM] und die Direktion für Aufklärung und Sicherheit der Verteidigung [DRSD] damit befassen müssen. Es wird auch darum gehen, "die Herausforderung [...] der Neuartikulation unserer Dispositive in Afrika anzunehmen" und die strategischen Partnerschaften im Indo-Pazifikraum und im Nahen Osten mit Leben zu füllen.

Dieser "Kulturbruch", der nicht nur das Armeeministerium, sondern auch die industrielle und technologische Basis der Verteidigung [BITD] betreffen wird, ist "zweifellos die schwierigste Herausforderung, die es zu bewältigen gilt", warnte Lecornu, bevor er dazu aufrief, Klarheit zu beweisen, um "sich keine Geschichten über die Aufgaben zu erzählen, die unsere Armeen zu erfüllen haben", und "den Mut zu haben, sich die richtigen Fragen zu stellen". Und das beginnt mit den Problemen bei der Rekrutierung und Bindung, die im Jahr 2023 vor allem das französische Heer betrafen.

"Klarheit bedeutet schließlich, unseren Ergebnissen bei der Rekrutierung und der Bindung an die Armee ins Auge zu sehen. Die Qualität unserer Soldaten und der rekrutierten Zivilisten bleibt zwar auf dem erwarteten hohen Niveau, aber die Zahlen gebieten uns, energisch zu handeln. In den nächsten Wochen werde ich Gelegenheit haben, den Armeen und dem Generalsekretariat für Verwaltung Anweisungen zur Strukturierung einer neuen Rekrutierungspolitik zu erteilen", kündigte Lecornu an und deutete damit an, dass er seinen Posten nach der derzeitigen Regierungsumbildung behalten wird.
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