Umfrage: Wird die Bundeswehr 2023 die Kehrtwende schaffen?
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(Allgemein) Bundeswehr - Wunschkonzert 2023
#46
(24.03.2023, 19:44)Nicht_Peter schrieb: In meinen Augen ist es dringend nötig, die europäischen SEAD/DEAD-Kapazitäten drastisch zu erweitern. (...) Für die meisten anderen europäischen Luftstreitkräfte wäre es viel schwieriger als für Deutschland, diese Fähigkeitslücke zu schließen. Für eine effektive Unterdrückung der gegnerischen Flugabwehr sind ja nicht nur Kampfflugzeuge nötig, sondern u.a. auch umfangreiche elektronische Aufklärungskapazitäten, entsprechend ausgebildetes Personal oder ein großer Vorrat an geeigneter Munition.

Genau damit sprichst du aber das eigentliche Problem an. SEAD/DEAD ist nur ein Teil des viel größeren Komplexes der elektronischen Kriegführung, und die Fähigkeitslücke in Europa ist vor allem im Bereich der Begleit- und Abstandsstörer zu finden. Aus dem Grund gibt es ja die deutschen Zusagen zur Bereitstellung derartiger Systeme, auch weil auf absehbare Zeit eine große Zahl an Kampfflugzeugen der vierten Generation sowie Unterstützungsflugzeugen geschützt werden muss. Sich hier voll auf die letztlich dann doch begrenzten Fähigkeiten der F-35 zu stützen, von denen es perspektivisch in Europa hunderte geben wird, ist wenig zweckdienlich. Wenn es also darum geht, Fähigkeitslücken zu schließen, dann wäre eine wesentlich höhere Zahl an dedizierten Begleitstörern, die ja per se auch SEAD/DEAD-Fähigkeiten mitbringen, der effektivere Weg.

Und genau darauf zielte meine Kritik. Du entziehst dem Eurofighter seine Paraderolle als Abfangjäger, weil das vermeintlich andere Luftwaffen mit ihren dafür weniger geeigneten Maschinen besser können, um ihn in der Luft-Boden- und EloKa-Rolle einzusetzen und gleichzeitig die Stückzahlen gegenüber dem Ist-Stand zu reduzieren, und willst gleichzeitig mehr F-35 beschaffen, damit mehr Fähigkeiten für SEAD/DEAD zur Verfügung stehen. In meinen Augen ist das ein teures Unterfangen ohne echten Gewinn. Ich halte es für sinnvoller, mehr Mittel in die Entwicklung des Eurofighter EA zu stecken und davon mehr Einheiten zu beschaffen, die bestehenden Flugzeuge weiter nachzurüsten und für ihre bisherigen Schwerpunktaufgaben weiter zu optimieren.

Zitat:Mir ging es letztendlich darum, eine abstandsfähige Luft-Boden-Munition zwischen SPEAR 3 (kleiner Gefechtskopf, für mobile Ziele) und Taurus (großer Gefechtskopf, für ortsfeste Ziele) einzuführen. Groß genug, um die meisten ortsfesten Ziele bekämpfen zu können, aber kostengünstiger als der Taurus und zugleich sekundär dazu in der Lage, auch mobile Ziele zu bekämpfen. (...) Natürlich müsste man sicherstellen, dass der Antrieb nicht zulasten des Gefechtskopfs geht und stattdessen der Flugkörper etwas größer und schwerer wird. Grundsätzlich dürfte das aber der unkomplizierteste Weg zu einer zukünftigen mittelschweren Luft-Boden-Munition sein.

Die Spice 250 ER ist kaum schwerer und nicht größer als die Spice 250, das funktioniert nur durch eine Verkleinerung des Gefechtskopfs, auch wenn es dazu bisher keine offiziellen Angaben gibt. Und anders als bei der SPEAR 3 besitzt dieser keine Multieffektfähigkeiten, ist also auf einen bestimmten Aufgabenbereich spezialisiert. Wenn es um ein Wirkmittel mit hoher Flexibilität geht, ist SPEAR 3 aufgrund von Sucher und Gefechtskopf deutlich im Vorteil, lediglich die reine Gefechtskopfmasse ist geringer. Wie immer stellt sich also die Frage, welche Ziele genau kann eine Spice 250 ER ausschalten, für die eine SPEAR 3 nicht reicht. Und welche anderen Möglichkeiten gibt es?

Den Wunsch einer Lösung zwischen SPEAR 3 und Taurus kann ich durchaus nachvollziehen, in meinen Augen sollte sich eine solche aber deutlich von beiden unterscheiden. Eine luftgestartete Version der JFS-M wäre da beispielsweise eine Möglichkeit, insbesondere weil sich da wieder Synergien mit dem Heer ergeben können.

In meinen Augen sollte die Harmonisierung von Munition eine besonders hohe Priorität haben. Weniger Typen, klar voneinander differenziert, dafür in höheren Stückzahlen zu geringeren Kosten. Das wird in der Einzelbetrachtung unökonomisch erscheinen, sich in der Gesamtbetrachtung aber auszahlen.
#47
Wir benötigen auch meiner Überzeugung nach so schnell wie nur irgendwie möglich dezidierte ECR Eurofighter, und nicht als eine Verlegenheitslösung mit irgendwelchen Pods, sondern als vollumfänglich befähigtes und hochspezialisiertes System. Mit dem Sondervermögen hätte man seit einem Jahr schon diese Fähigkeitslücke angehen können, stattdessen tut man weiter nichts oder so gut wie nichts. Irgendwann mal soll die Bundeswehr 30 EF ECR kriegen, davor waren sogar nur 15 solcher Flugzeuge geplant:

https://esut.de/2023/01/fachbeitraege/38...0-steigen/

Auch 30 solcher Flugzeuge sind meiner Überzeugung nach viel zu wenige. "Früher", also noch kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine nannte ich meist eine Zahl von mindestens 45 ECR Flugzeugen mit der Betonung auf mindestens.

Das führt zu der Frage, wieviele solcher ECR Flugzeuge die Bundeswehr haben sollte ? Wieviele EF ECR sind sinnvoll / notwendig / geboten ?

Rein persönlich würde ich hier und heute sogar 60 solcher Flugzeuge für das Minimum halten, welches wir beschaffen und für das Bündnis bereit stellen sollten.
#48
Ich würde die EloKa-Behälter nicht als Verlegenheitslösung bezeichnen. Durch ebensolche werden grundlegende Fähigkeiten nicht nur schnell verfügbar und in der Zukunft auch in der Fläche einsetzbar, man braucht sie letztlich auch für die dedizierten EloKa-Eurofighter (um dort nur die notwendigen Systeme in die Zelle integrieren zu müssen). Es darf nur nicht aufgrund einer solchen Pod-Lösung zur Streichung des integrierten Eurofighter EK kommen.

Was die Quantität angeht sollte man das ganzheitlich betrachten. Ein Geschwader mit Eurofighter EK, dazu in ausreichender Stückzahl den Abstandsstörer, und zusätzlich die immer weitere Ertüchtigung des kompletten Bestandes an Eurofighter in Richtung grundlegendes EloKa zur Selbstverteidigung, ergänzt durch entsprechende Behälter in der Fläche. Auch wenn das "digital stealth" natürlich ein Werbegriff ist, so hilft das dahinterstehende Prinzip ja durchaus beim Erhalt und der Erweiterung der Einsatzfähigkeit des Flottenbestands.
#49
Zitat:Es darf nur nicht aufgrund einer solchen Pod-Lösung zur Streichung des integrierten Eurofighter EK kommen.

Exakt das ist meine Befürchtung in diesem Kontext. Ich lehne mich mal wieder aus dem Fenster und behaupte, dass es in der real existierenden Bundeswehr genau so kommen wird.

Bei einer ganzheitlichen Betrachtung: wieviele dezidierte EF ECR wären dann deiner Ansicht nach optimal ? (innerhalb realistischer Zahlen / der verfügbaren Mittel)
#50
(30.03.2023, 10:06)Quintus Fabius schrieb: Exakt das ist meine Befürchtung in diesem Kontext.

Fairerweise muss man sagen, dass zumindest der Plan von Anfang an die Pod-Lösung vorsah, um die Zeit der Entwicklung des Eurofighter EK zu überbrücken. Insofern besteht zumindest meinerseits Hoffnung.

Unter realistischen Bedingungen würde ich wie gesagt ein Geschwader mit Eurofighter EK (also 30 bis 35 Maschinen) und eine ähnliche Anzahl an Pod-Gesamtlösungen für die restliche Flotte als "erstrebenswert" bezeichnen. Wobei für mich dabei auch relevant wäre, dass man die zu beschaffenden F-35 in der Rolle SEAD/DEAD qualifiziert (was im übrigen auch geographisch Sinn ergibt).
#51
Wäre bei den anfallenden arbeiten die dann zu erledigen sind nicht ein Flugzeug mit 2 Mann Besatzung besser geeignet wie der Tornado ?
#52
Der Eurofighter EK wird genau deswegen auf dem Doppelsitzer aufbauen.
#53
Ich möchte hier mal meine Wunschvorstellungen zur Umsetzung der angedachten BW-Brigade in Litauen zusammenfassen:

Es soll demnächst zusätzlich zur deutsch geführten eFP eine weitere Brigade der Bundeswehr dauerhaft in Litauen stationiert werden. Die Ankündigung führte direkt zu zahlreichen Diskussionen, wie dies umzusetzen sein könnte, vor allem hinsichtlich der Personalfrage, da eine dauerhafte Stationierung in Litauen vermutlich für nur wenige Soldaten eine verlockende Perspektive darstellen dürfte.
Dementsprechend sehe ich persönlich kaum eine realistische Möglichkeit, diese Brigade ohne rotierende Truppenteile aufzustellen. Um nun den politischen Anspruch (1 Brigade dauerhaft in Litauen, zzgl. eFP) damit in Einklang zu bringen, halte ich es für angebracht, einen Brigadestab inkl. den erforderlichen Unterstützungskräften dauerhaft zu stationieren, während die unterstellten Bataillone im Wechsel für einen Zeitraum von 6-12 Monaten durch die anderen Heeresbrigaden gestellt werden. Für den Brigadestab wäre die 41. Brigade heranzuziehen, die somit als mKr-Brigade entfällt und ihre unterstellten Bataillone an die 1.PzDiv, die 13. sowie die 21.Brigade abgibt.
Ausgehend von der aktuell geplanten Gliederung lt. Zielbild Einsatzkräfte Heer ergibt sich somit folgende Struktur der Kampfverbände (ohne D/F und 41.):

1. PzDiv
- schwere Brigaden L9 und 43(NL)
- mittlere Brigade 21
- Divisionstruppen (Btl): Art, FM, Pio, Aufkl, CSS

10. PzDiv
- schwere Brigaden 12 und 37
- mittlere Brigade 13(NL)
- Divisionstruppen (Btl): Art, FM, Pio, Aufkl, CSS

Division Schnelle Kräfte
- leichte Brigaden 1, 23 und 11(NL)
- Kräftedispositiv nationale Krisenvorsorge
- Kommando Spezialkräfte
- Kommando Hubschrauber
- Divisionstruppen (Btl): Art, FM, Aufkl, CSS

Um nun das gesamt Heer inkl. NL (außer D/F, die bereits ein Auslandsstationierung beinhaltet) einzubeziehen und dadurch die Belastung einzelner Verbände möglichst gering zu halten, wäre eine gemischte Brigade aus schweren, mittleren und leichten Kräften hier zu bevorzugen, entsprechend der Verteilung der Kräftekategorien im Heer. Daraus ergäbe sich folgende Gliederung der Brigade:

- Stabs- und Versorgungsbataillon (dauerhaft stationiert)
- Panzerbataillon, gemischt (abwechselnd von L9, 12)
- Panzergrenadierbataillon, gem. (abwechselnd von 37, 43)
- Jägerbataillon (abwechselnd von 21, 13)
- Fallschirm-/Gebirgsjägerbataillon (abwechselnd von LL1, 11, 23)*
- Artilleriebataillon (abwechselnd von L9, 12, 37, 43, 21, 13)
- Aufklärungsbataillon (abwechselnd von L9, 12, 37, 43, 21, 13)
- Pionierbataillon (abwechselnd von L9, 12, 37, 43, 21, 13)

*= Das leichte Infanteriebataillon wird aufgrund der schnellen Verlegbarkeit nicht in Litauen stationiert, sondern nur einer Rotation zugewiesen, um die entsprechende Bereitschaft für den Spannungsfall sicherzustellen und ggf. zu gemeinsamen Übungen inkl. schneller Verlegung herangezogen zu werden.

Da die litauischen Streitkräfte gerade dabei sind, eine eigene Division mit nur zwei nationalen Brigaden aufzustellen, sollte die 41. deutsch-litauische Brigade eben dieser Division unterstellt werden.

Wenn man nun das multinationale eFP-Kontingent unter deutscher Führung weiterhin aufrechterhalten möchte, sollte dieses aber mMn an diese neuen Umstände angepasst werden und in seiner Struktur entsprechend fundamental umgebaut werden. Bisher umfasste eFP ein Bataillon Kampftruppen, verstärkt um zahlreiche Unterstützungselemente, um einen eigenständig einsetzbaren Kampfverband zu generieren. Dieser Ansatz ist mit Aufstellung der DE/LT-Bg. eigentlich hinfällig.
Sehr viel zielführender wäre es unter diesen zukünftigen Umständen, wenn die multinationalen eFP-Beiträge stattdessen die erforderlichen, von den Litauern nicht leistbaren, Divisionstruppen der litauischen Division zur Verfügung stellen würden.
Zu diesem Zweck sollten die rotationsweise unterstellten Pionier-, Artillerie- und Aufklärungsbataillone der DE/LT-Brigade regelmäßig durch zusätzliche Kompanien von Partner-Streitkräften verstärkt werden, die dann der Division zur Verfügung gestellt werden können. Somit würde die Brigade das eFP-Konzept integrieren und dadurch auf eine Größe von 5000-6000 Soldaten anwachsen, tlw. von Partnernationen gestellt.
#54
Drei wesentliche Kritikpunkte:

1. Die Brigade ist viel zu gemischt und hat zu viel leichte Kräfte. Sollte das nicht eine schwere Brigade sein? Die dann durchgebrochene feindliche mechanisierte Einheiten angeht?

2. Sie hat viel zu wenig eigene organische Logistik / Versorgungseinheiten. Eine solche Brigade muss damit rechnen, temporär von der notwendigen Versorgung abgeschnitten zu werden und entsprechend benötigt sie deutlich stärkere eigene Versorgungselemente, um als selbstständige Brigade "länger" durchhaltefähig zu sein. Auch die Frage der Luftraumverteidigung und von ABC Abwehreinheiten stellt sich in diesem Kontext. Schlussendlich wird man eine solche Brigade nicht unter 6000 Mann aufstellen können, also eine Art Mikro-Division, wenn sie tatsächlich Sinn machen soll, sie wäre als eine selbstständige verstärkte Brigade.

Oder man geht den umgekehrten Weg und stationiert stattdessen beispielsweise ein Panzer-Regiment, welches man dann mit einigen Unterstützungs-Einheiten versieht als bloße mechanisierte Einheit für den Gegenangriff auf entsprechende feindliche mechanisierte Einheiten. Dann fällt die Brigade deutlich kleiner aus, und wäre im Prinzip eher eine Regiments-Kampfgruppe (RCT - Regimental Combat Team).

3. Die Rotation der Einheiten stört dann das gesamte Heer in allem was es sonst so tut.
#55
(01.07.2023, 23:32)Quintus Fabius schrieb: 1. Die Brigade ist viel zu gemischt und hat zu viel leichte Kräfte. Sollte das nicht eine schwere Brigade sein? Die dann durchgebrochene feindliche mechanisierte Einheiten angeht?
In erster Linie hat die Brigade erstmal die politisch motivierte Aufgabe, eine deutsche Brigade in Litauen zu sein. Das ist der (militärisch fragwürdige) Hauptzweck. Den habe ich mir nicht ausgesucht, sondern nehme ihn als gegeben hin.

Die große Durchmischung ist primär den realen Schwierigkeiten der Personalgewinnung geschuldet, aber insbesondere auch dem Umstand, dass man nunmal leider mittlere Kräfte plant und wir deshalb schlicht nicht mehr ausreichend schwere Kräfte haben werden. Aber die Konstellation von einem Panzer-, einem Panzergrenadier, sowie einem Jägerbataillon entspricht zumindest der noch bis vor kurzem in der BW praktizierten Struktur einer mechanisierten Brigade.
Diese Brigade sollte nach meinem Verständnis in zweiter Reihe stehen und auf unterschiedliche Entwicklungen an der Front passend reagieren können. Hierzu dienen ihr dann einerseits die beiden schweren Bataillone, um sich durchbrechenden Angriffskräften entgegenzustellen, während das Jägerbataillon als Verstärkungsreserve für die vorderen Verteidigungslinien oder gegen luftgelandeten/eingesickerten Feind eingesetzt werden kann. Die Angliederung eines vierten, leichten Bataillons ist mit Blick auf diese Aufgaben der Brigade mMn auch gerechtfertigt, du selbst hast im anderen Strang solche Kräfte als Option genannt, um durchgebrochenen Feind zu bekämpfen, dort wo die schweren Kräfte nicht schnell genug verfügbar sind.

Es sollte aber bei der Betrachtung auch nicht vernachlässigt werden, dass diese Brigade nicht zwingend so zum Einsatz kommen muss, wie sie regulär aufgestellt ist. Sobald sich eine Spannungslage abzeichnet, wären ja weitere Kräfte zu entsenden, insbesondere leichte und mittlere. Entsprechend würden die Jäger- und Fallschirm-/Gebirgsjägerbataillone defacto Vorauskräfte ihrer Brigaden darstellen und bei deren Eintreffen ihnen wieder unterstellt werden. Die verbleibenden Teile der Brigade, die ja auch zur Stellung von Divisionskräften herangezogen werden soll, würden danach tatsächlich - wie du zurecht schreibst - eher als BCT/RCT zum Einsatz kommen, denn als geschlossene Brigade, solange ihr nicht weitere Kräfte, z.B. von eFP-Partnernationen, zugeführt werden.

Zitat:2. Sie hat viel zu wenig eigene organische Logistik / Versorgungseinheiten. Eine solche Brigade muss damit rechnen, temporär von der notwendigen Versorgung abgeschnitten zu werden und entsprechend benötigt sie deutlich stärkere eigene Versorgungselemente, um als selbstständige Brigade "länger" durchhaltefähig zu sein.
Im Prinzip wäre diese Brigade eher ein integraler Bestandteil der litauischen multinationalen Division als ein für sich zu betrachtender Kampfverband. Dementsprechend liegt die Versorgung hier eher bei der Division, auch wenn dafür natürlich ebenso erhebliche Anstrengungen unsererseits erforderlich sein werden.

Zitat:Auch die Frage der Luftraumverteidigung und von ABC Abwehreinheiten stellt sich in diesem Kontext.
Sicherlich. Habe ich nicht explizit erwähnt, gehört aber zu den zu stellenden Divisionstruppen (Artillerie/Logistik) dazu und kann von uns oder eben auch Partnern gestellt werden.

Zitat:Schlussendlich wird man eine solche Brigade nicht unter 6000 Mann aufstellen können, also eine Art Mikro-Division, wenn sie tatsächlich Sinn machen soll, sie wäre als eine selbstständige verstärkte Brigade.
Mein Ansatz ist ja, sie gerade eben nicht als selbstständige Brigade zu betrachten, sondern mehr als um Divisionstruppen verstärkten Kampftruppenverband, durch den die litauische Division um die ihr fehlenden Fähigkeiten ergänzt wird. Es muss also die Division als ganzes betrachtet werden, nicht die Brigade für sich.

Zitat:3. Die Rotation der Einheiten stört dann das gesamte Heer in allem was es sonst so tut.
Ja. Sie müsste sinnvoll in die Bereitschaftsforderungen des NFM eingeplant werden. Außerdem müsste diese Brigade in Litauen quasi in Dauerübung stehen, damit die Zeit dort auch sinnvoll genutzt werden kann. Aber ohne Rotation wird es mMn nicht möglich sein, das Personal in dieser Menge zusammen zu bekommen.
#56
Broensen:

Und was hältst du von der Idee, dort statt einer kompletten Brigade ein Panzer-Regiment (primär Kampfpanzer) zu stationieren, welches man mit einigen bestimmten Unterstützungseinheiten ergänzt ? Analog zu einer MEU des USMC beispielsweise (ohne Luftkomponente, dafür mit organischer Luftraumverteidigung). Man könnte so eine Einheit von ungefähr 2100 bis 2400 Mann schaffen, die eine für die Bundeswehr komplett einzigartige Struktur hätte.

Zudem könnte eine solche Einheit dann für Bundeswehreinheiten welche sich nach Litauen ins Manöver begeben eine Feinddarstellung bieten (OPFOR) und spezifisch für diesen Zweck eingesetzt und dann auch ausgebildet / ausgerüstet werden.

Gliederung ungefähr wie folgt: Stabs-/Aufklärungsbataillon - Panzerregiment - Artillerie-/Luftabwehrbataillon - Versorgungs-/Unterstützungsbataillon

Das wäre hochkompakt, würde deutlich weniger Personal benötigen und könnte als schwere Schockeinheit für die Litauer in der von dir beschriebenen Rolle dienen (insbesondere als Divisions- oder Korps-Reserve).
#57
Natürlich wäre das eine besser Lösung. Ganz klar. Allgemein wären Regimentskampfgruppen, eingebunden in leistungsfähige Divisionen mit eigenen Divisionstruppen in vielen Fällen gegenüber der sturen BW-Brigadelogik überlegen, so auch hier.

Und direkt eine DE/LT Divsion zu bilden wäre auch sinnvoller als eine Brigade:
- Stabsbataillon
- Iron Wolf mechInfBg LT
- Žemaitija motInfBg LT
- Juozas Vitkus PioBtl LT
- Panzerregiment DE
- Flugabwehr-Artillerie-Regiment DE
- Aufklärungsbataillon DE
- Logistikbrigade DE/LT

Die deutschen Anteile teilweise rotierend mit Verlegeübung bei der Ablösung.

Nur entspräche das halt weder der BW-Realität, noch den politischen Vorgaben, und an denen habe ich mich hier orientiert.
#58
(04.07.2023, 01:13)Broensen schrieb: Natürlich wäre das eine besser Lösung. Ganz klar. Allgemein wären Regimentskampfgruppen ...

Aber genau da liegt doch der Ansatz bei den Brigaden, will man sKr in Litauen stationieren bekommt die 12. PzBg den Marschbefehl zum neuen Stationierungsort und gut.
Als Brigade hat sie alles dabei und will man es als Litauisch-Deutsche Div aufhängen wird die gesamte 12. PzBg eben bei der 10.PzDiv rausgenommen und der Sausumos pajėgos angehangen (vergleichbar NLBg im Zielbild der BW) fertig.

Rotiert wird gar nichts die sind stationiert, Dienstreisen nach Deutschland für Lehrgänge mit Auto oder Zug (NATO-Gebiet als NATO-Soldat durchqueren sollte kein Problem sein Wink). Privatreisen der Soldaten an Wochenenden oder in den Urlaub wie in Deutschland auch, zivil.
Willkommen in einer Deutschen Berufsarmee
#59
Das hier ist das Wunschkonzert, auch wenn es immer wieder ein schmaler Grat ist bei solchen realitätsnahen Betrachtungen.

Und sowohl Quintus als auch ich sind beide grundsätzlich nicht überzeugt davon, dass die Brigade nach aktuellem BW-Verständnis die beste Gliederungsform für alle Truppen ist. Dass die Brigade "alles dabei" hat, macht sie träge und langsam, ihre Beweglichkeit entspricht fast der einer Division. Deshalb sind häufig Kampfverbände in Regimentsstärke mit einer starken Division im Hintergrund sinnvoller, weil sie bei vergleichbarer Kampfkraft deutlich beweglicher sind als Brigaden.

Der Realismus hat mich hier aber dazu bewogen, bei der Brigadestruktur zu bleiben, weil ich halt weiß, dass die BW so tickt wie du offensichtlich auch und nicht so bald von ihren überfrachteten Brigaden abkommen wird.
Und die Rotation ist ein Zugeständnis an die Personalnot. Wer in der heutigen Bundeswehr gegen den eigenen Wunsch dauerhaft auf einen Posten in Rukla versetzt wird, dürfte in den meisten Fällen bei der nächstbesten Gelegenheit die Truppe einfach verlassen. Daher glaube ich halt nicht daran, dass eine einfache Anordnung zur Verlegung nachhaltig funktionieren kann.
#60
(04.07.2023, 23:01)Broensen schrieb: Der Realismus hat mich hier aber dazu bewogen, bei der Brigadestruktur zu bleiben, weil ich halt weiß, dass die BW so tickt wie du offensichtlich auch und nicht so bald von ihren überfrachteten Brigaden abkommen wird.
Und die Rotation ist ein Zugeständnis an die Personalnot. ...

Die Rotation wäre das normalste der Welt für eine Division auf Regimentsbasis denkt, Gesamtstruktur vom größten nach unten, also Div abwärts aufbaut durch hinzufügen benötigter spezieller Komponenten.
Die angelsächsisch (britisch) bevorzugte Brigadebasis, baut aber auf dem Kleinsten auf und bildet das größte durch den Zusammenschluss vieler gleicher Kleiner. Dieses System hat sich auch durch aus für das auf Verlegung angewiesene Britsh Empire und seine Kolonien (Vielvölkerstaat) bewährt, da je nach Bedarf die Armeepräsenz hochskaliert werden kann ohne sich z.B. Gedanken machen zu müssen ob ein Infanterist aus Südafrika dem Truppenarzt aus Indien überhaupt mitteilen kann was Ihm fehlt. Durch die Brigadestruktur ist der Koppelungspunkt "nur" die Brigade übergreifende Kommunikation für Befehle und Logistik (die dann in Englisch erfolgte) die Brigade selbst kann mit Hindi oder Afrikaans operieren und ist so auch bei der Truppenrekrutierung nicht auf die hochgebildete Bevölkerungsschicht (mehrsprachig erzogen) des jeweiligen Koloniallandes beschränkt.
Kommunikationsnachteile ergeben zwar im Gefechtsalltag wen beide Brigaden nebeneinander im Frontabschnitt liegen aber ihr taktisches vorgehen nur mit Hindernissen abstimmen können. Das kann aber vernachlässigt werden da diese Hindernisse auch bei Nationen übergreifendem Vorgehen entstehen und sich in der strategischen Planung (mehr Arti-Feuer statt schneller Inf-Vorstöße) gut kompensieren lassen.
Österreich Ungarn als vielvölkerstaat ist im 1.WW an der Regimentsbasis gescheitert als die erste Durchmischung der Divisionen eine Taktische Kommunikation auf dem Gefechtsfeld nahezu unmöglich machte (Zg-/Kp-Befehle in 5 Sprachen geben während das Blei über einen fliegt ist nicht praktikabel).

Die Personalnot ist Einstellungssachen und da stinkt der Fisch vom Kopf her, Robert kann man dafür immer top zitieren.


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