04.03.2022, 09:11
(03.03.2022, 22:37)Quintus Fabius schrieb: Das sehe ich nicht so.
Gut, sagen wir es so, damit es konform mit deiner weiteren Erklärung ist, der ich ohne Widerspruch zustimme: es kann grob betrachtet zu den gleichen Ergebnissen kommen. Sowohl im positiven wie auch im negativen.
Zitat:Meiner Meinung nach ist es Hybris wenn man glaubt, man könne hier derart brachial ansetzen und dabei sicher stellen, dass einem die Sache nicht außer Kontrolle gerät.
Natürlich bergen aktive Handlungen immer das Risiko der Eskalation, umso mehr, je drastischer sie ausfallen. Und bei aller Kritik an der Politik glaube ich nicht daran, dass die Zahl derer, die meinen auch die Folgeentwicklungen solcher Entscheidungen unter Kontrolle halten zu können, wirklich groß ist. Das bestätigen zum einen die öffentlichen Äußerungen, vor allem aber gerade die extreme Vorsicht im außenpolitischen Handeln der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.
Und natürlich muss man den Sinn und Zweck dieser Lieferungen hinterfragen und über mögliche Folgen diskutieren. Das gleiche gilt aber eben auch für das Unterlassen, und darauf basierte ja meine Frage: welches mögliche Risiko ist durch das Unterlassen entsprechender Lieferungen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen? Darauf fehlt mir immer noch die Antwort. Ja, die Verschleppung des Krieges kann das Leid der Bevölkerung verlängern, das ist ein derzeit diskutiertes Gegenargument. Gerade du hast in deiner bekannt zynischen Art eingeworfen, dass abseits solcher moralisch-humanistischer Fragen eine möglichst lange Verschleppung Russland immer weiter schwächt und daher zu unserem Vorteil ist. Beide Standpunkte kann man vertreten, sind aber ebenso nicht zweifelsfrei vorhersehbar. Stellen die Russen die Gaslieferungen völlig ein? Hast du nicht gemeint, dass man exakt dieses Risiko in Kauf nehmen sollte, es aber nicht wird und im gleichen Atemzug uns zu Sybariten erklärt und die Heuchelei beklagt?
Was du also bisher als Risiken genannt hast ist doch genau das, was immer wieder und auch von dir gefordert wurde. Natürlich ist es ein riskantes Spiel, dass da getrieben wird, aber man duckt sich nicht weg, man nimmt eigene kurzfristige Nachteile zur Stärkung der eigenen Grundposition in Kauf, es gibt klare Bekenntnisse - natürlich kann das schief gehen, sich im Nachhinein als falscher Weg herausstellen. Aber wie du selbst sagst, das ist nur in gewissen Grenzen kontrollier- und daher auch nur bedingt vorhersehbar. Es jetzt zu kritisieren ergibt da für mich keinen Sinn.