Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges)
(07.02.2024, 22:59)Kongo Erich schrieb: Die Zeit bis zum Produktionsbeginn dauert, d.h.:

Was bedeutet bei dir "dauert"? Meiner Erfahrung nach baut man in der Türkei Fabriken in wenigen Wochen und Monaten. Dazu kommt, dass Komponenten auch aus der Ukraine selbst kommen, wie beispielsweise die Sitsch AI-450T-Motoren für die Akinci von Iwtschenko. Als ich im letzten Jahr bei Baykar in Istanbul war, warteten zwei fertige Akinci auf ihre ukrainischen Motoren.

Und steinigt mich bitte, wenn ich falsch liege, aber der einzige Copter, den Baykar meines Wissens nach gebaut hat, ist ein nicht serienreifes Flugtaxi ...
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(08.02.2024, 10:38)MartiniX schrieb: Was bedeutet bei dir "dauert"? ...
das ist in dem von Schneemann verlinkten N-TV Bericht konkret genannt:
Zitat:Unsere Fabrik wird gebaut... wir brauchen etwa 12 Monate, um den Bau abzuschließen, und dann werden wir zu den internen Maschinen, der Ausrüstung und der Organisationsstruktur übergehen",
m.a.W.:
nach einem Jahr steht die nackte Halle, danach kommt die Aufstellung der Maschinen und das Anlernen der Mitarbeiter an diesen. Bis dass die erste dort gefertigte Drohne aus der Halle kommt wird also mehr als ein Jahr vergehen.
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(08.02.2024, 22:50)Kongo Erich schrieb: nach einem Jahr steht die nackte Halle, danach kommt die Aufstellung der Maschinen und das Anlernen der Mitarbeiter an diesen. Bis dass die erste dort gefertigte Drohne aus der Halle kommt wird also mehr als ein Jahr vergehen.

Also da muss ich dir widersprechen: Die Halle reicht, mit Maschinen ist da nicht viel. Die Teile werden angeliefert und dann von Hand montiert. Es ist auch nicht gerade viel an Masse. Die Elektronik einer TB 2 passt ausgebreitet auf einen normalen Schreibtisch. Und ob die Rumpfteile und Flügel etc. auch in der Ukraine hergestellt werden, weiß ich gar nicht. Auch das Personal kann doch bereits jetzt in Istanbul angelernt werden oder nicht?

12 Monate Bauzeit für die Halle und wenn alles reibungslos läuft, dürfte es ein paar Wochen bis Monate später die erste Drohne geben. Wenn wir uns dann in Erinnerung rufen, dass der Krieg in der Ukraine nur ein paar Tage laufen sollte, erübrigt sich meiner Meinung nach die Frage, für wen produziert wird.
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(09.02.2024, 10:35)MartiniX schrieb: Also da muss ich dir widersprechen: ...
einverstanden

Wie ich gerade lese, soll in der Ukraine demnächst auch der schwedische Schützenpanzer „Combat Vehicle 90“ gebaut werden (Bericht des Merkur).
Der Panzer sei jetzt schon bei der 21. Separate motorisierte Infanteriebrigade im Einsatz. Das Fahrzeug sei im östlichen Bachmut- und nordöstlichen Kupjansk-Sektor auch an der Front.
Zitat: ...
Der CV90 ist ein rund 23 Tonnen schwere Schützenpanzer mit einer 40-Millimeter- beziehungsweise 30-Millimeter-Kanone sowie einem weiteren Maschinengewehr im Kaliber 7,62 Millimeter. Mithilfe des 550 PS starken Motors soll das Fahrzeug auf bis zu 70 km/h beschleunigen können.
...

Laut Kyiv Post werden die Ukraine und Schweden die gemeinsame Produktion einer verbesserten Version des schwedischen CV90 in der Ukraine vorantreiben. Die aktuelle Version soll über eine verbesserte Geländeleistung und eine verstärkte mehrschichtige Panzerung verfügen.

Derzeit setzt die ukrainische Infanterie eine verwirrende Mischung aus Schützenpanzern ein, darunter minengeschützte Panzerwagen aus sechs Spenderstaaten, die kaum miteinander kompatibel sind, hochgepanzerte amerikanische „Humvee“ (High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle), Rad- und Ketten-Schützenpanzer aus Sowjetbeständen, leichte russische Schützenpanzer (MT-LB), amerikanische M113-Personentransporter sowie eine Flotte US-amerikanischer und deutscher Schützenpanzer, vergleichbar mit dem CV-90, aber weniger modern als dieser – beispielsweise der deutsche Marder.

„Diese Vereinbarung wird es ermöglichen, nicht nur eine einmalige Waffenübergabe durchzuführen, sondern auch eine umfassende Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigungsindustrie zwischen Schweden und der Ukraine zu organisieren, insbesondere in Zukunft, um einen Teil der westlichen Rüstungsproduktion in der Ukraine zu verankern“, sagte Dmytro Klimenkow, der stellvertretende Verteidigungsminister der Ukraine. „Wir brauchen zweifelsohne mehr von ihnen“, betonte er mit Blick auf den Schützenpanzer. Der CV90 soll aufgrund seiner Konstruktion gut klarkommen mit dem schweren, matschigen Terrain in der Ukraine
...
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Nachdem das geplante Hilfspaket für die Ukraine (welches allerdings, vermutlich aus innenpolitischem Kalkül, auch an Israel-Hilfen und Migrationsthemen geknüpft war) im Senat gescheitert ist - übrigens auch mit Stimmen der Demokraten -, wächst die Sorge um die zukünftige Unterstützung der Ukraine:
Zitat:Militärpaket für die Ukraine

Sorge wegen ausbleibender US-Hilfe [...]

Der US-Senat blockiert weitere Ukraine-Hilfen und treibt den Europäern damit Sorgenfalten ins Gesicht. In Deutschland ist die Rede von einem "Vorgeschmack" auf eine Wiederwahl Trumps. [...]

"Unsere Botschaft ist klar: Wir tun unser Bestmöglichstes, um zu verhindern, dass Russland den Krieg gewinnt", schrieb Scholz in einem Beitrag für das "Wall Street Journal". "Die langfristigen Konsequenzen und Kosten, die entstehen, wenn es nicht gelingt, Putin aufzuhalten, würden alle Investitionen in den Schatten stellen, die wir jetzt tätigen", warnte der Kanzler. Scholz will in Washington mit US-Präsident Joe Biden und Kongressabgeordneten zusammenkommen. Die Ukraine-Hilfen dürften dabei das zentrale Gesprächsthema sein.

Im Beitrag für das "Wall Street Journal" verwies Scholz darauf, dass die EU und ihre Mitglieder mit 84,4 Milliarden Euro die größten Unterstützer der Ukraine seien. Damit will er die Kritik ausräumen, dass Europa zu wenig für die Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes leiste. [...] "Wir müssen endlich aufwachen und uns auf eine mögliche Präsidentschaft Donald Trumps vorbereiten, indem wir massiv in unsere eigene Sicherheit investieren", sagte auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen. Mit Blick auf die Blockadepolitik der Republikaner ergänzte er: "Für das außenpolitische Gewicht der USA ist diese Politik verheerend." [...]

Scharfe Worte an die US-Republikaner richtete auch der polnische Regierungschef Donald Tusk. "Liebe republikanische Senatoren von Amerika. Ronald Reagan, der Millionen von uns geholfen hat, unsere Freiheit und Unabhängigkeit zurückzugewinnen, muss sich heute im Grab umdrehen. Schämen Sie sich", schrieb er auf der Plattform X.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...e-100.html

Das Thema dürfte auch bei der aktuellen Münchner Sicherheitskonferenz aufs Tapet kommen:
Zitat:Republicans are ‘owning’ the message of abandoning Ukraine

Senators will face tough questions from European counterparts about Russia at a security conference in Munich. [...]

By Thursday, however, the tide had shifted and a bipartisan collection of 67 senators voted to open debate on a $95 billion security measure, with almost two-thirds of that directed toward Ukraine. A final vote could come by midweek just as roughly 30 senators are slated to head to Europe. [...]

The annual security conference has long served as an annual show of cross-Atlantic unity, providing each party’s internationalist wing a chance to tout its vision of U.S. leadership.

Last year’s security conference saw record-high numbers of U.S. lawmakers there to show unity against Russian President Vladimir Putin, telling their European allies not to worry about those vocal Republicans who were opposed to additional funding to Kyiv.

“I think there’s been way too much attention given to a very few people who seem not to be invested in Ukraine’s success,” Senate Minority Leader Mitch McConnell (R-Ky.) said last February before heading to Munich. [...]

On Thursday, just 17 Senate Republicans, barely a third of their conference, voted with 50 members of the Democratic caucus to move forward on debate on the national security measure. On, Friday one more Republican voted yes on a procedural motion to advance the bill. Sen. Thom Tillis (R-N.C.), one of those voting yes, warned that his fellow Republicans needed to remain strong in their support for Ukraine or else their party will become the face of surrender to Putin. [...]

This Senate debate comes just after the European Union reached a unanimous deal among all 27 member nations to send $54 billion to shore up Ukraine’s government services, providing a rejoinder to far-right critics in Congress who regularly say the E.U. doesn’t provide enough support for its own security. [...]

On Tuesday, as a bigger security package fell apart because of partisan divisions over border rules, Sen. Lindsey Graham (R-S.C.) stuck by his long-held view of wanting to defeat Putin at all costs.

“If we fail on the border, we put our country at risk. There’s no use letting the world fall apart, because Putin winning in Ukraine doesn’t solve any of our problems. It makes all of our problems worse,” Graham told reporters. [...] Sen. Chris Coons (D-Del.) said he expects to hear the same question from European counterparts next weekend: “Can we count on you?”
https://www.washingtonpost.com/politics/...te-munich/

Schneemann
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Man hat sich nun doch durchgerungen, vermutlich auch weil die Alternativen schlicht nicht tragbar gewesen wären. Aber so ganz ist die Kuh noch nicht vom Eis...
Zitat:Monatelange Verhandlungen

US-Senat billigt Milliardenhilfen für die Ukraine [...]

Der US-Senat hat ein milliardenschweres Hilfspaket unter anderem für die von Russland angegriffene Ukraine gebilligt. Nach einer Nachtsitzung und zuvor wochenlangen Verhandlungen verabschiedete die Parlamentskammer einen entsprechenden Gesetzentwurf. 70 der 100 Senatorinnen und Senatoren stimmten dafür, 29 dagegen. [...]

Der Entwurf geht nun an die andere Parlamentskammer, das Repräsentantenhaus. Ob er dort durchkommen wird, ist ungewiss. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner eine knappe Mehrheit. Abgeordnete vom rechten Rand der Partei sind strikt gegen weitere Hilfen für die Ukraine.
https://www.tagesschau.de/ausland/senat-...n-100.html

Schneemann
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Immerhin hat man jetzt die zuvor von den Republikanern angestrebte Koppelung mit den Themen Grenzsicherung/Migration aufgegeben.
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Zitat:Pavel in München: Tschechien hat im Ausland Munitionslieferungen für die Ukraine verhandelt

Tschechien hat im Ausland Quellen gefunden, aus denen hunderttausende Stück Artilleriemunition in die Ukraine geliefert werden können. Falls mit Partnern wie den USA, Deutschland oder Schweden die entsprechende Finanzierung garantiert wird, kann die Munition in wenigen Wochen zugestellt werden. Dies kündigte der tschechische Staatspräsident, Petr Pavel, am Samstag bei einer Debatte auf der Sicherheitskonferenz in München an.

Auf Nachfrage der Presseagentur ČTK erläuterte Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten), die in Frage kommenden Zuliefererländer knüpften ihre Kooperation an die Bedingung, dass keine konkreten Angaben über sie veröffentlicht würden.

[…]
https://deutsch.radio.cz/pavel-muenchen-...ne-8808830
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(18.02.2024, 14:52)emjay schrieb: https://deutsch.radio.cz/pavel-muenchen-...ne-8808830

Man hat also noch Vorräte im eigenen Land gefunden und will sie noch zu Geld machen?
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Wieso im eigenen Land?
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(18.02.2024, 22:54)emjay schrieb: Wieso im eigenen Land?

Weil ich die Geschichte irgendwie so nicht glaube, denn die "gefundenen" Lieferländer werden wohl nicht geheim gehalten werden können, insofern ist die Begründung sinnlos. Und warum bezahlt man nicht mal selber, so arm ist die tschechische Republik nun auch wieder nicht?
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Ob sich ein bis dato unentdecker oder schlimmer noch, nicht gemeldeter, Vorrat dieser Größenordnung im eigenen Land geheimhalten ließe?
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(18.02.2024, 23:06)emjay schrieb: Ob sich ein bis dato unentdecker oder schlimmer noch, nicht gemeldeter, Vorrat dieser Größenordnung im eigenen Land geheimhalten ließe?

Ich denke die Bunker mit Sowjet Standardmunition dürften dort noch randvoll sein. Hinzu kommt dass noch ca. 200 Haubitzen vom Typ DANA vorhanden sein dürften die diese Munition noch nutzen können. Ich tippe auf utopisch hohe Preise bei den Verhandlungen.
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https://www.spiegel.de/ausland/daenemark...202990d767

Laut diesem Artikel handelt sich es in Teilen um türkische Munition.
Nebenbei macht sich Dänemark artilleriemäßig "nackt" und gibt alles was sie hat an die Ukraine. Sollte man sich vielleicht ein Beispiel nehmen, Munition die im Bunker verrottet nutzt gerade keinem.

Allerdings ist der Artikel gleichzeitig Sinnbild des kollektiven Versagens bezüglich der Unterstützungsleistungen. Statt die Munition direkt zu kaufen und weiterzugeben (meinetwegen auch überteuert, die Ukrainer zahlen gerade einen weit höheren Preis), machen sich direkt Widerstände bemerkbar. Die einen wollen nicht, weil es der heimischen Industrie nichts nützt; die anderen wollen nicht, weil sie Probleme mit der Verkäufernation haben...
Es ist zum davonlaufen.


Anbei noch: Danke für die Rückmeldungen zu meinen letzten Fragen bezüglich Avdiivka.

Desweiteren ist mir bewusst, dass obige Informationen im dem Strang bezüglich der Waffenhilfe für die Ukraine besser aufgehoben wäre. Hab's aber mal hier rein gepackt, weil es eh schon um die Munition ging. Im Zweifelsfall gerne verschieben.
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Zitat:Japan pledges strong support for Ukraine’s reconstruction

Japan pledged its continued support of Ukraine at a reconstruction conference it hosted with the war-torn country in Tokyo on Feb. 19.

In a keynote speech, Prime Minister Fumio Kishida described assistance to Ukraine as “an investment in the future.”

“With public and private sectors working together, Japan will provide strong support for Ukraine’s comprehensive economic development across primary through tertiary industries, such as agriculture, manufacturing and information technology,” Kishida said. A joint statement said Japan will offer continued support in all phases--from initial emergency recovery to economic reconstruction. [...]

The Japan-Ukraine Conference for Promotion of Economic Growth and Reconstruction was organized by the Japanese and Ukrainian governments, Keidanren (Japan Business Federation) and the Japan External Trade Organization (JETRO). About 300 people, including government officials and corporate representatives from the two countries, attended. More than 50 cooperation documents--mainly in seven areas that include land mine disposal, debris removal, agriculture and digital technologies--were concluded between the governments, companies and other organizations.
https://www.asahi.com/ajw/articles/15171661

Schneemann
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