Wie sich Deutschland von Frankreich entfernt
#31
Zitat:Vauban ist ein Think tank , sagen wir mal sehr gaullistischer, nationaler Prägung. Macron und Europa sind eher ein Brechmittel, aber die Artikel sind immer gut dokumentiert.

Die deutsche Falle für französische Rüstungsexporte schnappt zu
La Tribune Opinion (französisch)
Deutschland möchte die Kontrolle von Rüstungsexporten auf europäischer Ebene harmonisieren, um den Verkauf auf EU- und NATO-Länder zu beschränken. Länder, die Kunden der deutschen Industrie sind. Wird Frankreich, das dazu berufen ist, Partner in der ganzen Welt zu haben, in die deutsche Falle tappen? Von der Gruppe Vauban.
Vauban*
24. Oktober 2022, 8:00

Die französische Führung hat seine politische Gegenleistung, die vom linken Flügel der deutschen Koalition gefordert wurde, nicht zurückbehalten oder will sie nicht zurückbehalten: eine europäische Harmonisierung der nationalen Exportkontrollen, d.h. nicht mehr und nicht weniger als eine Beschneidung des souveränen Rechts, gemäß seinen Interessen zu exportieren (Die Vauban-Gruppe) Foto: Emmanuel Macron und Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyane, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate.
"Die französische Führung hat seine politische Gegenleistung, die vom linken Flügel der deutschen Koalition gefordert wurde, nicht zurückgehalten oder will sie nicht zurückhalten: eine europäische Harmonisierung der nationalen Exportkontrollen, d.h. nicht mehr und nicht weniger als eine Beschneidung des souveränen Rechts, gemäß seinen Interessen zu exportieren" (Die Vauban-Gruppe) Foto: Emmanuel Macron und Scheich Mohammed ben Zayed Al Nahyane, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (Credits: Reuters).

Während Berlin sein Gesetz zur Kontrolle von Rüstungsexporten vorbereitet, wäre Paris gut beraten, auf diese Initiative mit der Feier des 50. Jahrestags der Debré-Schmidt-Regierungsvereinbarungen zu reagieren. Denn es war der Egoismus der deutschen Politik, der dieses intelligente und effiziente bilaterale Werk in einem doch sensiblen Bereich - dem Export von Rüstungsgütern aus gemeinsamen Produkten - zerstört hat.

Anstelle der deutsch-französischen Verständigung, die auf wohlverstandenen Interessen beruhte und deren bilaterale Mechanismen auf Gegenseitigkeit und Vertrauen beruhten, entschied sich Berlin seit Ende der 1990er Jahre in der Tat für eine egoistische Politik des Alleingangs. Es erließ seine eigenen Regeln, um den Schutz seiner Interessen zu gewährleisten, und hörte nicht auf, seinen Partnern seine Diktate aufzuzwingen, wobei es in diesem Bereich genauso handelte wie in der Energie- und Migrationspolitik: unilateral.

Die Zeit des Egoismus oder die Politik der Alleingänge

Durch die Magie der Zeitenwende, d.h. seit Februar dieses Jahres, realistisch geworden, ist sie nun zu bestimmten Prinzipien bekehrt, die gestern aus ihrem politischen Vokabular und ihrer Argumentation verbannt wurden, wie das Recht der Nationen, sich zu ihrer Verteidigung zu bewaffnen, und die Erkenntnis, dass dies ein moralischer Akt sein kann. Doch unter dem realistischen Anstrich ist der Idealismus noch lange nicht verschwunden, und Deutschland schickt sich an, seine Partner wie der Rattenfänger von Hameln in einen neuen Nihilismus zu führen. Es gab bereits Präzedenzfälle: den Ausstieg aus der Atomenergie, die Migrationspolitik. Die Rüstung wird keine Ausnahme sein: Hier ist, warum und wie.

Wie so oft in der deutsch-französischen Beziehung muss man auf die eigentlichen Ursachen zurückgehen und darf nicht nur die Folgen analysieren. In diesem Fall müssen wir zum eigentlichen Prinzip des Debré-Schmidt-Abkommens zurückkehren. Wie der Bericht des Verteidigungsausschusses der Nationalversammlung (Nr. 2334 vom 25. April 2000) klar erklärt, "hat das Debré-Schmidt-Abkommen seine Funktion perfekt erfüllt: Der exportierende Partner konnte immer exportieren, ohne Veto des anderen. Der eingeführte Zwang zur Übertragung der Produktionslinien an den Exportpartner im Falle eines Vetos musste jedoch nie zum Tragen kommen" (Seite 104), aber "da Deutschland seine Politik geändert hat, ist das Debré-Schmidt-Abkommen hinfällig" (Seite 106).

Zwischen Ethik und Geopolitik


Da sie zwischen Ethik und Geopolitik schwankte, versuchte sie zunächst, ihr Gewissen zu beruhigen, indem sie im Januar 2000 die "Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern" (Political Principles of the Federal Government for the Export of War Weapons and Other Arms Equipment) verfasste. In diesen Richtlinien kam - bereits - der politische Wille der (damals sozialdemokratischen) Bundesregierung zum Ausdruck, eine restriktive Rüstungsexportpolitik zu verfolgen und sich gleichzeitig die Ausnahmetür der Klausel über die nationale Sicherheit offen zu halten, die auf dem Vorhandensein von angemahnten, aber nicht definierten diplomatischen Interessen beruhte. Berlin legte bereits zwei Kategorien von Ländern fest: die Liste L (westliche Länder: EU, NATO und gleichgestellte Länder) und die Liste K (Länder, in die grundsätzlich nicht exportiert werden darf, außer in Ausnahmefällen).

Der im November 2013 unterzeichnete Koalitionsvertrag von CDU/CSU/SPD ist nach wie vor weitgehend von geopolitischem Realismus geprägt. Die Koalitionspartner sprechen immer noch von der Wettbewerbsfähigkeit der Rüstungsindustrie (Seite 178) und verbieten lediglich illegale Schläge mit bewaffneten Drohnen. Das innovative Faktum, dessen Folgen Frankreich in allen Bereichen nicht ausreichend antizipiert hat, wird ein externes Ereignis sein, der Krieg im Jemen, der von der saudisch-emiratischen Koalition im Sommer 2014 ausgelöst wurde. Für die Gegner von Rüstungsexporten wird dieser Krieg, sagen wir es deutlich, ein Glücksfall sein: Er ermöglicht es ihnen, Keile in die Festung der Rüstungsexporte zu treiben. In Deutschland löst er eine epochale Wende aus: die Politik der einsamen Reiter.

Die Einzelkämpfer

Davon zeugt zunächst der Koalitionsvertrag vom 12. März 2018, der von derselben Koalition unterzeichnet wurde, die seit 2013 am Werk ist und die ihren Partnern zum ersten Mal offiziell einseitig eine restriktive Politik auferlegt: "Ab sofort werden wir keine Exporte an Länder genehmigen, solange diese direkt in den Krieg im Jemen verwickelt sind". Unternehmen erhalten Rechtsschutz, wenn sie nachweisen können, dass bereits genehmigte Lieferungen ausschließlich im Empfängerland verbleiben" [1]. Für Frankreich, das im Juli 2017 gerade eine ehrgeizige Roadmap mit Deutschland abgeschlossen hat (Jagdflugzeuge, Seepatrouillenflugzeuge und Kampfpanzer), ist es unhaltbar, gemeinsam zu produzieren, ohne dass jeder exportieren kann: Das ist die erste kalte Dusche.

Die zweite, eisige Dusche kam einige Monate später, nach der Ermordung von Jamal Khashoggi (2. Oktober 2018), als die Regierung Merkel - ebenfalls ohne jegliche Absprache mit ihren Verbündeten - beschloss, ein sechsmonatiges Embargo gegen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zu verhängen. Dieses Einfrieren bedeutete ganz konkret, dass keine neuen Lizenzen geprüft, keine Ausfuhrgenehmigungen erteilt und bestehende Lizenzen für Arabien ausgesetzt wurden; da die Regelung ständig von sechs Monaten zu sechs Monaten verlängert wurde, wurde sie de facto zum Dauerzustand.

Frankreich musste daraufhin Ausrüstungsgegenstand für Ausrüstungsgegenstand (Fahrzeugrahmen, Abschussvorrichtungen für Panzerabwehrraketen usw.) Stück für Stück verhandeln, um die Lähmung laufender Verträge in diesen Ländern zu verhindern. Die deutsche Regelung vom 28. März 2019 ist eine späte und vorläufige Antwort auf die Probleme der Verbündeten: Die Bundesregierung erklärt sich bereit, an ihre Partner zu liefern, aber nur unter der Bedingung, dass die in europäischer Zusammenarbeit produzierten Waffen nicht im Jemen-Krieg eingesetzt werden und dass die deutschen Komponenten, die in von den Partnerländern produzierten und nach Arabien und in die VAE exportierten Baugruppen eingebaut werden, nicht im Jemen verwendet werden.

Nach zähen Verhandlungen erreichte Frankreich schließlich die Ausweitung des Bereichs der Ausnahmen in einer stärker kodifizierten Regelung: die am 23. Oktober 2019 unterzeichneten De-minimis-Abkommen, die vordergründig den Grundsatz aufgreifen, dass es außer in Ausnahmefällen keine Einwände gegen die Ausfuhr an eine dritte Partei geben darf. Da sie jedoch wertmäßig gezügelt sind - 20% des Wertes des Systems, das Gegenstand eines Transfers oder einer Ausfuhr ist - und nur den Bereich der bilateralen Programme (zwischenstaatliche oder aus der industriellen Zusammenarbeit hervorgegangene) abdecken, bereinigten sie in Wirklichkeit nur eine Verbindlichkeit und schlossen gleichzeitig den gesamten französischen Katalog von ihrem Geltungsbereich aus. Trotz des Abkommens hat die deutsche Alleingänge-Politik das Vertrauen gebrochen: Seitdem wirbt die französische Industrie im Ausland für German-free.

Die dritte Dusche kommt vom Koalitionsvertrag vom 24. November 2021: Für Frankreich sind die Bestimmungen des Koalitionsvertrags zwar im Wesentlichen nicht neu, bestätigen aber, dass das kaum in Kraft getretene De-minimis-Abkommen geschwächt ist, nicht nur durch eine im Text hervorgehobene europäische Harmonisierung, sondern auch durch das Ziel eines nationalen Gesetzes über die Exportkontrolle. Als Ergebnis heikler innenpolitischer Verhandlungen hat dieses Koalitionsabkommen natürlich ein größeres Gewicht als ein zwischenstaatliches Abkommen, das von einer gescheiterten Koalition ausgehandelt wurde.

Die Heuchelei der deutschen Exportpolitik


Da Gewissenhaftigkeit keineswegs ausschließt, dass man Interessen hat, hat Deutschland eine sehr erratische, ja oft schizophrene Haltung eingenommen: So verhinderte Deutschland zwar die Ausfuhrgenehmigung für den Kampfhubschrauber Tiger für eine Vorführung in der Türkei, stellte aber gleichzeitig seine allgemeine Aufrüstungspolitik mit diesem Land nie ein (Leopard-Kampfpanzer und technische Unterstützung für den lokalen Bau von sechs U-214-U-Booten) und verkaufte gleichzeitig dem Rivalen der Türkei, Griechenland, die gleichen Ausrüstungsgegenstände (Leopard und U-214) in etwa den gleichen Mengen. Dieses Beispiel ist von einer seltenen Duplizität.

Der deutsche Rüstungsexport zeichnet sich nämlich vor allem durch Heuchelei und Diskretion aus. Scheinheilig, weil Deutschland trotz seiner aufeinanderfolgenden Koalitionsverträge an viele autoritäre Regime verkauft hat, insbesondere über die bekannten, aber nicht unterdrückten ausländischen Tochtergesellschaften deutscher Konzerne (z. B. eine Munitionsfabrik in Saudi-Arabien), und weil die Berechnung seiner tatsächlichen Exporte nur Kriegswaffen und keine Verteidigungsgüter berücksichtigt, wodurch die tatsächlichen Zahlen der deutschen Rüstungsexporte im französischen Sinne des Begriffs unterbewertet werden; diskret, da trotz der Transparenz, die es seit 2018 an den Tag legt, die Einzelheiten seiner Entscheidungen und Verträge vertraulich sind.

So schweigt Deutschland zu den gigantischen Verträgen, die es im letzten Jahrzehnt ohne mit der Wimper zu zucken in Algerien (Errichtung einer Fabrik für Fuchs-Panzer, Panzerwagen, Lieferung von zwei Korvetten usw.), Indonesien (rund 100 Leopard-Panzer) und Ägypten (Boden-Luft-Abwehrkanone und Raketen, vier U-Boote U-209 und vier Korvetten Meko) unterzeichnet hat, die sie in Arabien unterzeichnen wollte (Projekt für 800 Leopard-2A7-Panzer) oder die sie dort bereits genehmigt hatte (100 Patrouillenboote für die Küstenwache des Innenministeriums) und in den VAE (Torpedoabwehr) oder die sie vor kurzem in Ägypten noch unterzeichnen wollte (Einrichtung einer Werft für den Bau von Raketenpatrouillenbooten der Lürssen-Gruppe), ganz zu schweigen von ihren Plänen in Russland (z. B. Errichtung eines großen Ausbildungszentrums für Soldaten, das 2015 schließlich aufgegeben wurde).

Ein Beispiel für Heuchelei ist der gerade frischgebackene Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), als er im November 2013 den Vertrag über Patrouillenboote an Saudi-Arabien im Namen "der unterzeichneten Verträge" bestätigte; Nehmen wir Finanzminister Olaf Scholz, der am 7. Dezember 2021 4,34 Milliarden Lizenzen für Ägypten genehmigte, einen Tag bevor er von einer Koalition zum Kanzler gewählt wurde, deren Steckenpferd gerade die Durchführung einer restriktiven Politik gegenüber solchen Regimen war. Und schließlich Annalena Baerbock, die am 14. Oktober auf dem 48. Parteitag ihrer Partei bestimmte Lieferungen an Arabien, die VAE und Ägypten mit dem Argument unterzeichneter Verträge rechtfertigte, die unbedingt eingehalten werden müssten, da sonst Schaden entstünde [2], und jeden Widerspruch gegen ihre Linie zum Schweigen brachte.

Die Zeit des Realismus: Europäische Harmonisierung


Es ist nicht zu leugnen, dass seit dem 27. Februar ein Wind des Realismus in Deutschland weht: Die sogenannte Zeitenwende dient im Wesentlichen dazu, das allgemeine Scheitern von Merkels Alleingang in allen Bereichen - mit Ausnahme der Rüstung - zu verschleiern und nach der durch diese Politik verursachten Isolation wieder die Kontrolle in Europa zu übernehmen.

Aber diese Zeitenwende, weit davon entfernt, Deutschland endlich zu einem Realismus des gesunden Menschenverstandes zu bekehren, führt es zu weiteren Irrwegen; man sieht es in der Energiepolitik, wo die Rückkehr zur Kernenergie immer noch zugunsten einer vorübergehenden und zwangsläufig nicht effizienten Kompromisslösung abgelehnt wird; man sieht es in der Rüstungsexportpolitik, wo auf den Unilateralismus der Merkel-Jahre der Unilateralismus des Ziels einer europäischen Harmonisierung folgt.

Vermeidung von Gewissensfragen


Das seit dem Koalitionsvertrag vom 12. März 2018 zitierte und seitdem ständig wiederholte Ziel der europäischen Harmonisierung der nationalen Exportkontrollmechanismen, insbesondere in den Reden von Christine Lambrecht am 12. September vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und des Bundeskanzlers am 16. September vor der Bundeswehr, zielt erneut darauf ab, das schlechte Gewissen Deutschlands, Waffen auf eine deportierte Ebene zu verkaufen, zu übertragen.

Gestern war dies die Rolle der Debré-Schmidt-Vereinbarungen, wie der bereits zitierte Bericht Nr. 2334 sehr gut in Erinnerung ruft: "In Wirklichkeit war für Deutschland die Debré-Schmidt-Vereinbarung, ebenso wie die Erstellung der kurzen Listen kontrollierten Materials, eines der Elemente einer Politik, die es erlaubte, eine Rüstungsexportpolitik nicht zu sehr annehmen und formalisieren zu müssen." (Seite 105); morgen wird es das von Brüssel sein.

Allerdings auf deutscher Grundlage.

Doch der Pragmatismus geht Hand in Hand mit dem Idealismus: Um seine Ansichten durchzusetzen, hat Deutschland die politische Entscheidung für eine persönliche Strategie auf zwei Ebenen getroffen. Auf nationaler Ebene wird es ein Gesetz entwerfen; auf europäischer Ebene wird es einen Verordnungsentwurf vorschlagen, der als Grundlage für die Diskussionen mit seinen europäischen Partnern dienen wird, aber natürlich seine eigenen Kriterien im Einklang mit seinem künftigen nationalen Gesetz enthalten wird [3].

Wenn Berlin darauf achtet, daran zu erinnern, dass internationale Abkommen Vorrang vor nationalen Gesetzen haben, dann deshalb, weil es beabsichtigt, erstere mithilfe einer übergeordneten (supranationalen) europäischen Verordnung neu zu verhandeln. Indem Berlin die Initiative auf diesem Gebiet ergreift, möchte es der Debatte eindeutig vorgreifen. Zunächst über das Endziel: In beiden von Berlin gewählten Wegen soll die Zusammenarbeit die Ausfuhr ersetzen, die ihrerseits eingeschränkt werden soll (Punkt 12, Seite 8). Zweitens geht es um die Steuerung der Kooperationsabkommen selbst. Für Berlin müssen die Entscheidungsbefugnisse im Rahmen der Abkommen mit seinen Partnern das relative Gewicht jedes Einzelnen berücksichtigen (Gewichtung des Stimmrechts) und die Entscheidungen mit (eventuell) qualifizierter Mehrheit getroffen werden.

Deutschland übernimmt somit die europäische Komitologie mit dem Vorschlag eines übergreifenden Lenkungsausschusses, der das reibungslose Funktionieren der zwischenstaatlichen Abkommen sicherstellen soll. Außerdem will es jedem Mitgliedstaat über diesen Lenkungsausschuss das Recht einräumen, eine Abstimmung darüber zu verlangen, ob eine ursprüngliche Ausfuhrentscheidung aufrechterhalten werden soll oder nicht: "Nach entsprechenden Konsultationen wird der Lenkungsausschuss über diese Frage mit (möglicherweise qualifizierter) Mehrheit entscheiden, die für alle Programm- oder Kooperationsländer bindend sein sollte".

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeitige Koalition eine EU-Verordnung vorschlägt, in der die Souveränität jedes Staates scheinbar respektiert, in Wirklichkeit aber überall geschmälert wird (so hängt die Entscheidungsbefugnis vom Gewicht im Programm ab, das Vetorecht wird durch eine qualifizierte Mehrheit ersetzt) und in der Rechtsinstabilität installiert wird (Infragestellung einer Entscheidung durch eine Abstimmung).

Das ohrenbetäubende Schweigen der deutschen Industrie.


Wenn man an das Schweigen aus Paris gewöhnt ist, trotz der ausgezeichneten Analysearbeit des Berliner Postens, mag das Schweigen der deutschen Industrie (mit Ausnahme ihres Cheflobbyisten, des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von TKMS) erstaunlich erscheinen. Das ist es aber aus drei Gründen nicht. Der erste Grund liegt in der Natur dieser Industrie, die nur durch den Willen des Staates (F&E, Aufträge und Exportgenehmigungen) existiert. Selbst wenn sie privat ist, gehorcht sie.

Der zweite Grund ist, dass die Revolution, die diese Bestimmungen mit sich bringen werden, bereits stattgefunden hat. Die Lektüre der deutschen Rüstungsexportberichte zeigt Halbjahr für Halbjahr, dass sich die deutsche Industrie bereits an die Märkte angepasst hat, die seit 2013 von der politischen Macht vorgegeben werden. Abgesehen von Ausnahmefällen - den berühmten Heucheleien, Algerien, Ägypten usw., die oben erwähnt wurden - sind die deutschen Absatzmärkte bereits in Europa, der NATO und den gleichgestellten Ländern (Australien, Kanada, Südkorea, Singapur usw.).

Seine Produktpalette - nehmen Sie die Beispiele TKMS und Rheinmetall - ist dort bereits dominant. Der Staat hat viel dafür getan, dass dies so ist, und zwar nicht nur durch Zwang: Er hat (gerade 2013) das Framework Nations Concept ins Leben gerufen, das es der Bundeswehr ermöglicht, die technische und operative Referenz zu sein; er hat den ungarischen Vertrag über Panzer und Munition toleriert; er hat noch vor kurzem die Idee eines Raketenabwehrschildes unter deutscher (und israelischer) Aufsicht für die Länder Mittel- und Osteuropas gefördert. So viele Initiativen, so viele Aussichten auf Verträge.

Schließlich hat er in völliger Übereinstimmung mit seinem Ziel, inländischen Aufträgen den Vorzug vor Exporten in die Ferne zu geben, den berühmten Sonderfonds mit einem Volumen von rund 100 Milliarden Euro geschaffen, der es der nationalen Industrie trotz massiver Auslandsaufträge ermöglicht, über komfortable Auftragsbücher zu verfügen. Diese Strategie - kooperieren, um nicht zu exportieren - war bereits mit Sigmar Gabriel am Werk, aber der ehemalige Vizekanzler fügte einen Hauch von Industriemechanik hinzu, um so große Einheiten zu schaffen, dass sie nicht mehr exportieren mussten.
Die Zeit des Nihilismus?

Während die derzeitigen Absichten der Regierung bereits beunruhigend sind, muss an dieser Stelle daran erinnert werden, dass sie angesichts der Pläne eines Teils der Grünen und der SPD noch sehr brav sind. Diese radikalen Flügel, deren Figuren Jürgen Trittin (für die Absicht) und Hannah Neumann (für die Aktion) sind, haben nämlich noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Hannah Neumanns Anti-Export-Kreuzzug

Da Hannah Neumann den Anti-Export-Kreuzzug in Deutschland anführt und Robert Habeck und Annalena Baerbock links überholt hat, ist es interessant, ihre Ideen zu verstehen. Als junge Europaabgeordnete der Grünen machte sie mit einem im Juli 2020 veröffentlichten Bericht auf sich aufmerksam, dessen ausführliche Lektüre sehr zu empfehlen ist [4], da er den Grünen bei ihren Verhandlungen über den Koalitionsvertrag vor einem Jahr zweifellos als Matrix diente.

Ihr Konzept beruht auf folgenden Empfehlungen: Der westliche Markt soll den Rüstungsexport übernehmen, was (ohne dass sie es ausspricht, aber die Idee ist unterschwellig vorhanden) eine gewisse Form der "europäischen Präferenz" voraussetzt; Exporte außerhalb dieses Marktes sind eng begrenzt: Werte müssen in der Tat Vorrang vor Geschäften und Geopolitik haben; jeder Export eines vom Europäischen Verteidigungsfonds finanzierten Produkts muss transparent sein: Er wird in einem eigens dafür geschaffenen Register registriert und kann zu Sanktionen führen, wenn er nicht dem Wertekodex der Europäischen Union entspricht. Natürlich werden bestimmte Länder von vornherein mit einem Embargo belegt: VAE, Arabien, Ägypten, Türkei...

Von der Beschwörung zur Tat ist es nur ein kleiner Schritt, den Hannah Neumann schnell getan hat: Am 12. Oktober 2021, also einen Monat vor der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags in Deutschland, veröffentlicht sie einen Vorschlag für eine gemeinsame Verordnung [5], der zwar einige Themen von 2020 wieder aufgreift, aber auch neue vorschlägt: Ein Exportverbot in Länder, die neun bestimmte Kriterien nicht erfüllen (Artikel 4, Absatz 2), jeder Mitgliedstaat muss gegenüber der Europäischen Kommission begründen, warum er den Empfehlungen eines eigens dafür eingesetzten Expertenausschusses nicht gefolgt ist (Artikel 8) ; eine gemeinsame Basis für Länderanalysen (oder "common risk assessment body") dient als Rechtfertigung für die Positionen der Kommission, die sich auch um die Liste der Länder kümmert, die unter Embargo stehen (Artikel 10 & 11); die Verordnung sieht einen Sanktionsmechanismus für widerspenstige Staaten vor, darunter den Ausschluss vom Europäischen Verteidigungsfonds (Artikel 13).

Man sieht: Einige Ideen dienten als Matrix für den aktuellen Entwurf von Robert Habeck.

Der antifranzösische Kreuzzug von Hannah Neumann

Hannah Neumann geht jedoch noch weiter: Sie will Frankreich zur Rechenschaft ziehen, das sich schuldig gemacht hat, aus niederen kommerziellen Interessen und unter Missachtung jeglicher Werte und Solidarität alles an jeden zu exportieren. Auch wenn sie die Notwendigkeit einer europäischen Solidarität in der aktuellen Situation versteht und daher keinen Konflikt mit Frankreich will, nimmt sie Frankreich in ihrem Interview mit Spiegel Plus vom 6. Oktober besonders ins Visier: "Es gibt einen Akteur im europäischen Rüstungssektor, der seit mindestens zehn Jahren sehr klar und sehr stark seine Interessen formuliert. Das ist Frankreich. Die Franzosen betreiben eine Rüstungsexportpolitik, die sich vor allem an wirtschaftlichen Interessen orientiert. Dies steht im Widerspruch zu dem, was wir 2008 gemeinsam auf europäischer Ebene vereinbart haben".

Das beste Mittel, um Frankreich wieder in den Griff zu bekommen, ist die europäische Harmonisierung der Exportkontrollen: "Ich erwarte, dass dieses Gesetz auch auf gemeinsame Projekte angewendet wird, zumindest solange es keine europäische Lösung gibt. Nur so kann Frankreich dazu gebracht werden, genau darüber mit uns zu verhandeln. Bisher sind sie mit ihrem maximalen Druck immer gut gefahren". Sie will in diesem Punkt unnachgiebig sein, im Gegensatz zu Christine Lambrecht, der vorgeworfen wird, "die Position der französischen Waffenlobby übernommen" zu haben: "Wir müssen Auge in Auge über die Gestaltung einer gemeinsamen Exportpolitik verhandeln".

Ihr Konzept steht bereits vor den Verhandlungen fest: Exporte außerhalb Europas werden nicht als sinnvoll erachtet, da der Markt der 27 mehr als ausreichend ist: "Wir haben 27 EU-Mitgliedstaaten, die ihre Verteidigungsbudgets erheblich aufstocken. Die Ukraine hat einen enormen Bedarf. Die Rüstungsindustrie kann das alles überhaupt nicht bedienen. Jetzt davon zu sprechen, die Exportbedingungen zu lockern, ist absurd".

Die schlimmsten Monster sind noch im Schrank ...


All diese Ideen, die wie Vogelscheuchen für die französische Rüstungsindustrie (und vielleicht auch für die anderer Exportländer: Italien, Spanien, Großbritannien, Schweden? ?) sind jedoch nur ein Teil der Utensilien, die in den Ideenlagern der radikalsten Flügel der SPD und der Grünen übrig geblieben sind. Einige Experten, die für die Erstellung dieser Kolumne konsultiert wurden, erinnerten die Vauban-Gruppe beispielsweise an die Existenz eines Antrags vom 25. April 2018, der von Jürgen Trittin und der Fraktion der Grünen unterzeichnet wurde [6]. In diesem Dokument mit dem klaren Titel "Ein Rüstungsexportkontrollgesetz endlich vorlegen" warten zahlreiche Ungeheuer darauf, aus dem Schrank geholt zu werden. Als Beispiele seien genannt:

Das Recht auf Sammelklagen, das es qualifizierten und anerkannten Nichtregierungsorganisationen ermöglicht, die Rechtmäßigkeit von Ausfuhren von spezialisierten Verwaltungsgerichten überprüfen zu lassen,
Das Verbot von zweckgebundenen Lizenzen zur Schaffung von Infrastrukturen für die Rüstungsproduktion in Drittländern,
Das Verbot von Euler-Hermes-Bürgschaften für Rüstungsexporte,
Die Rechtfertigung jeder Ausfuhr in ein Drittland in einer Debatte im Bundestag, d. h. die Transparenz der Exportdaten (Ausrüstung, Menge und Betrag).

In einem anderen uns bekannten Dokument - dem Antrag, 19/14917 vom 8. November 2019 - forderten die Grünen die Bundesregierung auf, die Lücken in den Rüstungsexportrichtlinien zu schließen, insbesondere die sehr heikle Frage bezüglich ausländischer Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen und der technischen Ausbildung und Unterstützung im Ausland durch Führungskräfte der deutschen Industrie. Die Grünen stellen nicht ohne Grund fest, dass deutsche Unternehmen versucht haben, die Verbote durch drei Strategien zu umgehen: Produktionsverlagerung (unter dem Stichwort Internationalisierung oder "Lokalisierung", Punkt 1), Tochtergesellschaften im Ausland (Punkt 2) und die Entsendung von Führungskräften aus der Industrie für technische Unterstützung oder F&E (Punkt 3). Auch die Kontrolle von Kundendienstverträgen und Exporten über deutsche Tochtergesellschaften im Ausland, die Bundesbeschlüsse umgehen könnten, wird nicht vergessen.

Man sieht also: Die größten Monster sind noch im Schrank, und das ist auch keine gute Nachricht für Frankreich, das alle Überbietungsversuche der radikalen Flügel der deutschen Linken und Linksextremen zu spüren bekommen wird. Nach der Zeit des unvollkommenen Realismus folgt die Zeit des radikalen Nihilismus, der sich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder bei der bevorstehenden Debatte über das Gesetz im Bundestag und den Verhandlungen in Brüssel oder bei der nächsten Koalition durchsetzen wird. Diese Wende wird dann ein großer Sprung zurück für die europäische Industrie und ein großer Sprung nach vorne für die außereuropäische Industrie sein.

Französische Kurzsichtigkeit angesichts der deutschen Falle

Angesichts der Auswirkungen, die die doppelte Perspektive eines deutschen Exportkontrollgesetzes und eines europäischen Verordnungsentwurfs auf die französischen Rüstungsexporte hat, bleibt das Schweigen von Paris ohrenbetäubend, und doch kann dieses Thema nicht länger beiseite geschoben werden, da sonst die Gefahr besteht, dass ein tödliches Missverständnis entsteht.

Bundeskanzler Scholz stellt Präsident Macron mit seiner "Gleichzeitig"-Methode eine Falle: Er gibt ihm Sicherheiten, während er gleichzeitig seinen anspruchsvollen grünen und linken Flügelspielern Sicherheiten gibt. Der Verlierer wird zwangsläufig ein Franzose sein, da dieser für die Aufrechterhaltung einer von Zweifeln durchzogenen Koalition nach dieser verwirrend realistischen Zeitenwende nicht unverzichtbar ist. Die Grünen in der Koalition zu halten, hat einen Preis: Wenn Frankreich ihn zahlen muss, wird es ihn zahlen. Das ist es, was Hannah Neumann laut sagt und was die deutsche Regierung leise sagt.

In Kooperationen ohne mögliche Exporte in ihre traditionellen Gebiete (Golf, Naher Osten und Asien) hineingezogen, wird die französische Rüstungsindustrie durch restriktive, willkürliche und demagogische EU-Bestimmungen in die Falle gelockt, die weitgehend von ihrem deutschen Partner inspiriert und durchgesetzt wurden, zum Vorteil der außereuropäischen Industrie.

Die französischen Politiker haben aus den offiziellen Reden von Christine Lambrecht oder Olaf Scholz in der Tat nur das mitgenommen, was ihnen gefiel, nämlich die Lockerung der deutschen Vorschriften bei Kooperationsprojekten. Die vom linken Flügel der Koalition geforderte politische Gegenleistung, nämlich eine europäische Harmonisierung der nationalen Exportkontrollen, d.h. nicht mehr und nicht weniger als eine Beschneidung des souveränen Rechts, nach eigenen Interessen zu exportieren, haben sie nicht behalten oder wollen sie nicht behalten. Es ist noch Zeit, die Falle zu umgehen. Hoffen wir, dass die Verschiebung des deutsch-französischen Verteidigungsrats vom 26. Oktober auf Januar Paris die Zeit gibt, endlich seine Gegenwehr vorzubereiten, nachdem Deutschland seit 2017 so viele Fehlschläge begangen hat.

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[1] Ein neuer Aufbruch für Europa, Eine neue Dynamik für Deutschland, Ein neuer Zusammenhalt für unser Land - Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, Seite 149.

[2] https://www.auswaertiges-amt.de/en/newsr...sz/2558140.

[3] Punkt Nr. 12 des vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Entwurfs: "Die Bundesregierung setzt sich deshalb für das Vorhaben einer EU-Rüstungsexportverordnung ein."

[4] https://www.europarl.europa.eu/doceo/doc...137_EN.pdf.

[5] https://hannahneumann.eu/wp-content/uplo..._final.pdf.

[6] https://dserver.bundestag.de/btd/19/018/1901849.pdf.

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(1) Die Gruppe Vauban umfasst etwa zwanzig aktive Spezialisten für Verteidigungsfragen.
Zitieren
#32
Zitat:Jacques Attali bleibt Attali--Einer der Insassen des Misthaufen der Geschichte meldet sich zu Wort. Selbst Melenchon und Marine Le Pen wagen es nicht diese Vokabeln zu benutzen.

Krieg zwischen Frankreich und Deutschland wird wieder möglich
Geopolitik
Attzli (französisch)
Nichts ist für die Zukunft Frankreichs ernster als das, was derzeit mit Deutschland geschieht. Nichts ist für die Zukunft Deutschlands ernster als das, was derzeit mit Frankreich geschieht.

Es handelt sich keineswegs um einen Streit zwischen Personen oder gar um eine unterschiedliche Einschätzung der gleichen Herausforderung, nämlich des Zugangs zu Energie. Es handelt sich um einen tiefgreifenden Unterschied in den langfristigen strategischen Interessen.

Für Frankreich, das über Atomwaffen verfügt, stellt sich die Frage der ultimativen Verteidigung seines Territoriums nicht. Und die Frage nach seinem Zugang zu Energie stellt sich aufgrund der großartigen Anstrengungen früherer Generationen, das Land mit einer echten zivilen Atommacht auszustatten, in weniger extremer Form als für andere.

Aber die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist zu schwach, um allein in einer ultrakompetitiven Welt zu überleben: Frankreich braucht unbedingt den Euro, um nicht in die Todesspirale zu geraten, die es in der Vergangenheit erlebt hat, die Argentinien heute erlebt und die gerade Großbritannien bedroht hat. Sie verfügt also über eine strategische Souveränität, aber nicht über eine wirtschaftliche Souveränität. Und heute ist sie besorgt: Sie hat keine Energieautonomie mehr; ihre Armee ist sehr schwach; sie spürt genau, dass sie auf lange Sicht verloren ist. Für sie, die ihre Souveränität nicht vom Wohlwollen eines dominanten Verbündeten abhängig machen will, gibt es keine andere Zukunft als ein integriertes und strategisch autonomes Europa. Dies hat Paris gerade erneut vorgeschlagen.

Für Deutschland, dessen Wettbewerbsfähigkeit nach wie vor außergewöhnlich hoch ist, stellte sich die Frage der wirtschaftlichen Stärke nicht, solange es seine Autos und Werkzeugmaschinen nach China exportieren und seine Energie aus Russland importieren konnte. Was ihre Verteidigung angeht, kann sie sich jedoch nur auf die USA verlassen. Sie verfügt über wirtschaftliche Souveränität; nicht über strategische Souveränität. Und heute ist sie besorgt: Sie hat keinen Zugang mehr zu russischer Energie; und der chinesische Markt ist dabei, sich für ihre Produkte zu verschließen; sie spürt genau, dass sie auf lange Sicht verloren ist. Und für sie, die bei der Verteidigung ihrer territorialen Integrität nicht auf die bedingungslose Unterstützung Frankreichs zählen kann, gibt es keine andere Zukunft, als sich noch mehr in die Arme der Amerikaner zu werfen. Dies hat Berlin gerade getan, indem es ohne Absprache mit Frankreich plant, sich mit einem amerikanischen Raketenschutz auszustatten.

Diese Divergenz in den grundlegenden Interessen der beiden Nationen ist nicht neu. Sie war schon immer in allen Gesprächen zwischen der deutschen und der französischen Führung präsent. Darüber hinaus ist es diesen beiden Ländern nie gelungen, sich kulturell, demografisch und sozial zu integrieren: Diese beiden Nationen kennen sich immer noch sehr schlecht.

Was sechzig Jahre lang verhinderte, dass diese Divergenzen zu einer Quelle des Bruchs wurden, war, dass die Politiker dieser beiden Länder in ihrem Fleisch die Spuren dessen trugen, wozu ein deutsch-französischer Bruch geführt hatte: drei Kriege in einem Jahrhundert. Drei Kriege, die immer abscheulicher wurden. Und sie wussten, wie sie die notwendigen Zugeständnisse machen mussten, damit sich so etwas nie wiederholen würde. Sie vergaßen nicht die Lektionen ihres Lebens, die François Mitterrand in seiner letzten Rede vor dem Europäischen Parlament so treffend zusammenfasste: "Nationalismus ist Krieg."

Heute haben die Führer dieser beiden Länder nicht dieselbe Vergangenheit. Keiner von ihnen hat das Unglück - oder auch nur die Folgen des Unglücks - des Zweiten Weltkriegs aus nächster Nähe miterlebt. Viele von ihnen sind der Meinung, dass der Frieden zwischen unseren beiden Nationen für die kommenden Jahrhunderte garantiert ist. Und dass sie ohne weiteres abweichende Wege einschlagen können, ohne etwas Wesentliches zu riskieren.

Das ist dramatisch falsch. Wenn wir nicht so schnell wie möglich wieder auf den Pfad des Fortschritts in der europäischen Integration zurückkehren und jeder dem anderen Zugeständnisse macht, wird der gesamte Aufbau der letzten sechzig Jahre zusammenbrechen. Ganz genau: Wenn keine europäische Armee aufgebaut wird, wird die Europäische Zentralbank in Frage gestellt. Ein neuer deutsch-französischer Krieg wird noch vor Ende dieses Jahrhunderts wieder möglich sein.

Wir können uns darauf verlassen, dass unsere Feinde oder Konkurrenten in Washington, London, Moskau und Peking diese Glut anheizen werden.
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#33
Nun lassen wir mal die hysterisch überspitzten Schlussfolgeren am Ende beiseite, selbst wenn wir uns einfach nicht einig werden, wird dies bereits zum erheblichsten Schaden für beide Nationen führen. Meiner rein privaten Einschätzung nach sollte Deutschland daher Frankreich entgegen kommen, auch wenn dies "ungerecht" sein wird, auch wenn dann die Franzosen davon überproporational profitieren, auch wenn dies nicht der optimal mögliche Vorteil für Deutschland ist. Dennoch sollte dieses Opfer erbracht werden, muss erbracht werden, gerade eben um ein Fundament für eine Europäische Armee und eine wirkliche Europäische Sicherheitspolitik zu errichten, welche ansonsten meiner Meinung nach entweder gar nicht enstehen wird, oder nicht zeitnah genug.

Frankreich will führen, wir könnten es ihm ermöglichen. Umgekehrt wird es gar nicht funktionieren. Dann nach diesem Gedankensprung die dafür notwendigen Schritte auch tatsächlich zu tun, zu realer Politik werden zu lassen, fehlt in dieser Bundesrepublik einfach jede wirkliche Vision wie eine echte und nachhaltige gemeinsame Zukunft aussehen könnte.
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#34
Zitat:Dennoch sollte dieses Opfer erbracht werden, muss erbracht werden, gerade eben um ein Fundament für eine Europäische Armee und eine wirkliche Europäische Sicherheitspolitik zu errichten, welche ansonsten meiner Meinung nach entweder gar nicht enstehen wird, oder nicht zeitnah genug.

Ich denke das dieser Ansatz falsch ist. Tatsache ist doch das diese Projekt schlecht, bzw unzureichend vorbereitet, definiert wurden. Zu viel Spielraum für Interpretationen, Schlupflöcher etc. Und am Ende fühlen sich beide Seiten über den Tisch gezogen.

Zitat:M. Lecornu sur le SCAF
Aber so wie er es den Senatoren erklärte, hätte er sich vor allem darauf konzentriert, die "französische Vision" des SCAF zu verdeutlichen. "Wie man im Zivilrecht sagt, müssen diese Kooperationen synallagmatisch sein", sagte er.

Gemäß Artikel 1106 des Zivilgesetzbuchs ist ein Vertrag "synallagmatisch, wenn die Vertragspartner sich gegenseitig verpflichten". Und er ist "einseitig, wenn eine oder mehrere Personen sich gegenüber einer oder mehreren anderen Personen verpflichten, ohne dass diese eine gegenseitige Verpflichtung eingehen".

Das ist die grundsätzliche französische Forderung !
Die deutsche Politik ist doch nicht immer lesbar.

Ein aktuelles Beispiel Katar
( die WM dort zu machen war Unsinn, und nur von der Geldgier der FIFA motiviert)
* Habeck Vizekanzler und Minister war vor ein paar Wochen dort, verhandelte über Gas, scheiterte weil er keine langfristigen Verträge wollte.
* Scholz Kanzler kam danach gab einen diplomatisch fein tarierten Satz über Arbeiter und Menschenrechte ab, verhandelte und bekam Aussuchten auf Gaslieferung nach Erschließung der neuen Gasfelder
* Faeser Ministerin
Zitat:Die auch für den Sport zuständige Innenministerin hatte dem ARD-Magazin Monitor gesagt, dass die Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar für die Bundesregierung "total schwierig" sei. "Es gibt Kriterien, an die sich gehalten werden muss, und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird", kritisierte die Ministerin. Später ergänzte sie, dass bei der Vergabe internationaler Sportveranstaltungen künftig stärker als bisher auf menschenrechtliche Aspekte geschaut werden sollte.
Ergebnis deutscher Botschafter in Doha vorgeladen, diplomatische Krise etc
Bleibt die Frage, was ist die deutsche Politik, wer hat was zu sagen, wer nicht.

Zurück zum Thema Leuchtturmprojekte, wenn wir sie zum Erfolg führen wollen, müssen alle grundsätzlichen Fragen vorher geklärt werden, völkerrechtlich verbindlich.

Und ich hoffe das es zur Zeit hinter den Kulissen in Arbeit ist. Wenn nicht Aufhören!

Was die Europäische Armee angeht, wenn es von oben kommt, da wird auch in 10 Jahren nichts laufen. Das was laufen kann, und auch schon funktioniert, sind Projekte wie die Ca(pacite) Mo(toriisiert) von FR mit BE. Auf Augenhöhe, step by step, Luxemburg kommt ja immer mehr dazu und da kommt noch mehr.
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#35
Zitat:Eine andere Stimme aus Frankreich

Olaf Scholz, der Kanzler, der gezwungen ist, Deutschland an die erste Stelle zu setzen
Franeceinfo (französisch)
Artikel verfasst von
Fabien Jannic-Cherbonnel
France Televisions
Veröffentlicht am 29/10/2022 07:14 Aktualisiert vor 16 Minuten
Lesezeit: 6 Min.
[Bild: https://www.francetvinfo.fr/pictures/Mlb...uXUE9L.jpg]
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron am 9. Mai 2022 in Berlin (JOHN MACDOUGALL / AFP).

Die EU und Frankreich scheinen nicht mehr zu den Prioritäten des deutschen Regierungschefs zu gehören, obwohl er mit pro-europäischen Versprechungen gewählt wurde. Die Erklärung dafür ist in seiner Persönlichkeit zu suchen, aber auch in den Krisen, die das Land erschüttern.

Hat sich Deutschland für einen Alleingang in Europa entschieden? Diese Frage schwirrt den europäischen Partnern des bevölkerungsreichsten Landes der Europäischen Union im Kopf herum. Es muss gesagt werden, dass sich zwischen einer Abkühlung der deutsch-französischen Beziehungen, einem ohnhttps://www.faz.net/aktuell/e Vorwarnung vorgelegten 200-Milliarden-Euro-Hilfspaket für die Wirtschaft des Landes und einer Uneinigkeit über die Antwort auf die Energiekrise seit Monaten ein Dissens auf den anderen türmt. Die Zeit drängt jedoch, da die Inflation galoppiert und die Energiepreise in Europa weiter in die Höhe schnellen.

Was ist auf der anderen Seite des Rheins los? Ein Teil der Antwort ist in einem Mann zu suchen: Bundeskanzler Olaf Scholz, der vor einem Jahr an die Macht kam. Der 64-jährige Sozialdemokrat, der mehr damit beschäftigt war, die internen Streitigkeiten seiner regierenden Koalition (die Sozialdemokraten, Grüne und Liberale vereint) in den Griff zu bekommen, schien sich in den letzten Monaten von den europäischen Problemen abzuwenden.
Ein erfahrener, aber diskreter Politiker

Um die politischen Entscheidungen des deutschen Bundeskanzlers zu verstehen, muss man sich zunächst mit seiner Persönlichkeit beschäftigen. Olaf Scholz ist "ein bisschen falot, aber pragmatisch", wie Libération schrieb, und im Mitte-Links-Spektrum verwurzelt. "Er hat dieses Klischee des sehr diskreten Norddeutschen, das ihm anhaftet", betont Jacob Ross, Forscher beim Deutschen Rat für Internationale Beziehungen (DGAP). "Er hat eine Wahl gewonnen, die er überhaupt nicht dominiert hat, bei der er in der zweiten Reihe stand. Das ist eine Strategie, die funktioniert hat und die er auch nach der Kanzlerschaft beibehalten hat." Ein Beweis dafür ist die Seltenheit seiner Reden in Deutschland, "die ihm oft vorgeworfen werden", ergänzt dieser Experte für die deutsch-französischen Beziehungen.

Der ehemalige Bürgermeister von Hamburg ist ein diskreter, aber erfahrener Politiker. "Er ist sich der politischen Mechanismen sehr bewusst und weiß seinen Einfluss zu steuern, aber das ist von außen nicht spürbar", sagt Eileen Keller, Forscherin am Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg (DFI). Und dass Deutschland bei den großen Treffen abwesend schien, liegt daran, dass die deutsche Politik den Kanzler in Beschlag nimmt. "Er muss eine Regierung mit drei Parteien führen, die sich nicht in allem einig sind, das ist eine einzigartige Situation", erklärt Eileen Keller.
Infragestellung des deutschen Modells

Vor allem aber verlangsamt die Organisation des politischen Systems in Deutschland das Handeln des Regierungschefs. "Während in Frankreich der Präsident in außenpolitischen Angelegenheiten allmächtig ist, muss der deutsche Kanzler mit dem Bundestag zusammenarbeiten, der in EU-Angelegenheiten konsultiert werden muss, und mit seiner Koalition verhandeln", erklärt Jacob Ross. Es ist also nicht einfach, schnell auf unerwartete Ereignisse wie den Krieg in der Ukraine oder den Anstieg der Gaspreise zu reagieren.

"Man muss sich dennoch klarmachen, dass Deutschland dabei ist, sein Energie-, Wirtschafts- und Verteidigungsmodell in Frage zu stellen", erklärt Marie Krpata, Forscherin beim Comité d'études des relations franco-allemandes (Cerfa). Angesichts des Krieges in der Ukraine war die deutsche Regierung gezwungen, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu überprüfen, ihre Wirtschaft zu retten und massiv in ihre Armee zu investieren (100 Milliarden Euro). Radikale Veränderungen für ein Land, das an vorsichtige politische Entscheidungen gewöhnt ist.

Die Krisen in Europa haben den Kanzler, der an Konsens gewöhnt ist, sogar dazu veranlasst, einseitige Entscheidungen zu treffen. "Er hat zum Beispiel die Entscheidung, die Laufzeit der letzten drei Atomkraftwerke des Landes zu verlängern, allein getroffen", betont Eileen Keller. Seine Entscheidungen werden jedoch nicht immer gut aufgenommen. "Er wollte ein chinesisches Unternehmen den Hamburger Hafen aufkaufen lassen, gegen den Rat der Regierung und des Geheimdienstes", erinnert sie sich. Nach einer intensiven Polemik wurde dem chinesischen Unternehmen Cosco schließlich nur erlaubt, 25% der von ihm angestrebten Anteile zu übernehmen und wird somit nicht die Mehrheit haben, wie Le Figaro berichtete.
Neue geopolitische Lage

Olaf Scholz hat hingegen bei der Entscheidung einiger europäischer Fragen die Füße stillgehalten. Kann man daraus ein Desinteresse an der EU-Politik ableiten? "Das ist schwer vorstellbar, so gut kennt er diese Themen", schränkt Marie Krpata ein, die daran erinnert, dass der ehemalige Finanzminister "mit Bruno Le Maire zu tun hatte und am europäischen Konjunkturprogramm nach Covid-19 gearbeitet hat". "Er kennt diese Themen sehr gut", pflichtet ihm Jacob Ross bei. Man darf nicht vergessen, dass der Regierungsvertrag sehr pro-europäisch ist."

Sollte man also im Handeln der deutschen Regierung den Willen sehen, "Deutschland an die erste Stelle zu setzen", wie Politico (auf Englisch) behauptete? Ein Teil der Antwort liegt in der Heftigkeit der Krise, die das Land erschüttert.

"Es gibt keine Abneigung gegen Europa, sondern eine Situation der Kaufkraftkrise mit einer Inflation, die sich der 10%-Marke nähert [eine Schwelle, die auf der anderen Seite des Rheins im Oktober sogar überschritten wurde]. Der 200-Milliarden-Euro-Plan geht auf die konkreten Probleme der Bevölkerung ein, es ist normal, dass er zuerst an diese denkt."
Jacob Ross, Wissenschaftler beim Deutschen Rat für Internationale Beziehungen.

gegenüber franceinfo

Durch den Krieg in der Ukraine wachgerüttelt, musste Deutschland seine geopolitische Strategie, die auf Wandel durch Handel basiert, neu erfinden. "Es gab eine Form von Ungeschicklichkeit bei diesem Thema, bei dem sich Deutschland stark genug fühlt, um allein zu entscheiden", räumt Eileen Keller ein.
Ein deutsch-französischer Motor, der neu erfunden werden muss.

Die Auffrischung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich lässt sich im Übrigen auf der Höhe der Prioritäten von Olaf Scholz für Europa interpretieren. Der deutsche Bundeskanzler hatte seine Vision für die Zukunft der EU am 29. August in Prag (Tschechische Republik) zum Ausdruck gebracht, wie Le Grand continent in Erinnerung ruft. "Die Rede war nicht mit Frankreich abgestimmt, das er nicht einmal erwähnte", erinnert sich Jacob Ross.

"Die Botschaft seiner Rede porträtiert die Wichtigkeit, Europa zu erweitern", fügt Eileen Keller hinzu. Und in einem Europa, das sich nach Osten verschiebt, spielt die deutsch-französische Beziehung nicht mehr die gleiche Rolle." Prioritäten, die den Historiker Jacques-Pierre Gougeon in Le Monde zu der Schlussfolgerung veranlassten, dass Deutschland "seine Beziehung zu Frankreich relativiert". Die Folge: "Die deutsch-französische Beziehung ist auf der Suche nach einem neuen Motiv, um zu existieren", analysiert Jacob Ross. "Für junge Menschen ist das Konzept der Versöhnung, das diese Beziehungen begründet hat, sehr abstrakt", fügt der Experte hinzu, auch wenn, wie Eileen Keller erklärt, "bestimmte Bereiche der Zusammenarbeit wie die Städtepartnerschaften immer noch sehr gut funktionieren".

Für viele europäische Politiker ist der deutsch-französische Motor nach wie vor von zentraler Bedeutung. Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, sagte zum Beispiel am 24. Oktober auf France Inter, dass "die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland sehr wichtig für die Europäische Union ist". Die mangelnde Koordination mit den Nachbarn wurde im Übrigen bis nach Deutschland hinein kritisiert. Die deutsche Regierung, die sich gegenüber der Kritik nicht taub stellt, scheint die Scherben, insbesondere mit Frankreich, wieder zusammenfügen zu wollen. Eileen Keller betont: "Die Tatsache, dass der französische Präsident Alarm schlägt, hat in Deutschland ein Echo ausgelöst. Es ist das Bewusstsein gewachsen, dass man die Dinge nicht so hätte machen sollen", fügt die Forscherin hinzu.

Ein Beweis dafür ist die Organisation eines Mittagessens mit Emmanuel Macron am 26. Oktober, nachdem in der Woche zuvor die Verschiebung eines deutsch-französischen Ministerrats angekündigt worden war. Der Austausch war "sehr konstruktiv", so der Elysée-Palast. Die Gespräche waren mehr als notwendig, da sich die EU-27 noch dringend auf einen Mechanismus einigen müssen, um den Anstieg der Energiepreise zu bremsen.
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#36
Zitat:Was den Export angeht, ich denke das auch Italien, Spanien, eventuell Polen, Ungarn, Schweden einige Probleme mit den deutschen Exportideen haben.


Verteidigung: Deutschland spielt seine Differenzen mit Frankreich herunter
La Tribune (französisch=))
Trotz der Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten im Verteidigungsbereich (Kooperationen, Raketenabwehr und Rüstungsexporte) ist Berlin der Ansicht, dass sich die Positionen in einigen Dossiers zwischen Deutschland und Frankreich annähern (SCAF und Exporte).
Michel Cabirol
01 Nov 2022, 8:00

[Bild: https://static.latribune.fr/full_width/1...-l-air.jpg]
In Paris und Berlin herrscht angeblich eine "absolute Entschlossenheit", das SCAF-Programm (Future Air Combat System) zum Erfolg zu führen (Credits: Dassault Aviation / Eridia Studio / V. Almansa).

Wird es Deutschland und Frankreich gelingen, ihre derzeitigen Differenzen oder gar Missverständnisse im Verteidigungsbereich zu überwinden? Denn die Meinungsverschiedenheiten zwischen Paris und Berlin sind zahlreich in einem Bereich, der den Kern der Souveränität beider Länder berührt (Kooperationsprogramme, Raketenabwehrschild, Export von Waffensystemen usw.). In Deutschland werden all diese Schwierigkeiten heruntergespielt, indem man daran erinnert, dass "die politischen Kulturen sehr unterschiedlich" zwischen Paris und Berlin sind und dass "die Geschichte und die Geografie" der beiden Länder sie a priori voneinander entfernen.

Aber das deutsch-französische Paar bleibt für Deutschland und den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz von zentraler Bedeutung, wird in Deutschland nachdrücklich betont. Auch für Frankreich. Paris "muss seine Beziehung" zu Deutschland "vertiefen, um das Europa der Verteidigung angesichts der kürzlich geäußerten deutschen Ambitionen weiter aufzubauen", heißt es in der Revue nationale stratégique (RNS), die Emmanuel Macron am 9. November in Toulon vorstellen wird.

"Das Einzigartige an diesem deutsch-französischen Paar ist, dass wir, Frankreich und Deutschland, die absolute Entschlossenheit haben, eine Einigung zu finden, zu gemeinsamen Positionen zu gelangen oder zumindest sehr gut koordinierte Ansätze zu haben", heißt es in Berlin.

Eine Paarung, die durch das gute Einvernehmen zwischen Emmanuel Macron und Olaf Scholz gestärkt wird, der nach seiner Ernennung zum Bundeskanzler sehr schnell den Kontakt zum französischen Präsidenten gesucht hat. "Es gibt nicht nur eine sehr professionelle Zusammenarbeit (zwischen den beiden Männern, Anm. d. Red.), sondern es gibt auch ein persönliches Einvernehmen, das sehr positiv und stark ist", wird in Deutschland versichert.

Raketenabwehrschild: ein "Nicht-Konflikt" mit Frankreich

Der deutsche Raketenabwehrschild (European Skyshield Initiative), dessen Idee Ende August von Bundeskanzler Scholz in Prag vorgestellt wurde, hat in den letzten Wochen die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich gespannt. Es handelt sich um einen "Nicht-Konflikt", meint man im Übrigen in Deutschland.
Warum ist das so? Weil die beiden Länder eine unterschiedliche Geografie haben. Außerdem hat Berlin Moskaus neue Waffen, auch in nuklearen Versionen, die das russische Militär in der militarisierten Enklave Kaliningrad im Nordosten Europas gelagert hat, lange Zeit übersehen. Und verfügt daher derzeit über keine glaubwürdige Boden-Luft-Abwehr, um diesen neuen, gefürchteten Waffen entgegenzuwirken.

"Wir müssen diese spezifische Lücke sehr schnell schließen", um dieser Bedrohung von dieser "spezifischen" Enklave aus zu begegnen, wird in Deutschland bemerkt. Diese brutale Rückkehr zur Realität wurde durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgelöst. Berlin konnte Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Estland, Finnland, Norwegen, Litauen, Lettland, Rumänien, die Slowakei, Slowenien und die Niederlande dazu bringen, ein Projekt zum gemeinsamen Kauf eines bestehenden Systems zu starten.

Das Ergebnis: Sie wollen sich das israelische System Arrow 3 kaufen, das mit Hilfe der USA und Indiens entwickelt und von IAI hergestellt wurde. Washington blockiert jedoch momentan diesen Verkauf und würde das THAAD-System (Terminal High Altitude Area Defense), das zu 100 % "Made in USA" ist, forcieren.

Das seit langem bewährte französisch-italienische Boden-Luft-System SAMP/T, das einzige europäische Verteidigungssystem mit antiballistischen Fähigkeiten, wurde von Deutschland nicht einmal evaluiert. Berlin zog es angeblich vor, die Interoperabilität des Arrow-Systems mit dem Patriot-System, das bereits in einigen Mitgliedsstaaten der European Skyshield Initiative (ESSI) installiert ist, in den Vordergrund zu stellen. Dabei ist das französisch-italienische SAMP/T, das 2015 von der US-Raketenabwehrbehörde mit dem "Technology Pioneer Award" ausgezeichnet wurde, ebenfalls mit allen NATO-Systemen interoperabel.

Ob böswillig oder nicht, Deutschland war der Ansicht, dass es keine "gute Idee" sei, "auf etwas Neues" umzusteigen, das das Patriot-System "überflüssig" machen könnte. "Es gibt keine Absicht, Frankreich zu brüskieren, das eine andere Strategie gegen diese Art von Bedrohungen hat", heißt es in Deutschland.

Waffenverkäufe: eine Angleichung Berlins an Paris

Deutschland möchte in der Europäischen Union eine gemeinsame Politik für Rüstungsexporte "durchsetzen", die gegenüber Ländern außerhalb der EU und der NATO restriktiv ist. Berlin macht sich jedoch keine Illusionen über die kurzfristigen Chancen, Frankreich eine Politik der Harmonisierung der Rüstungsexporte aufzuzwingen, die einen großen Teil seiner Souveränität und Außenpolitik beschneiden würde. In der NSR versichert Frankreich, dass es "weiterhin Projekte zur Beschaffung von Verteidigungs- und Sicherheitsausrüstung" im arabisch-persischen Golf unterstützen müsse. Hier kommen wir wieder auf den Unterschied in der politischen Kultur zwischen Paris und Berlin zurück, wo Waffenexporte in Deutschland im Allgemeinen und insbesondere in der regierenden Koalition aus SPD, Grünen und FDP ein äußerst sensibles Thema sind.

Mit wenigen Ausnahmen fordern die deutschen Grünen einen Stopp der Waffenverkäufe in den großen Export. Im September hatte sich die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) in ihrer Rede zur nationalen Sicherheitsstrategie Deutschlands jedoch klar ausgedrückt:

"Mit unseren moralischen Vorbehalten stehen wir über unseren europäischen Partnern. Aber was bedeuten selbst die europäischen Werte, wenn wir unseren Partnern sagen, dass ihre Moral nicht gut genug ist?". Als Ergebnis wird sich Berlin bei Projekten in Zusammenarbeit mit Frankreich, aber auch mit anderen Partnern flexibler zeigen. Auf längere Sicht wird Deutschland aber wahrscheinlich nicht locker lassen. Denn eine europäische Verordnung über seine Prinzipien zu haben, "wäre ideal", meint man in Deutschland.

Optimismus für den SCAF, aber...

Trotz eines schmerzhaften und komplizierten Prozesses bleibt Berlin optimistisch, was die Fortsetzung des symbolträchtigsten Programms der Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland (dem sich auch Spanien angeschlossen hat), das Future Air Combat System (SCAF), betrifft. Es gebe eine "absolute Entschlossenheit" von Paris und Berlin, dieses Programm zum Erfolg zu führen, wird in Deutschland versichert.

Um erfolgreich zu sein, müssen sich zwei weit voneinander entfernte Industriekulturen einander annähern. "Die Unternehmenskulturen von Airbus, einem Unternehmen, das bereits an internationale Kooperationen gewöhnt ist, auf der einen Seite und Dassault, einem nationalen Champion, auf der anderen Seite zu verschmelzen, ist natürlich nicht ohne Schwierigkeiten möglich", heißt es in Deutschland. Dennoch wird der Bundestag, der seinen Industriellen sehr gut zuhört, das letzte Wort haben. Er und nur er allein in Deutschland, gegen alle Widerstände.
Michel Cabirol
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#37
Zitat:Das Ergebnis: Sie wollen sich das israelische System Arrow 3 kaufen, das mit Hilfe der USA und Indiens entwickelt und von IAI hergestellt wurde. Washington blockiert jedoch momentan diesen Verkauf und würde das THAAD-System (Terminal High Altitude Area Defense), das zu 100 % "Made in USA" ist, forcieren.

Das seit langem bewährte französisch-italienische Boden-Luft-System SAMP/T, das einzige europäische Verteidigungssystem mit antiballistischen Fähigkeiten, wurde von Deutschland nicht einmal evaluiert.

Ich habe es schon vor Jahren geschrieben und immer wieder: diesen Fehler, dass man SAMP/T nicht beschafft sondern sich gerade bei diesen Systemen so weiter an die Amerikaner hängt ist mir unbegreiflich. Ich verstehe einfach von Grund auf nicht, warum man sich dieser bestmöglichen Lösung so dermaßen verweigert.
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#38
(02.11.2022, 12:45)voyageur schrieb: Das Ergebnis: Sie wollen sich das israelische System Arrow 3 kaufen (...) Das seit langem bewährte französisch-italienische Boden-Luft-System SAMP/T, das einzige europäische Verteidigungssystem mit antiballistischen Fähigkeiten, wurde von Deutschland nicht einmal evaluiert.

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:

SAMP/T besitzt keine exoatmosphärischen Fähigkeiten und kann daher keine großflächige ABM leisten, ist also System also ungeeignet für einen paneuropäischen Schutzschirm. Das sollte ein Journalist wie Cabirol eigentlich wissen, also alles nur mediale Polemik. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass Frankreich mit Blick auf die europäische Initiative zur ABM immer auf endoatmosphärische Effektoren drängt, und in der Vergangenheit auch kein Interesse an gemeinsamen Studien zu exoatmosphärischen Effektoren gezeigt hat.
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#39
Zitat:SAMP/T besitzt keine exoatmosphärischen Fähigkeiten und kann daher keine großflächige ABM leisten, ist also System also ungeeignet für einen paneuropäischen Schutzschirm. Das sollte ein Journalist wie Cabirol eigentlich wissen, also alles nur mediale Polemik.

In diesem Zusammenhang eine Frage meinerseits. I
Meine Frage hier
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#40
Ich habe die Diskussion zum "militärischen Schengenraum" und Logistikfragen hierhin ausgelagert:
https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=6685
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#41
Zitat:Wir können es,wenn wir es wollen.
Höhepunkt des 1. "International Wargaming Meeting" war ein Turnier, das von den Teams 🇫🇷&🇩🇪 ex aequo gewonnen wurde.
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In der Armee wird Taktik auch mit Würfeln erlernt.
FOB (französisch)
Nathan Gain 24. November, 2022
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[Bild: https://www.forcesoperations.com/wp-cont...00x450.jpg]
Mehrere Dutzend Offiziere des Heeres und aus fünf alliierten Nationen trafen sich diese Woche in Paris, um sich über das Thema Wargame auszutauschen. Das Treffen wurde von der École de guerre-Terre (Edg-T) und dem Centre de doctrine et d'enseignement du commandement (CDEC) organisiert und gipfelte in einem Wettbewerb, der von einem französischen und einem deutschen Team gemeinsam gewonnen wurde.

"Der beste Taktiker soll gewinnen".

Einen Tag lang wurde der Krieg zwischen den alliierten Nationen mit Würfeln und Karten ausgetragen. Ein Dutzend Heeresverbände und ihre Kollegen aus Deutschland, Großbritannien, Italien, den USA und Belgien trafen sich im Hotel des Invalides zu einem internationalen Wargaming-Turnier, dem ersten seiner Art in Frankreich. Vier Runden zu je drei Duellen folgten aufeinander, jedes Mal unter der Aufsicht eines französischen oder ausländischen Beobachters. Welche Umgebung wurde ausgewählt? Mémoire 44, ein Spiel über den Zweiten Weltkrieg, das weder zu zielgerichtet noch zu komplex ist und daher alle vereint.

Das Treffen war eine seltene Gelegenheit, um bewährte Praktiken auszutauschen, Ideen zu sammeln und eine gemeinsame Kultur des Wargaming aufzubauen. "Gute Nachrichten: Wir haben fast alle die gleiche Vision. Dank dieses Wettbewerbs werden sich Synergien entwickeln können", sagte der Direktor des Edg-T, Oberst Sébastien Chênebeau.

Das Treffen bot nicht nur einen wertvollen Erfahrungsaustausch, sondern auch die Möglichkeit, den Stand der Dinge in den einzelnen Ländern festzustellen. "Die Amerikaner haben ein sehr weit entwickeltes System, die Deutschen sind sehr weit fortgeschritten und arbeiten bereits viel mit anderen Ländern zusammen", stellte Oberst Chênebeau fest. Insbesondere mit Belgien, das Wargaming bei der Vorbereitung von Operationen und bei der Ausbildung von Offizieren, die am Collège de Défense zugelassen sind, einsetzt. Belgien, das ursprünglich in Koalitionen engagiert war, nutzt diese "notwendigen und sehr nützlichen" Tools seit über 20 Jahren, wie ein hoher belgischer Offizier feststellt.

Das französische Militär möchte diese kleine NATO-Gemeinschaft, die selbst eine Wargame-Initiative ins Leben gerufen hat, weiter ausbauen. Bei diesem ersten Treffen in Paris wurden "interessante Arbeitsansätze" mit den ausländischen Teilnehmern entdeckt. Die Initiative zieht weitere nach sich, da mehrere Länder den Wunsch geäußert haben, 2023 wiederzukommen.

Die Entscheidungsträger von morgen ausbilden

Unabhängig von den nationalen Varianten geht es bei Kriegsspielen immer um dasselbe: die Fähigkeit, sich auf einen Konflikt vorbereiten zu können, ohne seine Mittel vor Ort einsetzen zu müssen. Jahrhundert von der preußischen Armee erfunden wurde, hat sich das Kriegsspiel von Anfang an als eine "sehr kostengünstige und ergiebige Art der Operationsvorbereitung" durchgesetzt, wie Oberst Chênebeau betont.

Nachdem das Kriegsspiel eine Zeit lang in den Hintergrund gerückt war, ist es in den letzten fünf bis zehn Jahren wieder in den Vordergrund gerückt. In der Armee wird seit drei Jahren intensiv an der Entwicklung des Spiels gearbeitet, mit dem Ziel, "die Offiziere der Armee in der Komplexität der Operationen zu schulen, die man damals schon wahrnahm und die uns jetzt offenbart wird". Dasselbe gilt für Belgien, wo die vor zwei Jahren begonnene Reinvestition ebenfalls von der Entstehung einer neuen Generation von "Gaming"-Offizieren geprägt ist.
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Neben den Lösungen, die von und für das Militär geschaffen wurden, wird das Kriegsspiel seit langem von Initiativen aus der zivilen Welt getragen.

Auch wenn Kriegsspiele "uns nicht allein den Krieg gewinnen lassen werden", ermöglichen sie es, neue Leitplanken zu setzen, den taktischen Sinn zu schärfen und insgesamt die Entscheidungsträger besser vorzubereiten, fasst der Oberst zusammen. Staffelführer Guillaume ist eines der beiden Mitglieder des zum Sieger erklärten französischen Zweiergespanns. Der Offizier der Zugtruppen, der schon immer eine Leidenschaft für Wargames hatte, sieht darin ein "Trainingswerkzeug", das "permanentes Lernen" ermöglicht.

Die Wiedereinführung des Wargames erwies sich als "gute Intuition", meint der Direktor des Edg-T. Alle seine Offiziersanwärter spielen es während ihres Ausbildungsjahres etwa 40 Stunden lang. "Sie haben das Recht zu scheitern, sie haben das Recht, es erneut zu versuchen, sie haben das Recht, neue Dinge auszuprobieren. Letztendlich führt diese Abfolge von Fehlschlägen und Erfolgen zur Entwicklung einer "Datenbank" von Situationen, die dem Offizier hilft, seine Intuition zu entwickeln und die richtige Entscheidung zu treffen, wenn er einmal im Einsatz ist.

Thematische und technische Entwicklungen

Das Kriegsspiel, das sich häufig auf das Triptychon Infanterie, Kavallerie und Artillerie konzentriert, geht heute über den konventionellen Bereich hinaus, um andere Fähigkeiten und andere Arten der Konfrontation zu berühren. Das Sicherheitsumfeld trägt dazu bei, dass sich die Ausgangsszenarien weiterentwickeln, ohne dabei den Rahmen der französischen Doktrin zu sprengen", erläutert Bataillonschef Guillaume.

Parallel zu einem wachsenden Angebot für die breite Öffentlichkeit entwickelt die Armee ihre eigenen Tools und entwickelt sie weiter. Sie sind auf eine Fähigkeit und/oder eine Doktrin ausgerichtet und sollen nicht vermarktet werden. Der Austausch zwischen den Alliierten wird hingegen gefördert. Das Spiel "Duel Tactique" ist eines davon. Es entstand aus einer internen Initiative und wurde insbesondere für das Manövrieren großer Einheiten von 5.000 bis 60.000 Mann konzipiert.

Dieser Vorläufer fand sehr schnell Nachahmer unter den Praktikanten. Einer von ihnen entwickelte LogOps, ein Spiel, das sich, wie der Name schon sagt, auf die operative Logistik konzentriert. Es ist mit Duel Tactique kompatibel und konzentriert sich auf das Ressourcenmanagement. Angesichts des russisch-ukrainischen Konflikts stößt es auf wachsendes Interesse. "Wenn man sieht, was in der Ukraine passiert, ist es gut, dass wir an der Logistik arbeiten. Wenn man die Verlustraten an Material und Menschen sieht, die Regeneration, die das erfordert, und die Bedrohungen, die im Rücken lauern, können wir darauf nicht verzichten", kommentiert Oberst Chênebeau.

Weitere Projekte befinden sich in der Entwicklung. Dies sind zum Beispiel Werkzeuge, die es ermöglichen, eine Krise auf nationalem Gebiet zu spielen. Ein weiteres soll die zunehmende Berücksichtigung von Einflussmanövern und nicht-kinetischen Operationen unterstützen. Der belgische Nachbar verfolgt eine ähnliche Logik und hat sich vorgenommen, das Feld zunächst auf das ukrainische Theater und Anfang 2023 auf den Kampf in städtischen Gebieten auszuweiten.

Darüber hinaus könnte das Kriegsspiel eines Tages dematerialisiert werden. Das Edg-T arbeitet mit einigen Unternehmen der Branche, darunter Thales und Airbus, zusammen, um seine Spiele zu digitalisieren. Noch weitergehend könnten diese Spiele einen Baustein künstlicher Intelligenz enthalten, "um sie zu automatisieren und an Geschwindigkeit zu gewinnen". "Es geht um die Geschwindigkeit von Entscheidungen, die immer wichtiger wird. Darauf müssen wir unbedingt reagieren", so Oberst Chênebeau abschließend.
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#42
In diesem Kontext:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=5618
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#43
Atomkraft: Frankreich verbündet sich mit zehn EU-Staaten, um "neue Projekte" für die Branche zu "unterstützen".
Franvetvinfo (französisch)
Diese 11 Länder verteidigen die Vorteile der Kernenergie, um "unsere Klimaziele zu erreichen", eine Linie, die von Staaten wie Deutschland und Österreich kritisiert wird.
Artikel verfasst von.
franceinfo mit AFP
France Télévisions
Veröffentlicht am 28/02/2023 19:06 Aktualisiert am 28/02/2023 19:18
Lesezeit: 1 Min.
[Bild: https://www.francetvinfo.fr/pictures/2th...38v4cf.jpg]
Das Atomkraftwerk Golfech (Tarn-et-Garonne), am 9. Februar 2023. (MATTHIEU RONDEL / AFP)

Der Club der Atomkraftbefürworter nimmt Gestalt an. Elf EU-Länder, angeführt von Frankreich, haben am Dienstag, den 28. Februar, eine Vertiefung ihrer Zusammenarbeit im Bereich der Atomenergie angekündigt, trotz des erbitterten Widerstands Deutschlands. "Die Kernenergie ist eines der vielen Instrumente zur Erreichung unserer Klimaziele, zur Erzeugung von Grundlaststrom und zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit", erklärten sie in einer gemeinsamen Erklärung.

Frankreich, Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Finnland, die Niederlande, Polen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien vereinbaren, "neue Projekte" im Nuklearbereich zu unterstützen, die insbesondere "auf innovativen Technologien" beruhen, sowie "den Betrieb bestehender Kraftwerke". Der Text sieht gemeinsame Ausbildungsprojekte, "Möglichkeiten für eine verstärkte wissenschaftliche Zusammenarbeit" und den Austausch "bewährter Verfahren im Bereich der Sicherheit" vor.

Für Paris ist die Kernenergie, die steuerbar ist und keine CO2-Emissionen verursacht, "komplementär" zu den erneuerbaren Energien, um das europäische Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen. "Die USA, Großbritannien, Südkorea, China, Indien und sogar Japan sehen die Kernenergie als ein wichtiges Mittel zur Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft an. Wir müssen auf gleicher Augenhöhe sein", hatte die französische Ministerin Agnès Pannier-Runacher am Montag plädiert.
Für Berlin haben die erneuerbaren Energien Vorrang.

Die elf Unterzeichnerstaaten sind dieselben, die Ende 2021 die Anerkennung der "Nachhaltigkeit" der Kernenergie in der europäischen "Taxonomie" unterstützten, eine grüne Kennzeichnung, die es ermöglicht, bestimmte Investitionen zu erleichtern. Sie hatten sich in dem Mitte 2022 verabschiedeten Text durchgesetzt.

Deutschland ist seinerseits der Ansicht, dass sich Europa auf die Finanzierung der erneuerbaren Energien konzentrieren sollte. "Wir haben Dekarbonisierungsziele, die jeder Staat nach eigenem Ermessen erreichen kann. Aber die EU hat sich auch Ziele für erneuerbare Energien gesetzt, die wir gemeinsam erreichen müssen", zu denen die Kernenergie nicht beitragen könne, sagte Staatssekretär Sven Giegold.

Die Atomfeindlichkeit Berlins wird insbesondere von Österreich und Luxemburg geteilt. "Um das Rennen gegen den Klimawandel zu gewinnen, müssen wir schnell sein. Neue Atomkraftwerke haben eine Bauzeit von 15 Jahren und sind zwei- bis dreimal so teuer wie Wind- und Solarenergie", argumentierte der luxemburgische Minister Claude Turmes.
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#44
Preis der Elektrizität
Heutige Aussage von Emanuel Macron.
Zitat:Wenn es im Oktoberr keine Einigung auf europäischer Ebene zu Änderungen in der Preisfindung (letzte verwendete Energie = Gas) gibt, wird Frankreich aus dem europäischen Strommarkt aussteigen, und wieder national seine Elektrizitätspreis festlegen.
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