Nord Stream Anschläge - Zeitenwende für Deutschland
#16
(28.09.2022, 12:30)Schneemann schrieb: 7.) Bliebe noch die Option, dass man die Ladungen schon vor längerer Zeit angebracht hatte und dass Zeitzünder zum Einsatz gekommen sind.
Das ist meine Vermutung, mit kurzen Zeitzündern die zum richtigen Zeitpunkt aktiv & händisch aus gewisser Distanz ausgelöst wurden.
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#17
(28.09.2022, 12:30)Schneemann schrieb: Ich denke, dass die ganzen Spekulationen ziemlich substanzlos sind, so lange es nicht wenigstens grob irgendwelche Anhaltspunkte gibt.

Was kann man sagen?

1.) Die Röhren sind nicht wirklich entscheidend für die Versorgung, eine Zerstörung um Europa zu schaden ergibt derzeit keinen wirklichen Sinn und wirkt sich marginal aus. Allenfalls könnte man von einer "Warnung" ausgehen nach dem Motto: Schaut, wir können eure Infrastruktur treffen. Und dass es solche Aktionen geben könnte, davor haben fast alle Geheimdienste im Kontext des Krieges gewarnt. Zuletzt auch die CIA, die sogar die Deutschen explizit warnte.

2.) Die Röhren wurden wohl gesprengt. Hieße: Es müssten Sprengstoffreste auffindbar sein. Möglicherweise kann dies einen Hinweis auf Urheber und Hersteller später ergeben (muss aber nicht zwingend sein).

3.) Infrage kommt nur ein staatlicher Akteur. Die Operation müsste a) von Tauchern ausgeführt werden, die von einem Schiff aus abgesetzt werden müssten, oder b) von einem U-Boot. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, aktuelle Schiffbewegungen zu prüfen anhand Tracking. Dabei muss ich diejenigen, die meinen, die USA seien es gewesen, etwas enttäuschen, denn die 22nd Marine Expeditionary Unit war zwar in der Ostsee, aber nicht in der Nähe, als die Explosionen erfolgten.

4.) Die Explosionen an den Röhren fanden in ca. 80 bis 90 Meter Wassertiefe statt. Das ist keine klassische Tauchertiefe mehr (rund 40 Meter gelten als maximale Tiefe für Sporttaucher), sondern hier müssten schon Spezialtaucher mit entsprechender technischer/militärischer Ausstattung am Werk gewesen sein.

5.) Hieße also, dass ein Schiff in der Nähe gestanden haben muss, während die Taucher in der Tiefe arbeiteten. Und die Schiffe der 22nd Marine Expeditionary Unit standen dort nicht in der Nähe, geschweige denn lagen sie längere Zeit vor Bornholm stationär. Zwar wäre es denkbar, dass man einen Tauchtrupp per Helikopter absetzt (diesen würde man aber per Radar bemerken), aber dann müsste man die Taucher auch wieder über diesen aufgenommen haben. Das ist rein technisch aber nicht machbar, da Taucher, die in dieser Tiefe (80+ Meter) gearbeitet haben, erst einmal einen längeren Aufenthalt in einer Dekompressionskammer absolvieren müssten, da ansonsten der Ebullismus sie töten könnte. Würde man die Taucher also mit einem Helikopter wieder herausziehen an einer Winde, wären sie faktisch in Lebensgefahr, da Helikopter keine Dekompressionskammern an Bord haben. (Und die Kearsarge hat übrigens auch keine.) Ich muss leider diejenigen, die die USA verdächtigen, also schon wieder enttäuschen.

6.) Könnte also sein, dass die Ladungen in der Tiefe von einem U-Boot angebracht/ausgelegt wurden. Wäre möglich, aber US-U-Boote waren keine in der Ostsee unterwegs. Zumal die großen US-Atom-U-Boote für die Ostsee eher ungeeignet sind. Ich muss leider diejenigen, die die USA verdächtigen, zum dritten Mal enttäuschen.

7.) Bliebe noch die Option, dass man die Ladungen schon vor längerer Zeit angebracht hatte und dass Zeitzünder zum Einsatz gekommen sind. Aber die Röhren werden überwacht und regelmäßig geprüft. Es hätte also ein sehr gut ausgewähltes Zeitfenster sein müssen - zudem birgt so eine Vorgehensweise, wenn man Ladungen länger irgendwo unter Wasser platziert lässt, das Risiko, dass sie zufällig gefunden werden oder technisch unzuverlässig werden, zumal hier die Mechanismen einem erheblichen Druck in 80+ Metern Tiefe ausgesetzt gewesen wären.

Fazit: Ich vermute, dass entweder die Ladungen mit einem U-Boot angebracht wurden (m. M. n. wahrscheinlichstes Szenario), zeitnah und ohne Zeitzünder, oder aber dass Taucher von einem Spezialschiff mit Dekompressionskammer etc. aus abgesetzt wurden und die "Arbeit" dann verrichteten. Letzteres erachte ich aber als relativ unwahrscheinlich, da es zwangsläufig aufgefallen wäre, zumal dieses Seegebiet dort sehr engmaschig befahren und deswegen entsprechend überwacht wird.

PS: Ich nenne absichtlich mal keinen Akteur, den ich verdächtige... Cool

Schneemann

Nein man braucht weder einen Taucher noch Schiffe/U-Boote um eine Sprengladung zu plazieren. Dafür gibt es den Molch mit dem Pipelines befahren werden können. Dann wäre allerdings der Schuldige einfach festzustellen.
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#18
@Schneemann:

Zwei Anmerkungen zu deinen Punkten:

zu 3.)
Die Kearsarge ARG war zum Zeitpunkt der Explosionen nicht nur nicht in der Nähe, sondern auch nicht mehr in der Ostsee. Davon abgesehen gibt es neben Tauchern und U-Booten auch noch die Möglichkeit des Einsatzes von Tauchrobotern oder autonomen Unterwasserfahrzeugen, für die das Anbringen entsprechender Ladungen in sehr viel kürzerer Zeit möglich wäre.

zu 5.) Eine Dekompressionskammer ist nur beim Sättigungstauchen notwendig, bei den fraglichen Tiefen ist das aber nicht zwingend notwendig. Klassische Dekompressionsstopps beim Auftauchen und die richtigen Mischungen erlauben durchaus derartige Tauchgänge in akzeptablen Zeiträumen, benötigen aber entsprechende Unterstützung durch Begleittaucher.

Und noch eine Frage zu 6.):
Woher hast du die Positionen der US Unterseeboote? Mir ist bewusst, dass ein kleiner Teil über öffentlich zugängliche verfolgbar ist (insbesondere bei Überwasserfahrt im Rahmen vom Ein-/Auslaufen).

---

Völlig unbeachtet scheinen hier im Strang bisher die Zeiten der Explosionen geblieben zu sein. Laut den Aussagen der Seismologen ereignete sich die erste Detonation am Montag Morgen um 02:04 Uhr, die zweite am Abend um 19:04 Uhr. Es stellt sich meines Erachtens schon die Frage, warum es zu einem so deutlichen Zeitunterschied kam.
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#19
(28.09.2022, 13:39)Nightwatch schrieb: Die Norweger Schneemann, die Norweger! Cool

Super Recherche! Mir gefällt die Idee von Quintus mit der Sprengung von innen allerdings am besten. Wesentlich risikoloser durchzuführen als irgendeine Aktion mit U-Booten.

Wie sähe es eigentlich mit der Ukraine, Polen oder tatsächlich einem nichtstaatlichen Akteur (Umweltterroristen etc.) aus? Kleine Forschungsuboote die Sprengstoff mit Zeitzünder durch Roboterarm etc. anbringen könnten sind doch sicher nicht nur den Großmächten vorbehalten.
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#20
@Helios
Zitat:Und noch eine Frage zu 6.):
Woher hast du die Positionen der US Unterseeboote? Mir ist bewusst, dass ein kleiner Teil über öffentlich zugängliche verfolgbar ist (insbesondere bei Überwasserfahrt im Rahmen vom Ein-/Auslaufen).
Das war von mir leider etwas missverständlich ausgedrückt, da ich "Tracking" und U-Boote in einem Satz erwähnt habe. Ich habe die Positionen der US-Atom-U-Boote, abgesehen von den zugänglichen Quellen, natürlich nicht, aber es sind nach meinem Wissenstand auch noch nie amerikanische Atom-U-Boote in der Ostsee eingedrungen. Das wäre auch für derartige Boote schlicht kein zu präferierendes Operationsgebiet.

Schneemann
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#21
@Schneemann
Okay, dann habe ich das falsch interpretiert. "Kein präferiertes Operationsgebiet" ist allerdings ein schwaches Argument gegen einen tatsächlichen Einsatz, genauso wie "gab es bisher nicht". Wink
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#22
(28.09.2022, 17:29)Helios schrieb: @Schneemann
Okay, dann habe ich das falsch interpretiert. "Kein präferiertes Operationsgebiet" ist allerdings ein schwaches Argument gegen einen tatsächlichen Einsatz, genauso wie "gab es bisher nicht". Wink

Ich glaube nicht das ein USN SSN unbemerkt in die Ostsee kommen könnte
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#23
(28.09.2022, 16:56)Helios schrieb: Laut den Aussagen der Seismologen ereignete sich die erste Detonation am Montag Morgen um 02:04 Uhr, die zweite am Abend um 19:04 Uhr. Es stellt sich meines Erachtens schon die Frage, warum es zu einem so deutlichen Zeitunterschied kam.
Zuerst einmal: Warum gab es bei drei Lecks nur zwei Explosionen? Die Stränge liegen nicht dicht-an-dicht. Demnach müßte die zweite Explosion für NS2 eine doppelte gewesen sein, exakt zeitsynchron.

Warum die zeitliche Distanz? Ich habe drei phantasievolle Angebote:

- Die Täter wollten NS1 komplett treffen und wunderten sich, warum es an Strang Nr. 2 keine Detonation gab, versuchten den Fehler in Folge zu beheben, aber ohne Ergebnis - oder sie mußten den defekten Sprengsatz zeitaufwendig bergen um keine Rückschlüsse zuzulassen. Danach erst konnte man zu NS2 verlegen und dort zünden.
- Man wollte für NS2 die maximale Aufmerksamkeit und hat deshalb gewartet bis viele Beobachter vor Ort waren. So ein bisschen wie bei den twin towers und deren medialer Begleitung. Und zwei gleichartige Ereignisse generieren definitiv mehr Aufmerksamkeit als ein Ereignis.
- Jemand löst unabsichtlich die prinzipiell vorbereitete Sprengung an NS1 aus, oder es ist technischer Defekt. Es folgt Verwirrung mit komplizierten Entscheidungswegen, bis man sich schliesslich entschliesst aus der Not irgendwie eine Tugend zu machen und mit NS2 nachzulegen. Vielleicht auch einfach weil man Sorge hat, daß die vorbereiteten Sprengpunkte nun sehr bald entdeckt werden könnten.
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#24
@Helios
Zitat:Okay, dann habe ich das falsch interpretiert. "Kein präferiertes Operationsgebiet" ist allerdings ein schwaches Argument gegen einen tatsächlichen Einsatz, genauso wie "gab es bisher nicht".
Das erachte ich eigentlich als zwingend so, denn wir würden es auch wissen. (D. h. nicht, dass ein solcher Einsatz nicht rein technisch möglich wäre, aber wir würden es eben wissen.) Zwar mögen die U-Boote den Skagerrak oder den Kattegat noch durchtauchen können, aber spätestens die engen und seichteren Küstengewässer im Belt-Gebiet oder gar Öresund zwischen Dänemark und Schweden müssen aufgetaucht und beflaggt durchfahren werden. Einerseits weil dies das Recht der friedlichen Durchfahrt vorsieht - und die USA würden weder die Dänen noch das frischgebackene neue NATO-Mitglied Schweden verärgern wollen -, andererseits aus reinen Sicherheitsgründen, denn diese Seegebiete sind teils sehr schmal, unübersichtlich und dicht befahren und zudem vergleichsweise seicht. Hinzu kommt eine sehr engmaschige Überwachung, bedingt durch dieses Gewusel in den Meerengen, man könnte also getauchte Fahrzeuge leicht bemerken.

Ein Atom-U-Boot könnte zwar durchaus tauchen (zumindest in den tieferen Fahrrinnen), aber das Risiko wäre sehr groß, dann von einem Tanker versehentlich über den Haufen gekarrt zu werden. Das würde kein U-Boot-Kommandant riskieren. Und den dann entstehenden medialen Wirbel will ich mir nicht ausmalen, wenn es eine Kollision geben würde. Aus diesem Grund sind selbst russische Atom-U-Boote, die von der Baltenflotte nach der Nordflotte verlegt wurden, dort immer aufgetaucht gefahren. Ich will nicht gleich mit der Ohio-Klasse hausieren gehen, aber wenn eine Seawolf oder Los Angeles durch den Belt fahren würde, dann würde dies erhebliche Proteste der Dänen und Schweden verursachen - zumal in der jetzigen Krisensituation. Und bei uns würde die BILD vermutlich den dritten Weltkrieg wittern. Kurzum: Wir würden es wissen.

Abgesehen davon könnte es aber sein, dass die Lösung des Rätsels eine "Mischung" aus Helios und Ottone (UUV plus Zeitzünder bzw. spezialisierten Verzögerungszünder) sein könnte. Smile

Hierzu:
Zitat:Geräuschquelle als Zünder?

"Times"-Bericht: Russische Tauch-Drohne könnte Nord Stream gesprengt haben

Laut einem britischen Medienbericht könnte ein Angriff durch eine russische Unterwasser-Drohne hinter den beschädigten Gaspipelines in der Ostsee stecken. Die Aktion sei womöglich schon vor Monaten vorbereitet worden, wird eine Quelle aus dem britischen Verteidigungsbereich zitiert. [...]

Die Drohne könnte schon vor Monaten von einem kleinen Schiff, etwa einem Fischerboot, zu Wasser gelassen worden sein, wird die Quelle in dem Bericht zitiert. Danach habe sie womöglich Sprengsätze nahe der Pipeline fallen gelassen. "Sie könnten monatelang dort liegen, bis man ihnen das Signal zum Explodieren gibt", so die Quelle. Die Sprengsätze könnten möglicherweise durch eine Geräuschquelle mit einer bestimmten Frequenz ausgelöst werden, die zu einem von Russland gewählten Zeitpunkt ins Wasser geworfen werden könnte. [...]

Laut dem Seismologen Björn Lund vom Schwedischen Seismologischen Netzwerk (SNSN) bestehe kein Zweifel daran, dass es sich um Sprengungen oder Explosionen gehandelt habe, sagte er dem schwedischen Rundfunksender SVTEs. Er schätzt, dass mehr als 100 Kilogramm Dynamit oder TNT nötig seien, um derartig große Explosionen zu verursachen.

Der dänische Klima- und Energieminister Dan Jørgensen bestätigte Angaben von Geologen, dass es am Montag zunächst um 2.03 Uhr eine Explosion an Nord Stream 2 südöstlich von Bornholm sowie um 19.03 Uhr eine weitere an Nord Stream 1 nordöstlich von der Insel entfernt gegeben habe.
https://www.n-tv.de/politik/Times-Berich...18296.html

Rein theoretisch durchaus so machbar, das würde auch die Zeitversetzungen zwischen den Explosionen erklären können, die Helios schon angesprochen hatte. Ziemlich heftig wäre allerdings die Größenordnung der Ladungen (wenn das so stimmt): Weil eine Ladung von 100 Kilogramm (oder mehr) ist keine Haftladung mehr, die ein Taucher kurz mal anbringen kann (höchstens noch, wenn er mit einer Art von bemanntem Torpedo daherkommt und die Ladung nur ablegt); zumal dürfte die Pipeline dann wirklich ziemlich böse zerrupft sein...

Schneemann
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#25
@Schneemann:
Dann setzt dein Argument aber voraus, dass wir es nicht wissen. Wissen wir, dass wir es nicht wissen? Wink

Für jede Variante gibt es immer zwei Aspekte, in welchem Rahmen ist etwas möglich, und in wie fern ist es plausibel? Die Möglichkeit, dass ein amerikanisches Atomunterseeboot in die Ostsee einfährt um dort Sabotageakte zu verüben ist durchaus gegeben, allerdings nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen, die sowas eben sehr unplausibel machen. Nicht nur, weil dies verdeckt kaum möglich wäre, sondern vor allem, weil es wesentlich effizientere Mittel gäbe (leichter durchführbar, schwerer zu entdecken).

Ich bin der Meinung, wenn wir hier solch eine Variante ansprechen, dann auch richtig. Wink

---

Eine Schallquelle als Zünder ist natürlich durchaus möglich, allerdings würde es mich wundern, wenn ein solches Signal bei der Überwachung der Ostsee nicht aufgezeichnet worden wäre. Eine Erklärung für den Zeitunterschied bietet eine solche aber auch nicht.

@Ottone:
Die Explosion an NS2 fand vor jener an NS1 statt. Und "viele Beobachter" in dem Sinn sind eher unplausibel, da wo die Explosionen passierten wurden sie vor allem durch automatisierte Systeme "beobachtet", dementsprechend ist auch die erste Explosion nicht schlechter dokumentiert als die zweite.

Exakt zeitsynchrone Zündungen an zwei verschiedenen Orten wären sehr aufwändig, würden aber trotzdem nicht wie eine Explosion wirken, da unterschiedliche Seismographen (an unterschiedlichen Orten) trotzdem den geographischen Versatz durch die unterschiedlichen Laufzeiten feststellen könnten. Aus dem Grund sind ja überhaupt nur Positionsangaben möglich.

Sofern da also nicht noch eine Aufklärung und eine dritte Explosion hinzu kommt, müssen wir aktuell davon ausgehen, dass die beiden Stränge von NS1 tatsächlich durch eine Explosion beschädigt wurden. Dies wiederum führt zu der Frage, warum bei NS2 nur ein Strang betroffen war. Mögliche Erklärungen wäre eine fehlerhafte Positionierung der Sprengladung, ein Teilversagen des einzigen oder ein Totalversagen eines weiteren Sprengmittels, oder sonstige außergewöhnliche Umstände. Umgekehrt könnte natürlich auch nur jeweils ein Strang das Ziel gewesen sein, und die zweite Beschädigung an NS1 wäre dementsprechend nur ein unbeabsichtigter Effekt. Dafür spricht, dass die Gefahrenstellen bei NS1 gut sechs Kilometer auseinander liegen und vermutlich auch die Lecks einen ähnlichen Abstand aufweisen. Dies mit nur einer Sprengladung zu erzielen ist zumindest ambitioniert.

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Zurück zum Zeitunterschied. Aufgrund der möglichen (und ja auch tatsächlich eingetroffenen) Folgen muss so eine Sprengung zeitversetzt erfolgen - man will da definitiv nicht in der Nähe sein, schon gar nicht unter Wasser, aber auch nicht über Wasser. Von daher haben wir es zwingend entweder mit einer externen Auslösung, oder eben einem Zeitzünder in irgendeiner Form zu tun.

Bei einer externen Auslösung ergibt es wenig Sinn, 17 Stunden zu warten. Hier wären auf der einen Seite technische Umstände eine mögliche Erklärung, denn Fehler jeglicher Art, die zu einer unwillkürlichen Verzögerung führen, können nie ausgeschlossen werden. Auf der anderen Seite können es aber auch externe Einflüsse sein, beispielsweise die Sicherstellung, dass weder Leib noch Leben von unbeteiligten gefährdet wird. Gerade in der Öffentlichkeit würde über diese Anschläge noch einmal deutlich anders gesprochen werden, wenn dabei Menschen verletzt werden oder ums Leben kommen. Sofern man keine Bedenken hinsichtlich einer Entdeckung hat, spielt die Zeitdauer keine Rolle.

Wenn es hingegen keine externe, sondern nur eine zeitversetzte interne Auslösung gab, kommen neben den obligatorischen Fehlern und völliger Willkür natürlich auch noch eine serielle Positionierung mit festen Zündzeiten in Frage. Zwischen den beiden Positionen liegen gut 75 km bzw. 40 sm, die typische Geschwindigkeit eines Fischerbootes beträgt etwa zweieinhalb bis dreieinhalb Knoten, es bliebe jeweils eine ausreichende Zeit zur Platzierung der Sprengstoffe.

Das Problem ist allerdings wie immer, das aktuelle Lagebild ist für uns außenstehende recht übersichtlich und informationsarm. Die Medien beschäftigen sich weit weniger mit den wirklich wichtigen Fragen und spekulieren genauso wie die verschiedensten Politiker, Analysten und Experten lieber darüber, wer es gewesen sein könnte. Insofern kämen jeweils auch noch ganz andere Erklärungen in Betracht, die sich vielleicht durch eine bessere Informationslage geradezu aufdrängen würden.
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#26
@Helios
Zitat:Dann setzt dein Argument aber voraus, dass wir es nicht wissen. Wissen wir, dass wir es nicht wissen? Wink

Für jede Variante gibt es immer zwei Aspekte, in welchem Rahmen ist etwas möglich, und in wie fern ist es plausibel? Die Möglichkeit, dass ein amerikanisches Atomunterseeboot in die Ostsee einfährt um dort Sabotageakte zu verüben ist durchaus gegeben, allerdings nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen, die sowas eben sehr unplausibel machen. Nicht nur, weil dies verdeckt kaum möglich wäre, sondern vor allem, weil es wesentlich effizientere Mittel gäbe (leichter durchführbar, schwerer zu entdecken).

Ich bin der Meinung, wenn wir hier solch eine Variante ansprechen, dann auch richtig. Wink
Ehrlich gesagt sehe ich das etwas anders. Nur weil etwas rein theoretisch und irgendwie und unter kaum anzunehmender Plausibilität machbar oder möglich wäre, heißt es nicht, dass wir uns darauf fixieren sollten oder es unbedingt mit in Planspiele einbeziehen müssten. Ich bin da zu sehr ein Freund von Ockhams Rasiermesser, als dass ich darauf Ressourcen verbrauchen möchte. Weil ansonsten könnte ich dutzende mögliche, auch notfalls sinnlose und unlogische Planspiele entwerfen, die mich aber der Lösung des Problems nicht wirklich näherbringen.

Nachtrag: Offenbar hat man ein viertes Leck gefunden...
Zitat:Schwedische Küstenwache

Viertes Leck an Nord-Stream-Rohren entdeckt [...]

Schwedens Küstenwache hat nach eigenen Angaben ein viertes Gasleck an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee entdeckt. [...] Genauere Angaben zur Lage des neu festgestellten Lecks und dazu, weshalb es erst jetzt entdeckt wurde, machte die schwedische Küstenwache nicht. Beide Schadstellen in der schwedischem Wirtschaftszone befänden sich aber "im selben Sektor". Schwedische Medien berichteten, dass sich das neu festgestellte Leck an der Pipeline Nord Stream 2 befinde. Die Küstenwache bestätigte diese Information jedoch zunächst nicht.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/v...m-100.html

Schneemann
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#27
@Schneemann:
Für Ockhams Rasiermesser ist eine Bewertung nach Möglichkeit und Plausibilität zwingend notwendig, und genau das hast du doch auch gemacht (und entsprechende Ressourcen dafür eingesetzt, diese Variante auszuschließen). Es besteht überhaupt kein Dissens zwischen uns, außer dem, dass ich die fehlende Plausibilität und nicht die fehlende Möglichkeit als relevantes Ausschlusskriterium betrachte.
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#28
@Helios
Zitat:@Schneemann:
Für Ockhams Rasiermesser ist eine Bewertung nach Möglichkeit und Plausibilität zwingend notwendig, und genau das hast du doch auch gemacht (und entsprechende Ressourcen dafür eingesetzt, diese Variante auszuschließen)
Das ist allerdings auch richtig. Smile
Zitat:Es besteht überhaupt kein Dissens zwischen uns, außer dem, dass ich die fehlende Plausibilität und nicht die fehlende Möglichkeit als relevantes Ausschlusskriterium betrachte.
Okay, dann habe ich die Intention verstanden, war mal wieder ein klassisches Missverstehen.

Auch noch ganz interessant:
Zitat:European security officials observed Russian Navy ships in vicinity of Nord Stream pipeline leaks

CNN — European security officials on Monday and Tuesday observed Russian Navy support ships in the vicinity of leaks in the Nord Stream pipelines likely caused by underwater explosions, according two Western intelligence officials and one other source familiar with the matter.

It’s unclear whether the ships had anything to do with those explosions, these sources and others said – but it’s one of the many factors that investigators will be looking into. Russian submarines were also observed not far from those areas last week, one of the intelligence officials said. [...]

Russian ships routinely operate in the area, according to one Danish military official, who emphasized that the presence of the ships doesn’t necessarily indicate that Russia caused the damage.
https://edition.cnn.com/2022/09/28/polit...index.html

Schneemann
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#29
In der Ostsee konnte man in den letzten Monaten so ziemlich jede Anrainernation und selbst auswärtige Besucher in der Nähe so ziemlich jeder Position sehen. Darüber den Kreis der Verdächtigen einzuschränken ist ein objektiv betrachtet fruchtloses Unterfangen.

Achtung Satire:
Ich glaube ja, dass Scholz gar kein Corona hat, sondern höchstpersönlich mit einem Mini-U-Boot die Sprengsätze dort platzierte um die Diskussionen um eine Öffnung von NS2 und Neuverhandlungen für die Lieferung über NS1 im Keim zu ersticken.
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#30
(29.09.2022, 09:33)Helios schrieb: In der Ostsee konnte man in den letzten Monaten so ziemlich jede Anrainernation und selbst auswärtige Besucher in der Nähe so ziemlich jeder Position sehen. Darüber den Kreis der Verdächtigen einzuschränken ist ein objektiv betrachtet fruchtloses Unterfangen.

Achtung Satire:
Ich glaube ja, dass Scholz gar kein Corona hat, sondern höchstpersönlich mit einem Mini-U-Boot die Sprengsätze dort platzierte um die Diskussionen um eine Öffnung von NS2 und Neuverhandlungen für die Lieferung über NS1 im Keim zu ersticken.

Durch Ermittlungen wird man wohl nie auf die Spur der Täter kommen, solange nicht ein Mitwisser etwas leakt. Wobei ich davon ausgehe dass dies irgendwann passieren wird. Allerdings kann russisches Gas nun nur noch via Polen oder der Ukraine Richtung Mittel- und Westeuropa geliefert werden. Also über die Staaten die vermutlich die größten Rußlandgegner in Europa sind. Die russische Regierung müsste mit dem Klammersack gepudert sein wenn sie quasi ihre eigenen Optionen auf Jahre wegsprengt. Wenn es kein nichtstaatlicher Akteur war (wobei ich persönlich Klimaterrorismus nicht sofort ausschließen würde) dann bleiben eben nicht sehr viele potentielle Täter übrig. Interessant auch dass es am selben Tag passiert ist an dem auch die Baltic Pipe nach Polen eröffnet wurde. Dass der ehemalige polnische Außenminister Sikorski der USA auf Twitter scheinbar für die Zerstörung von Nordstream dankt kann man natürlich als satirische Einlage sehen, aber eben vielleicht auch als Indiz werten. Immerhin ist er mit einer US-Bürgerin verheiratet, die in einigen politischen Vorfeldorganisationen in den USA aber auch in Europa ganz oben mitmischt. Wie oft werden wohl hohe US-Politiker in den letzten Jahren mal in Privatgesprächen gewitzelt haben dass man Nordstream doch einfach nur sprengen müsste ??? Was nun auch ein Fakt auf die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte ist, dass die USA allein durch den Verkauf von Frackinggas zu lächerlich hohen Preisen überdurchschnittlich an der Wirtschaftskraft der EU partizipieren wird. Und in der Historie war es immer wieder wichtig zu fragen: "Wem nutzt es?" Was bei der Sprengung von Nordstream eben offensichtlich ist. Ich vermute sogar dass diese langfristig die "Sprengkraft" hat die EU vollends zu spalten.
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